Zeit |
Ereignis |
05.06.1815 |
Geburt von Franz Stollwerck in Köln als vierter Sohn des Wollspinners Nikolaus Stollewerck (1787?1851) und der Brauertochter Christina Boden (1784?1837). Er wächst im Haus der Eltern in der Wallonengasse 53 (ab 1813 wieder Löhrgasse genannt; späterer Name: Agrippastraße) auf. |
07.1839 |
Franz Stollwerck eröffnet eine Mürbebäckerei in der Blindgasse 37 (spätere Bezeichnung: Cecilienstraße). Neben Zwieback, Mürbekränzen und Brezeln verkauft er Gebäck und Spirituosen. |
10.1839 |
Das Geschäft läuft gut, da Franz bereits drei Monate nach der Gründung eine Stelle für einen Bäckerlehrling ausschreiben kann. |
28.11.1840 |
Geburt von Albert Nikolaus Stollwerck (ältester Sohn des Gründers) in Köln |
22.03.1842 |
Geburt von Peter-Joseph Stollwerck (zweiter Sohn des Gründers) in Köln |
07.1843 |
Franz Stollwerck beginnt mit der Produktion von Brustbonbons, was ihm die Bezeichnung Kamelle-Napoleon einbringt. Der Handel mit Brustbonbons, die der Behandlung von Husten und Halserkrankungen dienen, wird von den Kölner Apothekern nicht gerne gesehen Es kommt zu jahrelangen Streitigkeiten, die Franz letztlich aber für sich entscheiden kann. |
27.10.1843 |
Geburt von Heinrich Stollwerck (dritter Sohn des Gründers) in Köln |
12.1847 |
Neben seiner Tätigkeit als Bäcker und Konditor engagiert sich Franz Stollwerck auch auf anderen Gebieten. Im Dezember eröffnet er in der Schildergasse 49 das Café Royal, eine Mischung aus Café, Konditorei und Weinlokal. Das Café Royal zeichnet sich durch eine besonders luxuriöse Einrichtung, einen speziellen Damensalon und eine Zeitungsecke aus. |
1848 |
Einige Monate nach der Eröffnung des "Café Royal" kommt ein Ballsaal hinzu, in dem unter anderem Theateraufführungen stattfinden. |
01.04.1848 |
Das Café Royal (Schildergasse 49) wird im Zuge der Märzrevolution in "Deutsches Kaffeehaus" umbenannt. |
03.1849 |
Als der Ballsaal sowie Teile des Kaffeehauses und der Konditorei bei einem Brand zerstört werden, zeigt Franz seine Qualitäten als Unternehmer. Obwohl er kurz vor dem Bankrott steht und der Gerichtsvollzieher sein Privathaus pfänden will, kann er sich mit seinen Gläubigern einigen. Schon kurz darauf eröffnet er an gleicher Stelle ein Vaudeville-Theater, in dem Komödien, Opern und literarische Vorträge aufgeführt werden. |
März 1853 |
Die Geschäfte im "Deutschen Kaffeehaus", eine Mischung aus Kaffeehaus, Konditorei und Weinlokal mit Ballsaal, laufen schlecht, und das Kölner Handelsgericht bestätigt den Konkurs des Lokals. |
1855 |
Zur Weltausstellung Paris bekommt Stollwerck für seine Brustbonbons als einziger deutscher Aussteller eine Medaille. |
1856 |
Franz Stollwerck baut im Kölner Severinsviertel die Königshalle mit 2600 Plätzen, die in der Folgezeit als Theater-, Konzert- und Ballhaus dient. Die Halle ist für die Verhältnisse aber zu groß konzipiert und wird kein Erfolg. Die schlechte Bauausführung führt nach wenigen Monaten zum Zusammenbruch der Bühne. |
22.01.1857 |
Geburt von Ludwig Stollwerck (vierter Sohn des Gründers) in Köln |
1858-1859 |
Die drei ältesten Söhne von Franz Stollwerck, Albert Nikolaus, Peter Josef und Heinrich treten in die Firma ein. Unter ihrer Mitwirkung beginnt der eigentliche Aufstieg der Firma. Sie konzentrieren sich von nun an auf die Schokoladenproduktion, erweitern beständig den Vertrieb und leiten den Umbau des Betriebes in eine Fabrik ein. |
06.11.1859 |
Geburt von Carl Stollwerck (fünfter und jüngster Sohn des Gründers) in Köln |
1860er |
Ab den 1860er Jahren widmet sich Franz Stollwerck verstärkt der Herstellung von Schokolade. Durch seine Söhne lernt er dabei die Vorzüge der industriellen Fertigung kennen. |
24.09.1863 |
Der Kölner Stadtrat lehnt den Ankauf des Großlokals "Königshalle" ab. |
1864 |
Die Stollwerck-Brustbonbons sind in 900 deutschen und vielen europäischen Geschäften erhältlich. |
1866 |
Franz Stollwerck eröffnet in der Hohe Straße 9 eine moderne Schokoladenfabrik deren Besonderheit große Glasfenster sind, durch die die Schokoladenherstellung von jedermann beobachtet werden kann. Dadurch zeigt Franz, daß seine Schokolade maschinell gefertigt wird, was als ein besonderes Qualitätsmerkmal gilt. |
16.12.1868 |
Albert Nikolaus, Peter Josef und Heinrich Stollwerck werden Teilhaber der Firma, die sich nun "Franz Stollwerck & Söhne" nennt (Gesellschaftsvertrag vom 16. Dezember). Während sich die Söhne um die Schokoladenherstellung kümmern, besorgt Franz weiterhin die Herstellung der Brustbonbons und behält bestimmenden Einfluß auf das Unternehmen. |
1870-1871 |
In den 1870er Jahren treten die jüngeren Brüder Ludwig und Carl in das Unternehmen ein. Ludwig Stollwerck wird sich in den folgenden Jahren zur bedeutendsten Unternehmerpersönlichkeit der Familie entwickeln. Wie zuvor schon ihr Vater legen die Gebrüder Stollwerck sehr viel Wert auf die Qualität ihrer Schokolade und erhalten bei verschiedenen internationalen Wettbewerben zahlreiche Auszeichnungen. |
07.05.1870 |
Der älteste Sohn des Gründers, Albert Nikolaus (genannt Nicolas) Stollwerck, verläßt die väterliche Firma und gründet die Zuckerverarbeitungsfabrik "Dampf-, Zucker, Schneide-, Glasur- und Poudre Raffinade" in der Corneliusstraße 12. |
12.1871 |
Streitigkeiten zwischen Franz Stollwerck und seinen Söhnen führen zur Trennung und Aufteilung der Firma. |
01.01.1872 |
Die Firma "Gebrüder Stollwerck" wird als als offene Handelsgesellschaft ins Kölner Handelsregister eingetragen. |
1872 |
Heinrich Stollwerck baut im Unternehmen eine eigene Konstruktionsabteilung auf, die bereits 1875 den Großteil des eigenen Betriebsbedarfs deckt und deren Maschinen weltweit verkauft werden. |
10.1872 |
Die Söhne (anfangs Albert Nikolaus, dann Peter Joseph und Heinrich sowie schließlich auch Ludwig und Carl) des Gründers Franz Stollwerck führen eine eigene Schokoladenfabrik im Severinsviertel und legen damit den Grundstein für die spätere Stollwerckfabrik. |
1873 |
Die Firma beschäftigt 220 Fabrikarbeiterinnen und Fabrikarbeiter. |
1873 |
Heinrich Stollwerck erhält ein Patent auf einen Fünf-Walzenstuhl, der die Produktionskapazitäten von Schokolade auf das Doppelte erhöht. |
01.05.1874 |
Die beiden Stollwerck-Firmen (die des Vaters und die der Söhne) werden unter dem Namen "Kaiserlich-Königliche Hof-Chocoladen-Fabrik Gebr. Stollwerck" vereinigt. |
10.03.1876 |
Tod von Franz Stollwerck in Köln |
1873 |
Nach dem Tod von Franz Stollwerck im März wird die Trennung der Firma zwischen dem Vater und den Söhnen wieder aufgehoben. |
1879 |
Ludwig Stollwerck wird von seinem Bruder Albert Nikolaus in den Außendienst des Familienunternehmens eingearbeitet. |
1879 |
Ludwig Stollwerck stellt den Wiederverkäufern für Läden, Buffets und andere Standorte eigene Vitrinen, Schaudosen und Präsentationsmittel zur Verfügung und richtet die "Stollwerck Kisten und Kartonagefabriken" ein, die Hunderte von Verpackungsformen produziert. |
04.04.1883 |
Tod von Albert Nikolaus Stollwerck durch einen Unfall auf einer Pilgerreise in Jerusalem. - Er leitete in der väterlichen Fabrik die Finanzen und die Organisation und betrieb daneben eigene Maschinen-Vertretungen, befasste sich mit dem Zucker-Großhandel, der Herstellung von Würfel-, Puder- und Glasurzucker sowie der Fabrikation von Emser und Kissinger Pastillen. Er erhielt später Prokura und übernahm Einkauf, Kalkulation, Korrespondenz und die allgemeine Vertriebsorganisation. |
1883 |
Ludwig Stollwerck übernimmt nach dem Tod seines Bruders Nikolaus Stollwerck die Leitung des Vertriebs |
1887 |
Ludwig Stollwerck beginnt, von einer Studienreise nach Amerika inspiriert, Verkaufsautomaten mit Warenproben und Schokolade zu befüllen. |
29.11.1887 |
Das Unternehmen wird zum Hoflieferanten der Königin ernannt. |
1890 |
Die Firma hat 890 Beschäftigte |
1895 |
Ludwig Stollwerck gründet für den Automaten-Verkauf die Firma "Deutsche Automaten-Gesellschaft Stollwerck & Co.". - Das Automatengeschäft im Schokoladesektor läuft gut, und bis 1914 sind die Schoko-Automaten in den USA Marktführer. |
06.07.1902 |
Gründung mit Wirkung ab 1. Januar 1902 unter Übernahme der offenen Handelsgesellschaft "Königl. Preuß. und Kaiserl. Österr. Hof-Chokoladefabrikanten Gebrüder Stollwerck" zu Köln mit einem Grundkapital von M 14.000.000,00. Neben den Inhaberaktien werden 5.000 Vorzugsaktien zur ja 1.000,00 Mark herausgegeben, die größtenteils von den Hausbanken übernommen werden. |
17.07.1902 |
Um Kapital für die Expansion zu erhalten, wird die Firma auf Drängen von Ludwig Stollwerck in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. |
1903 |
Um das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln tut sich Ludwig Stollwerck in Köln mit dem Phonographen-Erfinder Th. A. Edison zusammen. Ergebnis: ein Gerät ("Sprechende Schokolade"), auf dem sich Schokoladen-Schallplatten abspielen lassen. |
1904 |
Gründung der Stollwerckhaus A.-G., Köln. |
17.03.1906 |
Tod von Peter-Joseph Stollwerck in Bonn. - Er war anfangs Reisender der väterlichen Firma und leitete danach den ins Einzelne gehenden Außendienst. Später führte er ein modernes Buchhaltungs- und Rechnungswesen ein und übernahm die Leitung der Finanzen und des Personals. |
10.1906 |
Gründung des Zweigwerks "Stollwerck Brothers" in Stamford (Conn., USA). Es ist das bis zum Kriege die zweitgrößte Schokoladenfabrik der USA. - Bereits 1904 wurde ein 43 acres großes Grundstück dafür erworben. |
1910 |
Die Firma hat 4500 Beschäftigte. |
1914 |
Bis 1914 gründet Stollwerck, unter anderem wegen Arbeitskräftemangels, zahlreiche Zweigniederlassungen im In- und Ausland. |
1. Weltkrieg |
Der Erste Weltkrieg stürzt die "Gebr. Stollwerck" in eine langjährige Krise, von der sie sich nie wieder vollständig erholen wird. Es kommt zu Zwangsenteignungen unter anderem in den USA: Dort ist das Werk in Stamford Werk betroffen, das bis zum Kriege die zweitgrößte Schokoladenfabrik der USA war. |
09.05.1915 |
Tod von Heinrich Stollwerck in Köln bei einem Betriebsunfall, als er in eine von ihm erfundene Mischmaschine gerät. - Er war begabter Techniker und absolvierte seine technische Ausbildung gegen den ausdrücklichen Willen des Vaters und mit finanzieller Unterstützung seines Bruders Albert Nikolaus. Er übernahm die Betriebsleitung der neuen Fabrik in der Hohestraße und konstruierte dort zahlreiche neue Anlagen. |
1922 |
Inbetriebnahme einer neu eingerichteten Stollwerck-Schokoladenfabrik in Kronstadt (Rumänien) |
1922 |
Umwandlung der "Gebr. Stollwerck off. Handelsgesellschaft" in Wien in eine Aktiengesellschaft. |
12.03.1922 |
Tod von Ludwig Stollwerck in Köln. - Er war im Außendienst des Familienunternehmens tätig. Er war neuen Entwicklungen gegenüber sehr aufgeschlossen, die er zur Vermarktung der Produkte einsetzen konnte. |
1922 |
Carl Stollwerck führt nach dem Tode seiner Brüder das Unternehmen gemeinsam mit seinen Neffen Gustav (1872-1951), Franz (1877-1955), Fritz (1884-1959) sowie den Direktoren Trimborn, Harnisch, Eppler und Laute. |
1924 |
Eröffnung einer Stollwerck-Schokoladenfabrik in Budapest |
1928 |
Freigabe des Amerika-Guthabens der Gebr. Stollwerck, Köln |
1929 |
Ankauf eines Geschäftshauses, Köln, Hohenzollernring |
1929 |
Die Weltwirschaftskrise der 1920er Jahre bringt die Firma Stollwerck an den Rand des Ruins. |
1930 |
Aus dem Interessenkreise der Gruppe Schicht, Aussig (Unilever-Konzern), werden Fabrikation und Vertrieb der Marken der "Reichardtwerk G.m.b.H.", Wandsbek, "Gaedke A.-G.", Hamburg, und "Joh. Gottl. Hauswaldt G.m.b.H.", Magdeburg, übernommen. Die Fabrikation der alten Marken wird unter fachmännischer Leitung der Gesellschaft in die eigenen Betriebe Köln-Berlin und der "Goldina A.-G.", Bremen, an der gleichfalls Interesse genommen wird, übertragen. Die vom Reichardt-Konzern übernommenen 100 Ladengeschäfte werden an die "Faßbender G.m.b.H.", Berlin, abgegeben, die für ihren Betrieb die "Faßbender-Schokoladen-Vertriebs-G.m.b.H." gründet. Die Finanzierung dieser Vertriebsvergrößerung erfolgt zum größten Teil durch einen 20jährigen, zu 6 % verzinslichen festen Kredit von RM 6 Mill., dessen Tilgung nach 5 Jahren zu beginnen ist und der von der Gesellschaft jederzeit zurückgezahlt werden kann, zum kleineren Teil durch Bankkredite. |
1930 |
Zwecks Erwerbes und Fortführung der Firma "Reichardtwerk G.m.b.H.", Wandsbek, die mit Reichsmark 10.000.000,00 arbeitete, wird die "Reichardtwerk G.m.b.H.", Hamburg, gegründet. |
1930-1931 |
Bei der Umstellung und Überleitung der übernommenen Geschäftsbetriebe des Reichardtkonzerns machte die nicht vorauszusehende katastrophale Entwicklung der Wirtschaftsverhältnisse alle Vorberechnungen zunichte. An den auf Grund der bisherigen Umsatzziffern übernommenen Rohstoffen und Fertigerzeugnissen erleidet die Gesellschaft infolge der Verzögerung im Absatz bei dem überraschend einsetzenden Preissturz größere Verluste. Die Kosten der Umstellung und Überleitung der Fabrik- und Geschäftsbetriebe, die im ersten Jahr der Übernahme unvermeidlich sind, kommen sämtlich zur Abbuchung. |
1930 |
Vertrag mit der Margarine-Verkaufsunion, der eine jährliche, bis 1942 laufende Umsatz- und Gewinnabgabe als Ablösung der übernommenen Geschäftsbetriebe vorsieht. Er wird bis 1943 vollkommen zur Erledigung gebracht. Das Darlehen (RM 3.000.000,00 per 30. Juni 1937) wird bis dahin abgedeckt. |
1931-1932 |
Im Geschäftsjahr 1931/32 wird im Zuge der Neuordnung des Konzerns, die durch den Erwerb und die Einfügung des Reichardtkonzerns eingeleitet wird, eine durchgreifende Umorganisation in allen Abteilungen vorgenommen. Diese erstreckte sich nicht nur auf die betriebstechnische und betriebswirtschaftliche Zusammenfassung der verschiedenen Werke, sondern auch auf die Reorganisation sämtlicher Verwaltungs- und Vertriebsabteilungen. |
1931 |
Die Familie Stollwerck steigt endgültig aus der Führung des Unternehmen aus und übergibt die Aktienmehrheit an die Deutsche Bank. |
1932-1933 |
Im Laufe des Jahres 1932/33 werden die Maßnahmen zur Neuordnung des Konzerns mit gutem Erfolg weitergeführt. |
01.03.1932 |
Zur Deckung des Verlustes per 30. Juni 1931 von Reichsmark 3.396.411,46 beschließt die Hauptversammlung vom 1. März 1932, den gesetzlichen Reservefonds von Reichsmark 1.645.600,00 zu verwenden und nach Einziehung von RM 1.450.000,00 eigenen Stammaktien sowie RM 6.000,00 6 %igen Vorzugsaktien das dann noch verbleibende Stammaktienkapital von RM 15.000.000,00 im Verhältnis 10 : 6 auf RM 9.000.000,00 zusammenzulegen. |
03.10.1932 |
Tod von Generalkonsul Carl Stollwerck in Hohenfried bei Feldkirchen (Kr. Rosenheim) nach schwerer Krankheit. Er wird am folgenden Donnerstag im 1927 für die Stieftochter Carlita (+1911) gebauten Mausoleum in der Nähe seines Landsitzes Hohenfried (vorher "Giglbergerhof") zur letzten Ruhe gebettet. Er lebte und arbeitete im Schatten seiner Brüder. |
1933-1934 |
Im Geschäftsjahr 1933/34 konnte der Umsatz mengenmäßig so gesteigert werden, daß die Wirkung des noch fortdauernden Verbrauchswechsels zugunsten billiger Waren aufgehoben und darüber hinaus eine Steigerung des Wertumsatzes erreicht wird. Die deutschen Vertriebsgesellschaften zeigten im ganzen eine ähnliche Umsatzentwicklung. |
1933-1945 |
Wie die meisten deutschen Unternehmen paßt sich die Unternehmensleitung von Stollwerck 1933 völlig der neuen nationalsozialistischen Ideologie an. Viele leitende Angestellte werden überzeugte Nationalsozialisten. Bei Kriegsende gehört mit einer Ausnahme alle Vorstandsmitglieder von Stollwerck der NSDAP an. Die Gesetze der neuen nationalsozialistischen Regierung ermöglichen es der Unternehmensleitung mißliebige Gewerkschaftler aus der Belegschaft zu drängen und NS-Aktivisten an ihre Stelle zu setzen. Problematisch erweist sich für Stollwerck eine Diskussion über den Stellenwert von Kakao. Den NS-Ideologen gilt Kakao als "rassenverschlechterndes Erbgift, da er aus Kulturen stamme, die als "minderwertig" angesehen werden. Der Laborleiter von Stollwerck, Dr. Fincke, selbst überzeugter Nationalsozialist, ist gezwungen Kakao gegen seine Kritiker zu verteidigen. |
1934 |
Die Herstellung und der Verkauf von Schokolade wird seit 1934 vor allem durch die Kontigentierungen von Kakao erschwert. |
1937-1938 |
Das Vermögen der Tochtergesellschaften "Stollwerck-Haus A.-G." sowie der "Goldina A.-G.", Bremen, wird im Wege der Umwandlung auf die Hauptgesellschaft übertragen. |
01.05.1937 |
Von den Nazionalsozialisten erhält Stollwerck die Auszeichnung "Nationalsozialistischer Musterbetrieb. Diese Auszeichnung geht an Unternehmen, die sich durch ein besonderes soziales Engagement gegenüber ihren Angestellten verdient machen. Zu diesem sozialen Engagement gehört bei Stollwerck unter anderem die Einrichtung einer Kindertagesstätte. |
1939-1940 |
Ankauf eines kleinen Wohnhauses in der Annostraße. Veräußerung eines Geschäfts- und Wohngrundstückes in Köln, Brückenstraße 12. |
30.10.1939 |
Die "Gebrüder Stollwerck A.-G.", Wien, wird durch Beschluß der Hauptversammlung vom 30. Oktober 1939 im Wege der erleichterten Umwandlung aufgelöst und auf die Gebrüder Stollwerck A.-G., Köln, als Muttergesellschaft übertragen. In Wien besteht nunmehr eine Zweigniederlassung der Gebrüder Stollwerck A.-G., Köln. |
1942-1943 |
Erhöhung des Grundkapitals der Gebrüder Stollwerck A.-G., Preßburg, von Ks 2 Mill. auf Ks 10 Mill. |
1942-1943 |
Beginn und Fortführung von Erneuerungsbauten der Stollwerck-Schokoladenfabriken in Preßburg und Kronstadt |
Ende Mai 1942 |
Der Bombenangriff von etwa tausend Bombern Ende Mai zerstört große Teile der Stadt. Von der Schokoladenfabrik im Severinsviertel werden die meisten Nebenbetriebe und das Etikettenlager zerstört. |
01.09.1942 |
Die Verarbeitung von Rohkakao zu kakaohaltigen Erzeugnissen wird in Deutschland generell verboten, was die Schokoladenproduktion endgültig zum Erliegen bringt. |
12.12.1942 |
Letzte ordentliche Hauptversammlung bis 1943/44 |
03.1945 |
Ein letzter Großangriff richtet nochmals große Zerstörungen an. Als der Krieg schließlich zu Ende ist, sind große Teile der Fabrik verwüstet und von einer dünnen Schicht Zucker bedeckt. Einige Mitarbeiter von Stollwerck beginnen von sich aus mit Aufräumarbeiten und verteidigen das Wenige, das noch an Rohstoffen vorhanden war, gegen Plünderer. |
Ende 1945 |
Ende des Jahres kann wieder eine bescheidene Produktion aufgenommen werden. |
10.12.1947 bis 26.12.1947 |
Zu Weihnachten nimmt Stollwerck seine Produktion wieder auf. Zunächst werden Zuckerwaren, später Schokolade für die Rosinenbomber der Berliner Blockade hergestellt. |
05.1949 |
Die normale Produktion kommt wieder in Gang. Da die Menge an Rohkakao aber noch kontingentiert wird, verwendet Stollwerck Schokolade nur als Überzug. |
1950-1952 |
Stollwerck modernisiert Anfang der 50er Jahre seine Buchhaltung und führt die ersten Lochkarten-Rechner ein. |
1951 |
Seither umfaßt die Produktpalette wieder das Vorkriegssortiment |
1953 |
Die Firma beschäftigt bereits wieder 3000 Menschen. |
03.1955 |
Man beginnt im Kölner Severinsviertel mit dem Neubau der dortigen Fabrik |
1959 |
Es macht sich der Arbeitskräftemangel so bemerkbar, daß Hausfrauen, Schüler und Studenten durch Postwurfsendungen angeworben werden. |
1960 |
Die neue Fabrik im Severinsviertel wird fertiggestellt. Da es keine Absatzprobleme gibt, kümmert man sich primär um die Effizienz der Produktion. |
1964 |
Bisher besteht eine Preisbindung für Schokolade. Der Schokoladenhersteller verkauft eine 100-g-Tafel für 73 Pfennig an den Großhändler, der die Schokolade für 91 Pfennig an den Einzelhändler weiterverkauft. Der Einzelhändler verkauft seine Schokolade schließlich für 1,30 DM. Die Aufhebung der Preisbindung 1964 führt zunächst zu einer stark erhöhten Nachfrage und damit einer steigenden Produktion. Der Absatzboom bricht aber schon bald zusammen, und neue Konkurrenten wie "Mars" oder "Ferrero" verschärfen die Lage auf dem Markt. Die breite Produktpalette von Stollwerck erweist sich dabei als Nachteil. Der Markenname Stollwerck verliert an Glanz. |
Ende 1960er |
Die Firma Stollwerck befindet sich in einer schwierigen Lage. Die Aufhebung der Preisbindung für Schokolade, ein übergroßes Produktsortiment und das Auftauchen neuer Konkurrenten sorgen dafür, daß die Firma rote Zahlen schreibt. Mehrheitsaktionär ist die Deutsche Bank, die nun ein Interesse daran hat ihre Anteile an Stollwerck loszuwerden. |
1969 |
Hans Imhoff war einige Jahre zuvor wie Stollwerck durch die Aufhebung der Preisbindung für Schokolade ebenfalls in arge Bedrängnis geraten. Er rettet sich dadurch, daß er die Traditionsfirma Tobler überreden konnte, in seinem Werk Tobler-Schokolade zu produzieren. Hatte Hans Imhoff zunächst selbst "namenlose Schokolade hergestellt, so gelang ihm 1969 durch den Kauf von Hildebrand der Erwerb des Markenartikels Scho-Ka-Kola. |
1972 |
Einen Käufer findet man schließlich in Hans Imhoff, Besitzer einer Schokoladenfabrik in Bullay an der Mosel. Hans Imhoff wird 1972 Hauptaktionär und Firmenchef von Stollwerck. Mit dem Kauf von Stollwerck sollen nun weitere Markenprodukte (neben "Tobler" und "Scho-Ka-Kola") hinzukommen. Gleich nach der Übernahme macht er sich an die Sanierung der Firma. Durch eine Reduzierung des Produktsortiments, einer Intensivierung der Werbemaßnahmen und dem Bau einer modernen Schokoladenfabrik in Köln-Porz stellt er die Konkurenzfähigkeit der Firma Stollwerck wieder her. In den folgenden Jahrzehnten gelingt es Hans Imhoff durch den Aufkauf weiterer renommierter Firmen wie Sprengel, Sarotti oder Gubor und den Ausbau des Geschäfts nach Osteuropa den Umsatz beständig zu steigern und Stollwerck in der Hitliste der Schokoladenproduzenten wieder nach oben zu bringen. |
1975 |
Nach der Übernahme der Firma Stollwerck, erkennt Hans Imhoff schnell, daß die Schokoladenfabrik im Kölner Severinsviertel nicht mehr den modernen Ansprüchen entspricht. So entschließt er sich eine moderne Schokoladenfabrik in Köln-Porz bauen zu lassen, die dann auch 1975 fertiggestellt wird. Die alte Fabrik im Kölner Severinsviertel wird stillgelegt und das Gelände von Hans Imhoff an den Immobilienmakler Detlev Rüger verkauft, der es mit großem Verlust an die Stadt Köln weiterverkauft. Das Gebiet rund um die ehemalige Stollwerck-Fabrik befindet sich zu diesem Zeitpunkt in einem sehr schlechten Zustand. Viele der Häuser und Wohnungen stehen leer und sind dringend sanierungsbedürftig. Nachdem die Firma Stollwerck ihre Produktionsstätte verlagert hatte, wird das ehemalige Firmengelände und große Teile des Viertels zum Sanierungsgebiet erklärt. Bis zur Neugestaltung des Geländes wird noch einige Zeit vergehen. |
1975 |
Die Marke Eszet (Staengel & Ziller, Stuttgart) wird gekauft. |
1976 |
Die Markenrechte an "Waldbaur", Stuttgart, werden gekauft. |
05.1978 |
Es wird ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, den die Kölner Architektengruppe dt8 gewinnt. Ihr Entwurf sieht den Abriß von mehr als der Hälfte der alten Fabrik vor. Gegen den Entwurf wendet sich die Bürgerinitiative südliche Altstadt (BISA), die sich für den Erhalt der Fabrik und ihren Umbau einsetzt. Denn seit der Stillegung der Fabrik wird diese vielfältig genutzt. So entstand beispielsweise eine Behindertenwerkstatt und ein Lebensmittellager. Ein Kulturclub und der Circus Roncalli nutzen einige der Räumlichkeiten. Der BISA gelingt es, sich den Bau einer Musterwohnung genehmigen zu lassen. Man erhofft sich auf diese Weise, Politik und Öffentlichkeit von der Möglichkeit eines Fabrikumbaus überzeugen zu können. |
20.05.1980 |
Nachdem bei einem Fest ein dreizehnjähriger Junge in einen ungesicherten Aufzugsschacht stürzte, wird die Baustelle geschlossen und der Weiterbau der Musterwohnung gestoppt. Als der Stadtentwicklungsausschuß am 20. Mai 1980 den Abriß der Fabrik für den nächsten Tag beschließt, wird die Fabrik besetzt. Etwa 600 Menschen ziehen nun in die alten Fabrikgebäude ein. Eine Küche übernimmt die Versorgung, und im Annosaal wird Theater gespielt. |
05.07.1980 |
Nach 49 Tagen Besetzung einigen sich die Stadt und die Besetzer auf ein friedliches Ende. Am Abend des 5. Juli 1980, dem Tag der Einigung, verlassen die zu diesem Zeitpunkt noch etwa 150 Besetzer das Gelände. Die Stadt beginnt daraufhin unmittelbar mit dem Abriß der Fabrik. |
1996 |
Im Stammwerk wird die "modernste, computergesteuerte, vollautomatische Roboter-Pralinenstraße der Welt" in Betrieb genommen. |
1998 |
Stollwerck übernimmt Sarotti |
Sommer 2002 |
Mit dem Ausscheiden von Hans Imhoff aus der Firma Stollwerck endet eine dreißigjährige Ära. Mehrheitsaktionär wird in diesem Jahr die Firma Barry Callebaut mit Sitz in der Schweiz, unter deren Regie große Veränderungen vollzogen werden. So verkauft man beispielsweise alle Osteuropa-Aktivitäten von Stollwerck, die erst in den letzten Jahren aufgebaut werden und konzentriert sich von nun an verstärkt auf den westeuropäischen Markt. Nach der Übernahme durch Barry Callebaut produziert Stollwerck noch in Deutschland, Belgien und der Schweiz und beschäftigt etwa 2500 Mitarbeiter. |
03.2005 |
Voraussichtlich im März 2005 will die Firma Stollwerck die Produktion am Standort Porz schließen. Davon sind 150 Mitarbeiter betroffen, die vor allem "Sarotti"-Pralinen herstellen - rund 7.000 Tonnen jährlich. Künftig sollen die Pralinen nach dem Willen der schweizerischen Stollwerck-Mutter "Barry Callebaut" zentral in Norderstedt bei Hamburg produziert werden. Dort steht bereits 2004 ein Werk mit einer Kapazität von 30.000 Tonnen. |
ZEIT | 1943 |
THEMA | Organe und Kapital der Gesellschaft |
TEXT | Vorstand: Gustav Laute, Köln; Carl Auel, Köln. Aufsichtsrat: Johann Baptist Rath, Bankdirektor, Köln, Vorsitzer; Karl Oetker, Bielefeld, stellv. Vorsitzer; Prof. Dr. August Adenauer, Justizrat, Köln; Dr. Hugo Henkel, Düsseldorf; Bernhard Steinrücke, Bankdirektor, Köln; Konsul Richard Stollwerck, Rodenkirchen (Rhein). Geschäftsjahr: 1. Juli bis 30. Juni. Hauptversammlung (Stimmrecht): je RM 100,00 Aktien 1 Stimme. Reingewinn-Verwendung: Der jährliche Reingewinn, der sich nach Vornahme von Abschreibungen, Wertberichtigungen, Rückstellungen und Rücklagen ergibt, wird an die Aktionäre verteilt, soweit die Hauptversammlung keine andere Verwendung bestimmt. Grundkapital: nom. RM 9 000 000.- Stammaktien in 8 000 Stücken zu je RM 1.000,00 (Nr. l - 8 000), 10 000 Stücken zu je RM 100,00 (Nr. 8001 - 18 000). |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 729] |
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ZEIT | 1943 |
THEMA | Zweck und Gegenstand des Unternehmens |
TEXT | Gegenstand des Unternehmens: Herstellung und Vertrieb von Schokoladen- und Kakaopräparaten, Zuckerwaren aller Art, Biskuits, Waffeln und sonstigen Backwaren, Früchten, Kartonnagen und einschlägigen Artikeln sowie Verkaufs- und sonstigen Automaten; ferner Erwerb und Betrieb von Unternehmungen sowie Beteiligung in jeder gesetzlich zulässigen Form an solchen Unternehmungen, welche mit dem vorangegebenen Zwecke zusammenhängen oder diesen Zweck zu fördern geeignet erscheinen. Innerhalb dieser Grenzen ist die Gesellschaft ferner zu allen Geschäften und Maßnahmen berechtigt, die zur Erreichung des Gesellschaftszweckes notwendig oder nützlich erscheinen, insbesondere zum Erwerb oder zur Veräußerung von Grundstücken, zur Errichtung von Zweigniederlassungen im In- und Ausland sowie zum Abschluß von Interessengemeinschaftsverträgen. Erzeugnisse: Schokoladen, Kakao, Zuckerwaren, Biskuit, Früchte und einschlägige Artikel. |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 729] |
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ZEIT | 1943 |
THEMA | Besitzverhältnisse |
TEXT | Grundbesitz: Die der Gesellschaft gehörenden Grundstücke in Köln, Berlin und Bremen haben eine Größe von 128393 qm, wovon 59747 qm bebaut sind. 1. Werk Köln. Fabrikanlage: Schokoladen-, Kakao- und Zuckerwarenfabrik, eigene Gleisanlage mit Anschluß an den Kölner Rheinhafen. Maschinelle Einrichtungen: 3 Dampfkessel, Kohlenhochbunkeranlage, ca. 1200 Elektromotoren, 1816 Arbeitsmaschinen, 180 Dampfkochkessel, 6 Kühlmaschinen, Anschluß an das Elektrizitätswerk Köln. Wagenpark: 39 Kraftwagen, 1 Rangierlokomotive mit Benzinmotor Häuser: Büro- und Geschäftshaus "Stollwerckhaus", Hohe Straße 160-168, Am Hof 2-10, 1364 qm; Grundstücke an der Bonner Straße, Anno-, Cornelius-. Dreikönigen-, Kurfürstenstr. und Severinswall (Arbeiterwohnungen) 20693 qm; Geschäftshäuser Hohenzollernring 345 qm, Ubierring 291 qm (Wohnhaus); unbebautes Terrain an der Brühler Straße 17849 qm. Ferner Werke in Berlin, Bremen, Wien (s.d.). Tochtergesellschaften (s.d.) in Budapest, Preßburg und Kronstadt; ferner: Deutsche Automaten-Gesellschaft Stollwerck & Co., Köln; Joh. Gottl. Hauswaldt G. m. b. H., Berlin (Dachgesellschaft); Merkuria Handelsgesellschaft m. b. H., Köln.; Puro-Vertriebsgesellschaf t m. b. H., Köln. |
QUELLE | [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 729] |
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ZEIT | 1888 |
THEMA | Beschreibung |
TEXT | Bereits unter dem Vater der jetzigen Inhaber erfreute sich die Fabrik eines ausgedehnten Rufes. Nach dessen Tode erweiterten seine Söhne Karl Franz, Heinrich Ludwig und Peter Joseph die Fabrik erheblich und errichteten einen Neubau. Im gotischen Stile erbaut, erhielt das neue Gebäude fünf Stockwerke; es bedeckt einen Flächenraum von 17.500 qm und ist von drei Straßen eingeschlossen. Das Erdgeschoß enthält außer einem prächtig und übersichtlich eingerichteten Zentralbüro die Räume für die Dampfkessel, für die Maschinen, die Packräume, die Maschinenwerkstätte und den unteren Vorbereitungsraum der Schokoladenfabrik. Letzterer enthält zwei grosse Mischmaschinen, in welchen der Kacao und Zucker durch acht Walzen durchgepresst wird, um als fertige Schokolade zum Vorschein zu kommen. Im ersten Stockwerk wird die geformte Schokolade fertig zubereitet. Die Schokolademaße wird durch Elevatoren aus dem eben beschriebenen unteren Raum gehoben, nochmals durchgewalzt, dann automatisch abgewogen, geformt und gestempelt. Hierauf werden die so erzeugten Formen in einen Kühlapparat gebracht und durch eine Schnecke nach dem Packzimmer auf demselben Stockwerke bewegt, wo sie nach Verlauf einer halben Stunde abgekühlt anlangen. Das zweite Stockwerk umfaßt die Biscuitfabrikation, das dritte die eigene Buchbinderei und Buchdruckerei, sowie die Fabrikation der Tafelschokolade. Im folgenden Stockwerk geht die Fabrikation der Bonbons vor sich; hier haben die Bonbonmaschinen und 16 Dampfkonfitürenkessel ihre Aufstellung gefunden. Interessant ist ein selbsttätiger Bonbonsortierer, welcher nach Art der Trieurs die verschiedenen Größen durchsiebt. Auf derselben Höhe liegt auch der Kakaoröstraum, wo der Kakao mit Dampf entschalt wird. Die Einrichtung des ganzen Gebäudes ist mit großer Sorgfalt und Liebe hergestellt; sämtliche Stockwerke sind auf eisernen Säulen gewölbt und haben Fußböden aus Mosaikplatten. Die vielen Arbeitsmaschinen, 300 an der Zahl, werden durch eine Verbundmaschine von 550 Pferdekraft in Betrieb gesetzt, welche ihren Dampf durch einen vom Mitinhaber Heinrich Stollwerck in der eigenen Maschinenfabrik erbauten Kessel von 700 qm Heizfläche erhält. Zwei große Aufzüge und Elevatoren vermitteln den Verkehr und Betrieb in sämmtlichen Stockwerken. Durch die Zunahme der Fabrikation gedrängt, kauften die Inhaber jenseits der Annostraße ein l0.000 qm großes Grundstück, welches sie mit der vorhandenen Fabrik durch eine eiserne Brücke über die Straße weg verbanden. Auf diesem neuen Teile des Etablissements ist eine besondere Maschinenfabrik mit einer Maschinenwerkstätte, einer Schreinerei, Schlosserei und Dreherei erbaut und mit entsprechenden Werkzeugmaschinen ausgestattet worden. Eine Zwillingsmaschine von 450 Pferdekräften leitet den Betrieb mit Einschluß der elektrischen Beleuchtung. Ein Sägehaus, eine Verladehalle und ein Kesselhaus vervollständigen die Anlage des ausgedehnten Werkes, welches durch die rastlose Tätigkeit seiner Besitzer heute in seiner Branche wohl den ersten Rang auf dem ganzen Kontinent einnimmt. Die Fabrik wurde im Jahre 1839 durch den Vater der jetzigen Inhaber für Brustbonbonszubereitung gegründet und dehnte sich von Jahr zu Jahr mehr aus, so daß 1871 zuerst Schokolade fabriziert wurde. Heute besitzt die Fabrik drei Verkaufshäuser in Köln, Zweighäuser in Berlin, Breslau, Wien und Frankfurt a. Main, sowie ein eigenes Haus in New York unter der Firma "Schilling, Stollwerck & Co." mit Geschäftsabzweigen in San Francisco, Chicago, Asien und Australien, so daß man sämtliche zivilisierten Länder zu ihren Abnehmern rechnen darf. |
QUELLE | [Köln und seine Bauten (1888) 777] |