Dresdener Papierfabrik

Allgemeines

FirmennameDresdener Papierfabrik
OrtssitzDresden
StraßeRosenstr. 65
Postleitzahl01159
Internet-Seitehttp://dresden.stadtwiki.de/wiki/Papiermühle
Art des UnternehmensPapierfabrik
AnmerkungenKontor: Zwingerstr. 6. Ursprünglich eine Papiermühle ("Schaffhirt'sche Papiermühle", ab 1485/1500), ab 1858 bis 1914 eine Aktiengesellschaft. Liegt beim Güterbahnhof Dresden-Altstadt. Unter anderem dort machte Hugo Hoesch nach 1871 seine Ausbildung.
Quellenangabenhttp://dresden.stadtwiki.de [Reichs-Adreßbuch (1900) 3317] [Bauten von Dresden (1878) 568] [MAN-Dampfmaschinenliste]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1485-1500 Die erste Papiermühle wird von Albrecht dem Beherzten erbaut.
1493 Als vermutlich erstes Wasserzeichen der Papiermühle ist das sächsische Wappen mit dem Rautenkranz überliefert
24.08.1502 Amtmann Balthasar von Grauschewitz vekauft im Auftrag seines Herren Georg dem Bärtigen, die Papiermühle an der Weißeriz für 200 Gulden an den Meister Albrecht Sinder.
14.05.1518 Amtsverweser Balthasar Kelz verkauft die Papiermühle im Namen seines Herrn die Papiermühle an Michael Schaffhirt.
1578 Tod des Papiermüllers Hieroynmus Schaffhirt (erhielt am 04.06.1578 ein Privileg von Kurfürst August)
1614 Der Sohn von Hieroynmus Schaffhirt, Michael, übernimmt die Leitung der Papiermühle
1629 Die Papiermühle geht von der Familie Schaffhirt auf die Familie des Münzschreibers Cornelius Melde über
1640 Das kriegszerstörte Papiermühlengebäude wird unter Kurfürst Johann Georg I. abgetragen. Das Wohngebäude bleibt erhalten.
29.12.1688 Die Papiermühle wird an den Papiermacher Heinrich Rüdiger aus Schweidnitz bei Breslau für 3.300 Taler verkauft.
28.01.1701 Der Handelsmann Hans Georg Schuchardt kauft die Papiermühle
1717 Johann Gottlob Schuchardt übernimmt die Papiermühle für 7.600 Gulden von seinem Vater Hans Georg Schuchardt
1726/28 Die Papiermühle erhält eine Windmühle, die bei Wassermangel betrieben wird.
1739 Die Papiermühle wird an ein Konsortium mit Gabriel Heinrich Seidler aus Wismar als Papiermacher versteigert.
14.09.1751 Papiermacher Johann Christian Fischer, Besitzer der Papiermühle in Hütten bei Königstein, kauft die Papiermühle.
10.11.1758 Im Siebenjährigen Krieg ist die Papiermühle beim Abbrennen der Vorstädte betroffen und liegt fortan in Schutt und Asche. - Die Familie Fischer und danach Carl August Schaffhirt haben große Mühen und Ausgaben, die Papiermühle und Wohngebäude wieder neu zu errichten.
1858 Gründung der Aktiengesellschaft
01.09.1860 Baubeginn eines artesischen Brunnens
Aug. 1861 Der artesische Brunnen wird fertiggestellt
1914 Auflösung der Aktiengesellschaft und der Verkauf des Geländes an die Bahnverwaltung




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Papier 1858 Beginn als AG 1914 Ende Als Papiermühle 1485-1500 erbaut und seit 1858 AG




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1902? Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG
Dampfmaschine 1902? Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG
Dampfmaschine 1904? Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG
Dampfmaschinen um 1878 unbekannt
Dampfmaschinen um 1878 unbekannt




Allgemeines

ZEIT1878
THEMABeschreibung
TEXTDie frühere Schaffhirt'sche Papiermühle, deren Existenz auf mehrere Jahrhunderte zurück nachgewiesen werden kann und welche verchiedene Privilegien besaß, woüber Urkunden noch vorhanden sind, wurde 1859 in eine Aktiengesellschaft ungewandelt. Die Betriebseinrichtungen waren antiquiert und wenig benutzbar; das einzige, was davon überbrig geblieben, ist die Wasserkraft, durchschnittlich 12 - 15 Pferdekräfte. Auch zu deren Ausnutzung mußten neue Einrichtungen geschaffen werden, und zwar mußte das alte, baufällige hölzerne Wasserrad durch ein eisernes Ponceletrad ersetzt werden. An diesem Werke gehen bei vollem Wasser 4, bei mittleren 3 und bei niedrigem Wasserstand 2 Holländer. Diese Anlage befindet sich im alten übernommenen Gebäude. Das große Fabrikgebäude ist vor etwa 15 Jahren neu erbaut worden und entspricht in seinen inneren Einrichtungen den neuesten technischen Ansprüchen. Es befinden sich im Parterre die Säle für die Papiermaschinen, die Transmissionen und die Bleichereien; im ersten Stock die Papiersortier-, Lager- und Packräume, der Holländersaal, die Leimküche, die Kochapparate und ein Saal für Aufbewahrung von Halbstoffen; im zweiten Stock die Hadersortierräume und Haderlagerräume und in den Dachräumen die sortierten Hadern. Die technischen Betriebsmittel bestehen aus 2 Papiermaschinen, 32 eisernen Holländern, 3 Kochapparaten, 2 Woolf'schen Dampfmaschinen von je 80 indizierten Pferdekräften, 2 hochstehenden Dampfmaschinen von je 8 Pferdekräften und 6 Dampfkesseln, letztere mit der patentierten Rost'schen Einmauerung. Das Arbeiterpersonal besteht durchschnittlich aus 180 - 300 Personen, wovon 60 Prozent Arbeiterinnen sind. Die Produktion beträgt jährlich zwischen 1,25 und 2,25 Millionen Pfund. Diese ist anderen Fabriken gegenüber scheinbar niedrig, es liegt dies aber darin, daß sich die Fabrik so viel wie möglich mit der Anfertigung feinerer Papiersorten beschäftigt, welche nicht so stark auf das Gewicht einwirken. Der Kohlenverbrauch beträgt 85 - 90.000 hl, wovon 1/3 Steinkohle und 2/3 Braunkohle. Der Rohmaterialienverbrauch besteht aus 1500 t Lumpen undetwa 500 t Holzstoff. Die Fabrik liegt dicht am Güterbahnhof Dresden-Altstadt. Da das Mühlgrabenwasser wegen seiner schlechten Beschaffenheit zur Fabrikation vollkommen untauglich war, mußte eine großartige Brunnenanlage geschaffen werden. Es wurde daher vom 1. September 1860 bis Ende August 1861 ein artesischer Brunnen erbohrt, welcher bei ungefähr 42,5 m Tiefe durch ein Bohrloch von 155 mm Durchmesser gutes und viel Wasser gibt. Als aber die zweite Maschine betriebsfähig wurde, reichte es nicht immer aus, und so wurde in einer Entfernung von 22,5 m noch ein zweiter mit einem Bohrloch von 310 mm Weite, aber noch wesentlich tiefer, abgeteuft, und beide zusammen versorgen die Fabrik im Verein mit noch zwei sehr guten und tiefen Quellbrunnen hinreichend mit Wasser. Von dieser Wasserversorgung hing die ganze Existenz der Fabrik ab, heute würde dieses, selbst wenn ein Unfall in den einen oder anderen der Brunnen vorkommen sollte, nicht mehr der Fall sein, da durch ein 15-cm-Rohr die städtische Wasserleitung hereingenommen worden ist, welche so viel abgibt, als gebraucht wird. Das Wasser ist vortrefflich, aber für industrielle Zwecke noch zu teuer. Als Hauptsitz der Fabrikation photographischer Papiere (Albuminpapier für Zwecke der Photographie) liefert Dresden nicht nur den überwiegenden Teil des Bedarfs in Deutschland, sondern versendet auch diese vorteilhaft bekannten Erzeugnisse nach allen zivilisierten Ländern der Erde.
QUELLE[Bauten von Dresden (1878) 568]