Dampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder


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Dampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder: Anordnung der Pumpanlage Dampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder: Längsschnitt Pumpanlage Dampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder: Querschnitt Pumpanlage Dampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder: Lageplan des Polders
Dampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder: Lageplan des Maschinen- und Kesselhauses Dampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder: Längsschnitt durch einen Kessel Dampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder: Grundriß der Kesselanlage


Allgemeines

FirmennameDampfschöpfwerk am Vehlgast-Dammerower Polder
OrtssitzVehlgast-Kümmernitz
OrtsteilVehlgast
Postleitzahl39539
Internet-Seitehttp://www.altes-schoepfwerk-vehlgast.de
Art des UnternehmensPolderpumpwerk
AnmerkungenDient zu Entwässerung des Vehlgast-Dammerower Polders (716 ha), einer Niederung des unteren Havelgebiets, der mit Sommerdeichen (zur Fernhaltung des Elb-Hochwassers im Sommer) eingefaßt ist. Ziel ist die Senkung des Wasserspiegels 0,5 m unter dem Niveau der Wiesen und 1,6 m unter dem der Äcker vom 15. Mai bis 1. November. Im Winter soll die Straße nach Vehlgast hochwasserfrei gehalten werden. Mittlere Hubhöhe und Pump-Tage betragen im Sommer 0,67 m (132 Tage), im Winter 0,74 m (77), in der Übergangszeit 0,95 m (15). In 12 Stunden sollen durchschnittlich 31.000 cbm um 0,71 m gehoben werden; maximal: 45.000 cbm/d auf 1,61 m Höhe oder 250.000 cbm/d auf 0,32 m. Baukosten: 68.174,42 Mark (Maschinen: 26.910 M, Gebäude: 25.378 M); 50% vom Staat,der Rest durch Anleihen. Erbaut durch Baurat Lühning. Mittlere Kosten (einschl. Tilgung): 7,04 Mark/ha*a; jährlicher Nutzen für die Landwirtschaft: 30.000 Mark.
Quellenangaben[VDI 50 (1906) 588] [Zeitschr. für Bauwesen 56 (1906) H. 1-3, mit Abb.]
HinweiseVon der 1901 errichteten Ursprungsanlage ist noch das Maschinenhaus mit einer originalen Pumpe (Baujahr 1900) und dem elektrischen Antrieb von 1926 erhalten. Es handelt sich um eines der letzten urspr. dampfbetriebenen Polderpumpwerke Deutschlands, von dem noch Originalsubstanz vorhanden ist. Der Verein "Altes Schöpfwerk Vehlgast e.V." hat es sich zum Ziel gemacht, Gebäude und Maschinen zu restaurieren und das technische Denkmal als historische Schauanlage dem Publikum zugänglich zu machen. Es ist zu wünschen, dass sich öffentliche Geldgeber, Institutionen und Sponsoren finden, damit das Schöpfwerk saniert und als Attraktion den Besuchern der Bundesgartenschau 2015 gezeigt werden kann.




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
Juli 1900 Ausschreibung eines allgemeinen Wettbewerbs der Pumpanlage unter folgenden Bedingungen: In 12 Stunden sollen durchschnittlich 31.000 cbm um 0,71 m gehoben werden; maximal: 45.000 cbm/d auf 1,61 m Höhe oder 250.000 cbm/d auf 0,32 m. - An der Ausschreibung beteiligen sich die Firmen R. Wolf in Magdeburg und die Maschinenfabrik Cyklop, Berlin. Beide bieten Kreiselpumpen an.
07.07.1900 Die Satzungen erhalten die landesherrliche Genehmigung
31.08.1900 Der Firma Cyklop (Mehlis & Behrens) in Berlin wird der Zuschlag erteilt.
03.10.1900 Beschränkte Verdingung der Bauarbeiten
Anfang Okt. 1900 Beginn der Bauarbeiten
Weihn. 1900 Die Arbeiten unter Wasser werden fertiggestellt, und der Deich kann geschlossen werden. - Ein milder Spätherbst und niedrige Wasserstände gebünstigten die Gründungsarbeiten.
Anf. Jan. 1901 Die Kessel sind trotz des strengen Frostes aufgestellt und mit Fachwerk umbaut, die Maschinenfundamente sind fertiggestellt, und der Schornstein ist zur Hälfte errichtet.
Anf. März 1901 Nach einem strengen und anhaltenden Frost tritt wieder Tauwetter ein, und die Arbeiten werden wieder aufgenommen.
13.04.1901 Das Schöpfwerk wird in Gegenwart des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg in Betrieb genommen. - Die Baukosten betragen zusammen 68.174,42 Mark (Voranschlag: 68.200 Mark); für die Maschinen: 26.910 Mark (Kreiselpumpen mit Rohren: 13.050 Mark, Dampfmaschinen: 8.830 Mark, Dampfkessel: 9.900 Mark, Rohrleitungen und Zubehör: 3.230 Mark), Betriebskosten: 2.529,45 Mark, HOch- und Tiefbau: 25.377,71 Mark, davon 2.108,50 Mark für den Schornstein; Grabensanierung: 2.749,96 Mark, Allgemeinkosten: 2.024,30 Mark.
1926 Umstellung von Dampf- auf eletrischen Betrieb: an die Stelle des Schwungrads tritt eine Riemenscheibe. Der Antrieb erfolgt nun über Drehstrommotoren mit Schleifringläufer.
2010 Der Ortschaftsrat beschließt eine Dorfentwicklungsplanung. Auf deren Grundlage ist vorgesehen, in unmittelbarer Nahe zum Schopfwerk einen Wasserwanderrastplatz anzulegen.
2011 Gründung des Fordervereins "Altes Schopfwerk Vehlgast". Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Anlage zu erhalten und so herzurichten, dass Interessierte die Moglichkeit haben, an dem ursprunglichen Ort, in einem technischen Denkmal eine weitgehend originale Anlage zu besichtigen und sich uber die Entwickung der Meliorationstechnik ein Bild zu machen.
2015 Zur Bundesgartenschau, die auch in Havelberg stattfindet, soll eine Ausstellung vor Ort eingerichtet werden.
2015 Der bisherige Havel-Altarm, an dem sich das Schöpfwerk befindet, soll wieder an die Havel angeschlossen sein.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Polder-Entwässerung 1906 [VDI 50 (1906) 588] 1906 [VDI 50 (1906) 588]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfpumpe 1900 Maschinenfabrik Cyclop, Mehlis & Behrens
Dampfpumpe 1900 Maschinenfabrik Cyclop, Mehlis & Behrens




Allgemeines

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ZEIT2014
THEMAAnerkennung für Bemühen um das alte Schöpfwerk (Zeitungsbericht)
TEXTIm Haveldorf Vehlgast wurden bereits am Freitag unter dem Motto: "Farbe bekennen - Eine neue Zukunft für das alte Schöpfwerk Vehlgast" zahlreiche Gäste zum Tag des offenen Denkmals begrüßt. In der Kirche eröffnete die Vorsitzende des im Jahr 2011 gegründeten Vereins "Altes Schöpfwerk Vehlgast", Ute Funk, die Infoveranstaltung. Sie bedankte sich bei allen Referenten und Besuchern, die den Weg in die historische Kirche des Dorfes gefunden hatten.

Ein besonderes Dankeschön ging an den Diplomingenieur Albert Gieseler, der vom Landesmuseum für Arbeit und Technik aus Mannheim angereist war, um das alte Schöpfwerk als technisches Denkmal vorzustellen.

"Wir wollen, dass Kirchen offen sind - daher begrüße ich Sie zu dieser spannenden Veranstaltung hier im Gotteshaus", sagte Pfarrer Henning Utpatel vom Pfarramt Breddin in seinen Begrüßungsworten.

Auch Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski war anwesend und überbrachte ein Grußwort. "Vehlgast ist ein ganz besonderer Ort an einem der faszinierendsten Flüsse Deutschlands, der Havel", schwärmte er. Bernd Poloski sprach die Wichtigkeit der Dorfstruktur und der Verbundenheit mit der Heimat an, die oft, gerade bei der Jugend, verloren geht. "Die Menschen haben sich hier in Vehlgast nicht nur Gedanken über die Entwicklung in den kommenden zehn Jahren gemacht, sondern sie lassen diesem Gedanken auch wirklich Taten folgen. Das alte Schöpfwerk als Denkmal wieder in Szene zu setzen, so dass die nächste Generation sehen kann, wie es einmal war, finde ich einfach toll", so das Stadtoberhaupt. Er dankte dem Verein für den Mut und das Engagement und versprach, bei der nächsten Sitzung des Havelberger Stadtrates darauf einzugehen, um diese Maßnahme fördernd zu begleiten.
QUELLE[Volksstimme, Ausg. Havelberg, 15.09.2014]


ZEIT2014
THEMADenkmaltag: Staunen über Schöpfwerkstechnik (Zeitungsbericht)
TEXTDie Mitglieder des Vereins "Altes Schöpfwerk Vehlgast" freuten sich, aus Anlass des Tages des offenen Denkmals so viele Interessenten begrüßen zu können.

Unter den Gästen der Veranstaltung unter dem Motto "Farbe bekennen - eine neue Zukunft für das alte Schöpfwerk" war auch der Leiter des NABU-Havelprojektes, Rocco Buchta. "Ich bin selbst ein Kind der Havel, denn ich wurde in Rathenow geboren", begann er seine Ausführungen. Er erzählte kurz von einem Besuch in Kanada: "Als ich wieder zurückkam, stellte ich fest, dass es an der Havel viel schöner ist. Der Wildnis in Kanada fehlt die Natur und die haben wir hier an der Havel." Deshalb ist er auch sicher, dass Menschen, die Ruhe suchen, verstärkt die Region aufsuchen. Er lobte die angebotene Hilfe der Stadt Havelberg bei der Instandsetzung des alten Schöpfwerkes und ebenso die Initiative der Vehlgaster zum Altarmanschluss. Rocco Buchta stellte das Projekt Altarmanschluss kurz vor und ging auf die langjährige Planungs- und Genehmigungsphase ein. Ein weiteres wichtiges Thema war dann die Auenwaldbegrünung, bei der auch Stecklinge vom Havelberger Förderverein "Naturschutz im Elb-Havel-Winkel" zum Einsatz kamen. Rocco Buchta wünschte sich und allen Vehlgastern, dass alle Vorhaben noch bis zur Bundesgartenschau 2015 geschafft werden. "Ich bin optimistisch", so der "Vater" der Havel. Die Fragen der Vorsitzenden des Vehlgaster Schöpfwerkvereins, Ute Funk, und von weiteren Gästen konnte er ausführlich beantworten.

Vereinsmitglied Holger Ellmann referierte dann zur kulturhistorischen Entwicklung der Region aus wasserwirtschaftlicher Sicht. Er zeigte die verschiedenen Flussläufe der Elbe und Havel von der Steinzeit bis zur Neuzeit, den Bau der ersten Deichanlagen und Schleusen sowie das Hochwasser 1926/27 samt seinen Folgen.

Nach einer kleinen Pause ergriff der Mannheimer Albert Gieseler das Wort. Er war über viele Jahre im Mannheimer Landesmuseum für Arbeit und Technik als Gutachter für Industrie- und Denkmalpflege im süddeutschen Raum im Einsatz. "Ich kannte das Schöpfwerk in Vehlgast bisher nur von Fotos, die ich auch auf meiner Homepage habe, auf der fast alle Schöpfwerke Deutschlands zu finden sind. Daher freut es mich besonders, heute hier zu sein und alles mit eigenen Augen zu sehen", so der Technikexperte. Havelberg kannte er nur vom Namen her - aus Theodor Fontanes Erzählungen. Albert Gieseler lobte zunächst den multifunktionalen Zweck der Kirche in Vehlgast und erzählte dann von der Flussleitung des Rheins und den dortigen Schöpfwerken. "Das Schöpfwerk in Vehlgast hat zu Zeiten seiner Tätigkeit ein Fünftel der umliegenden Flächen nutzbar gemacht und sich von den Kosten her schon nach zwei Jahren amortisiert." Albert Gieseler berichtete über die früheren Entwässerungsgenossenschaften, die sich zu Zeiten des Alten Fritz gegründet hatten, und von den verschiedenen Pumpanlagen auch in Holland, die es damals gab. Darunter befindet sich auch eine Anlage, die Weltkulturerbe ist. Zum Gebäude, in dem sich das Vehlgaster Schöpfwerk befindet, warnte der Fachmann vor einer wesentlichen Veränderung.

Ute Funk bedankte sich bei allen Referenten und sagte froh gelaunt: "Nun haben wir zusätzlichen Schwung für unser Projekt erhalten!"

Dazu gab es dann einige Ausführungen von den Vereinsmitgliedern Irma Stopka und der Architektin Petra Kahlfeld, die ein technisches Denkmal und einen Ort der Begegnung zugleich schaffen wollen. Die baulichen Belange des alten und neuen Schöpfwerkes wurden angesprochen und erläutert, wie man über weitere Schritte zum technischen Denkmal gelangen will. "Da die Hülle des alten Schöpfwerkes nicht unter Denkmalschutz steht, können wir das Projekt als technisches Denkmal in Angriff nehmen", so Petra Kahlfeld. Sie zeigte Entwürfe, wie es einmal aussehen könnte, und gab Erklärungen zur Aufstockung des Gebäudes. Die Vorstellungen des Vereins gehen dahin, im Obergeschoss des Neubaues einen Treffpunkt für die Gemeinde zu schaffen.

Der Erhalt der alten Technik im Maschinenraum steht aber im Vordergrund. Das fertige Gebäude soll ein Blickfang im Ort werden und nutzbar für Vereine, den NABU, die Feuerwehr, die Senioren und andere Interessenten sein. Rocco Buchta zeigte sich von dieser Idee begeistert und meinte: "Das könnte die letzte Anlage im Binnenland Deutschlands sein. Daher sollte man anstreben, alles herauszuholen, um eine wirkliche Attraktion zu schaffen."

Dann ging es raus aus der Kirche zum Schöpfwerk. Vor dem Schöpfwerk kamen die Teilnehmer der Infoveranstaltung ins Gespräch. Am technischen Denkmals selbst waren auch Tafeln mit Wissenswertem angebracht. Auf dem kleinen Fußweg dorthin wurde sich angeregt unterhalten. Der wuchtige alte Elektromotor für die Pumpe und die gesamte Anlage versetzte die Besucher ins Staunen. Die kleine Ausstellung mit Dokumenten aus der Kriegszeit ebenfalls. Unter einem Pavillon gab es leckere Fischsuppe, die der Fischer in Strodehne gekocht hatte. Mit angeregten Gesprächen klang der Tag aus.
QUELLE[Volksstimme, Ausg. Havelberg, 16.09.2014]