M. Streicher, Eisengießerei und Dampfkesselfabrik

Allgemeines

FirmennameM. Streicher, Eisengießerei und Dampfkesselfabrik
OrtssitzStuttgart
OrtsteilBad Cannstatt
StraßeKrefelder Str. 10/14
Postleitzahl70372
Art des UnternehmensGießerei und Dampfkesselfabrik
AnmerkungenEisengießerei, Dampfkesselfabrik und Fahrzeuge in Stuttgart; Stahlgießerei in Asperg. Firmen-Abbildungen im [Firmenprospekt im LTA-Archiv]. Bestand Y 128 (1901-1980) beim Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg (1983 übernommen). Die Villa in der Krefelder Str. 14 dient seit 1992 dem Buchbinderkolleg, seit 2006 als Übernachtungshaus des Elektro-Ausbildungszentrums (2011 zur "e-Villa" renoviert).
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 3848] [100 Jahre M. Streicher (1971)] [Goldene Buch d. alten Stuttgarter Firmen (um 1955)] [Boelcke: Wirtschaftsgeschichte B-W (1987) 254] https://wabw.uni-hohenheim.de




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
19.09.1836 Geburt von Johann Michael Streicher
1871 Gründung in Cannstatt in der Lindenstraße (später: Krefelder Straße) als Gießerei für Kunstguß durch den 35jährigen Formermeister Michael Streicher aus Königsbronn
1881 Der Maschinenbautechniker Carl Simon (aus der Draht- und Drahtstiftenfabrik "J. G. Simon", Erlau/Aalen) tritt in die Firma ein. - Er heiratet die einzige Tochter von Michael Streicher, Wilhelmine.
21.01.1890 Tod von Michael Streicher im Alter von 54 Jahren. Er wird auf dem Uff-Kirchhof in Bad Cannstatt begraben.
1890 Nach dem frühen Tode des Gründers übernimmt der 32jährige Schwiegerson Carl Simon die Führung des Betriebes
1895 Es werden die ersten Formmaschinen (Handhebel mit Wendeplatte) aufgestellt. Dieser beachtliche Fortschritt im Gießereiwesen schafft die Voraussetzung für eine wesentliche Produktonssteigerung.
1895 Durch den Bau mehrerer Wohnhäuser für Betriebsangehörige (in der Neckar- und Burgstraße) gelingt es, gute Facharbeiter auch von außerhalb heranzuziehen.
1901 Angliederung einer modernen Kesselschmiede, nachdem die in der Nähe befindliche Firma von "G. Kuhn" in Schwierigkeiten geriet. Seither erschließt sich die Firma auch im Bau- und Kanalisationsguß ein bedeutendes Marktsegment.
1906 Bauakten zur Einrichtung einer Eisengießerei in Asperg durch M. Streicher als Nachfolger der Firma "E. Kottusch & Co." (Der Former Emil Kottusch in Aspergwurde am 20. Mai 1893 in Rössel (Ostpreußen) geboren.)
1907 Carl Simon jr., der älteste Sohn (er studierte in Stuttgart Maschinenbau) tritt nach zweijähriger Tätigkeit in führenden deutschen Kesselfabriken in das Unternehmen ein. Er ist zunächst als Betriebsingenieur für die Kesselfabrik und den Apparatebau zuständig.
1909 Der Einsatz von Carl Simon jr., (seit 1907 im Unternehmen tätig) bringt den Kesselbau schon bald auf eine beachtliche Höhe. Lt. Referenzliste wurden bisher 180 Kunden beliefert.
1910 Erwin Simon, der zweite Sohn von Carl Simon sen., tritt in die Firma ein. Er hat eine gründliche Ausbildung als Kaufmann absolviert und wird mit Aufgaben aus der kaufmännischen Geschäftsführung betraut.
1911 Carl Simon sen. überläßt seinem Sohn Carl die selbständige Leitung des Geschäftsbereichs Kesselfabrik.
1911 Die Kesselfabrik wird umgebaut und großzügig erweitert.
1912 Das neue Verwaltungsgebäude kann bezogen werden
1912 Erweiterung der Gußputzerei
1913 Tod von Carl Simon sen. im Alter von 55 Jahren
1913 Alfred Simon, der jüngste der drei Brüder, übernimmt nach seinem Studium an der TH Aachen die Leitung der Gießerei
1913 Nach dem Tode von Carl Simon sen. teilen sich die drei Söhne Carl, Erwin und Alfred als Teilhaber der Firma
1914 Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges werden alle drei Brüder zu den Waffen gerufen. Das kaufmännische und das technische Büro des Geschäftsbereichs Dampfkesselfabrik werden im neuen Verwaltungsgebäude zusammengefaßt.
1915 Erwin Simon wird freigestellt, und er übernimmt für die nächsten Jahre die Betriebsführung.
1919/20 Bauakten zur Erweiterung der Streicher'schen Gießereianlage und Umbau der Eisengießerei in Asperg
1919 Die Brüder Simon erwerben in Asperg eine zweite kleine Graugießerei, die bald erweitert werden kann.
1920-21 Bauakten zur Vergrößerung des Fabrikgebäudes der Gießerei von Streicher in Asperg
1921 Streicher gründet eine Stahlgießerei Asperg bei Ludwigsburg als Zweigwerk mit einem Bessemer-Konverter für 2 t. Sie bleibt bis 1960 die einzige dieser Art in Württemberg.
1921 Als Zweigwerk von "M. Streicher" kommt eine Stahlgießerei in Asperg hinzu, die einzige ihrer Art in Württemberg.
1925 Streicher stellt DIN-Schachtabdeckungen mit tiefliegendem Deckel und Schachtaufsätze vor.
1926 Nach mühsamen und langwierigen Verhandlungen gelingt es, durch den Bau der Industriebahn, der Werk Cannstatt über den Bahnhof Münster mit der Reichsbahn zu verbinden.
1929 Die Gießereihallen werden modernisiert und mit schweren Laufkränen von 10 und 15 t sowie großen Preßluft-Rüttelformmaschinen ausgestattet.
1931 Den bestehenden drei Abteilungen wird eine Fahrzeugfabrik angegliedert. Deren Produktionsprogramm umfaßt Spezialfahrzeuge für verschiedene kommunale Einsatzzwecke wie Saugkehrmaschinen, Spreng- und Spülwagen sowie Fahrzeuge für Schienenpflege.
1936 Die Gießereihallen sind fertig, und der Umbau ist damit beendet.
1937-1944 Bauakten zur Erbauung einer Naßgußhalle durch Streicher in Asperg
1939 In der Gießerei von Streicher in Asperg wird ein zweiter Bessemer-Konverter aufgestellt.
01.07.1939 Mit Dipl.-Ing. Carl Simon jun. kommt die vierte Generation in die Unternehmensführung. Er bringt bereits einen reichen Schatz an Erfahrungen mit: Fast zwei Jahre Praktikantentätigkeit in mehreren großen Gießereien, Kessel- und Maschinenfabriken während des Studiums an der Technischen Hochschule Aachen. Nach seinem Studienabschluß (Fachrichtung Gießereiwesen) arbeitete er seit 1937 als Gießereiassistent bei "Gebr. Boehringer" in Göppingen. Sein erstes Tätigkeitsfeld ist die Stahlgießerei in Asperg.
1940 In der Schreicher'schen Gießerei in Asperg wird ein moderner Elektroofen in Betrieb genommen. Er erschließt zusätzliche Absatzgebiete.
1940 Aufnahme des Baues von Wasseraufbereitungsanlagen
1945 Die Kriegsschäden in den Betrieben Cannstatt und Asperg bewegen sich zwischen 30 und 40 %. Trotz allen Schwierigkeiten läuft der Betrieb weiter, bis der Zusammenbruch des Reiches ein vorläufiges Ende setzt. Die Geschäftsleitung wird ihres Amtes enthoben, alle Geschäftsbereiche im Werk Cannstatt kommen auf die Demontageliste. Ein kleiner Stab der Treuesten unter der Leitung des Prokuristen J. Mohnen übernimmt die kommissarische Geschäftsführung.
1945 Dipl.-Ing. Wonfgang Wenger, Sohn von Frau Clara Wenger geb. Simon, tritt in die kaufmännische Verwaltung der Firma ein.
1946 Tod von Erwin Simon kurz vor Vollendung seines 60. Lebensjahres
1948 Wiedereinsetzung der Senioren Carl und Alfred Simon durch die Militärregierung und Befreiung der Firma von der Durchführung der vorgesehenen Demontage.
1948 Dipl.-Ing. Hans-Eberhard Thun, Schwiegersohn von Alfred Simon, tritt in den Geschäftsbereich Kesselfabrik ein.
1950 Bisher wurden 300 Wasseraufbereitungsanlagen gebaut
1952 Auf dem Werksgelände in Cannstatt entsteht eine Betonabteilung eigens für die Produktion der "BEGU"-Modelle und der Betonformstücke zu Straßenabläufen.
1956 Streicher erwirbt eine weitere Eisengießerei in Neckarelz. Carl Simon jun. wird Geschäftsführer der neuen Tochtergesellschaft "Eisenguß GmbH".
1956 Aufnahme der Spärogußproduktion
1957 Aufstellung eines weiteren Elektroofens in der Eisengießerei von Streicher in Asperg
1958 Streicher baut in Dietenheim ein Werk zur Herstellung von Betonformstücken für Hof- und Straßenentwässerung. Die Tochtergesellschaft heißt "Formbeton GmbH", und Geschäftsführer ist Dipl.-Ing. Carl Simon jun. Auf dem 15.900 qm großen Gelände wird zunächst eine 60 m lange und 20 m breite Produktionshalle errichtet.
1960 Die beiden Senioren Carl und Alfred Simon scheiden aus der Geschäftsführung aus.
1960 Mit der Fortführung der Firma "M. Streicher OHG" als Kommanditgesellschaft wird die Geschäftsleitung von den drei Vettern: Dipl.-Ing. Carl Simon als Geschäftsführer und Leiter der Grau- und Stahlgießerei, Dipl.-Kfm. Wolfgang Wenger als kaufmännischer Leiter des Gesamtbetriebs und Dipl.-Ing. Hans-Eberhard Thun als Geschäftsführer und Leiter der Geschäftsbereiche Dampfkesselfabrik und Fahrzeugbau.
Sommer 1960 Die ersten selbstgefertigten Reinbeton- und Betongußteile verlassen die Streicher'sche Tochtergesellschaft "Formbeton GmbH" in Dietenheim für die Abteilung Kanalguß des Stammwerks.
Frühjahr 1962 Baubeginn für eine neue Gießereihalle für die Tochterfirma "Eisenguß GmbH" in Neckarelz
Okt. 1962 Die neue Gießereihalle für die Tochterfirma "Eisenguß GmbH" in Neckarelz wird fertiggestellt. In der modernen Schmelzanlage stehen zwei Kupolöfen mit Naßentstaubungsvorrichtungen. Ihre Schmelzleistung ermöglicht ein Ausbringen von 500 bis 600 t Guß monatlich. Hierzu gehört eine Ein-Mann-Gattierungsanlage und durch Kobalt-Isotopen gesteuerte, vollautomatische Beschickungsanlage. Auch eine entsprechend große Sandaufbereitungsanlage sowie neue, leistungsfähige Formmaschinen mit Gießbahnen werden installiert. Hand in Hand mit dem Neubau geht eine Erweiterung der Gußputzerei, die mit Naßentstaubungsanlagen ausgestattet ist.
1963 Stillegung der Bessemerei von Streicher in Asperg und Anschaffung einer Mittelfrequenz-Induktionsofenanlage
1969/70 Bau einer neuen Versandhalle für die Streicher-Tochterfirma "Eisenguß GmbH" in Neckarelz. Hiermit wird die Voraussetzung für eine bessere Kontrolle der Gußstücke sowie für die reibungslose Abwicklung des Gußversands geschaffen.
1971 Dipl.-Ing. Carl-Michael Simon (fünfte Generation) tritt in die Firma ein. Er hat wie sein Vater Gießereiwesen studiert und war anschließend drei Jahre Gießerei Assistent in verschiedenen Großbetrieben.
1982 Das Unternehmen stellt Konkursantrag.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Blecharbeiten 1926 Werbung 1926 Werbung geschweißt oder genietet: Tubinenrohrleitungen, Behälter, Tankanlagen ...
Dampfkessel 1901 Beginn (Bau Dampfkesselfabrik) 1926 Werbung 1926: Großweasserraum, Wasserrohr- und Steilrohrkessel
Geräte und Maschinen für die Straßenteerung   Fahrzeugfabrik ab 1931      
Gußeisen 1871 vmtl. ab Gründung 1926 Werbung 1926: Maschinenguß nach Modellen und Schablonen bis 10.000 kg Stückgewicht, Massenartikel, Piano-Platten, feuer- und säurebeständiger Guß, Bau-, Handels- Kanalbauguß
Kanalguß 1926 Werbung 1926 Werbung  
Motorsprengwagen   Fahrzeugfabrik ab 1931      
Spezialfeuerungen 1926 Werbung 1926 Werbung für jeden Brennstoff, D.R.P. und D.R.G.M.
Stahlformguß 1926 Werbung 1926 Werbung nach Modellen und Schablonen bis 2000 kg Stückgewicht; Flußeisenguß mit ca. 38 kg/qmm und Stahlguß mit ca. 50 kg/qmm Festigkeit




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine   Ulrich Kohllöffel, Maschinenfabrik
Dampfmaschine 1909/10 Ulrich Kohllöffel, Maschinenfabrik
Dampfmaschine um 1891 unbekannt