Zeit |
Ereignis |
1847 |
Gründung durch den Chemiker Theodor Goldschmidt zur Herstellung chemischer Produkte für die Textilindustrie. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Fabrikation von Stärkepräparaten, Metallsalzen, Zinnsalz, Murexid. |
08.12.1847 |
Der Chemiker Theodor Goldschmidt gründet die Chemische Fabrik Th. Goldschmidt. Der Standort des Betriebes befindet sich zunächst an der Köpenicker Chaussee, unmittelbar angrenzend an die Kattun-Druckerei R. Goldschmidt & Söhne, eine der größten stoffverarbeitenden Fabriken Berlins; Geschäftsführer sind dort Theodor Goldschmidts Onkel Karl und Eduard. Dementsprechend liefert die junge chemische Fabrik zu Anfang in erster Linie Vorprodukte für die Textilveredelung, darunter Präpariersalz (Zinnsoda), Dextrin, Chlorkalk, Zinnsalz und geringe Mengen Chlorzinn. Hauptkunde ist die Kattun-Druckerei R. Goldschmidt & Söhne, Verwandte von Theodor Goldschmidt. |
1849 |
Nur zwei Jahre nach der Gründung entschließt sich Theodor Goldschmidt, seine Fabrik aus Platzgründen zu verlegen. Die Wahl fällt auf ein Grundstück am Berliner Landwehrkanal. Damit wird die Voraussetzung für eine erste, noch sehr zögerliche Vergrößerung der Geschäftstätigkeit geschaffen. |
1875 |
Beim Tod des Vaters 1875 noch nicht volljährig, entschließt sich Karl, zunächst Chemie zu studieren, während das Unternehmen unter der Treuhänderschaft seines Schwagers steht. |
04.01.1875 |
Der Tod des Firmengründers Theodor Goldschmidt trifft die Chemische Fabrik Th. Goldschmidt mitten in der sogenannten Gründerkrise empfindlich. Die schlechte Lage des Berliner Textilgewerbes hatte bereits 1873 einen Höhepunkt erreicht, nachdem 1871 die hochentwickelte Textilindustrie Elsaß-Lothringens als Konkurrenz hinzukam. Die Folge waren zahlreiche Konkurse, darunter auch jener der Firma R. Goldschmidt & Söhne. Damit ist für die Chemische Fabrik Th. Goldschmidt der Vorteil des Berliner Standortes ins Gegenteil umgeschlagen; die Kunden sitzen nunmehr im Westen des jungen Deutschen Reiches. Beim Tod des Vaters sind die Söhne Karl und Hans noch minderjährig. Eine treuhänderische Unternehmensleitung durch ihren Schwager, den Chemiker und Afrikaforscher Otto Kersten, hilft, das Vakuum zu überbrücken. Unter Kersten bleibt das in eine OHG umgewandelte Unternehmen in den vorgegebenen Bahnen; mit der Herstellung von Chlorzink kommt ein neues, bedeutendes Arbeitsgebiet hinzu. |
1882 |
Der junge Karl Goldschmidt übernimmt als frisch promovierter Chemiker vorerst die alleinige Firmenleitung der Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt. |
1882 |
Bei Goldschmidt in Berlin beginnen Versuche zur Entzinnung von Weißblechabfällen Zinn ist in Europa ein überaus kostbarer, meist aus Südamerika importierter Rohstoff. Ein dünner Zinnüberzug veredelt gewöhnliche Bleche zu Weißblech; eine der Grundlagen der modernen Konsumgüterindustrie. Lange existiert kein Weg, das Zinn wieder vom Blech zu lösen. Dies wiederum ist auch ein vielgehegter Wunsch der Eisen- und Stahlindustrie. Denn das neue Siemens-Martin-Verfahren zur Stahl(rück-)gewinnung verlangt nach großen Mengen Altmetall, wobei das Zinn jedoch ein unerwünschter Begleitstoff ist. |
1882 |
Karl Goldschmidt, inzwischen frisch promovierter Chemiker, übernimmt die Firmenleitung und behält sie für rund 40 Jahre. Zielbewußt treibt er den Ausbau der Fabrik voran, wobei ihm die Entwicklung und Verbesserung einer wirtschaftlichen und technisch ausgereiften Methode zur Entzinnung von Weißblechabfällen besonders am Herzen liegt. Gemeinsam mit dem Chemiker Dr. Josef Weber gelingen ihm dabei bahnbrechende Entwicklungen |
um 1882 |
Aufnahme der Fabrikation von Chlorphosphor |
1888 |
Seither teilen sich die Brüder Karl und Hans Goldschmidt für rund 30 Jahre die Firmenleitung der Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt. Dabei kristallisiert sich schnell eine Arbeitsteilung heraus. Karl Goldschmidt versteht sich als Unternehmer und später auch als Sozialpolitiker, während der begnadete Chemiker Hans Goldschmidt die technische Entwicklung der Gesellschaft vorantreibt. |
1888 |
Im Einvernehmen mit seinem Bruder Hans der seit 1888 ebenfalls in der Firmenleitung sitzt, unternimmt Karl Goldschmidt die notwendigen und einschneidenden Schritte zur Vergrößerung des Unternehmens, darunter den Umzug von Berlin nach Essen 1889/90 und die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1911. |
1888 |
Wie schon sein Vater und der ältere Bruder Karl studiert Hans Goldschmidt Chemie an der Berliner Universität, wo er als Schüler des berühmten Robert-Wilhelm Bunsen schon früh brillante Anlagen zeigt. Nach der Promotion tritt er 1888 in die Firmenleitung Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt ein. In den folgenden 30 Jahren bildet sich eine Art Arbeitsteilung heraus, bei der Hans Goldschmidt - im Gegensatz zu seinem Bruder, der sich eher als Unternehmer und Sozialpolitiker fühlt - die Forschung und Entwicklung neuer Produkte vorantreibt. Diese Kombination erweist sich als äußerst günstig für das Unternehmen, solange die brüderliche Verbundenheit anhält. |
1889-1891 |
Verlegung des Werkes nach Essen in den Jahren 1889-91 |
1889 |
Mit der Einführung der elektrolytischen Entzinnung gebührt der Chemischen Fabrik Th. Goldschmidt der Verdienst, das erste industriell verwertbare und zugleich rentable Verfahren zur Wiedergewinnung von Zinn aus Weißblech entwickelt zu haben. Die Konsequenzen sind einschneidend: eine notwendige Vergrößerung der Berliner Fabrik, die nunmehr rund 60 Arbeiter beschäftigt, ist nicht mehr möglich, und die Absatzmärkte sowohl für das Zinn als auch für das entzinnte Blech befanden sich überwiegend im rheinisch-westfälischen Industrierevier. Die erforderliche Betriebsverlagerung beginnt 1889 mit dem Ankauf eines verkehrsgünstigen Geländes nördlich der Stadt Essen. Noch im gleichen Jahr werden die Bauarbeiten aufgenommen. |