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Wollwaren-Fabrik von Johann Liebieg & Co.
Firmenname | Wollwaren-Fabrik von Johann Liebieg & Co. |
Ortssitz | Reichenberg (Böhmen) |
Art des Unternehmens | Textilfabrik |
Anmerkungen | Bis 1833 "Gebr. Liebieg"; "Franz Liebieg, Wollwaren-Fabrik" war danach das Unternehmen des Bruders von Johann Liebieg. "Liebig" hinten oft mit nur einfachem "i", wohl falsch. Mit Zweigbetrieben in Swarow (s.d.), Meziwod, Haratitz und Eisenbrod. [Slokar]: "priv. Schafwollwarenfabrik von Johann Liebig & Co."; 1928: "Johann Liebieg & Comp." als Woll- und Baumwollwarenfabriken. |
Quellenangaben | [Album Industrie Reichenberg (1858) 3] [Adreßbuch Baumwollen ... 2 (1928) 1131] [Slokar: Geschichte der Österreichischen Industrie (1914) 344] |
Hinweise | [Amtlicher Catalog der Ausstellung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder Österreichs (1873) 138] |
Zeit |
Ereignis |
07.06.1802 |
Geburt von Johann Liebieg in Braunau (Böhmen) |
1806 |
Einrichtung einer Baumwollspinnerei mit Wollfärberei in einem einstöckigen, von versumpften Wiesen umgebenen Gebäude durch Herrn Eduard, Graf von Clam-Gallas |
1826 |
Der Betrieb geht später in den Besitz von Herrn Ballabene über, und er wird bis 1826 durch Herrn Josef Kittel betrieben |
1826 |
Der Betrieb wird von Herrn Wenzel Rieger & W. E. Redelhammer in Pacht genommen |
1826 |
Der Betrieb wird von Herrn Wenzel Rieger & W. E. Redelhammer als Kattunweberei benutzt |
1828 |
Johann Liebieg bringt die Josephinenthaler Fabrik durch Kauf an sich. |
1828 |
Gründung eines gemeinsamen Unternehmens durch die Brüder Franz Liebieg im Verein mit seinem Bruder Johann unter der Firma "Gebrüder Liebieg" |
1832 |
Bau des Preßgebäudes für die Textildruckerei |
1832 |
Errichtung der Schafwolldruckerei |
1835 |
Einrichtung einer Dampffärberei |
1839 |
Die Kraftweberei wird an der Stelle der ehemaligen Weftspinnerei erbaut |
1843 |
Großartige Möglichkeiten für die Erzeugung von Orlains und Mohair werden geschaffen |
1843 |
Die Gasbeleuchtung wird eingebaut |
1843 |
Liebieg verpflanzt die Herstellung von Orléans und Mohairs nach Böhmen. - Seine Fabriken vergrößern sich von Jahr zu Jahr. |
1845 |
Bau eines drei Stockwerk hohen Warenmagazins |
1849 |
Bau der mechanischen Weberei |
1850 |
Bau des kolossalen [Textil-]Druckereigebäudes |
1850 |
Johann Liebig bringt die im Besitz von Franz Jäger befindliche Haratitzer Mühle käuflich in seinen Besitz |
1851 |
Errichtung der Worsted-Spinnerei |
1854 |
Bau eines neuen, großen Gasometers für den 1500 - 1800 Flammen täglich betragenden Bedarf der Fabrik |
1855 |
Bau eines vier Etagen hohen Wollenmagazins |
1855 |
Umbau der sogenannten Ludwigsmühle zu einer Streichgarnspinnerei |
1855 |
Inbetriebnahme der Filialspinnerei Haratitz |
1858 |
Vollendung der Mühle in Haratitz |
1866 |
Johann Liebieg wird in den Ritterstand erhoben. |
1867 |
Auszeichnung durch eine große Preismedaille in Paris |
16.07.1870 |
Tod von Johann Freiherr von Liebieg |
1880 |
Lieferung einer Dampfmaschine durch Görlitzer Maschinenbauanstalt |
Produkt |
ab |
Bem. |
bis |
Bem. |
Kommentar |
appretierte Gewebe |
1858 |
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1858 |
[Album Industrie Reichenberg (1858) 4] |
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bedruckte Gewebe |
1858 |
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1858 |
[Album Industrie Reichenberg (1858) 4] |
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Kammgarn |
1858 |
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1858 |
[Album Industrie Reichenberg (1858) 4] |
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Streichgarn |
1858 |
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1858 |
[Album Industrie Reichenberg (1858) 4] |
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Bezeichnung |
Bauzeit |
Hersteller |
Dampfmaschine |
1880 |
Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisengießerei AG |
Dampfmaschine |
1896 |
Friedrich Wannieck & Co. |
Zeit |
gesamt |
Arbeiter |
Angest. |
Lehrl. |
Kommentar |
1831 |
100 |
100 |
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an 61 Webstühlen |
1836 |
850 |
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850 unmittelbar beschäftigt, einschl. Veredelung |
1845 |
5000 |
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insgesamt (vmtl. einschl. Filialwerke) |
1858 |
2100 |
2100 |
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2000 - 2200 Arbeiter |
1873 |
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2500 |
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Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt
Zeit |
Bezug |
Abfolge |
andere Firma |
Kommentar |
1 |
Nebenwerk |
danach |
Johann Liebieg & Co. |
erst Mühle, dann Weberei Haratitz |
1 |
Nebenwerk |
danach |
Johann Liebieg & Co., Spinnerei und Weberei Swarow |
als Spinnerei, Weberei und Garnbleicherei |
ZEIT | 1845 |
THEMA | Beschreibung |
TEXT | Die priv. Schafwollwarenfabrik von Johann Liebig & Co. in in Reichenberg gehörte zu den besten und größten ihrer Art. Gegründet wurde sie 1826 von den Brüdern Franz und Johann Liebig und ging 1831 in den Alleinbesitz Johann Liebigs über; 1828 hatte Johann Liebig von Ballabene & Co. die Josephinenthaler Fabrik erworben; nach kurzer Zeit bildete dieses Josephinenthal einen Komplex in ihrer Art vielleicht auf dem Kontinent nicht übertroffener, großartiger Etablissements der Kammgarn-, Vorspinn- und Streichgarnspinnerei, der mechanischen Weberei, Färberei, Druckerei und Appretur. Im Jahre 1831 beschäftigten diese Unternehmungen auf 61 Webstühlen an 100 Menschen; 1836 zählten sie 157 Webstühle in und 452 außer der Fabrik nebst mehreren Garndoublier- und sonstigen Vorbereitungsmaschinen. Es wurden daselbst 72 verschiedene Sorten Merinos, Lastings und Tibets und andere Wollengewebe zum Teil auch mit Baumwolle und Seide gemengt zu verschiedenen Kleiderstoffen erzeugt und außerdem Tischdecken, Tibet-, Merino- und Challitücher verschiedener Größe, sämtliche Stoffe in den verschiedenen gangbaren Uni-Farben sowohl als in mannigfacher Illumination gefärbt und gedruckt. Diese Anstalt, welche über 850 Menschen unmittelbar beschäftigte, hatte eine eigene Druckerei von 16 Tischen, 1 Modellschneiderei, 1 Färberei mit 7 Kesseln und einer warmen Blauküpe, 1 Senganstalt, 5 Maschinen zum Waschen, Bleichen und Trocknen, dann mehrere schneckenförmige Scher- und Appreturmaschinen, ebenso wie eine eigene Preßanstalt mit einer großen hydraulischen und einer deutschen Stichpresse nebst dazu gehörigen fünf Wagen. Im Jahre 1841 wurde die Zahl der von Liebig beschäftigten Webstühle (meist außerhalb der Fabrik) auf 2000 ? 3000 geschätzt; der Wert der Erzeugung dieser Unternehmung auf 1,5 - 2 Millionen Gulden. Sie war damals die großartigste Fabrik dieser Art in der Monarchie. Im Jahre 1845 hatte die Fabrik eine Dampfmaschine von 20 Pferdekräften, 3 Dampfkessel, 1 Wasserrad von 8 Pferdekräften, 6 Küpen, 13 Farbkessel, 8 Waschmaschinen, 3 Zentrifugaltrocknungsmaschinen, 8 Schermaschinen, 1 mechanische Werkstätte, 37 Drucktische, 126 Power-looms und 53 Handstühle im Hause, dann über 1900 andere Stühle in der Umgebung in Betrieb. Außerdem hatten dieselben Besitzer auch eine Färberei und Appreturanstalt in Mödling in Niederösterreich. Im ganzen beschäftigten sie über 5000 Menschen. |
QUELLE | [Slokar: Geschichte der österreichischen Industrie (1914) 344] |
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