Reiniger, Gebbert & Schall AG

Allgemeines

FirmennameReiniger, Gebbert & Schall AG
OrtssitzErlangen (Mfr)
StraßeSchloßplatz 3
Postleitzahl91054
Art des Unternehmenselektrotechnische Anstalt
Anmerkungen1892: Vertreter der Fa. Schuckert & Co. zu Nürnberg; Zweiggeschäfte (um 1985): Berlin N., Ziegelstr. 30, Wien IX, Universitätsstr. 12 und London; Besitzer: Moritz Reiniger u. Max Gebbert; Gasmotorbetrieb; Fabrik elektromedizinischer Apparate u. Instrumente und elektrotechn. Massenartikel; Export; Beleuchtungs-, Haustelegraphen- u. Telephon-Anlagen. Beherrscht um 1916 rund 3/4 des deutschen und einen beträchtlichen Teil des medizintechnischen Weltmarkts. Um 1895: Fabrik in der Luitpoldstraße; 1896/96: Bugenhoferstr. (in keinem Verzeichnis). Inh. (1895): E. M. Reiniger u. Max Gebbert. Seit 1907 als AG; diese bis 1920 in Berlin.
Quellenangaben[Das Haus Siemens (ca 1955) 22] [150 Jahre Siemens (1997) 56] [Nürnberger Nachrichten, 22.06.2002+15.08.2005] [Adressbuch Elektr.-Branche (1892) 166] [Adreßbuch dt. Masch.-Ind. (1895/96) 444]
Hinweise[Erlanger Nachrichten, 07.09.2007, S. 5]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
26.03.1859 Geburt von Karl Schall. - Er geht während der Wanderjahre in die Schweiz und nach Paris, wo er Max Gebbert kennenlernt, und er arbeitet in Großbritannien bei der Londoner Telegraphenfabrik.
1876 Der Stuttgarter Feinmechaniker Erwin Moritz Reiniger kommt nach Erlangen, wo er einen Vertrag mit dem physikalischen Institut der Universität eingeht.
24.05.1877 Der 23jährige Erwin Moritz Reiniger eröffnet einen kleinen Gewerbebetrieb "E. M. Reiniger" im Haus Schloßplatz 3 mit einem Gesellen und einem Lehrling. Reiniger nennt sich nach seiner Tätigkeit im Physikalischen Institut der Universität weiter "Universitäts-Mechanikus". Sein Fabrikationsprogramm umfaßt mechanische, aber auch schon elektronische und speziell elektromedizinische Geräte wie Induktionsapparate für Reizstrombehandlung. Mehr und mehr präsentiert der Jungunternehmer seine Produkte auf Ausstellungen, holt sich damit Anerkennung und Auszeichnungen und knüpft viele neue Kontakte. So auch mit Max Gebbert und Karl Schall, die in Stuttgart eine Werkstatt für Meßinstrumente und ärztliche Lampen betreiben.
1883 Angeregt durch die internationalen elektritechnischen Ausstellungen, entwickelt Karl Schall Glühlampen zur Beleuchtung von Körperhöhlen. Mit seinem Kompagnon Max Gebbert, einem Feinmechaniker aus Schlesien, will er solche elektromedizinischen Geräte entwickeln und vertreiben. Da Gebbert einen mehrjährigen Aufenthalt in den USA plant, richtet Schall zumächst als Alleinunternehmer in Stutttgart eine Werkstatt ein und beginnt mit der Fabrikation von Lampen.
09.1885 Reiniger lernt Gebbert und Schall auf einer Tagung in Straßburg kennen. Man entdeckt gemeinsame Interessen.
07.1887 Schall steigt ca. Mitte 1887 [oder 1888?] aus und gründet in London eine eigene Firma, übernimmt dazu aber die RGS-Generalvertretung für England und die englischen Kolonien. Da er hohe Gewinne erhält, kann er gute Geschäfte machen. Er erreicht 50 Prozent des Gesamtumsatzes.
01.05.1890 Seither findet jährlich ein Betriebsausflug mit Musik und Tanz statt.
1892 Aufstellung eines Dampfkessels. Hersteller: G. Kuhn, Stuttgart-Berg
1892 Eröffnung einer Zweigstelle in Berlin
03.11.1892 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
1893 Die Firma bezieht ihr neues Fabrikgebäude in der Luitpoldstraße 47, den ersten Bau des ausgedehnten Firmenkomplexes, der in den nächsten Jahren dort entsteht.
06.1895 Auch Reiniger verläßt die Firma und engagiert sich mit dem Kauf einer Glühlampenfabrik anderweitig. Max Gebbert ist somit Alleininhaber von RGS.
01.1896 Gebbert schickt bereits drei Tage nach der Entdeckung Röngtens einen Techniker nach Würzburg, der mit Prof. Röntgen die Verwertbarkeit seiner Entdeckung besprechen soll.
1897 RGS nimmt als neues Arbeitsgebiet die Produktion von Röntgengeräten auf
1898 Gebbert reduziert die Arbeitszeit ab 1898 von zehn auf neun Stunden, führt den "Betriebsausflug mit Musik und Tan" ein, ruft einen Werkturnerbund ins Leben und läßt einen Vertrauensrat wählen, der jederzeit Zutritt zum ihm hat. Die Werksbücherei kann kostenlos genutzt werden; er erlüt aber auch ein Strenges Alkohol- und Rauchverbot.
1907 Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft zur Fortführung der 1886 gegründeten Firma "Reiniger, Gebbert & Schall"
11.03.1907 Max Gebbert stirbt in seiner Villa in Uttenreuth an einem Schlaganfall. Er wird auf dem Neustädter Friedhof beigesetzt. - Seine Frau Marie wird Alleinerbin
01.04.1907 bis 31.12.1907 Die Nachfolger des verstorbenen Max Gebbert sind William Niendorf und Karl Zitzmann. Der Aufwärtstrend hält unter ihnen noch einige Jahre an. Eine Reihe von Fremdfirmen wird eingegliedert, darunter auch die renommierten Veifa-Röntgenwerke, Frankfurt. Zitzmanns expansive Geschäftsführung führt zu erheblichen Finanzproblemen. Er muß gehen, und Siemens kommt ins Spiel.
02.04.1909 Tod von Erwin Moritz Reiniger, der 1895 nach München umgesiedelt war.
1916 Anderlohr übernimmt auch die Leitung der österreichischen "Reiniger, Gebbert & Schall"-Filiale.
1920 Sitzverlegung von Berlin nach Erlangen
1925 Die Siemens-Reiniger-Werke entstehen aus der Verschmelzung der elektromedizinischen Abteilung von Siemens & Halske mit der alten Erlanger Spezialfirma (zunächst als Siemens-Reiniger-Veifa GmbH" mit Sitz in Berlin)
1925 Tod von Karl Schall
1926 Die "Siemens & Halske AG" erwirbt die Aktienmehrheit.
1932 Siemens & Halske verlegt die größten Teil ihrer Medizintechnik-Produktion nach Erlangen. Die Neugründung heißt "Siemens-Reiniger-Werke AG" mit Sitz in Berlin und Fabrikationszentrum in Erlangen.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Beleuchtungsanlagen 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
elektrische Meßgeräte          
elektromedizinische Geräte 1886 Beginn (Fusion Reiniger / Gebbert & Schall) 1925 Verschmelzung mit S&H  
Elektromotoren          
Haustelegraphenanlagen 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  
Telefonanlagen 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)] 1892 [Adressb Elektr.-Branche (1892)]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 03.11.1892 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1892 110       in der Quelle als "Arbeiterzahl" bezeichnet




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1925 Zusammenschluß, neuer Name danach Siemens-Reiniger-Werke Reinger + Halske (Medizin)= SRW [Das Haus Siemens (ca 1955)]