Friedrich Wannieck & Co.

Allgemeines

FirmennameFriedrich Wannieck & Co.
OrtssitzBrünn (Mähren)
StraßeGlockengasse
Art des UnternehmensMaschinenfabrik
AnmerkungenWannieck baute zunächst Corliss-Maschinen, später Maschinen mit Muschelschieber. Stellte auf der Weltausstellung Wien 1873 eine Corliss-Dampfmaschine mit patent. Expansionssteuerung (Patent Wannieck-Köppner), eine Luftpumpe, Dampfspeisepumpe und eine Diffusions-Rübenschneidemaschine aus. Baute seit 1890 auch Sulzer-Ventilmaschinen. Seit 1901 Teil der "Ersten Brünner Maschinenfabrik" als "Wannieckwerk" (s.d., auch dessen Produkte), ab 1937 zu den Waffenwerken Brünn. Auf dem Gelände entstand nach 2000 ein großes Einkaufszentrum.
Quellenangaben[Matschoss (1908) II, 74+78+144] [VDI 49 (1905) 1853] [Hundertjährige Geschichte der Ersten Brünner Masch.-Fabr.-Ges. (1921) 132] http://www.objectifreussir.ch
Hinweise[Amtlicher Catalog der Ausstellung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder Österreichs (1873) 362]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
18.07.1838 Geburt von Friedrich Wannieck. Er ist deutschsprachiger Tscheche, und der Vater besitzt ein Textilwarengeschäft. - Nach seinem Studium an der Brünner Realschule, der Wiener Technischen Hochschule und dem Polytechnikum in Karlsruhe hält er sich einige Zeit in England und Schottland auf.
02.12.1864 Friedrich Wannieck kehrt aus England und Schottland nach Brünn zurück. Er entscheidet sich, sich selbständig zu machen. Er will Maschinen bauen, aber weil ihm die finanziellen Mittel fehlen, verbindet er sich mit dem Brünner Unternehmer Philipp Jellinek. Am 2. Dezember kaufen beide Partner ein Haus mit Garten vor den Stadtmauern und bauen auf dem Grundstück eine Gießerei mit Kuppelofen, Kesselraum mit Kessel und Dampfmaschinen und Montagewerkstätten.
21.03.1865 Gegründet durch Friedrich Wannieck (* 18.07.1838, + 21.04.1919) und Philipp Jellinek als "Friedrich Wannieck & Phil. Jellinek, Brünn", man baut von Anfang an Dampfmaschinen
1866 Wannieck beginnt mit Bau der von Julius Robert in der Zuckerfabrik Seelowitz entwickelten Diffusionsbatterien.
1868 Aufnahme des Baus von Dampfmaschinen mit Farcot-Schleppschiebersteuerung
01.01.1869 Trennung Wanniecks von Philipp Jellinek, Wannieck ist ab 1. Januar Alleininhaber. Umbenennung in "Friedrich Wannieck, Eisengießerei & Maschinen-Fabrik". - Das Unternehmen wird Spezialist im Dampfmaschinenbau.
1871 Aufnahme des Baus von Dampfmaschinen mit Corliss-Steuerung
1873 Die Wannieck-Steuerung (Flachschieber mit getrennten Gehäusen für beide Zylinderseiten und Expansionsschieber) wird abgeändert: Grund- und Deckschieber erhalten getrennte Kammern
1874 Einführung der Wannieck-Köppner-Steuerung durch Chefingenieur Hermann Köppner (eine Corliss-Steuerung die anstelle von Drehschieber mit Flachschieber ausgestattet ist)
09.09.1877 Patent D.R.P. 4281 am Friedrich Wannieck und Hermann Köppner in Brünn für Neuerungen an der Expansionssteuerung von Wannieck und Köppner. Die in der Patentschrift No. 2491 erläuterte Steuerung läßt sich modifizieren. Es sind hier getrennte flache Dampfein- und Auslaßschieber angewendet, von denen die ersteren, auf den Zylinder, die letzteren, unter denselben gelegt werden können. Die Einlaßschieber, welche zugleich Expansionsschieber sind, werden in ganz ähnlicher Weise unter Einfluß des Regulators geöffnet und ausgelöst bezw. geschlossen, wie dies bei der in der Patentschrift No. 2491 beschriebenen Expansionsmaschine der Fall ist.
März 1888 Edmund Gams (*1859; vorher Ingenieur bei "Gebr. Sulzer") bewirbt sich um den Posten des technischen Direktors unter der Bedingung, daß Wannieck in Zukunft von einer Konkurrenz mit Sulzer absehen und mit ihr eine gegenseitig gerechte Vertragsbeziehungen pflegen werde. Wannieck akzeptiert die von Gams geforderten Bedingungen, und er wird im März Nachfolger des 1887 ausgeschiedenen Köppner. - Gams schließt mit Sulzer in Winterthur einen Vertrag ab, wonach in Brünn Sulzer'sche Ventilmaschinen mit zuglieferten Teilen (z.B. Zylinder, Steuerung, Regulator) montiert werden sollen.
06.1888 Die ersten Zeichnungen für die Sulzerschen Ventilmaschinen kommen an. Die darauf beruhenden ersten Ausführungen betreffen Schwungräder, Kurbelwellen und Luftpumpen, denen später Gestellbalken und Gestänge folgen. Dampfzylinder, Steuerungen und Regler werden zunächst in Winterthur hergestellt. In der Vorbereitung zum Bau von Sulzer-Maschinen werden Maschinenausrüstungen und Werkzeuge komplettiert und modernisiert und neue Meßgeräte und Kaliber, die bei Sulzer in Winterthur üblich sind, eingeführt.
22.04.1890 Vertrag über die Zusammenarbeit mit "Gebr. Sulzer" in Winterthur und über die Gründung einer Kommanditgesellschaft
01.07.1890 Aufnahme von Edmund Gams, August Hnevkovsky und Gebr. Sulzer als Teilhaber, Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft als "Friedrich Wannieck & Co. in Brünn, Mähren, Österreich". Wannieck legt 41 2/3 des Gesamtkapitals ein, beide Direktoren je 8 1/3. Die Firma Gebrüder Sulzer wird Kommanditistin und legt gleiche Einlage wie Wannieck ein. - Die durch die Umwandlung gewonnenen Finanzmittel werden nach weiteren von Gams initierten Verhandlungen mit Sulzer in Bauten im Brünner Werk investiert.
1891 Werksneubau auf einem angrenzenden Gelände. Nach einjähriger Bauzeit entstehen zwei Montagehallen, eine neue Gießerei, eine Modelltischlerei. Auch der seit langem angestrebte Anschlussbahngeleise wird fertiggestellt.
1893 Dipl.-Ing. Leopold Kliment tritt ein. Er wird Oberingenieur
1894 Der Abteilung Dampfmaschinen wird der Bau von Niederdruck-Kreiselpumpen System Sulzer zugeteilt, dazu kommt der Bau von Pumpen mit rotierenden Zylindern Ausführung Bibus.
1894 Der Abteilung Dampfmaschinen wird der Bau von Niederdruck-Kreiselpumpen System Sulzer zugeteilt, dazu Pumpen mit rotierenden Zylindern Ausführung Bibus.
1894 Adolf Frei tritt bei "F. Wanniek & Cie." in Brünn ein. Er wird vorwiegend im Außendienst eingesetzt und erhält schon bald verantwortungsvolle Aufgaben.
Frühj. 1895 Abschluß eines Vertrages zwischen "Wilhelm Schmidt & Co." auf der einen Seite und "Gebrüder Sulzer" in Winterthur sowie "Friedrich Wannieck und Co." auf der anderen Seite. Danach Aufnahme des Baus von Heißdampfmaschinen nach den Patenten von Wilhelm Schmidt (* 18.02.1858, + 16.02.1924)
1895 Beginn der Herstellung von vollständigen Dampfmaschinen mit Sulzer-Steuerung. Die Herstellung und Verbesserung von Einrichtungen und Maschinen für Zuckerfabriken bleibt auch in der Kommanditgesellschaft Wannieck-Sulzer der Schwerpunkt.
1897 Oberingenieur Leopold Kliment führt vor 1897 die Kliment-Kolbenventilsteuerung ein
1897 Direktor Gams verläßt wegen Krankheit freiwillig seinen Posten. Die technische Führung übernimmt der Oberingenieur Dipl.-Ing. Leopold Kliment
1898 Nach dem Abgang von Edmund Gams (1897) steht die Entscheidung an, auf welche Weise die KG fortgeführt werden soll. Wannieck entfernte sich aufgrund seines Alters immer mehr von seinem Unternehmen, und sein Sohn Friedrich Oskar will nicht die Unternehmensleitung übernehmen. Auch Gebrüder Sulzer haben kein Interesse nach Auslauf des Gessellschaftsvertrages Ende 1899, weiterhin Kommanditisten bei Wannieck zu bleiben oder sie zu übernehmen und selbst zu führen. Man beginnt daher, über die Gründung einer Aktiengesellschaft nachzudenken.
April 1900 Übernahme durch die "Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft", welche das Werk als Wannieck-Werk weiterführt
18.04.1900 Sitzung der Führung der "Ersten Brünner" betreffs Verschmelzung beider Großfirmen. Die Tagesordnung besagt unter anderem: "... das Maschinenfabriks-Unternehmen der Firma Friedrich Wannieck & Co. unserem Unternehmen anzugliedern. Ein weiterer Ansporn war für uns auch der Umstand, daß wir mit der Erwerbung des Unternehmens der Firma Friedrich Wannieck & Co. in deren Verhältnis zu der Firma Gebrüder Sulzer in Winterthur eintreten, welche Verbindung wir als sehr wertvoll für uns halten."
1901 Übernahme des Wannieckwerkes durch die Erste Brünner Maschinenfabrik. - Dort beginnt 1902 der Bau von Parsons-Dampfturbinen
21.04.1919 Tod von Friedrich Wannieck
1937 Das aus Rationalisierungsgründen inzwischen stillgelegte Werk wird von der Ersten Brünner Maschinenfabrik an die Waffenwerke Brünn verkauft.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Brief-, Küchen- und Handelswaagen          
Dampfkessel         z. B. Wasserrohrkessel, Dampfkessel mit einer Heizfläche von 50 Quadratmetern
Dampfmaschinen 1865 Beginn ab Gründung 1900 Anschluß an "Erste Brünner" Seit um 1890 auch Sulzer-Ventilmaschinen
Diffusionsbatterien 1866 Beginn      
Fördermaschinen          
Fördermaschinen          
Fräsmaschinen 1890 um 1890 1890 um 1890 Patent Wannieck-Köppner
Maschinen für Bierbrauereien          
Maschinen für Brennereien          
Maschinen für Getreidemühlen          
Maschinen für Malzfabriken          
Maschinen für Ölfabriken          
Maschinen für Sägwerke          
Maschinen für Spiritusfabriken          
Maschinen für Wollwäschereien          
Rübenschnitzelmaschinen          
Schmiereinrichtungen 1890 um 1890 1890 um 1890 wie Schmiergefäße und Ölpumpen
Speisewasseraufbereitungsanlagen 1890 um 1890 1890 um 1890  
Speisewasseraufbereitungsanlagen 1890 um 1890 1890 um 1890  
Wanddampfpumpen          
Wasserhaltungsmaschinen          
Wasserhaltungsmaschinen          
Zentrifugen für Molkereien          
Zentrifugen für Molkereien          
Ziegeleimaschinen          




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine   Friedrich Wannieck & Co.