Chininfabrik Braunschweig Buchler & Co.

Allgemeines

FirmennameChininfabrik Braunschweig Buchler & Co.
OrtssitzBraunschweig
StraßeFrankfurter Str. 94
Postleitzahl38122
Art des UnternehmensChininfabrik
AnmerkungenDirektoren (1893): H. Buchler, A. Hahn; Fabrikationszweig sind Alcaloide, namentlich Chinin und Nebenalcaloide der Chinarinden, sowie Cocain, Tropacocain etc. Die Fabrik besitzt das deutsche und amerikanische Patent zur synthetischen Darstellung von Cocain (Professor Dr. Liebermann und Dr. F. Giesel); sie exportiert seit langen Jahren nach den Vereinigten Staaten, wo ihre Erzeugnisse den besten Ruf genießen.
Quellenangaben[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 239] [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 54] [Dinglers polytechn. Journal Bd. 290, S. 162]
Hinweise[Führer durch die Ausstellung der chemischen Industrie Deutschlands (1893) 40]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1858/59 Gründung von Hermann Buchlers Chininfabrik. - Die Schwierigkeiten, welche sich der Darstellung des Chinins entgegenstellen, haben bald eine jahrelange Unterbrechung des Betriebes zur Folge.
1869 Nach der Produktionsschwierigkeiten und jahrelager Unterbrechung wird erneut mit der Chininherstellung begonnen.
1871 Umwandlung in eine Aktiengesellschaft
14.08.1888 Erteilung des D.R.P. 47602 auf das von C. Liebermann und F. Giesel entwickelte Verfahren für die "Cocainsynthese" (Gewinnung anderer Alkaloide); vergl. Patent von Klein/Einhorn bei Boehringer, Mannheim
1893 Umwandlung der Aktiengesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung
1893 Auf der Columbischen Weltausstellung werden Chininsalze, Chinidinsalze, Cinchonidinsalz, Cocan und Salze, Tropacocanehlorhydrat ausgestellt.
1905 "C. F. Boehringer & Söhne" in Mannheim betreibt seit 1905 gemeinsam mit der "Chininfabrik Braunschweig" eine eigene Coca-Pflanzung "Tegallegea" in den Preanger Regentschaften (Java)




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Chinin und seine Salze 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 54] 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 54]  
Chinin und seine Salze 1859 Beginn (nach Unterbrechung wieder 1869) 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 54]  
Cocain und seine Salze 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 54] 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 54]  
Leuchtfarben 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 54] 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 54]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1884 Maschinenfabrik Augsburg AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1859 6 5 1   1 Chemiker, 5 Arbeiter
1898 50       etwa 50 Arbeiter
1929 74 60 14    




Allgemeines

ZEIT1898
THEMAProduktion, Rohstoffe und Absatz
TEXTDer Verbrauch von Chinin war bei Begründung der Fabrik noch klein. Der Rohstoff, die Chinarinde, stammte ausschließlich aus Südamerika und mußte von London, dem Hauptmarkt, bezogen werden. Der Verbrauch von Chinin hob sich langsam aber stetig, und in demselben Verhältnis wuchs auch das hiesige Unternehmen. Südamerika konnte zeitweise dem steigenden Bedarf an Rinde nicht mehr genügen, und so kam es, daß Mitte der siebziger Jahre der Preis des Chinins auf 500 Mk. pro kg stieg. Um diese Zeit etwa erschienen die ersten kultivierten Rinden von Ceylon, Vorderindien und Java am Markt und zwar bald in Mengen, welche über den Bedarf weit hinausgingen, so daß die
Preise von Rinden wie von Chinin fortwährend fielen: von 500 Mk. allmählich bis auf ca. 30 Mk. zu Anfang der neunziger Jahre. Bei diesem Preise blieb es, von öfteren Schwankungen abgesehen, bis heute. In den siebziger Jahren war bei den damaligen hohen Chininpreisen der Anreiz, Chinin künstlich darzustellen, sehr groß, und die Wissenschaft bemühte sich eifrig, dieses Ziel zu erreichen. Die angestellten Versuche gelangen zwar nicht, führten aber zur
Entdeckung und Darstellung neuer Antipyretica, welche als Ersatzmittel des Chinins dienen sollten und auch vielfach anstatt des Chinins verwendet werden. Für den Absatz kommt neben Deutschland das Ausland in hohem Maße in Betracht, wie schon aus dem Umstande erhellt, daß Chinin vorzüglich als Mittel gegen Malaria angewendet wird. Außer Chinin fabriziert die Gesellschaft Cocain, ein seit etwa zehn Jahren in der Augenheilkunde und im allgemeinen als lokales
Anästhetikum verwendetes Arzneimittel. Bei diesem Artikel ist wie beim Chinin die Fabrikation schwankend, ganz vom Bedarf des Arzneimittels abhängig und vom Fabrikanten damit in Einklang zu bringen. Die Blätter des Coca-Strauches, aus denen das Cocain hier gewonnen wird, kommen von der Westküste von Südamerika. Der Preis derselben ist naturgemäß maßgebend für den Preis des Cocains und bei der geringen Menge, welche die Blätter von diesem Stoff enthalten, großen Schwankungen unterworfen. Heute ist der Cocainpreis etwa 300 Mk. pro kg gegen ca. 20 Mk. pro gr vor zehn Jahren.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 239]


ZEIT1893
THEMAAuf der Weltausstellung Chicago ausgestellte Produkte
TEXTChininum sulfuricum, Chinin-Salze, Chinidinum sulfuricum, Chinchonidinum sulfuricum, Cocalnum muriaticum, Cocalnum purum, Tropacocainum hydrochloricum, andere Producte aus Cocablättern.
QUELLE[Führer durch die Ausstellung der chemischen Industrie Deutschlands (1893) 40]