Zuckerfabrik Oschatz GmbH

Allgemeines

FirmennameZuckerfabrik Oschatz GmbH
OrtssitzOschatz (Sachsen)
Postleitzahl04758
Art des UnternehmensZuckerfabrik
AnmerkungenFabrikbeamte (1897): Dr. Paul Wagner (Direktor), H. Reinicke (Buchhalter), Fritz Rudolph (Chemiker und Assistent), Fr. Gustus (Maschinenmeister) und F. Heller (Waagemeister).
Quellenangaben[Scheffler: Zuckerfabrik Oschatz (2009)] [Verz Zuckerfabr (1900), Adreßbuch Zuckerind (1912)] [Weise & Monski: Duplex-Dampfpumpen für Zuckerfabriken]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
27.06.1893 Auf einer Sitzung des Stadtrats fordert in der der städtische Verein den Stadtrat auf, sich um die Gründung einer Zuckerfabrik zu bemühen. Dieser verkündet die Entscheidung, eine im Herbst nächsten Jahres zu errichtende Zuckerfabrik in Betrieb zu setzen, sei bereits getroffen.
13.08.1893 Das Gründungskomitee zur Errichtung einer Zuckerfabrik lädt alle an einer Zuckerfabrik interessierten Landwirte in den Gasthof zum Löwen ein.
03.09.1893 Zweite Zusammenkunft aller an einer Zuckerfabrik interessierten Landwirte im Gasthof zum Löwen und Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht im Sinne des Gesetzes vom 20. April 1892 unter dem Namen "Zuckerfabrik Oschatz" zum Betriebe der Zuckerfabrikation in Oschatz mit einem Grundkapital von 720.000 Mark, das durch die Gesellschaftsversammlung auf 999.000 Mark erhöht werden kann, errichtet. Als Vorstand der neuen Gesellschaft wählt die Versammlung die Herren Ökonomierat Pazschke (Hof), Rittergutsbesitzer Naumann (Sitten), Rittergutspächter Helbig (Börln), Freigutsbesitzer Matthes (Gaunitz) und Gutsbesitzer Lorenz (Kleinragwitz). Der Aufsichtsrat besteht aus den Herren von Oppel aus Zöschau, Rittergutsbesitzer Gadegast (Oschatz), Rittergutsbesitzer Rudolf (Promnitz), Rittergutspächter Grunow (Großböhla), Gutsbesitzer Hennig (Binnewitz), Nitzsche (Zschannewitz) und Poiz (Ganzig).
21.10.1893 Erste Beschlüsse zum Bau der Zuckerfabrik
12.11.1893 Erste Bohrversuche für eigene Wasserbrunnen, da von Seiten des benachbarten neuen Wasserwerkes Bedenken bestehen, 1,5 cbm/min Wasser liefern zu können.
16.11.1893 Abschluß eines Gesellschaftsvertrags und Beauftragung der "Halleschen Maschinen und Eisengießerei" unter Direktor Riedel zum Bau der Fabrik mit dem Bau der Fabrik. Riedel hatte schon mehrere Zuckerfabriken errichtet.
08.12.1893 Die zum Fabrikbau bestimmte erste Fuhre Steine angeliefert. Sie ist mit Kränzen geschmückt.
1894 Erbaut von der Halleschen Maschinen-Fabrik
21.08.1894 Vertragsabschluß mit der Sächsischen Staatsbahn über den Betrieb eines gemischtspurigen Schieneneinrichtung, wobei ein Drittel der Kosten der Zuckerfabrik obliegen.
09.10.1894 Beginn der ersten Kampagne. Infolge mangelnder Erfahrung des Personals treten in den ersten fünf Wochen viele Betriebsstörungen auf.
06.02.1895 Ende der ersten Kampagne. In 214 Arbeitsschichten zu je 12 Stunden wurden 796.020 Ztr. Rüben verarbeitet. Der Zuckergehalt der Rüben beträgt 12,6 %.
01.10.1895 Beginn der zweiten Kampagne
05.12.1895 Ende der zweiten Kampagne. In 120 Schichten wurden 497.150 Ztr. Rüben mit einem Zuckergehalt von 15,1 % verarbeitet. Täglich wurden 46 Haupt- und 34 Schmalspurbahnwagen, ferner 83 Straßenfuhrwerke behandelt.
04.10.1900 Beginn der Kampagne
16.12.1900 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 14,3 %. Die Arbeiten wurden durch Wassermangel und Schmutz behindert.
1904 Umbau der Zuckerfabrik Oschatz durch Karl Steffen, Wien
1906 Der bisherige Vorstand, bestehend aus Ökonomierat Franz Pazschke und Rittergutsbesitzer Emil Naumann wird durch den Pächter Guido Helbig und den Rittergutsherrn Otto Gadegast abgelöst.
03.10.1907 Beginn der Kampagne
03.12.1907 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 14,6 %. Die Kampagne lief ohne Probleme
1911 Der bisherige Prokurist Carl Thiel wird Direktor
12.10.1917 Beginn der Kampagne
22.01.1918 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 14,5 %. Die Kampagne litt unter Rübenmangel
12.10.1922 Beginn der Kampagne
22.12.1922 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 15,9 %. Die Kampagne litt unter Rübenmangel
22.10.1927 Beginn der Kampagne
15.12.1927 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 16,9 %. Die Kampagne litt unter einer Insektenplage
10.10.1932 Beginn der Kampagne
02.12.1932 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 17,5 %. Die Kampagne lief problemlos
03.10.1938 Beginn der Kampagne
07.01.1939 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 16,5 %. Die Kampagne verlief teilweise unbefriedigend
01.10.1943 Beginn der Kampagne
04.01.1944 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 18,6 %. Die Kampagne verlief den Kriegesverhältnissen entsprechend gut.
18.10.1945 Die Zuckerfabrik wird unter Zwangsverwaltung der SMAD gestellt.
19.06.1946 Der bisherige Vorstand der Zuckerfabrik Hermann Däverits wird durch Verfügungen der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) abgesetzt.
14.10.1947 Beginn der Kampagne
21.01.1948 Ende der Kampagne. Der Zuckergehalt betrug 16,4 %. Die Kampagne verlief unbefriedigend
08.09.1948 Die 54. ordentliche Generalversammlung findet statt.
05.10.1950 Beginn der Kampagne
1965 Jahr der Kombinatsbildung: Mit Zusammenlegung der Betriebe Brottewitz, Döbeln, Oschatz und Löbau entsteht das VEB Zuckerkombinat "Ernst Thälmann", Oschatz. Kollege Ochsenfart übernimmt sofort die Leitung des Kombinats
1966 Einstellung des Rübentransport auf dem Gleis aus Richtung Strehla
1970 Einstellung des Rübentransports auf der Schmalspurbahn
1974 Aufstellung einer neuen Brückner- und einer Borsig-Dampfturbine
01.01.1980 Bildung des "VEB Zuckerkombinats Leipzig". Es besteht aus dem Stammbetrieb Delitzsch mit den Fabriken Döbeln, Makranstädt und Oschatz, sowie dem Abpackbetrieb Rositz. Fritz Franke ist der Betriebsleiter.
01.07.1984 Gründung eines "VE Kombinat 'Zucker'": Die Zuckerfabrik Delitzsch bleibt Stammbetrieb, doch die dazugehörigen Fabriken Döbeln, Makranstädt und Oschatz sind nur noch Betriebsteile. Lothar Petsch übernimmt für den Betriebsteil die Leitung.
Silvester 1984 Am Kessel I, dem sog. "Wienandkessel", kommt es in der Silvesternacht zu einer Havarie, weil durch die Unaufmerksamkeit des Kesselwärters der Kessel ohne Wasser gefahren wurde. Es kommt zu keiner Explosion. Die Kampagne muß dadurch abgebrochen werden. Die noch vorhandenen Rüben werden nach Delitzsch und Brottewitz abgefahren. - Der Kessel wird wieder repariert, doch bringt er danach nicht mehr die volle Dampfleistung von 12,5 t/h.
1986 Die Zuckerproduktion wird eingestellt, und der Betrieb spezialisiert sich auf Futtermitteltrocknung.
1986 Der Schornstein wird durch eine Magdeburger Firma um 20 m abgetragen und gesichert, so daß die Kesselanlage wieder in Betrieb genommen werden kann. Deren mangelnde Leistung ermöglicht keinen vollen Kampagnebetrieb
05.05.1986 Es fällt die Entscheidung, die Zuckerherstellung einzustellen
31.12.1990 Schießung der Fabrik




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Rohzucker 1894 Beginn (Inbetriebnahme) 1986 Ende  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfpumpe   Weise & Monski, Special-Fabrik für Pumpen aller Art




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1897 Diffusionsbatterie 1   unbekannt          
1897 Rillieux-Verdampfer 1   unbekannt       mit schwefliger Säure  
1897 Saftkocher 1   unbekannt       mit schwefliger Säure  
1897 Trockenscheidung 1   unbekannt          
1897 zweifache Saturation 1   unbekannt       mit schwefliger Säure  




Produktionszahlen

von bis Produkt im Jahr am Tag Einheit
1896 1897 Zuckerrüben 827871 10000 Ztr/d
1896 1897 Rohzucker 107000   Ztr
1899   Zuckerrüben 30307 500 t
1909   Zuckerrüben 22384 500 t
1910   Zuckerrüben 29885 500 t
1940 1941 Rüben 555550   dz
1941 1942 Rüben 479570   dz
1942 1943 Rüben 647450   dz
1943 1944 Rüben 592200   dz
1944 1945 Rüben 486150   dz
1945 1946 Rüben 416000   dz




Allgemeines

ZEIT1893
THEMAInhalt des Gründungsvertrags
TEXTErrichtung mit einem Grundkapital von 720,000 Mark, das durch die Gesellschaftsversammlung auf 999,000 Mark erhöht
werden kann. Von dem Grundkapital werden von 110 Gesellschaftern 669,000 Mark mit der Verpflichtung 1115 Acker Rüben zu bauen gezeichnet. Die Statuten, welche vom Gründungskomitee vorbereitet waren, fanden allseitig Genehmigung, allein nachträglich wurden einige Abänderungen als zweckmäßig bezeichnet, die einer demnächst zu veranstaltenden Generalversammlung zu unterbreiten sind, insbesondere soll der Aufsichtsrat nicht aus 5, sondern aus sieben
Gesellschaftern bestehen, und sodann soll der Mindestbetrag einer Stammeinlage von 3000 Mark auf 1500 Mark ermäßigt werden, um so insbesondere auch den Besitzern kleinerer Güter den Zutritt noch weiter zu erleichtern. Mit jeder Einlage von 1500 Mark ist die Verpflichtung zum Bau von 2 1/2 Acker (1,4 ha) Rüben verbunden. Bis zum 17. d. M.
nimmt Herr Notar Rechtsanwalt Schmorl sen. in Oschatz Beitrittserklärungen entgegen, und steht zu erwarten, daß die am Grundkapital noch fehlende Summe von 51,000 Mark mit 85 Acker Rüben bis dahin vollständig erreicht wird.
QUELLEZeitungsbericht vom 04.09.1893