Königliche Eisengießerei

Allgemeines

FirmennameKönigliche Eisengießerei
OrtssitzBerlin
OrtsteilPankow
StraßeInvalidenstr. 44
Postleitzahl10115
Art des UnternehmensEisengießerei
AnmerkungenZumindest bis 1874 in der Invalidenstraße (dann nach Pankow?)
Quellenangaben[Redlich: Unternehmer (1964) 264] [Matschoß: Entw. Dampfmaschine I (1908) 166] [Ereignisse in Berlin (Internet)]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1815 Es ist bereits ab 1815 in der Wollspinnerei von Cockerill eine Dampfmaschine in Betrieb. Man hält sie aber für so geheim, daß sie von den Beamten der Eisengießerei nicht benutzt werden kann.
1815 Althans entwirft 1815/16 als Konstrukteur der staatlichen Berliner Eisengießerei nach Blenkinsopschem Vorbild die beiden ersten, allerdings nur wenig in Betrieb gekommenen deutschen Lokomotiven. (In Zusammenarbeit mit Hütteninspektor Krigar und Oberhüttensinspektor Schmahel). Unter Krigars Leitung entsteht eine Kopie dieser Lok, welche auf der Königshütte in Oberschlesien getestet werden soll.
20.06.1816 Bericht in der "Spenerschen Zeitung": Der Dampf-Wagen, welchen wir seit mehreren Tagen auf der hiesigen Königl. Eisengießerei im Gang sehen, ist eine Frucht der Reise, welche unser verdienter Hütten-Inspektor Krigar vor kurzem nach England gemacht hat; er ist, unsers Wissens, der erste auf dem Continent, durch ihn mit dem glücklichsten Erfolg ausgeführt, bestimmt nach Ober-Schlesien, um zu dem Transport der Steinkohlen von der Königsgrube nach der Königshütte, benutzt zu werden, wozu man sich bisher der Pferde bediente. Die Erzeugung des Dampfes, welcher den Wagen in Bewegung setzt, geschieht in einem gegossenen eisernen Dampfbehälter von 4 Fuß 3 Zoll Lange, 2 Fuß im Durchmesser, welcher auf einem einfachen Wagengestelle seiner Länge nach befestigt ist. Dieser Dampfbehälter ist an beiden Enden durch einen angegossenen Boden verschlossen, in dessen unterem Theile sich eine runde Oeffnung befindet, durch welche ein zweiter Cylinder von hartem Eisenblech, welcher zur Feuerung dient, die Feuerröhre hindurch geht. Der Dampfbehälter wird, wenn der Wagen in Bewegung gesetzt werden soll, mit 16 Eimern Wasser etwa bis zur Hälfte gefüllt, welche die Feuerröhre von allen Seiten umgeben und hinreichend sind, durch den sich erzeugenden Wasserdampf den Wagen 9 bis 10 Stunden ununterbrochen im Gange zu erhalten. Der hier ausgeführte erste Dampf-Wagen ist nur von der kleinsten Art; er zieht oder stößt eine Last von 50 Centnern, durchläuft mit derselben einen Raum von 50 Schritten in einer Minute und consumirt täglich 11/2 Bergscheffel Steinkohlen. Die Bahn ist jetzt bei uns gebrochen und wir dürfen hoffen, daß man nicht säumen wird, diese sinnreiche Erfindung der Engländer auch hier weiter in Anwendung zu bringen.
09.07.1816 Die Berliner Vossische Zeitung berichtet über die öffentliche Vorführung der ersten Dampflokomotive des Kontinents, die in der Königlichen Eisengießerei von Krigar & Eckard gebaut worden war, jedoch nicht zum praktischen Einsatz kommt. Die Lok kostet 726 Taler, 19 Groschen und 3 Pfennige und vermag eine Last von 50 Ztr. zu ziehen. Sie wird bis zum 16. Juli täglich für ein Eintrittsgeld von 4 Groschen vorgeführt.
1817 Die Eisengießerei baut nach Blenkinsopschem Vorbild unter Krigar und Eckart die zweite Dampflokomotive, die 1817 fertiggestellt wird. Sie soll im Saarland auf dem 1817/18 gebauten "Friederiken-Schienenweg" im Frommersbachtal eingesetzt werden.
05.02.1819 Die 1817 von der Berliner Eisengießerei nach Blenkinsopsch'em Vorbild zweite Dampflokomotive trifft in Geislautern ein. Sie soll auf dem "Friederiken-Schienenweg" im Frommersbachtal eingesetzt werden. Dieser verläuft von den Gruben Bauernwald und Großwald (1821 zur Grube Gerhart zusammengelegt) zur Kohleverladestelle Luisenthal an der Saar. Diese Versuche ziehen sich drei Jahre hin, wobei zahlreiche Mängel in Konstruktion und Ausführung deutlich werden: Es gelingt über lange Zeit nicht einmal, die Maschine überhaupt in Bewegung zu setzen.
1823 Nur widerstrebend bezahlt das Oberbergamt Bonn die Rechnung für die nicht nutzbare Geislauterner Lokomotive an die Berliner Eisengießerei. Sie wird daraufhin in einem offenen Bretterverschlag in Geislautern untergebracht, wo sie elf Jahre steht und während dessen zahlreiche Teile entwendet werden.
01.01.1873 In Berlin wird die "Preußische Geologische Landesanstalt" mit Sitz in der Invalidenstraße 44 (Mitte) auf dem Gelände der früheren Königlichen Eisengießerei gegründet.
05.01.1874 Mit einem letzten Guß schließt die Königliche Eisengießerei in der Invalidenstraße (Mitte) nach 70 Jahren ihre Pforten.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Dampflokomotiven 1816 1. Versuch (für Königshütte, OS) 1818 2. Versuch (für Geislautern, Saar)  
Dampfmaschinen 1815 Erste Erwähnung 1815 Letzte Erwähnung Anfang 1815 wurden 2 Maschinen Holtzhausen'schen Typs gebaut, die an 2 private Unternehmer in Berln unentgeltlich geliefert wurden. Sie liefen tatsächlich, aber nur ab und zu 5 - 10 Minuten und bliebe dann stehen
Gußeisen 1804 Beginn vor 70 Jahren 1874 Ende (letzter Guß)  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfgebläsemaschine 1820 J. C. Freund & Co.