Chemisches Laboratorium von Dr. Julius Denzel

Allgemeines

FirmennameChemisches Laboratorium von Dr. Julius Denzel
OrtssitzTübingen (Neckar)
StraßeGartenstr. 50
Postleitzahl72074
Art des Unternehmenschemische Fabrik
AnmerkungenObige Firmierung lt. [Reichs-Adreßbuch (1900)]; um 1900 eine eingetragene Firma, unter "Laboratorien" erfaßt. Lt. [Wikipedia] eine chemische Fabrik für Mutterkornpräparate (Mutterkorn ist ein Pilz-Schmarotzer im Getreide, der Alkaloide enthält, die zur Einleitung der Wehen und zur Blutstillung verwendet werden können). Der Fabrik war ein analytisches Laboratorium für Nahrungsmitteluntersuchungen angegliedert. Nicht in [Chem. Ind. Dt. Reich (1929/39)], obwohl Produktion wohl erst zu Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellt. Auf dem Gelände entstand später ein Kindergarten.
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 3852] [Referenzliste U. Kohllöffel (1912)] Wikipedia [Beitr. zur württ. Apothekengesch. X (1973-1975) 68 ff]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
09.12.1852 Geburt von Julius Denzel in Steinbach b. Plochingen als Sohn des Rentamtmanns Christian Gottlieb Friedrich Denzel. - Er besucht die Oberrealschule in Esslingen und wird zunächst Apothekerlehrling. Später studiert er in Straßburg und Tübingen unter den Professoren Lothar Meyer, Wilhelm Rudolph Fittig, Rose und Friedrich August Quenstedt.
04.12.1874 Julius Denzel immatrikuliert sich in Tübingen als stud. rer. nat. (seit 1875 als stud. pharm.)
01.03.1876 Julius Denzel wird in Tübingen zum Apotheker approbiert. - Auch 1876 studiert er dort, ferner weitere drei Semester Chemie von 1877/78 bis 1878/79.
03.07.1878 Doktorarbeit im Fachgebiet Chemie von Julius Denzel über die Chlorbromsubstitutionsprodukte des Äthans und Äthylens bei Prof. Dr. Lothar Meyer in Tübingen. Mündliche Prüfung zum Dr. rer.nat. am 3. Juli
1880 Dr. Julius Denzel arbeitet als Apotheker in London
1884 Dr. Julius Denzel (Apotheker in Ulm) veröffentlicht eine Abhandlung über das Mutterkorn und dessen wirksame Bestandteile.
1885 Dr. Julius Denzel kommt nach Tübingen, macht sich selbständig und gründet ein chemisches Laboratorium für Lebensmitteluntersuchungen. Er ist zu dieser Zeit wohnhaft in Tübingen, Reutlinger Str. 12.
1886 Bau der chemischen Fabrik in der Gartenstr. 50 und eines Wohnhauses für Dr. Jul. Denzel in der Gartenstr. 53. - Produtkionsaufnahme spätestens im Folgejahr.
21.04.1887 Heirat von Dr. Jul. Denzel mit Marie Rosine Pfeilsticker, Frau des Waiblinger Oberamtsarztes Dr. Gustav Adolf Pfeilsticker, in Waiblingen. - Aus der Ehe gehen zwischen 1888 und 1895 vier Söhne hervor.
1888 Geburt von Wilhelm Denzel, dem ältesten Sohn von Dr. Julius Denzel. - Er wird 1919 das Unternehmen weiterführen.
1890 Die "Tinctura haemostyptica 'Denzel'", die aus Mutterkorn gewonnen wird, aber billiger als Ergotin ist, kommt auf den Heilmittelmarkt
1891 Der Tübinger Apotheker Adolf John (*19.06.1863 +05.04.1935) wird wird als Apotheker eingestellt.
1894 Dr. Julius Denzel erhält den Ausweis als Nahrungsmittelchemiker.
1898 Das Präparat "Digitalis 'Denzel' (physiologisch geprüft)" kommt heraus
1914 Wilhelm Denzel schließt seine Ausbildung ab, wird aber zunächst als Militärapotheker einberufen.
26.11.1915 Tod von Dr. Julius Denzel in Tübingen. Der erste angestellte Apotheker Adolf John führt zunächst die Fabrik weiter, ehe der älteste Sohn Wilhelm die Nachfolge antritt.
08.02.1919 Dr. Wilhelm Denzel übernimmt das Unternehmen seines 1915 verstorbenen Vaters Dr. Julius Denzel. Es wurde zwischenzeitlich vom Apotheker Adolf John geleitet.
11.1926 Dr. Wilhelm Denzel wird öffentlich bestellter Handelschemiker für den Bezirk der Handelskammer Reutlingen.
1939 Dr. Wilhelm Denzel wird als Oberapotheker zum Kriegsdienst eingezogen, und die Produktion kommt zum Erliegen. - Nach Kriegsende ist er 16 Monate in einem Kriegsgefangenenlager.
1948 Dr. Wilhelm Denzel wird Lehrbeauftragter für Lebensmittelchemie an der Universität Tübingen.
28.04.1964 Tod von Dr. Wilhelm Denzel in Tübingen




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Alkaloide aus Mutterkorn 1886 Beginn der Fabrik, zunächst Ergotin "Denzel" 1915 Tod von J. Denzel, von den Söhnen weitergeführt Ergotin als: 50 % in steriler Lösung, in Phiolen und Pastillen; an den Uni-Frauenkliniken in Tübingen und Bonn getestet (Wehen-Mittel, Blutstillung).




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine   Ulrich Kohllöffel, Maschinenfabrik