Helios, Actien-Gesellschaft für elektrisches Licht und Telegraphenbau

Allgemeines

FirmennameHelios, Actien-Gesellschaft für elektrisches Licht und Telegraphenbau
OrtssitzKöln
OrtsteilEhrenfeld
StraßeVenloer St. 389
Postleitzahl50825
Art des Unternehmenselektrotechn. Fabrik
AnmerkungenTeils auch bei der Firmierung das "Helios" nachgestellt. Zweiggeschäft in Köln, Brückenstr. 4. Besitzer (um 1892): Aktien-Gesellschaft. Direkt.: Carl Cörper u. Friedr. Ross. Prok.: Ernst Heierhoff u. Otto Schaller; Dampf- u. Elektromotorbetrieb. Vertritt die Interessen von "Ganz & Co., Budapest" und verwendet deren Wechselstrom-Patente. Um 2011: Teile saniert, von Designern und Künstlern genutzt [FAZ, 16.01.2011, S. V 11].
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 2302] [Adressbuch Elektr.-Branche (1892) 85] http://www.bv-4.de/historie_industrie_helios.html




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1882-1883 Gründung der Firma Helios-Gesellschaft für elektrisches Licht u. Telegraphenbau B. Berghausen & Cie. in der Glockengasse, seit 1884 in Ehrenfeld. Sie gewinnt als deutsche Lizenznehmerin des Wechselstromsystems von Ganz & Co., Budapest, besondere Bedeutung, baut u. a. entsprechende Anlagen in Köln, St. Petersburg, Dresden und Amsterdam und ist maßgeblich an der Entwicklung der Elektrotechnik zwischen 1884 und 1900 beteiligt.
1886 Die Firma Helios, Köln, reicht ein Konzessionsgesuch für ein E-Werk Stuttgart ein und trägt der Stadtverwaltung die Vorteile des Wechselstroms vor
25.08.1886 Ingenieur Pellenz, der Vertreter der Firma Helios, richtet eine Eingabe zur Errichtung einer elektrischen Zentralstation (Wechseltrom-Anlage) an die Bremer Polizeidirektion.
Nov. 1890 Die Firma legt die Pläne zum Bau eines Elektrizitätswerks in Pforzheim mit drei stehenden Dampfmaschinen (Je 70 PS) vor. Lt. unvollständigem Kostenvoranschlag 128.000 Mark für Kraftwerk mit den Maschinen sowie 14 km Kabel und 10 km Freileitung.
27.06.1895 Der Bauvertrag mit dem Elektrizitätswerk Dresden bestimmt die Helios AG zum Lieferanten der maschinentechnischen Anlagen im Lichtwerk
1899 Die Eiserfelder Stromerzeugungsanlage der Firma Helios geht in Betrieb
1899 Erwerbung der Pferdestaßenbahn in Trier, bisher im Besitz von A. Steingröver in Trier
1901 Die Firma Helios baut gemeinsam mit Siemens & Halske die Oberleitungen für die Kölner Straßenbahn, die auf dem Weg des Rosenmontagszuges mit Rücksicht auf die hohen Wagen in einer Höhe von 7 m verlegt werden. Die Kölner Industrie ist überwiegend mit der Elektrifizierung der KVB befaßt. Die Kabel kommen von Felten & Guilleaume, die Wagen von Herbrand & Cie. aus Ehrenfeld sowie Zypen & Charlier aus Deutz.
1902 Die Kölner Firma Helios wird zum Sanierungsfall. AEG und "Siemens & Halske" kaufen sie gemeinsam auf und legen sie still.
1902 Die Pferdestaßenbahn in Trier geht für 450.000 Mark in das Eigentum der Stadt über.
1904 Die Firma Helios muß wegen starker Ertragsrückgänge in die Liquidation gehen. Die Liquidation zieht sich bis in die zwanziger Jahre hin.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Dampfmaschinen         Montagehallen-Foto bei Wikipedia zeigt mehrere stehende Dampfmaschinen; der Sockel einer Dampfmaschine bei Electra, Amsterdam, (um 1888) ist mit "HELIOS" beschriftet.
elektr. Maschinen          
elektr. Meßgeräte          




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1885 Dingler'sche Maschinenfabrik
Dampfmaschine 1896 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1896 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine   unbekannt




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1892 500       in der Quelle als "Arbeiterzahl" bezeichnet




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1888 Beiteiligung danach N.V. Electra, Maatschappij voor Electrische Stations  




Allgemeines

ZEIT1900
THEMABilder und Modelle auf der Weltausstellung Paris
TEXTDie Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Helios hat im südöstlichen Teile der Maschinenhalle eine Dynamomaschine ausgestellt, die gleichzeitig 1200 Kilowatt einphasigen Wechselstrom und 1500 Kilowatt Drehstrom oder aber auch 2000 Kilowatt Einphasenstrom oder 3000 Kilowatt Drehstrom zu liefern vermag. Der äußere Durchmesser dieses Generators beträgt 9,5 m, der Durchmesser
des Magnetrades 8 m, sein Gewicht 80 000 kg. Zur Erregung der Magnete dient eine Dampfdynamo von 40 bis 50 Kilowatt Leistung. In der Nähe haben Gleichstrom- und Drehstromgeneratoren und -motoren, Straßenbahnmotoren und Wechselstromumformer sowie eine Anzahl von Schaltapparaten Aufstellung gefunden. In der Ausstellung deutscher Ingenieurwerke befinden sich Bilder und Zeichnungen.
QUELLE[Weltausstellung in Paris 1900. Ausstellung deutscher Ingenieurwerke (1900) 44]


ZEIT1888
THEMABeschreibung
TEXTDas Unternehmen hat sich inzwischen aus kleinen Anfängen zu einer der leistungsfähigsten Fabriken Westdeutschlands emporgearbeitet. Durch Helios wurde die Parallelschaltung eingeführt. Edison führte zwar in Paris parallel geschaltete Glühlampen und Gülcher parallel geschaltete Bogenlampen vor; die ersten praktischen Ausführungen von Beleuchtungsanlagen mit Bogen- und Glühlampen verschiedener Stärke bei voller Unabhängigkeit jedes einzelnen Lichtes, selbsttätiger Regulierung des Stromes und Kraftverbrauches durch die Lichtmaschine selbst wurden jedoch erst von Helios übernommen und mit bestem Erfolge durchgeführt. Bereits im Jahre 1884 hatte Helios die bedeutenden Gleichstrommaschinen für die elektrische Zentralstation in Antwerpen geliefert, welche Maschinen im Jahre 1885 auf der Weltausstellung zu Antwerpen das Ehrendiplom erhielten. In Durchführung des Gesichtspunktes, daß die Verwendung einer großen Maschine für eine bestimmte Leistung dem Betriebe mit vielen kleinen Maschinen weit vorzuziehen ist, sind seitdem von Helios die großen Maschinen als Specialität ausgebildet worden. So kam Helios auf den Bau großer und zwar langsam laufender Dampflichtmaschinen, diese sind seit 1886 in größerer Zahl in Betrieb. Die Lichtmaschine wurde zuerst auf die Achse der Dampfmaschine montiert; seit Jahresfrist wird jedoch diese direkt mit dem Schwungrad zusammengebaut. Diese Dampflichtmaschinen arbeiten mit einer Leistung bis zu 4000 Lampen und mit nur 80 - 125 Umdrehungen in der Minute. Für die Städtebeleuchtung wendet Helios die Wechselstrommaschine und das Transformatorensystem an. Die Wechselstrommaschine läßt sich in jeder beliebigen Größe herstellen, da hierbei alle Schwierigkeiten der Leitungsverbindungen in der Maschine und der Stromabgabe wegfallen, namentlich in Verbindung mit Transformatoren. Der Transformator wandelt hochgespannte Ströme von geringer Menge in niedrig gespannte Ströme von großer Menge selbsttätig um, und zwar mit einem wirklichen Güteverhältnis von 93 — 98 Prozent. Außerdem wird der Transformator parallel in die Leitung geschaltet und hält bei variablem Stromverbrauch die Spannung selbsttätig konstant. Da bei der Fortleitung des elektrischen Stromes der Verlust in den Leitungen allein durch Strommenge bedingt wird, so erzeugen die Wechselstrommaschinen hochgespannten Strom von geringer Menge, welcher bei ganz geringem Verlust und niedrigen Leitungskosten auf viele Kilometer weitergeleitet wird, um an den zu beleuchtenden Stellen mittels der Transformatoren in niedrig gespannten Strom von großer Menge umgewandelt zu werden. Auf diese Weise sind die Zentralanlagen in Luzern (4,3 km), Mailand (3 km), Rom (4,5 km) usw. eingerichtet. In Rom laufen gegenwärtig zwei 600pferdige Maschinen von nur 125 Umdrehungen, und es werden dort Straßen, Plätze, das Parlamentshaus, acht Theater usw. von der außerhalb der Stadt gelegenen Zentralstation beleuchtet. Die Gebäude des Helios sind für die Fabrikation neu errichtet. Eine Dampfmaschine von 350 Pferdekräften treibt eine große Anzahl Werkzeugmaschinen, darunter auch solche zum Umspinnen der Leitungsdrähte, welche eine besondere Abteilung des Werkes bilden. Lerner wird die Fabrik durch eine Dynamomaschine von 210.000 Ampère elektrisch beleuchtet. In der Montierungshalle ist ein Laufkran von 200 Ztr. Tragfähigkeit tätig, welcher durch einfache elektrische Umschaltung in Bewegung gesetzt wird und die Lasten hebt. Für die Stadt Köln hat Helios in jüngster Zeit einen elektrischen Beleuchtungswagen hergestellt, welcher bei Unglücksfällen, Bränden oder nächtlicher Arbeit in Anwendung kommen soll. Dieser enthält eine Dynamomaschine auf dem Wagenplateau, und seitlich sind die einzelnen Teile einer teleskopartigen Beleuchtungsstange angebracht, welche beim Gebrauch auf dem Wagen aufgestellt wird und eine Bogenlampe trägt. Die Fabrik hat bislang nicht nur für Deutschland, sondern auch für Holland, Belgien, Frankreich, Rumänien, America und Afrika elektrische Beleuchtungsanlagen ausgeführt.
QUELLE[Köln und seine Bauten (1888) 790]