Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning


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Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning: Schwefelsäurebehälter für die I.G. Farben, Höchst


Allgemeines

FirmennameFarbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning
OrtssitzFrankfurt (Main)
OrtsteilHöchst
Postleitzahl65929
Art des Unternehmenschemische Fabrik
AnmerkungenBis 1879: "Meister Lucius & Brüning" (s.d.). 1952 - 07.07.1974: "Farbwerke Hoechst"; dann "Hoechst AG" (s.d.). Seit 1916: Teil der "I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft". Auch Niederlassungen in Moskau, Creil, Ellesmereport; Indigo-Werk in Gersthofen (s.d.)
Quellenangaben[Chem Ind Dt Reich (1929/30) II 153] [Handbuch der Aktiengesellschaften]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1830-1839 In den 1830er Jahren tut der Deutsche Friedlieb Ferdinand Runge den ersten Griff nach dem Steinkohlenteer
1840-1849 In den 1840er Jahren weiß August Wilhelm Hofmann dem Teer weitere Geheimnisse zu entreißen
1863 Ein Jahr nach der großen Weltausstellung in London findet sich in Höchst am Main der Auslandkaufmann C. F. Wilhelm Meister mit zwei jungen Chemikern, Dr. Eugen Lucius und Dr. Adolf Brüning, zusammen, die mit tiefer innerer Überzeugung an den Kohlenteer als Fundgrube für neue Stoffe glauben.
1867 Der Stand der Höchster Farbwerke bildet eine Sehenswürdigkeit auf der Pariser Weltausstellung
1878 Das erste Reichspatent wird erteilt
28.12.1879 Umfirmierung aus "Meister Lucius & Brüning"
1880 Adolf von Baeyer, Chemiker in Straßburg, gelingt im Labor die Synthese des zu dieser Zeit bedeutendsten Naturfarbstoffes Indigo. Die BASF erwirbt zusammen mit den Farbwerken Hoechst die Rechte zur Verwertung des Indigo-Patentes und steigt damit in den Wettlauf um die großtechnische Synthese des Naturfarbstoffes ein.
1881 Errichtung einer Produktions- und Verkaufsstätte in Creil bei Paris
1883 Man stößt in das Gebiet der synthetischen Pharmazeutika vor
1883 Es wird die Verbindung mit den bekannten Forschern Robert Koch und Emil von Behring aufgenommen
15.08.1884 Eröffnung des eigenen Gaswerks
1895 Lieferung einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
16.05.1896 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
18.01.1897 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
21.06.1897 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
1899 Der Indigo wird in die von dem Unternehmen geschaffenen künstlichen Farbstoffe aufgenommen
1901 Das 1901 patentierte "Pflegersche Indigoverfahren" wird von den "Farbwerken Meister, Lucius & Brüning" und der Degussa bis 1940 gemeinschaftlich ausgewertet. Für beide Firmen erweist sich das Pflegersche Patent als äußerst ertragreich: die Farbwerke erhalten eine sehr lohnende Großfabrikation und die Degussa kann aufgrund hoher Lizenzeinnahmen aus diesem Verfahren 30, 40 und 50 Prozent Dividenden zwischen den Jahren 1906 und 1911 zahlen.
11.04.1901 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
03.01.1903 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch Kuhn/Maschinenfabrik Esslingen.
12.01.1903 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch Kuhn/Maschinenfabrik Esslingen.
13.12.1905 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch Kuhn/Maschinenfabrik Esslingen.
22.01.1907 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch Kuhn/Maschinenfabrik Esslingen.
1908 Errichtung einer Produktions- und Verkaufsstätte in Ellesmereport (England)
07.05.1909 Baubeginn (?) einer Dampfpumpmaschine durch Kuhn/Maschinenfabrik Esslingen.
1910 Das von Paul Ehrlich entwickelte Salvarsan wird in den Höchster Werken hergestellt
04.10.1911 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch Kuhn/Maschinenfabrik Esslingen.
1920-1924 Bau eines neuen, 168 m langen Verwaltungsgebäudes der Farbwerke Hoechst durch Peter Behrens in den Jahren 1920-1924. Es besteht aus zweifarbigem Klinker (roter Backstein und violetter Eisenklinker. In der Mitte sind ein Turm und eine Brücke, welche die seitlich verlaufende Straße überspannt.
02.12.1925 Zusammenschluß der Firmen der Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken, nämlich die: die Badische Anilin- und Sodafabrik, die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., die Farbwerke Hoechst, die Chemische Fabrik Griesheim, die Chemische Fabrik Weiler ter-Mer, die Cassella AG und die Kalle & Co. Die Börseneinführung der neuen Aktien nimmt ein Konsortium unter Führung der Deutschen Bank und der Danatbank vor.
1950 Das Unternehmen trägt wieder seinen Namen, unter dem es groß geworden ist: "Farberke Hoechst"
1950 Die Belegschaftszahl von 1938 wird wieder erreicht
1950 Gegenüber 1946 können die Produktionswerte der Chemikalien um 246 % gesteigert werden
1950 Gegenüber 1946 können die Produktionswerte bei den Farbstoffen um 403 % gesteigert werden




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Anilin 1879 Umfirmierung aus "Meister ..." 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) II 153]  
pharmazeutische Präparate 1880 Beginn 80er Jahre 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) II 153]  
Teerfarbstoffe 1880 Beginn ca. 1929 [Chem Ind Dt Reich (1929/30) II 153]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1895 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 06.05.1896 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 01.1897 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 21.06.1897 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 1901 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 12.01.1903 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 03.01.1903 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 12.1905 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 22.01.1907 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfpumpmaschine 05.1909 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 10.1911 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 1895 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1879 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1880 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1881 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1882 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1882 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1883 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1885 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1890 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1893 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1895 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine 1899 Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg
Dampfmaschine 1902? Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1904 Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg
Dampfmaschine 1906 Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1906? Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG
Dampfmaschine 1908 Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, Werk Nürnberg
Dampfmaschine 1911 Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Werk Nürnberg
Dampfpumpe   Klein, Schanzlin & Becker A.-G.
Dampfpumpe   Klein, Schanzlin & Becker A.-G.
Dampfpumpe   Klein, Schanzlin & Becker A.-G.




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
Ende 1899 Bahngleise     unbekannt Länge 27 km    
Ende 1899 Dampfkessel 90   unbekannt Heizfläche 9300 qm    
Ende 1899 Dampfkrane 4   unbekannt       am Kai  
Ende 1899 Fabrikgrundstück     ------ Fläche 90 ha davon 18 ha unter Dach  
Ende 1899 Lokomotiven 12   unbekannt          
Ende 1899 Rollbahnwagen 600   unbekannt          




Betriebsanlagen

Zeit Betr.-Teil Fläche bebaut Gleis Whs Betr. in Kommentar
1950 Höchst 1800000     Main (2 km lange Kaianlagen)   F= 1,8 km2; Gleislänge: 90 km




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
Ende 1899   3670 505   darunter 128 Aufseher und Meister, 130 prom. Chemiker, 37 Ingenieure und Techniker, 210 Kaufleute




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1879 Umbenennung zuvor Meister, Lucius & Brüning Lucius & Brüning --> Farbwerke
1925 Zusammenschluß, neuer Name danach I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft Höchst + .... --> IG Farben
1 Umbenennung danach Hoechst Aktiengesellschaft Farbwerke --> Hoechst AG




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAbetriebseigenes Gaswerk
TEXTDirigent: Herr R. Grulich. Die Gasanstalt dient nur für Fabrikzwecke und wurde für die Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning in Höchst a/M. erbaut von Herrn Ingenieur R. Grulich. Außer zur Beleuchtung, zu ca. 40 %, wird das Gas in ausgedehntem Maße, zu 60 %, zur Heizung und für Motoren verwendet. Die Gasanstalt ist für eine Tagesabgabe von 8.000 m³ vollständig eingerichtet mit Rücksicht auf Vergrößerung bis zu 20.000 m³. Die Jahresproduktion wird voraussichtlich eine Höhe von 2.000.000 m³ mindestens erreichen. Die Maximal-Tagesproduktion betrug 6.400 m³, die Minimal-Tagesproduktion 2.500 m³. Zur Beleuchtung der Fabrikationsräume, Büros und Beamtenwohnungen sind 2600 Flammen vorhanden; außerdem 62 Siemens-Regenerativlampen Nr. l - 4. Zur Straßenbeleuchtung dienen 121 gewöhnliche Flammen und 4 Siemensbrenner, welche die ganze Nacht hindurch brennen. Zur Zeit werden nur Saarkohlen (Heinitz-Dechen) vergast, die pro 100 kg 30 m³ Gas ergeben. 100 kg Kohlen gaben 12 kg Ammoniakwasser von 1,5 - 2° Beaumé, das in der Gasanstalt zu Ätzammoniak oder Salmiak verarbeitet wird, und 5,5 kg Teer, der verkauft wird. An Gasmotoren sind Otto'sche à 2, 4 und 30 Pferdestärken vorhanden. Näheres Journ. f. Gasbel. 1883, 875.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 332]


ZEIT1885
THEMAAnlagen des eigenen Gaswerks
TEXTEs sind 5 Retortenöfen vorhanden; 4 à 8 Retorten Vereinsform I, 3 m lang, mit Liegel'scher, l à 9 Retorten gleichen Formats mit Münchener Generatorfeuerung; ferner 4 Wasserkühler von je l m Durchmesser und 6 in Höhe mit je 16 Wasserröhren; 3 Scrubber von 1,9 m Durchmesser und 6,5 m Höhe; 3 Reiniger von 4,75 m X 2,5 m mit je 3 Horden; Reinigung mit Lux-Masse; Gareis'scher Kolbenexhaustor von 0,5 m Durchmesser; Gareis'sche Doppelventile; Stationsgasmesser für 500 m³ pro Stunde; 2 Druckregulatoren. Betrieb des Exhaustors, sowie der Ammoniakwasser- und Teerpumpen durch l Gasmotor von 4 Pferdestärken, l Gasbehälter von 2.500 m³ Inhalt mit betoniertem Bassin. Das Rohrnetz enthält 210 m 350 mm, 307 m 300 mm, 210 m 275 mm, 305 m 200 mm, 295 m 175 mm, 310 m 150 mm, 227 m 125 mm, 1.668 m 100 mm, 1.458 m 80 mm, 761 m 50 mm, 175 m 40 mm Durchmesser, zusammen 5.926 m. Für die Hauptabteilungen der Fabrik sind 3 nasse Gasmesser von Pintsch in Berlin, à 350 m³, und l desgleichen von Haas in Mainz, à 50 m³ pro Stunde, im Gebrauch. Außerdem sind an trockenen Gasmessern von Siry, Lizars & Co. in Leipzig vorhanden: l à 150 l à 100, l à 50, 3 à 20, 18 à 10 Flammen.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 332]