Friedrich-Wilhelms-Hütte

Allgemeines

FirmennameFriedrich-Wilhelms-Hütte
OrtssitzMülheim (Ruhr)
StraßeFriedrich-Ebert-Str. 100
Postleitzahl45473
Internet-Seitehttp://www.fwh.de
Art des UnternehmensEisenhütte und Maschinenfabrik
AnmerkungenAuch: "Actien-Gesellschaft Bergwerks-Verein ..." bzw. "Eisenhütte Friedrich Wilhelm" oder "Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten AG, Abt. ...". Zählt noch um 1908 zu den bedeutendsten Dampfmaschinenfabriken für das Berg- und Hüttenwesen. Das Unternehmen geht auf den Industrie- und Dampfmaschinenpionier Johann Dinnendahl (1811) zurück. 1838: "Friedrich-Wilhelms-Hütte, Grönig [oder Gering?], Deus & Moll". 1955: "Eisenwerke Mülheim/Meiderich AG, Werk Friedrich Wilhelms-Hütte" mit obiger Adresse.
Quellenangaben[Wagenbreth: Dampfmaschinen (1986) 243] [Eisenbahnwesen d Gegenw (1911) II, 407] [Matschoß: Entw. Dampfmaschine I (1908) 169] [Wegweiser durch die Kohlenreviere (1955) 9*] [Werbeschrift DBM Bochum]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
06.06.1780 Geburt von Johann Dinnendahl in (Essen-) Horst
1811 Die spätere Friedrich-Wilhelms-Hütte wird durch den "Mechanikus" Johann Dinnendahl als Schmiede gegründet. Er macht sich mit mehr als 11.000 Talern, die er von seinem Bruder Franz erhält, selbständig. Franz Dinnendahl führt fortan sein Maschinenbaugeschäft in Essen allein fort, und Johann repariert bei Bedarf Dampfmaschinen, baut Förderwagen und bezieht die gußeisernen Teile von der Gutehoffnungshütte. - Der Name der Hütte (ab 1831) geht auf einen zeitweiligen Geschäftspartner Dinnendahls, Friedrich Wilhelm Liebrecht, zurück.
1825 Die von Johann Dinnendahl gegründete spätere Friedrich-Wilhelm-Hütte baut bis 1825 20 Dampfmaschinen, darunter eine Gebläsemaschine
1831 Friedrich Wilhelm Liebrecht wird von Johann Dinnendahl als Partner aufgenommen, um mit seinem Geld den Bau zweier Hochofenanlagen zu ermöglichen, deren geschätzte Kosten (80.000 - 90.000 Taler pro Hochofen) die Finanzkraft Dinnendahls übersteigen. Die eine soll in Ruhrort nach Dinnendahl als "Johannes-Hütte", die andere in Mülheim soll nach Liebrecht "Friedrich Wilhelms-Hütte" bezeichnet werden. - Liebrecht scheidet zwar um 1832 wieder aus, aber nach dessen Vornamen bleibt der Mülheimer Betrieb benannt.
19.06.1832 Dinnendahl und Liebrecht beantragen die Konzession zur Aufstellung von zwei Hochöfen für Koksbetrieb (für das Mülheimer Werk und für eine Eisenhütte "Sankt Johannes" in Ruhrort); die Belehnung durch das Oberbergamt Dortmund erfolgt am 19. Juni. - Liebrecht tritt vom Vertrag zurück, und Dinnendahl erhält daher nur für die Mülheimer Hütte eine Konzession "zur Etablierung eines Eisenhüttenwerks auf Steinkohlen-Coaks" mit den Partnern Friedrich August Deus und Heinrich Moll.
1836 und 1837 Lieferung von zwei Dampfmaschinen an die Zeche "Preußisch Clus" in Meißen bei Minden
1837 Peter Goering aus Düsseldorf wird Teilhaber und Nachfolger J. Dinnendahls
1837 J. Dinnendahl verkauft seinen Geschäftsanteil an der "Friedrich-Wilhelms-Hütte" an den Düsseldorfer Unternehmer Peter Göring und zieht auf den Arminschen Hof in Meißen bei Hausberge, um sich neuen Unternehmen zu widmen.
1849 Die Hütte nimmt den ersten Kokshochofen des Ruhrgebiets in Betrieb.
bis 1851 In den ersten vierzig Jahren entwickelt sich die Hütte zu einem gemischten, vertikal organisierten Unternehmen mit drei Säulen: Gießerei, Maschinenbau, Roheisenproduktion.
08.11.1852 Die Friedrich-Wilhelms-Hütte wird unter dem Namen "Bergwerks-Verein Friedrich-Wilhelms-Hütte" in eine Aktiengesellschaft verwandelt. Hauptbeteiligte sind die Mülheimer Kaufleute Friedrich August Deus, Heinrich Moll und Christian Wilhelm Meurer.
12.1865 Ende des Jahres verhandelt Valentin Joseph Schlink (1831 - 1893) mit der Aktiengesellschaft Bergwerksverein Friedrich Wilhelms-Hütte in Mühlheim an der Ruhr über einen beruflichen Wechsel.
01.05.1866 Der Verwaltungsrat der Friedrich-Wilhelms-Hütte beruft Joseph Schlink zum technischen Direktor mit einem jährlichen Gehalt von 1.500 Talern, zuzüglich einer Tantieme von mindestens 300 Talern.
Anfang 1870er Unter Schlink erfolgen Anfang der 1870er Jahre große Investitionen. Den Schwerpunkt bildet die Herstellung von hochwertigem Gießereiroheisen.
Anfang 1870er Auf dem Gelände der Hütte entsteht eine neue Röhrengießerei.
1871 Nach Schlinks Vorarbeiten und Vorgaben, die von Carl Gödecke in exakte Pläne umgesetzt werden, beginnt die Friedrich-Wilhelms-Hütte zwei neue Hochöfen zu bauen.
1871 Im Geschäftsbericht von 1871 heißt es in Bezug auf die neue Hochofenanlage: "den neuesten Erfindungen der Hochofentechnik in der vollendetsten Weise Rechnung zu tragen, namentlich da, wo die practische Erfahrung, sei es in England oder sei es auf dem Continente, dieses überzeugend und dringend empfiehlt".
1874-1875 Die neuen Hochöfen der Hütte werden 1874 bzw. 1875 abgeblasen. Sie zählen mit 20 m Höhe und einer durchschnittlichen Tagesproduktion von 52 t (1879) zu den leistungsfähigsten ihrer Zeit; die Konstruktion basiert auf der "schottischen" Bauweise (mit Blechmantel statt Ziegelsteinmauern).
1874 Die neue Röhrengießerei ist fertiggestellt.
1874 Die Kraft'sche Nockensteuerung für Dampffördermaschinen wird in Westdeutschland erstmals von der Friedrich-Wilhlems-Hütte aufgegriffen, die sie bei einem Hochdruckzylinder einer Verbund-Fördermaschine anwendet.
1874 Erstmalige Verwendung der Kraft'schen Nockensteuerung in Westdeutschland beim Hochdruckzylinder einer Verbund-Fördermaschine
01.08.1879 In den Annalen für Gewerbe und Bauwesen stellt Schlink die Hochofenanlage der Friedrich-Wilhelms-Hütte einem breiteren Fachpublikum vor
1880 Im Geschäftsbericht von 1880 wird die Funktion der Hochöfen bemängelt.
1890 Schlink nimmt an der großen Studienfahrt des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute in die Vereinigten Staatenteil, von der sich der Aufsichtsrat der Friedrich-Wilheims-Hütte Erkenntnisse erhoft, wie das Unternehmen in Zukunft sichere Rendite bringen könne.
1891 Schlink geht bei seiner Rede bei der Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute auf die Umweltzerstörung in den Industrieregionen der USA ein. Praktische Konsequenzen aus diesen Erfahrungen sind nicht erkennbar, die FriedrichWilhelms-Hütte handelt auf dem Gebiet der Abwässerentsorgung nicht richtungsweisend.
1892 Schlink setzt durch, daß die unzureichende Gas- und Petroleum-Beleuchtung durch eine elektrische Beleuchtung ersetzt wird.
1901 Paul Reusch wird Direktor der Friedrich Wilhelms-Hütte in Mülheim
1905 Die Friedrich Wilhelms-Hütte wird unter Hugo Stinnes von der "Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-AG" übernommen.
1907 Die Stahlgießerei wird in Betrieb genommen.
1910 Im deutschen Bergbau sind um 1910 2 dampfbetriebene Luftkompressoren (Gesamtleistung: 728 PS) der Hütte in Betrieb. Davon 1 Zwillings- und eine einfachwirkende Maschine.
1933 Mit den Werken der Friedrich Wilhelms-Hütte, dem Schalker Verein, der Hütte in Meiderich und der Gießerei in Hilden werden die "Deutschen Eisenwerke AG" als eigener Betriebsgesellschaft der "Vereinigten Stahlwerke" gegründet.
1948 Das Unternehmen wird nach der Entflechtung der "Vereinigte Stahlwerke AG" mit der "Gießerei Hüttenbetrieb Meiderich" zur "Eisenwerke Mülheim/Meiderich AG" verschmolzen.
1963 Übernahme durch Rheinstahl und die Zusammenlegung mit den "Eisenwerken Gelsenkirchen" und der Ruhrstahl zur "Rheinstahl Hüttenwerke AG"
1976 Namensänderung der "Eisenwerke Mülheim/Meiderich AG" in "Thyssen Gießerei AG, Werk Friedrich Wilhelms-Hütte" nach der Übernahme des Rheinstahlkonzerns durch die "August Thyssen-Hütte AG"
1998 Zusammenlegung der Geschäftsbereiche "Thyssen Umformtechnik GmbH" und "Thyssen Guß AG" in "Thyssen Umformtechnik + Guß GmbH"
2001 Die Gießerei wird von der "Georgsmarienhütte Holding GmbH" erworben und wird ein eigenständiges Unternehmen in deren Geschäftsbereich Guß.
2006 Aus dem Werk entstehen die beiden Unternehmen "Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH" und "Friedrich Wilhelms-Hütte Stahlguss GmbH"
2007-2009 Im Zuge der strategischen Neuausrichtung bei der "Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH" und der "Friedrich Wilhelms-Hütte Stahlguss GmbH" werden umfangreiche Investitionen zur Produktionserweiterung und ?modernisierung durchgeführt sowie strukturelle Änderungen vorgenommen.
24.06.2011 Festakt zum 200jährigen Jubiläum, zu dem 350 Gäste geladen sind. Gastredner sind u.a. die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, und Dr. Jürgen Großmann, Gesellschafter der Georgsmarienhütte GmbH.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Achslagerkasten 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Betriebsdampfmaschinen 1825 schon 20 Maschinen gebaut 1911 [Eisenbahnwesen d Gegenw (1911) II, 407]  
Betriebsmaschinen 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Bremsklötze 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Dampffördermaschinen 1909 Erste Erwähnung 1955 [Wegweiser durch die Kohlenreviere (1955)]  
Eisen 1911 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung 1922: 4 Hochöfen mit 200.000 t/a Erzeugungsfähigkeit
Gießereiprodukte 1911 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung  
Großgasmaschinen 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Luft-Kompressoren 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Pumpenanlagen 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Röhren 1911 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung  
Tübbings 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Unterlagsplatten für Eisenbahnbau 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Walzwerks-Einrichtungen 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  
Walzwerks-Einrichtungen 1911 Erste Erwähnung 1911 Letzte Erwähnung  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfluftpumpe vor 1906 Maschinenfabrik Sangerhausen Aktiengesellschaft
Dampfgebläsemaschine   Friedrich-Wilhelms-Hütte




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1910 2200       [Koepper: In Schacht und Hütte (1912) 418]




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1833 Umbenennung zuvor Johann Dinnendahl  
1933 Anschluß (Namensverlust) danach Deutsche Eisenwerke Aktiengesellschaft