Zuckerfabrik Offstein

Allgemeines

FirmennameZuckerfabrik Offstein
OrtssitzOffstein (b. Worms)
StraßeWormser Str. 11
Postleitzahl67591
Internet-Seitehttp://www.suedzucker.de/de/Unternehmen/Standorte/Zuckerfabriken-Deutschland/Werk-Offstein
Art des UnternehmensZuckerfabrik
AnmerkungenHatte Maschinen der "Braunschweigischen Maschinenbau-Anstalt" [BMA-Firmenschrift (ca. 1910)]. Ab 1920: "Zuckerfabrik Offstein - Groß-Gerau". Seit 1926 Teil der "Süddeutschen Zucker-AG". Nach den Übernahmen von Waghäusel (2004) und Groß-Gerau (2007) die größte deutsche Zuckerfabrik. Anschrift: 67283 Obrigheim. Seit 2003: Südzucker-Archiv (Werks- und Unternehmensarchive der deutschen Südzucker-Werke und Forschungsbibliothek) in der ehemaligen Trocknung; dort bis ca. 2011: Dr. Schaal -601, dann Frau Klar; E-Mail: info.archiv@suedzucker.de; Tel.: 06359/803-601 + 612.
Quellenangaben[Verz Zuckerfabr (1900), Adreßbuch Zuckerind (1912)] [125 Jahre Offstein (2009)] [Verband Hess.-Pfälz. Zuckerrübenanbauer: 100 Jahre gemeinsam für Rübe und Zucker (2011) 34]
HinweiseDie Dampfpumpe (ohne Dampfmaschinen-Teil) ist vorhanden und im Freigelände jederzeit zu besichtigen.




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1850 Gründung einer Zuckerfabrik zur Herstellung von Zucker aus Kartoffeln
1873 Schließung Kartoffel-Zuckerfabrik
Frühjahr 1883 Es gelingt dem Landwirt Tobias Deiß II aus Offstein, die Hannoveraner Bankiers Gottfried und Felix Herzfeld für den Bau einer Zuckerfabrik auf der Basis der Zuckerrübe zu gewinnen.
01.03.1883 Gründung als Aktiengellschaft mit einem Kapital von 477.200 Mark. Der Vorstand ist dabei mit Karl Stephan und Bürgermeister J. Obenauer ausschließlich pfälzisch, der Aufsichtsrat dagegen überwiegend mit Norddeutschen besetzt.
Neben den Vorständen Obenauer und Stephan und dem Gründervater Tobias Deiß sind hier Felix und Gottfried Herzfeld (Hannover), Direktor Steinsieck (Hannover) sowie Direktor Höpfner (Wabern) vertreten.
21.03.1883 Die Zuckerfabrik Offstein wird als Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 477.200 Mark gegründet
21.03.1883 Tobias Deiß wird zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt
18.05.1883 Maschinen in MASCHINE / INVENTAR !
1884 Erbaut durch Braunschweigische Maschinen-Bauanstalt und Zickerickwerk
1884 Beginn der ersten Kampagne 1884/85. - Es wird zwar eine Tagesleistung von 2.200 dt Rüben erzielt, aber technische Probleme, schlechte Ernten und ein zunehmender Zuckerpreisverfall machen der jungen Fabrik den Einstieg schwer.
1885 Heinrich Klein wird neuer technischer Leiter
1885 Egon Rössler wird neuer kaufmännischer Leiter
1885 es gelingt unter der neuen Leitung, die technischen Fehler im Fabrikbetrieb zu überwinden
März 1885 Ende der ersten Kampagne. Pro Tag wurden 220 Tonnen Rüben verarbeitet. Die Gesamtverarbeitung betrug 26.000 Tonnen. In dieser Kampagne mußte noch ein hoher Verlust gedeckt werden.
09.03.1885 Ende der ersten Kampagne
1886 Anschluß an die Bahnlinie Offstein - Worms
1887-1888 Anschluß an das Eisenbahnnetz, als die Worms - Offsteiner Eisenbahnlinie gebaut wurde
1894 umgebaut durch Braunschweigische Maschinen-Bauanstalt und Zickerickwerk
1899 Umschreibung in das Handelsregister Ludwigshafen (vorher Pfeddersheim)
1899 Bau einer Schnitzeltrocknungsanlage mit Lager für Trockenschnitzel
1899 Errichtung eines gesonderten Maschinenhauses zur Erzeugung von elektrischem Strom
1901 Bau des ersten Beamtenwohnhauses mit Kantine
1907 Erweiterung des Zuckerlagers
01.1908 Der technische Leiter, Heinrich Klein, verstirbt
1910 Erweiterung der Schnitzeltrocknung
01.01.1910 bis 01.12.1910 Der kaufmännische Direktor Egon Rössler verstirbt
01.01.1910 bis 01.12.1910 Der Neffe Rösslers, Conrad Schumacher, übernimmt als technischer Direktor die Leitung der Fabrik
1911 an der Stelle des alten Kalkofens entsteht eine neues Kesselhaus
1911 unmittelbar neben dem neuen Schornstein wird ein Maschinenhaus für einen Turbogenerator errichtet
1911 die Dampfturbine (Turbogenerator) wird in Betrieb genommen
1911 Aufstellung einer neuen Diffusionsbatterie
1911 Errichtung der ersten Zentrifugal-Saftpumpen
1911 Errichtung eines zweiten Wasserrohrkessels
01.01.1911 bis 01.12.1911 Conrad Schumacher übernimmt als Vorstandsmitglied die Leitung der Fabrik
01.01.1911 bis 01.12.1911 Max Petzold wird kaufmännischer Leiter des Werkes
1912 das Werk erhält einen neuen Kalkofen mit 48 m3 Inhalt
1912 das Werk erhält eine Kalkmilchstation
1912 Einbau eines Rateau-Gebläses mit Dampfturbine
1912 Einbau eines Kestner-Apparats
1912 Errichtung eines neuen Schornsteins für das Kesselhaus von 45 m Höhe
29.11.1912 Die Zuckerfabriken in Frankenthal, Groß-Gerau, Groß-Umstadt, Offstein und Waghäusel werden offiziell über die Gründung der "Vereinigung rübenbauender Landwirte Hessens und der Pfalz e.V." informiert, und die Fabrikvertreter werden erstmals zu einer gemeinsamen Beratung für den 29. November nach Worms eingeladen. Von den Fabriken erscheinen hierzu
nur Vertreter von Offstein und Waghäusel.
16.02.1913 Durch die Zuckerfabrik Offstein wird der "Vereinigung rübenbauender Landwirte Hessens und der Pfalz e.V." mitgeteilt, daß die süddeutschen Fabriken den Rübenpreis auf 1,10 Mark festgesetzt haben. Dieser Preis bedeutet eine außerordentliche Verminderung gegenüber den beiden vorhergehenden Jahren und entspricht in keiner Weise den preisbestimmenden Umständen. 1911 war der Rübenpreis 1,12 bis 1,15 Mark, und wie die Verteilung der hohen
Dividende gezeigt hat, konnten die Fabriken bei diesem Preis einen ganz bedeutenden Gewinn verteilen. Für 1913 sind die Aussichten für die Fabriken noch günstiger, denn der Zuckerpreis ist Ende Jan. 1913 um 60-90 Pfg. höher als um
dieselbe Zeit 1911. Und wenn man bedenkt, daß zu einem Zentner Rohzucker 5,25 - 6 Zentner Zuckerrüben erforderlich sind, so bedeutet dies, selbst wenn die Höchstmenge von 6 Zentner angenommen wird, einen Mehrgewinn von 10-15 Pfg. an einem Zentner Zuckerrüben. Die von den Landwirten aufgestellte Forderung von 1,20 Mark ist deshalb der Marktlage entsprechend ungerecht; während das Angebot der Fabriken eine willkürliche Preisverminderung bedeutet, veranlaßt durch die Meinung, daß die Landwirte nicht imstande seien, einig zu sein und den gefaßten Beschluß zur Durchführung zu bringen. Daß sich die Fabriken mit dieser Ansicht sehr täuschen, beweisen die vielen in letzter Zeit abgehaltenen Versammlungen und Neugründungen von Ortsgruppen; überall wird der einstimmige Beschluss gefaßt, Rüben unter 1,20 Mark nicht zu bauen, und dies muß die Losung für alle Rüben bauenden Landwirte sein, denn wenn die Landwirte dieses Jahr nicht unbeirrt auf ihrer Forderung bestehen bleiben, dann werden die Fabriken den Preis in den kommenden Jahren noch weiter herabsetzen
1914 ein dritter Schornstein kommt hinzu
1914 Verbreiterung des Schnitzellagers
1914 Errichtung einer Werkstatt für die Kupferschmiede
27.04.1920 Fusion der Werke Offstein und Groß Gerau: Die außerordentliche Generalversammlung der Zuckerfabrik Offstein, in der 7 Aktionäre mit 1.049 Aktien und Stimmen vertreten sind, genehmigt einstimmig den Verschmelzungsvertrag mit der Zuckerfabrik Groß-Gerau, wonach eine Übernahme dieser Gesellschaft derart erfolgt, daß auf 2.000 Mark Groß-Gerau-Aktien 3.000 Mark Offstein-Aktien gegeben werden. Zu diesem Zwecke wird die Kapitalerhöhung um 900.000 Mark junge Stammaktien auf 4,40 Mio. genehmigt. In den Aufsichtsrat neu gewählt werden O-Justizrat von Heffert in Darmstadt und Ökonomierat Walter in Lengfeld. ? Die Gesellschaft trägt künftig den Namen "Zuckerfabrik Offstein - Groß-Gerau".
09.1920 Die Zuckerfabrik Offstein tritt der Interessensgemeinschaft Frankenthal-Waghäusel bei
15.11.1923 Umstellung der Währung auf Rentenbasis / Kapitalumstellung: 3.147.200 Stammaktien, 33.600 Vorzugsaktien in Goldmark
Ende März 1926 Unterzeichnung des Verschmelzungsvertrages der in der Interessengemeinschaft zusammengeschlossenen Fabriken zur "Süddeutsche Zucker-Aktiengesellschaft", Mannnheim
bis 1934 Investitionen führen zur Steigerung der täglichen Rübenverarbeitungskapazität auf 2.500 Tonnen. Damit ist die zehnfache Tagesleistung des Gründungsjahres 1884 erreicht.
1947 Tiefpunkt: Die Rübenernte geht auf 84.000 Tonnen zurück; die Kampagne dauert nur 35 Tage.
1953/54 Erweiterung des Zuckerhauses, und die Rübenverarbeitung steigt auf 400.000 t.
1955 Bau des ersten Zuckersilos mit 8.500 Tonnen Lagerfähigkeit
1957 Umstellung der Extraktion von Diffusionsbatterien auf Extraktionstürme
ca. Ende der 1950er Die tägliche Verarbeitungskapazität übersteigt die 5.000 Tonnen-Marke. Hierzu muß der Vorderbetrieb wesentlich erweitert werden.
1966 Beginn der Herstellung von Flüssigzucker
1966 Die tägliche Verarbeitungskapazität wird auf 6.000 Tonnen gesteigert.
bis 1972 Zusätzlich zum ersten Zuckersilos mit 8.500 Tonnen (1955) werden noch drei weitere Silos mit Kapazitäten von insgesamt nahezu 90.000 Tonnen gebaut.
1977 Die tägliche Verarbeitungskapazität wird auf 7.000 Tonnen gesteigert.
Mitte 1980er Einbau der ersten Fallstromverdampfer. Flüssigkeit und Brüden strömen im Gleichstrom nach unten. Die zu konzentrierende und auf Siedetemperatur vorgewärmte Flüssigkeit gelangt über eine Verteilereinrichtung im Kopf des Verdampfkörpers als gleichmäßiger dünner Film in die Heizrohre, strömt siedend abwärts und verdampft dabei teilweise: Die zunächst durch die Schwerkraft erzeugte Abwärtsbewegung wird nun zunehmend durch die Schubwirkung der entstehenden Brüden unterstützt, welche ebenfalls nach unten strömen.
1986 Die tägliche Verarbeitungskapazität wird auf 11.000 Tonnen gesteigert.
Ende 1980er Das Kalkofengebäude wird komplett erneuert.
1989 Grundsteinlegung für die großtechnische Isomalt-Anlage. Dort sind 60 Mitarbeiter beschäftigt.
1990 Inbetriebnahme der Isomalt-Anlage mit einer Kapazität von 10.000 t/a (bis 2011 auf 100.000 t/a erweitert, mit 120 Mitarbeitern in der Produktion und weiteren 70 in der Instandhaltung)
2000 Erneuerung der Automatisierung des Kesselhauses
2002 Um 2002: 3.300 Landwirte bauen auf 22.500 ha im fünfjährigen Fruchtwechsel Zuckerrüben an. In der Kampagne werden mit 360 Mitarbeitern rund um die Uhr pro Tag aus etwa 15.500 t Rüben 2.200 bis 2.300 t Zucker erzeugt
2004 Mit der endgültigen Schließung des Lagers in Waghäusel im Jahr 2004 wird in Offstein eine Dicksaftlagerung mit
zwei großen Tanks von jeweils 50.000 m3 installiert. Offstein wird damit zu einer sogenannten Dicksaftfabrik
mit einer zweiten Kampagne.
2005/06 Die über 20 Jahre alte Prozeßautomatik der zentralen Zuckerfabrik wird erneuert und der Leitstand den neuen Bedürfnissen angepaßt.
um 2005/06 Bau eines neuen, modernen Magazins in einer alten Zuckerhalle
2006 Einbau der neuen Plattenverdampfer




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Rohzucker 1884 vmtl. seit Inbetriebnahme 1912 bekannt  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine   Hallesche Maschinenfabrik und Eisengießerei vorm. Riedel & Kemnitz
Dampfmaschine   Maschinenfabrik Sangerhausen Aktiengesellschaft




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
um 2011 400       in der Zuckerfabrik und den weiterverarbeitenden Betrieben; weitere 130 in der zentralen Forschung der Südzucker




Produktionszahlen

von bis Produkt im Jahr am Tag Einheit
1884 1885 Zuckerrüben 26757 220 t
1899   Zuckerrüben 54065 600 t
1909   Zuckerrüben 60050 1000 t
1910   Zuckerrüben 80000 1000 t
1914   Zuckerrüben 11500   t
1926   Zuckerrüben   1200 t
1927   Zuckerrüben   1200 t
1928   Zuckerrüben   1600 t
1929   Zuckerrüben   2300 t
1931   Zuckerrüben   2300 t
1935   Zuckerrüben   2600 t
1947 1947 Zuckerrüben 84000   t
1948 1948 Zuckerrüben 217000 3000 t
1966 1966 Zuckerrüben   6000 t
1977 1977 Zuckerrüben   7000 t
1986 1986 Zuckerrüben   11000 t
2011 2011 Zuckerrüben 1500000 16000 t
2011 2011 Zucker 230000   t




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1926 Zusammenschluß, neuer Name zuvor Süddeutsche Zucker Aktiengesellschaft am 26.03.: Beschlußfassung [Pohl: Südzucker (1987) 100]




Allgemeines

ZEIT1920
THEMAInteressengemeinschaft Süddeutscher Zuckerfabriken
TEXTMit den Werken Waghäusel und Züttlingen - mit Mehrheitsbeteiligung an der Zuckerfabrik Rheingau AG, Worms), die Zuckerfabrik Frankenthal AG (mit den Werken Frankenthal, Regensburg, Friedensau und Gernsheim), die Zuckerfabrik Heilbronn AG, die Zuckerfabrik Stuttgart AG (mit Mehrheitsbeteiligung an der Zuckerfabrik Groß-Umstadt GmbH) sowie die Zuckerfabrik Offstein AG (mit den Werken Offstein und Groß-Gerau). Ziel dieser Gemeinschaft ist es, durch
eine einheitliche Führung der Betriebe und einen gegenseitigen Gewinn/Verlust-Ausgleich auch schwierige Zeiten
zu überdauern, ohne dabei jedoch die Selbständigkeit der einzelnen Gesellschaften aufzugeben.
QUELLE[Verband Hess.-Pfälz. Zuckerrübenanbauer: 100 Jahre gemeinsam für Rübe und Zucker (2011) 58]