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Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft
Firmenname | Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft |
Ortssitz | Brünn (Mähren) |
Straße | Olmützer Gasse 7-9 |
Art des Unternehmens | Maschinenfabrik |
Anmerkungen | Tschechische Namensform: "Prvnà brnenská strojÃrna" ["e" mit Haschek]. Entstanden durch Vereinigung von Th. Bracegirdle und von H. A. Luz (siehe beide). Olmützer Gasse = ehem. Luzwerk; 1935: 1500 Arbeiter im Luzwerk, dort 1840 PS Dampfkraft (Turbinen). Dazu seit 1900 die "Friedrich Wannieck & Co." (s.d.). Firmierung (lt. Briefbogen von 1930; hier: Briefkopf mit Zusatz "Luzwerk"): "Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, [*)] früher H. A. Luz, Friedrich Wannieck & Co., Jos. Pauker & Sohn und Akt.-Ges. für Maschinenbau vorm. Brand & Lhuillier" [*) ab hier in kleinerer Typographie]; mit dem Zusatz "Maschinenfabriken, Eisengießereien, Metallgießereien und Kesselschmieden". Anton Hödl war 1926-1945 Generaldirektor. |
Quellenangaben | [Beitr Gesch Technik (1913) 297] [VDI 53 (1909) 2019] Mai 1973 (Internet) [Industriekompaß (1935/36) 598] [Hundertj. Geschichte ... (1921)] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5063] |
Hinweise | [Hödl, Anton: Erinnerungen (1963-1967) in http://www.joern.de] |
Zeit |
Ereignis |
1814 |
In Schlappanitz [Slapanice] wird von dem aus Württemberg stammenden Johann Reiff und seinen Gesellschaftern eine Spinnerei gegründet, die sich auch mit der Herstellung von Textilmaschinen befassen. |
1821 |
Nach Reiffs Tod übernimmt Heinrich Alexander Luz im Jahre 1821 den Betrieb von Johann Reiff; er wendet sich in erster Linie der Herstellung von Dampfmaschinen zu. |
1872 |
Gründung mit einem Kapital von fl. 1.000.000,00 durch Zusammenschluß der Firmen "H. A. Luz" (gegr. 1821) und "Bracegirdle & Sohn" (gegr. 1844). |
18.02.1872 |
Fusion der Firmen "Thomas Bracegirdle & Sohn, Brünn" und "K. k. priv. Maschinenfabrik H.A. Luz, Brünn" zu der Aktiengesellschaft "Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn" |
1873 |
Die Werksanlagen der ehemaligen Firma Bracegirdle im Vorort Kröna werden stillgelegt |
1874 |
Das Werk von "Bracegirdle & Sohn" wird stillgelegt und das Luz-Werk erweitert. |
1878 |
Aufnahme des Baus von Dampfmaschinen mit Rider-Steuerung |
1880 |
Die lebhafte Entwicklung des Dampfmaschinenbaus führt unter Oberingenieur Hauber zum Bau von Collmann-Maschinen, ferner Zwillingsdampfmaschinen, Dampfmaschinen in Tandem-Bauart. |
1880 |
Nachdem bereits einige Zeit Woolf'sche Verbundmaschinen erbaut wurden, wird der Bau von echten Verbundmaschinen (mit Corliss- o. Collmann-Steuerung) aufgenommen |
15.03.1880 |
Lizenzvertrag mit Alfred Collmann, Wien zum Bau seiner Ventilsteuerung |
15.03.1880 |
Die Lizenz für die Collmann-Steuerung wird erworben |
19.12.1881 |
Geburt von Anton Hödl in Innsbruck. - Er wächst in Prag und Jägerndorf auf, studiert an der Technischen Hochschule in Wien und ist vor dem Ersten Weltkrieg als Ingenieur in Wien, Mährisch-Ostrau und Berlin tätig. Den ersten Weltkrieg macht er an verschiedenen Kriegsschauplätzen bis zum Hauptmann mit, wird nach dem Kriege Direktor der Witkowitzer Eisenwerke, dann Zentraldirektor der Lapp-Finze AG in Graz, ehe er 1926 Generaldirektor der "Ersten Brünner" wird. |
1882 |
Bau von Tischbeinkesseln und den ersten Wasserrohrkesseln, bei denen die Rohre mit geschweißten, durch Stehbolzen versteiften Kammern verbunden sind |
1885 |
Aufnahme des Baus von schnellaufenden Dampfmaschinen mit Kolbenschiebersteuerung und Achsenregulator zum Antrieb von Generatoren |
1888 |
Bau der Maschinen für die Drina-Heckraddampfer "Lim" und "Zwornik" |
1888 |
Aufnahme des Baus von Dreifachexpansions-Maschinen (mit Collmann-Steuerung) |
1889 |
Lieferung von 19 liegenden Schnelläufern von je 1000 PS für ein Kraftwerk in Wien |
1890 |
Beginn der Fertigung von Kesselspeisepumpen Bauart Voit-Hooker. Später wird der Bau vielstufiger Kreiselpumpen aufgenommen, die die Kessellieferungen ergänzten. In weiterer Folge kommt der Bau von Umwälzpumpen hinzu, der in der Lieferung einer größeren Zahl derartiger Pumpen riesiger Abmessungen nach Ägypten gipfelt. Die Abteilung wird lange von den Oberingenieuren Polaczek und Czopek geführt. |
1890 |
Aufnahme des Baus von Wasserrohrkesseln der Bauart Babcock & Wilcox |
1893 |
Der Bau keramischer Maschinen tritt an die Stelle des aufgelassenen Textilmaschinenbaus. Die Fertigung umfaßt zunächst Ziegelpressen, später auch Kohlebrikettpressen, Schamottepressen, Steinbrecher und anderes mehr. |
1895 |
Beginn der Fertigung raschlaufender stehender Dampfmaschinen. |
1895 |
Die Collmann-Steuerung wird durch die verbesserte Neue-Collmann-Steuerung abgelöst |
1895 |
Abschluß eines Lizenzvertrages über Schmidt'sche Heißdampfmaschinen mit der Ersten Brünner Maschinenfabrik |
1896 |
Bau der ersten Dampfmaschinen mit Lentz-Ventilsteuerung der Welt durch Hugo Lentz bei der "Ersten Brünner Maschinenfabrik" |
1896 |
Bau der Dampfmaschinen für die beiden einzigen auf der Werft Korneuburg erbauten Raddampfer "Glanz" und "Vindobona" der D.D.S.G. |
1900 |
Ausstellung einer 1200-kVA-Dampfmaschine auf der Weltausstellung Paris |
1900 |
Eine Dampfmaschine Bauart Lentz von 1000 PS der "Ersten Brünner Maschinenfabrik" wird auf der Pariser Weltausstellung 1900 gezeigt und trägt Lentz die goldene Medaille ein. |
1900-1901 |
Bau von fünf 4000 PS Dampfmaschinen 1900/01 für das Kraftwerk Simmering der Stadt Wien |
1900 |
Von der Firma "Friedrich Wannieck & Komp." (gegr. 1895) wird eine Maschinenfabrik in Brünn erworben für K 800.000,00 neu ausgegebene Aktien. |
18.04.1900 |
Sitzung der Führung der "Ersten Brünner" betreffs Verschmelzung beider Großfirmen. Die Tagesordnung besagt unter anderem: "... das Maschinenfabriks-Unternehmen der Firma Friedrich Wannieck & Co. unserem Unternehmen anzugliedern. Ein weiterer Ansporn war für uns auch der Umstand, daß wir mit der Erwerbung des Unternehmens der Firma Friedrich Wannieck & Co. in deren Verhältnis zu der Firma Gebrüder Sulzer in Winterthur eintreten, welche Verbindung wir als sehr wertvoll für uns halten." |
1901 |
Übernahme des Wannieckwerkes durch die Erste Brünner Maschinenfabrik |
1901 |
Bau des 3000. Dampfkessels |
17.03.1902 |
Die Erste Brünner nimmt mit der englischen Firma Parsons Verhandlungen auf und beginnt 1902 mit der Fertigung von Dampfturbinen. Es sind reine Überdruck-Turbinen mit allen ihnen anhaftenden Mängeln, vor allem geringer Wirtschaftlichkeit. Die Fertigung erfolgt im Wannieckwerk; die erste Turbine Bauart Parsons leistet 200 kW. - Die Österreichische Parsons-Dampfturbinen-Gesellschaft wird am 17. März gegründet. Im Verwaltungsrat der Dampfturbinengesellschaft sind neben dem Päsidenten L. A. Lohnstein, dem Zentraldirektor A. Hnevkovsky auch Charles Eugen Lancelot Brown (von der Brown, Boveri & Cie., Baden-Schweiz) und Charles Picton Martin. |
1902 |
Nach dem Erhalt der Patentrechte von der "Österreichischen Dampfturbinen-Gesellschaft" (März 1902) geht man daran, im Wannieck-Werk eine spezielle Abteilung für die Herstellung von Dampfturbinen einzurichten. Der technische Direktor Kliment und einige Techniker werden zur Schulung zu Parsons nach Newcastle on Tyne geschickt. Während des Jahres 1902 beginnt man im Wannieck-Werk in Brünn mit der Herstellung von Dampfturbinen. |
1903 |
Es werden seit 1903 Kettenroste für gute Steinkohlen gebaut |
1904 |
Um 1904 erwirbt die Erste Brünner auch die Lizenz von der Firma Green & Sohn für den Bau von Vorwärmern und Überhitzern. |
1904 |
Aufnahme des Baus von Gasmotoren nach Lizenz der Firma Körting |
1905 |
Der Dampfmaschinenbau entwickelt sich lebhaft weiter und führt zum Bau von Dampfmaschinen Bauart Stumpff. Aufgrund der reichen langjährigen Erfahrungen entwickelt sich die Erste-Brünner-Dampfmaschine unter der Leitung von Direktor Smetana und Oberingenieur Schwarz zu jener Bauart, die in der österreichisch-ungarischen Monarchie und im gesamten Ausland einen besonders guten Ruf erlangt. |
1905 |
Oberingenieur Fürstenau verbessert die Parsons-Turbine durch Vorschaltung eines Curtis-Rads (Geschwindigkeitsstufe) vor den Überdruckteil. Hierdurch werden Wirkungsgrad, Regelung und Betriebssicherheit verbessert. |
1907 |
Bau der ersten Gleichstromdampfmaschinen der Bauart Stumpf der Welt bei der "Ersten Brünner Maschinenfabrik", geliefert an die Firma Molenda, Möhnhardt & Co. in Bielitz |
1911 |
Fusion mit dem Paukerwerk in Wien |
1911-1918 |
In den Jahren 1911 bis 1918 werden Dieselmotoren nach einer Lizenz der Firma Sulzer/Winterthur gebaut. |
06.07.1911 |
Die Schweizer Firma "Gebrüder Sulzer" erteilt die Lizenz für die Herstellung von Benzinmotoren und Dieselmotoren; solche wurden bisher noch nicht gebaut. Diese Motoren haben eine Leistung von mehreren hundert PS. Deren Herstellung war für die EB eine Neuheit. Der Lizenzvertrag wird auf die Dauer von 15 Jahren abgeschlossen. |
1912 |
Gründung der Firma "Stefan Röck & Erste Brünner" in Budapest |
1912 |
Ersatz des Curtis-Rads durch vier Gleichdruckstufen durch Oberingenieur Krischker. Diese Bauart Erste-Brünner-Parsons wird allgemein angewendet und ermöglicht Leistungen bis 5000 kW und darüber bei 3000 U/min. Diese Turbinen arbeiten bis lange nach dem Ersten Weltkrieg zur vollen Zufriedenheit. |
06.1912 |
Der Bau von Verbrennungsmotoren nach Sulzer-Lizenz läuft. Der erste hat eine Leistung von 50 PS und wird an die Fels- und Industriewerke in Wien geliefert. |
1913 |
Ab 1913 werden Pluto-Stoker für aschereiche Steinkohle, später Schnetzer-Roste für nordböhmische Braunkohle gebaut. |
01.01.1913 |
Übernahme der "Wiener Dampfkessel-, Apparate- und Maschinenfabriks- A.-G. vorm. Josef Pauker & Sohn, Wien XXI / 3", Weiterführung als Pauker-Werk, Wien |
1920 |
Als im Jahr 1920 die Babcock-Wilcox-Werke die Lieferung der Teilkammern einstellen, gerät der Bau von Babcock-Kesseln in Schwierigkeiten. Da erwirbt sich Betriebsdirektor Vörsmann mit seinem Meister Pollak große Verdienste, indem es ihm nach monatelangen mühevollen Preßversuchen gelingt, diese komplizierten schlangenförmigen Stahlkammern herzustellen. |
1922 |
Besonderer Markstein im Turbinenbau ist die erste europäische Hochdruck-Turbine (32 atü, 4000 °C [sic; vmtl. 400° gemeint], 2100 kW) |
1922 |
Da die "Erste Brünner" zur Tschechoslowakei gehört wird, scheidet das "Paukerwerk" aus und wird 1922 in eine selbständige österreichische Aktiengesellschaft umgewandelt. Die gesamten Aktien bleiben in den Händen der Brünner Muttergesellschaft. |
1923 |
Publikation "Leistungsversuche an einer Gegendrucksturbine Bauart 'Brünner Turbine' der Ersten Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft" von Emil Josse und Aurel Stodola |
1924 |
Die Ausnutzung von mehr als hundert Turbinenpatenten wird der im Jahre 1924 gegründeten Gesellschaft "Turbo N.V. Amsterdam" übertragen. |
1924 |
Die Gesellschaft fusioniert mit der "A.-G. für Maschinenbau vorm. Brand & Lhuillier" in Brünn, und zwar werden den Aktionären für 3 Aktien dieser Gesellschaft mit Kupons für das Geschäftsjahr 1924 2 Aktien der Brünner Maschinenfabrik ebenfalls mit Kupons für 1924 gegeben. |
1924 |
Vergabe einer Lizenz zum Bau von Dampfturbinen an "A. Borsig, Berlin" |
1925 |
Besonderer Markstein im Turbinenbau ist die erste Höchstdruck-Turbine (100 atü, 500 °C, 20 000 kW; viergehäusig) |
1925 |
Bau des ersten Hochdruckkessels mit 30 atü für die Papierfabrik Eichmann in Arnau, bald darauf mit der BKM und Skoda Bau der ersten 64-atü-Kessel für das Heizkraftwerk Brünn. |
1926 |
Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verschlechtert sich trotz technischer Höchstleistungen entscheidend. Unter der Führung des Generaldirektors Pauker und des Präsidenten der Wiener Länderbank und Aufsichtsratsvorsitzenden Rotter ist die Firma dem Zusammenbruch nahe. Eine Wende bahnt sich im Jahr 1926 an, als Anton Hödl zum Generaldirektor bestellt wird. Hödl, in Innsbruck geboren und in Prag und Jägerndorf aufgewachsen, hatte an der T.H. Wien studiert, war vor dem Ersten Weltkrieg in Wien, Mährisch-Ostrau und Berlin tätig gewesen und hatte den Ersten Weltkrieg, zuletzt als Hauptmann, auf verschiedenen Kriegsschauplätzen mitgemacht. Vor seinem Eintritt in die Erste Brünner war er Direktor der Witkowitzer Eisenwerke und Zentraldirektor der Lapp-Finze AG in Graz. |
01.01.1926 bis 07.05.1945 |
1926 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges setzt sieht die lebhafte Entwicklung des Turbinenbaus fort. Die kombinierte und mehrgehäusige Bauart bis zu den höchsten Leistungen, Drücken und Temperaturen, aus einem Stück geschmiedete Läufer, die Ausbildung des Niederdruckteils großer Kondensationsturbinen, der Bau von Mehrfachentnahme-Turbinen, Gegendruck-Turbinen und Turbinen für Drehzahlen bis 15.000 U/min nach Professor Röder kennzeichnen den hohen technischen Stand des Turbinenbaus der Ersten Brünner, der bis zum Kriegsende in den Händen von Direktor Krischker, Oberingenieur Stratil, Oberingenieur Imm, Oberingenieur Lechky, Oberingenieur Novotny und Dr. Radovanovic lag. Um diese Zeit liefert die Erste Brünner Turbinen weit über das Inland hinaus nach Österreich, Rumänien, Ungarn, Polen und Rußland, nach Errichtung des Protektorats auch nach dem Altreich. Besonders erwähnt seien die größten gebauten Turbinen von 56 000 kW für 70 atü und 485 °C. |
1927 |
Die Erste Brünner Maschinenfabrik baut für das Kraftwerk der Witkowitzer Steinkohlengruben eine Gleichdruck-Kondensationsturbine für 3000 U/min mit einem Dampfdurchsatz von 80 t/h, die eine Leistung von 18.000 PS erreicht. |
1928-1929 |
In den Jahren 1928/29 werden überalterte Hallen eingerissen und eine neue Maschinenfabrik mit neuen Werkzeugmaschinen, Montagehallen und Prüfständen errichtet. |
1928 |
Bau eines 64-atü-Kessels für die Papierfabrik Spiro in Krumau. Die inzwischen ins Leben gerufene Abteilung für Speisewasser-Aufbereitung kann das vorerst durch die schlechte Wasserbeschaffenheit gegebene Risiko abwenden. |
1930 |
Das Wannieck-Werk wird stillgelegt und der Betrieb in das Luz-Werk verlegt, dessen Einrichtungen wesentlich erweitert und ausgestaltet werden. |
1935 |
Sämtliche Aktien des "Paukerwerks", Wien, gehen von der Muttergesellschaft "Erste Brünner" in den Besitz der "Österreichischen Industriekredit A.-G." in Wien über. |
um 1936 |
Abtretung des Wiener Paukerwerkes an die Simmeringer Maschinenfabrik gegen die "Brünn-Königsfelder Maschinen- und Waggonfabriks AG". - Der Wiener Hausbank der Simmeringer (die Creditanstalt?) mißfiel die Finanzierung der Königsfelder in der Tschechoslowakei, und der Wiener Bankdirektor wendet sich an seinen Prager Kollegen Dr. Feilchenfeld mit der Anregung, die Simmeringer in Wien und die "Erste Brünner" sollten ihre respektiven Auslandsbeteiligungen tauschen. Die Direktion der Simmeringer in Wien und der sehr selbständige Direktor der Königsfelder in Brünn, Herr Pilny, widersetzen sich vergeblich mit allen Mitteln diesem Tauschgeschäft. |
um 1936 |
Übernahme der "Brünn-Königsfelder Maschinenfabrik" im Tausch gegen das Paukerwerk in Wien. - Die "Königsfelder" gehörte der Simmeringer Maschinenfabrik in Wien, ihre Werkstätten liegen in einem Vorort von Brünn. |
1936 |
Verkauf des Röck-Werks (seit 1912 als Zweigwerk in Budapest) an die Maschinenfabrik Láng, Budapest. - Herr Láng trat mit Anton Hödl über Herrn Farkas in Verbindung, er möchte sein Unternehmen durch Erwerb von Röck verstärken. Die beiden Unternehmen wurden in sehr angenehmen Verhandlungen, teils in Brünn, teils in Budapest, einig, und die "Erste Brünner wird um einige Millionen liquider. |
1937 |
Das aus Rationalisierungsgründen inzwischen stillgelegte Wannieckwerk wird an die Waffenwerke Brünn verkauft. |
1940-1941 |
In den Jahren 1940 und 1941 bemüht sich Generaldirektor Hödl beim Reichsluftfahrtministerium in Berlin um Beteiligung an der Gasturbinenentwicklung, die in Deutschland durch die Luftfahrt einen starken Auftrieb erhalten hatte. Das RLM kommt diesem Wunsche nach, indem es eine Entwicklung fördert, die auf dem Gebiet der Hochtemperatur-Gasturbine von der Luftfahrtforschungsanstalt Braunschweig betrieben wird. Der Leiter dieser Entwicklung ist Professor Dr.-Ing. Ernst Schmidt, ein weltweit anerkannter Thermodynamiker. Sein engster Mitarbeiter auf diesem Gebiet ist Kollege Professor Dr.-Ing. K. Bammert. |
01.07.1942 |
Mitte 1942 erhält die Erste Brünner einen Konstruktions- und Fertigungsauftrag vom RLM, der von E. Schmidt und K. Bammert betreut wird Die Erste Brünner bildet eine Gasturbinengruppe, die von Oberingenieur Lechky geleitet wird und der die Kollegen Schöllhammer und Prause als verantwortliche Mitarbeiter angehören. Es wird eine vierstufige Gasturbine entworfen, die mit wassergekühlten Leit- und Laufschaufeln ausgestattet ist. Als Antriebstemperatur für die Gasturbine sind bis zu 1200 °C vorgesehen. Nach vielen Diskussionen und Besprechungen wird die Turbinenkonstruktion genehmigt, und die einzelnen Teilzeichnungen werden gefertigt. |
27.07.1942 |
Letzte ordentliche Hauptversammlung bis 1943/44 |
1943 |
Ab 1943 beginnt die Fertigung der Gasturbine. Es handelt sich um einen recht komplizierten Trommelläufer mit Innenkühlung sowohl der Laufschaufeln als auch der rotierenden Trommel. Die Regelung des Wasserringes ist verwickelt, für die Lebensdauer der Turbine aber von entscheidender Bedeutung. Der Stator mit den Leitschaufeln ist ebenfalls wassergekühlt. |
01.07.1944 bis 31.12.1944 |
In der zweiten Hälfte des Jahres wird mit dem mechanischen Probelauf des Gasturbinenläufers begonnen, um die Laufeigenschaften und die Kühlwasserregelung zu überprüfen. Der Läufer wird mit Dampf angetrieben. |
Anfang 1945 |
Anfang 1945 wird die Gasturbine von Brünn nach Braunschweig verfrachtet und in der Luftfahrtforschungsanstalt aufgebaut. Der wassergekühlte Leitapparat soll nachgeliefert werden, bleibt aber im März 1945 auf dem Transport in Brüx liegen. Nach Kriegsende wird die Anlage auf Geheiß der Alliierten nach England transportiert. |
17.04.1945 |
Generaldirektor Hödl verläßt am späten Abend mit Frau und Chauffeur seine Wohnung, Schreibwaldstraße 156, in Richtung Iglau, und erreicht die (arisierte) Fabrik vormals Löw in Helenental. - Die Flucht geht am folgenden Tage weiter über Budweis, Passau nach Kitzbühel zum Wohnsitz der Tochter Mariandl, das am 21. April erreicht wird. Im Denzember 1946 siedelt die Familie nach Bozen um. |
19.04.1945 |
Als am 19. April die Fliegeralarm-Anlage durch Bomben zerstört wird, erfolgt keine Warnung mehr; es gibt bereits viele Verwundete im Werk, das Chaos wird immer größer. |
Ende April 1945 |
Generaldirektor Hödl hält unter dramatischen Umständen mit einem kleinen Häuflein seiner Getreuen eine letzte Mitarbeiter-Konferenz ab, wobei er alle Anwesenden jeder weiteren Verpflichtung enthebt. Er stellt Geld und Fahrzeuge zur Verfügung und verläßt gleichzeitig mit Direktor Krischker das Werk. (Version [Festschrift Erste Brünner (1973)]) |
01.02.1972 |
Tod des neunzigjährigen Generaldirektors der "Ersten Brünner Maschinenfabrik" (1926-1945) Hödl in Bozen. - Er und seine Ehefrau Mariann Elisabeth, geb. Fillunger (*19.11.1891 + 19.07.1971) sind in Sarnthein begraben. |
25.05.1973 bis 26.05.1973 |
Das erste Mal nach 27 Jahren treffen sich die Kolleginnen und Kollegen der ehemaligen Ersten Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft im "Dachauer Stüberl" in München. |
Produkt |
ab |
Bem. |
bis |
Bem. |
Kommentar |
automatische Kettenrostfeuerungen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
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Brikettpressen |
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1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
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Dampfkessel |
1872 |
Beginn (Fusion) |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
Kessel aller erprobten Bauarten bis 120 bar, "Babcock & Wilcox" (um 1894 bekannt), Steilrohrkessel "Lopulco-Strahlungskessel", Großwasserraumkessel, Abhitzekessel |
Dampfmaschinen |
1872 |
Beginn (Gründung) |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36)] |
1935: liegend, stehend, raschlaufende Ventilmaschinen Patent "Erste Brünner-Gutermuth", Einzylinder- und zweistufige Entnahmenmaschinen Patent "Erste Brünner-Patsch"; auch mit Farcot-, Meyer-, Corliss-, Zvonicek-, Collmann-, Lentz- und |
Dampfspeicher |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
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Dampfturbinen |
1902 |
Beginn |
1945 |
Ende der Firma |
Fertigung im Wanniek-Werk. 1935: aller Größen: Kondensations-, Gegendruck, Zweidruck, Abdampf-, Anzapf- und Kleinturbinen |
Dieselmotoren |
1911 |
Beginn |
1918 |
Ende |
nach Sulzer-Lizenz |
Exzenterpressen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
Friktionspressen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
Gasturbinen |
1942 |
Beginn (Fertigungsauftrag Mitte 1942) |
1945 |
Ende der Firma |
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hydraulische Pressen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
Heißdampf-Lokomobile |
1922 |
[Stumpf: Gleichstromdampfmaschine (1922) 277] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
auch Gleichstrom-Lokomobilen |
keramische Maschinen |
1893 |
Beginn (anstelle der Textilmaschinen) |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36)] |
|
Kapseldampfmaschinen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
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Kälte- und Kunsteisanlagen |
|
|
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
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Kesselspeisepumpen |
1890 |
Beginn (System Voit-Hooker) |
|
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Kolben- und Rotationskompressoren |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
Kreiselpumpen |
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ab Anfang der 1890er Jahre |
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|
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Lochmaschinen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
Luftfileranlagen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) ] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
Maschinen zur Schrauben- und Nietenerzeugung |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
Richt- und Biegemaschinen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
schwungradlose Dampfpumpen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
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Steinbrecher |
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1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
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Textilmaschinen |
|
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1893 |
Ende |
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Zentrifugal-, Achsila- und Kreiselluftpumpen |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) ] |
1935 |
[Industriekompaß (1935/36) 598] |
|
Bezeichnung |
Bauzeit |
Hersteller |
Dampfmaschine |
vor 1879 |
Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft |
Dampfmaschine |
vor 1879 |
Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft |
Dampfmaschine |
vor 1896 |
Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft |
Zeit |
Objekt |
Anz. |
Betriebsteil |
Hersteller |
Kennwert |
Wert |
[...] |
Beschreibung |
Verwendung |
1894 |
Dampfkessel |
2 |
|
Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft |
Heizfläche |
43 |
qm |
System Babcock & Wilcox |
|
Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt
Zeit |
Bezug |
Abfolge |
andere Firma |
Kommentar |
1872 |
Zusammenschluß, neuer Name |
zuvor |
Thomas Bracgirdle & Sohn |
Bracegirdle + Luz = 1. Brünner |
1872 |
Umbenennung |
zuvor |
H. A. Luz in Brünn |
[Beiträge Gesch Technik (1913) 237] - nachlesen! |
ZEIT | 1943 |
THEMA | Organe und Kapital der Gesellschaft |
TEXT | Verwaltungsrat: Dr. Guido Schmidt, Generaldirektor der A.-G. Reichswerke "Hermann Göring", Berlin, Vorsitzer; Gustav Overbeck, Bankdirektor, Vorstand der Dresdner Bank, Berlin, stellv. Vorsitzer; Dr. Karl Reissig, stellv. Vorsitzer. Mitglieder: Josef Barton-DobenÃn, Gesellschafter der Firma Josef Barton u. Söhne, Nachod; Dr. Jaroslav Charvát, Generaldirektor der Königshofer Cementfabrik A.-G., Prag; Dr. Friedrich Freiherr v. Herring-Frankensdorf, Gesellschafter der Koh-i-noor Bleistiftfabrik L. & C. Hardtmuth, Budweis; Dipl.-Ing. Anton Hödl, Generaldirektor der Ersten Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft, Brünn; Dipl.-Ing. Stanislaus Krumpholz, Brünn; Heinrich Kunert, Gesellschafter der Firma Kunert & Söhne, Warnsdorf; Hans Graf Larisch-Mönnich jun., Karwin (Oberschles.); Reinhold Freiherr v. Lüdinghausen, Direktor der Böhmischen Escompte-Bank, Prag; Walter Pohle, Direktor und Vorstandsmitglied der Böhmischen Union-Bank, Prag; Dr. Julius Roesler, Vorstandsmitglied und Direktor der Reichenberg-Maffersdorfer und Gablonzer Brauereien A.-G., Maffersdorf; Dr. Walter Schmidt, Verwaltungsratsmitglied der "Tebas" Industrielack A.-G., Prag; Gaukämmerer Josef Strasser, Wien. Generaldirektor: Dipl.-Ing. Anton Hödl, Brünn. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Hauptversammlung (Stimmrecht): 10 Aktien 1 Stimme. Reingewinn-Verwendung: 1/20 des Gewinnes wird dem Reservefonds zugeführt, bis dieser 10 % des Grundkapitals erreicht hat, 5 % Dividende, 10% Tantieme; der Rest kann, wenn die Generalversammlung nichts anderes beschließt, als Superdividende ausgegeben werden. Grundkapital: nom. K 65.000.000,00 Stammaktien in 325 000 Stücken zu je K 200,00. |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5063] |
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ZEIT | 1943 |
THEMA | Zweck und Gegenstand des Unternehmens |
TEXT | Gegenstand des Unternehmens: Errichtung und Erwerb sowie der Betrieb von Fabriken für den Bau von Maschinen aller Art, Kesseln, Apparaten, Rohrleitungen, Eisenkonstruktionen usw., ferner Fabrikation aller zum Bau und Betrieb und zur Einrichtung von Eisenbahnen gehörenden Requisiten; weiter Hersteilung von Waren aus Eisen, Kupfer und anderen Metallen. Die Gesellschaft übernimmt auch die Einrichtung von industriellen Etablissements, insbesondere von Anlagen zur Energieerzeugung, von Kunsteisbahnen und sonstigen Kälteanlagen. |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5063] |
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ZEIT | 1943 |
THEMA | Beteiligung an folgenden Unternehmens |
TEXT | Beteiligungen (s.d.): 1. Brünn-Königsfelder Maschinen- und Waggon-Fabriks A.-G., Brünn, Beteiligung: fast 100 %; 2. BRUNA Maschinenbau G. m. b. H., Brünn, Beteiligung: Zusammen mit der Brünn-Königsfelder Maschinen- und Waggon-Fabriks A.-G. 100 %; eine Interessengemeinschaft besteht mit der Brünn-Königsfelder Maschinen- und Waggon-Fabriks A.-G., die auf Produktionsteilung basiert; 3. Gefia A.-G. für industrielle Anlagen, Prag-Brünn, Beteiligung: Majorität. |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 5063] |
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ZEIT | 1926 |
THEMA | Wirtschaftskrise und Bilanzfälschung |
TEXT | Im Frühjahr brachten die Börsenteile der tschechoslowakischen, österreichischen und auch von ausländischen Blättern alarmierende Gerüchte über die Erste Brünner Maschinenfabriksgesellschaft. Dieses Unternehmen, eine der ältesten und berühmtesten Maschinenbauanstalten der gewesenen Monarchie, stand unter Leitung des Herrn Pauker, der sein "Paukerwerk" in Wien an die EB verkauft und sich gleichzeitig die Leitung des gesamten Unternehmens als Generaldirektor und Vizepräsident mit fast unbegrenzten Vollmachten gesichert hatte. Beim kreditgewährenden Bankenkonsortium gingen die Schuldsalden ständig in die Höhe, da Banken niemals dicht halten, sickerten Gerüchte durch, und der Kurs der "Ersten Brünner" an der Prager und Wiener Börse fiel. Dann hörten die Eingeweihten, daß die Banken nach schweren Widerständen des Pauker eine Revision durch ihren Beauftragten durchgesetzt hätten ? der Kursverfall ging in einen Kurssturz über. Als die Banken, noch nicht die Öffentlichkeit, einen Einblick in die vorliegenden Bilanzfälschungen hatten, mußten sie sich um einen Nachfolger für Pauker umsehen. Eines schönen Tages rief mich Rothschild-Polak, den ich mit Recht früher als meinen väterlichen Freund bezeichnet habe, in Graz an und ersuchte mich, am nächsten Sonntag zu ihm nach Wien zu kommen. Ich ahnte, um was es ging, und beschloß, meine Forderungen hoch anzusetzen. In seinem Büro ließ mich Polak allein mit dem aus Prag gekommenen Dr. Otto Feilchenfeld, dem Vorsitzenden des Vorstandes der Böhmischen Escomptebank und Creditanstalt in Prag. Nach eingehenden Verhandlungen einigten wir uns auf für mich sicher sehr günstige Bedingungen: Jahresgehalt 1 Mio. techische Kronen, spätere Erhöhung abhängig vom Gewinn, Kauf einer Einfamilienvilla als Wohnhaus für mich, Eintritt in den Verwaltungsrat des Unternehmens, sobald das Gelingen der Sanierung durch Beschluß dieser Körperschaft festgestellt werden wird. Alle materiellen Leistungen unter schriftlicher Garantie der Bebca (Böhmische Escomptebank und Creditanstalt). Ein Konsortium, bestehend aus der Böhmischen Escomptebank und Creditanstalt (Bebca) Prag, der Mährischen Escomptebank Brünn, der Böhmischen Unionbank (BUB) Prag und den beiden Länderbanken in Prag und Wien befriedigte die immer höher ansteigenden Kreditwünsche des Generaldirektors Pauker. Während früher die EB ein Unternehmen der Wiener Länderbank war, hatten sich nach dem Weltkrieg die tschechoslowakischen Banken, vor allem die Bebca Prag und die Mährische Escomptebank Brünn in immer stärkerem Maße bei diesem "glänzenden Geschäft" engagiert. Als nun etwa ein bis zwei Jahre vor den Vorfällen bei der EB die Bebca Prag die Mährische Escomptebank Brünn im Fusionsweg aufgenommen hatte, war der Gesamtkredit, den die fusionierte Bank zu tragen hatte, bedenklich angewachsen und wuchs ständig weiter. Die Bank verlangte Durchführung einer Revision durch ihre Organe, Pauker lehnte diesen Mißtrauensbeweis entrüstet ab, mußte aber dann unter Androhung der Kreditsperre nachgeben; es erschien der Direktor-Stellvertreter Novotny von der Bebca Prag ? und das Unheil nahm seinen Lauf. Pauker und sein kaufmännischer Direktor Weinerth hatten durch Jahre die Bilanzen gefälscht, indem sie fast wertlose Vorräte, dann von den Kunden bestrittene Forderungen unter die Aktiva einsetzten. Pauker hatte sich bei diesen Machenschaften offenbar darauf verlassen, daß die Lösel-Dampfturbine einen Siegeszug um die Welt antreten und er dann alle Löcher mit Leichtigkeit zustopfen werde. Lösel, bestimmt ein hervorragender Ingenieur und Konstrukteur, hatte eine Dampfturbine hohen Wirkungsgrades entwickelt, die von anderen erstklassigen Dampfturbinenfirmen wegen ihrer geringen Betriebssicherheit abgelehnt wurde. Tatsächlich gab es bei diesen Lösel-Turbinen immer wieder Schaufelsalat. Darüber hinaus wurden die von Lösel garantierten Dampfverbrauchszahlen nie erreicht, und Lösel half sich, indem er bei den Messungen des Dampfverbrauches genau so schwindelte wie sein Herr und Gebieter Pauker bei den Bilanzen. Lösel zapfte den verbrauchten Dampf, das heißt das zur Messung gelangende Kondensatwasser, vor der Messung ab, so daß ein geringerer Dampfverbrauch aufschien. Mehrere seiner Prüfraumingenieure, die mit Lösel diesen Schwindel durchführen mußten, haben mir später, als sie als gewöhnlich recht fähige Ingenieure treu und redlich mit mir arbeiteten, die Manipulation, die sich normalerweise im Kondensationskeller abspielte, im Detail erklärt... Für seine "Epochemachende Konstruktion" hatte Lösel ? und gleichzeitig Pauker ? die Würde eines Dr. Ing. h.c. erhalten, soviel mir erinnerlich der erstere von der TH Prag, der zweite von Brünn. An die Aufdeckung der Bilanzfälschungen schloß sich für mich ? aus Gründen der Erhaltung des technischen Ansehens der EB bei gleichzeitiger möglichster Verheimlichung vor der Öffentlichkeit ? die Erkenntnis von der Einseitigkeit der Lösel'schen Konstruktionen. Nun war aber der Dampfturbinenbau die tragende Säule unter den Erzeugnissen der EB. Kesselbau, Zuckerfabrikseinrichtungen, keramische Maschinen, ein klein wenig Motorenbau waren Fertigungszweige, die von anderen konkurrierenden Maschinenfabriken ebenso gut auf den Markt gebracht wurden. Ich stand im wahrsten Sinn des Wortes vor einem Alteisenhaufen: Alle Werkstätten mit vielleicht einziger Ausnahme der Kesselschmiede kläglich veraltet, der Werkzeugmaschinenpark unmodern, die Vorräte zu einem großen Teil ungangbar, Schulden bis übers Dach. Und das für den Aufbau der Zukunft Bedrückendste war, daß die Hoffnung auf die epochale Neukonstruktion bei mir und bei einer Gottlob nur kleinen Zahl von Eingeweihten zusammengebrochen war.
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QUELLE | [Hödl, Anton: Erinnerungen (http://www.joern.de)] |
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ZEIT | 1926 |
THEMA | Finanzielle Sanierung durch Hödl, Reissig und Feilchenfeld |
TEXT | Das Drückendste waren die Schulden. Außer den Verpflichtungen gegenüber den Banken war da noch eine im Jahr 1925 oder 1926 aufgenommene Obligationenschuld von vier Millionen US-Dollar. Diese Anleihe war auf Grund eines Revisionsgutachtens des angesehenen Buchprüfers Price Waterhouse von einer kleinen New Yorker Brokerfirma beschafft und von dieser in den USA, angeblich vorwiegend bei tschechischen Emigranten, untergebracht worden. Böse Zungen sagten nachher, daß das Bankenkonsortium Prag-Wien lediglich den Abschluß der Dollaranleihe, und damit eine starke Saldo-Erleichterung abgewartet, und einige Wochen später die Revision bei der EB erzwungen habe, wissend, daß es dann ein böses Erwachen geben werde. Von dieser Dollar-Schuld und den offenen Bankschulden ausgehend, mußte eine Abschüttelung der untragbaren Lasten erreicht werden. Ich zähle auf, zu welchen wichtigsten Ergebnissen wir kamen: Die vier Millionen Dollar grundbücherlich eingetragene Obligationenschuld. In zähen und langdauernden Verhandlungen, unterstützt von dem von den Gläubigern bestellten Sachverständigen, dem MP (membre of parliament, Mitglied des Unterhauses) Sir Philip Dawson, war es gelungen, zu einem gerichtlichen Vergleich zu kommen. Danach wurden die Obligationen zum Kurse von 45 Prozent des Nennwertes durch unser inländisches Bankenkonsortium rückgekauft, wobei die EB an die alten, amerikanischen Besitzer dieser Obligationen noch »Besserungsscheine« von fünf Prozent des Nominales ausgab, die bei Aufnahme der Dividendenzahlungen durch das Unternehmen in Jahresraten fällig werden sollten. Mein späterer Freund, der Bankdirektor Otto Feilchenfeld, nannte diese Scheine den »Regenbogen«, weil sie immer nur in unerreichbarer Ferne glänzen würden. Mit Recht kann man mich fragen, wieso denn Obligationäre in den Vereinigten Staaten auf mehr als die Hälfte des ihnen grundbücherlich zustehenden Betrages verzichten konnten? Nur durch die immer wieder ausgesprochene Drohung "Sonst gehen wir eben in Konkurs" und durch die von Sir Philip unterstützte Behauptung, daß dann noch weniger übrig bleiben würde. Nächster Punkt: das Bankenkonsortium mußte die Obligationen zum Kurs von 45 Prozent übernehmen, was wegen der Unstimmigkeiten unter den Banken geduldige Verhandlungen erforderte. Weiter: Das Aktienkapital mußte radikal, soviel mir erinnerlich im Verhältnis zehn zu eins, zusammengelegt und dann wieder aufgefüllt werden. Da vorauszusehen war, daß nur sehr wenige Aktionäre von ihrem Bezugsrecht Gebrauch machen würden, mußten die Banken die Übernahme der Aktien garantieren. Von da an befand sich fast das gesamte Aktienkapital der EB beim Bankenkonsortium unter Führung der Bebca ? bis die Reichswerke Hermann Göring alles übernahmen, worüber noch viel später zu sprechen sein wird. Noch ein wichtiger Punkt unserer Sanierung und recht schwierig zu meistern: Auch der tschechoslowakische Fiskus mußte Opfer bringen. Wir beriefen uns auf die Tatsache, daß das Unternehmen durch Jahre Steuern gezahlt hatte von betrügerisch vorgespiegelten Gewinnen. Wir mußten durch Generalversammlungsbeschlüsse unsere Bilanzen auf Jahre zurückrevidieren, wiesen statt der Gewinne Verluste aus und unterbreiteten das ganze dem damaligen tschechoslowakischen Finanzminister Englis persönlich. Englis war Professor an der tschechischen Universität in Brünn, kannte also die Situation. Wir drei Bittsteller, unser inzwischen zum Präsidenten emporgestiegener Ehrentscheche Petr, unser Rechtsanwalt Dr. Carl Reissig [oder Reißig?] und ich hatten einen sehr ungnädigen Empfang beim Herrn Minister ? aber wir erreichten die Gutschrift von erklecklichen Millionen. Ich war der Leiter eines völlig ausgebluteten Unternehmens, das nun erst technisch saniert werden sollte ? in seinen Werkstätten, in seinen konstruktiven Leistungen, besonders was die Hauptabteilung, den Dampfturbinenbau, anbelangte. Bei der Sanierungsaktion hatte ich unendlich viel gelernt, und zwar vor allem von unserem hervorragenden Anwalt Dr. Carl Reissig, der die Materie juristisch und kommerziell souverän beherrschte und dementsprechend bei den Verhandlungen mit den Banken fast immer auch deren Zustimmung fand. Dr. Reissig wurde nach kurzer Zeit nicht nur mein Berater auch in laufenden Geschäftsangelegenheiten, sondern mein um zwanzig Jahre älterer Freund. Über Antrag des Dr. Feilchenfeld als dem Repräsentanten des Bankenkonsortiums übernahm Reissig später das Präsidium unseres Verwaltungsrates und blieb unser Präsident bis zur Machtübernahme durch den Nationalsozialismus. |
QUELLE | [Hödl, Anton: Erinnerungen (http://www.joern.de)] |
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ZEIT | 1927 |
THEMA | Sanierung der Turbinenabteilung durch Hödl |
TEXT | Ein mich geradezu persönlich bedrückendes Problem war die ungeklärte Lage im Dampfturbinenbau. Dr. Ing. h. c. Lösel war technischer Direktor dieser Abteilung. Die von ihm entwickelte Dampfturbine hohen Wirkungsgrades wurde jedoch von anderen erstklassigen Dampfturbinenfirmen wegen ihrer geringen Betriebssicherheit abgelehnt. Sein Widerpart war Ing. Karl Krischker, der Verkaufsdirektor der Dampfturbinenabteilung, der rund heraus erklärte, die Lösel-Turbinen seien ob ihrer Betriebsunsicherheit, ihrer Überschreitungen der Dampfverbrauchsgarantien usw. unverkäuflich, wir betrögen die Kunden. Ich wußte, daß Lösel nicht im Unternehmen bleiben könne, konnte mich aber zu einer brüsken Entlassung nicht entschließen. Wahrscheinlich äußerte sich hier die Tatsache, daß ich selbst zu wenig von Dampfturbinen verstand, um mir ein sicheres eigenes Urteil bilden zu können ? und auf Urteile, die mir eingeredet wurden, verließ ich mich ungern. Da kam Lösel mir zuhilfe: Er hatte sich eine Berufung als Professor an die Technische Hochschule Wien "gerichtet" und erschien eines schönen Tages bei mir, um seine kurzfristige Entlassung zu erbitten. Sie wurde ihm mit allen äußeren Ehren bewilligt. Ich war der Meinung, daß Krischker allein die Dampfturbinenabteilung nicht werde leiten können, und engagierte als technischen Direktor den Dr. Ing. Radovanovic, der von unserer schärfsten Konkurrenz, Brown Boveri Schweiz, kam. Radovanovic war der Sohn eines vor Jahrzehnten an der Prager Technischen Hochschule lehrenden, sehr angesehenen Professors. Der Sohn war leider [gestrichen: eine Niete] nicht der Vater; Er hatte keine eigenen Ideen, die unserem Dampfturbinenbau Fortschritte gebracht hätten. Als er nach Jahren ging, übertrug ich Krischker die gesamte Leitung der Dampfturbinenabteilung, Technik und Verkauf. |
QUELLE | [Hödl, Anton: Erinnerungen (http://www.joern.de)] |
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ZEIT | 1927 |
THEMA | Sanierung der Maschinenbauabteilung durch Hödl |
TEXT | Da war vor allem der Bestellstand, der durch die Krise schwer gelitten hatte. Wer bestellt Maschinen bei einer Fabrik, von der in der Zeitung steht, daß sie vielleicht in einem Monat ihre Tore wird schließen müssen? Die erste größere Bestellung kam von der Königshofer Zementfabrik, Drehöfen und Kugelmühlen, große Blecharbeiten für unsere Kesselschmiede; Zentraldirektor Blaschczik dieses sehr gut geführten Unternehmens blieb auch später unser wertvoller Geschäftsfreund. Im Kesselbau mußte der uralte Direktor Bock ersetzt werden, ich zog aus Witkowitz den Stellvertreter des Abteilungschefs herüber, Ing. Kulka. Gewisse persönliche Schwierigkeiten gab es auch in der Abteilung für Zuckerfabrikseinrichtungen dadurch, daß Pauker kurz vor seinem Abgang die auf Zuckerbau spezialisierte Maschinenfabrik Brand und L'Hullier fusioniert hatte und dadurch zuviel Direktoren da waren. Zwei wurden abgebaut, einer behalten! In der Werkstätte hatte Pauker nur Meister geduldet, von denen der eine oder andere zum "Betriebsleiter" aufgerückt war. Ich suchte einen Ingenieur als Werkstättenchef und wollte gleichzeitig dem berechtigten Verlangen der Tschechen entgegenkommen, daß ein Tscheche der Direktion angehören möge. So engagierte ich den tüchtigen, sehr rauhen, seine Leute oft hart anfassenden Ing. Pavel Simek . Er kam von der eskomoravská-Kolben-Dank (KD), früher Böhmisch-Mährische Maschinenfabriken, und blieb mein getreuer Mitarbeiter, bis die Nazi seinen Abgang forderten. Er verließ seine engere Heimat, das "Protektorat Böhmen und Mähren" und ging als Freiberufler nach Preßburg. Diese in eigentlich recht kurzer Frist vollzogene Sanierung wurde gekrönt durch ein Wagnis, durch den vollkommenen Neuaufbau der Maschinenfabrik. Unter Zuziehung eines Berliner Büros für industrielle Planungen, Ornstein und Rambuschek (?) entwarfen Simek und ich auf einem großen Freigelände ? das wertvollste, das Pauker uns hinterlassen hatte ? einen Fabriksneubau mit zwei hohen, weitgespannten Montagehallen und den parallel angeordneten Bearbeitungswerkstätten in Shedbauweise. An der Stirnseite werden diese Hallen durch einen breiten Transportgang mit Normalgleisen verbunden, neben dem, also auch senkrecht zu den Werkstättenhallen, ein Stockwerksbau läuft, mit Zentralmagazin unten und den technischen und Konstruktionsbüros oben. Rambuschek stellte einen Ingenieur ganz zu uns ab, der später in unsere Dienst trat, Aberle. In die neuen Werkstätten kamen fast nur neue Maschinen ? denn hier war und ist noch heute der Erfolg einer Rationalisierung zu suchen. Fast zu jeder Leipziger Messe fuhr ich damals mit Simek, wir besichtigten, und vor allem er studierte alle Neuerscheinungen. Der Verwaltungsrat unseres Unternehmens stellte stimmeneinhellig fest, daß die Sanierung gelungen sei, und ich wurde, meinem Vertrag entsprechend, in diese Körperschaft kooptiert. |
QUELLE | [Hödl, Anton: Erinnerungen (http://www.joern.de)] |
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