Gaswerk Lindenhof

Allgemeines

FirmennameGaswerk Lindenhof
OrtssitzMannheim
OrtsteilLindenhof
Postleitzahl68163
Art des UnternehmensGaswerk
AnmerkungenEines von mehreren Mannheimer Gaswerken. Vorläufer: Gaswerk im Quadrat K 6 (s.d.); gefolgt 1900 vom Gaswerk Luzenberg (s.d.). Eigentümerin (um 1885): Stadtgemeinde Mannheim; Dirigent: Herr Chr. Beyer.
Quellenangaben[MVV-Extrablatt, 01.10.1993] [SMA: Chronik der Mannheimer Gasversorgung] [Mannheim, Versorgungswirtschaft (1966) 48] [Stat. Mitt. Gaswerke (1885) 466]
Hinweise[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 607]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1851 Bau der ersten Gasanstalt von den Herren Spreng, Sonntag und Engelhorn aus städtischen Mitteln. - Diese vermag für die Dauer den von Jahr zu Jahr steigenden Gaskonsum nicht mehr zu decken; der Stadtrat sieht sich deshalb 1877 veranlaßt, zu dem Neubau eines Gaswerks zu schreiten, da die Lage des alten Werkes, dasselbe ist in der Mitte der Stadt, eine Erweiterung nicht zuläßt.
01.12.1851 Inbetriebnahme des ersten Mannheimer Gaswerks K 6 (im städtischen Eigentum, aber 1873 privat betrieben)
15.10.1872 bis 18.10.1872 Gutachten der Gaswerksdirektoren Winterweber und Schiele zur Errichtung eines zweiten Gaswerks (neben dem in K 6)
12.07.1873 Die Stadt übernimmt das Gaswerk K 6/ K 7
1874 In einem zweiten Gutachten zur Errichtung eines zweiten Gaswerks heißt es, daß das alte Werk höchstens für eine Bevölkerungszahl von 40.000 Einwohnern ausreiche (aktuelle Einwohnerzahl: 39.606). Die Kosten werden mit 300.000 Gulden angesetzt.
12.07.1876 Der Bürgerausschuß beschließt den Neubau eines Gasfabrik im Gewann Meerfeld. Der Stadtrat beauftragt Gaswerksdirektor Beyer und Stadtbaumeister Ritter, den Bau durchzuführen. Veranschlagte Kosten: Anschaffung und Herrichtung des Bauplatzes: 207.600 Mark, Fabrik und Wohnbebäude: 511.980 Mark, Apparate: 479.749 Mark, Hauptrohrleitungen: 119.400 Mark, Bauausführung: 37.500 Mark, sonstige Ausgaben: 61.450 Mark; Summe: 1.420.000 Mark. Der Betrag soll mit einem vierprozentigen "Anlehen" von 1,6 Millionen Mark finanziert werden.
Herbst 1877 Mit dem Bau wird begonnen
01.12.1878 Eröffnung
15.12.1878 Zwei Wochen nach der Inbetriebsetzung des neuen Werkes wird das alte Werk verlassen, und das neue Werk arbeitet mit 4 bis 9 Öfen mit einer täglichen Produktion von 8.400 m³.
01.03.1879 Der Betrieb der Anstalt von den Herren Kemner & Co., welche bis dahin die Schwetzingervorstadt und den Personenbahnhof mit Gas zu versorgen hatte, wird eingestellt, und von diesem Tage an hat das neue Gaswerk den ausschließlichen Gasbedarf für Mannheim zu decken.
Anfang Dez. 1879 Die 16 Öfen werden Anfang Dezember auf dem Lindenhof angeheizt. Der Gesamtaufwand beträgt 1.249.508,46 Mark. Das Werk ist für eine jährliche Leistungsfähigkeit von 5 Millionen cbm Gas ausgelegt. Nach der Inbetriebnahme wird das Werk in K 6 außer Betrieb gesetzt
15.06.1882 Der Stadtrat erläßt aufgrund der bisherigen Erfahrungen Bestimmungen über die Verwaltung des Gaswerks. Danach steht die unmittelbare Leitung des Gaswerks samt technischem Betrieb einem Direktor zu. Für die Besorgung des Kassen- und Rechnungswesens sowie für die Bürogeschäfte wird ihm ein Buchhalter beigegeben. Die Aufsicht führt ein vom Stadtrat auf die Dauer von je drei Jahren ernannter Verwaltungsrat. Die wichtigeren Verwaltungshandlungen unterlieen der Beschlußfassung dieses Kollegiums, das sich mindestens einmal im Monat zu versammeln hat. Zum Direktor wird vom Stadtrat Christian Beyer ernannt.
1885 Gaserzeugung: 4.028.670 cbm und 3.220 Gaszähler (61.273 Einwohner)
1886 Die Ausbauleistung von 5.000.000 cbm/a wird erreicht. Durch Zusatzanlagen (Vergrößerung des Ofenhauses) kann die Leistung auf 8.000.000 cbm gesteigert werden.
06.06.1889 Durch das Ortsstatut vom 6. Juni leitet Direktor Christian Beyer den Gesamtbetrieb von Gaswerk und Wasserwerk
1894 Man beginnt damit, die Straßenlaternen mit alten Brennersystemen auf das hellere und sparsamere Gas-Glühlicht mit Auerbrennern umzustellen. Die Erfahrungen sind anfangs nicht sehr befriedigend, bis eine geeignete Laterne entwickelt wird.
1894 Die Eisenbahnverwaltung schafft für die Bahnhöfe und das gesamte staatlche Hafengebiet 1891-93 eine eigene Zentrale für die elektrische Beleuchtung. Das bringt für das Gaswerk einen Ausfall mit einer Minderabgabe von wenigstens 200.000 cbm Gas für das Jahr 1894
1895 Gaserzeugung: 6.296.750 cbm und 4.585 Abnehmer (91.118 Einwohner)
1896-1901 Die wachsende Organisation macht die Erweiterung der Zentrale in K 7 erforderlich. Die Betriebsstätten und die Bauten für die Lagerung von Meterial und Geräten erweisen sich schon vor 1895 als ungenügend und die Büroräume als zu eng. Im Jahrfünft ab 1896 werden Schuppen errichetet, Büroräume renoviert und erweitert, Bebäude aufgestockt.
1897 Die Stadt übernimmt die Auflage, die Gasbeleuchtung in Käfertal und Waldhof einzuführen
1897 Zwischen dem technischen Büro in K 7 und den Wohnungen bestimmter Vorarbeiter wird eine Alarmverbindung hergestellt. Sie dient dazu, bei Rohrbrüchen, Bränden und ähnlichen Zwischenfällen die Mannschaften des Installations- und Reparaturbetriebs rascher herbeizurufen und ist die Vorläuferin der späteren Nachrichtenzentrale am Luisenring.
Herbst 1898 Sämtliche 2130 städtischen Gaslaternen sind mit neuen Brennersystemen (Auer) versehen, was einen Kostenwaufwand von rund 35.000 Mark erforderte. Im Durchschnitt stellen sich die Umstellungskosten auf 16,30 Mark pro Laterne. Dem stehen für das Jahr 1900 Ersparnisse in der Straßenbeleuchtung von etwa 12.000 Mark gegenüber.
20.10.1899 Der Stadtrat beschließt, in den neu eingemeindeten Stadtteilen Käfertal und Waldhof die Gasbeleuchtung einzuführen. Auch die Stadtteile Neckarau und Rheinau (Stengelhof) werden in die Planungen der Gasversorgung einbezogen.
11.1901 Ein Teil der Verwaltung wird in das sogenannte Satorsche Haus am Luisenring 49 verlegt. Dadurch wird in K 7 Platz gewonnen für das technische Personal, für die Prüfung der Gas- und Wassermesser, die Glühlichtabteilung, das Fotometer und die Aufbewahrung der Installationspläne.
1905 Gaserzeugung: 10.970.290 cbm und 12.897 Abnehmer (163.693 Einwohner)
14.09.1911 Die Anlage wird stillgelegt und dient nur noch als Behälterstation




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Stadtgas 1878 Beginn 1911 Ende, nur noch Behälterstation  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfpumpe 1879 Klein, Schanzlin & Becker A.-G.
Dampfmaschine vor 1885 unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1907 Dampfkessel 2 Kesselhaus unbekannt Heizfläche je 22.5 qm zur Vrbrennung von Koksgries  
1907 Dampfkessel 1 Kesselhaus unbekannt Heizfläche 27 qm zur Vrbrennung von Koksgries  




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAVerträge, Tarife
TEXTDas neue Werk sollte hinsichtlich seiner Dimensionen so angelegt werden, daß wenn daßelbe ausgebaut, den Bedarf für 100.000 Einwohner, d. h. 5.000.000 m³ Gas pro Jahr zu liefern im Stande sein würde. Dabei sollten die Gebäulichkeiten und Apparate sofort für einen Jahresverbrauch von 2.500.000 m³ eingerichtet werden. Gaspreis für öffentliche Beleuchtung 10 Pf. pro l m³, Motorengas 16 Pf. pro 1 m³, bei einem Konsum von 5000 bis 10.000 m³ 5 %, Rabatt, 10.001 bis 15.000 m³ 10 %, 15.001 bis 20.000 m³ 15 % und bei einem Konsum von über 20.000 m³ 20 % Rabatt; für Private 20 Pf. pro l m³, bei einem Konsum von 1500 bis 2.500 m³ 5 % Rabatt, 2501 bis 5.000 m³ 10 %, 5001 bis 10.000 m³ 15 %, 10.001 bis 25.000 m³ 20 %, 25.001 bis 50.000 m³ 25 % und bei einem Konsum von über 50.000 m³ 30 % Rabatt. Leuchtkraft des Gases bei 150 l Konsum im offenen Schnittbrenner 16 bis 17 Normalkerzen, tägliche Probe auf dem Werk, Veröffentlichungen in den Zeitungen jeden Montag. Jahresproduktion 3.333.860 m³. Maximal-Tagesproduktion 16.160 m³, Minimal-Tagesproduktion 4.090 m³. 1333 Straßenflammen, 557 Nachtflammen, Konsum l Flamme pro Stunde 190 1. Der Jahreskonsum l Abendflamme von 1645 Stunden beträgt 312,6 m³ und l Nachtflamme von 3719 Stunden 706,6 m³. 16 Intensivbrenner (Standardbrenner) mit 3 Flammen Konsum pro Stunde l m³, 14 Ring mit 6 Brenner pro Stunde 500 l, Brennzeit bis 23.00 Uhr Nachts. Gasabgabe für öffentliche Beleuchtung 615.223 m³, Private 1.659.902 m³, und Staat 513.524 m³, Selbstverbrauch 50.713 m³, Motoren 222.151 m³ und Verlust 275.147 m³. Kohlenverbrauch 10.754.718 kg Saarkohlen Heinitz-Dechen, 327.095 kg Ruhr Consolidation Boghead und 67.650 kg australische Kohlen. Das Ammoniakwasser ist verpachtet. Teer und ausgebrauchte Reinigungsmasse wird an chemische Fabriken verkauft. Zwei Drittel der Koksproduktion findet am Platze Verwendung, 1/3 geht nach auswärts. Näheres Journ. f. Gasbel. 1859, 201. 1866, 16, 48. 1873, 307. 1875, 115, 148. 1876, 718. 1877, 320, 684. 1883, 99, 761.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 466]


ZEIT1885
THEMAAnlagen
TEXTMit der Herstellung der Pläne und der Ausführung des Baues wurden die städtischen Angestellten Herr Stadtbaumeister H. Ritter und Herr Gaswerkdirektor Chr. Beyer betraut und zwar in der Weise, daß ersterer die Leitung der Hochbauten, Straßen und Wege, letzterer die Apparate, Öfen, Gasbehälter, Bassin, Rohrleitungen und Maschinen übernahm. Die Anstalt hat 8 Öfen mit je 9 Retorten in Maulform Nr. V 2,75 m lang mit Generatorfeuerung. Neu gebaut werden 4 Öfen je mit 9 Retorten, mit Generatoren unter den Öfen, jedoch von der Rückseite aus bedient. Je 2 Öfen haben eine gemeinschaftliche Vorlage; Gas, Wasser und Teer gehen in einem gemeinschaftlichen Rohr von 400 mm lichter Weite nach dem 50 m entfernten Kühl- und Scrubberhaus, die Rohrleitung liegt in dem Boden, vor dem Eintritt in den Boden befindet sich ein selbsttätiger Sicherheitsapparat, welcher bei eintretenden Störungen dem Gas gestattet in das Freie zu entweichen; 8 Kühler in Gußeisen, 1,2 m Durchmesser, 5 m Höhe, mit 14 innen stehenden Röhren 100 mm lichter Weite für kombinierte Luft- und Wasserkühlung; 4 Scrubber, 1,8 m Durchmesser, 6 m Höhe mit Blechböden und Reisigeinlage; 2 Kondensationsapparate Audouin & Pelouze; 3 Beale'sche Exhaustoren mit Bypassregulatoren und Umgangsklappe; 4 Reiniger in Gußeisen 3,6 x 4,3 x 1,3 m; 2 Stationsgasmesser jeder für 500 m³ pro Stunde; l Stationsgasmesser für Tageskonsum; 2 Gasbehälter à 5.000 m³ Inhalt; l Gasbehälter von 10.000 m³ Inhalt mit schmiedeeisernem Bassin, im Bau begriffen, wird bis September in Betrieb kommen; l Regulator für Tageskonsum und l Regulator für Nachtkonsum; l selbsttätiger Sicherheitsapparat als Umgang zwischen Gasbehälter, Eingang und Hauptrohr nach der Stadt; 2 Dampfmaschinen zu je 6 Pferdestärken zum Betrieb der Exhaustoren; l Dampfmaschine zu 2 Pferdestärken zum Betriebe von Drehbank, Teerpumpen, Koks-Zerkleinerungsmaschinen und Sieben; 2 Dampfkessel von je 18 qm Heizfläche; 2 Dampfpumpen zur Speisung der Wasserleitung, Reservoire für Brauch- und Ammoniakwasser und Teer. Reinigungsmasse: Eisenrückstände der Anilinfabriken ohne Zusatz von Sägespänen oder Koksklein.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 466]


ZEIT1907
THEMAAnlagen
TEXTDas Gaswerk kann 35.000 bis 36.000 cbm Gas pro Tag mit Hilfe der nachstehend beschriebenen Anlagen produzieren:
a) Im Ofenhaus sind 10 in einer Reihe angeordnete Neuneröfen, von welchen je 8 zu einer Gruppe vereinigt sind, aufgestellt; die Öfen bähen horizontal liegende Retorten von je 2,75 m Länge und einem Profil Nr. V der vom D. V. im Jahre 1867 festgestclltcn Normalien, sowie innen liegende Generatoren. Außerdem sind drei Stück Gebläseofen mit je 6 Retorten vorhanden, welche mit Abfallkoks (Koksstaub) geheizt werden, jedoch nur vorübergehend in Betrieb kommen. Die Öfen resp. Generatoren waren ursprünglich nach dem System Tonnar gebaut, sie wurden jedoch im Laufe der Jahre den Verhältnissen der Neuzeit entsprechend nach eigenem
System umgebaut. Je zwei Öfen haben eine gemeinsame Vorlage mit verstelbaren Teer- und Wasserabläufen und Eintauchungen. Gas, Ammoniakwaaser und Teer werden in zwei miteinander in Verbindung stehenden Rohrleitungen von je 400 mm Durchmesser nach dem 50 m entfernten Kühl- und Skrubberhaus abgeführt. Die Rohrleitungen liegen im Boden des Hofraumes; vor dem Eintritt in die Leitungen befindet sich ein selbsttätiger Sicherheitsapparat, welcher bei einem Druck von 60 mm in der Vorlage (hervorgerufen durch etwaige Betriebsstörungen) ein Ventil öffnet und das Gas den Weg ins Freie nehmen läßt. Das Laden und Entladen der Retorten geschieht von Hand aus, und zwar mittels Lademulde und Ziehhaken. Das Ladegewicht der Kohlen ist im Mittel 135 kg. Zur Vergasung gelangen Saar- und Ruhrkohlen, in geringeren Mengen auch englische Kohlen. Die Vergasungsdauer beträgt bei Saarkohlen 4 Stunden, bei Ruhr- und englischen Kohlen bis zu 6 Stunden. Zum Transport des Koks dienen Karren, deren aus Eisenblech hergestellte Kasten leicht zu kippen sind. Von der Erstellung mechanischer Transport-Einrichtungen wurde noch Abstand genommen, da eine allmähliche Verlegung des Betriebes nach dem neuen Werk Luzenberg geplant ist.
b) Die Kohlenhalle ist an der Längsseite des Retortenhauses angebaut und hat freien Raum für das Füllen der Lademulden. Die Halle vermag 1700 t Kohlen aufzunehmen; zum Abladen der Kohlen direkt aus den Eisenbahnwaggons sind 8 Seitengleise für Gleiswagen vorgesehen. Ferner befindet sich östlich vom Ofenhaus ein gedeckter Kohlenschuppen von 4500 t Fassungsraum; die Eisenbahnwagen können hier direkt entladen werden. Der Transport der Kohlen nach dem Feuerhause geschieht auf Feldbahngleis mittels Gaslokomotive und Kippwagen. Außer den beiden gedeckten Kohlenlagern werden vorübergehend auch im Freien zwei gröfserc Plätze zur Kohlenlngerung benutzt.
c) Die Koksbrechanlage. Auf der nordwestlichen Seite des Retortenhauses befindet sich bei dem gedeckten Kokslöschplatz mit den Kokslöschtürmen die Anlage zum Brechen, Sortieren und Verladen des Koks; diese besteht aus zwei Koksbrechern mit Elevator und zwei zum Antrieb erforderlichen 3 pferdigen stehenden Gasmotoren.
d) Das Kühl- und Skrubberhaus enthält in zwei untereinander verbundenen Systemen 8 gußeiserne Kühler von 1,20 m Durchmesser und 6 m Höhe mit je 14 innenstehenden Röhren von 100 mm lichter Weite für die Luftkühlung, 8 schmiedeeiserne Kühler von 1,20 m Durchmesser und 6 m Höhe mit doppeltem Mantel, je 18 innenstehenden Röhren von 100 mm lichter Weite für Wasserkühlung und endlich 8 gufseiserne Ammoniakwascher von 1,80 m Durchmesser und 6 m Höhe mit Zschokke'schen Holzhordeneinlagen. Jeder Ammoniakwäscher ist mit kontinuierlicher Berieselung mittels Tropfapparaten versehen. Die Waschung geschieht mit reinem Wasser und mit Ammoniakwasser und wird so geleitet, daß der letzte Wascher mit Klarwasser berieselt, dieses aufgepumpt und in den vorhergehenden Wascher geleitet wird, usw., so daß das ammoniakreiche Gas mit dem stärksten Ammomakwasser in Berührung kommt. Unter den Kühlern sowohl wie unter den Ammoniakwaschern
sind Teer- und Wassertöpfe angebracht, welche direkt in die unter diesen befindlichen Teer- und Wassergruben entleeren. Über den Waschern und Kühlern sind Klärwässer-, Ammoniakwasser- und Teer- Reservoire aufgestellt.
e) An das Skrubberhaus schließt der Maschinenraum an, worin untergebracht sind: 2 Teerscheider (System Audouin und Pelouse) von je 12.000 bis 15.000 cbm Leistung pro 24 Stunden; 3 Gassauger (System Beal mit 2 Umgangsreglern und 1 Umgangsklappe; 2 liegende Dampfmaschinen von 6 und 8 PS; 2 Dampfpumpen (1 für Klarwasser und 1 für Kesselspeisewasser), 1 Kesselspeisewasser-Pumpe mit Riemenantrieb; 1 Kompressor für die Gaslokomotive.
f) Dem Maschinenbaus gegenüber und von diesem nur durch einen Gang getrennt liegt der Raum, in welchem 1 Stationsgasmesser, 2 Druckregler mit Waaserbelastung für Tagesabgabe sowie ein dritter für Abendabgabe mit Umgängen, ferner ein selbsttätiger Sicherheitappparat als Umgang zwischen Gasbehälter und Hauptrohr nach der Stadt, die Abschlußventile nach und von den Gasbehältern sowie ein Spiritusverdampfapparat aufgestellt sind. In dem vorhin erwähnten Gang ist ein kleiner Gleichstromgenerator, der durch einen Gasmotor angetrieben wird, untergebracht; diese Anlage dient zur Erzeugung des für die Beleuchtung der Apparateräume erforderlichen elektrischen Stroms während der Nachtzeit.
g) Das Kesselhaus ist an das Maschinenbaus seitlich angebaut. Es enthält 3 Dampfkessel, deren zwei je 22,5 qm und einer 27 qm Heizfläche haben, sämtliche mit
Feuerungseinrichtung zum Verbrennen von Koksgries versehen. Im Nebenraum ist ein Steimüller'scher Kesselspeisewasserreiniger für eine Leistung von 1,5 cbm pro Stunde aufgestellt.
h) Das Reinigungshaus liegt in südlicher Richtung von dem Maschinenbaus, 12 m entfernt. In diesem sind in zwei Systemen 8 Stück gußeiserne Reinigerkasten von je
15,48 qm Flächeninhalt aufgestellt. Zum Aufheben und Transportieren der Deckel wird ein in Schienen auf dem Boden laufender Laufkran benutzt. Zu beiden Seiten des Hauses befinden sich die Regenerationsräume für die Reinigungsmasse.
i) Nördlich an das Wascherhaus anschlßfend liegen das Laboratorium sowie die Werkstätten für Schlosser, Schmiede, Dreher, Wagner etc. Zum Betriebe der Werkzeugmaschinen sowie der Teerpumpe und des Gebläses für die Schmiede ist in der Dreherei eine 2 PS liegende Dampfmaschine aufgestellt.
k) Zur Aufspeicherung des Gases dienen 3 Gasbehälter mit einem Gesamtfassungsraum von 27.000 cbm. Zwei davon haben gemauerte Bassins, der dritte dagegen
ein schmiedeeisernes Vollbassin. Behälter Nr. 1 ist zweifach teleskopiert.
l) Ammoniakfabrik. Zur Verarbeitung des Ammoniakwassers (Herstellung konzentrierten Ammoniakwassers) befindet sich in einem besonderen Bau an der südwestlichen
Ecke des Grundstücks ein kontinuierlich arbeitender Feldmann'scher Destillationsapparat.
m) In der Nähe der Gasbehälter liegen die Ökonomiegehäude; sie enthalten Stallungen für 8 Pferde mit Remisen und Heuboden, außerdem Materiallager und Wohnung für den Portier.
n) Außer den oben beschriebenen Anlagen gehören zum Gaswerk Lindenhof noch ein Anbau, welcher die Abortanlagen, Bäder, die Kantine, den Waschraum und die Arbeiterankleideräume enthält. Eine ca. 1000 m lange Gleisanlage erstreckt sich durch das Werk und ermöglicht dos Rangieren der Eisenbahnwagen zu allen Lagerplätzen; eingebaute Waagen gestatten die Ermittelung der Gewichte der Ein- und Ausgänge. Am Eingang zum Gaswerk ist ein Betriebsgebäude, welches im Parterre die Bureauräume und im Obergeschoß die Wohnung des Gasmeisters enthält, erstellt, jenseits der Straße befindet sich die Wohnung des Betriebsleiters
und des Betriebechemikers.
QUELLE[Journal für Gasbeleuchtung 50 (1907) 607]