Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb


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Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb: Gaszentrale


Allgemeines

FirmennameAktiengesellschaft für Hüttenbetrieb
OrtssitzDuisburg
OrtsteilMeiderich
StraßeEmscherstr. 71
Art des UnternehmensHüttenwerk
AnmerkungenMit einer Seilbahn für den Kokstransport von der benachbarten Thyssen-Zeche "Gewerkschaft Deutscher Kaiser 4/8" und einer Anschlußbahn vom Hafen Walsum für den Erztransport; ferner Anschlußbahnverbindungen mit den Bahnhöfen Neumühl und Oberhausen.
Quellenangaben[Troß: Aufbau der Eisen-...-Konzerne (1923) 61] [Buschmann: AG Hüttenbetriebe Meiderich in: Rh. Industriekultur (2004-2006), Internet]
HinweiseAufsatz [Buschmann] in "http://www.rheinische-industriekultur.de" mit ausführlicher Chronik und Beschreibung der unter Denkmalschutz stehenden Anlage; auszugsweise hier wiedergegeben. - Fotos:
- Foto: K:/buchscan/bearb: aus Kalender Industriekultur
- Großgasmaschinen der Maschinenfabrik Thyssen & Co., Mülheim/Ruhr, in der Gaszentrale der AG für Hüttenbetrieb, Duisburg-Meiderich 1912.




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1890er August Thyssen plant ein zweites Hochofenwerk zur Versorgung der Siemens-Martin Öfen in Mülheim-Styrum und Bruckhausen mit Stahleisen sowie zur Erzeugung von Spezialeisensorten wie Gießereieisen, Spiegeleisen, Ferromangan, Ferrosilizium, Hämatit. Dieses soll mit der Thyssen-Zeche "Vereinigte Gladbeck" in Gladbeck und Bottrop organisatorisch verknüpft werden.
1900 Beginn der Konzessionsverhandlungen für das Hochofenwerk
1901 Die Konzession für das Hochofenwerk in Meiderich an die "Gewerkschaft Vereinigte Gladbeck" erteilt.
1901 Baubeginn nach Konzessionserteilung
1902 Das Hochofenwerk wird in die von Thyssen wie eine Personalgesellschaft geführte "Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb" eingebracht. - Der Bergwerksbesitz der "Gewerkschaft Vereinigte Gladbeck" (urspr. Konzessionsinhaberin von 1901) war inzwischen von Thyssen verkauft worden.
17.03.1902 Gründung durch August Thyssen
1904 Die drei drei Hochöfen 1, 2 und 4 sind vollendet.
1904 Beschluß zum Bau einer Gießerei für schwere Gußstücke
1906 Bau der Kraftzentrale, einer langgestreckten Stahlfachwerkhalle mit Sockelgeschoß und flachem Satteldach, Länge im ersten Bauabschnitt: 70 m. Sie hat eine Spannweite von 34,5 m und dient zur Aufstellung von Großgasmaschinen.
1906 Bau der Gasreinigung Ost, eine Backsteinhalle mit Satteldach, Belüftungsaufsatz über dem First und Rundbogenfenstern.
1906/07 Bau des alten Verwaltungsgebäudes. Es ist ein dreigeschossiger Backsteinbau auf winkelförmigem Grundriß mit Satteldach. Die symmetrisch ausgebildete Straßenfassade wird durch einen einachsigen Mittelrisalit und zweiachsige Seitenrisalite gegliedert. Die beiden erhaltenen geschweiften Übergiebelungen der Risalite sind in Formen der Deutschen Renaissance gestaltet.
1907 Fertigstellung eines vierten Hochofens (vmtl. Hochofen 3)
1907 Bau eines Doppelkühlturms. Er hat einen Rechteckgrundriß und steht auf einer Kühlturmtasse aus Beton. Die verschraubte und genietete Stahlfachwerkkonstruktion hat eine Umhüllung der Sprüheinrichtung aus Holz (sie wird später mit Faserzementplatten bekleidet). Der Kühlturm dient zur Kühlung des in der Gasreinigung verwendeten Brauchwassers und des Kühlwassers für die Hochöfen.
05.09.1907 Explosion eines Einflammrohrkessels. Bei der Explosion wird der erste Wellrohrschuß in der Nietnaht vom zweiten abgerissen und bis zur Sohle durchgebeult. Der zweite Schuss und die folgenden Schüsse werden seitlich zusammengedrückt, während die Öffnung im vorderen Kesselboden verdrückt wird. Als Ursache wird Wassermangel angenommen. Die vorhandene Sicherheitspfeife ist verstopft. Ein Kesselreiniger wird schwer verbrannt.
1909 Erweiterung der Kraftzentrale
1910/11 Die bereits 1904 geplante Gießerei für schwere Gußstücke wird errichtet. Das aus den Hochöfen kommende Roheisen wird hier unmittelbar zu Gusswaren weiterverarbeitet.
1911/12 Zweite Erweiterung der Kraftzentrale auf eine Länge von 140 m
1912 Fertigstellung eines fünften Hochofens
1912 Erweiterung der Gasreinigung Ost
1918 Einführung von elektrischen Senkrechtaufzügen zur Gichtbühne
01.01.1923 Sämtliche Aktien sind im Besitz der Familie Thyssen.
1923 Der 1910/11 gebauten Gießerei wird eine Walzengießerei hinzugefügt.
1923-1925 Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes an der Emscherstr. 57, Architekt: Alfred Fischer. Ein viergeschossiger Stahlbetonskelettbau mit Backsteinaußenwänden und flachem Walmdach
1926 Die Hütte geht in den "Vereinigten Stahlwerken" auf.
1933 Mit den Werken der Friedrich Wilhelms-Hütte, dem Schalker Verein, der Hütte in Meiderich und der Gießerei in Hilden werden die "Deutschen Eisenwerke AG" als eigener Betriebsgesellschaft der "Vereinigten Stahlwerke" gegründet.
nach 1945 Nach Kriegsschäden durch Luftangriffe und Artilleriebeschuß werden zunächst drei modernisierte alte Hochöfen und der neue Hochofen 4 in Betrieb genommen.
1948 Die "Vereinigten Stahlwerke" werden von den Alliierten wieder entflochten, und die Hütte in Meiderich wird mit der "Friedrich-Wilhelms-Hütte" zu den "Eisenwerken Mülheim/Meiderich" verschmolzen.
1949 Die vier vertikalen Verbund-Gebläsemaschinen werden durch vier Elektroturbogebläse ersetzt.
um 1950 Bau des Hauptschalthauses, einer Backsteinhalle mit Flachdach und schmalen, rechteckigen Fensteröffnungen.
1951 Bau einer neuen Masselgießerei nördlich der Hütte, bestehend aus dem Einfahrtsgebäude mit Gießkran, der die 40-t-Roheisenpfannen zur Gießmaschine hebt, für die Pfannenwagen und dem Verladegebäude der Masseln, beides Stahlfachwerkhallen. Zwischen den beiden Gebäuden erstreckt sich die Masselgießmaschine, bestehend aus zwei ansteigend angeordneten Endlos-Kokillenbänder mit Masselformen. Die Elektromotoren für den Antrieb sind an den oberen Bandenden aufgestellt. Die 45 kg schweren Masseln werden in Kübeln auf den benachbarten Lagerplatz gefahren
1952 Es sind vier Hochöfen in Betrieb
1952-1953 Bau des Schalthauses Ost, Architekt: Wilhelm Lierhaus. Es ist ein mehrteiliger Putzbau mit Flachdächern auf T-förmigem Grundriß mit vorgelagertem, flachem Trakt für Trafozellen
1953 Bau der Gasreinigung West für den neu gebauten Hochofen 4. Sie ist in einer hohen und schmalen Stahlfachwerkhalle mit Satteldach aus Stahlbindern.
1953 Bau der Roheisen-Verladebrücke mit 46 m Stützweite udn Auskragungen von 18 und 9,5 m
1955 Die Wascher in der Gasreinigung Ost werden durch Theissen-Desintegratoren ersetzt
1956 Neubau des Hochofens 1 durch die Gutehoffnungshütte in Sterkrade an nahezu gleicher Stelle wie der alte Hochofen 1. Mit einem Nutzvolumen von 517 cbm und Gestelldurchmesser von 5,2 m erzeugt er 800 bis 1100 t Roheisen pro Tag. Der freistehende, vollständig gepanzerte Hochofen hat eine Höhe von 22,23 m. Die Gichtbühne befindet sich 33,45 m über Hüttenflur.
1963 Neubau des Hochofens 2 durch die Gutehoffnungshütte, Sterkrade. Er hat 471 cbm Nutzvolumen, einen Gestelldurchmesser von 5,6 m und eine Tagesleistung von 800 bis 1100 t Roheisen. Die Doppelglocke für den Gichtverschluß ist nach der Bauart MacKee elektrisch gesteuert.
01.10.1965 Die Hütte wird pachtweise per Betriebsüberlassungsvertrag von der "August-Thyssen-Hütte" übernommen.
1973 Neubau des Hochofens 5 durch die MAN-Gutehoffnungshütte in Sterkrade. Mit einem Ofeninhalt von 700 cbm und 7,0 m Gestelldurchmesser ist er etwas größer als die 1956 bzw. 1963/64 gebauten Hochöfen 1 und 2, hat aber auch nur eine Tagesleistung von 1000 t Roheisen. Im Erscheinungsbild deutlich abweichend sind die von "Martin & Pagenstecher" in Köln gelieferten, mit Isolierung und glänzenden Aluminiumblechen umhüllten Winderhitzer für hohe Luftdrücke. Errichtet auf einer Stahlunterkonstruktion, erhebt sich vor der Gießhalle der satteldachförmige Dachkühler des Hochofens 5 zur Rückkühlung des Hochofenkühlwassers.
1976 Gründung der "Thyssen Gießerei AG Friedrich Wilhelms-Hütte" in Mülheim, in welche der Gießereibetrieb der Meidericher Hütte aufgeht.
04.04.1985 Die aus den drei Hochöfen 1, 2 und 5 bestehende Anlage wird stillgelegt.
1988 Antrag zur Eintragung der Anlage in die Denkmalliste
1989 Die Hütte wird ein Projekt der "Internationalen Bauausstellung Emscherpark" (IBA). Aus einem Wettbewerb mit fünf interdisziplinär zusammengesetzten Teams geht das Büro Peter Latz Freising/Kassel als Sieger hervor.
2000 Die Anlage wird in die Denkmalliste eingetragen.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Ferromangan 1923 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung 5 Hochöfen
Ferrosilizium 1923 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung 5 Hochöfen
Gießereieisen 1923 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung 5 Hochöfen
Hämatiteisen 1923 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung 5 Hochöfen
Kokillen 1923 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung 5 Hochöfen
Spiegeleisen 1923 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung 5 Hochöfen
Stahleisen 1923 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung 5 Hochöfen
Tübbings 1923 Erste Erwähnung 1923 Letzte Erwähnung  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampf-Gebläsemaschine 1920er? unbekannt
Dampfmaschine 1902 August Borsig
Dampfmaschine 1907 August Borsig
Dampfpumpmaschinen 1901 Hannoversche Maschinenbau-Actiengesellschaft, vorm. Georg Egestorff




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1912 1350       1350 Mann




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1 Beiteiligung zuvor Thyssen & Co. KG sämtliche Aktien
1933 Anschluß (Namensverlust) danach Deutsche Eisenwerke Aktiengesellschaft