Vereinigte Strohstoff-Fabriken

Allgemeines

FirmennameVereinigte Strohstoff-Fabriken
OrtssitzCoswig (Sachs)
Postleitzahl01640
Art des UnternehmensStrohzellstofffabrik
AnmerkungenVerbund von den acht 1885 in Deutschland existierenden Strohzellstoff-Fabriken. 1938: Filalfabrik in Rheindürkheim (b. Worms). 1900: desgl. in Dohna (bis 1937) und Hirschberg (Schles), siehe alle. Im [Handb. Akt.-Ges (1943)] ist der Sitz mit Dresden angegeben. Amatus Otto Unger (1838?1914) war im Vorstand der Gesellschaft. DDR-Zeit: "Zellstoffwerk Philipp Müller" (s.d.), ab 1968 Teil der "Vereinigten Zellstoffwerke Pirna".
Quellenangaben[Birkner: Papier (1938) I 87] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3753] Wikipedia [Görlitzer Maschinenbauanstalt: Ventildampfmaschinen (um 1920)]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
Ende 1884? Emil Nacke beginnt in Kötitz (seit 1935 zu Coswig) die Strohstoff-Fabrik-Tännicht, die wahrscheinlich Ende 1884 mit der Produktion beginnt.
01.11.1885 Umwandlung der von Emil Nacke im Vorjahr gegründeten "Strohstoff-Fabrik-Tännicht" in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von M 3.000.000,00.
1897 Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt
1898 Emil Nacke scheidet als Gesellschafter aus der AG aus.
Dez. 1911 Zahlreiche Entwürfe für die "Errichtung einer Kolonie von ca. 75 Arbeiter-Familien-Wohnungen" für die "Vereinigten Strohstoff-Fabriken" in Naundorf werden in der Aula der Königlichen Bauschule in Dresden-Neustadt ausgestellt und prämiert. - Der mit dem Ersten Preis bedachte und mit der Realisierung beauftragte Architekt, muß jedoch aus Kostengründen und wegen eines Einspruchs des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz die Entwürfe vereinfachen.
Dez. 1912 Baubeginn für ein Vierfamilien-Beamtenwohnhaus der "Vereinigten Strohstoff-Fabriken" an der Kötitzer Straße 135
Okt. 1914 Fertigstellung der Arbeitersiedlungshäuser der "Vereinigten Strohstoff-Fabriken" an der Kötitzer Straße 127/129, Kötitzer Straße 131/133, Kötitzer Straße 125/Friedrich-List-Straße 8 sowie Friedrich-List-Straße 10/12. Die zweigeschossigen Doppelhäuser mit Walmdach haben in der Straßenansicht Seitenrisalite, im Dach befinden sich Giebel- oder Fledermausgauben.
1916 Beginn der Herstellung von Holzzellstoff
1924 Die Anlagen-Zugänge seit 1924 betragen RM 1.650.000,00; die Leistungsfähigkeit ist gegen 1913 um 50 % gesteigert.
1930 Ausbau der drei Werke und Modernisierung
1931 Aus der Kapitalerhöhung im April 1927 hatte die Gesellschaft noch Anspruch auf die Resteinzahlung in Höhe von RM 800.000,00; die Gesellschaft verzichtet auf diese Resteinzahlung und händigt gegen je zwei mit 50 % eingezahlte Interimsscheine über junge Aktien zu RM 1.000,00 bzw. RM 100,00 eine vollgezahlte Aktie aus. Das Aktienkapital wird damit (Generalversammlungsbeschluß vom 2. Juni 1932) um RM 800.000,00 auf RM 2.400.000,00 (gleich 60 % des Aktienkapitals von 1913: RM 4.000.000,00) herabgesetzt.
seit Anfang 1931 Das Werk in Dohna liegt seither still.
1932 In dem stilliegenden Werk Dohna wird die Herstellung eines dem Verpackungsbedarf dienenden Stroherzeugnisses aufgenommen und der Vertrieb des Erzeugnisses der neugegründeten "Stramenta" G.m.b.H. für Strohfabrikate, Dresden-Coswig, übertragen.
1933 Das Fabrikationsverfahren für Stramenta hat sich erfolgversprechend entwickelt. (vmtl. im Werk Dohna)
1937 Verkauf des Werkes Dohna über Heidenau (Sachs.) gegen Barzahlung des Kaufpreises unter Ausschluß der Apparate für Strohstoffaufbereitung und Laugewiedergewinnung.
1938 Errichtung einer überdachten Stapelanlage mit den dazugehörigen mechanischen Transporteinrichtungen im Werke Coswig und Vergrößerung der Anlage zur Herstellung von Bauplatten aus Stroh.
1939 Weiterer Ausbau der Werksanlagen.
1940 Verkauf von nom. RM 50.000,00 der Beteiligung an der "Kurmärkischen Zellwolle und Zellulose A.-G."
1941 Umtausch eines Teils der Beteiligung an der "Kurmärkischen Zellwolle und Zellulose A.-G." in Aktien der "Phrix-Werke A.-G.", Hamburg.
1942 Bemerkungen zum Abschluß per 31. Dezember 1942: Beim gegenwärtigen Geschäftsgang ist in absehbarer Zeit kaum damit zu rechnen, daß der im Vorjahr ausgewiesene Verlust aus neuerzielten Gewinnen getilgt werden kann. Demgemäß hat sich die Gesellschaft entschlossen, den Verlust unter teilweiser Verwendung von Rücklagen und Sonderrückstellungen herabzumindern. Trotzdem verbleiben in der Bilanz noch gewisse frei verfügbare Reserven, auf die erforderlichenfalls später zurückgegriffen werden könnte. Der Jahresausweis für Ende 1942 ist aus verschiedenen Gründen, insbesondere auch infolge außerbetrieblicher Erträge, günstiger als der des Vorjahres. Im Berichtsjahr ist keine wesentliche Änderung der Beschäftigungslage des Unternehmens gegenüber den beiden Vorjahren eingetreten; sie dürfte auch in absehbarer Zeit kaum zu erwarten seia.
19.07.1943 Letzte ordentliche Hauptversammlung bis 1943/44
1968 Der "VEB Zellstoffwerk Philipp Müller" wird Teil der "Vereinigten Zellstoffwerke Pirna".
01.06.1990 Mit Verbot der Einleitung unbehandelter Abwässer in die Elbe endet die Produktion im Betriebsteil Coswig der "Vereinigten Zellstoffwerke Pirna".




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Strohzellstoff 1885 Beginn vmtl. ab Gründung 1943 [Handb. Akt.-Ges. (1943)] 1943: Gebleichter Strohzellstoff für mittelfeine, feine und feinste Papiere und gleichartige Kartons




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1897 Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG




Produktionszahlen

von bis Produkt im Jahr am Tag Einheit
1938   Strohzellstoff   100 t




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1 Nebenwerk danach Vereinigte Strohstoffabrik, Filiale Dohna Dohna Zweig von Coswig [Reichs-Adreßbuch (1900) 3270], bis 1937
1 Nebenwerk danach Vereinigte Strohstoffabriken, Werk Rheindürkheim Rheindürkheim Zweig von Coswig
1 Nebenwerk danach Vereinigte Strohstoffabriken, Werk Hirschberg Hirschberg Zweig von Coswig
1885 Umbenennung zuvor Strohstoff-Fabrik-Tännicht durch Umwandlung in eine AG




Allgemeines

ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTVorstand: Direktor Wilhelm Konrad, Dresden; Direktor Albert Keller, Dresden-Coswig. Aufsichtsrat: Kommerzienrat Gottlieb Paul Leonhardt, Dresden, Inhaber der Firma Leonhardt Söhne, Grossen (Mulde), Vorsitzer; Professor Karl von Loehr, Kronberg (Taunus), stellv. Vorsitzer; Dr. jur. Georg Kanz Direktor der Dresdner Bank, Dresden, stellv. Vorsitzer; Fabrikbesitzer Willy Hopp, Düren; Konsul Dr. jur. Herbert Klippgen, Mitinhaber der Firma Richard Klippgen & Co., Papiergroßhandlung, Dresden; Dr. jur. Hans Körner, Direktor der Adca, Abt. Dresden, Radebeul. Abschlußprüfer für das Geschäftsjahr 1942: Treuhand-Vereinigung A.-G., Dresden. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Hauptversammlung (Stimmrecht): Je nom. RM 100,00 Stammaktien l Stimme. Reingewinn-Verwendung: Der Reingewinn, der sich nach Abschreibungen, Wertberichtigungen, Rückstellungen und Rücklagen ergibt, wird wie folgt verteilt: 1. zunächst entfallen auf die Aktien bis zu 4 % ihres Nennwertes; 2. aus dem sodann verbleibenden Reingewinn erhält. der Aufsichtsrat einen Anteil in Höhe von 10 %; 3. der Rest wird an die Aktionäre verteilt, sofern die Hauptversammlung nichts anderes beschließt. Grundkapital: nom. RM 2.400.000,00 Stammaktien in 19 000 Stücken zu je RM 100,00 (Nr. 1-19 000), 500 Stücken zu je RM 1.000,00 (Nr. 19 001-19 500).
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3753]


ZEIT1943
THEMAZweck und Gegenstand des Unternehmens
TEXTGegenstand des Unternehmens: Herstellung, Verarbeitung und Vertrieb von Zellstoff, Papierstoff und sonstigen Faserstoffen, insbesondere aus Stroh. Erzeugnisse: Gebleichter Strohzellstoff für mittelfeine, feine und feinste Papiere und gleichartige Kartons. Als Nebenerzeugnis wird getrockneter Düngekalk gewonnen, der an die Landwirtschaft geliefert wird. Stramenta-Isolierplatten. Werke in Dresden-Coswig und Rheindürkheim. Grundstücke in Dresden-Coswig, Rheindürkheim.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3753]


ZEIT1943
THEMABesitzverhältnisse
TEXTBesitz- und Betriebsbeschreibung Fabrikanlagen: Dampfkessel, Dampfturbinen, Dampfmaschinen, Kocher, Entwässerungsmaschinen, Anlage zur Kalktrocknung. Die Anlagen-Zugänge seit 1924 betragen RM l 650.000,00; die Leistungsfähigkeit ist gegen 1913 um 50 % gesteigert. Die Werke in Dresden-Coswig und Rheindürkheim sind technisch auf der Höhe, das Werk in Dohna liegt seit Anfang 1931 still.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3753]


ZEIT1943
THEMABeteiligung an folgenden Unternehmen
TEXTBeteiligungen (s.d.): 1. "Stramenta" G. m. b. H. für Strohfabrikate, Dresden-Coswig, Beteiligung: 100 % (Buchwert RM 5.000,00); 2. Kurmärkische Zellwolle und Zellulose A.-G., Wittenberge; 3. Phrix-Werke A.-G., Hamburg
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 3753]