Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther


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Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther: Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther: Anzeige Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther: Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther


Allgemeines

FirmennameMaschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther
OrtssitzBraunschweig
StraßeFrankfurter Str. 61
Postleitzahl38122
Art des UnternehmensMaschinenfabrik
AnmerkungenBis 1875: "Luther & Peters" (s.d.) in Wolfenbüttel. 1885-1890 Zweigniederlassung "Luther & Berkenbusch" (Maschinenbau) in Rüningen. Besitzer (um 1892): Kommandit-Gesellschaft. Persönlich haftende Gesellschafter: Hugo Luther u. Alb. Lemmer. Prokurist: Hch. Roth. Kollektiv-Prokura: A. Prásek, Aug. Gunkel, C. Arndt, A. Diesterweg, G. Giesecke, Jul. Konegen u. Ant. Baader. Um 1901: Zweigniederlassung in Darmstadt, ex "Gebr. Seck" (s.d.). Erstaunlicherweise nicht in [Reichs-Adreßbuch (1900) 618/628]. 1905: in Braunschweig und Darmstadt: 4 Dampfmaschinen mit zus. 500 PS und 5 Kraftgasmotoren System "Luther" zus. 400 PS. Produktion (1904): rd. 3.500.000 Mark. 1925: Anschluß an die MIAG (s.d.)
Quellenangaben[VDI 45 (1901) 1045] [Landes-Ind.- u. Gewerbe-Ausstellung Oldenburg, Katalog (1905)] [Braunschweiger Stadtlexikon (1992) 149] Zeitungsartikel [Adressbuch Elektr.-Branche (1892) 129]
Hinweise[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 80+109]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1846 Gründung als Mühlenbauanstalt durch Gottlieb Luther in Wolfenbüttel
Mitte 1870er Es wird eine große Zahl von Mühlen-Um- bezw. Neubauten für Walzenmüllerei in Deutschland ausgeführt
1875 Gründung durch Gottlieb Luther nach Trennung von seinem Teilhaber Peters / Verlegung nach Braunschweig und Eröffnung einer Fabrik unter der Firma "G. Luther, Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt" in gemieteten Räumen, zusammen mit seinem Sohn Hugo. Die Wolfenbütteler Fabrik wird von M. Ehrhardt übernommen.
1877 Es wird ein in der Nähe liegendes passendes Grundstück erstanden. - Es wird in späteren Jahren durch Ankäufe bedeutend erweitert, und darauf wird ein Neubau errichtet.
1878 Der Neubau wird mit ungefähr 80 Arbeitern, von denen die Hälfte Tischler sind, bezogen.
23.04.1879 Tod Gottlieb Luthers, alleinige Leitung durch seinen Sohn Hugo Luther; dann Aufnahme neuer Fabrikationsgebiete
1885 Luther richtet in diesem Jahr im Inland nur eine Mühle von hervorragender Bedeutung ein, die neue Wesermühle in
Hameln mit einer täglichen Vermahlung von 3500 Ctr. Weizen, ein Werk, das in der Größe der Anlage zu dieser Zeit nur noch ein einziges Gegenstück in Deutschland hat.
1885 G. Luther (Braunscheig) führt seither als Spezialität auch Getreidespeicheranlagen aus. Das Unternehmen richtet in Mannheim, Köln, Uerdingen etc. große Speicher ein und schlägt bereits in demselben Jahr die bekannte englische Firma Armstrong bei einem Wettbewerb um den von der Stadt Antwerpen ausgeschriebenen Auftrag für Einrichtung eines 22.000.000 kg fassenden Speichers, für den gleichzeitig 16 ihn treibende Motore von je 22 Pferdestärken geliefert werden müssen.
1885 Zwecks Ausnutzung der vorhandenen Wasserkraft wird eine Zweigniederlassung für Maschinenbau in Rüningen ("Luther & Berkenbusch") gegründet. Gleichzeitig wird dort eine Versuchs- und Vorführungsstation für neue Erfindungen und Verbesserungen auf dem Gebiete des Mühlenbaues eingerichtet. - In den folgenden Jahren wird diese Station in eine
selbständige Mühle umgewandelt.
1888 Hugo Luther, der seit dem im Jahre 1879 erfolgten Ableben seines Vaters alleiniger Inhaber der Fabrik ist, wandelt das Unternehmen in eine Kommandit-Gesellschaft um
Ende 1880er Der Mühlenbau nimmt seither, namentlich in Folge der Einführung einer neuen Sichtmaschine, des Haggenmacher'schen
Plansichters, einen bedeutenden Aufschwung.
Herbst 1888 Arbeiterstreik. Der Betrieb kann jedoch nach kurzer Zeit, teils mit neuen Kräften, teils mit denjenigen Arbeitern, die um Wiederaufnahme nachsuchen, wieder in vollem Umfange aufgenommen werden.
1889 Es wird ein großes Lagerhaus errichtet, in dem später die Werkstätten für Blechschlosserei und Walzenstuhlbau untergebracht werden.
1889 Die Fabrik erhält ein Anschlußgleis an die Braunschweigische Landeseisenbahn
1889 Es werden in diesem Jahr 24 Dampfmaschinen gebaut, unter denen sich solche von 700 Pferdestärken befinden
um 1889 Die Aufträge gehen so zahlreich ein, daß es notwendig gewesen wäre, erhebliche bauliche Vergrößerungen und Vermehrung des Arbeiterpersonals vorzunehmen. Man sieht indessen hiervon mit Rücksicht auf die mit dem Streik gemachten Erfahrungen zunächst ab. Man fürchtet, daß bei einer Wiederholung des Ausstandes die dem Unternehmen
zugefügte Schädigung noch empfindlicher sein würde, wenn dieses erweitert würde. In Folge dessen muß eine Reihe von
übernommenen Aufträgen an auswärtige Werke weitergegeben werden, so daß etwa die Hälfte des Gesammtumsatzes der Fabrik dem braunschweigischen Lande verloren geht.
1890 Zweigniederlassung von G. Luther für Maschinenbau in Rüningen ("Luther & Berkenbusch") wird wieder mit dem Hauptwerk in Braunschweig vereinigt, da die auf den Mangel einer Eisenbahnverbindung beruhenden Verkehrsschwierigkeiten
den Weiterbetrieb unmöglich machen.
Anfang 1890er Die Luther'sche Fabrik führt auch in der Zeit allgemeinen Rückgangs der Maschinenindustrie zu dieser Zeit eine große Zahl von Aufträgen auf Neueinrichtungen und Umbauten von großen und kleinen Mühlenwerken aus, so dass die Abteilung "Mühlenbau" stets gut beschäftigt bleibt.
Anfang 1890er Das Geschäft in Dampfmaschinen wird in Folge der allgemeinen Niederlage der Industrie erheblich erschwert. Das gleiche gilt für den Turbinenbau.
1890 G. Luther in Braunschweig nimmt den Bau von Hafeneinrichtungen auf. Es wird ein belangreicher Auftrag der argentinischen Regierung für hydraulische Betriebseinrichtung für den Seehafen von La Plata - einschließlich der Ausführung der Hochbauten und der Montage an Ort und Stelle - übernommen. Gleichzeitig überträgt die Baudeputation der Stadt Lübeck der Firma die hydraulische Betriebseinrichtung des Hafens von Lübeck.
Anfang 1890er Die Höhe der Materialpreise, eine Folge der Preis-Konvention der Hüttenwerke, erschwert die Konkurrenzfähigkeit im Ausland nicht unwesentlich, um so mehr, als die deutschen Hüttenwerke nach dem Auslande das Material erheblich billiger liefern, als es der deutschen Maschinen-Industrie im Inlande zu beschaffen möglich ist. Es erscheint dringend notwendig, daß für die Maschinen und Einrichtungen, welche das Ausland bestellt, seitens der Konventionen Preis-Vergünstigungen gewährt werden, wenn nicht der Export der Maschinen-Industrie fühlbare Nachtheile erfahren
soll.
Anfang 1890er Die neuen Arbeitergesetze erfordern in steigendem Maße größere Opfer und bilden einen Faktor, mit dem in der
Konkurrenzfähigkeit dem Auslande gegenüber in immer höherem Maße gerechnet werden muß. Ein Ausgleich kann nur in
der Verbesserung der Betriebseinrichtungen gesucht werden, wodurch nicht nur die allgemeinen Betriebsunkosten vermindert werden, sondern auch die Zahl der für die Produktion einer bestimmten Menge Arbeit von bestimmter Güte nötigen gelernten Arbeiter verringert wird.
1891 Beitritt von Albert Lemmer, bis dahin Direktor der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz, als persönlich haftender Gesellschafter
1892 Für die Fabrikation von Walzenstühlen, welche bis dahin größtenteils von auswärtigen Firmen bezogen worden waren, wird eine besondere Abtheilung eingerichtet, und es werden eigene Spezialmaschinen aufgestellt.
1896 Sämtliche Werkstätten für Tischlerei, Mühlenbau und Holzbearbeitung werden in einem großen Neubau vereinigt, und dadurch wird Raum für Vergrösserung der übrigen Werkstätten geschaffen.
1897 Übergang der Mühlenbauanstalt, Maschinenfabrik und Eisengießerei vorm. Gebr. Seck in Darmstadt in den Besitz der Frima G. Luther
01.07.1898 Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit einem Gründungskapital von 5 Millionen Mark
30.06.1901 Tod von Hugo Luther (Herzleiden)
1908 Geschäfte der Braunschweiger Siemens-Niederlassung mit den Firmen Amme, Gieseke & Konegen (MIAG), den Luther-Werken, den Wilke-Werken sowie mit verschiedenen Zuckerfabriken gewinnen für die Braunschweiger Niederlassung an Bedeutung.
1925 Ãœbergang auf die Gesellschaft "MIAG", Braunschweig
1941 Ausgliederung des Flugzeugbaus. Selbständig unter der Firma "Luther-Werke"
1946 Teilweise Demontage
1947 Rückgabe des Werks durch die britische Militärregierung
1976-1978 Das Unternehmen erwirtschaftet 1976 und 1978 schwere Verluste
01.07.1979 bis 31.08.1979 Im Sommer wird das Konkursverfahren eröffnet




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Boden- und Silospeicher 1880 Aufnahme nach 1879 [VDI 45 (1901) 1045] 1909 [Führer durch die Ind.- u. Hafenanlagen, S. VIII]  
Dampfmaschinen 1880 Aufnahme nach 1879 1927 für Getreideheber  
Flußregulierungen 1880 Aufnahme nach 1879 1895 Donau-Katarakte Aufnahme nach 1879; 1895: Bericht Donau-Katarakte
Fördervorrichtungen für Massengüter aller Art 1909 [Führer durch die Ind.- u. Hafenanlagen, S. VIII]      
Hafen- und Verkehrsanlagen 1880 aufnahme nach 1879     Aufnahme nach 1879
Mühlen 1875 Beginn (Gründung) 1925 zur MIAG nach 1925  
Sauggasanlagen 1910 um 1910     Für Brauunkohlenbriketts, von 20 bis 250 PS
Turbinen 1880 Aufnahme nach 1879 1892 [Adr.-Buch Elektr.-Branche (1892)] Aufnahme nach 1879
Zementfabriken 1880 Aufnahme nach 1879      




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1878 80       davon die Hälfte Tischler
1884 244       Zahl der ständigen Arbeiter, Tischler, Mühlenbauer, Dreher, Schlosser, Schmiede, außer den nur für Montagezwecke engagierten Holzarbeitern
1892 366       Gesamtverbrauch an Rohmaterialien 835.500 Mk. Arbeitslöhne: 731.300 Mark
1895 422       Gesamtverbrauch an Rohmaterialien 1.025.400 Mk. Arbeitslöhne: 498.600 Mark
1897/98 560       Gesamtverbrauch an Rohmaterialien 1.397.000 Mk. Arbeitslöhne: 593.200 Mark
1904 1000       ca. 1000




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1875 Umbenennung zuvor Mühlenbauanstalt von Luther & Peters Luther&Peters --> Luther [VDI 45 (1901) 1045]
1897 Anschluß (Namensverlust) zuvor Mühlenbauanstalt, Maschinenfabrik u Eisengießerei Gebr. Seck 01.01.1897: Mühlenbauanstalt (Darmstadt) + Luther = Luther [VDI 45 (1901) 1045]
1925 Anschluß (Namensverlust) danach MIAG Mühlenbau und Industrie Aktiengesellschaft Luther teil von Miag [Maschinenindustrie (1939/40) 231]
1 Nebenwerk danach Maschinenfabrik und Mühlenbauanstalt G. Luther AG Zweigwerk Darmstadt zu Braunschweig




Allgemeines

ZEIT1898
THEMAGesamtlage
TEXTDie Gesamtlage des Unternehmens ist gegenwärtig als günstig zu bezeichnen, da seit Beginn des letzten Jahres in den die Fabrik interessierenden Industriezweigen sich ein erheblicher Aufschwung bemerkbar machte. Insbesondere sind für den Ausbau verschiedener Häfen sowie für die Einrichtung von Getreidehäusern (Silos) größere Aufträge übernommen. Die Geschäftsbeziehungen der Firma erstrecken sich zur Zeit über sämtliche europäischen Länder und alle übrigen Erdteile. Ein Drittel der Gesammtproduktion geht ins Ausland, außer durch besondere Vertreter wird der Absatz durch eigene Büros in Berlin, Augsburg, Köln, Liverpool, Paris etc. vermittelt. Der Umsatz des letzten Jahres belief sich auf ca. 4.500.000 Mk. Fakturenwert. Niedrige Preise der in- und ausländischen Konkurrenz, hohe Frachten und hohe Zölle des Auslandes erschweren den Absatz. Außerordentlich ungünstig hat der Handelsvertrag mit Österreich auf den Maschinenbau gewirkt. Der Absatz nach Österreich-Ungarn ist fast Null geworden, während hingegen österreichische Maschinen einzelner Gattungen mit Erfolg in Deutschland konkurrieren können.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 114]


ZEIT1898
THEMAWohlfahrtseinrichtungen
TEXTEine Stiftung der verstorbenen Frau Dorette Luther, Gattin des Gründers der Fabrik; aus den Kapitalzinsen werden in Krankheitsfällen und Notlagen den Arbeitern der Fabrik Unterstützungen gewährt; ein Unterstützungsverein der Arbeiter, der aus eigener Initiative derselben hervorgegangen und sich sehr zu bewähren scheint.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 115]