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E. Merck, Chem. Fabrik
Firmenname | E. Merck, Chem. Fabrik |
Ortssitz | Darmstadt |
Straße | Rheinstr. 9 |
Postleitzahl | 642xx |
Art des Unternehmens | chemische Fabrik |
Anmerkungen | Um 1859: Heinrich Emanuel Merck. 1892: "Emanuel Merck" in der Rheinstr. 9. Besitzer (um 1892/93): Wilh. Merck, J. H. E. Merck, Dr. Louis Merck, Dr. E. A. Merck, Carl Merck u. Dr. Willy Merck; Prok.: Wilh. Möser, Ernst Lettermann u. Wilh. Oeser; Chromsäure, Kupfersalze, Nickelsalze, Goldsalze, Silbersalze, Schwefelsäure. Seit 1995: "Merck KGaA". Die Firma gilt als das älteste chemisch-pharmazeutische Unternehmen der Welt. |
Quellenangaben | [Chem Ind Dt Reich (1929/30) 67] [Adressbuch Elektr.-Branche (1892) 138] [SZ, 22.09.2006, S. 24] [FAZ, 19.03.2006., S. 40] [Führer durch die Ausstellung der chem. Ind. Dtlds. (1893) 49] |
Zeit |
Ereignis |
1668 |
Gründung durch den aus Schweinfurt stammenden Friedrich Jacob Merck. Er kauft die Darmstädter Engel-Apotheke (noch rd. 340 Jahre später in Familienbesitz) und mixt Heilsalben oder Säfte aus pflanzlichen, tierischen und mineralischen Zutaten. |
1816 |
Heinrich Emanuel Merck (1794-1855) übernimmt die Engel-Apotheke |
1817 |
H. Emanuel Merck beginnt mit der Fabrikation von pharmazeutischen Präparaten in großem Maßstabe. Schon in dieser Zeit beginnt mit der Herstellung von Morphium, welchem etwas später Santonin, Narcotin und Strychnin folgen, die Abscheidung der wirksamen Prinzipien aus heilkräftigen Pflanzen. |
1827 |
Heinrich Emmanuel Merck, der mit Wissenschaftlern wie Justus Leibig und Max von Pettenkofer befreundet ist und die Apotheke seines Vaters übernahm, gelingt es, Alkaloide zu isolieren. Mit seinem "Physikalisch-chemischen Novitäten-Cabinet" präsentiert er 1827 die von ihm hergestellten Alkaloide und bietet sie Chemikern, Ärzten und anderen Apothekern zum Verkauf. |
1860 |
Die Firma stellt mehr als 800 Artikel her. |
1862 |
Es wird Cocain dargestellt. Es findet aber keinen Absatz, bis Mitte der 1880er Jahre das Mittel allgemein gewürdigt wird. |
1887 |
Merck, Darmstadt, gründet 1887 oder 1889 die Tochterfirma "Merck & Co." in den USA. - Diese wird nach den Ersten Weltkrieg von den USA abgenommen. Sie ist um 2006 deutlich größer als die ehemalige Mutter (mit 22 Mrd. Dollar dreimal so großer Umsatz). |
1900 |
Es werden etwa 10.000 Artikel hergestellt. |
1904 |
Die Fabrik bietet erstmals Fertigmedizin wie Schmerz- und Schlafmittel an. Zu dieser Zeit läuft das Geschäft bereits international mit Niederlassungen z.B. n New York, London und Moskau. |
01.12.1906 |
Die drei süddeutschen pharmazeutischen Fabriken im Privatbesitz: "C. F. Boehringer & Söhne", "E. Merck" in Darmstadt und "Knoll" in Ludwigshafen schließen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen. Um eine namhafte Großdrogenhandlung für den Vertrieb zu haben, bezieht man in die Verhandlungen auch die Firma "Gehe & Co." in Dresden ein. Der Vertrag zwischen den vier Firmen wird am 1. Dezember unterzeichnet. - Im Folgejahr schließt sich auch die Firma "J. D. Riedel" in Berlin an. |
1920 |
Die Interessengemeinschaft von "C. F. Boehringer & Söhne" (Mannheim), "E. Merck", "Knoll" (Ludwigshafen), "Gehe & Co.", Dresden und "J. D. Riedel" (Berlin) wird aufgelöst; nur die drei süddeutschen Firmen arbeiten noch vier Jahre zusammen. |
1924 |
Die auf die süddeutschen Firmen zusammengeschmolzene Interessengemeinschaft der pharmazeutischen Fabriken von "C. F. Boehringer & Söhne" (Mannheim), "E. Merck" und "Knoll" (Ludwigshafen) wird aufgelöst. Die Firmen bleiben aber durch das MBK-Unternehmen (Merck, Boehringer, Knoll) in Kontakt. MBK bringt unter der Bezeichnung "Compretten" bzw. "Amphiolen" gebrauchsfähige Medikamente heraus. |
1967 |
Merck, Darmstadt, gründet eine Tochterfirma in Indien. |
1968 |
Merck, Darmstadt, gründet eine Tochterfirma in Japan. |
1994 |
Das addierte Ergebnis des Unternehmen liegt bei 881,9 Millionen DM. |
1995 |
Das Unternehmen steigert sein Ergebnis nach Fremdanteilen 257,2 Millionen DM auf 354,7 Millionen DM. |
1995 |
Das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte wird erreicht. |
1995 |
Der Umsatz in der Merck-Gruppe steigt um 11 Prozent auf fast 6,3 Milliarden DM. |
1995 |
Das addierte Ergebnis des Unternehmen liegt bei 826,5 Millionen DM. |
1995 |
Merck geht an die Börse. Die Gründerfamilie gibt dabei kaum Einfluß ab, wählt die Kommanditgesellschaft auf Aktien als Gesellschaftsform und übernimmt einen Kapital- und Stimmrechtsanteil von 73 %. |
01.01.1996 bis 31.03.1996 |
Der Umsatz steigt auf 1,648 Milliarden DM. |
2003 |
Das Unternehmen steigert sein operatives Ergebnis im Jahre 2003 um 19 Prozent auf 736 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern legt um 1,1 Prozent auf 218 Millionen Euro zu. Der Unsatz sinkt wegen negativer Wechelskurseinflüsse um 2,7 Prozent auf 7,2 Millionen Euro |
03.2006 |
Der Bayer-Konzern übernimmt Schering mit einem Gebot von 16,3 Mrd. Euro oder 86 Euro je Aktie und schlägt damit die "Merck KGaA" (deren Gebot: 14,6 Mrd. Euro bzw. 77 Euro je Schering-Aktie) aus dem Feld. |
2. Quartal 2012 |
Wegen des im Frühjahr eingeleiteten Sparprogramms schreibt Merck zwar rote Zahlen, das Geschäft läuft aber besser als erwartet. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verbucht Merck einen Gewinn von knapp 747 Millionen Euro, ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das Betriebsergebnis im gesamten halben Jahr beträgt 1,42 Mrd. Euro, gut 2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. |
Produkt |
ab |
Bem. |
bis |
Bem. |
Kommentar |
chem.-pharmazeutische Produkte |
1929 |
[Chem Ind Dt Reich (1929/30) 67] |
1929 |
[Chem Ind Dt Reich (1929/30) 67] |
|
chemisch-technische Produkte |
1892 |
[Adressb. Elektr.-Branche (1892)] |
1892 |
[Adressb. Elektr.-Branche (1892)] |
1892: Chromsäure, Kupfersalze, Nickelsalze, Goldsalze, Silbersalze, Schwefelsäure |
Bezeichnung |
Bauzeit |
Hersteller |
Dampfpumpe |
|
Klein, Schanzlin & Becker A.-G. |
Dampfmaschine |
vor 1900? |
Gebr. Sulzer AG |
Dampfmaschine |
vor 1914 |
Gebr. Sulzer AG |
Dampfmaschine |
vor 1917 |
Ascherslebener Maschinenbau Act.-Ges., vorm W. Schmidt & Co. |
Dampfmaschine |
vor 1917 |
Ascherslebener Maschinenbau Act.-Ges., vorm W. Schmidt & Co. |
Dampfpumpe |
1857 |
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
Dampfmaschine |
1873 |
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
Dampfmaschine |
1875 |
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
Zeit |
Objekt |
Anz. |
Betriebsteil |
Hersteller |
Kennwert |
Wert |
[...] |
Beschreibung |
Verwendung |
04.1857 geliefert |
Dampfkessel |
1 |
|
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
|
|
|
mit Siederohr und zwei Mannlochdeckeln |
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04.1878 geliefert |
Dampfkessel |
1 |
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Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
|
|
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Röhrendampfkessel mit Armaturen |
|
10.1875 geliefert |
Dampfkessel |
1 |
|
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
|
|
|
Röhrendampfkessel mit Armaturen |
|
17.07.1875 geliefert |
Dampfkessel |
1 |
|
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
|
|
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ausziehbarer, verschraubter Röhrendampfkessel mit der Fabriknummer 1322 (1872 gebaut) |
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1865 geliefert |
Dampfkessel |
1 |
|
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
Heizfläche |
50 |
qm |
Röhrendampfkessel mit außenliegender Feuerung |
|
1893 |
Dampfkessel |
12 |
|
unbekannt |
Gesamtheizfläche |
1000 |
qm |
|
|
1893 |
Kraftmaschinen |
11 |
|
unbekannt |
Gesamtleistung |
261 |
PS |
|
|
22.08.1873 geliefert |
Dampfkessel |
1 |
|
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
Heizfläche |
85 |
qm |
ausziehbarer doppelter Röhrenkessel mit 5 Atmosphären Überdruck |
|
Ende 1872 geliefert |
Dampfkessel |
1 |
|
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
Heizfläche |
85 |
qm |
ausziehbarer doppelter Röhrenkessel mit 5 Atmosphären Überdruck. Fabr.-Nr. 1207 |
|
Frühj. 1876 geliefert |
Dampfkessel |
1 |
|
Maschinenfabrik und Eisengießerei Darmstadt |
Heizfläche |
85 |
qm |
ausziehbarer doppelter Röhrenkessel mit 5 Atmosphären Überdruck, Fabr.-Nr. 1250 |
|
Zeit |
gesamt |
Arbeiter |
Angest. |
Lehrl. |
Kommentar |
1893 |
|
450 |
|
|
|
1929 |
3130 |
2100 |
1030 |
|
|
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|
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|
|
28877 |
|
|
|
|
|
29000 |
ZEIT | 1893 |
THEMA | Beschreibung |
TEXT | Diese Fabrik ist eines der ältesten und bedeutendsten Werke, welche sich der Herstellung pharmaceutischer und chemischer Präparate gewidmet haben. Dieselbe hat sich aus der seit dem Jahre 1668 ununterbrochen im Besitze der Merck'schen Familie befindlichen und noch mit der Fabrik verbundenen Apotheke allmählich entwickelt. Die Herstellung von Morphium, welchem etwas später Santonin, Narcotin und Strychnin folgen, die Abscheidung der wirksamen Prinzipien aus heilkräftigen Pflanzen, deren Darstellung in reinster Form hat den Ruf der Firma begründet und bildet noch heute eine besonders gepflegte Spezialität. Codein und Narcein wurden in den 1830er, Aconitin, sowie Coniin und Atropin in den 1840er Jahren etwas später Digitalin, sowie Coffein von der Firma zuerst fabrikmäßig rein dargestellt und in den Handel gebracht. In ihrem jetzigen Zustande ist die Fabrik ausgezeichnet durch die hervorragende Mannigfaltigkeit ihrer Betriebe; eine außerordentlich grosse Zahl der verschiedensten Präparate für chemischen, pharmazeutischen und technischen Gebrauch geht aus ihren Werkstätten hervor, und es dürfte kaum eine andere Fabrik geben, welche eine ähnliche Vielseitigkeit aufweist. Zur Verbreitung der Kenntnisse über diese Produkte trägt die Firma durch die von ihr veranlaßten Veröffentlichungen bei. Von diesen [sind hervorzuheben: "Die Prüfung der chemischen Reagentien auf ihre Reinheit", von Dr. E. Krauch (2. Auflage, Berlin, Verlag von J. Springer), und ein im eigenen Verlage regelmäßig erscheinender "Jahresbericht" in deutscher, französischer und russischer Sprache, welcher in einer Auflage von 10.000 Exemplaren herausgegeben und zum Teil in einem amerikanischen Fachblatt reproduziert wird. Die Firma hat zu allen Zeiten lebhaften wissenschaftlichen Verkehr mit einer grossen Anzahl von Gelehrten der einschlägigen Wissenschaften unterhalten und von ihnen wertvolle Anregung empfangen mit Männern wie Liebig, Wöhler, Würtz, A. W. Hofmann und anderen sind die jeweiligen Inhaber eng befreundet gewesen. Eine große Anzahl von verschiedenen Präparaten, namentlich Alcaloide sind in der Fabrik teils entdeckt, teils zum ersten Male fabrikmäßig dargestellt worden. Viele derselben sind durch Patente, welche die Finna in Deutschland sowohl wie in den Vereinigten Staaten besitzt, geschützt. Die Gebäude der Fabrik, die Comptoire, Magazine, Keller, bedecken eine Grundfläche von insgesammt 50000 qm. Die Fabrik besitzt Geleiseanlagen und eigene Transportwagea für Schwefelsäure und Salzsäure. Die von der Fabrik verarbeitieten Rohmaterialien sind ebenso wie ihre Erzeugnisse höchst zahlreich und verschiedenartig. Der Export der Firma erstreckt sich über alle Länder der alten und neuen Welt. Die von der Fabrik an ihre Arbeiter gezahlten Löhne sind durchschnittlich 20 % höher als der ortsübliche Tageslohn. Außer der vom Gesetz vorgeschriebenen Fürsorge läßt die Firma ihren Arbeitern noch eine Reihe von sonstigen Wohlfahrtseinrichtungen zu Gute kommen. Zu erwähnen sind Bäder, Wohnungen, die Lieferung von Brennmaterial zum Selbstkostenpreis, die Gewährung von Vorschüssen ohne Zinsen, die Unterstützung von Wöchnerinnen, die Unterstützung der zu militärischen Übungen eingezogenen Leute und endlich die Einrichtung einer Arbeiterpensionskasse. |
QUELLE | [Führer durch die Ausstellung der chemischen Industrie Deutschlands (1893) 50] |
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