Zeit |
Ereignis |
11.12.1838 |
Geburt von Emil Moritz Rathenau in Berlin als Sohn des jüdischen Kaufmanns (Getreidehändlers) Moritz Rathenau (1800 - 1871 und Therese Liebermann. Er besucht das renommierte Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster. |
1865 |
Emil Rathenau wird Mitinhaber einer Maschinenfabrik, auf Auslandsreisen erkennt er dabei die Möglichkeiten der neuen Elektrotechnik. |
1866 |
Nach Rathenaus Rückkehr aus England Heirat mit Mathilde Nachmann, die Tochter eines Frankfurter Bankiers. - Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Walther (1867 geboren; er übernimmt nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1915 die Leitung des Aufsichtsrats der AEG), Erich (1871 geboren; ab 1900 Vorstandsmitglied der AEG; drei Jahre später stirbt er auf einer Reise in Ägypten) und Edith (mit dem Bankier Fritz Andreae, Partner des Bankhauses Hardy und Co., verheiratet). |
1867 |
Rathenau erwirbt gemeinsam mit einem Jugendfreund er eine kleine Maschinenfabrik an der Berliner Chausseestraße. Das Unternehmen nimmt einen erfreulichen Aufschwung, wozu in nicht unerheblichem Maße der Krieg von 1870/71 beiträgt. - Es gelingt Rathenau und seinen Kompagnon zu überreden, das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Rathenau läßt sich seinen Anteil von rund 750.000 Mark auszahlen und bleibt angestellter Direktor. Wenig später gerät das Unternehmen in Turbulenzen. Die Fabrik ist zu groß angelegt und arbeitet infolge mangelnder Belieferung unrentabel. |
19.04.1883 |
Gegründet als "Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrotechnik" von Emil Rathenau mit einem Kapital vom 5 Mio Mark |
1884 |
Emil Rathenau schließt einen Konzessionsvertrag mit der Stadt Berlin und ruft aum Anfang des Jahres 1884 die "Aktien-Gesellschaft Städtische Elektrizitätswerke" ins Leben und wird deren Generaldirektor. |
1885 |
Bau des ersten öffentlichen Kraftwerkes in Deutschland. |
1887 |
Begründung der Apparatefabrik |
1887 |
Das Unternehmen wird in Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) umgetauft. |
1887 |
Das Bankenkonsortium der DEG unter Führung der Deutschen Bank erhöht das Kapital der AEG auf zwölf Millionen Mark. Die Deutsche Bank und das Bankhaus Delbrück übernehmen davon Aktien von je zwei Millionen Mark, andere Aktionäre - darunter Siemens - für je eine Million Mark. |
1887 |
Nach dem Vertragsabschluß mit "Siemens & Halske" beginnt die AEG, ihre Produktionspalette erheblich zu erweitern. |
1887 |
Die Wedding'sche Maschinenfabrik in der Berliner Ackerstraße wird gekauft und dort mit zunächst 100 Beschäftigten die Produktion von Dampfmaschinen, Dynamomaschinen, Elektromotoren, Fahrzeugen, Hebevorrichtungen, Pumpen, Gebläsen und Installationsmaterial aufgenommen. |
1887 |
Bau der Fabriken Ackerstraße (Dampfmaschinen, Dynamomaschinen, Elektromotoren), Berlin-Wedding |
23.05.1887 |
Konstituierende Generalversammlung der "AEG": Umwandlung aus "Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität" in "Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft". Dabei löst die AEG ihre Rechtsverhältnisse zu der "Compagnie Continentale Edison" in Paris. |
10.1887 |
Umwandlung der "Städtische Elektricitäts-Werke AG zu Berlin" in "Berliner Elektricitäts-Werke" (BEW), aus denen später die "Berliner Kraft und Licht Aktiengesellschaft" (BEWAG) hervorgeht. |
1888 |
Einrichtung eines Pensionsfonds für Angestellte |
1888 |
Erste Auslandsgesellschaft der AEG wird gegründet (Compania General Madrilena de Electricidad, Spanien) |
1888 |
Beteiligung der AEG an der Gründung der "Aluminiumindustrie Neuhausen AG" |
1888 |
AEG steigt in das Geschäft mit dem Bau elektrischer Bahnen ein und verschafft sich damit ein weiteres wichtiges unternehmerisches Standbein. Die Grundlage bildet der Kauf bewährter Techniken, vor allem der Erfindungen des Amerikaners Frank Julian Sprague, der einen funktionstüchtigen Rollenstromabnehmer und eine zuverlässige Konstruktion zur Befestigung des Fahrmotors an der Treibachse (Tatzlagermotor) von Bahnfahrzeugen erfunden hatte. Der Kauf der Patente versetzt die AEG in die Lage, sofort mit dem Bau elektrischer Bahnfahrzeuge zu beginnen. |
1889 |
Bau der ersten Grubenlokomotive |
1889 |
Errichtung des ersten Auslandsbüros der "Deutschen Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität" in Madrid |
1889 |
Gründung einer Bahnabteilung, und Einrichtung einer Fabrik in der Ackerstraße |
1889 |
Aulieferung der ersten Grubenlokomotive |
1889 |
Carl Fürstenberg, der Gründer und Inhaber der Berliner Handelsgesellschaft, ist seit 1889 Mitglied im Aufsichtsrat |
1889 |
Der Ingenieur Michael von Dolivo-Dobrowolski, Leiter der Fertigung in der AEG-Fabrik Ackerstraße, kann den ersten brauchbaren Drehstrommotor der Welt vorstellen. |
1889 |
Sämtliche Maschinen einer Buchdruckerei werden mit elektrischem Antrieb ausgestattet. |
1890 |
Beteiligung an der "Edison General Electric Co." |
1890 |
Bau kompletter Straßenbahnsysteme. Da sich die meisten Kommunen die kostspielige Umstellung der Straßenbahnen auf elektrischen Betrieb nicht leisten, müsen diese von der Industrie vor-finanziert werden. Es gelingt es der AEG im Jahre 1890, mit dem Magistrat der Stadt Halle an der Saale einen Vertrag zur Umstellung der Pferdebahn auf elektrischen Betrieb und die Übernahme des Betriebs zu schließen. Für die AEG ergibt sich damit die Gelegenheit, erstmals in Europa ein komplettes elektrifiziertes Straßenbahnnetz zu errichten und dem neuen Verkehrsmittel zum Durchbruch zu verhelfen. |
1890 |
Zur Finanzierung des Straßenbahngeschäfts übernimmt die AEG die Dortmunder "Allgemeine Lokal- und Straßenbahngesellschaft" und verlegt diese nach Berlin. |
1890 |
Der Holzstoff-Fabrikant Konrad Fischer errichtet in Bad Reichenhall das erste Wechselstromkraftwerk Deutschlands auf Anregung von Oskar von Miller. Erbauer ist das Büro München unter Leitung von Ingenieur Emil Taussig. |
01.08.1890 |
Bei der Gründung der "Edison General Electric Co." übernehmen das Bankenkonsortium der AEG und eines amerikanischen Kreditinstitutes die Finanzierung. Die AEG ist zunächst mit 210000 Dollar, später mit 416000 Dollar beteiligt. - Ursache ist das Interesse der AEG, im Ausland neue Märkte zu erschließen. Rathenaus Augenmerk richtete sich dabei auch auf die Vereinigten Staaten von Amerika und dort besonders auf die von Thomas Alva Edison gegründeten Elektrounternehmen. Edison war beim Aufbau seiner elektrotechnischen Industrie von Geldgebern abhängig. Rathenau erkannte darin eine günstige Gelegenheit, mit Hilfe des AEG-Bankenkonsortiums das Verfügungsrecht über die Edison-Unternehmen mit ihren Patenten zu erwerben. |
20.12.1890 |
Erteilung der ersten Genehmigung zum Bau des Kraftwerks Rheinfelden. Emil Rathenau tritt der Vorbereitungsgesellschaft bei. |
1891 |
Die erste Drehstrom-Fernübertragung von Heilbronn nach Frankfurt/Main wird hergestellt. |
1891 |
Das erste komplette Straßenbahnnetz wird in Halle an der Saale errichtet. |
1891 |
Aufnahme des elektrischen Straßenbahnbetriebs in Halle |
1891 |
Emil Rathenau reist erneut nach New York, um über eine Vertiefung der Beziehungen mit der Edison General Electric Co. zu verhandeln. Diese kommt jedoch nicht zustande, weil die "Edison General Electric" durch einen Vertrag mit der "Edison Electric Light Co." in der freien Verfügung über die Patente beschränkt ist. |
1891 |
Anläßlich der ersten Drehstromfernübertragung besucht Emil Rathenau das Wasserkraftwerk in Lauffen b. Heilbronn. |
1892 |
AEG und "Siemens & Halske" erwerben gemeinsam die "Akkumulatorenfabrik AG, Hagen" |
1892 |
Beginn der eigenen Herstellung elektrischer Hausgeräte |
01.06.1892 |
Von der Fusion der "General Electric Co." (GE) durch Fusion der "Edison General Electric Co." und der "Edison Electric Light Co." mit ihrer bis dahin schärfsten Konkurrentin, der "Thomson-Houston International Electric Co." ist Emil Rathenau wenig angetan, da er die Aktien der "Thomson-Houston" erheblich überbewertet findet. Deshalb ziehen sich die AEG und nach und nach auch das deutsche Bankenkonsortium aus ihrem finanziellen Engagement bei dem neuen Unternehmen zurück. - Die engen Beziehungen bleiben allerdings bestehen. Sie sollen in Marktaufteilungen, Beteiligungen und Lizenzverträge münden. "General Electric" spielt in der AEG-Geschichte bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein stets eine besondere Rolle. |
1893 |
Gründung der "Elektrochemischen Werke GmbH", Bitterfeld |
1893 |
Die AEG gründet als Tochtergesellschaften die "Elektrochemischen Werke Bitterfeld". |
29.05.1893 |
Vertrag zwischen der Stadt Plauen und der AEG über die Erbauung einer elektrischen Straßenbahn |
25.09.1893 |
Abschluß des Vertrages über den Bau einer elektrischen Straßenbahn zwischen dem Rat der Stadt Plauen (Vogtl) und der AEG |
1894 |
Beteiligung der AEG an der "Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG" |
1894 |
Nach langwierigen Verhandlungen einigen sich die AEG und "Siemens und Halske" darauf, den Vertrag von 1887 aufzuheben. Beiden Unternehmen ist es es nunmehr gestattet, Zentralstationen zu bauen und zu betreiben. |
1894 |
Den entscheidenden Durchbruch erzielt das Kraftwerksgeschäft bei der AEG, nachdem man sich mit Siemens 1894 auf eine Beendigung der vertraglichen Bindungen einigte. |
27.03.1894 |
Der Rat der Stadt Plauen erteilt die Bauerlaubnis für die Errichtung einer Kraftstation zum Betrieb der elektrischen Straßenbahn. |
15./16.11.1894 |
Abnahme der Straßenbahnstrecken in Plauen durch den königlichen Kommissar aus Dresden und den Direktor der AEG |
1895 |
Die Apparatefabrik an der Ackerstraße wird als Spezialfabrik betrieben |
1895 |
Die Verlegung des Maschinenbaus in eine neu zu errichtende Maschinenfabrik an der Brunnenstraße wird beschlossen |
1895 |
Gründung der "Elektrochemischen Werke Rheinfelden GmbH" durch Walter Rathenau. - Zunächst steht im neu errichteten Werk die Gewinnung von Natronlauge für Seife, Farbstoffe, Cellulose und Kunstseide im Vordergrund. Später gewinnt die Erzeugung des Nebenproduktes Chlor mehr und mehr an Bedeutung. Chlorkalk zum Desinfizieren und Bleichen wird in Rheinfelden in großen Mengen hergestellt |
1895 |
Erstes AEG-Warenzeichen ("Göttin des Lichts") |
1895 |
Gründung der "Bank für elektrische Unternehmungen" (Elektrobank, Zürich) |
1895 |
Zur Erschließung zusätzlicher Kapitalquellen für die Aktivitäten im Ausland gründet die AEG in Zürich unter Beteiligung der Deutschen Bank die "Bank für elektrische Unternehmungen", kurz "Elektrobank" genannt. - Vor allem in Italien und Spanien finanziert die Bank die rasche Expansion des AEG-Konzerns, und sie wird auch in Südamerika aktiv. Sie erreicht bis zum Ersten Weltkrieg eine Beteiligung an etwa 50 zumeist ausländischen Unternehmen der Elektrotechnik. |
1896 |
Das Bahngeschäft nimmt seit 1891 einen stürmischen Verlauf. Mitte 1896 befinden sich bereits 34 Straßenbahnen, Betrieb oder im Bau. |
1896 |
Die letzten vertraglichen Bindungen zwischen AEG und "Siemens & Halske" werden gelöst. Die Unternehmen stehen nunmehr auf allen Gebieten der Elektrotechnik im Wettbewerb. |
1896 |
Der Wettbewerb zwischen AEG und Siemens bewegt Georg Siemens, aus dem AEG-Aufsichtsrat auszuscheiden. Nachfolger wird der Bankier Carl Fürstenberg. |
1896 |
Bau der Fabriken Brunnenstraße (Generatoren, Großmaschinen, Bahntechnik), Berlin-Wedding |
22.04.1896 |
Die Bürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder), Dr. Adolph und Frantz, unterschreiben den Konzessionsvertrag zur Errichtung eines Elektrizitätswerks und einer Straßenbahn mit drei Linien. Die Stadt erlaubt der AEG für 50 Jahre, alle ihr gehörigen Straßen, Plätze und Brücken zur Verlegung von Stromleitungen und Gleisanlagen zu benutzen. Danach soll die Gesamtanlage mit allem Zubehör unentgeltlich in das Eigentum der Kommune übergehen. |
1897 |
Anlage des Kabelwerks Oberspree für 12 Mio Mark mit Gießerei, Kupferraffinieranstalt, Kupferwalzwerk, Blechwalzwerk, Bandwalzwerk, Kupferdrahtzieherei, Metalltuchweberei |
1897 |
Carl Fürstenberg wird stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. |
1897 |
Das Kapital der "Bank für elektrische Unternehmungen" geht voll in den Besitz der AEG über. |
1897 |
Die AEG verwendet Druckluft zum Ausblasen der Schaltstrecke bei elektrischen Schaltern an |
1897 |
Schwechten errichtet den AEG-Fabrikeingang an der Brunnenstraße in Berlin-Gesundbrunnen |
1898 |
Bau der ersten elektrischen Bohrmaschine |
1898 |
Gründung der "Elektrochemische Werke GmbH" in Rheinfelden, die eine Mehrheitsbeteiligung der AEG ist. Auch sie nutzt die Energie des neuen Wasserkraftwerks. Geschäftsführer ist der Sohn des AEG-Gründers Emil Rathenau, der Chemiker Walter Rathenau, später bis zu seiner Ermordung 1922 erster Außenminister der Weimarer Republik. Das in Rheinfelden vor Ort gewonnene Steinsalz wird im Werk elektrolytisch in Chlor und Natrium gespalten; das Chlor zu Chlorkalk, das Natrium zu Natronlauge verarbeitet. |
1898 |
Seither wird die Firma mit "AEG" abgekürzt. |
1898 |
Die "Berliner Handelsgesellschaft" übernimmt an Stelle der Deutschen Bank die Führung des AEG-Bankenkonsortiums. |
1898/99 |
Die AEG richtet im Kabelwerk Oberspree ein funktechnisches Labor ("Funkentelegraphische Abteilung", System Slaby-Arco)) ein, dessen Leitung Slabys Assistent Graf Georg von Arco übernimmt. |
Gj. 1898/99 |
Im Verlauf des Geschäftsjahres 1898/99 errichtet die AEG neben Bauten für die Berliner Elektricitäts-Werke (BEW) 19 Elektrizitätswerke mit insgesamt 40.000 PS Gesamtleistung, weitere 34 Werke mit rund 80000 PS Gesamtleistung befinden sich im Bau. |
12.1898 |
Eröffnung der gemeindeeigenen Trossinger "Verbindungsbahn" und des gemeindeeigenen "Kraftwerks" mit zwei Sauggasmotoren von je 100 PS, welche die Kraft auf vier AEG-Dynamomaschinen übertragen |
1899 |
Das Kraftwerksgeschäft wird zum selbständigen Ressort erhoben, die Leitung übernimmt Emil Rathenaus älterer Sohn Walter. Der Kraftwerksbau hatte zunächst in der Verantwortung Oskar von Millers gelegen. |
1899 |
Walther Rathenau wird in den Vorstand des Konzerns berufen. |
1899 |
Die AEG beteiligt sich gemeinsam mit Siemens und einem Bankenkonsortium an der Gründung der "Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen", die im Süden Berlins Versuchsfahrten mit drehstromgetriebenen Fahrzeugen unternimmt. Zwar wird dabei mit 210,2 Kilometern pro Stunde ein Geschwindigkeitsweltrekord aufgestellt, die Versuche bringen aber nicht den gewünschten Erfolg. |
03.09.1899 |
Oberingenieur Meng empfiehlt der Stadt Freiberg (Sa), weitere Verhandlungen mit der mindestbietenden AEG wegen des Baues eines Elektrizitätswerks zu führen |
11.09.1899 bis 12.09.1899 |
Beschluß der Stadt Freiberg (Sa), zunächst nur weitere Verhandlungen mit der AEG wegen des Baues eines Elektrizitätswerks zu führen |
21.11.1899 |
Der Stadtrat von Freiberg (Sa) genehmigt den Bau- und Pachtvertrag für das Elektrizitätswerk einschl. Straßenbahn. Die AEG verpflichtet sich zur Herstellung sämtlicher Bauten, Maschinen und Betriebsmittel auf Rechnung der Stadt und zur Pacht der Anlagen auf die Dauer von 10 Jahren. Der Gewinn wird zwischen Stadt und AEG geteilt (2% des Anlagekapitals an die AEG, 3% an die Stadt, die weiteren Prozente hälftig). Mittel für die Errichtung: 650.000 Mark. |
1900 |
Die Zahl der gebauten Straßenbahnsysteme steigt weltweit auf 70 Straßenbahnen mit 1475 Kilometern Streckenlänge und 2700 Motorwagen. |
1900 |
Der Umsatz versechsfacht sich seit 1893/94 auf 100 Millionen Mark (1900), und der Reingewinn steigt von 2,2 Millionen auf über acht Millionen Mark. |
1900 |
Bis zur Jahrhundertwende hat das Unternehmen insgesamt rund 248 Elektrizitätswerke mit einer Gesamtleistung von 210000 PS im In- und Ausland errichtet. |
1900 |
Die Nernst-Glühlampe (erfunden von Professor Walter Nernst, mit einem Glühfaden aus anorganischem Material) ist bei der AEG zur Serienreife entwickelt und wird auf der Pariser Weltausstellung vorgestellt. Ein wirtschaftlicher Erfolg ist ihr jedoch nicht beschieden, denn Auer von Welsbach hat inzwischen eine preiswertere elektrische Glühlampe mit Metallfaden entwickelt. |
18.10.1900 |
Die AEG schreibt an den Magistrat der Stadt Emden, daß sie aus der Zeitung erfahren habe, in Emden sei eine elektrische Bahn geplant, welche die Seeschleuse mit der Stadt verbinden solle. Die AEG würde gerne einen ausführlichen Kostenvoranschlag unterbreiten. |
22.10.1900 |
Der Magistrat der Stadt Emden schreibt u.a. an die AEG, mit der Bitte um die Hergabe einer Offerte für eine elektrische Bahn mit 1 m Spurweite auf einer Länge von 3 Kilometern. - Die AEG wird die Erbauerin der 1902 eröffneten Bahn |
1901 |
Beginn des Dampfturbinenbaus |
1901 |
Aufnahme des Turbinenbaues nach Patenten von Riedler und Stumpf. - Die AEG sichert sich wenig später die Rechte zur Nutzung der Patente von Curtis aus den USA. Im Gegenzug erwirbt "General Electric" die Nutzungsrechte an den Riedler-Patenten für den amerikanischen Markt. |
1901-1935 |
In der Neuen Automobil-Gesellschaft mbH werden Kraftfahrzeuge gebaut. |
1901 |
Die AEG beginnt sich für den Automobilbau zu interessieren und gründet 1901 die "Neue Automobil-Gesellschaft m.b.H." (NAG). Dahinter steht zunächst der Gedanke, Fahrzeuge elektrisch zu betreiben. Sollte sich dies aus technischen Gründen nicht verwirklichen lassen, ist an den Bau von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren gedacht. |
1902 |
Das Zusammenwirken von AEG und UEG ist schon 1902 sehr günstig, so daß die völlige Vereinigung für die Aktionäre vorteilhaft erscheint. Die Fusionsverhandlungen zwischen AEG und UEG werden wieder aufgenommen. Die UEG verfügt auf dem Gebiet der Bahntechnik zwar über große Potentiale, ist aber sonst auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen angewiesen. Als Ergebnis der Verhandlungen kommt zunächst die Bildung einer Interessengemeinschaft beider Gesellschaften zustande. |
1902 |
In der Generalversammlung werfen Aktionärsvertreter Emil Rathenau - wohl nicht ganz zu Unrecht - Bestrebungen zur Errichtung einer "Dynastie" vor. |
1902 |
Die Kölner Firma Helios wird zum Sanierungsfall. AEG und "Siemens & Halske" kaufen sie gemeinsam auf und legen sie still. |
1902 |
Die AEG übernimmt die elektrotechnische Abteilung der Firma Gebr. Körting in Hannover. |
1902 |
Die "Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & Co." gerät in Schwierigkeiten, als ihr führender Finanzier, die "Leipziger Bank", 1902 in Konkurs geht. Schuckert sucht daher Anschluß an die AEG. Walther Rathenau und Felix Deutsch sprechen sich trotz der desolaten finanziellen Lage des Unternehmens für eine Übernahme aus. Emil Rathenau will aber nicht auf Jahre hinaus Geld in die Sanierung Schuckerts stecken. Er überläß die Entscheidung dem Vorstand, der sich gegen die Meinung des Sohnes mehrheitlich gegen die Fusion ausspricht. Schuckert wendet sich daraufhin an die Firma Siemens. |
1902 |
Inbetriebnahme des ersten AEG-Obus' auf der Strecke Niederschöneweide - Johannisthal |
12.05.1902 |
Walther Rathenau verläßt den Konzern. Der Grund liegt allerdings weniger im Vorwurf der Dynastie-Bildung seitens der Aktionäre als in einem geschäftspolitischen Streit mit dem Vater, bei dem es um den mißlungenen Einstieg der AEG bei der "Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & Co." geht. Am 12. Mai 1902 gibt der AEG-Aufsichtsrat "unter Bedauern und mit dem Ausdrucke des Dankes" dem Wunsch Walther Rathenaus" statt, aus dem Vorstand auszuscheiden. |
1902 |
An die Stelle Walther Rathenaus als Vorstandsmitglied rückt Georg Klingenberg, der eine neue Phase im Kraftwerksbau einleitet und richtungsweisende Großprojekte verwirklicht. Klingenberg entwickelt ein raumsparendes Baukastenprinzip. |
1903 |
Der Turbinenbau siedelt mit etwa 500 Arbeitern in die Huttenstraße über. |
1903 |
Bau von Einspritz-Kondensatoren mit Zentrifugal-Wasserpumpe auf der Hauptturbinenwelle nach Riedler-Stumpf |
1903 |
Aufnahme der Fabrikation von "Eintaster-Schreibmaschinen" mit auswechselbarem Schreibkopf" ("Mignon") |
27.05.1903 |
Die AEG und "Siemens & Halske" gründen gemeinsam die "Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH". Das Unternehmen arbeitet zunächst als Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft, produziert wird in den Fabriken der Eigentümer. Diese Gesellschaft wird durch die Erfolge auf ihrem Gebiete bahnbrechend und erlangt Weltbedeutung. |
15.08.1903 |
AEG beginnt ihre Versuche mit Einphasen-Wechselstrom 25 Hz, 6 kV auf der Strecke Niederschöneweide - Spindlersfeld. |
Herbst 1903 |
Emil Rathenau handelt in den Vereinigten Staaten Verträge mit der "General Electric" und "Thomson-Houston" zum gegenseitigen Austausch von Patenten und Erfahrungen aus. Sie bilden die Grundlage für die endgültige Fusion der AEG mit der UEG. handelte Rathenau mit GE die gegenseitige Überlassung aller Patente aus und grenzte das Geschäft territorial ab. Danach ist die GE ausschließlich für die Märkte in den USA und Kanada zuständig; die AEG in einem Großteil der Länder Europas. In Italien gründen beide Unternehmen eine gemeinsame Gesellschaft; in Großbritannien schließen die "Britische Thomson-Houston Co." und die AEG einen Vertrag über das Exportgeschäft. Thomson-Houston beteiligt sich an der englischen AEG-Tochter zur Herstellung von Glühlampen. In Frankreich erfolgt ein gegenseitiger Patentaustausch mit der dortigen "Thomson-Houston Cie.". Außerdem gründen die AEG und GE eine Gesellschaft zur gegenseitigen Verwertung von Patenten auf dem Turbinensektor und vereinbaren einen Austausch von Rechten beim Bau von Schiffsantrieben. Im Ergebnis wird das Abkommen so gewertet, "daß die AEG und GE die geistigen Grundlagen ihrer Fabrikation vereinigen und sozusagen die Welt unter sich aufteilen." |
27.10.1903 |
Der AEG-Versuchstriebwagen erreicht auf der Militärbahn Marienfelde-Zossen bei Geschwindigkeitsversuchen der "Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen" eine Geschwindigkeit von 210,2 km/h |
1904 |
Die AEG geht auf den Bau von Curtisrädern mit eingesetzten radialen Schaufeln über |
1904 |
Ausbildung einer Typenserie von Gleichstrom-Turbogeneratoren mit Kompensationswicklung nach Déri für direkte Kupplung |
1904 |
Bau von Oberflächen-Kondensatoren mit mehrfacher Umkehrung im Dampfraum und trockenen Schieber-Luftpumpen |
1904 |
Bau der Turbinenfabrik Huttenstraße, Berlin-Moabit |
Febr. 1904 |
Die AEG-Generalversammlung stimmt der Fusion mit der UEG zu. Durch die Fusion mit der AEG kann diese nun auch auf GE-Patente zurückgreifen und zu dem amerikanischen Konzern mit eigenen Entwicklungen in Konkurrenz treten, wodurch die Interessen von GE auf das äußerste gefährdet sind. |
04.04.1904 |
Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) schließt eine Interessengemeinschaft mit der Dampfturbinenaktiengesellschaft Brown, Boveri & Cie. und schafft damit gute Voraussetzungen für die Expansion im zukunftsträchtigen Turbinenbau. |
27.10.1904 |
Besichtigung der elektrischen Schweißanlagen in der Fabrik Huttenstraße durch den Verein Deutscher Maschineningenieure |
1905 |
Bau von schnellaufenden Kolbenpumpen zur gemeinsamen Förderung von Kondensat und Luft mit direkt gekuppeltem Motor |
1905 |
Zur Erweiterung der Produktion von Glühlampen und Nernst-Lampen: Errichtung des neuen Glühlampenwerks in der Sickingenstraße |
1905 |
Der Ausbau der Apparatefabrik an der Ackerstraße ist abgeschlossen |
1905 |
In St. Petersburg werden die Vereinigte Kabelwerke A.G., von Siemens & Halske gemeinsam mit der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft und der Firma Felten & Guilleaume gegründet. |
1905 |
Bau der Fabrik Sickingenstraße (Glühlampen, später Röhrenwerk), Berlin-Moabit |
1905 |
Die AEG für ihre neue Tochtergesellschaft "Neue Automobil-Gesellschaft m.b.H." in Berlin-Oberschöneweide eine Fabrik, in der neben Sport- und Personenwagen Lastkraftwagen und Zugmaschinen hergestellt werden. |
1905/07 |
Infolge der UEG-Eingliederung steigt der AEG-Umsatz von 132 Millionen Mark (1904/05) innerhalb weniger Jahre auf 237 Millionen Mark. Die Dividende, die während der Krise 1901/03 auf acht Prozent gefallen war, steigt im Geschäftsjahr 1906/07 auf zwölf Prozent. |
1905 |
Die AEG richtet bei GE ein Verbindungsbüro ein, das - mit Unterbrechungen - bis in die achtziger Jahre existieren wird. |
1905/06 |
Die ersten AEG-Curtis-Turbinen mit horizontal angeordneter Welle tauchen Auf. Sie werden wegen des geringen Dampfverbrauchs bei Teillast und wegen der kurzen Baulänge zu gefürchteten Gegnern der Konkurrenz. |
Anfang 1905 |
Mit den Städten Werdau und Crimmitschau werden Verträge über die Versorgung der beiden Orte mit Licht und Kraft abgeschlossen. Außerdem ist der Bau einer Verbindungsbahn zwischen beiden Orten vorgesehen. |
1906 |
Bau von Hochofengebläsen |
1906 |
Um 1906: Umzug der Hauptverwaltung vom Schiffbauerdamm 22 in ein für 4 Mio Mark errichtetes Verwaltungsgebäude am Friedrich-Karl-Ufer |
1906 |
Die AEG gründet zusammen mit der "W. C. Heraeus G. m. b. H." in Hanau die "Quarzlampen-Gesellschaft m. b. H.", an der die AEG. noch um 1943 zur Hälfte beteiligt ist. |
1906 |
Die Wolframlampe erscheint erstmals |
1906 |
Heraeus und die AEG gründen zusammen die "Quarzlampengesellschaft mbH". In enger Zusammenarbeit mit medizinischen Instituten wird die "künstliche Höhensonne Original Hanau" entwickelt. |
1907 |
Einsatz der Dampfturbinen-Drosselregulierung mit Abschaltung von Düsengruppen von Hand durch eine selbsttätige Düsenregelung |
1907 |
Die erste überhaupt gebaute Anzapfturbine wird in einer Textilfabrik bei Berlin aufgestellt |
1907 |
Luftgekühlte, ventilierte Turbogenerator-Gehäuse |
1907 |
Durch einen Konjunktureinbruch gerät die traditionsreiche "Felten & Guilleaume-Lahmeyerwerke A.G." in eine bedrohliche Lage. Das Unternehmen benötigt dringend einen Partner. Walther Rathenau setzt sich bei der AEG für eine Eingliederung nach dem Vorbild der UEG ein und hat mit seinem Vorhaben Erfolg. |
1907 |
Der Architekt und Formgestalter Peter Behrens wird als künstlerischer Beirat der AEG verpflichtet. Dieser Schritt erfolgt zu einem Zeitpunkt, als die industrielle Formgestaltung noch am Anfang steht. - In den Jahren seiner Tätigkeit für die AEG prägt Behrens mit seinen Entwürfen, die von der Visitenkarte bis zu kompletten Fabrikanlagen reichen und die sich durch einfache und klare Formen auszeichnen, das Erscheinungsbild des Unternehmens entscheidend. Hierzu gehören unter anderem die Maschinenhalle der Turbinenfabrik in der Berliner Huttenstraße und die Lokomotivfabrik in Hennigsdorf. Behrens gestaltet außerdem elektrische Bogenlampen, Ventilatoren, Tee- und Wasserkessel, Heizkörper und Uhren. Von ihm stammen Plakate, Festschriften, Werbebroschüren und schließlich auch die Firmenzeichen. Peter Behrens gilt als Schöpfer der "Corporate Identity" und des "Corporate Design". |
1907 |
Fertigstellung der AEG-Apparatefabrik in der Ackerstraße, geplant von Franz Schwechten |
1908 |
Die 1000-kW-Grenze bei Turbinen mit 3000 U/min wird überschritten |
1908 |
Nach über dreijährigen Auseinandersetzungen des RWE mit Kommunen des westfälischen Ruhrgebiets und der AEG gelingt eine Abgrenzung der Versorgungsgebiete (Demarkation) mit den Vorgängerunternehmen der späteren VEW. Gemeinsam gründet man das "Westfälische Verbandselektrizitätswerk". |
1908 |
Es wird eine Pensionseinrichtung geschaffen. - Sie wird später mehrfach erweitert. |
1908 |
In Fortführung der bis dahin von der AEG betriebenen Automobilfabrik erfolgt die Zusammenlegung dieser Fabrik mit der schon bestehenden Vertriebsgesellschaft unter deren Namen "Neue Automobil-Gesellschaft". |
1909 |
Bau von stehenden Kondensat- und Luftpumpen mit Turbinenantrieb für Schiffszwecke |
1909 |
Verlegung eines 56adrigen Papier-Luftraumkabels der AEG ohne Stanniolschutz für die Berliner Stadtleitung. |
1909 |
Bau der AEG-Fabriken Hennigsdorf (Isolierstoffe, Bahntechnik, Flugzeugwerft, technisches Porzellan, Hausgeräte) |
1909 |
Klingenberg wendet sein Kraftwerks-Baukonzept erstmals im Kraftwerk Heegermühle bei Eberswalde an. Es dient als Vorbild für alle weiteren AEG-Kraftwerksbauten. |
1909 |
Gründung des "Elektrizitätswerk Schlesien" in Tschechnitz über die Finanzierungstochter "Gesellschaft für elektrische Unternehmungen" (Gesfürel) |
1910 |
Die durchgehende, starre Turbinen-Grundplatte, auf welche sich die Gehäuse mit breiten Füßen aufsetzten, wird verlassen. Stattdessen Befestigung der Gehäuse mit halbkreisförmigen, breiten Flanschen und Aufhängung in Achshöhe |
1910 |
Ersatz der Turbinen-Düsenregelung mit vertikaler Kulissenstange durch auomatische Düsenregelung nach Curtis mit Nockenwelle |
1910 |
Für die von Prof. Klingenberg entworfene Druckluftzentrale der Rand Mines Power Supply Company in Südafrika: Erster Turbokompressor, für 36.000m3 sründlicher Ansaugleistung |
1910 |
Das Historische Museum der AEG wird gegründet. |
1910 |
Die AEG übernimmt das Lahmeyerwerk, das aus dem Konzern Felten & Guilleaume herausgelöst wird. |
1910 |
Die AEG richtet eine flugtechnische Abteilung ein und stellt ihr erstes Flugzeug vor - einen Doppeldecker aus Holz. |
1910 |
Die AEG übernimmt das Frankfurter Dynamowerk der "Felten & Guilleaume-Lahmeyerwerke A.G.", bringt es in eine eigene Aktiengesellschaft ein und erwirbt zusammen mit der Züricher Elektrobank die Aktienmehrheit am Konzern. |
1910 |
Walther Rathenau wird Vorschlag von Carl Fürstenberg zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der AEG berufen. |
1911 |
Max Grande beginnt als Chefingenieur bei AEG Mannheim |
1911 |
Gründung der Deutschen Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H.; diese rüstet Schiffe mit Funkanlagen aus. |
1911 |
Die Straßenbahn in Halle wird von der AEG bisher in Eigenregie betrieben. |
1911 |
Der elektrotechnischen Industrie gelingt es unter maßgeblicher Beteiligung der AEG, noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs den Weg zur Elektrifizierung der Fernbahnen mit Einphasenwechselstrom zu ebnen. Nach erfolgreichen Pilotprojekten in der Nähe Innsbrucks und in Hamburg wurde 1911 zwischen Bitterfeld und Dessau die erste elektrifizierte Fernbahnlinie Deutschlands in Betrieb genommen. |
1911 |
Die AEG präsentiert das Projekt, in Berlin eine komplette U-Bahnlinie von Gesundbrunnen bis Neukölln in eigener Regie zu errichten. Zu diesem Zweck wird die "AEG-Schnellbahn A.-G." gegründet. Der Auftrag hat ein Volumen von 60 Millionen Mark, was 15 Prozent des gesamten Auftragsbestands der AEG ausmacht. - Während des Kriegs kommen die Bauarbeiten an der U-Bahnlinie zum Erliegen, und das Schnellbahnprojekt entwickelt sich zu einer großen finanziellen Belastung für den Konzern. Nur mit Mühe gelingt es nach dem Krieg, das gescheiterte Großprojekt abzustoßen. Die Strecke wird schließlich von der Stadt Berlin fertiggestellt. |
1911 |
Die Hausgeräte-Produktion wird auf das Gelände der AEG-Fabriken Hennigsdorf verlegt. |
1911 |
Einführung der Löschkammer in Leistungsschaltern in Deutschland (erfunden durch Hillard und Parson 1908) |
1911 |
Nach der zweiten Staatsprüfung von Hans Grünholz (1910) folgen Tätigkeiten bei der AEG in München und Berlin: Projektierung von Straßenbahnen und Berechnung von Projekten |
1911 |
Entwicklung eines neustufigen, eingehäusigen Kreiselverdichters für 7fache Verdichtung und eine Ansaugmenge von 15.000 - 18.000 cbm/h mit Gehäusekühlung und zusätzlicher Außenkühlung durch zwei Zwischenkühler. Er kommt im Folgejahr auf den Möller-Schächten in Betrieb. |
27.05.1911 |
Gründung der "Hamburger Hochbahn AG" zusammen mit "Siemens & Halske" |
1912 |
Einführung der Turbinen-Düsenregelung durch direkt gesteuerte Drehkolben |
1912 |
Für die Rand Mines Power Supply Company in Südafrika: Turbokompressor, für 90.000m3 stündlicher Ansaugleistung |
1912 |
Bau von Kohlensäure-Turbogebläsen für Zuckerfabriken |
1912 |
Es werden Patente für die erste Elektronenverstärkerröhre der Welt erworben (Firmenkonsortium unter Beteiligung der AEG) |
1912 |
Emil Rathenau erkrankt und muße sich von der Geschäftsführung der AEG zeitweilig zurückziehen. Damit gerät das von ihm mit aller Konsequenz verfochtene Unternehmenskonzept ins Wanken. Felix Deutsch, Emil Rathenaus engster Mitarbeiter, und Walther Rathenau brechen einen Machtkampf vom Zaun. Walther Rathenau, teils aus Ehrgeiz, teils auf Wunsch des Vaters, darauf, entweder Vorstandsvorsitzender oder Präsident des Aufsichtsrats mit besonderen Vollmachten gegenüber dem Vorstand zu werden. |
Juni 1912 |
Abschluß eines Vertrags mit der Stadt Brandenburg (Havel), aufgrund dessen das bisher städtische Elektrizitätswerk der AEG bzw. der neu zu gründenden Gesellschaft übergeben wird, deren Führung und Überwachung an die "Elektrizitäts-Lieferungs-Gesellschaft" übergeht. |
10.1912 |
Emil Rathenau bittet bei Carl Fürstenberg um die Aufnahme seines Sohnes Walther in den Vorstand. Felix Deutsch widersetzt sich dieser Absicht energisch und droht mit seinem Austritt aus der Direktion. Walther Rathenaus Versuch, erneut in den Vorstand der AEG einzutreten, ist damit gescheitert. Er zieht daraus die Konsequenz und wählt den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden, womit er Vorgesetzter seines Vaters wird. |
1913 |
Die erste Entnahme-Turbine mit Verbundsteuerung und doppelter automatischer Düsenregelung |
1913 |
Nach seiner Promotion tritt Friedrich Münzinger in die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft ein |
1913 |
Der bei der AEG tätige A. Meissner erfindet die Rückkopplungsschaltung |
1913 |
Die AEG erhält ihren ersten Großauftrag zur Lieferung elektrischer Fernbahnlokomotiven. |
1913 |
Emil Rathenau kann nach einer Genesung die Geschäfte wiederaufnehmen. Sein Sohn Walther legt den persönlichen Streit mit Felix Deutsch bei; geschäftlich kommen beide ohnehin gut miteinander aus. |
1913 |
Bau eines großen Kreiselverdichters für normal 100.000 cbm/h für die "Victoria Falls and Transvaal Power Company" zur Verdichtung von Luft auf einen Enddruck von 10 - 12 ata. Er wird durch eine Dampfturbine mit 3000 U/min angetrieben und besteht aus einem zweiflutigen Niederdruckteil, einem Mitteldruck- und einem Hochdruckteil, besitzt Gehäusekühlung und Zwischenkühlung |
14.04.1913 |
Die AEG-Werke liefern für den Postgüterbahnhof Luckenwalder Straße die erste elektrische Lokomotive. |
13.05.1913 |
Abschluß eines Pachtvertrags mit der Stadt Rostock für deren Elektrizitätswerk und die Überlandzentrale Bramow |
1. Weltkrieg |
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs entwickelt sich der Flugzeugbau zu einem der bedeutendsten Produktionszweige des gesamten Unternehmens. Entsprechend steigt die Produktion in den beiden Werken in Berlin-Johannisthal (Sitz des Tochterunternehmens AGO Flugzeugwerke) und Hennigsdorf. |
01.08.1914 |
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs geht der AEG ein Großteil ihres Auslandsgeschäfts und damit ein Anteil am Umsatz von rund 20 Prozent verloren. Allein in Rußland, wo sich die größte Auslandsgesellschaft befindet, verliert der Konzern rund 24 Millionen Goldmark. In den deutschen Fabriken kommt es zu Massenentlassungen und das, obwohl 13.000 der rund 66.000 Beschäftigten eingezogen worden sind. |
1. Weltkrieg |
Ãœbernahme des britischen Werks "A. E. G. Electric Co." durch "Dick, Kerr & Co" in Preston |
1. Weltkrieg |
Nach der Marneschlacht (6. bis 9. September 1914) zeichent sich ein längerer Kriegsverlauf ab, und die Auftragslage verbessert sich. |
1915 |
AEG als größtes deutsches Unternehmen der Elektroindustrie beschäftigt mehr als 66 000 Mitarbeiter. |
1915 |
Die "Berliner Elektricitäts-Werke" (BEW) gehen vereinbarungsgemäß vom AEG-Besitz in städtisches Eigentum über. Zur Klärung der Situation und um eine Auflösung der BEW abzuwenden, kommt es auf der Basis einer Kapitalerhöhung bei der AEG zu einem Aktientausch von Stammaktien der BEW gegen junge AEG-Aktien. Die Aktionäre der BEW akzeptieren diese Transaktion, mit der auch der Fortbestand und die Weiterentwicklung der inzwischen zur BEW gehörenden Beteiligungen an elektrowirtschaftlichen Gesellschaften und mitteldeutschen Braunkohlegruben gesichert wird. Insgesamt erhält die AEG zwar eine Entschädigung in Höhe von 123 Millionen Mark, hätte jedoch auf diese Einnahme zugunsten einer Fortführung der BEW in eigener Regie gerne verzichtet. |
1915 |
Die AEG-Führung sieht sich veranlaßt, Vorsorge für die "Rückkehr zur Friedenswirtschaft" zu treffen. |
Ende März 1915 |
Als Walther Rathenau Ende März 1915 in die AEG-Führung zurückkehrt, konzentriert er sich dort auf die Rüstungsfabrikation. Die Voraussetzungen hierfür sind günstig, denn die AEG liefert schon seit langem Ausrüstungen für Schiffe, Kraftfahrzeuge, Funktechnik sowie Flugzeuge und zählt damit zu den bedeutenden deutschen Rüstungsproduzenten. Dennoch sind gewaltige Investitionen erforderlich, um die militärischen Auftraggeber zufriedenzustellen. Diese Maßnahmen werden ohne Eigenkapitalzufuhr und ohne Veräußerungen von Beteiligungen finanziert. |
20.06.1915 |
Tod von Emil Moritz Rathenau in Berlin |
2. Hälfte 1915 |
Nach dem Tod von Emil Rathenau entbrennt an der AEG-Spitze erneut ein Streit über die künftige Kompetenzverteilung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Walther Rathenau fordert Sondervollmachten und den Titel des Präsidenten der AEG - mit Erfolg. Damit rückt er in eine Position, in der er Funktionen des Aufsichtsrats mit denen des Vorstands in seiner Person vereinigt, und hat damit in der AEG alles erreicht, was er erreichen kann. |
12.1915 |
Das Kraftwerk Golpa-Zschornewitz bei Bitterfeld in Betrieb. Es war mit einer Leistung von 128 Megawatt das größte Dampfkraftwerk der Welt. |
1916 |
Aufstellung des ersten von vier Dampftubinensätzen von je 50000 kW für das Goldenbergwerk der RWE |
1916/17 |
Im Geschäftsjahr 1916/17 steigt die AEG zum zweitgrößten Rüstungslieferanten Deutschlands nach Krupp auf. Von den 534 Millionen Mark Umsatz in jenem Geschäftsjahr liegt der Anteil der Kriegsfertigung bei 234 Millionen Mark, was einem Anteil von mehr als 45 Prozent am Gesamtumsatz entspricht. Die Zahl der Beschäftigten des Unternehmens kletterte auf fast 80.000. Die AEG liefert elektrische Ausrüstungen für Unterseeboote, funktechnische Anlagen, Scheinwerfer und Flugzeuge. Schwerpunkt ist die Munitionsherstellung. Sie erreicht binnen kurzem eine so große Bedeutung, daß in der Unternehmensführung zeitweilig Pläne kursieren, sie nach dem Krieg fortzusetzen. |
1917 |
Dr. Sulzberger, Oberringenieur der AEG-Turbinenfabrik, scheidet aus und kehrt in die Schweiz zurück |
1917 |
Ein AEG-Flugzeug stellt mit 6500 Metern einen Höhenflugweltrekord auf. |
1917 |
Als es im Verlauf des Jahres zu einem merklichen Rückgang in der Kriegsfabrikation kommt, werden die Vorbereitungen zur Umstellung auf die Friedenswirtschaft beschleunigt. |
27.04.1917 |
Beteiligung an der Gründung der "Innwerk, Bayerische Aluminium AG" in Töging (Inn) unter Beteiligung des Deutschen Reiches, des Bayerischen Staates sowie der "Gebrüder Giulini GmbH" in Ludwigshafen und der "Siemens-Schuckert-Werke AG", Berlin, mit einem Grundkapital von 13.200.000 Mark |
1918 |
Bau der ersten Getriebe-Schiffsturbine |
1918 |
AEG hat maßgeblichen Anteil an der flächendeckenden Stromversorgung in Deutschland. |
1918 |
Die AEG nimmt den Bau von Dampflokomotiven auf. |
1918 |
Gemeinsam mit der "Felten & Guilleaume Carlswerk A.-G." besitzt die Gesellschaft seit 1918 das Kapital der "Papierfabrik G. m. b. H. vormals Brüder Kämmerer", Osnabrück (Kapital RM 4.000.000,00) je zur Hälfte. |
1918 |
Die AEG gründet zusammen mit der Hapag und der Gutehoffnungshütte die Deutsche Werft A.-G., Hamburg. |
1918 |
Bau des Stahl- und Walzwerks Hennigsdorf |
1918 |
Es verlassen täglich bis zu sechs Flugzeuge die Werkhallen in Johannisthal und Hennnigsdorf. |
Anfang 1918 |
Anfang 1918 Gründung der "Deutsche Werft AG" durch die AEG gemeinsam mit der Gutehoffnungshütte und der "Hapag Lloyd AG", die nach Kriegsende Handelsschiffe bauen wird. |
1918/21 |
In den Jahren 1918 bis 1921 wird das Aktienkapital von 200 Millionen Mark auf 850 Millionen Mark erhöht. Der enorme Kapitalbedarf kann vom heimischen Geldmarkt aber nicht erbracht werden. |
1919 |
Aus Rentabilitätsgründen muß die flugtechnische Abteilung der AEG in Hennigsdorf geschlossen werden. |
1919 |
Gründung der "Osram GmbH KG" durch "Siemens & Halske", die AEG und die "Deutsche Gasglühlicht AG (Auer-Gesellschaft)" |
1919 |
Eröffnung der AEG-Fabrik Mülheim/Ruhr (Reparaturwerk) |
1919 |
Versuch der AEG für den Einstieg in das zivile Luftfahrtgeschäft, durch die Beteiligung an der Gründung der "Deutsche Luft-Reederei GmbH" (DLR). |
1919 |
Die AEG-Beteiligung an den AGO-Flugzeugwerken wird liquidiert, deren Grundstückseigentum in Johannisthal bei Berlin abgestoßen. |
1920 |
Die AEG, "Siemens & Halske" und die "Deutsche Gasglühlicht-A.-G. (Auer-Gesellschaft)" sehen sich zum Kampf gegen ausländische Konkurrenz veranlaßt, ihre Glühlampenfertigung zusammenzulegen und gemeinsam die "Osram GmbH KG" (Abkürzung Osram, zusammengesetzt aus den Worten Osmium und Wolfram) zu gründen. Dabei sichert sich die AEG auf Fabrikation und Geschäftsführung einen hinreichenden Einfluß. - Der Zusammenschluß führt schon bald zu positiven Ergebnissen: Osram steigt nicht nur zum führenden europäischen Glühlampenhersteller auf. |
1920 |
Eröffnung der AEG-Fabrik Scheibenberg/Erzgeb. (Installationsmaterial) |
1920 |
Die AEG und "Siemens-Schuckert" gründen die "Industrie-Einkaufs- und Verwertungs-Gesellschaft mbH". |
1920 |
Als Anfang der zwanziger Jahre die "Felten & Guilleaume Carlswerke AG" in Schwierigkeiten gerät, stockt die AEG 1920 ihr Kapital um zehn Millionen Mark auf, um diese für sie wichtige Beteiligung zu halten. |
1920 |
Die AEG bildet eine Interessengemeinschaft mit der "Ph. Rosenthal & Co. A.-G.", Selb, zur Herstellung technischen Porzellans |
1920 |
Beteiligung der AEG an der "Mix & Genest" (Telefon- und Telegraphenbau). |
1921 |
Im Zusammenhang mit mit der Verschmelzung zur Osram-Gesellschaft erfolgt die Angliederung und Betriebsvereinigung der Glaskolbenfabrik für Glühlampen der "Vereinigte Lausitzer Glaswerke A. -G." mit der Osram-Gesellschaft. An der "Vereinigte Lausitzer Glaswerke A.-G." bleibt die AEG beteiligt. Die Gesellschaft gehört auf dem Gebiete der Herstellung von Schleif- und Hohlglas zu den führenden Gesellschaften Deutschlands. |
1921-1922 |
Die Aktienmehrheit der "Hartung A.-G. Berliner Eisengießerei und Maschinenfabrik" wird gegen Hergabe von AEG-Aktien erworben. |
1921 |
Ein Gemeinschaftswerk zur Geschichte der AEG wird von Paul Ufermann und Carl Hüglin publiziert. Beide Autoren versuchen, die Geschichte und die überaus komplizierte Verflechtung des AEG-Konzerns anschaulich zu machen. Die Werksleitung distanziert sich davon. |
1921 |
Bau des Transformatorenwerks Berlin-Oberschöneweide |
1921 |
Eröffnung der AEG-Fabrik Crottendorf/Erzgeb. (Installationsmaterial) |
1921 |
Bildung einer Interessengemeinschaft der AEG mit den "Linke-Hofmann-Werken". Gemeinsam wird ein Stahlwerk in Hennigsdorf bei Berlin begonnen. |
1921 |
Die AEG gründet gemeinsam mit den Nürnberger "Bing-Werken" die "Elektrobeheizung G.m.b.H.". Sie wird bald darauf von der AEG übernommen. Das Werk produziert elektrische Hausgeräte. |
07.04.1921 |
In Berlin wird die Deutsche Fernkabel-Gesellschaft (DFKG) als Tochterunternehmen der Deutschen Reichspost, der AEG, den Firmen Siemens & Halske und Felten & Guillaume Carlswerk gegründet. |
10.1921 |
Die AEG trifft mit der "Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & Co. A.-G." ein Abkommen, durch das die der AEG gehörige Porzellanfabrik in Hennigsdorf und die elektrotechnische Porzellanfabrik des Rosenthal-Konzerns in Selb zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen wird. |
10.10.1921 |
Die AEG versendet an die deutschen Verkehrsbetriebe und Kleinbahnen einen Prospekt über den von ihr mitentwickelten Benzoltriebwagen, der zu dieser Zeit bei der Kreisbahn Beeskow-Fürstenwalde eingesetzt ist. |
Dez. 1921 |
Die AEG-Tochter "Elektrizitäts-Lieferungsgesellschaft" tritt in den Pachtvertrag der AEG mit der Stadt Rostock für deren Elektrizitätswerk und die Überlandzentrale Bramow ein. |
1922 |
Carl Fürstenberg wird Erster Aufsichtsratsvorsitzender. |
1922 |
Eröffnung der AEG-Fabrik für Elektrobeheizung (Hausgeräte), Nürnberg |
1922 |
Die AEG und "Siemens-Schuckert" gründen die "Fabrikenvereinigung West-Ost GmbH" |
1922 |
Kauf der "Hartung A.-G. Berliner Eisengießerei und Gußstahlfabrik" |
1922 |
Erwebung einer Beteiligung an der "Otto Jachmann A.-G." |
Ende Mai 1922 |
Walther Rathenau legt Ende Mai 1922, nachdem er Reichsaußenminister geworden war, sein Amt als Präsident der AEG nieder und scheidet aus dem Vorstand aus. Seine Position im Aufsichtsrat der AEG übernimmt der Bankier Carl Fürstenberg, der diese Position bis zu seinem Tod 1933 inne hat. |
1923 |
Oscar Lasche, Leiter der AEG-Turbinenfabrik, stirbt |
1923 |
Die Dampfturbinen-Grenzleistung liegt bei 25000 kVA |
1923 |
Die Olympia Büromaschinenwerke A. -G., hervorgegangen aus der schon in der Vorkriegszeit betriebenen Schreibmaschinenfabrikation der AEG, wird von der AEG und der Deutsche Werke A.-G. zunächst unter dem Namen "AEG - Deutsche Werke A.-G " gegründet. Sie ist eine der größten Schreibmaschinenfabriken Deutschlands. (Die Deutsche Werke A.-G. tritt ihre Anteile später, vor 1943, an die AEG ab.) |
1923 |
Die "Elektrotechnische Fabrik Elfa" in Frankfurt am Main wird von der AEG erworben. |
1923 |
Nach Einführung der Rentenmark wird das Kapital der AEG auf 156 Millionen Mark festgesetzt. |
1923 |
Die AEG und "General Electric" schließen erneut einen Vertrag über den freien Austausch von Betnebserfahrungen und Erfindungen. Von einer erneuten Aufteilung der Weltmärkte ist diesmal nicht mehr die Rede, die AEG ist für die Amerikaner längst kein ebenbürtiger Partner mehr, doch vorsichtshalber verständigen Konzernführungen darauf, daß die AEG auch weiterhin nicht in den USA und in Deutschland tätig werden solle. |
1924 |
AEG-Umsatz überschreitet die Marke von 500 Millionen Reichsmark |
ab Ostern 1924 |
Paul Schöning beginnt ein eineinhalbjähriges Praktikum in verschiedenen AEG-Fabriken. |
Juli 1924 |
Beginn der Tätigkeit von Hans Grünholz bei der AEG für die wissenschaftliche Behandlung von Fragen des elektrischen Bahnwesens |
1925 |
Die AEG erwirbt ein Paket Aktien der "Hydrawerk A.-G.", die Kondensatoren, aller Art herstellt. (Um 1943 befindet sich das gesamte Kapital von RM 4.000.000. in Händen der AEG.) |
1926 |
Zusammen mit einem Bankenkonsortium erfolgt die Gründung der Kohlenveredlung A.-G., die um 1943 nach Fusion mit. der Schwelwerke Minna-Anna A.-G. "Kohlenveredlung und Schwelwerke A.-G." firmiert. Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt RM 8.000.000,00 (Stand 1943). |
1926-1927 |
Erwerb fast des gesamten Grundkapitals der "Dr. Paul Meyer A.-G." (um 1943: "Elektrofinanz A.-G.") in Berlin. |
1926 |
Gemeinsam mit der mit den "Deutschen Werken" in Kiel wird die "Triebwagenbau-AG" (TAG) gegründet, man baut nebenher auch noch eigene Fahrzeuge, |
1926 |
Eröffnung der AEG-Fabrik Annaberg/Erzgeb. (Installationsmaterial) |
1926 |
Eröffnung der Apparatefabrik (Schaltgeräte, Gleichrichter, Rundfunkgeräte), Berlin-Treptow |
1926 |
Die AEG eröffnet in Berlin-Treptow eine neue Apparatefabrik. |
1926 |
Beginn der beruflichen Tätigkeit Kurt Piersons im AEG-Ölmotorenbau und in der AEG-Lokomotivfabrik Hennigsdorf |
1927/28 |
Der Umsatz überschreitet 500 Millionen Reichsmark. |
01.07.1927 bis 31.12.1928 |
Mit den AEG-Kohlenstaublokomotiven 56 2906 und 2907 werden in der zweiten Jahreshälfte Werksversuchsfahrten gemacht. |
01.1928 |
Die Kohlenstaublokomotive 56 2906 von der AEG. wird im Januar dem Lokomotiv-Versuchsamt Grunewald übergeben |
1928 |
Die AEG zieht in das ehemalige "Passage-Kaufhaus" in der Berliner Friedrichstraße und richtet dort ein Präsentationszentrum für ihre Produkte und Leistungen ein |
1928 |
Bau von Druckgasschaltern |
01.02.1928 |
Felix Deutsch holt den 46jährigen Hermann Bücher (Nationalökonom und Naturwissenschaftler, war zunächst für die deutsche Kolonialverwaltung in Kamerun tätig, seit 1921 Präsidialmitglied in den Reichsverband der deutschen Industrie, seit 1925 wirtschaftlicher Berater der Badischen Anilin- und Sodafabriken (BASF) bzw. der I.-G. Farben-Industrie AG) in den Vorstand der AEG. |
01.04.1928 |
In Berlin-Reinickendorf wird das erste Forschungsinstitut der AEG gegründet und damit die Forschung im Unternehmen zentralisiert. |
19.05.1928 |
Tod von Felix Deutsch im Alter von 70 Jahren. |
2. Hälfte 1928 |
Nach dem Tod von Felix Deutsch übernimmt zunächst ein dreiköpfiges Direktorium, bestehend aus Hermann Bücher, August Elfes und Professor Waldemar Petersen, die Leitung der AEG |
1929 |
Auch die AEG liefert seit 1929 Hochdruckturbinen von 12.000 kW an das Hochdruckkraftwerk der Ilse-Bergbau; Gleichdruckturbinen für 100 bar und 450 °C und 2,5 bar Gegendruck. |
1929 |
Die ursprünglich im Besitz der "Bank Elektrischer Werte" befindlichen Aktien der "Bayerische Zugspitzbahn A.-G.", an der außer der AEG die "Allgemeine Lokalbahn- und Kraftwerke A.-G." beteiligt ist, werden übernommen. |
1929 |
Eröffnung der AEG-Fabrik Stuttgart-Bad Cannstatt (Instandsetzung von Transformatoren, Elektrowerkzeuge) |
1929 |
Auf dem Höhepunkt der konjunkturellen Erholung steigert die AEG seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent auf 580 Millionen Reichsmark und überholt damit zum letztenmal den großen Konkurrenten Siemens. |
1929 |
Es gelingt der AEG ein letztes Mal, einen höheren Umsatz als Siemens zu erzielen. Danach fällt sie gegenüber ihrem Konkurrenten zurück. Zwar erholte sich die AEG ab 1934 allmählich, Siemens wuchs jedoch ungleich schneller. |
1929 |
Die AEG bietet der Mannheimer Straßenbahn Fahrleitungsomnibusse an. |
01.04.1929 |
Das 22.000 qm große Werk der Maschinenfabrik Esslingen in Stuttgart-Bad Cannstatt (bis 1882 "Gebr. Decker & Co."), das ausschließlich den Zwecken der elektrotechnischen Abteilung der ME diente, wird mit Wirkung ab 1. April 1929 an die AEG verkauft. - Nach dem Kriege verlagert die AEG ihre gesamte Transformatorenfertigung nach Cannstatt. Ab 1969 zusammen mit Siemens als "Transformatoren Union" und nachfolgende Schließung. |
08.1929 |
Die amerikanische "General Electric" beteiligt am Aktienkapital der AEG - Politikum, das in Deutschland wegen eines angeblichen Ausverkaufs der Industrie an das Ausland zu erregten Debatten führt. Es zeigt jedoch, daß deutsche elektrotechnische Industrie im Ersten Weltkrieg ihre weltweit führende Position verloren hat. - Der Einstieg des amerikanischen Unternehmens ist für die weitere Zukunft der AEG von großer Bedeutung und trägt wesentlich zu deren Überleben während der Weltwirtschaftskrise bei. |
Ende Sept. 1929 |
Ende September 1929 sowie Ende März 1930 übernimmt die "International General Electric Co." 30 Millionen Reichsmark AEG-Stammaktien zum Kurs von 200 Prozent, was einem Anteil von 27,5 Prozent entspricht, und entsendet fünf Mitglieder in den Aufsichtsrat des Konzerns. |
Gj. 1929/30 |
Im Geschäftsjahr 1929/30 geht der Umsatz um etwa zehn Prozent auf rund 520 Millionen Reichsmark zurück. |
1930 |
Die Marke "Olympia" wird für Schreibmaschinen eingeführt. |
1930-1931 |
Die AEG übernimmt 1930/31 die Aktienmehrheit von "Sachsenwerk Licht und Kraft" und erwirbt damit eine weitere Rundfunkgerätefabrik, deren Erzeugnisse nach wie vor unter dem bisherigen Markennamen "Eswe" entwickelt, gebaut und vertrieben werden. |
1930 |
Von der "Pöge Elektricitäts-A.-G." in Chemnitz hatte die AEG ein Paket Stamm- und Vorzugsaktien übernommen. Hierfür erhält sie 1930 bei der Fusion des Sachsenwerks mit der Pöge-Gesellschaft im Verhältnis 1 : 1 Stammaktien. |
1930 |
August Elfes scheidet aus dem dreiköpfigen Direkorium aus. Daraufhin wird Hermann Bücher - mit tatkräftiger Unterstützung Carl Fürstenbergs - alleiniger Vorstandsvorsitzender, und Prof. Petersen wird sein Stellvertreter. Bücher verfügt über reichlich politische Erfahrung und steht mit seinem Engagement in der Tradition seines großen Vorgängers Walther Rathenau. |
1930 |
Nach dem Einstieg von "General Electric" wird das AEG-Kapital auf 200 Millionen Reichsmark erhöht. |
1930/31 |
Durch Einziehung eigener Aktien sinkt das Kapital 1930/31 auf 185 Millionen Reichsmark und kann auf dieser Höhe bis 1936 gehalten werden. |
Gj. 1930/31 |
Der Umsatz geht im Geschäftjahr 1930/31 um 30 Prozent auf 370 Millionen Reichsmark zurück. Die Dividendenzahlung wird eingestellt. |
Ende 1930 |
Die "Neue Automobil-Gesellschaft", die später den Namen "Nationale Automobil-Gesellschaft A.-G." annimmt, vereinigt ihre Lastkraftwagenfabrikation mit der "H. Büssing A.-G." (auch "Büssing-Automobil-Werke" genannt), Braunschweig, in der Gründung "Büssing/NAG Vereinigte Nutzkraftwagen A.-G.", während sie die Fabrikation von Personenwagen einstellt. An dem RM 12.000.000,00 betragenden Kapital der Büssing/NAG ist die NAG mit 50 % beteiligt. |
1931 |
Verhandlungen von der AEG und der Siemens & Halske wegen der Ãœbernahme der Maffei-Schwartzkopff-Werke |
1931 |
Das Dampflokomotivgeschäft der Firma "A. Borsig G. m. b. H." und der AEG wird in den "Borsig-Lokomotiv-Werken G. m. b. H." zusammengefaßt, die durch ihre Quote am Deutschen-Reichsbahn-Lokomotivgeschäft an hervorragender Stelle steht. (Das gesamte Kapital befindet sich um 1943 in Händen der AEG.) |
01.01.1931 |
Mit Wirkung ab 1. Januar 1931 werden die gesamten Betriebsanlagen der "Dr. Paul Meyer A.G." an die AEG verpachtet, die gleichzeitig die Warenbestände kauft. |
06.1931 |
Die AEG kauft von der "Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft" deren 50prozentige Beteiligung an den Maffei-Schwartzkopff-Werken in Wildau (Sitz der Gesellschaft in Berlin) |
Gj. 1931/32 |
Im Geschäftsjahr 1931/32 sinkt der Umsatz auf 220 Millionen Reichsmark und beläuft sich damit nur noch auf etwa 60 Prozent des Vorjahreswertes. Die AEG weist einen Verlust von 72,8 Millionen Reichsmark aus, der durch Auflösung des Reservefonds auf 30,7 Millionen Reichsmark reduziert werden kann. |
1932 |
Die AEG übernimmt die Pfleumersche Idee des Magnetbands |
1933-1934 |
Die AEG übernimmt RM 3.000.000,00 neue Anteile der "Borsig-Lokomotiv-Werke G.m.b.H.", Berlin, sowie weitere Anteile der "Osram G.m.b.H. KG", Berlin. |
1933 |
Carl Fürstenberg, seit 1921 Vorsitzender des Aufsichtsrats der AEG, stirbt in Berlin |
1933 |
Rückzug aus der Lkw- und Pkw-Fertigung |
1933/34 |
Die NAG gibt die Fertigung von Personenkraftwagen auf und beschränkt sich auf die Verwaltung ihres Grundvermögens, darunter eines großen Fabrikkomplexes in Berlin-Oberschöneweide, der an die Muttergesellschaft, die AEG, vermietet wird. Der Fahrzeugbau bei der AEG reduziert sich auf die Fertigung elektrischer Transportkarren in Hennigsdorf und die Ausrüstung elektrischer Oberleitungsomnibusse. |
1933 |
Der Umsatz sinkt auf 180 Millionen Reichsmark ab, der AEG droht die Zahlungsunfähigkeit. |
1933 |
Im Warengeschäft erlebt der Konzern seit 1933 einen beachtlichen Aufschwung. |
1934 |
Ãœbernahme der "Maffei-Schwartzkopff-Werke" in Wildau und Firmierung als "AEG Fabrik Wildau" |
1934 |
Dr.-Ing. Hans Heyne tritt in die AEG ein. |
1934 |
Die AEG läßt in ihren Anstrengungen nicht nach, auch in Mannheim O-Busse zu verkaufen. So übersendet sie einen Katalog, in dem neben den Mettmanner O-Bussen auch Fahrzeuge der mittlerweile eingerichteten O-Bus-Strecken in Berlin und Idar-Oberstein abgebildet sind. |
Gj. 1934/35 |
Umsatzsteigerung auf 273 Millionen Reichsmark |
Gj. 1934/35 |
Im Geschäftsjahr 1934/35 steigt der Umsatz gegenüber dem Vorjahr von 234 Millionen auf 273 Millionen Reichsmark. |
1935 |
Auf der Funkausstellung in Berlin wird das erste Tonbandgerät der Welt ("Magnetophon") vorgestellt. |
1935 |
Zwecks Anlage flüssiger Mittel erwirbt die "Dr. Paul Meyer A.G." aus dem Besitz der AEG nom. RM 3.000.000,00 Aktien der Deutschen Werft A.-G., Hamburg. |
1935 |
Der "Telefunken"-Vertrag läuft aus. Es folgen jahrelange Verhandlungen, ehe ein neuer Vertrag mit einer Laufzeit bis 1945 geschlossen werden kann, mit dem jedoch keine der Seiten zufrieden ist, bis für Telefunken 1941 eine Lösung (Übergang an die AEG) gefunden wird. |
1936 |
Anläßlich der Olympischen Spiele in Berlin kommt die erste elektronische Fernsehkamera der Welt zum Einsatz. Bedient wird sie von Walter Bruch, der nach dem Krieg bei Telefunken das PAL-Farbfernsehsystem erfindet. |
1936 |
Aus der Interessengemeinschaft der Porzellanfabriken der AEG und dem Rosenthal-Konzern geht die Rosenthal-Isolatoren-G. m. b H. hervor. |
1936 |
Die "Hartung A. -G. Berliner Eisengießerei und Maschinenfabrik" fusioniert mit der "Otto Jachmann A.-G." und firmiert seitdem "Hartung-Jachmann A. -G.", Berlin-Lichtenberg. Das Kapital dieser Gesellschaft beträgt um 1943 Reichsmark 2.000.000,00 und befindet sich fast ganz im Besitz der AEG. |
1936-1937 |
Anläßlich der Erhöhung des Kapitals der "Olympia Büromaschinenwerke A.-G.", Erfurt, Übernahme RM 3.000.000,00 junger Aktien dieser Gesellschaft. |
1936 |
Kapitalschnitt im Verhältnis 3 : l |
1936 |
Die Technisch-Physikalischen Werkstätten in Berlin-Reinickendorf entstehen. |
1936 |
Die Generalversammlung der AEG beschließt eine Kapitalherabsetzung von 185 auf 61,7 Millionen Reichsmark. Anschließend fließen dem Konzern durch eine Kapitalerhöhung 120 Millionen Reichsmark zu. Die neuen Aktien werden von der Berliner Handelsgesellschaft, der "General Electric" und der "Gesellschaft für Elektrische Unternehmungen AG" (GESFÜREL) - sie allein übernimmt ein Viertel der 120 Millionen - finanziert. Nach dem Kapitalschnitt kann der Konzern wieder Dividende zahlen. |
21.08.1936 |
Zwecks Ausgleichs von Wertminderungen, Deckung von sonstigen Verlusten sowie zur Bildung eines gesetzlichen Reservefonds beschließt die außerordentliche Generalversammlung vom 21. August 1936 eine Herabsetzung des Grundkapitals in erleichterter Form von RM 185.000.000,00 auf RM 61.666.600,00 in der Weise, daß RM 200,00 Aktien eingezogen und die alsdann noch verbleibenden Reichsmark 184.999.800,00 Aktien im Verhältnis 3 : 1 zusammengelegt werden. Die gleiche Generalversammlung beschließt die Wiedererhöhung des herabgesetzten Kapitals um bis zu RM 58.333.400,00 auf bis zu RM 120.000.000,00. Von den RM 58.333.400,00 neuen ab 1. Oktober 1936 gewinnberechtigten Aktien werden RM 50.000.000,00 fest übernommen, und zwar RM 30.000.000,00 von der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen Aktiengesellschaft, Berlin, Reichsmark 15.000.000,00, von der International Generera1 Electric S. A., New York, in welchem Betrage die auf den alten Besitz dieser Gesellschaft auf Grund ihres Bezugs rechts entfallenden Aktien mit enthalten sind, und RM 5.000.000,00 von einem unter Führung der Berliner Handels-Gesellschaft, Berlin, stehenden Bankenkonsortium. Die restlichen Reichsmark 8.333.400,00 Aktien werden von der Berliner Handels-Gesellschaft mit der Verpflichtung übernommen, sie nach Weisung der Gesellschaft bzw. für das Bezugsangebot an die Aktionäre zu verwenden, während die weiter für den Bezug benötigten Stücke von der International General Electric S. A. und dem Bankenkonsortium zur Verfügung zu stellen sind. Die Übernahme der sämtlichen Aktien erfolgt zum Kurse von 103 %. Den alten Aktionären wird ein Bezugsrecht gewährt. |
Gj. 1936/37 |
Umsatzsteigerung auf 487 Millionen Reichsmark |
1937 |
Die AEG überläßt ihre Beteiligung an der "Bergmann-Elektricitäts-Werke A.-G.", Berlin, der "Dr. Paul Meyer A.G.". |
1937 |
Der Pachtvertrag mit der "Dr. Paul Meyer A.G." läuft weiter. |
1938 |
Die erste Hochleistungslokomotive kommt von der AEG. |
1938-1939 |
Hälftige Übernahme der Kapitalerhöhung bei der Telefunken-Gesellschaft um RM 10.000.000,00 |
1938-1939 |
Übernahme des erhöhten Kapitals bei der AEG-Union Elektrizitäts-Gesellschaft in Wien von rd. RM 2.500.000,00 |
1938-1939 |
Ãœbernahme von Osram-Anteilen aus der Aufteilung des Besitzes bisheriger Minderheitsbeteiligter |
1938 |
Auslieferung der 5000sten elektrischen Lokomotive |
1938 |
AEG bringt einen Kompressor-Kühlschrank auf den Markt |
Gj. 1938/39 |
Umsatzsteigerung auf rund 604 Millionen Reichsmark |
1939-1940 |
Hälftige Übernahme der Kapitalerhöhung bei der Telefunken-Gesellschaft um RM 20.000.000,00. |
1939 |
Der AEG-Umsatz (541 Millionen Reichsmark) erreicht nicht einmal die Hälfte ihres Wettbewerbers (1,364 Milliarden Reichsmark). |
07.1939 |
Begebung einer neuen 5 % Anleihe von RM 50.000.000,00. |
2. Weltkrieg |
Die Gesellschaft verliert 75 Prozent ihrer Substanz. |
01.09.1939 |
Der Anteil an der Rüstungsproduktion bei der AEG zu Kriegsbeginn beträgt lediglich 3,5 Prozent vom Gesamtumsatz (541 Millionen Reichsmark), steigt aber wohl schon 1940 auf über ein Drittel des Gesamtumsatzes. Die AEG bzw. Telefunken liefern unter anderem Ortungsgeräte, Scheinwerfer, Funkmeßgeräte, aber auch leichte Infanteriegeschütze, Zünder, Bombenabwurfvorrichtungen, Minenzündgeräte und Granaten. Der ständig steigende Bedarf an Rüstungsgütern veranlaßt die AEG-Führung, neue Fabriken zu bauen, beispielsweise in Wildau bei Berlin, wo ein großer Betrieb zum Bau von Flugzeugteilen übernommen wird. |
1940-1941 |
Erwerb der restlichen 50 % Anteile der Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m. b. H., Berlin, aus dem Besitz von Siemens |
1940-1941 |
Abgabe der Beteiligung an der "Klangfilm" an Siemens |
1940-1941 |
Abgabe der Beteiligung an den "Vereinigten Eisenbahn-Signalwerke" an Siemens |
1940 |
Die Fabrikationsanlagen der "Dr. Paul Meyer A.G." werden in Benutzung genommen. |
09.02.1940 |
Vorstandsvorsitzende Bücher antwortet auf der Bilanzpressekonferenz auf die Frage, ob man wie auch schon im Ersten Weltkrieg auf "Präzisionsmaschinen Handgranatenstiele" drehen wolle: "Nein, wir bleiben bei unserem Handwerk." Jedoch fügt das Vorstandsmitglied Hans C. Boden vorsichtig hinzu: "Wir bemühen uns jedenfalls, das in diesem Rahmen zu machen." |
01.07.1940 |
Abschluß eines Organvertrags mit der "Dr. Paul Meyer A.G.", vom 1. Juli 1940. Dauer: Nicht beschränkt. Wesentlicher Inhalt: Die AEG übernimmt den sich jeweils ergebenden Gewinn bzw. Verlust. Die AEG verpflichtet sich, den Aktionären der Gesellschaft eine Dividende in Höhe von mindestens 3,75 % zu zahlen, sofern die von ihr selbst ausgeschüttete Dividende 5 % nicht übersteigt. Schüttet die AEG eine Dividende von mehr als 5 % aus, so erhöht sich die garantierte Dividende für die Aktionäre der Elektrofinanz Aktiengesellschaft im Verhältnis von 3/4 der Mehrausschüttung. |
17.10.1940 |
Laut Beschluß der außerordentlichen Hauptversammlung vom 17. Oktober 1940 Kapitalerhöhung um Reichsmark 40.000.000,00 durch Ausgabe von 38000 Inhaberaktien zu je RM 1.000,00 und 20000 Inhaberaktien zu Reichsmark 100,00 zum Kurse von 125 % im Verhältnis 3 : 1 mit Gewinnberechtigung ab 1. Oktober 1940. |
17.10.1940 |
Außerordentliche Generalversammlung der AEG-Aktionäre aus Anlaß der Sanktionierung einer umfassenden Interessenabgrenzung zu Siemens. |
1941 |
Aufgrund der Interessenabgrenzung zu Siemens werden einige bis dahin gemeinsam betriebene Gesellschaften aufgeteilt. Die "Telefunken GmbH" geht in Alleinbesitz der AEG über. Als Ausgleich übernimmt Siemens von der AEG deren Anteile an der "Bergmann Elektrizitätswerke AG", die "Klangfilm GmbH" und die "Vereinigte Eisenbahn-Signalwerke AG". |
1941-1942 |
Zum Umtausch des nom. RM 80.000.000,00 betragenden Gesfürel-Kapitals erhöht die AEG ihr Grundkapital um nom. RM 100.000.000,00 auf nom. RM 2600.000.000,00. Das Vermögen der Gesfürel besteht in Fabrikations-Unternehmungen und Beteiligungen an solchen (darunter nom. RM 40.000.000,00 AEG-Aktien) sowie in Beteiligungen an Elektrizitätsversorgungsbetrieben. Unter den Fabrikationsunternehmungen ragen drei Betriebe in ihrer Größenordnung besonders hervor: die jetzt ausgegliederte Loewe-Werkzeugmaschinen A.-G., Berlin, früher als Loewe-Fabriken ein Bestandteil der Gesfürel, die Finow Kupfer- und Messingwerke A.-G., Berlin, und die Nürnberger Schraubenfabrik und Elektrowerke A.-G., Nürnberg. |
1941-1942 |
Begebung einer 4 % Anleihe von RM 25.000.000,00 zum Umtausch der gekündigten 5 % Anleihe von 1936 im gleichen Betrage. - Barablösung der RM 1.797.350,00 Genußrechte |
1941-1942 |
Gründung der Magnetophon G. m. b. H., Berlin, zusammen mit I. G. Farben |
1942 |
Fusion der "Gesellschaft für elektrische Unternehmungen" und deren Ausgliederung aus "Ludw. Loewe AG" |
1942-1943 |
Firmenänderung der "AEG Société pour Entreprises Electriques, Luxemburg", in "AEG Gesellschaft für elektrische Unternehmungen" |
1942 |
Die AEG gibt den Bereich Signaltechnik Zuge eines Aktientausches an Siemens ab. |
1942 |
Je länger der Krieg dauert, desto stärker verstricken sich die leitenden Angestellten des Unternehmens in die Politik des NS-Regimes. 1942 wird Hermann Bücher in den "Rüstungsrat" beim Reichsministerium für Bewaffnung und Munition, einem der wichtigsten Lenkungsinstrumente der deutschen Kriegswirtschaft, berufen. |
1942 |
Die AEG verfügt über Beteiligungen am "Kabelwerk Ozarow A.G.", Warschau, (33 Prozent) und am "Kabelwerk Krakau" (100 Prozent). Weitere Produktionsstätten existieren im polnischen Lodz und im lettischen Riga. |
1942 |
Hans Heyne wird zum stellvertretenden Vorstandsmitglied ernannt. |
19.02.1942 |
Die außerordentliche Hauptversammlung vom 19. Februar 1942 beschließt die Verschmelzung mit der mit internationalen Kapitalgruppen verbundenen "Gesellschaft Unternehmungen A.-G.", Berlin, wonach das Vermögen dieser Gesellschaft mit Wirkung vom 1. Oktober auf die AEG übertragen wird. Der Umtausch der Aktien erfolgt im Verhältnis von je nom. RM 400,00 Gesfürel-Aktien gegen je nom. RM 500,00 AEG-Aktien mit Dividende ab 1. Oktober 1941. |
28.05.1942 |
Die Hauptversammlung vom 28. Mai 1942 beschließt die Herabsetzung des Grundkapitals von nom. RM 260.000.000,00 auf nom. Reichsmark 220.000.000,00 durch Einziehung der aus dem Portefeuille der Gesfürel stammenden nom. RM 40.000.000,00 AEG-Aktien. Nach § 192 AG muß diese Kapitalherabsetzung in vereinfachter Form zu Lasten einer freien Rücklage erfolgen, die, da bisher nicht vorhanden, erst durch Auflösung stiller Reserven geschaffen werden muß. Diese Rücklage in Höhe von RM 40.000.000,00 tritt nicht in Erscheinung, da zu ihren Lasten die Einziehung der RM 40.000.000,00 Aktien erfolgt. Der gleiche Betrag, um den sich das Grundkapital ermäßigt, wandert in die gesetzliche Rücklage. |
1943 |
Die Trafowickelei von Grundig in Vach b. Fürth produziert 5.000 Kleintrafos am Tag für die AEG |
02.03.1943 |
Laut Aufsichtsratsbeschluß vom 2. März 1943 Kapitalberichtigung gemäß DAV vom 12. Juni 1941 um 20 % = Reichsmark 44.000.000,00 auf RM 264.000.000,00. Der erforderliche Betrag wird gewonnen durch Entnahme von Reichsmark 28.000.000,00 aus gesetzlicher Rücklage und durch Zuschreibung von RM 16.000.000,00 zu Beteiligungen. Die Pauschsteuer von RM 2.953.446,18 geht zu Lasten des Jahreserträgnisses. |
01.04.1943 |
Letzte ordentliche Hauptversammlung bis 1943/44 |
1944 |
Von den 102.000 Beschäftigten, die 1944 bei der AEG arbeiten, sind 25.680 ausländische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene. Deren Anteil an der Gesamtbelegschaft liegt damit bei 25,1 Prozent. |
1944 |
Für seine Verdienste erhält H. Heyne das "Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern", die damals Auszeichnung, die ein Zivilist im "Dritten Reich" erhalten kann. Heyne leitet während des Zweiten Weltkriegs im Rüstungsministerium unter Albert Speer den Hauptausschuß "Flugzeugausrüstung" und den Sonderausschuß für Flugzeugelektrotechnik. |
Herbst 1944 |
Die Tätigkeit des Konzerns ist bis Herbst 1944 durch Kriegseinwirkungen kaum beeinträchtigt. Erst in der Schlußphase der Kämpfe geht ein Viertel der Produktionskapazität verloren. Dieser verhältnismäßig geringe Rückgang veranlaßt die Unternehmensleitung später zu der optimistischen Einschätzung, daß "es ohne weitere Schicksalsschläge möglich gewesen wäre, selbst diesen erheblichen Substanzverlust ohne Kapitalschnitt auszugleichen". |
1945 |
Nach dem Zweiten Weltkrieg geht ein Großteil der Fabriken in und um Berlin verloren. Sie erwirtschafteten über 70 Prozent des Konzernumsatzes. Die Konzentration der Fertigungsstätten auf einen Standort war ein Erbe des Firmengründers Emil Rathenau, der fürchtete, die Übersicht über das Unternehmensgeflecht zu verlieren. Die wenigen Fabriken, die außerhalb der Reichshauptstadt liegen, reichen in ihrer Bedeutung nicht annähernd an die Berliner Produktionsstätten heran. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurde ein nennenswerter Teil der Produktion dezentralisiert und hauptsächlich nach Mitteldeutschland verlagert. Innerhalb Berlins verteilten sich die Fabriken der AEG jeweils zur Hälfte auf den West- und Ostteil der Stadt. Nach Kriegsende kommen insgesamt neun Fabriken und 20 Beteiligungsgesellschaften zum sowjetischen Sektor der Stadt; 23 weitere Produktionsstätten - zumeist Verlagerungsbetriebe - und zehn Beteiligungen befinden sich auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Hinzu kommen neun Grundstücksgesellschaften. Sie sind Eigentümer eines beträchtlichen Teils der Liegenschaften, auf denen sich die AEG-Fabriken und AEG-Vertriebsbüros befinden. |
1945 |
Max Grande wird zum Technischen Direktor bei AEG Mannheim ernannt (bis 1951). |
nach dem 2. Weltkrieg |
Der Vorstandsvorsitzende Hermann Bücher schlägt nach Kriegsende sein provisorisches Quartier in Hamburg auf. |
ab Herbst 1945 |
Vom Herbst 1945 bis Ende 1949 gehen die Fabriken und Büros im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands sowie in den Gebieten jenseits von Oder und Neiße durch Enteignungen ausnahmslos verloren. Hinzu kommen umfangreiche Demontagen, denen vor allem jene Betriebe zum Opfer fallen, die sich im Westteil Berlins befinden (Turbinenfabrik in der Huttenstraße, Maschinenfabriken Brunnenstraße, Apparatefabrik Drontheimer Straße, Zählerfabrik Ackerstraße, Apparatefabrik Cuvrystraße, Röhrenfabrik Sickingenstraße und die Technisch-Physikalischen-Werkstätten im Stadtbezirk Reinickendorf). Der Substanzverlust, den die Konzernmuttergesellschaft hierdurch erleidet, liegt bei 74,5 Prozent; der Gesamtwert der Verluste an den Beteiligungen beläuft sich auf 31,3 Prozent. Ferner werden in Berlin Bankkonten mit Einlagen in Höhe von 132 Millionen Reichsmark blockiert, Warenforderungen an das Reich in Höhe von 275 Millionen Reichsmark eingefroren und das gesamte Auslandsvermögen beschlagnahmt. Der Gesamtverlust für die AEG wird auf weit über eine Milliarde Reichsmark geschätzt. |
Gj. 1945/46 |
Der Umsatz erreicht 1945/46 mit 87 Millionen Reichsmark (1938/39: 541 Millionen Reichsmark) seinen absoluten Tiefstand. |
1946 |
Der Vorstandsvorsitzende Hermann Bücher wird wegen seines Engagements während der Zeit des "Dritten Reichs" auf Anweisung der britischen Militärregierung entlassen. An seine Stelle tritt Friedrich Spennrath, der zusammen mit einigen Mitarbeitern in Berlin geblieben war und von der britischen Besatzungsmacht als Treuhänder eingesetzt wurde. |
Anfang Aug. 1946 |
Die Leitung der "Sowjetischen Staatlichen Actiengesellschaft für elektrotechnische Industrie, Abteilung Deutschland" unternimmt Anfang August einen Vorstoß, die enteigneten AEG-Betriebe im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands zusammenzufassen und diese der AEG-Konzernführung zu unterstellen, vorausgesetzt, diese wäre bereit, ihren Sitz in den sowjetischen Sektor Berlins zu verlegen. |
Anfang Sept. 1946 |
Nach einigem Hin und Her wird das Vorhaben, die AEG-Betriebe in der SBZ unter einer AEG-Konzernführung zusammenzufassen, von der sowjetischen Seite Anfang September aufgegeben. Der Kontakt zu den abgetrennten Fabriken bleibt aufgrund gewachsener Beziehungen noch eine Zeitlang recht eng. |
1947 |
Fr. Spennrath übernimmt offiziell die Nachfolge Büchers. Unter seiner Leitung werden die entscheidenden Weichenstellungen für den Wiederaufbau vorgenommen. |
1947/48 |
In den Jahren 1947/48 wickelt die AEG noch rund 42 Prozent ihrer Geschäfte mit dem sowjetischen Besatzungsgebiet ab; 56 Prozent entfallen auf den von den Westmächten besetzten Teil Deutschlands und nur zwei Prozent auf den Export. |
22.06.1948 |
Durch die Währungsreform werden Bargeldbeträge und Guthaben von 171,4 Millionen Reichsmark auf 19,6 Millionen Deutsche Mark abgewertet. Die Schulden reduzieren sich von 224,4 Millionen Reichsmark auf 97,6 Millionen Deutsche Mark, das Aktienkapital wird im Verhältnis 3 : l auf Deutsche Mark umgestellt, und zwar von 264 Millionen Reichsmark auf 88 Millionen Deutsche Mark. Die Sachwerte des Konzerns bleiben dagegen unberührt. |
Gj. 1948/49 |
Der Umsatz liegt wieder bei 213 Millionen D-Mark und reicht damit wieder zu drei Vierteln an das Niveau des Jahres 1936 heran. |
1949 |
Finanzchef Hans C. Boden macht gegenüber dem Aufsichtsrat darauf aufmerksam, daß "insbesondere die durch die Investierungen und die Entwicklung des Geschäfts notwendig gewordene sehr erhebliche finanzielle Beanspruchung" ein vorsichtiges Finanzgebahren und eine scharfe erscheinen lasse. Dennoch bleibt die Finanzlage gespannt. |
Gj. 1949/50 |
Der Umsatz beträgt im Geschäftsjahr 270 Millionen Mark. |
1950 |
Gründung der "TELDEC Telefunken-Decca Schallplatten GmbH" (Anteil AEG: 50%) |
1950 |
Hermann Bücher übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz. Er war ab ca. zunächst über einen Beratervertrag mit der AEG verbunden. |
Gj. 1950/51 |
Im Geschäftsjahr 1950/51 steigert die AEG ihren Umsatz auf 432 Millionen Mark. Erstmals nach dem Krieg kann wieder eine Dividende von fünf Prozent auf das Grundkapital (88 Millionen Mark) gezahlt werden. |
14.07.1951 |
Tod des Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann Bücher |
10.1951 |
Die AEG legt in Berlin ihren ersten Nachkriegsgeschäftsbericht über die Geschäftsjahre 1944 bis 1950 vor. Die Abschlüsse für die Jahre 1944/45, 1945/46 und 1946/47 haben wegen der Währungsumstellung keine Bedeutung mehr und brauchen mit Genehmigung des Berliner Magistrats nicht vorgelegt und veröffentlicht zu werden. Insgesamt verfügt die AEG über 26 Beteiligungsgesellschaften, davon sieben mit lOOprozentiger Beteiligung, elf mit jeweils einem Anteil von mehr als 50 Prozent und acht Minderheitsbeteiligungen. |
1952/54 |
Die AEG trennt sich zwischen 1952 und 1954 von einigen Aktivitäten bei Energieversorgungs- und Verkehrsunternehmen, wie der "Amperwerke" in München und der "Deutschen Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie" (DEBEG). Zur weiteren Abdeckung ihrer Kreditverpflichtungen wird außerdem die Beteiligung an der "Koblenzer Elektrizitätswerk u. Verkehrs-A.G." verkauft. |
07.05.1952 |
Der millionste Zähler seit 1945 verläßt die Fabrik Ackerstraße. |
1953 |
Friedrich Münzinger arbeitet bis 1953 bei der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft. Er ist maßgeblich an der Planung und dem Bau der von der ARG errichteten Dampfkraftwerke tätig, so am Bau des Großkraftwerk Zschornewitz-Golpa und dem Berliner Kraftwerk Klingenberg. |
1953 |
Betriebsverfassungsgesetz: 14 Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat gewählt |
1953 |
Gründung des Telefunken-Forschungsinstituts in Ulm |
1953 |
Die AEG verfügt wieder über 21 Fabriken. Es kamen neue Werke in Hamburg (Schiffsausrüstungen und Tonbandgeräte), Menden (Zweigwerk der Schallgeräte-Fabrik Neumünster), Essen (Schweißmaschinen) und Kassel (Schaltgeräte, Fahrkartendrucker, Kühlschränke) hinzu. Die Nutzfläche aller Produktionsstätten beträgt 470.000 Quadratmeter, was einem Anteil von 40 Prozent der Produktionsfläche von 1944 entspricht. |
1953 |
Der Vorstandsvorsitzende Friedrich Spennrath weist auf die Notwendigkeit einer Konsolidierung der AEG hin, aber ungeachtet dessen setzt die Konzernführung in den folgenden Jahren die Expansion fort. |
Gj. 1953/54 |
Erhöhung des Grundkapitals im Geschäftsjahr 1953/54 um 22 Millionen Mark auf 110 Millionen Mark |
1954 |
Der Umsatz steigt von 1953 bis 1954 von 617 Millionen Mark auf 736 Millionen Mark |
1954 |
Hugo Bäurle wird mit der Leitung der Finanzabteilung betraut und in den Vorstand berufen. |
1954 |
Die AEG erwirbt einen Anteil an der Steatit-Magnesia AG, Lauf/Pegnitz, von 27,1 Prozent. |
1955 |
Das Grundkapital wird um 55 Millionen Mark auf 165 Millionen Mark erhöht |
1955 |
Erhöhung des Grundkapitals um 55 Millionen Mark auf 165 Millionen Mark. |
1955 |
Der Reingewinn des Konzerns beträgt 14,8 Millionen Mark, die Höhe der Verbindlichkeiten belaufen sich auf 157 Millionen Mark. |
01.09.1955 |
Hans C. Boden weist gegenüber dem Finanzausschuß des Aufsichtsrats darauf hin, daß "das Verhältnis Eigen- zum Fremdkapital bei anderen Gesellschaften der Elektroindustrie wesentlich besser" als bei der AEG sei, deren Wiederaufbau "in stärkstem Maße mit fremdem Kapital" erfolgte. |
Gj. 1955/56 |
Der Umsatz überspringt im Geschäftsjahr 1955/56 die Milliardengrenze. Die Steigerungsrate erreicht - wie schon im Vorjahr - 20 Prozent. |
1956 |
Der erste deutsche Transistor-Rundfunkempfänger wird hergestellt. |
Anfang 1956 |
Hans C. Boden übernimmt Anfang 1956 den Vorstandsvorsitz von Friedrich Spennrath. Er fordert eine Fremdfinanzierung des Unterenhmens. |
1956 |
Der GE-Anteil an der AEG wird auf zehn Prozent gesenkt. |
09.1956 |
Eine außerordentliche Hauptversammlung beschließt eine weitere Erhöhung des Grundkapitals um 55 Millionen Mark auf 220 Millionen Mark |
1957 |
Seit 1903 wurden Dampfturbinen mit einer Gesamtleistung von mehr als 25 Millionen Kilowatt gebaut. |
1957 |
Kapitalerhöhung um 55 Millionen Mark auf 275 Millionen Mark |
1957 |
Neubau des AEG-Forschungsinstituts in Frankfurt am Main/Niederrad |
1957/58 |
Gründung des Instituts für Automation |
Frühjahr 1957 |
Anfang 1957 wird das Kapital auf nunmehr 275 Millionen Mark aufgestockt. |
1957 |
Konzernchef Boden leitet die ersten Maßnahmen zur Neustrukturierung ein. Seine Begründung lautet: "Der Aufgabenkreis der AEG ist sowohl der Größenordnung nach wie auch durch die technisch bedingte Aufnahme neuer Arbeitsgebiete immer größer geworden. Die Entwicklung wird auch noch anhalten ... Bei der derzeitigen Organisation, die auf eine wesentlich kleinere und unkompliziertere Firma zugeschnitten wurde, laufen wir Gefahr, den Überblick zu verlieren. Insbesondere in Krisenzeiten kann aber nur ein laufender Überblick über die Entwicklung in den einzelnen Geschäftssparten das rasche Eingreifen der Spitze ermöglichen." |
1957 |
Die AEG beschließt - zunächst unter Verzicht auf Eigenentwicklungen - nach Lizenzen der "General Electric" Siedewasserreaktoren zu bauen, während sich Siemens für eine Eigenentwicklung sowie den von Westinghouse entwickelten Druckwasserreaktor entscheidet. |
10.1957 |
Die erste 400-kV-Hochspannungsleitung zwischen Köln und Stuttgart wird in Betrieb genommen. Sie dient dem Spitzenlastausgleich zwischen den Wärmekraftwerken des Ruhrgebiets und den Wasserkraftwerken in den Alpen. Sie wird auf Grund längjähriger Vorarbeiten von der AEG, BBC und Siemens im Auftrage des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerkes errichtet. |
1958 |
Ein AEG-Gutachten empfiehlt der TWS ein Mindestgefälle von 300 m und findet 6 Standorte am Albrand: Geislingen, Eybach, Kuchen, zwischen Dettingen und Uracch sowie beim Dorf Glems |
1958 |
Die AEG bringt ihrer ersten Waschvollautomaten "Lavamat" auf den Markt. Er wird im Werk Nürnberg produziert. |
1958 |
Die AEG führt um 1958 den Slogan "Aus Erfahrung Gut" ein, der von allen Werbebotschaften im deutschsprachigen Raum mit den größten Bekanntheitsgrad erreicht. |
1958 |
Der Konzernumsatz erreicht 2,2 Milliarden Mark, 943 Millionen Mark davon erwirtschaften diejenigen Tochtergesellschaften, an denen die AEG mit mehr als 50 Prozent beteiligt ist. Das Eigenkapital beträgt 395 Millionen Mark, das Fremdkapital 854 Millionen Mark. |
1958 |
Die AEG stellt den ersten Leistungsthyristor Europas vor |
1959 |
Telefunken stellt mit dem Digitalrechner ("TR 4") die erste in Europa entwickelte wissenschaftlich-technische Großrechenanlage her, die eine hervorragende Leistungsfähigkeit besitzt. Auf dem Gebiet der kommerziellen Datenverarbeitung, das in der Wirtschaft immer größere Bedeutung erlangte, hatte Telefunken allerdings wenig zu bieten. |
1959 |
Die AEG erwirbt den Markennamen "Foen" von einer kleinen Berliner Hausgerätefirma. |
1959 |
Der 43jährige promovierte Betriebswirt Johannes Semler tritt in die AEG ein. |
1959/60 |
Errichtung eines neuen AEG-Halbleiterwerks in Heilbronn |
02.1959 |
Hans C. Boden kritisiert die mangelnde Ertragskraft und weist auf die hohe Konjunkturabhangigkeit der AEG hin, die in Krisenzeiten schnell zu Verlusten führen könne. Gegenüber dem Aufsichtsrat weist er auf den großen Abstand der AEG zum Hauptkonkurrenten Siemens hin, der bei schlechterem Konjunkturverlauf "ein ernstes Problem" werden könne. |
11.1959 |
Boden befaßt sich erneut mit der Ertragsschwäche des Konzerns und macht dafür die schwierige Lage nach dem Krieg verantwortlich. Während die AEG nahezu alle Produktionsstätten neu aufbauen mußte, gingen Siemens nur wenige Fabriken verloren. Brown Boveri & Cie. (BBC) hatte sich schon während des Kriegs in der Schweiz ungestört weiterentwickeln können. Boden fordert erneut die Fortsetzung der Reorganisation des Konzerns und kündigt konkrete Schritte zu deren Umsetzung an. Es sollten Berater aus den USA eingesetzt werden, "um sich die amerikanischen Erfahrungen nutzbar zu machen". |
1960-1969 |
Vor allem die Konzentration auf das Hausgerätegeschäft mit enormen Zukäufen und Kapazitätsausbau mittels Bankkrediten legen den Grundstein für das langsame sterben des Elektroriesen. |
1960 |
Die Verwaltung der "Telefunken G.m.b.H." bezieht das am Ernst-Reuter-Platz in Berlin gebaute neue Hochhaus |
1960 |
Umbenennung der "N.S.F. Nürnberger Schraubenfabrik und Elektrowerk G.m.b.H." in "Nürnberger Schwachstrom-Bauelemente Fabrik G. m. b. H." (später Werk der "Telefunken Microelektronik GmbH") |
1960 |
Umsatzsteigerung von 14 Prozent, aber das Ergebnis wird als nicht befriedigend bezeichnet, insbesondere der Exportanteil, der infolge der Konzentration auf den Wiederaufbau im Inland schon seit längerem vernachlässigt worden war. Sein Anteil am Umsatz sinkt 1960 gegenüber dem Vorjahr von 22 auf 19 Prozent. |
1960 |
Der erste transistorisierte Analogrechner wird vorgestellt. |
1960 |
Präsentation des ersten Umkehrantriebs mit Thyristor-Stromrichtern |
1960 |
Die AEG stellt als erster deutscher Hersteller eine numerische Bahnsteuerung für Werkzeugmaschinen vor. |
1961 |
Das erste deutsche Atom-Versuchskraftwerk (gebaut von der AEG) in Kahl am Main geht in Betrieb. |
1961 |
Bau des ersten deutschen Stereo-Rundfunkstudios (Sender Freies Berlin) |
1961 |
Bau der ersten automatisierten Briefverteilanlage für die Deutsche Bundespost. |
03.1961 |
Hans C. Boden scheidet aus Altersgründen aus dem Vorstand aus, wechselt in den Aufsichtsrat und übernimmt den Vorsitz, ohne die Reform der Führungsstruktur abgeschlossen zu haben. Sein Nachfolger wird sein langjähriger Vertrauter, der Jurist Hugo Bäurle. Bäurle (Jahrgang 1912) aus München |
1962 |
Das PAL-Farbfernsehsystem geht in Betrieb. |
12.01.1962 |
Der Vorstandsvorsitzende Hugo Bäurle verstirbt an einer Rippenfellentzündung.0 Sein plötzlicher Tod zeigt ein gravierendes Personalproblem an der AEG-Spitze: Es steht keine weitere Führungskraft zur Verfügung, die sofort an die Stelle Bäurles treten könnte - von einer Ausnahme abgesehen: Hans Heyne. Boden verhindert zunächst dessen Aufstieg, indem er nach Bäurles Tod den Vorsitz im Vorstand zeitweilig selbst wieder übernimmt. |
Ende Sept. 1962 |
Ende September wird Hans Heyne als Nachfolger Hans C. Bodens in den Vorstand der AEG vorgeschlagen und bleibt außerdem Vorstandsvorsitzender der "Telefunken GmbH". Bodenkann erreichen, daß Heynes Berufung - offiziell aus Altersgründen - auf maximal fünf Jahre begrenzt wird. Danach soll er den Vorsitz im Aufsichtsrat von AEG und Telefunken übernehmen. |
12.1962 |
Die AEG erhält zusammen mit einer Tochtergesellschaft der "General Electric" und der "Hochtief AG" von der "RWE-Bayernwerke GmbH" den Auftrag zum Bau des ersten großen deutschen Atomkraftwerks (Leistung: 250 Megawatt) in Gundremmingen. |
1963 |
Vorstandschef Hans Heyne muß Unverständnis die Planungspraxis im Konzern zur Kenntnis nehmen müssen, als er gegenüber den versammelten Führungskräften erklärt: "Am Schluß meines Referats möchte ich noch ein Problem behandeln, bei dem ich Sie um Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung bitte, und zwar handelt es sich um die Planung, die hier bei der AEG noch nicht so schön läuft, wie es eigentlich sein sollte. Was ich meine, ist die Vorausplanung des Umsatzes, der Rendite, des Geldbedarfes, der Investitionen, der Entwicklungskosten usw. Zwar gibt es auch bei der AEG einen Plan, aber dieser Plan wird erst nach Beginn des Geschäftsjahres verabschiedet. Er wird dann während des Planjahres mehrfach geändert, ja sogar kurz vor Schluß des Geschäftsjahres. Später vergleicht man das erreichte Ist des abgelaufenen Geschäftsjahres mit einem Plan, der schon mehrmals geändert wurde. Diese Handhabung ist natürlich vollkommen unmöglich." |
06.1963 |
Der Finanzfachmann Bertold Gamer wechselt vom Vorstand der Hoechst AG in den der AEG. Heyne bildet gemeinsam mit Gamer und dem neuen Chef der Telefunken AG Felix Herriger, ein Triumvirat, das nach seinen Vorstellungen zu den regelmäßigen "Chef-Besprechungen" zusammentreten sollte, um gemeinsam die Geschicke des Konzerns zu lenken. |
01.10.1963 |
Die neue Organisationsstruktur wird in Kraft gesetzt. Die AEG gliedert sich nunmehr in vertikale und horizontale Bereiche, wobei die vertikalen Geschäftsbereiche als Träger des aktiven Geschäfts auftreten. Den horizontalen Bereichen fallen beratende und koordinierende Aufgaben zu, die zentral verantwortlich bearbeitet und wahrgenommen werden. Es wurden fünf vertikale Geschäftsbereiche für Energieerzeugung und -Verteilung, Energieanwendung, Verkehr, Technisches Liefergeschäft und Hausgeräte geschaffen. Die fünf vertikalen Geschäftsbereiche werden in 16 Fachbereiche unterteilt, die das aktive Geschäft im Sinne der Eigenverantwortlichkeit für Entwicklung, Fertigung, Vertrieb und kaufmännische Belange führen. |
1964 |
Erster gemeinsamer Geschäftsbericht von AEG und Telefunken mit Jahresabschluß für den Konzern Inland |
1964 |
Die Lage des Konzerns hat sich weiter verbessert, Heyne hat allen Grund, zufrieden zu sein: "Die AEG-Bilanz ist in jeder Hinsicht die beste seit Bestehen der AEG in der Nachkriegszeit." So sei es unter anderem gelungen, das Geschäft der Muttergesellschaft wesentlich zu verbessern und außerordentliche Erträge zu erzielen. |
1964 |
Auf dem Hausgerätesektor erwirbt die AEG eine Mehrheitsbeteiligung von 58,7 Prozent an der "F. Küppersbusch & Söhne AG", Gelsenkirchen. |
1964 |
Heyne scheidet Ende 1964 - wie vereinbart - aus dem Vorstand aus und wechselt - wie gewünscht - an die Stelle Bodens als Aufsichtsratsvorsitzender. Heyne ist allerdings keineswegs bereit, die operative Führung des Konzerns abzugeben, sondern will sein Lebenswerk unbeirrt fortsetzen. Dieses führt zu Konflikten mit seinem Nachfolger im Vorstand, Bertold Gamer (Jahrgang 1914) |
1965 |
Erstes vollständig automatisiertes Briefverteilsystem (40.000 Sendungen pro Stunde) |
1965 |
Die Eigenkapitalquote liegt bei 36 Prozent. |
1965 |
Die AEG gründet gemeinsam mit der "General Electric" in Frankfurt die "KRT Kernreaktorteile GmbH". In Großwelzheim bei Hanau entsteht ein neues Werk zur Herstellung von Kernreaktorteilen, besonders von Brennelementen für Siedewasserreaktoren. Außerdem vertieft die AEG ihre Zusammenarbeit mit GE auf dem Kernreaktorgebiet durch ein umfassendes technisches Austausch- und Lizenzabkommen. |
03.1965 |
Die ausländischen Mehrheitsbeteiligungen werden in der im März 1965 gegründeten "AEG International AG", Zürich, zusammengefaßt. |
01.12.1965 |
Hans Heyne teilt dem Aufsichtsrat mit, Gamer werde auf eigenen Wunsch zum 31. Dezember des Jahres aus dem Vorstand ausscheiden. Tatsächlich hat Gamer das Unternehmen zum diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Als Begründung nennt Heyne, Gamer habe bereits 1964 bei "General Electric", dem einzigen Großaktionär der AEG, nicht die nötige Resonanz gefunden. Außerdem habe er der Neuorganisation des Konzerns nicht positiv gegenübergestanden. Der Aufsichtsrat stellte daraufhin fest, daß eine weitere Zusammenarbeit zwischen Heyne und Gamer nicht möglich sei und Gamer deshalb ausscheiden müsse. |
22.12.1965 |
Heyne zeigt sich im Aufsichtsrat weiterhin fest entschlossen, die Ablösung Gamers durchzusetzen Der Aufsichtsrat schließt sich dieser Auffassung schließlich mehrheitlich an und wählt Dr Hans Bühler, den Leiter des Hausgerätebereichs, zu dessen Nachfolger. Gleichzeitig legt Heyne sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender nieder und schlägt vor, den Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrats, Hans C. Boden, als seinen Nachfolger zu bestellen. Das Aufsichtsgremium entspricht diesem Wunsch und bitte Boden, erneut die Leitung des Aufsichtsrats zu übernehmen. |
1965 |
Hans Groebe steigt zum stellvertretenden Vorstandsmitglied auf |
1966 |
AEG setzt fast 4,9 Milliarden DM um. |
1966 |
Eingliederung der "Sachsenwerk Licht- und Kraft-AG", München, in die AEG als Beteiligungsgesellschaft |
1966 |
Eingliederung der "Hydrawerk AG", Berlin, in die AEG als Beteiligungsgesellschaft |
1966 |
Eingliederung der "Elektrofinanz AG", Berlin, in die AEG als Beteiligungsgesellschaft |
1966 |
Ãœbertragung der AEG-Anteile an der "Ludw. Loewe & Co. AG", der "Hartung-Jachmann GmbH" und der "Typograph GmbH" von der AEG auf die "Deutsche Industrieanlagen GmbH" (DIAG) |
1966 |
Bau der ersten deutschen Viersystem-Lokomotive |
1966 |
Jahresüberschuß 92 Millionen Mark |
1966 |
Zwischen der AEG und der "Olympia Werke AG" und der "Ludwig Loewe & Co. KG" werden Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge geschlossen. |
1966 |
Die AEG trennt von einigen Beteiligungen, um damit einen Beitrag zur Finanzierung ihrer Expansion zu leisten. Die Unternehmen, die verkauft werden, sind die "Bayerische Zugspitzbahn AG" (40-Prozent-Anteil), die "Gesellschaft für Zugbeleuchtung mbH" (40-Prozent-Anteil) und die "Neckarwerke GmbH" (50,1-Prozent-Anteil) in Esslingen [für Neckarwerke in der selben Quelle auch 1964 angegeben und Verkauf der restlichen Beteiligung (39,6%) im Jahre 1967]. |
1966 |
Bühler betreibt durch Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an der "Kabelwerk Duisburg AG" (87,4 Prozent) den Wiedereinstieg der AEG in das Kabelgeschäft. |
Anfang 1966 |
Anfang 1966 wird die Beteiligung an der "Norddeutsche Kabelwerke AG" auf 91,5 Prozent erhöht. |
Anfang 1966 |
Anfang 1966 werden sämtliche Geschäftsanteile der "Betefa Berliner Telefonschnur-Fabrik GmbH" durch die AEG erworben. [In der selben Quelle auch für 1965 und 1968 angegeben] |
1966 |
Als Finanzierungsgesellschaft für das Auslandsgeschäft wird in Luxemburg die "AEG Finanz-Holding S.A." gegründet. |
1966 |
Semler steigt zum Leiter des Büros des Vorstandsvorsitzenden (Zentralbüro) auf. |
1966 |
Das Kernkraftwerk Gundremmingen geht in Betrieb und ist das größte Siedewasserreaktorkernkraftwerk der Welt. - Auch der Auftrag zum Bau eines zweiten großen deutschen Kernkraftwerks (Leistung: 250 Megawatt) in Lingen geht an die AEG, die sich mit über 34 Prozent auch an der Betreibergesellschaft beteiligt. Mit einem Volumen von 236 Millionen Mark ist es der bis dahin größte Auftrag für das Unternehmen. |
04.1966 |
Das "Kabelwerk Duisburg" und die "Norddeutsche Kabelwerke AG" schließen einen Verschmelzungsvertrag. Die hierdurch entstandene Gesellschaft erhält den Namen "Vereinigte Draht- und Kabelwerke AG" mit Sitz in Berlin und Duisburg. Sie wird als Beteiligungsgesellschaft in die AEG eingegliedert. |
23.06.1966 |
Die Hauptversammlung der AEG beschließt die Eingliederung der "Telefunken AG". |
01.01.1967 |
Harald Wiegand kommt zur AEG. |
1967 |
Jahresüberschuß 155 Millionen Mark |
1967 |
Der italienische Hausgerätehersteller "Industrie A. Zanussi S.p.A." und die AEG gründen eine gemeinsame Tochtergesellschaft, die "AEG-Zanussi S.p.A." |
1967 |
Erwerbung eines 75prozentigen Anteils an der "Linde Hausgeräte GmbH", die durch die AEG von der Wiesbadener "Linde AG" übernommen wird. Die Gesellschaft wurde in "Duofrost Kühl- und Gefriergeräte GmbH" umbenannt. Sie produziert Kühl- und Gefriergeräte auf der Grundlage eines mit der Linde AG geschlossenen Warenzeichenlizenzvertrags und vertreibt diese weiterhin unter der Marke "Linde". |
1967 |
Die AEG erwirbt die Mehrheit (51 Prozent) an der "Eltro GmbH & Co. Gesellschaft für Strahlungstechnik" in Heidelberg. |
01.01.1967 |
Aufgrund eines Betriebspachtvertrags wurde das Geschäft von Telefunken mit Wirkung vom 1. Januar 1967 auf die Muttergesellschaft AEG übertragen. Gleichzeitig ändert die AEG ihren Namen in "Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG-Telefunken". Unter diesem Firmennamen wird von Anfang 1967 bis Juni 1979 das gemeinsame Geschäft beider Unternehmen geführt. |
1967 |
Olympia ist seither mit der AEG durch einen Beherrschungsvertrag verbunden. |
1967 |
Abschluß eines Lizenzabkommens mit der "General Electric" zur Prozeßrechnerfertigung. |
1968 |
EEG-ETI Elektrik Indüstrisi A.S. (AEG ETI, Gemeinschaftsgründung mit der türkischen Eti-Bank) nimmt die Produktion auf |
1968 |
Die AEG kauft 75 Prozent des Hausgeräteherstellers "Carl Neff GmbH", Bretten, (Kapital: DM 24.000.000) und 51 Prozent der "AKO-Werke GmbH & Co.", Wangen (Allgäu), einem Hersteller elektrischer und elektronischer Programmsteuerungen für Hausgeräte. |
1968 |
Die AEG erhöht seinen Anteil an der "Steatit-Magnesia AG", Lauf/Pegnitz, von 27,1 Prozent auf 100 Prozent. |
1968 |
Die AEG erwirbt eine Sperrminorität von 15,01 Prozent an der KG "Telefonbau und Normalzeit Lehner & Co." (T & N) und verpflichtet sich, das Unternehmen langfristig zu übernehmen. T & N, ein führender Hersteller der Fernsprechvermittlungstechnik, beschäftigt im In- und Ausland rund 16.000 Menschen und erzielte 1967 einen Umsatz von 500 Millionen Mark. - Der AEG-Anteil wird bis 1980 auf 41% erhöht. |
1968 |
Zukauf von 100 % Anteilen der "AEG Elektrotecnica GmbH" (Kapital: DM 2,3 Mio.) |
1968 |
Zukauf von 100 % der "FABEG GmbH" (Kapital: 0,4 Mio. DM) |
1968 |
Zukauf von 100 % Anteilen der "Elektro-Assekuranz GmbH" (Kapital: DM 200.000) |
1968 |
Die AEG Kauft 100 % Anteile der "Richard Herbig & Co. GmbH" (Kapital: 1,25 Mio. DM) und "Bayer. Rich. Herbig & Co." (Kapital: 2 Mio. DM) |
1968 |
Kauf von 80 % Anteilen der "Internat. Fluggeräte u. Motoren GmbH" (Kapital: 0,4 Mio. DM) |
1968 |
Kauf von 50,8 % Anteilen der "Eltrughes GmbH" (Kaptital: 0,1 Mio. DM) |
1968 |
Erwerbung aller Anteile der "Betefa GmbH" (Kapital: 0,1 Mio. DM) |
1968 |
66,67 % der Anteile der "Bertuch GmbH" (Kaptial: 0,07 Mio. DM) werden erworben. |
04.1968 |
Die AEG beteiligt sich mit 34,6 Prozent an der "Hartmann & Braun AG" (Beteiligung bis 1980 auf 83,4 % erhöht). Mit diesem führenden Unternehmen (rund 6.000 Beschäftigte) auf den Gebieten Meß-, Regel- und Steuerungs- sowie Rechentechnik wird außerdem die schrittweise Übernahme der Mehrheit vereinbart. |
12.06.1968 |
Bühler begründet seinen unternehmenspolitischen Kurs auf der Hauptversammlung der AEG mit folgenden Worten: "AEG-Telefunken hat in den letzten Jahren den Weg der Zusammenarbeit durch Kooperationsvereinbarungen und Beteiligungen an anderen Unternehmen konsequent verfolgt. Wir sehen dann ein entscheidendes unternehmerisches Konzept, das es uns - und den Unternehmen, mit denen wir kooperieren - ermöglicht, sich dem schnellen technischen Fortschritt und den veränderten Marktbedingungen anzupassen." |
10.1968 |
Die Aufsichtsräte von AEG und Siemens billigen die Zusammenarbeit im Kraftwerks- und Transformatorengeschäft und damit die Gründung der Kapitalgesellschaften "Kraftwerk Union AG" (KWU) sowie der "Transformatoren Union AG" (TU). Diese Gesellschaften werden gegründet, um die hohen Produktionskapazitäten beider Unternehmen auf diesen Gebieten besser auslasten zu können. Außerdem versprechen sich die AEG und Siemens vor allem im Kraftwerksgeschäft, das hohe Kapitalvorschüsse benötigt, erhebliche Kostenentlastungen. Die KWU und die TU sind Gemeinschaftsunternehmen, an denen AEG und Siemens jeweils zu 50 Prozent beteiligt sind. Aufgrund einer Vereinbarung beider Konzerne liegt die unternehmerische Führung der KWU bei Siemens, die der TU bei der AEG. |
12.1968 |
Es wird ein Vertrag ziwchen der AEG und der italienischen "Compagnia Generale di Eletricita", Mailand, zur Ãœbernahme von deren Tochtergesellschaft, der "Telefunken Radio Televisione S.p.A." geschlossen. |
Anfang 1968/69 |
Anfang 1968/69 erwirbt die AEG Beteiligung von 94,2 Prozent an der "Kabelwerk Rheydt AG" (Kapital: DM 26.400.000). |
1969 |
Erwerb der Geschäftsanteile der "Kuba-Imperial GmbH" durch die AEG, Umbenennung in "Imperial GmbH Radio Fernsehen Phono" (IMPERIAL) |
1969 |
Jahresüberschuß 108 Millionen Mark |
1969 |
Die AEG erhöht ihren Anteil an "T & N" auf 17,5 Prozent. |
1969 |
An der "ALKEM, Alpha-Chemie-Metallurgie GmbH", Leopoldhafen, erwirbt die AEG einen Anteil von 30 Prozent. |
1969 |
Erwerbung eienr AEG-Mehrheitsbeteiligung (51 Prozent) am Küchenmöbelhersteller "Alno-Möbelwerke GmbH & Co. KG", Pfullendorf. |
1969 |
Der Umsatz beträgt sieben Milliarden Mark. Der Konzern ist in 31 Ländern an elf Fabrikationsgesellschaften und an 42 Vertriebsgesellschaften mehrheitlich beteiligt. Minderheitsbeteiligungen bestehen außerdem an acht Fabrikationsgesellschaften und zwei Vertriebsgesellschaften. In weiteren 102 Ländern existieren Vertretungen. Allein der Umsatz der im Mehrheitsbesitz befindlichen Auslandsgesellschaften nimmt 1969 um 30 Prozent auf 1,437 Milliarden Mark zu. Bühler kann einen gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent gestiegenen Umsatz melden. Größten Anteil am Geschäft (32 Prozent) haben die elektrotechnischen Gebrauchsgüter (hauptsächlich Hausgeräte). Dagegen ist der Anteil der Starkstromtechnik von 30 Prozent auf 27 Prozent gefallen. |
1969 |
Bis 1969 steigen die kurz- und mittelfristigen Finanzverbindlichkeiten des Konzerns auf 438 Millionen Mark, die langfristigen auf 439 Millionen Mark, denn nur zu einem Teil sind die Käufe durch außerordentliche Erträge gedeckt, wie zum Beispiel durch den Verkauf der Beteiligungen an der "Bayerischen Zugspitzbahn AG" (1966) und der "Neckarwerke GmbH" in Esslingen (1967). |
1969 |
Ãœbernahme aller Anteile an der "Electrotecnica International AG" (Kapital: 0,1 Mio. DM) |
1969 |
Übernahme von 75 % der Anteile der Werbeagentur "Dr. Kühl GmbH" (Kapital: 0,02 Mio. DM) |
1969 |
Vollständige Übernahme des Kapitals (400.000 DM) der "Deutsche Kabelwerke GmbH" |
1969 |
100prozentige Ãœberahme der "Lido-Bertuch GmbH" (Kapital: 0,03 Mio. DM) |
1969 |
Die "Dekatra Transport GmbH" (Kapital: 0,02 Mio. DM) wird zu 100 % übernommen. |
1969 |
Ãœberahme von 50 % der "Kupfer-Walzwerke Berlin GmbH" (Kapital: 3 Mio. DM) |
1970 |
AEG-Telefunken steht an zwölfter Stelle in der Weltrangliste der größten Elektrounternehmen und beschäftigt weltweit 178.000 Mitarbeiter |
1970 |
Das Unternehmen erreicht einen Umsatz von 8,4 Milliarden DM. |
1970 |
Erster Mikrowellenherd ("Micromat") |
1970 |
Jahresüberschuß 105 Millionen Mark |
1970 |
Der Umsatz beträgt 9,1 Milliarden Mark. Weltweit steht die AEG an zwölfter und in Europa an vierter Stelle aller Elektrounternehmen. Zwar kann sie noch einen Jahresüberschuß von 92 Millionen Mark ausweisen, ihre Finanzschulden und Verbindlichkeiten sind aber seit 1968 von 877 Millionen DM auf 2,539 Milliarden Mark gestiegen. |
1970 |
Hans C. Boden tritt endgültig vom Aufsichtsrat zurück. Als Nachfolger rückt Hans Bühler nach, der wiederum den Vorstandsvorsitz an Dr. Hans Groebe (1935 in die AEG eingetreten) weitergibt |
1970 |
Ãœbernahme von 25 % der "Elektronik System-GmbH" (Kapital: 2 Mio. DM) |
Anfang 1970 |
Anfang des Jahres werden für 71 Millionen Mark von der "General Electric Co." die Geschäftsanteile der "Kuba-lmperial GmbH" übernommen. - Diese Übernahme stellt sich bald als Fehlkauf heraus. Hierdurch rückt die AEG zwar auf Platz eins der europäischen Fernsehgerätehersteller, die erwartete Rendite bleibt jedoch aus. |
1970 |
J. Semler wird stellvertretendes Vorstandsmitglied. |
05.1970 |
Die AEG vereinbart mit der "Deutschen Babcock & Wilcox AG", Oberhausen, die Übernahme der "Saarländischen Heiztechnik GmbH" und der "Witte Heiztechnik GmbH & Co." |
24.06.1970 |
Die AEG und die "TELDEC Telefunken-Decca Schallplatten GmbH" in Berlin stellen die erste Bildplatte vor. |
07.1970 |
Kauf des Verkehrssignal- und Außenbeleuchtungsherstellers "Signalbau Huber München KG" durch die AEG |
1971 |
Gründung der "Zanussi Elettrodomestici S.p.A." (AEG-Anteil 25,01%) |
1971 |
Jahresüberschuß 79 Millionen Mark |
1971 |
Kauf eines 75-Prozent-Anteils am Verkehrszeichenhersteller "Designa Deutsche Signal-Gesellschaft mbH" in Kiel durch die AEG |
1971 |
Die AEG erwirbt eine Minderheitsbeteiligung von 26 % an der "Feinmechanischen Werke Mainz GmbH". - Wird bis 1986 auf 99 % erhöht. |
Anfang 1971 |
Anfang 1971 wird von der AEG das Bauelemente- und das Keramikgeschäft der "Steatit-Magnesia AG" in zwei Unternehmen (CRL Electronic Bauelemente und Rosenthal Stemag) eingebracht. An den Firmen beteiligt sich die AEG mit 75 bzw. 25 Prozent. |
Anfang 1971 |
Die AEG erwirbt eine 75-Prozent-Beteiligung an der "Zanker GmbH" (Kapital: DM 500.000). [In der selben Quelle auch angegeben: 1971: "Ãœbernahme der Hermann Zanker KG" und 1973: Zukauf von 75%] |
1971 |
Die AEG zahlt genauso viel für Zinsen wie für Investitionen. |
1971 |
Verkauf des 26,5-Prozent-Anteils an der "Hochtief AG" |
1971 |
Verkauf der Hälfte des AEG-Anteils an der "AEG-lsolier- und Kunststoff GmbH" (AIK), Kassel an Hoechst |
1971 |
Nach dem Ertragseinbruch von 1971 sieht sich Konzernchef Groebe zwar veranlaßt, die AEG auf einen Konsolidierungskurs zu führen, die Notwendigkeit eines grundsätzlichen Kurswechsels sieht er aber nicht. Daher sollen im Inland sollten keine Erweiterungsinvestitionen vorgenommen werden, und das Unternehmen soll nur noch im Ausland expandieren, wo sich höhere Renditen erzielen lassen. |
1971 |
Die Verluste in der Unterhaltungselektronik betragen rund 162 Millionen Mark) zu beseitigen. - Noch unter Bühler waren rund 100 Millionen Mark in die Produktion von Farbfernsehgeräten investiert worden. |
1971 |
Zur Begrenzung der Verluste in der Halbleitertechnik vereinbarte die AEG-Führung eine Zusammenarbeit mit der französischen Thomson-Houston-Hotchkiss-Gruppe |
08.1971 |
Telefunken führt auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin das sogenannte TED-Bildplattensystem vor und kündigt für Anfang 1972 die Auslieferung der ersten Seriengeräte an. - Der Termin kann jedoch nicht eingehalten werden. Trotz eines enormen Entwicklungsaufwands bleibt das von Telefunken vorgestellte System zur magnetischen Bildaufzeichnung gegenüber dem Videoband, wie es die Konkurrenz entwickelte, unterlegen. |
1972 |
Erwerbung eines 75-Prozent-Anteils an der "BBC-Hausgeräte GmbH" in Mannheim (Kapital: DM 10.000.000) durch die AEG. - Später auf 100 % erhöht und in "Rondo Hausgeräte" umfirmiert. - Mehr als viereinhalb Millionen Herde, Kühlschränke, Gefriertruhen, Wasch- und Bügelmaschinen sowie andere Haushaltsgeräte hatten bis dahin die Werkshallen in Großauheim verlassen. Die Produktion von Haushaltskleingeräten wie Dunstfilter, elektrische Grills, Gesichtsbräuner, Kaffeemaschinen oder Eierkocher wird noch eine Zeit lang aufrecht erhalten. Geschäftstätigkeit bis 1982. |
1972 |
Jahresüberschuß 45 Millionen Mark |
1972 |
Das Grundkapital wird um 94 Millionen Mark auf 704 Millionen Mark erhöht. Die Summe der Verbindlichkeiten reduziert sich auf 2,439 Milliarden Mark. Der Jahresüberschuß steigt von 51 auf 66 Millionen Mark. Der Jahresüberschuß im Konzern fällt im Inland von 79 auf 45 Millionen Mark . Ein Teil der Dividende muß somit aus der Substanz bezahlt werden. |
Anfang 1972 |
Groebe läßt Anfang des Jahres das mit einem Jahresdefizit von 100 Millionen Mark arbeitende Imperial-Werk zu schließen und das Rundfunkgeschäft in eine selbständige Gesellschaft, die "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH", Hannover, auszugliedern. Die geschäftliche Situation auf dem Sektor der Unterhaltungselektronik verbessert sich dadurch jedoch nicht - und das, obwohl Telefunken die Patente für das PAL-Farbfernsehsystem besitzt und seit Einführung des Farbfernsehens in Deutschland (1967) und vielen anderen Ländern ein Nachfrageboom herrscht. |
1972 |
In Würgassen läuft infolge eines Risses im Sicherheitsbehälter radioaktives Wasser aus. Danach wird für alle Kernkraftwerke dieses Typs ein Baustopp verfügt. Allein die Pannen in Würgassen haben zur Folge, daß der für 1972 geplante Übergabetermin um drei Jahre überzogen wird, was zu Verlusten von rund 220 Millionen Mark führt. |
01.01.1972 |
Zur Entwicklung, zur Fertigung und zum Vertrieb des Computer-Nachfolgemodells ("TR 440") wird mit Nixdorf die "Telefunken Computer GmbH" in Konstanz gegründet; AEG-Anteil: 50 %. Damit will man auf dem Gebiet der Elektronik Anschluß an die weltweite Entwicklung finden. Das Gemeinschaftsunternehmen mit 2000 Beschäftigten soll jährlich 100 Großcomputer fertigen und der AEG den erhofften Durchbruch in der Rechnertechnik bringen. - Tatsächlich gelingt es aber nur, 32 Rechner des Typs TR 440 abzusetzen. Der jährliche Verlust beträgt zuletzt knapp 90 Millionen Mark. Um ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen, hätte der Absatz um 40 Prozent höher sein müssen als geplant. Die AEG sah sich aufgrund ihrer angespannten Finanzlage nicht in der Lage, weitere Verluste zu tragen, beschließt den Ausstieg aus den Computergeschäft und verkauft ihre Datenverarbeitung an Siemens. Zugleich veräußert sie ihre Anteile an der "Deutschen Datei Gesellschaft für Datenfernverarbeitung mbH", einem gemeinsam mit Siemens, Nixdorf und der Deutschen Bundespost gegründeten Softwarehersteller. |
13.06.1972 |
Finanzchef Johannes Semler warnt angeblich vor einem unkontrollierten Wachstum des Konzerns. Er richtet am 13. Juni deutliche Worte an seine Vorstandskollegen: "Eine weitere Forderung an eine erfolgreiche Unternehmensplanung muß deshalb die laufende Überwachung der Umsatzrendite zum Schütze des Unternehmens gegen eine ertragslose Expansion sein. Wir dürfen uns keine Umsatzausweitung ohne höheres Ergebnis oder gar zu Lasten des Ergebnisses leisten. Unkontrolliertes Wachstum wird in der Medizin Carzinom genannt und führt im allgemeinen zum Tode." |
11.1972 |
Ein geschätzter Fehlbetrag von 185 Millionen Mark muß aus "gezielt herbeigeführten Sondererträgen" gedeckt werden. Es bleibt jedoch eine Deckungslücke von 151 Millionen Mark, die durch Währungsgewinne um 60 Millionen Mark verringert werden kann. |
1973 |
Jahresüberschuß 94 Millionen Mark |
1973 |
Der Unternehmensbereich Hausgeräte erzielt einschließlich seiner Beteiligungsgesellschaften weltweit einen Umsatz von 2,8 Milliarden Mark und steigert sich damit gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent. Trotz konjunkturbedingter Einbrüche wird die Entwicklung des Geschäfts für 1974 noch positiv beurteilt. |
1973 |
Ãœbernahme von 75 % der "Forbach GmbH & Co. KG" (Kapital: 0,6 Mio. DM) |
1973 |
Die Lage der AEG verschlechtert sich wieder. Die Verbindlichkeiten des Konzerns summieren sich mittlerweile auf 2,9 Milliarden Mark. Von den Krediten, die das Unternehmen aufgenommen hatte, sind Ende 1972 44 Prozent langfristig 34 Prozent mittelfristig und 22 Prozent kurzfristig zurückzuzahlen. Das Verhältnis von Fremdkapital und Eigenkapital beträgt 3,4 : 1. Insgesamt 71 Prozent des Anlagevermögens sind 1973 durch Eigenkapital gedeckt, 1972 betrug der Anteil noch 81 Prozent. |
1973 |
Es gelingt trotz aller Schwierigkeiten, nochmals eine Dividende zu zahlen. Groebe dazu: "Die Aufrechterhaltung des Dividendensatzes ist nach unserer Auffassung durch die erfreuliche Ergebnissteigerung im laufenden Geschäft gerechtfertigt. Hinzu kommt, daß wir im Geschäftsjahr 1973 einen weiteren deutlichen Gewinnanstieg im laufenden Geschäft erwarten." Die Dividende wird jedoch erneut aus der Substanz finanziert. |
1973 |
Semler wird ordentliches Vorstandsmitglied, verantwortlich für die Finanzen und die Auslandsaktivitäten des Konzerns. |
1973 |
Der Verkauf der 36,5-Prozent-Beteiligung an der "Deutschen Werft AG" und des 50-Prozent-Anteils an der "Original Hanau Quarzlampen GmbH" bringt weitere Sondererträge. Hinzu kommen Ergebnisverbesserungen in Höhe von 17 Millionen Mark unter anderem aus Abschreibungsersparnissen. Die verbliebene Deckungslücke von 38 Millionen Mark soll durch den Verkauf des Telefunken-Hochhauses am Berliner Ernst-Reuter-Platz geschlossen werden. Ziel ist es, eine Ertragsreserve von 40 Millionen Mark zu schaffen, um damit Risiken aus anderen Bereichen, vor allem dem Kernkraft-und Computergeschäft, abzudecken. |
1973 |
Insgesamt waren von 1970 bis 1973 rund eine halbe Milliarde Mark aus der Unternehmenssubstanz zur Deckung von Verlusten und zur Zahlung der Dividende entnommen worden. Diese Finanzpolitik läßt sich auf Dauer nicht fortsetzen. Daher ist für 1974 vorgesehen, außerordentliche Belastungen aus eigenem Ertrag zu decken. |
07.1973 |
Der Kurs der AEG-Aktie sinkt innerhalb eines Monats von 180 Mark auf unter 100 Mark ab. |
Anfang Aug. 1973 |
Als sich Anfang August der Kursverfall fortsetzt, kursiert an den Börsen das Gerücht, der AEG drohe die Zahlungsunfähigkeit und das Unternehmen benötige eine Bundesbürgschaft. Etwa zur selben Zeit werden offenbar aus dem Konzern interne Unterlagen an die Öffentlichkeit lanciert. |
Herbst 1973 |
Ein Verkauf der Osram-Beteiligung steht seit Herbst bei der AEG-Führung auf der Tagesordnung. Hintergrund ist das Bestreben der "General Electric", eine Mehrheit an Osram zu erwerben. Falls diese nicht zustande kommen werde, beabsichtigt GE, ihre Anteile an AEG und Siemens zu verkaufen, um in Europa eine eigene Glühlampenfertigung aufzubauen. GE will auf diese Weise ihre weltweit führende Stellung auf diesem Sektor gegenüber Firmen wie Philips, Sylvania und Westinghouse behaupten. |
1973 |
Semler scheidet Ende Dezember aus dem Konzern aus. Man vermutet, daß er sich mit seinen Warnungen nicht durchsetzen konnte. - Semler geht nach seinem Ausscheiden aus der AEG als Unternehmensberater zur Carl-Zeiss-Gruppe. |
1974 |
Infolge der Ölkrise kommt es zu einem weltweiten Konjunktureinbruch, auf den die AEG nicht vorbereitet ist: Die Nachfrage nach elektrischen Hausgeräten geht spürbar zurück. Auf dem Sektor der Unterhaltungselektronik verschärfen japanische Firmen den Konkurrenzdruck, im Kernkraftgeschäft bahnt sich ein Desaster ungeahnten Ausmaßes an. Die AEG-Telefunken-Gruppe erreicht zwar einen Weltumsatz von zwölf Milliarden Mark, erleidet aber einen Betriebsverlust von 664 Millionen Mark. Erstmals seit 1951 kann keine Dividende gezahlt werden. Der neue Finanzchef Horst Brandt erklärt hierzu, es sei bisher gelungen, die Finanzierung in den letzten Jahren zu sichern; der Stand der Finanzierung sei aber nicht als normal zu bezeichnen. Entscheidend für den Abschluß des Jahres 1974 seien die Risiken aus dem Reaktorgeschäft gewesen. Eine Dividendenzahlung sei aber, wie die Ergebnisberechnung klar zeige, auch ohne diese Belastung aus den Erträgen des laufenden Geschäfts nicht möglich gewesen. |
1974 |
Die Beteiligung der AEG an der "F. Küppersbusch & Söhne AG" (anfangs: 58,7%) wird bis 1974 auf 96,4% erhöht. |
1974 |
Gründung der "Telefunken Semiconductors Philippines Inc.", Manila |
1974 |
Die Eigenkapitalquote sinkt stark infolge der Risikovorsorge aus dem Kernkraftwerksgeschäft, deren Bewertung soviel Kopfzerbrechen bereitet, daß 1975 sogar die Hauptversammlung verschoben werden muß. |
1974 |
Verkauf der Anteile an der Großrechner-Gesellschaft "Telefunken Computer GmbH" in Konstanz an Siemens. |
11.1974 |
Nach den großen Verlusten im Kernkraft-Geschäft will die AEG ihre Anteile an der KWU an Siemens verkaufen. Die entsprechende Entscheidung wird im November 1974 gefaßt. Der AEG-Aufsichtsrat fordert den Vorstand auf, mit Siemens Gespräche aufzunehmen, bei denen es zunächst um eine Zuordnung der Risiken und die Höhe des Kaufpreises geht. Siemens legt zwar ein Angebot vor, will aber die mit einer Übernahme verbundenen Risiken begrenzen. Daraufhin verzichtet die AEG darauf, ein eigenes Angebot zu unterbreiten und nimmt Verhandlungen mit anderen Interessenten auf. Diese verlaufen ergebnislos. |
1975 |
Beteiligungskauf an der AEG durch die Glögglergruppe von 7%. (Beteiligung wird vor dem Zusammenbruch wieder veräußert.) |
1975 |
Das Grundkapital wird auf 929,8 Millionen Mark erhöht |
1975 |
Großauftrag an die AEG zur Lieferung von Gasturbinen, Kompressoren und des gesamten Rohrleitungssystems für eine Ferngasleitung in der Sowjetunion |
1975 |
Die Anteile an der "Osram GmbH" (35,8%) werden von der AEG an Siemens verkauft. |
1975 |
Jahresfehlbetrag 77 Millionen Mark |
1975 |
Bühler sieht den Hausgerätebereich noch als wohlgeordnet an. Tatsächlich sind die neuen Tochterunternehmen nicht in den Konzern integriert worden, sondern machen sich gegenseitig Konkurrenz. Wie sich außerdem herausstellt, fehlt es vielen der erworbenen Firmen an Rentabilität. Die Zinsaufwendungen des Konzerns werden zur immer größeren finanziellen Belastung. Zur Sicherung anderer Konzernsparten fehlt daher das Geld. |
1975 |
Seit 1967 wurde für rund drei Milliarden Mark nahezu 50 Firmen gekauft und insgesamt 1,15 Milliarden Mark in das Sachanlagevermögen investiert worden. Die Verbindlichkeiten sind auf 3,564 Milliarden Mark gestiegen, der Jahresüberschuß schrumpft auf 72 Millionen Mark. Das Eigenkapital hingegen kann nur von rund einer Milliarde Mark auf 1,5 Milliarden Mark vergrößert werden. |
1975 |
Die Eigenkapitalquote sinkt auf 17 Prozent. |
1975 |
Die angespannte finanzielle Lage macht es erforderlich, daß die AEG neben dem Verkauf ihrer Frankfurter Zentrale für rund 40 Millionen Mark - sie wird sofort wieder angemietet - weitere wertvolle Beteiligungen verkaufen muß, darunter (zur "Schaffung klarer Mehrheitsverhältnisse") für 93 Millionen Mark ihren 35,8-Prozent-Anteil an der "Osram GmbH". Dieser geht an Siemens, nachdem zuvor ein Verkauf an die amerikanische "General Electric" vom Bundeskartellamt abgelehnt worden war. |
03.1975 |
Der Fachhandel bietet ab März Bildplattenspieler und Bildplatten an; das TED-System kann sich aber nicht auf dem Markt durchsetzen. |
17.03.1975 |
Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank, wird zum Nachfolger von Bühler bestimmt. |
06.1975 |
Das Ersuchen, Hilfe bem Verkauf des KWU-Anteils von der Bundesregierung zu erhalten, lehnt Wirtschaftsminister Hans Friderichs im Juni ab. Daraufhin zielen die Bemühungen darauf ab, wenigstens Teile am Kernkraftgeschäft für den Konzern zu erhalten, zum Beispiel durch Verpfändung des AEG-Anteils an ein Bankenkonsortium, von dem es der Konzern eines fernen Tages hätte zurückkaufen können. Auch dieses Vorhaben scheitert. Daraufhin fällt der Entschluß, die KWU einschließlich ihrer Tochtergesellschaften doch vollständig abzugeben. Damit geht dem Konzern fast die gesamte Kompetenz auf dem Gebiet der Energieerzeugung verloren. |
18.08.1975 |
Auf der Hauptversammlung - sie muß auf Ende August verschoben werden, weil die immense Höhe der erforderlichen Rückstellungen kurzfristig eine zusätzliche Bewertung notwendig macht - richten Vertreter der Aktionäre zum Teil heftige Vorwürfe an die Adresse des Vorstands. Sie geben, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, "glücklosen Managern" die Schuld an der Krise und beklagen die häufigen Wechsel im Vorstandsvorsitz. Noch während der Hauptversammlung teilte Groebe mit, daß er nach der ordentlichen Hauptversammlung im kommenden Jahr sein Amt niederlegen werde. Der Aufsichtsrat bestellt auf Vorschlag seines Vorsitzenden Jürgen Ponto Dr. Walter Cipa zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und legt fest, daß er 1976 Groebes Nachfolger werden solle. Zur Sanierung der AEG beschließen die Aktionärsvertreter, das Grundkapital um 225,7 Millionen Mark auf 929,8 Millionen Mark zu erhöhen. Hierdurch fließen dem Konzern rund 316 Millionen Mark zu. Insgesamt 25 Banken übernehmen die von den Aktionären nicht gezeichneten Aktien. Die finanzielle Situation entspannt sich dadurch etwas. |
06.11.1975 |
Die AEG und Siemens einigen sich auf den Verkauf der AEG-Anteile an der KWU zum Preis von 618 Millionen Mark. Als besonders schmerzlich ist es für die AEG, daß ausgerechnet in jenem Jahr die KWU ihr erstes ausgeglichenes Ergebnis erzielt. |
1976 |
Jahresüberschuß 397 Millionen Mark |
1976 |
Zehn Arbeitnehmervertreter werden für den neu zu bildenden Aufsichtsrat der AEG gewählt |
1976 |
Die Frage eines Kapitalschnitts wird erstmals angesprochen. Cipa versucht zunächst, diesen zu verhindern, sieht ihn aber schließlich als unausweichlich an. In der Öffentlichkeit wird die Möglichkeit staatlicher Hilfen zur Sanierung des Konzerns diskutiert, wogegen die Kapitaleigner erhebliche Bedenken anmelden. Zweifel herrscht im Aufsichtsrat auch am Erfolg eines Kapitalschnitts. Cipa zeigt sich jedoch optimistisch: "Aufgrund unserer jahrzehntelangen engen Verbindungen zu den unser Haus finanzierenden Banken und insbesondere zu den führenden Banken, die ... durch sachkundige und erfahrene Vorstandsmitglieder in unserem Aufsichtsrat vertreten sind, haben meine Kollegen und ich keinen Zweifel, daß in einem solchen Fall entsprechende Maßnahmen auch durchführbar sein werden." |
29.04.1976 |
Endgültiger Ausstieg der "General Electric", deren Anteile an der AEG (8 %) am 29. April 1976 die "Dresdner Bank" übernimmt. Zwar bedeutet die Veräußerung keine Beeinträchtigung der Wirtschaftlichen und technischen Zusammenarbeit beider Unternehmen, eine geschäftliche Perspektive sehen die Amerikaner in dem Frankfurter Unternehmen jedoch schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Zuletzt war GE mit rund acht Prozent am Aktienkapital des deutschen Elektrokonzerns beteiligt. |
01.05.1976 |
Die Neuorganisation der Konzernführung tritt in Kraft. Damit soll den unerwünschten Auswirkungen der Unternehmensstrukturreform, wie sie Hans Heyne in den sechziger Jahren durchgesetzt hatte, ein Riegel vorgeschoben werden. Heyne verschaffte den Unternehmensbereichen größere Selbständigkeit. Diese zeigten jedoch schon bald Verselbständigungstendenzen und drohten der Kontrolle durch die Zentrale zu entgleiten. Deren mangelhafte Steuerungsfunktion hatte, wie die Presse immer wieder betonte, zur Verschärfung der AEG-Krise beigetragen. Cipa zieht daraus radikale Konsequenzen und leitet eine Rezentralisierung ein. Er gliedert die Spitze des Konzerns, der bisher 15 Vorstände angehörten, in einen Zentralvorstand (Vorstandsvorsitzender, Finanzen, Planung und Kontrolle, Vertrieb, Personal und Technik), der aktienrechtlich dem Aufsichtsrat und den Aktionären gegenüber verantwortlich ist. Dem Zentralvorstand werden fünf Unternehmensbereiche (Energie- und Industrietechnik, Nachrichten- und Verkehrstechnik, Serienprodukte, Konsumgüter und Bürotechnik) als "Betriebsführungsgesellschaften" (abhängige Aktiengesellschaften) unterstellt und damit eine zweite, untergeordnete Unternehmensstruktur geschaffen. |
07.07.1976 |
Walther Cipa tritt offiziell die Nachfolge von Hans Groebe als Vorstandsvorsitzender an. Der neue Chef, steht nachdem er bei der Gelsenberg ausgeschieden war, unter erheblichem Erfolgszwang. |
Ende Okt. 1976 |
Ende Oktober legt Vorstandschef Cipa einen Sanierungsplan vor, den er gemeinsam mit seinem Vorgänger erarbeitet hatte. Vor der Presse spricht er auch die Ursache der AEG-Krise an. Danach hat "sich unser Unternehmen als Folge der Expansionspolitik der Vergangenheit einen sehr großen Tätigkeitsrahmen geschaffen ... den voll zu integrieren nur teilweise gelungen ist". Cipas interne Lagebeurteilung klingt weniger gedrechselt. |
Anfang Nov. 1976 |
Cipa legt Anfang November dem Aufsichtsrat seine Unternehmensanalyse und das daraus abgeleitete Sanierungsprogramm vor. Dabei stellt er lapidar fest: "Das Unternehmen mit dem Tätigkeitsrahmen, den es hat, bewegt sich hart am Rande eines Kollapses entlang." Das Sanierungsprogramm sieht einen Ausbau der Kernarbeitsgebiete, eine Beseitigung von Strukturproblemen im Serien- und Konsumgüterbereich durch Schließung, Verkauf oder Kooperation sowie den Abbau der Fremdverschuldung durch Verkäufe von Unternehmensteilen vor. In der Unternehmensanalyse wird der Konzern in 55 Arbeitsgebiete unterteilt und wird einzeln untersucht. Dabei wird festgestellt, daß im Jahr 1975 81 Prozent des Umsatzes auf Bereiche mit den niedrigsten Wachstumsraten (zum Beispiel das Starkstromgeschäft und Gebrauchsgüter) entfallen. Durch die Geschäftstätigkeit in riskanten Bereichen - hierzu zählten Altaufträge aus dem Kernkraft- und Prozeßrechnergeschäft und die gesamte Auslandstätigkeit - waren Belastungen von insgesamt 350 bis 450 Millionen Mark entstanden, die sich nach Meinung Cipas nur durch Substanzverkäufe ausgleichen lassen. Cipa bewertet die Manövrierfähigkeit des Konzerns infolge finanzieller Verbindlichkeiten als beschränkt. Im einzelnen schlägt er die sofortige Stillegung der Zählerfabrik in der Berliner Ackerstraße und die Kleinstmotorenfertigung in Vechta sowie die Fabriken in Zeil am Main und Nürnberg (Passive Bauelemente) vor [in der selben Quelle auch schon für 1975 angegeben]. Als strukturell erforderlich erachtet Cipa außerdem die Verkäufe einer ganzen Reihe von Beteiligungen, darunter die Bildröhren- und Halbleiterfertigung, die Unterhaltungselektronik und schließlich die Tochterfirmen Küppersbusch, Olympia, Zanker und KWU. Als Alternative hierzu wird unter anderem der Verkauf der 1960 erworbenen "Elektromechanik GmbH" und der Elektrowerkzeugefertigung in Erwägung gezogen. |
1976 |
Ende 1976 kann die AEG wieder einen Gewinn von 397 Millionen Mark ausweisen. Dieses Ergebnis ist jedoch nur durch den Verkauf wertvoller Substanz möglich geworden: Im November 1976 waren die Anteile an der Kraftwerk Union AG (KWU) für 668 Millionen Mark an die Siemens AG gegangen. Außerdem gab die AEG 25 Prozent ihrer Beteiligung an der Transformatoren Union AG (TU) an Siemens ab und verlor damit auch über diese Beteiligungsgesellschaft die unternehmerische Führung. |
1977 |
Die AEG ihre Beteiligung am italienischen Hausgerätehersteller Zanussi, bei dessen Dachgesellschaft ("A. Zanussi S.p.A.", Pordenone/ltalien) sie erst Anfang 1974 mit einer Beteiligung von 20 Prozent eingestiegen war. |
1977 |
Die AEG rutscht erneut in die roten Zah len. Noch Ende 1975 war für das Jahr 1977 eine Ergebnisverdoppelunggegenüber 1976 vorausgesagt worden, "wobei kein Bereich mehr mit Verlusten arbeiten" solle. |
30.07.1977 |
Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Ponto fällt einem terroristischen Attentat zum Opfer. Im Gespann Ponto-Cipa wurde eine Wiederaufnahme der traditionell guten Zusammenarbeit zwischen Banken und der AEG, wie sie von Emil Rathenau und Carl Fürstenberg begründet worden war, gesehen. Nachfolger Pontos wird der ehemalige BASF-Vorstandsvorsitzende Bernhard Timm. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, fehle nunmehr das ausgewogene Verhältnis, wie es zwischen Ponto und Cipa herrschte. |
1978 |
Die Beteiligung der AEG an "Hartmann & Braun" wird auf 74,79 % erhöht. |
1978 |
Generalunternehmerschaft für den Bau von zehn Schnellbooten der Klasse S 143 für die Bundesmarine |
1978 |
Umfirmierung der "Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG-TELEFUNKEN Aktiengesellschaft" in "AEG-TELEFUNKEN Aktiengesellschaft" |
1978 |
Erste Briefsortiermaschine mit vollautomatischem Adressenleser |
1978 |
Jahresfehlbetrag 347 Millionen Mark |
1978 |
Olympia rutscht mit 90 Millionen Mark in die roten Zahlen. Vorstandschef Cipa stellt fest, daß die Erzeugnisse von Olympia auf wenig wachstumsstarken Arbeitsgebieten liegen und veranlaßt die Einstellung der Produktion elektronischer Rechenmaschinen im früheren Brunsviga-Werk in Braunschweig, weil die Produktion der Geräte in Deutschland nicht mehr zu vertretbaren Kosten möglich sei. |
09.1978 |
Cipa muß eingestehen, daß die Geschäftslage schlechter ist, als noch am Jahresende 1977 prognostiziert. Der Vorstand hat zwar ein funktionsfähiges Führungsinstrumentarium als Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäft eingeführt, was aber keinen Erfolg bringt. |
19.09.1978 |
Zwischen Siemens und er AEG wird eine Einigung über die Verpflichtungen der AEG aus den an die KWU übertragenen Siedewasserreaktoraufträgen in Höhe von l, 215 Milliarden Mark erzielt. Damit sind alle Ansprüche der KWU gegenüber der AEG abgegolten. Für die AEG bedeutet diese Vereinbarung zwar die endgültige Bereinigung der Kernreaktorrisiken, aber der Substanzverlust, der im Geschäftsbericht für 1978 auf insgesamt 1,7 Milliarden Mark beziffert wird, ist für das Unternehmen existenzbedrohend und trägt wesentlich dazu bei, daß sich die AEG wirtschaftlich nie mehr erholt. |
Herbst 1978 |
Cipa verfügt für die Zentralbereiche und Vorstandsabteilungen einen Einstellungsstopp und verlangte Entlassungen in den Unternehmensbereichen. Er kündigt die Gründung eines Unternehmensbereichs Unterhaltungselektronik, die Neuordnung der Hausgeräteproduktion, Konzentration auf gleiche Produktgruppen und die Spezialisierung der Werke auf einheitliche Produktgruppen sowie die Schließung der Hausgerätewerke in Uffenheim und Bruchsal an. |
14.11.1978 |
Vorlage einer Schwachstellenanalyse, mit der Cipa die Deutsche Warentreuhand Aktiengesellschaft (DWT) beauftragte, um die genaue Ursache der Planabweichungen zu lokalisieren. Deren Ergebnis klingt wenig schmeichelhaft: "Abweichungen bei dem Umsatz zwischen Schätzung ... und Budget ... [lassen] ... erkennen - und dies wurde von unseren Gesprächspartnern auch nicht bestritten -, daß fast ausschließlich ehrgeizige Zielvorstellungen, teilweise möglicherweise Wunschvorstellungen, in die Planung eingeflossen sind. Dies wurde damit begründet, daß der Vertrieb motiviert und zu >Superleistungen< angespornt werden müsse." Im einzelnen Fällen wird festgestellt, daß die Planungen des Unternehmensbereichs Serienprodukte (UBS) bereits bei der Verabschiedung durch die Konjunkturentwicklung überholt gewesen seien. Im Konsumgüterbereich wird wegen ehrgeiziger Ziele eine zu geringe Ausgewogenheit von Chancen und Risiken festgestellt, außerdem gebe es keine Aufstellung erforderlicher Maßnahmenpläne zur Erreichung der Ziele, und schließlich sei in Anbetracht des technologischen Stands der AEG deren Marktstellung überschätzt worden. |
Anfang Dez. 1978 |
Auf einer Betriebsversammlung Anfang Dezember wird in der Frankfurter AEG-Zentrale bekannt, daß der Konzern erneut einen massiven Verlust - 350 Millionen Mark - erwarte. Tatsächlich schließt die Bilanz mit einem Verlust von 295 (Konzern, weltweit; Inland: 347) Millionen Mark ab. Gewinne erwirtschaften nur noch die Nachrichten- und die Verkehrstechnik. |
06.12.1978 |
Der DWT-Bericht wird auf der Aufsichtsratssitzung am 6. Dezember vorgelegt. Er bleibt nicht ohne personelle Konsequenzen. Drei Vorstände müssen zum Jahresende aus dem Konzern ausscheiden. |
1979 |
"AEG-Telefunken" (49%) und "Thomson-Brandt" gründen die "Europacolor S.A.", einen Farbbildröhrenhersteller mit Einbringung des Farbbildröhrengeschäfts |
1979 |
Jahresfehlbetrag: 968 Millionen Mark |
1979 |
Im Laufe des Jahres spitzt sich die Lage der AEG dramatisch zu. Im Juni sind die Finanzschulden des Konzerns auf 3,218 Milliarden Mark und die Netto-Finanzverschuldung auf 3,087 Milliarden Mark gestiegen. In den Monaten Januar bis Mai kommt es zu einem Umsatzrückgang von fünf Prozent. Das Ergebnis liegt mit minus 419 Millionen Mark um 44 Millionen Mark unter dem entsprechenden Planwert, verursacht im wesentlichen durch den Turbinenhersteller AEG-Kanis und den Unternehmensbereich Serienprodukte. |
1979 |
Im Hausgerätebereich sind seither ein neues Fertigungsprogramm, die Spezialisierung der Fabriken auf Produktgruppen, die Straffung der Vertriebsorganisation und eine stärkere Integration von Tochtergesellschaften vorgesehen. |
04.1979 |
Dietrich Wilhelm von Menges, Mitglied der Aufsichtsräte der Gutehoffnungshütte und der AEG, stellt fest, daß die AEG aus eigener Kraft nicht gesunden könne. Dazu sei das Verhältnis zwischen Grundkapital und Finanzschulden zu ungünstig. Der Konsumgüterbereich und das Geschäft mit Elektroanlagen sowie Industriekomponenten ergänzten sich nicht; wegen der Streuung der Produktionsbetriebe auf 79 Standorte sei eine Kontrolle und Lenkung des Konzerns nicht möglich. Eine Lösung der Probleme sieht er in der Aufspaltung des Konzerns und der Verselbständigung seiner Bereiche. |
23.04.1979 |
Im Aufsichtsrat wird die Schaffung von fünf Unternehmensbereichen als Voraussetzung für eine fortschreitende Flexibilisierung des Konzerns begrüßt und die Schaffung einer Holding angeregt worden. Dieser Lösung neigt man auch im Aufsichtsrat zu, jedenfalls bezeichnet dessen Vorsitzender Timm einen Rückfall in eine funktionale Steuerung für das Unternehmen als "lebensbedrohend". |
21.06.1979 |
Die Hauptversammlung von "AEG-Telefunken" beschließt, den Firmennamen "Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG-Telefunken" in "AEG-Telefunken Aktiengesellschaft" zu ändern. |
10.1979 |
Cipa kündigt seinen Rücktritt an, der im November bestätigt wird. |
24.10.1979 |
Vorstandschef Cipa erwartet einen Jahresverlust von 953 Millionen Mark. Mehr als die Hälfte entfallen nach seinen Worten "auf unternehmerische Maßnahmen, die für die Folgejahre deutliche Entlastungen oder positive Ergebnisbeiträge erbringen". Die Eigenmittel des Konzerns sind bis auf einen Betrag von 170 Millionen Mark aufgezehrt. Dies ist weniger als die Hälfte des Grundkapitals (465 Millionen Mark). Hieraus ergibt sich als zwingende Konsequenz die Notwendigkeit, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, um dieser einen Kapitalschnitt und eine anschließende Wiederaufstockung des Kapitals vorzuschlagen. Zur Refinanzierung des Unternehmens sind außerdem folgende Maßnahmen geplant: Aufnahme eines Schuldscheindarlehens, Plazierung eines Optionsschuldscheindarlehens, Neustrukturierung langfristiger Kredite und Festschreibung der Kreditlinien bis 1982. Außerdem sollen 13.000 Stellen abgebaut werden. |
03.12.1979 |
Der Aufsichtsrat beschließt, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Januar 1980 ein ganzes Paket von Maßnahmen vorzuschlagen. Kern ist eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 3 : l und eine anschließende Kapitalerhöhung gegen Bareinlagen im Verhältnis l : l bei einem Ausgabekurs der jungen Aktien von 300 Prozent (150 Mark pro Stück). Hierdurch sollen dem Konzern 930 Millionen Mark zufließen. Insgesamt bringen die Kapitalmaßnahmen dann im Januar 1,682 Milliarden Mark ein. Rund die Hälfte des Kapitals wird von einem Bankenkonsortium unter Führung der Dresdner Bank - sie verwaltet zu dieser Zeit rund 32 Prozent des Aktienkapitals - der Deutschen Bank und der Westdeutschen Landesbank übernommen. |
03.12.1979 |
Timm teilt dem Aufsichtsrat mit, daß "Herr Cipa ihn darüber unterrichtet habe, daß er für eine Verlängerung seines am 19. August 1980 auslaufenden Vertrags nicht zur Verfügung steht". |
04.12.1979 |
Cipa gibt auf einer Pressekonferenz in Frankfurt bekannt, daß er für eine Wiederbestellung als Vorsitzender des Vorstands nach Ablauf seines Vertrags im August 1980 nicht mehr zur Verfügung stehen werde. |
29.12.1979 |
Friderichs spricht mit einem weiteren Kandidaten, mit Heinz Dürr, den Geschäftsführenden Gesellschafter der Stuttgarter "Otto Dürr Industrie-Anlagen GmbH". Auch andere Bankenvertreter sowie Hans Merkle von der Robert Bosch GmbH und Friedrich Hayek führen Gespräche mit dem jungen Unternehmer, der sich als Verhandlungsführer der Metallarbeitgeber im Tarifbezirk Nord-Württemberg/Nord-Baden einen Namen gemacht hatte und dem Fingerspitzengefühl und psychologisches Geschick nachgesagt werden. |
1980 |
Die Beteiligung der AEG an "Hartmann & Braun" wird auf 83,33 % erhöht. |
1980 |
Gründung des AEG-Geschäftsbereichs Elektronische Bauelemente mit Sitz in Heilbronn |
1980 |
Einbringung des Geschäfts der "CRL Electronic Bauelemente GmbH" in "Draloric Electronic GmbH", Nürnberg, und Veräußerung an "Corning Glass", USA |
1980 |
Jahresfehlbetrag: 278 Millionen Mark |
15.01.1980 |
In Berlin tritt die außerordentliche Hauptversammlung des AEG-Konzerns zu einer dreizehnstündigen Marathonsitzung zusammen. Die Aktionäre stimmen nicht nur den im Dezember 1979 vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen zu, sondern wählen auch Hans Friderichs, Vorstandssprecher der Dresdner Bank, zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats. |
15.01.1980 |
Friderichs schlägt Heinz Dürr dem Aufsichtsrat als Nachfolger Cipas vor. Dürr hatte sich Ende Dezember zum Eintritt in die AEG bereit erklärt. Nach Friderichs Meinung entspricht "Herr Dürr dem Anforderungsprofil desjenigen ... den man für ein diversifiziertes Unternehmen, letztlich bestehend aus einer Vielzahl von Einzelunternehmen, haben sollte". Herr Dürr sei ein Mann, der über Motivations- und Delegationsfähigkeit verfüge und die Fähigkeit besitze, "mit dem Zentralvorstand und den Vorständen der Unternehmensbereiche kooperativ zusammenzuarbeiten". In diesem Sinne argumentiert auch Dürr selbst und erklärt, daß er diese Aufgabe als eine Herausforderung für einen Unternehmer ansehe und glaube, "Erfahrungen und Kenntnisse aus dem Aufbau der Dürr-Gruppe mitzubringen, die bei der Lösung des AEG-Telefunken-Problems gefragt sind". Er sehe "AEG-Telefunken nicht als Großunternehmen mit einer Monostruktur an, sondern als Zusammenfassung von Betrieben mit teilweise mittelständischem Charakter". Dürr wird von Friderichs am späten Abend des 15. Januar den Aktionärsvertretern vorgestellt. Dürr stieß auch im Aufsichtsrat nicht auf ungeteilte Zustimmung. |
20.01.1980 |
Heinz Dürr wird trotz anfänglicher Bedenken im Aufsichtsrat einstimmig zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. |
02.1980 |
Heinz Dürr tritt sein neues Amt als Aufsichtratsvorsitzender an. Dieses löst positive Erwartungen aus. |
03.1980 |
Der neue AEG-Chef begibt sich sofort nach seinem Amtsantritt auf die Reise und hat schon Ende März 30 inländische AEG-Standorte besucht. Sein Ziel ist es zunächst, die Beschäftigten zu motivieren und bei den Kunden um Vertrauen zu werben. Es gelingt ihm schnell, die gestörte Kommunikation im Konzern wiederherzustellen, nicht jedoch, den Konzernverlust zu verringern. - Ursprünglich war vorgesehen, die Kapitalmaßnahmen des Jahres 1979/80 so zu berechnen, daß noch "zwei weitere Verlustjahre durchgestanden" werden können. Wie sich wenig später herausstellt, reicht hierfür der Kapitalschnitt aber nicht aus. Dennoch herrscht hinsichtlich einer erhofften Trendwende Optimismus. |
Anfang Apr. 1980 |
Die restliche Prozeßrechneraktivitäten werden von der AEG Anfang April in die "ATM Computer GmbH" (Konstanz) eingebracht, die sie gemeinsam mit der amerikanischen "Modular Computer Systems Inc." (Modcomp), Fort Lauderdale, gründet (AEG-Beteiligung: 75%). |
23.04.1980 |
Dürr kann in der Sitzung des Aufsichtsrats am 23. April 1980 ein erfreuliches Plus im Auftragseingang melden. Allein im ersten Quartal liege der Inlandsumsatz um 14 Prozent höher als der Vergleichswert des Vorjahres. Nicht ohne Zufriedenheit stellt Dürr fest, daß die Kunden zur AEG wieder Vertrauen gewonnen hätten. Er erwartet für 1980 zunächst einen Bilanzverlust in Höhe von 130 Millionen Mark, weist zugleich aber "auf die erheblichen Risiken" hin, die dieses "als sehr ehrgeizig" anzusehende Ziel habe. Im Sinne der zuvor vom Aufsichtsrat angemahnten Vorwärtsstrategie sei es jedoch erforderlich, "ein so hohes Ziel zu setzen". Auf seiten der Bankenvertreter rechnet man überschlägig mit einem betrieblichen Verlust zwischen 150 und 250 Millionen Mark. Unter Berücksichtigung außerordentlicher Erträge von 100 Millionen Mark verbleibe danach ein Verlust zwischen 50 und 150 Millionen Mark. Insofern geht man ebenfalls von einem Betriebsverlust von 130 Millionen Mark aus, verweist jedoch auf Risiken, die "nicht quantifizierbar sind". Der Vorschlag, auf der Hauptversammlung im Juni von einem zu erwartenden Verlust von 250 Millionen Mark zu sprechen, stößt jedoch auf Ablehnung, weil darin eine Gefährdung der erhofften Trendwende gesehen wird. Die Vertreter der Anteilseigner und der Vorstand werden gebeten, den "risikoreichen Weg" einer niedrigen Verlustprognose zu gehen. |
09.1980 |
Es stellen sich erneut erhebliche Abweichungen zwischen Prognosewert (130 Millionen Mark) und Ergebnis heraus. Zwar liegt der Auftragseingang im August 1980 um 15 Prozent über dem Vorjahreswert, auch sei die Erwartung des Umsatzes für das Gesamtjahr 1980 "relativ sicher", aber eine Fortschreibung der Schätzung vom März 1980 werde zu einem Bilanzverlust von 277 Millionen Mark führen. Tatsächlich solle sich der Verlust im Konzern (Inland) 1981 auf 278 Millionen Mark belaufen. |
Okt.-Dez.1980 |
Dürr kündigt nach Kenntnis der Abweichungen zwischen Prognosen und Ist-Werten weitere Sanierungsschritte an, zu denen unter anderem die planmäßige Fortsetzung des Personalabbaus, eine grundlegende Sanierung der Geschäftsbereiche Energieverteilung sowie Elektrische Maschinen ("Motorenkonzept") und die Zusammenführung verschiedener Geschäftseinheiten zum Geschäftsbereich "Elektronische Bauelemente" (Oktober 1980) zählen. Des weiteren ist vorgesehen, im Bereich der Fertigung von Audiogeräten und Videorecordern Gespräche mit niederländischen und japanischen Unternehmen über mögliche Kooperationen zu führen. Bei AEG-Kanis beispielsweise sollte die Gasturbinenfertigung nur noch auf der Grundlage von Auftragsfertigungen fortgeführt werden. |
12.1980 |
Es werden für die Fabrik Berlin Brunnenstraße Mittel in Höhe von 67.000.000 DM für Rationalisierungsmaßnahmen freigegeben. Um so überraschender kommt die Schließung des Traditionsstandorts im August 1981. |
Anfang Dez. 1980 |
Anfang Dezember verschlechtert sich die Ergebniserwartung für 1981 um rd. 240 Millionen Mark. Verursacher der Verluste sind acht Geschäftsbereiche mit einem Anteil am Konzernumsatz von nicht einmal 26 Prozent. Im Aufsichtsrat zeigt man sich zwar davon beeindruckt, daß es Dürr gelang, eine Reihe von Verlustquellen "durch Straffung, Bereinigung und Kooperation" beseitigt zu haben, sieht sich aber dennoch zu der Feststellung veranlaßt, wonach "die Verletzbarkeit des Konzerns in der derzeitigen Struktur extrem hoch sei". Die Bereitschaft der Banken zur weiteren Unterstützung der AEG werde sprunghaft steigen, "wenn Tatsachen geschaffen werden, vor zu optimistischen Vorstellungen müsse er im gegenwärtigen Zeitpunkt warnen". |
12.1980 |
AEG verkauft die Anteile an der Firma "Hartmann & Braun" (83 Prozent) an die "Mannesmann AG". |
12.1980 |
Die künftige Konzernstruktur steht erneut zur Debatte. Dürr ist inzwischen zu der Auffassung gelangt, daß ein ausgeglichenes Ergebnis "u.a. durch die Aufgabe von Verlustbereichen möglich werden" müsse. Als Alternative bieten sich auch Kooperationen an. BP-Chef Hellmuth Buddenberg, ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat, bemerkt hierzu: "Der Weg, durch Kooperationen Liquidität zu bekommen, sei ein sehr harter Weg, der jedoch gegangen werden müsse." Grundsätzlich geht es darum, ob die AEG ihre Politik der Notverkäufe fortsetzen wolle oder die geplanten Kapitalfreisetzungen der Anfang eines größeren Gesamtkonzepts sein sollen. Eine Diskussion hierüber findet vorerst aber nicht statt. |
1981 |
Veräußerung der AEG-Beteiligung an der "Hartmann & Braun AG" (83 %) an Mannesmann |
1981 |
Rückkauf der "AEG Isolier- und Kunststoff GmbH", Kassel |
1981 |
Eine neue Betriebsvereinbarung löst das Ruhegeldstatut ab, künftige Ruhegeldansprüche werden auf zirka ein Drittel reduziert. |
1981 |
Erwerb einer 50%-Beteiligung an der "GEI-Gesellschaft für elektronische Informationsverarbeitung mbH", später Erwerb aller Anteile |
1981 |
Auftrag an die AEG zur Lieferung von 47 Gasturbinen für Kompressorstationen an die UdSSR |
1981 |
Die AEG übernimmt den 50%-Anteil an der "DEBEG GmbH" von Siemens. |
1981 |
Gründung der "E.P.T.C. European Power Tool Corp. S.A.", Paris, durch AEG und Peugeot (je 50%), durch Einbringung "AEG Elektrowerkzeuge GmbH" und des entsprechenden Bereichs von Peugeot |
1981 |
Jahresüberschuß Konzern (weltweit 24 Millionen Mark (nach Forderungsverzicht der Konsortialbanken in Höhe von 240 Millionen Mark) |
1981 |
Die AEG legt erstmals einen Abschluß für den gesamten, weltweit operierenden Konzern ("Konzern Welt") vor, der es nicht mehr zuläßt, negative Ergebnisse beispielsweise in Auslandsgesellschaften zu "verstecken". So werden die enormen Belastungen durch zu verzinsende Finanzschulden erkennbar, die sich allein im Ausland auf 1,4 Milliarden Mark belaufen (im Inland: 3,2 Milliarden Mark). Dennoch kann die AEG Ende des Jahres weltweit einen Überschuß von 24 Millionen Mark ausweisen, der allerdings nur mit äußersten Anstrengungen zustande kam. |
1981 |
Veräußerung der AEG-Aktienbeteiligung von 49 Prozent am Grundkapital der "EUROPACOLOR S.A.", Montrouge, von der AEG an "Thomson-Brandt S.A.", Paris. Das Unternehmen war zusammen mit Thomson-Brandt erst 1979 zur Entwicklung, zur Produktion und zum Vertrieb von Farbbildröhren gegründet worden. |
1981 |
Die fünfzigprozentige Beteiligung der AEG an der "Teldix GmbH", Heidelberg, wird an die "Robert Bosch" veräußert. |
1981 |
Die Banken gewähren einen Schuldenerlaß von 238 Millionen Mark.131 Ohne die Verkäufe hätte der Jahresverlust bei 500 Millionen Mark gelegen. Die Bilanzsumme der AEG (Konzern, weltweit) geht von 11,1 Milliarden Mark auf 10,8 Milliarden Mark zurück. Der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme beträgt 9,4 Prozent gegenüber 10,6 Prozent im Vorjahr. Der Fehlbetrag bei der AEG AG zu einer lOOprozentigen Deckung der Barwerte laufender Leistungen bei den Pensionsrückstellungen belauft sich auf 450 Millionen Mark, der bei den unverfallbaren Anwartschaften auf 1,226 Milliarden Mark. Der Fehlbetrag im Konzern, Inland, liegt um rund 600 Millionen Mark darüber. Die Finanzschulden im Konzern, weltweit, betragen 4,648 Milliarden Mark und haben sich um 640 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahr verringert; die Nettofinanzverschuldung geht um 382 Millionen Mark auf rund vier Milliarden Mark zurück. |
09.03.1981 |
Für den 9. März wird in Frankfurt eine Gläubigerversammlung einberufen, auf der die Hälfte der Anwesenden, die mindestens 80 Prozent der Forderungen repräsentierten, dem Vergleich zustimmen muß. |
04.1981 |
Dürr präsentiert sein Konzept einer Teilung des Konzerns in einen Technologie- und einen Partnerschaftsbereich, das im Aufsichtsrat weitgehend Zustimmung findet. Der geringe finanzielle Spielraum des Konzerns läßt auch keine andere Lösung als eine "Konzentration der Arbeitsgebiete im Rahmen von partnerschaftlichen Lösungen" zu. |
05.1981 |
Der Vorstand handelte mit dem Gesamtbetriebsrat eine neue Ruhegeldregelung aus. Für aktive Beschäftigte bedeutet dies, daß ihre Rentenanwartschaften für die künftigen Dienstjahre auf ein Drittel ihrer bisherigen Ansprüche reduziert werden. Hierdurch kann eine einmalige finanzielle Entlastung der AEG AG im Jahr 1981 in Höhe von 300 Millionen Mark erreicht werden. - Für die Folgejahre (bis 1994) wird durch die neue Ruhegeldregelung eine um rund 3,6 Milliarden Mark niedrigere Pensionsrückstellung im Vergleich zur Fortführung des alten Systems erwartet. |
06.1981 |
Im Finanzausschuß des Aufsichtsrats wird die Ergebnisprognose erneut beraten. Vertreter der Banken stellen hierzu übereinstimmend fest: "Die AEG sei in der gegenwärtigen Struktur nicht überlebensfähig. Allein zur Abdeckung der in 1981 und 1982 zu erwartenden Verluste und des Rückstellungsbedarfs für Mitarbeiterpensionen (Barwerte) fehlen dem Unternehmen ca. l Milliarde Mark." Weitere Hilfe von seiten der Banken könne "aufgrund der ertragsmäßigen Lage" in nur begrenztem Umfang erwartet werden: "Die hierzu erforderlichen Mittel müsse das Unternehmen aus Eigenmitteln aufbringen - mit der zwingenden Notwendigkeit, in das Kapitalfreisetzungsprogramm alle nicht unumgänglichen lebensnotwendigen Bereiche einzubeziehen" |
06.1981 |
Es zeichnet sich eine Verschlechterung ab. Statt des vorgesehenen Jahresergebnisses wird ein Minus in Höhe von 230 bis 250 Millionen Mark erwartet. Eine Verbesserung der geschäftlichen Situation erwartet man "nicht vor Herbst des Jahres". Der Vorstand empfiehlt, auf der Hauptversammlung nur eine "vorsichtig formulierte Voraussage für die Erwartungen betreffend das Geschäftsjahr" zu machen. Die Ursachen für den erneuten Ertragseinbruch liegen im Hausgerätebereich, bei der "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH" sowie bei den Ergebnissen der Bereiche im Auslandsgeschäft. Vor allem bei den Hausgeräten operieren "die Marken ... weitgehend selbständig", so daß "die Koordination der Geschäftsbereiche durch den Vorstand in hohem Maß ohne Wirkung" blieb. |
06.06.1981 |
Die AEG kündigt die Schließung der Hausgerätetochter Zanker und Massenentlassungen bei Küppersbusch an. |
Mitte Juni 1981 |
Das Bankenkonsortium läßt Mitte Juni über den AEG-Vorstand verlauten, es habe das Konzept "AEG '83" "positiv aufgenommen". Die Banken erklären sich bereit, durch Forderungsverzicht, Zinsstützung und Bereitstellung zusätzlicher Kredite einen Ergebnisbeitrag bis zu 260 Millionen Mark zu leisten. Im Aufsichtsrat drängt der Vorsitzende Fridenchs auf eine Annahme des Konzepts und macht darauf aufmerksam, daß nur bei einer Zustimmung Hilfe von Bund und Ländern zu erwarten sei. Kritik melden dagegen die Arbeitnehmervertreter an. Sie fühlen sich vor die Alternative gestellt, entweder dem Konzept zuzustimmen oder die AEG untergehen zu lassen. Nach ihrer Meinung war nur die AEG Technik AG abgesichert. Sie bevorzugen daher eine Beteiligung der öffentlichen Hand. Dagegen verteidigte Dürr das Konzept, indem er die Notwendigkeit einer Aufteilung in einen Technik-und einen Konsumbereich unterstreicht, da sich mögliche Partner nur für einen Teil des Konzerns interessieren. |
21.06.1981 |
Finanzchef Horst Brandt weist auf die dramatisch verschlechterte Liquiditätslage des Konzerns hin. Zahlungen von Kunden träfen nur noch schleppend ein, vielfach würden Vorauszahlungen gefordert. Der Finanzchef warnt davor, daß Ende Juni die vorhandenen Kreditlinien in Höhe von 1,385 Milliarden Mark in Anspruch genommen sein würden. "Die in den ersten Juli-Tagen noch zu zahlenden Rechnungen werden dazu führen, daß die vorhandene Liquidität in der ersten Hälfte des Juli aufgebraucht sein wird." Der Vorstand stellt den Antrag, dem Pensions-Sicherungs-Verein der deutschen Industrie (PSV) für einen Zeitraum von fünf Jahren die Übernahme der Pensionsverpflichtungen zu übertragen. |
22.06.1981 |
Finanzchef Brandt tritt überraschend zurück, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. |
24.06.1981 |
Zwischen dem AEG-Vorstand, Vertretern von Banken, Bund und Ländern findet ein erstes Gespräch über staatliche Unterstützungsmaßnahmen statt. |
28.06.1981 |
Das Präsidium des AEG-Aufsichtsrats trifft mit den Bundesministern Otto Graf Lambsdorff (Wirtschaft) und Manfred Lahnstein (Finanzen) zusammen. Beide Politiker lehnen eine direkte oder indirekte Beteiligung des Bundes an der AEG ab, signalisieren jedoch ihre positive Einstellung zur Gewährung einer von der AEG dringend benötigten Exportbürgschaft. Daraufhin stellt die AEG am 1. Juli einen Bürgschaftsantrag über eine Milliarde Mark. |
03.07.1981 |
Heinz Dürr trifft sich mit Lord Weinstock, Chairman der britischen General Electric Co. Weinstock bekundet Interesse an einer Beteiligung von GEC an der AEG Technik AG. |
14.07.1981 |
Die Bundesregierung erklärt sich bereit, eine Bürgschaft in Höhe von 600 Millionen Mark unter der Voraussetzung zu gewähren, daß die Banken weitere 275 Millionen Mark als Kredit geben. In den folgenden Wochen versuchen Vertreter der Banken vergeblich, sich auf eine Quotenaufteilung für diesen Liquiditätssicherungskredit zu einigen. |
24.07.1981 |
AEG und Grundig unterzeichnen einen "Letter of Intent" über eine 51prozentige Beteiligung an der Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH. Vorgesehen ist die Gründung einer Zwischenholding mit 51prozentiger Beteiligung von Grundig, die sich zu 51 Prozent an der Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH beteiligen soll. |
08.1981 |
Dürr faßt in einem Memorandum für das Präsidium des Aufsichtsrats erneut den Stand der Sanierungsbemühungen zusammen: Zwar habe der Kapitalschnitt der AEG geschadet, ihr Ansehen konnte jedoch wiederhergestellt werden. Auch die im September 1980 eingeführte neue Führungsstruktur, arbeite inzwischen ohne Reibungsverluste. Außerdem seien das Anlagengeschäft in einem Unternehmensbereich zusammengefaßt und die Leiter der Unternehmensbereiche Anlagentechnik, Serienprodukte und Hausgeräte zu Mitgliedern des Vorstands der Muttergesellschaft ernannt worden. Dürr erinnert daran, daß eine derartige Maßnahme, die "bei den Sanierungsmaßnahmen 1979 nicht vorgesehen" war, notwendig geworden sei, weil die Geschäftstätigkeit des Unternehmens durch dessen stark zentralistisch ausgerichtete Organisation behindert wurde. |
08.1981 |
In Bankenkreisen wird befürchtet, daß die Halbjahresverluste der AEG sich inzwischen auf die Hälfte des Aktienkapitals (620 Millionen Mark zuzüglich der gesetzlichen Rücklage von 162 Millionen Mark) belaufen. Für diesen Fall wäre die AEG nach dem Aktiengesetz verpflichtet, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen. |
08.1981 |
Eine hochrangige Delegation der AEG reist in die USA, um mit der United Technologies Corporation (UTC) über eine Beteiligung zu verhandeln. Bereits im Juni 1982 hatte ein Gespräch mit UTC stattgefunden, in dessen Verlauf die Vertreter des amerikanischen Konzerns ihr Interesse bekundeten, möglicherweise an die Stelle von GEC zu treten und sich an der AEG Technik AG zu beteiligen. Eine fernschriftliche Bestätigung des Interesses von UTC liegt inzwischen vor. |
02.08.1981 |
Die Verhandlungen zwischen GEC und AEG über eine Beteiligung an der AEG Techmk AG werden offiziell abgebrochen. Als Gründe nennen die Vertreter von GEC, daß das Vorhaben einer ausländischen Beteiligung in der deutschen Industrie und bei Banken und Gewerkschaften auf Ablehnung stieß. Die nachrichtentechnische Industrie scheint einiges daran zu setzen, dem britischen Konkurrenten keinen Zugang zum deutschen Markt zu verschaffen.- Hinzu kommt das Problem der fehlenden Pensionsrückstellungen. |
03.08.1981 |
Eine Sitzung des AEG-Bankenkonsortiums zur Quotenregelung für den 275-Millionen-Kredit wird auf den 9. August verschoben. Die Bundesregierung läßt verlauten, daß die Voraussetzungen zur Gewährung einer Bürgschaft nicht erfüllt seien. |
04.08.1981 |
Vertreter des AEG Gesamtbetriebsrats und die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der AEG treffen sich mit Bundeskanzler Helmut Schmidt. Ihre Hoffnungen auf staatliche Hilfe werden enttäuscht; die Bundesregierung zeigt wenig Neigung, über eine Bürgschaft hinaus der AEG Unterstützung zu gewähren. |
06.08.1981 |
In der Öffentlichkeit wird bekannt, daß die angestrebte Beteiligung der GEC an der AEG Technik AG unsicher geworden sei. |
06.08.1981 |
In einem Telefongespräch mit Wirtschaftsminister Graf Lambsdorff deutet der Aufsichtsratsvorsitzende Friderichs an, daß im Fall eines Scheiterns der Verhandlungen mit UTC die AEG Vergleich anmelden müsse. |
07.08.1981 |
Die United Technologies Corporation (UTC) lehnt eine Beteiligung an der AEG ab und läßt ihre Absage dem Vorstand telefonisch mitteilen. |
08.08.1981 |
Nach Absage der UTC kommen in den Räumen der Dresdner-Bank-Zentrale in Frankfurt am Main die Vertreter des Vorstands und der Anteilseigner im Aufsichtsrat der AEG zusammen. Heinz Dürr teilt den Anwesenden mit, der Vorstand sei zu dem Ergebnis gekommen, "daß die Sanierung des Unternehmens nur noch im Rahmen eines gerichtlichen Vergleichsverfahrens durchgeführt werden kann". Der Antrag auf Eröffnung eines solchen Verfahrens liegt nahe - nicht erst seit der Absage der GEC. In Erwartung der Zahlungsunfähigkeit ist das Konzept "AEG '83" den radikal geänderten Rahmenbedingungen angepaßt worden. Die Hoffnungen richten sich nun nicht mehr auf die "AEG '83", sondern auf eine "Neue AEG". Diese soll sich aus denjenigen "Einheiten des technischen Bereichs [zusammensetzen], die zu den Marktführern zählen". Es sind dies die Hochfrequenztechnik, Energietechnik, Bahntechnik, Industrieanlagen, Schiffbau und Sondertechnik, Komponenten und Motoren, Büro- und Informationstechnik und Kabel mit insgesamt rund acht Milliarden Mark Umsatz und 60000 Beschäftigten. Darüber hinaus ist beabsichtigt, den Hausgerätebereich auszugliedern und mehrheitlich abzugeben. Bei der Unterhaltungselektronik strebte der Vorstand weiterhin eine Kooperation mit Grundig an, der die unternehmerische Führung übergeben werden sollte. Ein weiteres Kooperationsprojekt betraf die Zusammenarbeit mit UTC bei den Elektronischen Bauelementen. Das Maßnahmenpaket des Vorstands sieht auch die weitere Einstellung bzw. Veräußerung von Bereichen und einen "erheblichen Personalabbau" vor. Die "Neue AEG", so hat man errechnet, wäre dann in der Lage, 1984 ein positives Ergebnis zu erzielen. |
09.08.1981 |
Am Vormittag tritt der Aufsichtsrat zur entscheidenden Sitzung zusammen. Sie sollte ursprünglich schon am 6. August stattfinden, war jedoch aufgrund der sich überstürzenden Ereignisse zweimal kurzfristig verschoben worden. Zu Beginn legt Heinz Dürr seinen "Bericht über die Situation des AEG-Telefunken Konzerns" vor und begründet darin den Vergleichsantrag: "Es hat sich ... erwiesen, daß das vom Vorstand verfolgte Sanierungskonzept in einer überschaubaren Zeit nicht realisierbar ist, weil der in Aussicht genommene Kooperationspartner GEC sich nicht mehr interessiert erklärt hat, ein anderer Partner zur Zeit nicht in Sicht ist und sich die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 1982 weiter verschlechtert hat. Der Vorstand ist daher in Übereinstimmung mit dem Bankenkonsortium zu der Überzeugung gelangt, daß eine Aufnahme weiterer Kredite nicht mehr möglich und nicht mehr zulässig ist. Die Gesellschaft ist somit nicht mehr in der Lage, ihre fälligen Verbindlichkeiten zu erfüllen." Dürr informiert den Aufsichtsrat über die Absicht des Vorstands, "heute beim Amtsgericht Frankfurt am Main einen Antrag auf Eröffnung des Vergleichsverfahrens im Sinne eines Quotenerlaßvergleichs zur Fortsetzung des Unternehmens zu stellen". Hierfür benötigt die AEG die Zusage neuer kurzfristig zu gewährender Kredite in Höhe von 1,3 Milliarden Mark. "Für die Dauer des Vergleichsverfahrens", so Dürr, "werden Fortführungskredite in Höhe von 2,15 Milliarden Mark zuzüglich 300 Millionen Mark Avale, d. h. insgesamt rund 2,5 Milliarden Mark benötigt." In der folgenden Diskussion weisen Bankenvertreter den Vorwurf zurück, sie hätten den Vergleichsantrag herbeigeführt, und verweisen statt dessen darauf, daß "die Verhandlungen mit dem Bund gezeigt [hätten], daß es dort keineswegs darum gegangen sei, schnell und komplikationslos der AEG zu helfen, wie zum Beispiel aus der Forderung des Bundes nach 25prozentiger Selbstbeteiligung der Banken bei der Exportbürgschaft deutlich geworden ist". |
09.08.1981 |
Während einer Unterbrechung der Aufsichtsratssitzung von 10.25 Uhr bis 15.00 Uhr tagt das Bankenkonsortium. In der Öffentlichkeit wird darüber spekuliert, daß dort erneut der Versuch unternommen werde, über die Quotenverteilung des 275-Millionen-Mark-Kredits eine Einigung zu erzielen. Tatsächlich geht es jedoch darum, eine grundsätzliche Übereinkunft zur Finanzierung des Vergleichs zu erzielen. Gegen 15.30 Uhr liegt ein Zwischenbericht über die Tagung der Bankenvertreter vor, wonach "von einer ausreichenden Finanzierung des Fortsetzungsvergleichs ausgegangen werden" könne. Zeitgleich faßt der Vorstand den Beschluß, den Vergleichsantrag zu stellen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Friderichs resümiert: "Der Aufsichtsrat hat mit dem Vorstand die Entscheidung des Vorstands beraten, einen Fortsetzungsvergleich zu beantragen. Auf Anfrage kann die Erklärung abgegeben werden, daß der Aufsichtsrat den Vorstand dabei einmütig begleitet." Nachdem die Sitzung des Aufsichtsrats um 16.15 Uhr beendet wurde, kann der "Antrag auf Eröffnung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens ... zur Abwendung des Konkurses" beim Frankfurter Amtsgericht gestellt werden. |
09.08.1981 |
Um 16.52 Uhr tritt Heinz Dürr vor die Presse und teilt mit, der Vorstand der AEG-Telefunken AG habe beim Amtsgericht Frankfurt am Main die Eröffnung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens beantragt. Die Notierung der AEG-Aktie, zuletzt noch mit 25 bis 26 Mark gehandelt, wird an den Börsen ausgesetzt. Das Gericht bestellt den 53jährigen Frankfurter Rechtsanwalt Dr. Wilhelm-Andreas Schaaf zum vorläufigen Vergleichsverwalter. Schaaf gilt auf diesem Feld als erfahrener Fachmann. Er hatte seit 1962 insgesamt 130 entsprechende Verfahren abgewickelt. Schaaf widersetzt sich erfolgreich dem Versuch, bei der AEG einen Gläubigerrat und neben ihm einen zweiten Vergleichsverwalter zu installieren, was die Banken gewünscht hatten. Zum Zeitpunkt des Antrags auf Eröffnung eines gerichtlichen Vergleichsverfahrens summieren sich die Verpflichtungen der AEG AG auf insgesamt rund 5,9 Milliarden Mark. Hinzu kommen etwa 1,4 Milliarden Mark Verbindlichkeiten inländischer und ausländischer Tochtergesellschaften. Der Antrag auf Eröffnung eines gerichtlichen Vergleichsverfahrens betrifft ausschließlich das Vermögen der AEG-Telefunken AG einschließlich ihrer unselbständigen Betriebsteile. |
10.08.1981 |
In den AEG-Betrieben wird weitergearbeitet. In den Stabsabteilungen der Konzernzentrale herrscht zwar einige Aufregung, aber dennoch sind viele der Manager erleichtert, weil mit dem Vergleichsantrag eine Phase unerträglicher Lähmung zu Ende geht. Sämtliche Organe der AEG behalten Zuständigkeit und Funktion, so daß sie weiterarbeiten können. Das Bankenkonsortium gewährt 200 Millionen Mark des von der AEG gewünschten Kredits von 1,1 Milliarden Mark. An den Börsen wird die AEG-Aktie wieder gehandelt. Ihr Kurs schwankt zwischen 24 und 25 Mark. |
11.08.1981 |
Vergleichsverwalter Schaaf erklärt gegenüber der Presse: "Aufgrund eingehender Überprüfungen kann ich sagen, AEG-Telefunken wird weitergehen wie bisher ohne irgendwelche Einschränkungen, außerdem halte ich den Vergleich für durchführbar, so wie er dargestellt ist. Der Vergleich geht zahlenmäßig auf, die Quote läßt sich errechnen." Schaaf hat diese Erklärung am Vortag gemeinsam mit dem AEG-Vorstand abgestimmt, ohne allerdings die Banken zu konsultieren. Dort herrscht wenig Begeisterung, es kommt zu heftigen Reaktionen |
11.08.1981 |
Das Bankenkonsortium sowie Vertreter des Bundes und der Länder erklären ihre Bereitschaft, den AEG Sanierungsvergleich zu unterstützen. Daraufhin steigt an der Börse die AEG-Aktie auf über 28 Mark. Dieser Kurs liegt aber immer noch weit unter dem Nennwert und bedeutet, daß die AEG "mit ihren 620 Millionen Mark Grundkapital ... an der Börse nur noch noch 325 Millionen Mark wert" ist. |
12.08.1981 |
Eine AEG-Delegation reist nach Zürich, um sich einer besonders heiklen Aufgabe zu stellen. Dort nämlich kommen Vertreter von rund 100 Banken zusammen, bei denen die AEG-Auslandsgesellschaften - sie sind vom Vergleich nicht direkt betroffen - mit insgesamt rund zwei Milliarden Mark verschuldet sind. Die Banken müssen nun, um den Vergleich nicht zu gefährden, davon überzeugt werden, ihre Kredite fortzuführen "und die schwierige Phase durch konstruktive Zusammenarbeit wie bisher zu begleiten". In Einzelgesprächen, die sich zum Teil über Wochen hinziehen, werden die Gläubiger zum Stillhalten überredet. Einen nicht unerheblichen Anteil an der Vorbereitung dieses Treffens hat der frühere Finanzchef Horst Brandt, der in seiner Eigenschaft als AEG-Aufsichtsratsmitglied mit nach Zürich reist. |
13.08.1981 |
An der Konzernspitze konstituiert sich die sogenannte Flaschenhalskommission. Sie hat die Aufgabe, "den vorläufigen Vergleichsverwalter zu unterstützen und sämtliche mit der Durchführung des Vergleichsverfahrens zusammenhängenden Maßnahmen zu koordinieren", und erhält "das Recht, unabhängig von der bestehenden Organisation Anweisungen zu erteilen, die in direktem Zusammenhang mit der Durchführung des Vergleichsverfahrens" stehen. |
13.08.1981 |
Vorstand und der vorläufige Vergleichsverwalter erklären, daß "alle Verbindlichkeiten aus Geschäften, die seit dem 10. August 1982 abgeschlossen wurden und künftig werden ... voll erfüllt werden". |
16.08.1981 |
Die AEG stellt bei der Bundesregierung den Antrag auf eine Bundesbürgschaft für ein Verwalterdarlehen von 1,1 Milliarden Mark. |
17.08.1981 |
Die Tochtergesellschaft "Küppersbusch AG", Gelsenkirchen, stellt einen Forderungserlaßvergleich. |
17.08.1981 |
Die Zanker GmbH, Tübingen, beantragt einen Vergleich. |
17.08.1981 |
Die Neff-Werke GmbH, Bretten, beantragen den Vergleich. |
17.08.1981 |
Eine Andeutung des Vorsitzenden des AEG-Aufsichtsrates Hans Friderichs, der Konzern benötige für die Sanierung rund 2,2 Milliarden Mark löst Gerüchte über einen möglichen Anschlußkonkurs aus. Sie lassen den Kurs der AEG-Aktie auf den absoluten Tiefstand von 22,50 Mark rutschen. Vergleichsverwalter Schaaf und der AEG-Vorstand treten den Spekulationen sofort entgegen. Allerdings ist die von Fridenchs genannte Summe keineswegs aus der Luft gegriffen, denn wie Schaaf später in einem Interview erläutert, verhandelte er damals tatsächlich mit den Banken über Kredite in dieser Höhe: "Ohne die 2,2 Milliarden Mark Liquidität hätte ich das Ding nie angefangen." |
18.08.1981 |
Am Abend stellt das Bankenkonsortium der AEG ein nicht bundesverbürgtes Verwalterdarlehen in Höhe von 1,1 Milliarden Mark zur Verfügung. 700 Millionen Mark werden davon sofort gezahlt, weitere 400 Millionen Mark, sobald "der Bund eine lOOprozentige Bundesbürgschaft für ein weiteres gleichrangiges und gleichwertiges Verwalterdarlehen von 1,1 Milliarden Mark gewährt". Damit ist eine entscheidende Voraussetzung zur Eröffnung des Vergleichsverfahrens geschaffen worden. |
18.08.1981 |
betont Bundesfinanzminister Manfred Lahnstein betont die grundsätzliche Bereitschaft der Bundesregierung, für die AEG eine Exportbürgschaft bereitzustellen, macht diese jedoch von einem Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Treuarbeit" abhängig. Die Verzögerung der Realisierung der Exportbürgschaft wirkt sich sehr ungünstig auf das laufende Geschäft der AEG aus. |
19.08.1981 |
Der AEG-Vorstand und der vorläufige Vergleichsverwalter erklären gegenüber der Öffentlichkeit, daß "sämtliche Verbindlichkeiten aus Geschäften, die nach dem 09.08.1982 abgeschlossen wurden und künftig werden ... voll erfüllt werden. Ebenso werden Leistungen aus Altgeschäften ... voll vergütet, sofern diese nach dem 9. August 1982 erbracht werden ....". Die wiederholte Garantie der Lieferzusagen ist eine wesentliche Voraussetzung für das Überleben des Konzerns. |
20.08.1981 |
Der Vorstand legt sein "Strukturkonzept" für den Standort Berlin vor. Es sieht die "Aufgabe der chronisch verlustbehafteten und nicht sanierungsfähigen Bereiche Groß- und Mittelmaschinen einschließlich Schließung der GF [Großmaschinenfabrik] und des Bereichs Industriemotoren einschließlich Schließung KF [Kleinmotorenfabrik]" vor. Teile der Produktion werden zu den Lloyd-Dynamowerken nach Bremen und zu AEG-Kanis nach Essen verlegt. Neben der Aufgabe des Standorts Brunnenstraße ist eine Restrukturierung eines weiteren Fabrikkomplexes an der Sickingenstraße in Berlin-Moabit vorgesehen (Bereich Senderbau und Mobilfunk). Insgesamt sieht das "Strukturkonzept" die Senkung der Beschäftigtenzahl in Berlin von 10.350 (Stand: Ende Oktober 1982) um 2.600 vor, wobei die genaue Zahl von der weiteren Konjunkturentwicklung abhängig gemacht wird. |
09.1981 |
Es stellt sich heraus, daß sich das Bilanzergebnis gegenüber der Planung vom März des Jahres um 150 Millionen Mark (ohne außerordentliche Erträge) verschlechtern werde. Negative Abweichungen gegenüber dem Budget ergeben sich vor allem im Konsumgüterbereich. Allein bei den Hausgeräten liegt das Ergebnis um 60 bis 70 Millionen Mark und im Bereich Unterhaltungselektronik um 40 Millionen Mark unter den Planungen. Erhebliche Verluste machen außerdem eine Reihe von Auslandsgesellschaften (Brasilien, Italien und Spanien). Das vorläufige Fazit lautet: "Obwohl im operativen Bereich erhebliche Fortschritte bei der Sanierung gemacht wurden ... konnte die Ergebnissituation nicht in ausreichendem ... Maße verbessert werden. Dabei verstärkt die ungünstige Bilanzstruktur die negative Entwicklung." |
09.1981 |
Bis September sind bereits eine ganze Reihe von Sanierungsmaßnahmen durchgeführt worden, so zum Beispiel auf dem Gebiet der Energieverteilung. Man erwartet bereits für das laufende Geschäftsjahr, die Verluste auszugleichen und für 1983/84 ein positives Ergebnis erwirtschaften zu können. Bei der Großmaschinenfertigung in Berlin werden mittelfristig eine Reduzierung der Verluste und Kooperationen angestrebt. Im Hausgerätebereich hat man neben einer Änderung der Geschäftsbereichsorganisation eine Sortimentsbereinigung und eine Festlegung der Sortimentspolitik vorgenommen. Ein neuer Marketingplan sollte zum Abbau von Fixkosten sowie zur Verbesserung der Abstimmung in Produktion und Vertrieb beitragen. |
09.1981 |
Dürr äußert zuversichtlich: "Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß sich die Industrielandschaft in unserem Lande in den nächsten Jahren entscheidend verändern wird. Wir können heute Weichen stellen, den Konzern AEG-Telefunken wohl in seiner bisherigen Struktur zu verändern, aber als Ganzes und juristische Person zu erhalten." |
01.09.1981 |
Auf der Grundlage eines Gutachtens der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Treuarbeit", das von einer Sanierungsfähigkeit der AEG ausgeht, stimmt die Bundesregierung einer Bürgschaft von 1,1 Milliarden Mark prinzipiell zu, verlangt aber von den Banken die Bereitschaft, ein weiteres Darlehen von ebenfalls 1,1 Milliarden Mark zu gewähren. |
10.09.1981 |
Der AEG-Vorstand verabschiedet das "Weiße Buch". Diese 265 Seiten umfassende Ausarbeitung trägt den Titel "AEG-Telefunken-Gruppe. Die Lage des Konzerns im September 1982" und wird von Heinz Dürr als ein "unverzichtbarer Eckpfeiler für das Gelingen des Fortsetzungsvergleichs" genannt. Das "Weiße Buch" enthält Angaben zum vorläufigen Vergleichsstatus, zur Abwicklung und zur Finanzierung des Vergleichsverfahrens. Für die anstehenden Umstrukturierungsmaßnahmen werden Kosten in Höhe von 1,3 bis 1,5 Milliarden Mark veranschlagt. Danach soll sich die "Neue AEG" auf die Unternehmensbereiche Technik mit 60.000 Beschäftigten und acht Milliarden Mark Jahresumsatz und auf folgende Bereiche konzentrieren: Hochfrequenztechnik, Energieverteilung, Bahntechnik, Industrieanlagen, Schiffbau und Sondertechnik, Kleinmotorenfertigung, Kabelfertigung und Komponenten. |
14.09.1981 |
Das Bankenkonsortium stimmt dem Lagebericht des AEG-Vorstands zu und stellt daraufhin weitere 400 Millionen Mark zur Verfügung und erklärt seine Bereitschaft, ein weiteres bundesverbürgtes Darlehen von 1,1 Milliarden Mark zur Verfügung zu stellen. |
16.09.1981 |
Die Versicherungsunternehmen, die 1980 ein Fünf-Prozent-/Sieben-Prozent-lndustrieschuldscheindarlehen gezeichnet haben, werden gebeten, nicht von ihrem vertraglichen Kündigungsrecht Gebrauch zu machen. Sie signalisieren eine "positive Grundhaltung". |
Ende Sept. 1981 |
Ende September stellt der Aufsichtsrat zur Lage der AEG fest: "Gleichbleibende Verhältnisse vorausgesetzt, kommt man in 1981 in finanzieller Hinsicht 'gerade noch über die Runden'." Ohne Kapitalfreisetzungsmaßnahmen sei die Startposition für 1982 bedenklich, "und es stellt sich kurzfristig die Frage der Überlebensfähigkeit des Unternehmens". Alle bis zu diesem Zeitpunkt anvisierten Maßnahmen reichen "für eine endgültige Sanierung des Unternehmens nicht aus". Weitere Unterstützungsaktionen, vor allem in finanzieller Hinsicht, seien unerläßlich. Dürrs schließt daraus: "Aus sich heraus hat der Konzern in der derzeitigen Struktur keine Überlebenschance." |
Herbst 1981 |
Als Ersatz für die nach wie vor wichtigen Bereiche Leistungselektronik und Bahntechnik ist vorgesehen, einem Investitionsvolumen von 100 Millionen Mark neue Werke in Berlin-Marienfelde und am Nonnendamm in Berlin-Spandau zu errichten. Wegen beider Vorhaben tritt der Vorstand im Herbst 1982 an den Berliner Senat mit einer Reihe von Wünschen heran. Hierzu zählt die Überlassung senatseigener Grundstücke in Erbpacht, eine Beteiligung an der Finanzierung der Neubauten und deren langfristige Vermietung durch den Senat sowie die eventuelle Übernahme der frei werdenden Grundstücke der AEG an der Brunnenstraße und der Schwedenstraße sowie der Drontheimer Straße. |
22.09.1981 |
Die AEG und ihr Bankenkonsortium schließen einen Vertrag über ein Verwalterdarlehen von 1,1 Milliarden Mark mit einer Laufzeit bis zum 30. Juni 1986. |
23.09.1981 |
Der AEG-Aufsichtsrat billigt das Sanierungskonzept des Vorstands. In seinem Bericht zur aktuellen Lage des Konzerns hatte Dürr zuvor erklärt, daß der Vergleichsverwalter Schaaf wie auch der Vorstand von der Eröffnung des Vergleichsverfahrens beim Amtsgericht Frankfurt am Main ausgingen. Schaaf, der während des Vergleichs als Sachverständiger an den Sitzungen des Aufsichtsrats teilnimmt, rechnet mit einer Vergleichseröffnung spätestens am 31. Oktober 1982. |
24.09.1981 |
Der AEG-Aufsichtsrat stimmt mit dem Vorstand überein, daß bei konsequenter Durchführung aller Maßnahmen und bei vollem Einsatz und Engagement aller Beteiligten sowohl die Sanierung der AEG-Telefunken-Gruppe im Rahmen des beantragten Forderungserlaßvergleichs als auch die Lebensfähigkeit nach dem Vergleich erreicht werden könne. |
13.10.1981 |
Der AEG steht das so dringend benötigte Darlehen in Höhe von 1,1 Milliarden Mark zur Verfügung. Heinz Dürr läßt daraufhin verbreiten, daß die Finanzierung des Vergleichs gesichert sei, und kündigt für 1984 ein ausgeglichenes Ergebnis an. |
22.10.1981 |
Mit Wirkung vom 22. Oktober tritt ein zwischen Vorstand und Gesamtbetriebsrat ausgehandelter Zentraler Sozialplan (ZSP) in Kraft, der den bisherigen Plan aus dem Jahr 1980 ablöst. Parallel dazu vereinbaren Gesamtbetriebsrat und Vorstand, zahlreiche freiwillige soziale Leistungen, Aufwendungen für Jubiläen, Zuwendungen bei langjähriger Dienstzeit und Ferieneinrichtungen zu verringern bzw. zu streichen. Hierdurch können insgesamt 45 Millionen Mark eingespart werden. |
25.10.1981 |
Die Industrie- und Handelskammer in Frankfurt reicht ein Gutachten über die positiven Vergleichsaussichten ein. Einen Tag später erklären sich die Konsortialbanken bereit ihre Vergleichsforderungen gemäß der Vergleichsquote von etwa einer Milliarde Mark über den Vergleichstermin mittelfristig zu stunden. |
31.10.1981 |
Um 24.00 Uhr eröffnet das Frankfurter Amtsgencht das gerichtliche Vergleichsverfahren. Danach steht der AEG eine Frist von 18 Monaten zur Erfüllung der Gläubigerforderungen zur Verfügung. Als Summe der vom Vergleich betroffenen Forderungen werden sechs Milliarden Mark ermittelt (Finanzschulden: 3,175 Milliarden Mark, Pensionen: 2,549 Milliarden Mark). Zu den Gläubigern zählen 20.000 Lieferanten, 27.000 Betriebsrentner und 32.000 Betriebsangehörige mit unverfallbaren Ansprüchen sowie die Konsortialbanken. |
31.10.1981 |
Für Vergleichsmaßnahmen stehen der AEG vom 31. Oktober an Kreditlinien von insgesamt 2,8 Milliarden Mark mit einer Laufzeit bis zum 30. Juni 1986 zur Verfügung. Sie setzen sich aus zwei Verwalterdarlehen in Höhe von jeweils 1,1 Milliarden Mark zusammen. |
12.1981 |
Auf dem Gebiet Elektrowerkzeuge kommt eine Kooperation mit der französischen Firma "Aciers et Outillage Peugeot" (AOP), dem Mehrheitsunternehmen von Peugeot S.A., Paris, zustande. Danach beteiligen sich beide Unternehmen mit jeweils 50 Prozent an einer neuen Holdinggesellschaft, die 100 Prozent der Anteile an der "AEG Elektrowerkzeuge GmbH" hält. |
01.12.1981 |
Die AEG, die "Robert Bosch GmbH" und die "Mannesmann AG" einigen sich über eine Kooperation auf dem Gebiet Telekommunikationstechnik. AEG und Bosch gründen die "Telenorma Beteiligungsgesellschaft mbH & Co.", Frankfurt am Main, in welche die AEG ihren Anteil am Kapital von "Telefonbau und Normalzeit Lehner & Co." (TN) einbringt. An der Telenorma Beteiligungsgesellschaft halten Bosch 75,5 Prozent und die AEG 24,5 Prozent (später auf 15,3 % gesunken). |
17.12.1981 |
Der Bund sagt die Gewährung einer Exportbürgschaft in Höhe von 600 Millionen Mark zu. Mit diesem Geld können der AEG-Vorstand und der Vergleichsverwalter ein ganzes Paket von Sanierungsmaßnahmen durchführen. |
Ende 1981 |
Die AEG veräußert Ende des Jahres rund 49 Prozent ihrer Anteile am Schreibmaschinenhersteller Olympia an eine Holding, die "Gesellschaft für Elektrowerte mbH" (GfE). |
Ende 1981 |
Rund 400 Millionen Mark bringt Ende des Jahres der Verkauf von 49 Prozent des Anteils an der "Olympia Werke AG" durch die AEG. |
1981 |
Beschluß für einen Kapitalschnitt im Verhältnis von 2 : l (von 130 Millionen auf 65 Millionen Mark). Das Kapital wird anschließend wieder auf 130 Millionen Mark aufgestockt. Die neuen Aktien zeichnet die Holding ("Gesellschaft für Elektrowerte mbH", GfE), die zu 49 Prozent am Grundkapital von Olympia beteiligt ist. An der "Gesellschaft für Elektrowerte" beteiligte sich die "Robert Bosch GmbH" zu 40 Prozent direkt; die restlichen 60 Prozent hält ein weiterer Finanzpartner. Die AEG behält allerdings die unternehmerische Führung. |
1981 |
Die AEG bringt den Geschäftsbereich Weitverkehr und Kabeltechnik zum 31. Dezember 1981 in die mit einem Stammkapital von 150 Millionen Mark neu gegründete "AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH" (ATN) mit Sitz in Backnang ein. An dieser Gesellschaft beteiligen sich neben der AEG (51 Prozent) Bosch und Mannesmann mit je 20 Prozent sowie die Allianz Versicherungs-AG mit neun Prozent. Die AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH befaßte sich mit der gesamten Nachrichtenübertragungstechnik, ausgenommen der Sende-und Empfangstechnik, d.h. Sprechfunkgeräten, Rundfunk- und Fernsehsendern. Sie beschäftigte 3400 Menschen, erzielte einen Umsatz von weltweit etwa 750 Milhonen Mark und unterhielt außer in Backnang Werke in Offenburg, Schwäbisch Hall und Wol-fenbüttel sowie Auslandsfertigungen bei Tochtergesellschaften in Italien, Kanada und Brasilien. |
1982 |
Der Wettlauf mit dem Erzrivalen Siemens, Marktsättigung bei Konsumgütern, die aufkommende japanische Konkurrenz vor allem in der Unterhaltungselektronik und der hohe Schuldendienst zwingen den Vorstandschef Heinz Dürr zum Vergleich. |
1982 |
Die AEG erleidet einen exorbitanten Betriebsverlust in Höhe von 932 Millionen Mark, dieser kann jedoch vor allem durch den im Jahresabschluß 1982 bilanzierten Vergleichsgewinn von zwei Milliarden Mark "voll aufgefangen" werden. Insgesamt erzielt die AEG im Geschäftsjahr 1982 einen Umsatz von 13,3 Milliarden Mark, was - vergleichbar gerechnet - einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent entspricht. Die Nettofinanzverschuldung verringert sich um rund 1,4 Milliarden auf 2,471 Milliarden Mark. Die Eigenkapitalquote beträgt 9,5 Prozent. |
1982 |
Die AEG verkauft ihren 50%-Anteil an der "TELDEC Telefunken-Decca Schallplatten GmbH", Hamburg |
1982 |
Verkauf von "Signalbau Huber Designa GmbH" (SHD), München/Kiel, durch die AEG |
05.1982 |
Bei internen Berechnungen geht man von einer Verlustprognose von Minus 865 Millionen Mark aus. |
10.05.1982 |
Alljährliche Bilanzpressekonferenz der AEG in Berlin. Wie schon im Vorjahr hält sich der Vorstandsvorsitzende mit Zukunftsprognosen zurück: "Das Gesamtergebnis des Jahres 1982 wird ... dadurch bestimmt sein, wie es uns gelingen wird, mit der äußerst schwierigen Situation im Konsumgüterbereich fertig zu werden ... Eine genaue Ergebnisprognose möchte ich deshalb heute für den Konzern nicht geben. Wir werden auch in diesem Jahr weitere Struktur- und Einzelaufwendungen haben. Mit Hilfe von Sondermaßnahmen/a.o. [außerordentlichen] Erträgen hoffen wir, zu einem ausgeglichenen Bilanzergebnis zu kommen." |
22.05.1982 |
Auf der Hauptversammlung kann Dürr den Aktionären einen ganzen Katalog erledigter Maßnahmen präsentieren. So stieg der Umsatz pro Beschäftigtem im Konzern von 91.000 auf 123.000 Mark, die wurde Führungsspitze gestrafft, das Ruhegeldstatut wurde geändert, das Auslandsgeschäft neu organisiert, und der Telematik-Verbund wurde geschaffen. |
27.05.1982 |
Der Vorstand unternimmt den Versuch zur grundlegenden Sanierung des Konzerns und stellt das Konzept "AEG '83" vor. Danach soll die AEG zum 1. Januar 1983 in eine Holding mit erheblich verkleinerter Zentrale (AEG-Telefunken AG) mit den neuen Beteiligungsgesellschaften AEG Technik AG und in die AEG Konsum AG aufgeteilt werden. Die Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH und eventuell auch Olympia will man zumindest mehrheitlich abgegeben, AEG Kanis, die Elektrowerkzeuge und die Lichttechnik in Kooperationen einbringen. |
01.06.1982 |
Edzard Reuter wird in den Aufsichtsrat des AEG-Konzerns gewählt. |
24.07.1982 |
AEG und Grundig unterzeichnen eine Absichtserklärung ("Letter of Intent") über eine 51prozentige Beteiligung an der "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH". |
09.08.1982 |
Die AEG meldet den Vergleich an. |
18.08.1982 |
Die Beteiligung der AEG an der "Alno Möbelwerke GmbH & Co KG" wird eingezogen. |
20.08.1982 |
Eröffnung des Vergleichsverfahrens über das Vermögen der "Küppersbusch AG". |
16.09.1982 |
Der schwedische Hausgerätekonzern Electrolux bestätigt, mit der AEG über eine Beteiligung an dem seit 1981 in Nürnberg ansässigen Hausgerätebereich zu verhandeln. |
28.09.1982 |
Die Verhandlungen zwischen der AEG und Electrolux über den AEG-Hausgerätebereich werden abgebrochen. Der AEG-Vorstand faßt daraufhin den Beschluß, den Hausgerätebereich in eigener Regie weiterzuführen. Laut Zeitschrift "Wirtschaftswoche", hatten die Vertreter des schwedischen Konzerns zwar die unternehmerische Führung des AEG Hausgerätebereichs angestrebt, "wollten aber nur auf eine Minderheitsbeteiligung und allenfalls eine Option auf eine Aufstockung eingehen". Electrolux sei in erster Linie an der Marke AEG und an der Vertriebsorganisation interessiert gewesen. Tatsächlich jedoch strebt Electrolux eine stufenweise Übernahme des Hausgerätebereichs an, an dessen Ende "die Lösung 50% minus l Stimme de facto AEG-Telefunken die Verantwortung für den Hausgerätebereich läßt". |
01.10.1982 |
Das Anschlußkonkursverfahren für die "Neff Hausgeräte GmbH", Bretten (knapp 1.700 Beschäftigte) wird beantragt. |
11.10.1982 |
Der Vorstand legt ein Konzept vor, an dessen Ausarbeitung der Berater des Konzerns, Klaus Kühn, maßgeblich beteiligt ist. Es sieht die Trennung von einer Reihe von Tochterunternehmen und damit die Konzentration auf die Marke AEG sowie eine Anpassung der Personal- und Sachkosten vor. Gleichzeitig wird die Produktion auf einige Werke konzentriert: Nürnberg (Waschautomaten, Wäschetrockner, Geschirrspüler), Rothenburg ob der Tauber (Herde, Kleingeräte), Bad Neustadt/Saale (Heißwassergeräte), Mainz-Kostheim (Gefriertruhen) und Kassel (Kühl- und Gefrierschränke). Der Umsatz, 1982 noch bei rund 2,4 Milliarden Mark, soll nach der Sanierung bei l 7 Milliarden Mark liegen, die Zahl der Beschäftigten von 18.000 (1982) auf 8.000 schrumpfen. - Der Beschluß zur Eigensanierung des Bereichs bringt der AEG neue Belastungen und stellt für einen Moment den Erfolg des Vergleichs in Frage, |
22.10.1982 |
Das Anschlußkonkursverfahren für die "Zanker GmbH", Tübingen (knapp 1.000 Beschäftigte) |
29.10.1982 |
Dürr und sein Berater Kühn weisen gegenüber Bankenvertretern darauf hin, daß eine "Konsortialvereinbarung für die Exportbürgschaft in Höhe von 600' [Millionen] Mark ... bis jetzt noch nicht gefunden werden [konnte]. Dürr und Kühn machen mit Nachdruck darauf aufmerksam, daß dieses "Nichtbenützenkönnen" der Exportbürgschaft, die seit mehr als vier Wochen vorliegt, an der Verkaufsfront für die Anlagenbereiche verheerende Auswirkungen hat". |
Anfang Nov. 1982 |
Ungeachtet der Absage der UTC an der AEG im Vorjahre, gelingt es, mit UTC eine weitreichende Kooperation auf dem Gebiet der Fertigung elektronischer Halbleiter zu vereinbaren, die Anfang November 1982 zur Gründung der Telefunken electronic GmbH (TEG) mit Einbringung des Halbleitergeschäfts führt. Die AEG bringt darin die Aktivitäten ihres Geschäftsbereichs "Elektronische Bauelemente" (Sl, ohne Fachbereich Technische Röhren und Arbeitsgebiet Wärmebild-Bauelemente) ein. Die Anteile an der TEG werden zu je 49 Prozent von der AEG und UTC und zu zwei Prozent von der Süddeutschen Beteiligungsgesellschaft gehalten. Die Vereinbarung mit UTC führt auch zur Gründung der EUROSIL electronic GmbH durch TEG und UTC, die sich auf die Entwicklung und Produktion von Halbleiterbauelementen konzentriert. Tochtergesellschaften u.a. in Österreich und auf den Philippinen. |
15.11.1982 |
Vertragsabschluß mit der "Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH" (BSHG) und dem Konkursverwalter von Neff über die Veräußerung dieser Tochtergesellschaft. |
03.12.1982 |
In der Aufsichtsratssitzung gibt Vergleichsverwalter Schaaf einen Überblick über die laufende Sanierung des Konzerns. Nach seinen Aussagen "haben sich die Liquiditätsentwicklung und die Zahlungseingänge stabilisiert, so daß die Inanspruchnahme der bei weitem nicht ausgeschöpften Verwaltungsdarlehen reduziert werden kann". Bereits am Tag zuvor hatte sich Schaaf vor dem Finanzausschuß des Aufsichtsrats optimistisch gezeigt und "keine objektiven Hindernisse in der Durchführbarkeit des Vergleichs" gesehen. Es sei überdies gelungen, die AEG aus den Schlagzeilen herauszuhalten. |
1982 |
Am 31. Dezember wird unter Ausnutzung der Bestimmungen des Gesellschaftervertrags der 51-Prozent-AEG-Anteil an der "AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH" (ATN) von Bosch und Mannesmann eingezogen. In den folgenden Monaten entbrennt zwischen der AEG und Bosch bzw. Mannesmann und der Allianz ein heftiger Streit um die verbindliche Feststellung des Wertes der eingezogenen Anteile. Die drei Unternehmen wollen den Preis zugrundelegen, der auch bei ihrem Einstieg Ende 1981 vereinbart worden war. Zum Schutz der Vergleichsgläubiger lehnt die AEG dies ab und gibt in Übereinstimmung mit dem Vergleichsverwalter eine "fundierte Bewertung" in Auftrag. |
1982 |
Bis zum Jahresende stellt die AEG den Vertrieb der Zanker-Produkte ein; die Fertigung von Waschmaschinen wird nach Nürnberg verlegt. |
1982 |
Die 51-Prozent-Beteiligung an der AKO-Werke GmbH wird an deren Gründerfamilie zurückgegeben. |
1982 |
Trotz aller bisheriger Sanierungserfolge zeigt sich Dürr am Jahresende sehr vorsichtig: "Entscheidend für den Verlauf des Jahres '83 wird sein, ob es gelingt, die Einsatzfreudigkeit und Moral der AEG-Mannschaft aufrecht zu halten und ob wir weiter so kämpfen können, wie wir das seit dem 9.8.1982 getan haben. Die subjektiven Schwierigkeiten, die sich uns entgegenstellen, sind groß. So sind zum Beispiel die Auswirkungen der Verzögerung in der Zurverfügungstellung der Exportbürgschaft für unser Anlagengeschäft extrem ungünstig. Die Überwindung dieser subjektiven Schwierigkeiten wird u.a. davon anhängen, wie sich unser Großaktionär Bankenkonsortium< zur AEG und ihrer Chance, den Vergleich erfolgreich durchzuführen, stellt." |
1983 |
Telefunken wird an Thomson-Brandt verkauft. |
01.1983 |
Es liegt ein Preisvorschlag für den AEG-Anteil an der "AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH" vor, der jedoch von der Gegenseite (Bosch, Mannesmann und Allianz) nicht akzeptiert wird, weshalb ein Schiedsverfahren eingeleitet werden muß. |
01.1983 |
Es stellt sich heraus, daß das ursprünglich vorgesehene Konzept für die "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH" nicht zu realisieren ist. Die AEG versucht daher, zunächst ein eigenes Sanierungskonzept umzusetzen, bemüht sich jedoch weiter um Kooperationen, "obwohl mit den derzeitigen Maßnahmen TFR [Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH] mittelfristig auch allein lebensfähig wäre". |
1983 |
Am Ende des Jahres weist die AEG (Konzern, weltweit) einen Gewinn von 37 Millionen Mark aus. Hierdurch kann die bei Vergleichsanmeldung vorgesehene Auflösung der Rücklagen vermieden werden. Der Umsatz liegt mit 11,5 Milliarden Mark unter dem Vorjahreswert, entspricht aber den Zielvorgaben des Vorstands. Die Eigenkapitalquote ist leicht gestiegen und liegt ei 10,3 Prozent. Die Finanzschulden reduzierten sich im Laufe des Jahres um 477 Millionen Mark und betragen noch 3,111 Milliarden Mark. Die Nettofinanzverschuldung verringert sich um 700 Millionen Mark und liegt noch bei 1,78 Milliarden Mark. |
1983 |
Veräußerung der AEG-Anteile von "Imperial" und "Telefunken Radio Televisione S.p.A.", Mailand |
Ende Jan. 1983 |
Das Vorhaben einer 51prozentige Beteiligung an der "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH" von Grundig wird Ende Januar aufgegeben. Grund dafür ist ein weiterer "Letter of Intent", den Grundig mit der "Thomson-Brandt S.A." über eine Mehrheitsbeteiligung des französischen Konzerns geschlossen hat. Ungeachtet dessen will die AEG ihre Kooperationsgespräche mit Grundig fortsetzen, an deren Ende eine Übernahme von 75 Prozent an der "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH" stehen wird. |
02.1983 |
Der Vorstand faßt seine Sanierungsbemühungen in einem weiteren ausführlichen Bericht zusammen, den er als "Gelbes Buch" bezeichnet. In dessen Schlußbemerkung werden die Perspektiven des AEG-Konzerns sehr realistisch eingeschätzt: "Die Arbeit und die erreichten Fortschritte in den letzten Monaten seit Vergleichsbeantragung haben gezeigt, daß das von allen Beteiligten angestrebte Ergebnis erreichbar ist, sofern mit der notwendigen Konsequenz vorgegangen wird. Mit dieser festen Haltung müssen auch die weiteren Sanierungsaktionen betrieben werden." |
28.02.1983 |
Die Gläubigerbanken des Konzerns geben ihre Zustimmung zum Vergleichsvorschlag. |
03.03.1983 |
In der Sitzung des Aufsichtsrats zeigt sich Vergleichsverwalter Schaaf aufgrund des Eingangs der schriftlichen Gläubigererklärungen - sie repräsentieren rund 80 Prozent der Forderungen an die AEG - davon überzeugt, daß die Annahme des Vergleichsvorschlags als gesichert gelten könne. Auch die Mitglieder des Aufsichtsrats schließen sich dieser Auffassung an. |
07.03.1983 |
Das Bundeskartellamt untersagt die vorgesehene Zusammenarbeit zwischen Grundig und Thomson-Brandt. Hierdurch sieht sich die AEG zum sofortigen Handeln gezwungen, da sie "durch eine Diskussion in der deutschen Öffentlichkeit die sich nunmehr bietende Chance zur Lösung der TFR-Problematik" gefährdet sieht. Schließlich vereinbaren die AEG und die französische "Thomson-Brandt S.A." kurzfristig die Übernahme von 75 Prozent der Anteile an der "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH" zum Preis von 75 Millionen Mark. Die restlichen 25 Prozent sollen am 31 Januar 1984 folgen, ausgenommen bleibt lediglich die brasilianische Telefunken-Tochter "Telefunken Radio e Televisao". Durch den Verkauf reduziert sich die Bilanzsumme des Konzerns um 500 Millionen Mark, der Abbau der Finanzschulden ist jedoch nur gering (250 Millionen Mark). |
08.03.1983 |
Es gelingt, einen Käufer für die "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH" zu finden. Damit trennt sich die AEG nicht nur von einem ihrer größten Verlustbringer, sondern auch von einem bedeutenden Imageträger des Konzerns. Während der Markenname "AEG" in erster Linie mit der Hausgerätesparte in Verbindung steht, ist dies auf dem Sektor der Unterhaltungselektronik der Name "Telefunken". |
09.-11.03.1983 |
Für die Gläubigerversammlung, die vom 9. bis 11. März in Frankfurt stattfindet, wird wegen des erwarteten großen Andrangs die große Festhalle auf dem Frankfurter Messegelände gemietet. Doch es finden sich dort nur wenige Gläubiger ein; die meisten haben ihr Votum vorher schriftlich abgegeben. Am Ende stimmen die Gläubiger mit 99,33 Prozent dem Vergleichsantrag zu. |
18.03.1983 |
Das Amtsgericht Frankfurt bestätigt nach der Zustimmung der Gläubiger den Vergleich antragsgemäß. |
23.03.1983 |
Ab dem 23. März werden die Ansprüche der insgesamt mehr als 12.000 Kleingläubiger mit Forderungen bis zu 10.000 Mark befriedigt. Deren Vergleichsforderungen belaufen sich auf insgesamt 37,5 Millionen Mark. Die Befriedigung der Forderungen aller anderen Gläubiger erfolgt mit einer Quote von 40 Prozent innerhalb von 18 Monaten nach Bestätigung des Vergleichs.61 Insgesamt verzichten die Banken auf Forderungen von insgesamt 2,057 Milliarden Mark. Mit Bestätigung des Vergleichsantrags muß außerdem der Pensions-Sicherungs-Verein der deutschen Industrie (PSV) 60 Prozent der laufenden Betriebsrenten und unverfallbaren Versorgungsanwartschaften der aktiven und ehemaligen AEG-Beschäftigten übernehmen. Allein hierdurch wird der Konzern um 1,5 Milliarden Mark entlastet. |
13.05.1983 |
Auf der Bilanzpressekonferenz kann der Vorstandsvorsitzende Dürr eine weitere Stabilisierung des Geschäfts feststellen. Der Umsatz stieg im ersten Quartal auf 2,6 Milliarden Mark und liegt damit um fünf Prozent höher als im Vorjahr. Die Umsatzerwartung liegt für 1983 bei 11,2 Milliarden Mark. Der Personalbestand ging zum 31. März 1983 weltweit auf 82.200 zurück. Für Ende 1983 erwartet man nur noch 77.500 Beschäftigte. |
23.06.1983 |
Auf der Hauptversammlung teilt Dürr den Aktionären mit, daß die Führungsstruktur neu geordnet wurde. So wurden die Spitzen von vier der sechs Unternehmensbereiche neu besetzt. Die Zahl der Geschäftsbereiche wurde von 32 auf 20 reduziert. |
10.09.1983 |
Die Großgläubiger außer den Banken erhalten Verrechnungsschecks. Mit der Bundesregierung kommt man überein, daß die Exportbürgschaft in Höhe von 600 Millionen Mark bis Mitte 1986 ihre Gültigkeit behalten solle. |
10.1983 |
Nach Ablauf des Vergleichsverfahrens legt Hans Friderichs sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender der AEG nieder. Nachfolger wird Klaus Kühn, der seit August 1982 dem Unternehmen als Berater zur Seite stand. |
02.10.1983 |
Die insgesamt 923 Großgläubiger sind mit Vergleichsforderungen von 3,513 Milliarden Mark befriedigt worden. |
03.10.1983 |
Der Beschluß zur Aufhebung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens wird mit Ablauf des 3. Oktober 1984 rechtskräftig. |
03.10.1983 |
Vergleichsverwalter Schaaf teilt mit, daß das Unternehmen den Vergleich fristgerecht erfüllt habe. Mit den Konsortialbanken wird vereinbart, daß die Vergleichsquote in Höhe von 1,04 Milliarden Mark der AEG als mittelfristiger Kredit zur Verfügung stehe. Außerdem kann ein von den Banken garantierter Kreditrahmen von 1,3 Milliarden Mark zur Verfügung gestellt werden. |
1984 |
Jahresüberschuß: 311 Millionen Mark |
05.1984 |
Ein Schiedsgutachten über die Höhe des Entschädigungsanspruchs für den AEG-Anteil an der "AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH" liegt vor. |
Anfang Aug. 1984 |
Anfang August wird eine endgültige Einigung über die Höhe des Entschädigungsanspruchs für den AEG-Anteil an der "AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH" erzielt werden, und der Konzern kann erleichtert den Eingang von 731 Millionen Mark einschließlich Zinsen melden, wofür wegen des hohen Verlustvortrags keine Körperschaftssteuer gezahlt werden muß. Nach Meinung der Presse gehe der AEG mit ATN, eine "Perle" verloren. Im Vorstand zeigt man sich jedoch weniger pessimistisch. Auch nach Einziehung der ATN-Anteile werde die AEG "in erheblichem Umfang auf dem Gebiet der Telematik/Kommu-nikationstechnik" tätig bleiben. |
02.08.1984 |
Über die Entschädigung für die eingezogenen Geschäftsanteile am ehemaligen Tochterunternehmen "AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH" (ATN) wird nach harten Verhandlungen eine Einigung erzielt. |
01.09.1984 |
Zwei Wochen vor Abschluß des Vergleichsverfahrens treffen sich AEG-Chef Heinz Dürr und der Finanzvorstand des Daimler-Benz-Konzerns, Edzard Reuter, in Litzelstetten am Bodensee zu einem ausgedehnten Spaziergang. Die "Daimler-Benz AG" ist zu dieser Zeit im Begriff, sich vom Automobilhersteller zum diversifizierten Technologiekonzern zu wandeln. Die Idee, die dahinter steht, geht von der Prämisse aus, daß Großunternehmen sich zu Systemanbietern wandeln müssen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Unternehmen wie Daimler-Benz habe auch davon ausgehen, daß das Automobil künftig Bestandteil integrierter Verkehrssysteme sei. Edzard Reuter treibt diese Entwicklung mit Energie voran und findet darin Unterstützung bei der Deutschen Bank, dem größten Anteilseigner des Konzerns. |
Anfang Sept. 1984 |
Als das Vergleichsverfahren der AEG vor dem Abschluß steht, ist der AEG-Konzern für Daimler-Benz ein interessanter Übernahmekandidat geworden. Nach der unerwartet erfolgreichen Bewältigung des Vergleichs lebt die AEG mit dem Image eines sanierten Unternehmens. Es scheint, als werde sie in nicht allzu ferner Zeit wieder in die Gruppe der technologisch führenden Firmen Deutschlands aufsteigen. Das Erscheinungsbild überstrahlt viele der strukturellen Mängel, die ihr trotz aller Sanierungserfolge nach wie vor anhaften. Um so attraktiver muß Dürr der Gedanke erscheinen, den Konzern unter das Dach des finanziell glänzend dastehenden Daimler-Benz-Konzerns schlüpfen zu lassen und damit "für die AEG und ihre Mitarbeiter sicherlich einen entscheidenden Schub ... und einen Aufbruch nach vorn" zu geben. Auch für Reuter liegt es nahe, "daß es lohnend sein könnte, die AEG in die Überlegungen zur Neustrukturierung des Daimler-Benz-Konzerns einzubeziehen". |
18.09.1984 |
Die übrigen Gläubiger werden mit insgesamt 350 Millionen Mark befriedigt. Die Quotenansprüche der übrigen Banken, der Schuldscheindarlehensgeber sowie der Gläubiger mit Quoten über 500000 Mark reguliert man durch telegrafische Überweisung, die der der AEG verbundenen Unternehmen durch Gutschrift auf Verrechnungskonten. |
19.09.1984 |
Das Amtsgericht Frankfurt am Main hebt das gerichtliche Vergleichsverfahren über das Vermögen der AEG-Telefunken Aktiengesellschaft auf. |
12.1984 |
Es bestätigten sich negative Entwicklungen in der Hochspannungstechnik, im Schiffbau, bei Olympia sowie im Bereich "Gebäudeausrüstung und zivile Infrastruktursysteme". Statt des erwarteten Jahresgewinns von 150 Millionen Mark wird nur ein Überschuß von 80 bis 120 Millionen Mark in Aussicht gestellt. Eine besondere Belastung war durch einen Projektverlust von 110 Millionen Mark entstanden. Hierbei handelt es sich um einen Auftrag zur Gebäudeinstallation in der Universität Riyadh in Saudi-Arabien aus dem Jahr 198l. |
1984 |
Ende 1984 kann die AEG einen Jahresüberschuß von 400 Millionen Mark ausweisen. Darin sind Sondererträge in Höhe von 437 Millionen Mark enthalten. Größter Ertragsposten mit 395 Millionen Mark ist die Entschädigung für die eingezogenen Geschäftsanteile am ehemaligen Tochterunternehmen AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH (ATN). Die Nettofinanzverschuldung sank bis Ende 1984 von 3,865 Milliarden Mark auf 849 Millionen Mark; der Eigenkapitalanteil stieg auf 16,4 Prozent, der Kurs der AEG-Aktie kletterte auf 90 bis 100 Mark. Der Jahresüberschuß soll in der Hauptsache zur Aufstockung der Rücklagen dienen. |
1985 |
Die AEG übernimmt die 48prozentige Beteiligung von Bosch und den Großbanken an Olympia. Ungeachtet dessen ist die Konsolidierung von Olympia noch keineswegs abgeschlossen, auch wenn man glaubt, die entsprechenden Maßnahmen "im Grundsatz" festgelegt zu haben. Ein positives Ergebnis wird weder für 1985 noch für 1986 erwartet. |
1985 |
Übernahme von 48% der Olympia-Aktien von der "Gesellschaft für Elektrowerk mbH" (GfE) |
01.07.1985 |
Der Vorstand beschließt die Umbenennung des Unternehmens in "AEG Aktiengesellschaft". Damit wird den Veränderungen im Konzern Rechnung getragen. Der Namensbestandteil "Telefunken" verschwindet, weil dieser in erster Linie mit der "Braunen Ware" identifiziert wird, die von der früheren Tochtergesellschaft "Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH" hergestellt wurde. |
01.07.1985 |
Mit Wirkung vom 1. Juli 1985 tritt die neue Führungsstruktur in Kraft. Mit Einführung der neuen Struktur entfällt die unter Walter Cipa eingeführte Gliederung in Unternehmensbereiche und Betriebsführungsgesellschaften. Die inländischen Unternehmensbereiche des AEG-Konzerns werden zu elf juristisch unselbständigen und drei juristisch selbständigen Geschäftsbereichen zusammengefaßt. Tochter- und Beteiligungsgesellschaften im Ausland werden einzelnen Mitgliedern des Vorstands oder der Leitung eines Geschäftsbereichs, der Zentralabteilung Auslandsmärkte, unterstellt. Inländische Beteiligungen unterstehen fortan einzelnen Vorstandsmitgliedern, sofern sie nicht Teil eines Geschäftsbereichs sind. |
23.08.1985 |
Die von der "Gesellschaft für Elektrowerte mbH" gehaltenen Olympia-Anteile werden von der AEG wieder zurückerworben, so daß die AEG 99 Prozent des Grundkapitals der in "Olympia Aktiengesellschaft" umbenannten Tochtergesellschaft besitzt. |
14.01.1985 |
Die "Daimler-Benz AG" erklärt sich bereit, eine Mehrheitsbeteiligung an der AEG zu erwerben. Dies war ursprünglich nicht vorgesehen. "Daimler-Benz" beabsichtigte zunächst nur einen Minderheitsanteil von 25 Prozent zu übernehmen, der schrittweise "auf eine knappe Mehrheit" aufgestockt werden soll, entscheidet sich dann auf Drängen Alfred Herrhausens, Chef der Deutschen Bank, jedoch dafür, eine Mehrheit an der AEG zu erwerben. Nur so sei Daimler-Benz in der Lage, den weiteren Weg des Elektrokonzerns maßgeblich zu beeinflussen." Daimler-Benz zeichnet zunächst ein genehmigtes Kapital von 250 Millionen Mark, was einem Anteil von 24,9 Prozent entspricht. Der AEG fließen durch diese Transaktion insgesamt 850 Millionen Mark zu. Ihr Grundkapital erhöht sich auf 890 Millionen, das Eigenkapital auf 2,11 Milliarden Mark. Die Eigenkapitalquote liegt dadurch bei 25,4 Prozent. Die Daimler-Benz Aktiengesellschaft unterbreitet den Aktionären der AEG ein Kaufangebot, um eine Mehrheitsbeteiligung an der AEG zu erwerben. |
Anfang 1986 |
Der 50-Prozent-Anteil der AEG an der "European Power Tool Corporation S.A.", Nanterre/Paris (EPTC) wird Anfang des Jahres wieder vollständig zurückerworben. |
1986 |
Einstellung der Geschäftstätigkeit der "Duofrost Kühl- und Gefriergeräte GmbH" |
1986 |
Erhöhung des AEG-Anteils an der "Modular Computer Systems Inc." (MODCOMP), Fort Lauderdale, USA. von 25% auf 100% |
Febr. 1986 |
Anderthalb Jahre nach dem Verkauf des AEG-Anteils an der "AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH" stellt der Vorstand fest; "Dem Konzern ist weniger Technologie durch den Abgang der ATN verlorengegangen als allgemein befürchtet wurde. Die Telekommunikation befindet sich ohnehin im Umbruch wegen des Aufkommens der Mikroelektronik und der Glasfaser-Technologie." |
02.1986 |
Daimler-Benz investiert weitere 1,6 Milliarden Mark in die AEG und steigert seinen Anteil an der AEG auf 56 Prozent. Grundsätzliche kartellrechtliche Einwände gibt es nicht. Mit dem Einstieg von Daimler-Benz geben erstmals in der Geschichte des Elektrokonzerns die Banken ihre Anteile am Konzern fast vollständig ab. |
02.07.1986 |
Heinz Dürr wird zum Mitglied des Vorstandes der Daimler-Benz AG bestellt. Der AEG-Chef bewertet den Einstieg von Daimler-Benz: "Die beiden Unternehmensgruppen ergänzen sich in sehr vielen Gebieten in geradezu idealer Weise und überschneiden sich kaum. Daimler-Benz sieht sich in der Rolle eines guten und starken Partners. Die AEG wird ihre volle Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit behalten. Die bisherige Führungsspitze der AEG wird, wie es auch der Wunsch von Daimler-Benz ist, den Kurs der AEG weiter bestimmen. Mit Daimler-Benz und deren Tochtergesellschaften wird selbstverständlich über Projekte der Zusammenarbeit gesprochen und deren Verwirklichung, sofern sie für die AEG erfolgsträchtig und profitabel sind, auch betrieben werden." |
1987 |
Die Bahntechniksparte hat einen Umsatz von rund 300 Millionen Mark und ist das kleinste Geschäftsfeld der AEG. |
1987 |
Es gelingt der AEG, ihren steuerlichen Verlustvortrag von 1,3 Milliarden Mark zu retten, der sonst verfallen wäre. Durch eine drastische Erhöhung bei Sachanlagen wurden stille Reserven mobilisiert und die entstehenden Buchgewinne mit dem Verlustvortrag verrechnet. Zu diesem Zweck hat man die "AEG-Anlagenvermietung GmbH + Co. Frankfurt oHG" (AVO) gegründet, in die Sachanlagen zu Verkehrswerten von 2,1 Milliarden Mark eingebracht wurden, wodurch ein außerordentlicher Gewinn von 1,3 Milliarden Mark entsteht. Dafür braucht das Unternehmen wegen der Verrechnung mit dem Verlustvortrag keine Steuern zu entrichten. Später sollen die Abschreibungen mit den dann erwarteten Gewinnen steuerlich verrechnet werden. |
1987 |
Veräußerung des 15,3%-Anteils der AEG an "Telenorma" |
1987 |
Veräußerung des 25%-Anteils der AEG an "Transformatoren-Union AG" an Siemens |
1987 |
Erwerb 80%ige Beteiligung an der "Kollmorgen Ireland Ltd.", Ennis, Irland (später umfirmiert in "AEG Servo Systems Ltd.", ASSL, und Anteil auf fast 100% erhöht) |
1987 |
Gründung "AEG Anlagenvermietung GmbH & Co. Frankfurt oHG" und Einbringung des Grundvermögens der AEG |
12.1987 |
Vorlage eines Strukturkonzept "Büro- und Kommunikationstechnik". Danach sollen auf der Grundlage einer Studie des AEG-Beraters und späteren Vorsitzenden des Aufsichtsrats Klaus Kühn die Bereiche Kommunikationstechnik (Sprech- und Datenfunk, Autotelefon), Informationstechnik (Briefsortier-und Verteilsysteme, Formular- und Belegleser) und Olympia (Schreibmaschinen und Personalcomputer) zur "AEG Olympia AG" zusammengelegt werden. Insgesamt stehen als Starthilfe für den neuen Bürokommunikationsriesen 400 Millionen Mark zur Verfugung, darunter 200 Millionen Mark für neue Produkte und 150 Millionen zum Kauf eines Softwarehauses. Kühn hat dieses Vorhaben zwar angeregt, macht aber den Erfolg von einem hervorragenden Management abhängig. |
1988 |
Die AEG überträgt das Nürnberger Werk von "AEG Kanis" auf die Mannheimer "Asea Brown Boveri Aktiengesellschaft" (ABB). |
1988 |
In Ergänzung zu Modcomp kauft die AEG von der amerikanischen "Gould Inc." die "Industrial Automation Systems Group", North Andover, USA. Dieses Unternehmen das unter dem Namen "Modicon" bekannt geworden ist, hatte Ende der sechziger Jahre die weltweit ersten frei programmierbaren Steuerungen gebaut und gilt auf diesem Gebiet als führend. Der hohe Kaufpreis (rund 290 Millionen US-Dollar) wird mit den "Zukunftserwartungen der AEG" begründet, "die jedoch erst realisiert werden müssen". |
1988 |
Die Ertragslage des Konzerns hat sich erheblich verschlechtert. Größte Sorgen bereitet der Turbinenhersteller "AEG Kanis GmbH", der einzige Hersteller von Energieerzeugungsanlagen, welcher der AEG nach dem Ausstieg aus der KWU verblieb. AEG Kanis erleidet bei einem Umsatz von einer halben Milliarde Mark einen Verlust von 120 Millionen Mark - hauptsächlich verursacht durch eine erhebliche Verschärfung der Konkurrenzsituation am Markt. Dort hatten der französische Alsthom-Konzern und die britische GEC unter Beteiligung der amerikanischen "General Electric" die "European Gasturbine" (EGT) gegründet, die sich mit Erfolg gegenüber ihren Konkurrenten durchsetzte. Der geplante Ausbau der Tochtergesellschaft AEG Kanis, für die unter anderem der Neubau einer Turbinenfabrik für rund 1000 Beschäftigte in Essen und die Erweiterung einer Fabrik für Dampfturbinenanlagen in Nürnberg vorgesehen war, muß kurzerhand gestrichen werden. |
1988 |
Erfreuliche Ergebnisse erzielen die Bereiche Verteidigungstechnik und Serienprodukte mit jeweils 100 Millionen Mark und die Hausgeräte mit 40 Millionen Mark Gewinn. Auch verbucht die AEG einen außerordentlichen Ertrag aus dem Verkauf ihrer restlichen Telenorma-Anteile (25 Prozent). Insgesamt kann die AEG im Jahr 1988 eine 15prozentige Umsatzsteigerung auf 13,4 Milliarden Mark erzielen, muß jedoch Reserven in Höhe von 60 Millionen Mark in Anspruch nehmen. Die Eigenkapitalquote sinkt dadurch auf 21,2 Prozent (1987: 24,6 Prozent). Das interne Jahresabschlußreferat konstatiert eine "deutliche Verschlechterung der Bilanzqualität". |
01.01.1988 |
Die Bereiche Kommunikations- und Informationstechnik werden in die "AEG Olympia AG" angebracht, Heinz Dürr persönlich übernimmt die Leitung. Er schlägt dem Geschäftsfeld außerdem die Sende und Informationstechnik zu. Die "AEG Olympia AG" beschäftigt fast 10.000 Menschen und erreicht einen jährlichen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Mark. Obwohl die Bürokommunikationsbranche zu dieser Zeit einen enormen Aufschwung erlebt und ihre Zukunftsaussichten vor allem von Daimler-Benz enorm hoch eingeschätzt werden, kann die Branche vom Boom wegen des starken Wettbewerbs kaum profitieren. |
1988 |
In ihrem ersten Geschäftsjahr erleidet "AEG Olympia" einen Verlust von 128,8 Millionen Mark. Der Marktanteil beträgt in Deutschland nur 20 Prozent. Im preiswerten Schreibmaschinensegement herrschen scharfer Konkurrenzdruck aus Japan, bei anspruchsvolleren Büromaschinen aus den USA. Es geht das Gerücht um, daß die Frankfurter AEG-Zentrale die Produktion in Deutschland nicht werde halten können. Knapp ein Drittel der 3.800 Arbeitsplätze im Wilhelmshavener Stammwerk stehen zur Disposition. In der Tat ist die Schließung längst überfällig, muß aber immer wieder hinausgeschoben werden, weil der Muttergesellschaft das Geld fehlt. |
1988 |
Die Kanis GmbH (Dampfturbinenanlagen) wird von ABB übernommen. |
1988 |
Veräußerung von 75 % der "Feinmechanische Werke Mainz" an "Mannesmann Rexroth" |
1988 |
Abgabe der "Telefunken Radio es Televiso/Telefunken da Amazonia" an "Grandiente Electronica" |
04.1988 |
hatte Daimler-Benz erhöht seinen Anteil an der AEG auf zunächst 68 Prozent. Im selben Monat schließen die AEG und die Daimler-Benz AG einen Unternehmensvertrag. Dieser beinhaltet einen Beherrschungsvertrag, der sofort wirksam wwird, und einen Gewinnabführungsvertrag, der zum 1. Januar 1992 in Kraft treten soll. Zu diesem Zeitpunkt soll die AEG nach den Vorstellungen Edzard Reuters einen Jahresumsatz von 15 Milliarden Mark und eine Rendite vor Steuern von fünf Prozent erreicht haben. Von diesem Ziel, das Heinz Dürr bereits 1984 vorgegeben hatte, ist die AEG aber noch weit entfernt. |
04.1988 |
Um das Technolgie-Defizit auf dem Gebiet der Mikroelektronik auszugleichen, erwirbt die AEG von der "United Technologies Corporation" (UTC) deren 49-Prozent-Beteiligung an der Heilbronner "Telefunken Electronic GmbH" (TEG) zurück und hält damit 98 Prozent der Anteile an diesem Unternehmen. |
22./27.04.1988 |
Die Aufsichtsräte der "Daimler-Benz AG" und von AEG stimmen dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zu. Das Umtauschverhältnis ist von einem ausgewählten Kreis von Führungskräften beider Konzerne auf Schloß Heinsheim bei Bad Rappenau ("Operation Heinsheim") ermittelt worden. Das Ertragsverhältnis beider Konzerne errechnet sich zwischen AEG und Daimler-Benz auf l: 15,3, wodurch sich unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Grundkapitalien von 931 Millionen Mark und 2,11 Milliarden Mark eine Wertrelation je Aktie von l :6,7 ergibt. Das Verhältnis der spekulativen Aktienkurse beläuft sich auf l: 3. Reuter und Dürr einigen sich schließlich auf ein Umtauschangebot für die freien Aktionäre von l: 5. Die AEG-Aktionäre können daraufhin ihre Anteile entweder an Daimler-Benz verkaufen oder im Verhältnis 5: l in Daimler-Benz-Aktien umtauschen oder bekommen je AEG-Aktie eine Dividende in Höhe von 20 Prozent der jeweiligen Daimler-Benz-Dividende garantiert. Von diesem Angebot wird bis Ende September 1988 reger Gebrauch gemacht, so daß sich der Daimler-Benz-Anteil an der AEG auf rund 80 Prozent erhöht. |
05.1988 |
Die AEG erwirbt eine Minderheitsbeteiligung an der "ElectroCom Automation Inc.", Arlington, Texas. Diese baut Briefverteilanlagen nach AEG-Lizenzen mit denen der Elektrokonzern eine Nische im elektrotechnischen Geschäft weltweit erfolgreich besetzt. |
09.1988 |
Übernahme der Schienenverkehrstechnik der amerikanischen "Westinghouse Electric Corporation" aus Pittsburgh durch die AEG und Gründung der "AEG Westinghouse Transport Systeme" (AWTS). Der Einstieg bei Westinghouse verschafft der Bahntechniksparte der AEG, die bisher als kleinstes Geschäftsfeld eher eine Randexistenz geführt hatte, nicht nur einen enormen Auftrieb, sondern fördert das Selbstbewußtsein der AEG insgesamt, denn nach Jahren defensiver Unternehmensstrategie hat das Unternehmen nunmehr in einem Bereich wieder die Führungsrolle übernommen. |
1989 |
Die "Telefunken Electronic GmbH" steigt mit einer Beteiligung von 39 Prozent bei dem Elektronikhersteller "Siliconix Inc.", Santa Clara, Californien, ein. |
1989 |
Aus der "Telefunken Electronic GmbH" und ihren Beteiligungen wird das neue Geschäftsfeld Mikroelektronik gebildet, in das neben dem Temic-Anteil der Geschäftsbereich Opto- und Vakuum-Elektronik einbezogen wird. |
1989 |
Das Gasturbinengeschäft der AEG wird in die "Kanis Energie GmbH" eingebracht und zu 55 Prozent an EGT (im Konzernverbund GEC Alstom) veräußert. |
1989 |
Die AEG erreicht nur noch einen Umsatz von 12,2 Milliarden Mark. Das Betriebsergebnis liegt internen Berechnungen zufolge bei minus 370 Millionen Mark. Dazu trägt die Automatisierungstechnik bereits rund 200 Millionen Mark bei. Allein der Auftrag zur elektrischen Installation in der neuen Daimler-Benz-Zentrale in Stuttgart-Möhringen schließt mit einem Verlust von 120 Millionen Mark ab. Von seiten der AEG war ein äußerst knapp kalkuliertes Festpreisangebot abgegeben worden, das mit einer (zu) sparsamen Auftragsausführung kompensiert werden sollte. Rote Zahlen meldet nun auch die Hausgerätesparte, bei der es Anlaufschwierigkeiten mit einer neuen Generation von Herden gibt, die unter dem Markennamen "Competence" weltweit an unterschiedliche Kochgewohnheiten angepaßt werden soll. Defizitär arbeitet auch die "AEG Elektrowerkzeuge GmbH". In der Mikroelektronik drückt der niedrige Kurs des amerikanischen Dollars auf den Ertrag, in der Bahntechnik muß das Unternehmen wegen technischer Schwierigkeiten von einem Auftrag zum Bau einer Magnetbahn in Las Vegas zurücktreten. Auch das Vorhaben, auf dem Frankfurter Flughafen eine Magnetbahn zu errichten, muß wenig später zugunsten eines konventionellen Antriebssystems aufgegeben werden, da sich die AEG nicht in der Lage sieht, ein zuverlässiges funktionierendes Magnetbahnsystem in der vorgesehenen Zeit zu errichten. - Die einzige im täglichen Fahrbetrieb getestete Magnetbahn-Versuchsstrecke der AEG in Berlin zwischen dem U-Bahnhof Gleisdreieck und dem Kulturforum am Kemperplatz muß nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Zuge der Wiederherstellung eines einheitlichen Berliner U-Bahnnetzes abgebaut werden. |
1989 |
Veräußerung eines 55-%-Anteils an der "Kanis Energie GmbH" an die "European Gas Turbine Company" (EGT) |
1989 |
Übernahme von 51 % des Kapitals an dem Schaltgerätehersteller "E.I.B. S.A.", Dison, Belgien |
1989 |
50%-Beteiligung der AEG an der Matra-Tochtergesellschaft "Matra-MHS S.A.", Nantes |
1989 |
Erwerb der Automatisierungsaktivitäten der "Westinghouse Electric Company", Pittsburgh (AEG Automation Systems Corp.) |
1989 |
Jahresüberschuß: 275 Millionen Mark |
02.1989 |
Heinz Dürr wird vom der AEG des Unternehmens für weitere fünf Jahre zum Vorstandsvorsitzenden bestellt. |
Mitte 1989 |
Mitte des Jahres wird die "AEG Olympia AG" in eine Holding zur Führung der "AEG Olympia Office GmbH", "AEG Electro-com GmbH" (Postautomatisierung) und der "Telefunken Sendertechnik GmbH" umgewandelt. |
Anfang 1990 |
Die AEG muß Anfang des Jahres im Zuge einer Umschichtung von Unternehmensteilen im Daimler-Benz-Konzern einige Federn lassen. Die Bereiche Hochfrequenztechnik (internes Kürzel: AI) sowie Marine- und Sondertechnik (internes Kürzel: A4) werden in die Telefunken Systemtechnik eingebracht und für 1,4 Milliarden Mark an die Deutsche Aerospace AG (Dasa) veräußert. Auch die neu gegründete Telefunken Sendertechnik geht an die Dasa. Beide Firmen bleiben allerdings unter Führungsverantwortung der AEG. Daimler-Benz übernimmt außerdem für 200 Millionen Mark die AEG-Forschungsinstitute in Berlin, Frankfurt und Ulm. Der Daimler-Benz Interservices AG (debis) werden etliche Rechenzentren der AEG, das Softwarehaus GEI-Gesellschaft für Elektronische Informationsverarbeitung mbH, die hauseigene Versicherungsvermittlung EAS (Elektro-Assekuranz) sowie der Bereich Marketing übertragen. Außerdem geht die tägliche Abwicklung von Geldgeschäften mit den Banken an ein zentrales Cash-Management bei Daimler-Benz. Insgesamt erhält die AEG durch die Verkäufe einen Betrag von rund 1,7 Milliarden Mark gutgeschrieben. Mit den Bereichen AI und A4 verliert der Konzern allerdings seine lukrativsten Geschäftsfelder. Nun bleiben dem Konzern nur noch die Serienprodukte, die Hausgeräte, die Opto- und Vakuumelektronik und die Komponentenherstellung als Gewinnbringer. |
1990 |
Ungeachtet der Umorganisation verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage des Konzerns. Mitte des Jahres sind alle Geschäftsfelder, mit Ausnahme der Elektrotechnischen Anlagen und Komponenten, in die roten Zahlen gerutscht. Am Ende des Jahres kann der Konzernumsatz zwar weltweit um sieben Prozent auf 13,1 Milliarden Mark gesteigert werden, die Gewinn- und Verlustrechnung schließt aber mit einem Fehlbetrag von 205 Millionen Mark ab. In krassem Gegensatz dazu steht das im Budget eingeplante Ergebnis von minus 33 Millionen Mark, das allerdings auf zu optimistischen Planungen basierte und zudem außerordentliche Erlöse enthielt. So wurden Rückstellungen aus dem Vorjahr in Höhe von 349 Millionen Mark aufgelöst und sogenannte Bewertungsmaßnahmen in Höhe von 120 Millionen Mark vorgenommen. Damit kann das Geschäftsergebnis zum Erfolg umgedeutet werden. |
1990 |
Die Unternehmensberatung "McKinsey Inc." schlägt für den Konzern eine Holding-Struktur, bestehend aus rechtlich selbständigen Unternehmen an denen die AEG als Dachgesellschaft finanziell beteiligt ist. Diese solle dem Unternehmen nicht nur den Auftritt am Markt, sondern auch die Beteiligung Dritter erleichtern. Im einzelnen wird vorgeschlagen, die Hausgerätesparte zu verkaufen Olympia zu schließen, die Bahnsysteme an Mercedes-Benz und die Mikroelektronik an die Dasa abzugeben. Somit werden der AEG nur das Geschäft mit der Energieverteilung und Automatisierungstechnik bleiben. |
1990 |
Die AEG strebt eine Spitzenposition im internationalen Wettbewerb und eine fünfprozentige Umsatzrendite vor Steuern. Dazu sollen die "MAN Bahntechnik" in Nürnberg und das Bahngeschäft von MBB in Donauwörth übernommen werden. Außerdem ist eine 50prozentige Beteiligung an der Preussag-Tochter "Linke-Hoffmann-Busch GmbH" (Jahresumsatz 300 Millionen Mark), der "Krupp Verkehrstechnik" (Jahresumsatz 500 Millionen Mark) sowie eine 50Prozentige Beteiligung am Schienenfahrzeugbereich von "VEB Lokomotivbau Hans Beimler" (LEW, Jahresumsatz 500 Millionen Mark) und am bisherigen Kombinat Schienenfahrzeuge der DDR (Jahresumsatz 3,5 Milliarden Mark) vorgesehen. Insgesamt peilt man eine Steigerung des Umsatzes von 700 Millionen Mark (1990) auf 5,5 Milliarden Mark an Damit könne die AEG nicht nur die ersehnte Systemfähigkeit erwerben, sondern sei auch unbestrittene Spitzenreiter im deutschen Bahngeschäft. |
1990 |
AEG erwirbt die Schienenverkehrstechnik von MAN ("MAN GHH Schienenverkehrstechnik GmbH") und über diese wiederum diejenige von MBB. Es gilngt ihr aber nicht, weitere Unternehmen zu erwerben, um auf diese Weise die auf dem Weltmarkt erforderliche Größe und Durchsetzungskraft zu erreichen. So bleibt der AEG nur noch der tschechische Hersteller CKD ("Ceskomoravska-Kolben-Danek A. S.") aus Prag. Jedoch auch dieses Gemeinschaftsunternehmen kommt nicht zustande. |
1990 |
Abgabe der "Telefunken Sendertechnik GmbH" TFS an "Deutsche Aerospace AG", Dasa |
1990 |
Veräußerung eines 50%-Anteils der Kleinmotorenaktivität an ein Gemeinschaftsunternehmen mit Electrolux AB |
1990 |
Abgabe der AEG Forschungsinstitute an Daimler-Benz |
1990 |
Ausgründung des Bereichs Hochfrequenztechnik, Marine- und Sondertechnik in die "TELEFUNKEN Systemtechnik GmbH" (TST) und Veräußerung an die Deutsche Aerospace AG |
1990 |
Abgabe der "Elektro-Assekuranz GmbH" an "Daimler-Benz Interservices", debis |
1990 |
Veräußerung eines 75%-Anteils an der "Werbeagentur Dr. Kühl GmbH" an "Daimler-Benz Interservices", debis |
1990 |
AEG und Siemens gründen die "EUPEC Europäische Gesellschaft für Leistungshalbleiter mbH & Co. KG" durch Einbringung der jeweiligen Geschäftsaktivitäten |
1990 |
Die AEG übernimmt die "Schorch GmbH", Mönchengladbach, von der "Berliner Bergmann Elektro GmbH". |
1990 |
Ausgründung der AEG-Kleinmotorenaktivitäten in "AEG Kleinmotoren GmbH", Oldenburg, und Einbringung in das Joint Venture "FHP Motors GmbH" (AEG und Electrolux AB je 50%) |
1990 |
AEG und "EAW-Automatisierungstechnik Aktiengesellschaft", Berln, gründen die "AEG EAW Zähler GmbH", Berlin-Treptow (AEG-Anteil: 51 %). |
1990 |
Erhöhung des AEG-Anteils an "Siliconix Inc.", USA auf 80% |
01.06.1990 |
Gründung der rechtlich selbständigen "AEG Hausgeräte AG". Die neue Tochtergesellschaft mit Sitz in Nürnberg wird mit einem Grundkapital von 150 Millionen Mark ausgestattet. Sie beschäftigt rund 12.000 Mitarbeiter und setzt weltweit etwa drei Milliarden Mark um. - Nach der rechtlichen Verselbständigung beginnt die AEG-Führung mit der Suche nach Partnern für den Hausgerätebereich. |
Mitte Juni 1990 |
Der neue AEG-Chef Stöckl zeigt sich entschlossen, das Kapitel "Olympia" möglichst schnell abzuschließen. Bis Mitte Juni soll ein Käufer gefunden werden, doch die Verhandlungen, unter anderem mit dem koreanischen Samsung-Konzern und dem amerikanischen Hersteller "Smith Corona", ziehen sich hin und scheitern schließlich. |
10.1990 |
Dürr deutet an, "AEG Olympia" mehrheitlich abgeben zu wollen. "Die langjährigen Verluste", so der AEG-Chef, "sind durch die übrigen Konzerngeschäftsfelder nicht mehr aufzubringen." |
10.10.1990 |
Anfang Oktober werden die Mobiltelefon-Aktivitäten in der "AEG Mobile Communication GmbH" (AMC) mit Sitz in Ulm zusammengefaßt. |
15.10.1990 |
Es steht seither fest, daß der Vorstandsvorsitzende der "Freightliner Corporation" in Portland, Oregon/USA, Ernst Georg Stöckl, Dürrs Nachfolger werden soll. Stöckl ist ein für die AEG zwar unbekannter, zugleich jedoch auch unvorbelasteter Manager. Der aus dem südbadischen Sulzburg stammende Diplomkaufmann hatte mit einer Unterbrechung seit 1971 hauptsächlich im Ausland für den Daimler-Benz-Konzern gearbeitet. In Laufe seiner Karriere erwarb er sich den Ruf als "kräftiger Ausputzer und Aufbauer". Zuletzt hatte er die "Freightliner Corporation", die seit 1981 zu Daimler-Benz gehört, erfolgreich saniert. |
19.10.1990 |
In der AEG-Aufsichtsratssitzung gibt Heinz Dürr seinen Wechsel auf den Posten des Vorsitzers der Deutschen Bundesbahn bekannt. Seine Ankündigung kommt überraschend. Dürr begründet seinen Wechsel damit, daß er einem Wunsch des Bundeskanzlers und des Verkehrsministers folge. Dürrs "Meisterstück" ist es in der Meinung der Presse, "die in die Diversifizierung drängende Daimler-Benz AG für die AEG zu gewinnen" |
01.01.1991 bis 01.03.1991 |
Ernst Georg Stöckl wechselt von der Mercedes-Tochter Freightliner zur AEG nach Frankfurt. (vergl. 01.01.1992) |
1991 |
Die bei der Daimler-Tochter untergebrachte Dieselmotorensparte kommt zur AEG. |
1991-1995 |
Die AEG kauft neun Firmen, erwirbt 12 Beteiligungen, schließt sieben Kooperationsabkommen, eröffnet 12 Fabriken und gibt acht Aktivitäten ab. |
1991-1995 |
AEG macht einen Verlust von 2,1 Milliarden DM und verliert 12 500 Jobs. |
1991 |
Die "AEG Mobile Communication" wird an "Matra Communication" veräußert. |
1991 |
Die "AEG KABEL Aktiengesellschaft" geht an "Alcatel Cable S.A." |
1991 |
Gründung der "AEG Hungaria Kft" (AHU) in Budapest (veräußert 1996) |
1991 |
Gründung der "AEG Ceskoslovensko spol. s.r.o." in Prag |
1991 |
Die AEG gründet die FAEL, Zabkowice bei Breslau (gemeinsam mit der staatlichen polnischen Außenhandelsgesellschaft Elektrim, 1995 gemeinsam mit dem Bereich Zähler veräußert) |
1991 |
Kauf der "Starkstromanlagen Dresden GmbH" (SAD) |
1991 |
Gründung der "AEG Leitungs- und Netzbau GmbH" in Potsdam und "AEG Postautomation GmbH", Berlin-Marzahn |
1991 |
Abbau der M-Bahn-Versuchsstrecke in Berlin |
13.02.1991 |
In der Aufsichtsratssitzung gibt Edzard Reuter unmißverständlich zu verstehen, daß es "aufgrund der geschilderten Ergebnissituation [notwendig sei], für die künftige Geschäftsausrichtung Prioritäten festzulegen. Die vom Vorstand aufgezeigte Prognose einer Ergebnisverbesserung von rd. 100 Millionen Mark im Jahre 1991 auf dann minus 340 Millionen Mark verdeutliche die Diskrepanz zu der in der ursprünglichen Planung angestrebten Erreichung des Break-Even-Punktes in 1992. Es werde daraus sehr deutlich, wie unausweichlich drastische Maßnahmen erforderlich seien". Stöckl kündigt an, daß alle 60 strategischen Geschäftseinheiten der AEG einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen werden, was unter Umständen zu "erheblichen Verschiebungen" führen könne. |
04.1991 |
Da nicht absehbar ist, wann die AEG wieder in der Lage sein werde, Gewinne zu erzielen, wird zunächst der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit Daimler-Benz vorfristig in Kraft gesetzt. Bis dahin mußte Daimler-Benz die Verluste der Frankfurter Tochter ausgleichen, ohne diese steuerlich abzugsfähig gestalten zu können. Nun können die Verluste steuerfrei verrechnet werden. |
05.1991 |
Der Vorstand legt sein Strategiekonzept vor. Es sieht den Ausstieg aus der Bürokommunikation vor. Die fünf übrigen Geschäftsfelder sollen, da aus eigener Kraft nicht überlebensfähig, verselbständigt werden, um sie entweder in strategische Allianzen einzubringen oder notfalls zu verkaufen. |
06.1991 |
Die französische "MATRA Communication S.A." übernimmt 90 Prozent der Kapitalanteile der "AEG Mobile Communication GmbH" AMC. Im Gegenzug beteiligt sich die AEG mit zehn Prozent an der "Matra Communication", verkauft jedoch kurze Zeit später diesen Anteil. |
Sommer 1991 |
Vertreter von AEG und Siemens nehmen im Sommer Gespräche zur Schaffung eines Gemeinschaftsunternehmen auf dem Eisenbahn-Sektor auf, in die beide Seiten allerdings nicht mit hohen Erwartungen gehen. Das Unternehmen soll nach Reuters Vorstellungen unter industrieller Führung von Daimler-Benz stehen. |
24.10.1991 |
Die AEG und die französische Alcatel, Paris, schließen eine Grundsatzvereinbarung, der zufolge am Jahresende die "AEG KABEL Aktiengesellschaft", Mönchengladbach, einschließlich fast aller Tochtergesellschaften von der "Alcatel Cable SA", Clichy/Pans, übernommen werden soll. Das Kabelsatzgeschäft der "Temic Telefunken Kabelsatz GmbH" bleibt vom Verkauf vorerst ausgenommen. |
09.12.1991 |
Der AEG-Aufschtsrat stimmt dem Rückzug aus der Bürotechnik zu, ohne daß allerdings ein Käufer gefunden war. Trotzdem soll die "AEG Olympia" bis Jahresende 1992 alle Entwicklungs- und Fertigungsaktivitäten einstellen. Die jährliche Produktion von Schreibmaschinen, die noch in den sechziger Jahren bei einer Million Geräte lag, sank zuletzt auf 160.000 Stück. Das Geschäft, vor allem im Ausland, war vollends eingebrochen. |
Ende 1991 |
In diesem Geschäftsjahr erzielt die AEG einen Umsatz von 14 Milliarden Mark, was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 6,5 Prozent entspricht. Ende des Jahres beläuft sich der Jahresfehlbetrag aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit einschließlich Steuern auf 144 Millionen Mark, davon entfallen allein 140 Millionen Mark auf "AEG Olympia". Außerdem gilt die Automatisierungstechnik als Verlustträger, verursacht im wesentlichen durch Anlageprojekte. Hinzu kommen Verluste der amerikanischen Töchter. Vor allem Modcomp, der Hersteller von Rechnern für die Industrieautomatisierung, erweist sich schnell als ein Unternehmen ohne Aussicht auf Profitabilität. |
1991 |
Die AEG gibt ihre Elektrowerkzeugsparte an den schwedischen Konzern "Atlas Copco" ab, nachdem eine Kooperation mit der Bosch GmbH an kartellrechtlichen Bedenken scheiterte. Auch eine Zusammenarbeit mit der britischen "Black & Decker" kam nicht zustande. |
1992 |
Der Bereich Bürotechnik wird geschlossen. |
01.01.1992 |
Die AEG erwirbt zum 1. Januar ihre ehemalige Lokomotivfabrik in Hennigsdorf zurücker und wird somit wieder zum Anbieter kompletter Eisenbahnfahrzeuge. |
1992 |
Bildung des Joint Venture "TEMIC Telefunken Microelektronik GmbH" (TEMIC), Heilbronn, auf dem Bereich der Mikroelektronik (AEG 50%, MBB 50%, ab 1995 51% bei AEG), Ãœbertragung seitens AEG von "Telefunken Electronic GmbH", "TEMIC Telefunken Kabelsatz GmbH", "Siliconix" (80%), "Matra MHS" (50%), "FHP Motors" (50%) und anderen. |
1992 |
Jahresüberschuß vor Ergebnisübernahme: zehn Millionen Mark |
05.1992 |
AEG-Chef Stöckl spricht vom "Dreisprung in die schwarzen Zahlen" und kündigt für das laufende Jahr als Ergebnis eine "Schwarze Null" an. Dieser Begriff wird schnell auch in anderen Bereichen der Wirtschaft verwendet. Tatsächlich gelingt es den Kaufleuten in der Frankfurter AEG-Zentrale, die "Schwarze Null" zu erreichen. Es bedarf allerdings der Aufbietung aller finanziellen Reserven "und damit eines ziemlichen Spagats, um sie im Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit darzustellen". Im operativen Geschäft beträgt der Verlust nämlich rund 200 Millionen Mark. Der Wirtschaftsinformationsdienst "Czerwensky intern" nennt das Konzernergebnis "lediglich ein Produkt der ertragreichen Finanzanlagen" und eines Sonderertrags. Für den Konzern ist die "Schwarze Null" jedoch von großer psychologischer Bedeutung, denn Stöckl kann nun gegenüber der Stuttgarter Zentrale zumindest den festen Willen unterstreichen, ein ausgeglichenes Ergebnis zu liefern. |
05.1992 |
Als Partner für die Hausgeräte-Sparte wird die schwedische "Electrolux AB" gefunden, mit der man schon 1982 Verhandlungen geführt hatte und mit der man sich nun auf eine langfristige Zusammenarbeit bei der Herstellung elektrischer Hausgeräte verständigt. Zu diesem Zweck erwirbt Electrolux für 80 Millionen Mark eine Beteiligung von zehn Prozent an der "AEG Hausgeräte AG". Gleichzeitig beteiligt sich die AEG mit einer zehnprozentigen Wandelanleihe an Electrolux. Der schwedische Konzern erhält außerdem eine Option auf den Erwerb weiterer zehn Prozent der Anteile zum Preis von 100 Millionen Mark zum 1. Januar 1994 und "entgegen der heutigen strategischen Zielsetzung" ein Vorkaufsrecht auf die restlichen 80 Prozent einschließlich aller Weiße-Ware-Aktivität innerhalb der AEG-Auslandsvertriebsgesellschaften und der zeitlich unbegrenzten Nutzung des Markenzeichens AEG für Hausgeräte. |
01.07.1992 |
Die AEG und die "Deutsche Aerospace" (Dasa) gründen die "Telefunken Microelektronik GmbH" (Temic), in die die AEG die "Telefunken Electronic GmbH", Heilbronn, und mehrere weitere Beteiligungen einbringt. An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen, das mit einem Eigenkapital von 600 Millionen Mark ausgestattet ist, sind beide Unternehmen zu je 50 Prozent beteiligt. |
Herbst 1992 |
Es wird der Versuch gemacht, eine Kooperation von AEG mit Siemens im Bahnbereich zustande zu bringen, der anfangs hoffnugnsvoll erscheint. |
1993 |
AEG macht einen Verlust von 1,2 Milliarden DM. |
1993 |
Die "Temic Telefunken Kabelsatz GmbH" wird mit Verlust an ein britisches Unternehmen verkauft. - 1994 meldet es Konkurs an. |
1993 |
Es liegt ein Paket von Strukturmaßnahmen vor, die insgesamt 600 Millionen Mark kosten sollen und ein letzter Versuch sind, aus der AEG ein profitables Unternehmen zu machen. Das Konzept umfaßt fünf Schwerpunkte: ein Standortkonzept für Berlin, ein "Motorenkonzept" zur Bereinigung der Strukturprobleme bei der Motorenfertigung, ein Konzept für die Fertigung von Antrieben ("Drives"), eine Neuorganisation des Vertriebs und die Verkleinerung der Konzernzentrale. Im Komponentenbereich sollen der Fachbereich Niederspannungsschaltgeräte (Standorte: Neumünster, Hameln und Kiel, 1.800 Mitarbeiter, Umsatz 1994: etwa 320 Millionen Mark) an das Gemeinschaftsunternehmen "Power Controls B.V.", Amsterdam, der amerikanischen "General Electric" und der britischen GEC verkauft werden. Auch ist vorgesehen, die Zählerfertigung an die GEC zu veräußern. Mit den Erlösen soll eine Minderheitsbeteiligung an "Power Controls" erworben werden. Da sich GE und GEC jedoch nicht auf dieses Konzept einigen können, verkauft die AEG die Zählerfertigung an die New Yorker "Schlumberger Limited". Die Fertigung von Geräten zur Energieeinsparung mit Sitz in Hameln geht an die "F. Kromschröder AG" aus Osnabrück. |
1993 |
Die AEG-Gasturbinenfertigung geht an "GEC Alsthom" |
1993 |
Veräußerung "AEG Isolier- und Kunststoff GmbH" |
03.1993 |
Der Versuch gemacht, eine Kooperation von AEG mit Siemens im Bahnbereich muß abgebrochen werden, nachdem das Bundeskartellamt Bedenken angemeldet hat. |
Mitte März 1993 |
Die Düsseldorfer "Kiepe Elektrik GmbH", einen Ausrüster von Straßenbahnen und Hersteller von Komponenten für die Bahnstromversorgung, wird durch die AEG Mitte März von "GEC Alstom" übernommen. |
Herbst 1993 |
Die Umstrukturierung des AEG-Konzerns im Herbst wertet die Bahnsparte zum vorrangigen Unternehmenszweck auf. Der Bereich befindet sich einerseits noch im Aufbau, gleichzeitig ergibt sich erheblicher Sanierungsbedarf. Die Bahnsysteme der AEG leiden, obwohl dem gesamten Geschäft mittelfristig gute Perspektiven eingeräumt werden, wie die gesamte deutsche Bahnindustrie unter erheblichen Überkapazitäten. Diese sind unter anderem durch die Reform der Deutschen Bundesbahn verursacht worden, die de facto zu einem mehrjährigen Beschaffungsstopp führt. |
10.1993 |
Es werden Pläne über einen völligen Umbau und damit das Ende der AEG in ihrer bisherigen Struktur bekannt. Die AEG solle nur noch als Holding "im wesentlichen für die Aufgaben Steuerung, Koordinierung und Kontrolle der Geschäftspolitik sowie der Personal- und Sozialpolitik" der Unternehmensbereiche zuständig sein. Nach Bekanntwerden dieser Pläne ist man im Konzern eilig bemüht, die aufschäumenden Emotionen zu glätten. |
10.1993 |
AEG-Chef Stöckl stellt dem Aufsichtsrat des Konzerns tiefgreifende Strukturmaßnahmen vor und meint, diese würden zu "einer fundamentalen Stärkung der Position dieses Unternehmens im Daimler-Benz Konzern führen, allerdings mit einer etwas anderen Schwerpunktsetzung, als es dem Traditionsverständnis der AEG entspreche". Der gravierendste Eingriff in dieses Traditionsverständnis ist zweifellos der Verkauf der Hausgerätesparte, der schon seit Jahrzehnten immer wieder in Erwägung gezogen wurde, vor dessen Vollzug man jedoch wegen der nur schwer absehbaren Folgen zurückschreckte. Denn die Markenidentität der AEG bezieht sich inzwischen hauptsächlich auf das Hausgerätegeschäft, obwohl die AEG nach ihrem eigenen Verständnis in erster Linie ein Ausrüster von Kraftwerken, von Energieübertragungsanlagen, Lokomotiven etc. ist. |
27.10.1993 |
Edzard Reuter dementiert in einem Rundfunkinterview ein mögliches Ende der AEG, deutete allerdings zugleich weitreichende Veränderungen an, die unter anderem in einem Namenszusatz ihren Niederschlag finden würden: "Deswegen werden wir wahrscheinlich den Namen AEG ergänzen durch eine Unterzeile, in der klar wird, welches die Rolle der AEG im Konzern in Zukunft sein soll." |
09.11.1993 |
Es wird für den Bahnbereich ein Strukturkonzept bestätigt, das die Aufgabe der Fabrik an der Berliner Nonnendammallee vorsieht, mit deren Errichtung erst 1983, also während des Vergleichs, mit Unterstützung des Berliner Senats begonnen worden wurde und die nun nach Hennigsdorf verlegt werden soll, woraufhin die Berliner Landesregierung ihre finanzielle Unterstützung zurückverlangt. Insgesamt will man bei der AEG im Bahnbereich 1.500 Arbeitsplätze abbauen. Da die Kooperation mit der tschechischen CKD nicht zustande kommt, werden schließlich nur 1400 Stellen gestrichen. |
12.1993 |
Die AEG wird neu ausgerichtet. Die Hausgeräte gehen an Electrolux. |
08.12.1993 |
Der Aufsichtsrat verabschiedet die Neuausrichtung der AEG innerhalb des Daimler-Benz-Konzerns: Das Unternehmen umfaßt nach eigenem Verständnis nunmehr jene "Geschäftsaktivitäten, die zum verkehrstechnischen Stammgeschäft des Technologiekonzerns Daimler-Benz die schienengebundenen Produkte und Systeme beisteuern". Außerdem solle es "den für alle Konzernteile wichtigen Technologiezugriff in der Mikroelektronik" sichern sowie "industrielle Konzernaufgaben wahrnehmen], die nicht im engeren Sinne zum Automobilbereich oder zur Luft- und Raumfahrt gehören, sowie diejenigen, die aus dem eigenen technischen Stammgeschäft hervorgegangen sind". Im einzelnen ist die strukturelle Neuausrichtung mit der Übernahme der Mehrheit und damit der industriellen Führung bei der Temic (Erhöhung des AEG-Anteils von 50 auf 51 Prozent), der Zuordnung der MTU Friedrichshafen (bisher bei der Dasa), dem Verkauf der Hausgeräte an Electrolux und der Abgabe des Lichttechnik- und Zählergeschäfts verbunden. |
Ende 1993 |
Electrolux erwirbt Ende des Jahres - wie vereinbart - weitere zehn Prozent an der AEG Hausgeräte AG. |
1994 |
AEG bleibt in der Verlustzone |
1994 |
AEG erreicht 1994 einen Umsatz von zehn Milliarden DM. |
1994 |
Daimler möchte einen letzten Versuch mit AEG wagen. |
1994 |
Die Lichttechnik und das Zählergeschäft werden abgestoßen. |
1994 |
Jahresfehlbetrag vor Ergebnisübernahme: 357 Millionen Mark |
Anfang 1994 |
Anfang des Jahres werden die Zählerfabrik in Hameln und das Werk für Lichttechnik in Springe ausgegründet und zum Kauf angeboten. Während über Hameln mit der britischen GEC verhandelt wird, sucht man für das Zweigwerk in Springe einen anderen Interessenten. |
1994 |
Vorstellung des Lokomotivprototyps "12X". Damit kann die AEG nachweisen, daß sie hinsichtlich der technologischen Kompetenz gegenüber der Konkurrenz aufgeholt hat, die wirtschaftliche Lage verändert sich allerdings nicht. Um wenigstens Marktanteile zu halten und Arbeitsplätze zu sichern, nimmt die AEG Aufträge herein, die nicht rentabel abgewickelt werden können und das Ergebnis des Bereichs lange Zeit belasten werden. |
1994 |
Auftrag der Deutschen Bahn AG zum Bau von 80 Lokomotiven und die Option über weitere 400 Fahrzeuge der Baureihe 145 sowie der Auftrag zum Bau von Neigetechnik-Triebzügen (Baureihe 611). - Sie werden ohne die bis dahin übliche langjährige technische Erprobung in Serie gefertigt und führen im Bahnbetrieb für Pannen. |
1994 |
Erwerb der restlichen 74%-Anteile an "ElectroCom Automation Inc.", Arlington, Texas, |
1994 |
Ausgründung des Geschäfts Niederspannung in "AEG Niederspannungstechnik GmbH" |
03.1994 |
AEG will laut Ernst Georg Stöckl eine führende Rolle im Konzern übernehmen. |
04.1994 |
Der AEG wird die Ende 1993 beschlossene neue Identität verpaßt, und sie nennt sich nun offiziell "AEG Daimler-Benz Industrie". Die Einführung des neuen Signets ist Ausdruck des Bemühens, sich von den Hausgeräten als bisherigem Markenträger zu distanzieren. In einer aufwendigen Werbekampagne (Slogan "Zukunft beginnt täglich") wird versucht, das neue Erscheinungsbild und das neue Selbstverständnis im Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit zu verankern. |
04.1994 |
Die AEG und die französische "Groupe Schneider" beschließen mit Wirkung vom 1. Januar des folgenden Jahres ihre Arbeitsbereiche auf dem Gebiet Steuerungs- und Regelungstechnik zusammenzulegen (AEG Schneider Automation). Verhandlungen mit Schneider über ein Gemeinschaftsunternehmen in der Energietechnik scheitern jedoch. |
04.1994 |
Die AEG und die Bremer "Atlas Elektronik GmbH" legen ihr Geschäft auf den Arbeitsgebieten Schutz- und Netzleittechnik in der "AEG Atlas Schutz-und Leittechnik GmbH" zusammen. Das Unternehmen wird von der AEG, die 75 Prozent der Anteile hält, industriell geführt. |
Anfang Mai 1994 |
Anfang Mai unterzeichnen die AEG und die niederländische "Philips Lighting" eine Absichtserklärung über den Erwerb der Lichttechnik durch Philips. |
04.05.1994 |
Die Verhandlungen zur vollständigen Abgabe Der "AEG Hausgeräte AG" an "Electrolux AB" werden abgeschlossen. Insgesamt entrichtet der schwedische Konzern einen hohen Betrag, nämlich 730 Millionen Mark, zahlbar in drei Raten innerhalb von 18 Monaten nach dem Kauf, und übernimmt außerdem sämtliche Finanzschulden. |
Anfang Juli 1994 |
Anfang Juli gehen sämtliche noch in Besitz der AEG befindlichen Aktivitäten der ehemaligen AEG Olympia an die ELITE-Gruppe aus Hongkong. Hierzu zählen das in 120 Ländern präsente Vertriebsnetz, eine Schreibmaschinenfabrik in Mexiko und 17 ausländische Tochtergesellschaften der "AEG Olympia". Alles in allem wechselt ein Unternehmen mit 450 Millionen Mark Umsatz, in dem 2.200 Menschen arbeiteten, den Eigentümer. Die "AEG Olympia Office GmbH" bleibt weiter bestehen, befaßt sich aber nur noch mit der Vermarktung eines Gewerbeparks, der auf dem Wilhelmshavener Olympia-Grundstück eingerichtet wird. - Alles in allem mußte die AEG für die Bürokommunikation seit 1983 über zwei Milliarden Mark aufbringen. Allein die Schließung kostete 948 Millionen Mark. |
01.10.1994 |
Nachdem im Juni 1994 die europäischen Kartellbehörden zugestimmt haben, wird die "AEG Hausgeräte AG" in den Electrolux-Konzern integriert, der auch ohne zeitliche Begrenzung das Markenzeichen übernimmt. |
06.10.1994 |
Start der Pilotfertigung für eine neue Hochleistungsbatterie (Natrium-Nickel-Chlorid-Batterie) |
12.1994 |
Die AEG veräußert den Bereich Heizungsregelungssysteme der "AEG Zähler GmbH" an die "G. Kromschröder AG" in Osnabrück. |
Mitte Dez. 1994 |
Ein kurzer Bericht in der "Wirtschaftswoche" mit dem Titel "Aus für die AEG" Mitte Dezember sorgt in der Zentrale des Unternehmens für erhebliches Aufsehen. Darin hieß es, der designierte Daimler-Benz-Chef, Jürgen Schrempp, beabsichtige, den Technologiekonzern zum integrierten Verkehrskonzern umzubauen. In dieses Konzept, so die "Wirtschaftswoche", passe die AEG nicht mehr hinein. Nur die Bereiche Bahnsysteme und Mikroelektronik blieben erhalten und würden direkt an die Konzernzentrale angehängt. Die MTU Friedrichshafen, die ohnehin von der AEG ohne Kapitalbeteiligung nur geführt wurde, sollte zu Mercedes-Benz gehen. Der Rest der AEG werde aufgelöst, die noch freien Aktionäre ausbezahlt. |
Ende 1994 |
Kare Vagner, Vorstandsmitglied für den Bahnbereich bei ABB, lädt Ende des Jahres AEG-Chef Stöckl zu einem Treffen am Züricher Flughafen ein. Dort eröffnet der dänische Manager dem Vertreter der AEG, daß auch für ABB eine Fortsetzung der Bahnaktivitäten ausschließlich in eigener Regie zu riskant erscheine und man deshalb Möglichkeiten einer Kooperation oder Fusion mit dem entsprechenden Geschäftszweig der AEG ausloten wolle. Anfang 1995 werden direkte Verhandlungen aufgenommen. |
1994 |
Am Jahresende liegt der Umsatz um 3,4 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Verlust im operativen Geschäft beläuft sich auf 500 Millionen Mark, verursacht im wesentlichen durch eine geringe Auslastung der Fabriken, Preisverfall und höhere Rückstellungen. Erneut offenbart sich das Dilemma der AEG: ein zu geringer Marktanteil, ein zu geringer Fertigungsanteil im Ausland, fehlende Vertriebsrepräsentanz und technischer Rückstand. Der Verlust kann gegenüber 1992 nur deshalb klein gehalten werden, weil der Strukturaufwand geringer ausfiel und bedeutende Aktivitäten verkauft wurden. So erbrachte die Abgabe des Hausgerätegeschafts sowie die Veräußerung weiterer Geschäftsfelder einen Gewinn von 300 Millionen Mark. |
1995 |
Es fallen 1995 1500 Stellen weg. |
1995 |
Es wird für 1995 ein Anstieg des Umsatzes auf zwölf bis 13 Milliarden DM erwartet. |
1995 |
Es wird ein Verlust von 1,3 Milliarden DM verzeichnet. |
1995 |
AEG bleibt in der Verlustzone. |
1995 |
Der Konzern erleidet einen Verlust von 2,256 Milliarden Mark, wovon allein 1,5 Milliarden Mark auf Strukturmaßnahmen entfallen. Als Umsatzziel waren für die AEG 14,5 Milliarden Mark vorgesehen, von dem die Industrieautomatisierung vier Milliarden Mark, die Bahnsysteme 2,5 Milliarden Mark, die Hausgeräte und die Energietechnik jeweils drei Milliarden Mark und die Mikroelektronik vier Milliarden Mark beitragen sollten. |
01.01.1995 |
Aufteilung des Tochterunternehmens "Schorch GmbH" in die "Schorch Elektnsche Maschinen und Antriebe GmbH" und in die "AEG Schorch Transformatoren GmbH" zum 1. Januar. |
01.01.1995 |
Veräußerung der "AEG Zähler GmbH" an die New Yorker "Schlumberger Limited" zum 1. Januar 1995 |
16.01.1995 |
Die AEG und die "Cegelec S.A.", der Unternehmensbereich Industrieanlagen von Alcatel Alsthom, unterzeichnen einen Vertrag zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für antriebsorientierte Automatisierungstechnik ("Cegelec AEG Drive Systems GmbH"), an dem die Franzosen einem Anteil von 51 Prozent und damit die Führung übernehmen. |
01.02.1995 bis 31.03.1995 |
Stöckl berichtet über etliche lukrative Aufträge. |
26.03.1995 |
Ankündigung durch Chefs von Daimler-Benz und ABB, Edzard Reuter und Percy Barnevik, daß das Bahngeschäft beider Konzerne in einem Unternehmen zusammengelegt werden solle. Betroffen sind davon der gesamte AEG-Schienenfahrzeugbereich (1,5 Milliarden Mark Umsatz) und die "ABB Henschel AG" (2,7 Milliarden Mark Umsatz). Daimler-Benz zahlt, da der AEG-Bereich wesentlich kleiner ist, an ABB einen Ausgleich von 900 Millionen US-Dollar. Ferner vereinbaren Daimler-Benz und ABB, das Gemeinschaftsunternehmen nach dem "arms-length-Prinzip" führen zu lassen, so daß keiner der Partner die Führung übernehmen kann. Damit wird die Bahntechnik, die erst ein Jahr zuvor zum eigentlichen Unternehmenszweck der AEG erklärt worden war, nicht mehr operativ geführt. - Vor dem AEG-Aufsichtsrat begründet Stöckl den Schritt zur Gründung von ADtranz mit der angespannten Situation auf dem Bahnmarkt: Danach sei die Situation durch einen drastischen Preisverfall, einem "traumatischen" Anstieg der Kapazitäten in der deutschen Bahnindustrie seit der Wiedervereinigung sowie durch die Deregulierung des Marktes gekennzeichnet. Die AEG habe, so Stöckl, vor der Alternative gestanden, entweder aus dem Bahngeschäft ganz auszusteigen oder sich auf die Herstellung von Fahrzeugen des Nahverkehrs (z.B. Straßenbahnen) zu beschränken. Zum selbständigen Ausbau des Geschäftsfeldes reiche die Kraft nicht aus. Keiner der sonstigen Bahnhersteller sei bereit gewesen, seinen Anteil zugunsten der AEG zu verkaufen. |
24.05.1995 |
Daimler-Benz-Chef tritt sein Amt an. Die fünfunddreißig Geschäftsfelder werden überprüft; die Überlebenschance der AEG Daimler-Benz Industrie AG ist gering |
09.08.1995 |
Nachdem im Sommer keine Entscheidungen gefallen waren, wendet sich der Gesamtbetriebsrat des AEG-Konzerns in einem besorgten Brief an den neuen Daimler-Benz-Chef Schrempp und setzt sich darin für einen Erhalt der AEG in ihrer tradierten Struktur ("AEG Classic") ein. |
Anfang Sept. 1995 |
In Schrempps Antwort auf den Brief vom Gesamtbetriebsrat vom Vormonat macht der Chef der Daimler-Benz das Überleben des Elektrokonzerns von dessen künftiger Rendite anhängig. |
Ende Sept. 1995 |
Stöckl in einer Rede vor dem Vorstand und Gesamtbetriebsrat teilt Schrempp mit: "Wegen der gesamtstrategischen Ausrichtung des Daimler-Benz-Konzerns sind unsere Geschäftsbereiche Anlagen und Automatisierungstechnik sowie Energieverteilung nicht mehr als Kerngeschäftsfelder des Konzerns eingestuft." Lediglich die Temic die MTU und das im Aufbau befindliche Gemeinschaftsunternehmen auf dem Gebiet der Bahntechnik werden noch zu den Kerngeschäftsfeldern der AEG gezählt. |
10.1995 |
Die Europäische Kommission stimmt der geplanten Fusion von "ABB Henschel" und der AEG-Schienenfahrzeugsparte mit der Auflage zu, daß die zum AEG-Geschäftsfeld Bahnsysteme zählende "Kiepe Elektrik GmbH" veräußert werden müsse. |
1. Oktoberhälfte 1995 |
In der ersten Oktoberhälfte verdichten sich dann Gerüchte über eine direkte Anbindung der AEG an Daimler-Benz. |
20.10.1995 |
Der AEG-Vorstand stellt während einer Strategieklausur fest, daß die AEG ohne umfangreiche Investitionen oder die Hereinnahme von Partnern keine stabilen Erträge erwirtschaften könne. |
23.10.1995 |
Vorstandschef Schrempp teilt vor den Aufsichtsräten von Daimler-Benz mit, daß von den AEG-Geschäftsfeldern Energie- und Automatisierungstechnik keine soliden Kapitalrenditen zu erwarten seien. |
31.10.1995 |
Verkauf der Industrieautomatisierung und der Energietechnik. |
08.11.1995 |
Der Aufsichtsrat des Daimler-Benz-Konzerns tagt. Noch ist nicht eindeutig bestimmt, wie die Restaktivtäten der AEG verwaltet werden sollen. Man geht aber davon aus, daß es eines Konzernüberbaus künftig nicht mehr bedürfe. |
09.11.1995 |
Stöckl informiert seine Vorstandskollegen in Frankfurt vom Verlauf der Daimler-Benz-Aufsichtsratssitzung und bestätigt deren grundlegende Bedeutung für das weitere Schicksal der AEG. Die Auflösung des Konzernüberbaus, also der Konzernzentrale, sei, so Stöckl, allerdings nur als "Szenario" diskutiert worden. Zugleich präsentiert der AEG-Chef den Fahrplan zur Durchführung eines ganzen Pakets an Strukturmaßnahmen, die er gemeinsam mit zwei Vorstandsmitgliedern hatte ausarbeiten lassen. Zunächst wird ein Ablaufplan ("Masterplan") vorgestellt, mit dem Ziel, die Strukturmaßnahmen "insbesondere bezüglich der freien Aktionäre und der Pensionäre" abzusichern. Hierzu soll ein Team ausgewählter Mitarbeiter und externer Berater gebildet werden. Diesem übergeordnet sind jeweils die Vorstandsvorsitzenden der AEG und der Daimler-Benz AG sowie ein sogenannter Lenkungskreis, der sich aus Mitgliedern des Daimler-Benz-Vorstands zusammensetzt. |
19.12.1995 |
Nach einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses, läßt die Konzernführung verlauten, daß die weltweit tätigen Bereiche Energietechnik mit 9.000 Mitarbeitern und zwei Milliarden Mark Umsatz sowie Automatisierungstechnik mit 6.000 Beschäftigten und 1,5 Milliarden Mark Umsatz mit wirtschaftlicher Wirkung vom 1. Januar des folgenden Jahres verkauft werden sollen. - Die Verkaufsverhandlungen ziehen sich bis Ende 1996 hin. Die Energietechnik wird an "GEC Alsthom" veräußert, die Automatisierungstechnik geht an Cegelec, die bereits 1995 den Bereich antriebsorientierte Automatisierungstechnik erworben hatte. |
1996 |
AEG erreicht 1996 die Gewinnzone. |
1996 |
Die Bereiche Bahnsysteme mit ABB, Mikroelektronik, Dieselantriebe und Energietechnik werden 1996 positiv abschließen. |
1996 |
Die sterblichen Überreste in Form des Werksmuseums und des Archivs zur Firmengeschichte werden dem Museum für Verkehr und Technik in Berlin übergeben. |
01.01.1996 |
"Mit wirtschaftlicher Wirkung" gehen die beiden Kernbereiche Energieverteilung mit 9 000 sowie die Anlagen- und Automatisierungstechnik mit 6 000 Beschäftigten in das Reich des französischen Großkonzerns Alcatel Alsthom über. |
1996 |
Die Frankfurter AEG-Zentrale mit 700 Beschäftigten wird geschlossen. |
01.01.1996 bis 30.04.1996 |
AEG steigert den Umsatz um 23 Prozent auf 2,2 Milliarden DM. |
01.01.1996 |
Ausgründung des Geschäfts Energietechnik in die "AEG Energietechnik GmbH" und Veräußerung des weltweiten Geschäfts AEG Energietechnik an "GEC Alsthom", Paris. Hierbei u.a. Veräußerung der Anteile an AEG Sachsenwerk, AEG Schorch Transformatoren, AEG Starkstromanlagen Dresden (SAD), E.I.B, AEG ETI. Alcatel übernimmt die Sparten Energietechnik und Industrieautomatisierung der AEG. |
01.01.1996 |
Alle operativen Bereiche werden in 20 selbstständige Einheiten ausgegründet. |
1996 |
Stöckl kündigt eine Ertragswende an. |
1996 |
Die AEG-Bereiche Energietechnik und Industrieautomatisierung werden an GEC Alsthom und Cegelec S.A. veräußert. |
1996 |
Abgabe der "AEG Niederspannungstechnik GmbH" an "General Electric Co." |
1996 |
Veräußerung von "AEG Elotherm GmbH", "Elektro-Mechanik GmbH", "Lloyd Dynamowerke GmbH", "AEG Sensorsysteme GmbH" (vormals "Internationale Fluggeräte und Motoren GmbH"), "Schorch Elektrische Maschinen und Antriebe GmbH", "AEG Fabrica de Motores S.A." (Spanien) u.a. an die "Elexis Elektroholding AG" |
1996 |
Veräußerung des 50%-Anteils an den "JV Kleinmotoren" (FHP Motors GmbH) an Electrolux |
1996 |
Veräußerung des 50%-Anteils am Joint Venture EUPEC von der AEG an Siemens |
1996 |
Veräußerung des Geschäfts der "Modular Computer Systems Inc." (MODCOMP), USA |
1996 |
Veräußerung des 50%-Anteils am Joint Venture "AEG Schneider Automation" an Schneider, Paris |
1996 |
Veräußerung der 49%-Anteile an Cegelec AEG SAS |
01.01.1996 |
Ausgründung des Geschäfts in die "AEG Automatisierungstechnik GmbH", Frankfurt am Main, und Veräußerung des weltweiten Geschäfts (AAT) an Cegelec, Paris |
17.01.1996 |
Pläne zur Auflösung der Zentrale der AEG in Frankfurt |
17.01.1996 |
Beschluß: die Bereiche Mikroelektonik, Bahnsysteme, Postautomatisierung, werden Daimler-Benz unterstellt |
17.01.1996 |
Beschluß: die Bereiche Anlagen- und Atuomatisierungstechnik .. werden in GmbHs umgewandelt |
17.01.1996 |
Der AEG-Aufsichtsrat beschließt die Verschmelzung der AEG auf die Daimler-Benz AG, was dem Ende des Elektro-Konzerns gleichkommt. Zwar widersprechen die Arbeitnehmervertreter den Auflösungsplänen, doch macht Aufsichtsratschef Schrempp von seinem Doppelstimmrecht Gebrauch. Es folgt die geschäftsmäßige Abwicklung eines Konzerns. Das im Daimler-Benz-Konzern im Dezember 1995 eingerichtete "Steering Comittee" beaufsichtigt die ordnungsgemäße Abwicklung des Konzerns. Die eigentliche Abwicklung ist ein äußerst umfängliches und kompliziertes Vorhaben, in dessen Verlauf zunächst nahezu das gesamte Vermögen der AEG auf eine Tochtergesellschaft, die EHG Elektroholding GmbH (EHG), übertragen und anschließend die AEG auf die Daimler-Benz AG verschmolzen wird. Diese Aufgabe blibt einer Gruppe von Experten beider Konzerne vorbehalten. Durch die Übertragung fast sämtlicher Vermögenswerte beschränkte sich die AEG "im wesentlichen auf die Funktion einer Holding", die auf die Muttergesellschaft verschmolzen werden soll. Für die freien Aktionäre der AEG wird im Zuge der anstehenden Verschmelzung ein Umtauschverhältnis von 7: l für den Aktientausch festgelegt. Allerdings bleibt das alte, aus dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag bestehende Verhältnis von 5: l bis zum Zeitpunkt der Verschmelzung bestehen. |
06.03.1996 |
Eine überraschend ruhig verlaufene außerordentliche Hauptversammlung stimmt in Berlin der Ausgründung der Kernbereiche Energietechnik sowie Anlagen- und Automatisierungstechnik zu. Die ausgegründeten Geschäftsbereiche brauchen die AEG als Holding nicht mehr. |
07.03.1996 |
Die AEG AG ist jetzt eine reine Holding mit alleinigen Sitz in Frankfurt/Main. |
Anfang Juni 1996 |
Bis Anfang Juni erhöht sich der Daimler-Benz-Anteil an der AEG durch Aktientausch auf über 97 Prozent. |
05.06.1996 |
Mit der Hauptversammlung endte AEG. Auf der Tagesordnung steht die Verschmelzung der AEG mit der Mutter "Daimler-Benz". Dieser Vorgang wird rückwirkend zum 1. Januar mit der Eintragung in das Stuttgarter Handelsregister rechtsgültig. Es folgt ein Spaltungs- und Übernahmevertrag der "AEG AG" und ihrer Tochter "EHG Elektroholdung GmbH"; durch den Vertrag werden Vermögen, Verbindlichkeiten, Schulden, Verträge, Rechtsverhältnisse der AEG zum 1. Januar auf die Zwischenholding übertragen. Die EHG bleibt als Teil des Daimler-Benz-Konzerns zwar bestehen, hält aber nur noch Marken und Schutzrechte der einstigen AEG. Außerdem verwaltet sie die Rückstellungen, die für die rund 45.000 Pensionsberechtigten der AEG bebildet wurden. Ende 1996 sollen in der ehemaligen Konzernzentrale in Frankfurt die Lichter ausgehen. |
06.06.1996 |
Letzte Hauptversammlung der AEG in Berlin. Sie bestätigt die Verschmelzung des Konzerns auf Daimler-Benz |
Mitte Sept. 1996 |
Eintragung der Verschmelzung mit Daimler-Benz in das Handelsregister. |
20.09.1996 |
Für die Muttergesellschaft Daimler Benz ist das Kapitel AEG mit der Eintragung der Verschmelzung im Handelsregister Stuttgart abgeschlossen. |
1996 |
Bis Ende des Jahres veräußert die "EHG Elektroholding GmbH" den 50-Prozent-Anteil an Adtranz und den 51-Prozent-Anteil an der Temic an die Muttergesellschaft. |
1997 |
Die Postautomatisierung der AEG ("AEG Electrocom GmbH", "AEG Postautomation GmbH" und "ElectroCom Automation Inc.") wird direkt an die Siemens AG verkauft. |
Anfang Apr. 1997 |
Die "Siemens AG" übernimmt die "AEG-Electrocom" von Daimler-Benz und ordnet sie ihrem Geschäftsfeld Automatisierungstechnik in Nürnberg zu |
14.03.2007 |
Der letzte Geschirrspüler läuft im Electrolux-Werk Muggendorf vom Band. Damit geht die AEG-Hausgerätefertigung zu Ende, und die Produktionsanlagen werden anschließend abgebaut. |
01.08.2010 |
Die "AEG Hausgeräte GmbH" in Rothenburg ob der Tauber wird in "Electrolux Rothenburg GmbH Factory & Development" umbenannt. Grund für die Umbenennung ist die Verschmelzung der "AEG Hausgeräte GmbH" und der "Electrolux Immobilien GmbH am 1. August, rückwirkend zum 1. Januar. Damit wird das Werk vom Mieter zum Eigentümer der Liegenschaften in Rothenburg. Die Marke AEG dagegen bleibt. |