Zeit |
Ereignis |
1764 |
Auf dem Grundstück der Straße Butterberg 3 wird eine Silberraffinerie betrieben. Friedrich der Große erteilt dem Schutzjuden Daniel Itzig 1764 auf dem Grundstück Butterbergstraße 3 die Genehmigung zur Anlegung einer Silber-Raffinerie. Die Gießerei umfaßt zunächst die alte Silberschmelze, die durch die Aufstellung eines Kupolofens erweitert wird. Das Wohnhaus von Charles Hughes, der aus Birmingham stammt, befindet sich auf dem Gelände der Oberlaak. |
1825 |
Der aus England zugewanderte Gießereifachmann Charles Hughes betreibt die Silberschmelze. Er heiratet Maria Theodora Christine Schnell, die Schwester des erfolgreichen Königsberger Kaufmannes Gustav Schnell. |
1826 |
Die Silberraffinerie am Butterberg 3 wird von Maria Theodora Chrisine Hughes für 700 Taler erworben |
1827 |
Gründung zur Erzeugung von Gußwaren und landwirtschaftlichen Maschinen |
01.05.1828 |
Gustav Schnell, Friedrich Laubmeyer und Carl-August Dultz, Söhne angesehener Königsberger Kaufleute und miteinander verschwägert, kommen überein, mit erspartem Kapital gemeinsam eine größere Eisengießerei zu gründen. Erwerb des Grundstückes Butterbergstraße Nr. 3 (seit 1764 die Silberschmelze des Schutzjuden Daniel Itzig) durch Frau Christine Hughes geb. Schnell, einer Verwandten des Hauptgründers. Die Gießerei umfaßt zunächst diese alte Silberschmelze, die durch die Aufstellung eines Kugelofens [Kupolofens?] erweitert wird. Hughes behält die technische Leitung bei, und Laubmeyer und Dultz kümmern sich um die kaufmännischen Belange. Gustav Schnell wird nicht erwähnt, dürfte aber im neuen Unternehmen eine entscheidende Rolle spielen. |
01.05.1828 |
Abschluß des Maskopie-Kontrakts (Vertrag für die Teilung von Gewinnen und Verlusten zwischen den drei Partnern) zwischen den Gründern, welcher als die Gründung der Union-Gießerei anzusehen ist. Laubmeyer und Dultz übernehmen die kaufmännische Leitung. Die Unternehmensleitung liegt bei Charles Hughes, der aus Birmingham stammt; er wohnt auf dem Gelände der Oberlaak. - Der Geschäftsvertrag wirkt sich zum Segen der Gründerfamilien und ihrer Nachkommen bis zum Beginn des 1. Weltkrieges aus, und nicht nur für diese, sondern auch für die zahlreichen Arbeiter und Angestellten des Unternehmens. |
1833/1835 |
Erwerbung der Grundstücke Oberlaak 2 - 5 |
1839 |
Tod von Charles Hughes |
1839 |
Ãœbernahme der Unternehmensleitung durch Carl Steimmig |
1842 |
Ãœbernahme der Unternehmensleitung durch Rudolf Steimmig (bis 1846) |
1845 |
Umbenennung in "Union-Gießerei" |
01.04.1846 |
Der 33-jährige Maschinenbauer und Eisenfabrikant Gottfried Ostendorff wird in der Unternehmensleitung als Inspektor eingestellt. - Er stammt vom Hofe Ostendorff in der Bauerschaft Wendinghofen bei Kamen in Westfalen und kommt gerade von einem längeren Aufenthalt in England, Schottland und Irland zurück, wo er den ersten Bau von Schiffsmaschinen und Lokomotiven miterlebt und kennen gelernt hatte. |
1847 |
Gottfried Ostendorff heiratet die vierte Tochter des Mitinhabers und Kaufmanns Gustav Schnell, so daß Ostendorf auch familiär mit den Gründerfamilien verbunden ist. |
1849 |
Bisher wurden Dampfmaschinen bis 40 PS gebaut. Gottfried Ostendorff will nun solche von 150 PS bauen |
1852 |
Abschluß eines Vertrags, wodurch von den drei Eigentümern der Fabrik gemeinschaftlich mit Gottfried Ostendorff diesem die Vollmacht erteilt wird, im Namen der Firma zu zeichnen. Hiermit ist also Ostendorff nunmehr die ausschließliche Leitung des Werkes übertragen worden. Die übrigen EigenÂtümer ziehen sich von der direkten Unternehmensleitung zurück, und Ostendorff wird als Teilhaber aufgenommen. |
1853 |
Verhandlungen zur Lieferung von Lokomotiven an die Königliche Ostbahn |
05.06.1855 |
Das erste Schiff mit einer 40-PS-Dampfmaschine läuft vom Stapel |
05.12.1855 |
Aufnahme des Lokomotivbaues. Am 05. Dezember wird die erste Dampflokomotive an die preußische Ostbahn ausgeliefert. |
1856 |
Bestellung von zwei Lokomotiven für die Kreuz-Küstriner Bahn. Der Bau dieser Maschinen verzögert sich durch Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung (Bleche aus England) und durch das Auftreten von Seuchen wie Cholera. |
1858 |
Vom Auftrag durch die Ostbahn zur Lieferung von 25 Lokomotiven liefert die Union-Gießerei sechs Stück |
1864 |
Tod des Mitbegründers der Union-Gießerei, des Geheimen Kommerzienrats Gustav Schnell, der seit 1815 ein Ex- und Importunternehmen betrieb. Er war ein Mann von seltenen Charaktereigenschaften und Geistesgaben, ein königlicher Kaufmann, der Besten einer, wie die "Hartungsche Zeitung" in ihrem Nachruf ihn nennt. Fast 50 Jahre stand er seiner Firma vor. Sein Gesichtskreis ging weit über seine Geschäftssphäre hinaus. "Die Flaggen seiner Schiffe wehten in beiden Hemisphären und die Lokomotiven, welche aus der mit seinen Schwägern Dultz und Laubmeyer begründeten Union-Gießerei hervorgegangen, brausen über die eisernen Bahnen unseres Vaterlandes", findet sich in einem Nachruf. |
1867 |
Ostendorff baut sich in Neuhäuser eine StrandÂVilla (bis 1945 in Familienbesitz). |
1869 |
Gottfried Ostendorff erhält in Anbetracht seiner hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete des Maschinenbaues den den Titel Königlicher Kommerzienrat. |
Herbst 1869 |
Elias Radok (*16.11.1840 in Kaladey (Böhmen) kommt auf Empfehlung von Borsig als Oberingenieur und Vertreter Ostendorffs nach Königsberg. - Er besuchte Schulen in Budweis, Linz und Prag und absolvierte dann ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Prag (ab WS 1858/59; er wurde dort 1862 als Bester mit dem Reisestipendium der Gerstner-Stiftung ausgezeichnet) und war dann bei Borsig in Berlin tätig. |
18.07.1874 |
Feier zur Fertigstellung der 100. Lokomotive |
1875 |
Dem Unternehmen wird vom russischen Staat eine Medaille für gewerbliche Leistungen verliehen. |
23.04.1876 |
Tod von Johann Gottfried Dietrich Wilhelm Ostendorff in Neuhäuser |
07.06.1876 |
Der größte Teil der Fabrik wird eingeäschert |
1880 |
Bis 1880 wurden 169 Lokomotiven ausgeliefert |
02.06.1881 |
Umwandlung der Union-Gießerei in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 1.080.000 Mark. Zum Vorstand der Aktiengesellschaft wird als technischer Direktor E. Radok und als kaufmännischer Direktor Arthur Ostendorff, der Sohn des 1876 verstorbenen Gottfried Ostendorff, bestellt; zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates wurde erstmalig Rudolf Laubmeyer gewählt. - Die Vorbesprechungen über die Überführung der offenen Handelsgesellschaft in eine andere Gesellschaftsform fanden schon zu Lebzeiten Ostendorffs statt. Finanzielle Gründe lagen keineswegs vor, lediglich familiäre, also die Gründerfamilien selbst betreffende Gründe bezüglich der zukünftigen Nachfolge als Eigentümer. Die Aktien bleiben im Familienbesitz. |
1910 |
Georg Panck wird Oberingenieur der Union-Gießerei |
24.06.1891 |
Tod des kaufmännischen Direktors Arthur Ostendorff (*18.05.1850) |
1891 |
Nach dem Tod von Arthur Ostendorff wird Elias Radok alleiniger Direktor. |
1894 |
Georg Panck erfindet das Dultz'sche Wechselventil für Verbundlokomotiven (D.R.P. 83386 und Zusatz-Patent D.R.P. 83925). Es ist ein dreisitziges Kolbenventil, das den Einlaß des Niederdruckzyinders entweder mit dem Frischdampf oder mit dem Auspuffdampf des Hochdruckzylinders verbindet. Das Zusatzpatent beschreibt die senkrechte Anordnung des Wechselventils im Dampfdom, in Verbindung mit dem Regler. |
1895 |
Lieferung der ersten Kleinbahn-Tenderlokomotive und einer Schmalspur-Tenderlokomotive |
1899 |
Elias Radok wird anläßlich der Fertigestellung der 1000. Lokomotive zum Königlichen Kommerzienrat ernannt. |
13.03.1899 |
Feier zum Anlaß des Baues der 1000. Lokomotive |
1901 |
Entwurf einer 1'Cn2-Tenderlokomotive mit Krauss-Helmholtz-Gestell (Vorläufer der pr T 11) |
11.08.1902 |
Die Union-Gießerei liefert die erste Heißdampflokomotive (Fabr.-Nr. 1222, die spätere 74 401). |
1907 |
Ankauf des Ritterguts Contienen (179 ha, am unteren Pregel gelegen), zum Zwecke der Verlegung der gesamten Anlage |
30.03.1910 |
Tod von Elias Radok an einem tückschen Leiden. An seinem Begräbnis nehmen alle Angestellten und Arbeiter teil. Es bildet sich ein Trauerzug von solcher Ausdehnung, wie ihn Köngisberg bis dahin nicht gesehen hat und auch später nicht wieder sieht. Radok wird auf dem Altstädtischen Friedhof an der Alten Pillauer Landstraße beigesetzt. Ein großer Findling, den man bei der Errichtung der neuen Fabrik am Pregel in Contienen fand, bedeckt sein Grab, das bei den Kampfhandlungen 1945 zerstört wird. |
1910 |
Nach dem Tode von Elias Radok übernehmen die Oberingenieure Georg Panck und Paul Fischer zusammen mit Regierungsbaumeister a.D. Max Hartung das Werk |
1911 |
Auslieferung der 2000. Lokomotive |
1912 |
Fertigstellung der neuen Fabrik; Areal: 142.000 qm, bebaute Fläche: 37.000 qm, mit den modernsten und zweckentsprechendsten Einrichtungen ausgestattet |
1912 |
Die Werft von Fechter wird durch die Union-Gießerei übernommen |
1914 |
Bau der von der "Union" entwickelten preußischen T 14 / T 14.1 |
1920 |
Paul Fischer tritt aus gesundheitlichen Gründen von der Unternehmensleitung zurück |
1921 |
Die Verlagerung der Gießerei und der Maschinenbauabteilung von der Oberlaak nach Contienen ist abgeschlossen. |
01.05.1922 bis 31.12.1922 |
Von Mai bis Dezember werden nur noch 36 Lokomotiven und 10 Kessel geliefert |
09.01.1923 |
Tod von Georg Panck in Königsberg /Pr. |
1923 |
Nach dem Tod von Georg Panck übernimmt Max Hartung die Werksleitung |
1924 |
Bau der Eisenbahnbrücke über die Drewenz bei Wormditt/Ostpr. durch die Union-Gießerei |
1924 |
Bau der Insterbrücke bei Georgenburg/Ostrpr. |
01.03.1925 |
Der Lokomotiv-Anteil beträgt 19,5 Anteile |
11.1925 |
Dr.-Ing. e.h. Paul Brehm tritt in die Werksleitung ein. |
1926 |
Bau der Passarge-Brücke der Strecke Schlobitten-Wormditt durch die Union-Gießerei |
1926 |
Bau der Hubbrücke des Holzhafens der Staatswerft in Pillau durch die Union-Gießerei |
1927 |
Das Werk erhält zunächst keine Lokomotivquoten von der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft. Dies führt zu starken wirtschaftlichen Problemen in der Firma. 1927 erhält die Union Gießerei im Rahmen der "Ostlandhilfe" noch Aufträge zum Bau der DRG-Baureihen 64 (40 Stück) und 80 (7 Stück). |
1929 |
Bis zur Werksschließung wurden insgesamt etwa 2840 Lokomotiven geliefert. Die zuletzt gebaute Lokomotive ist die 64 224 mit der Fabr.-Nr. 2842. |
1930 |
Das Unternehmen geht in Konkurs |
17.03.1930 |
Der Betrieb wird seither als Zweigwerk der "F. Schichau GmbH" geführt. |
um 1931 |
Vollständige Übernahme durch F. Schichau, Elbing, als Schichau-Werft, Königsberg. - Der Schiffbau geht weiter - nach 1945 unter russischer Leitung. |
07.02.1936 |
Das Konkursverfahren wird aufgehoben (Schlußtermin). |