Deutsche Eisenbahnschienen-Compagnie auf Actien

Allgemeines

FirmennameDeutsche Eisenbahnschienen-Compagnie auf Actien
OrtssitzNeuhaus-Schierschnitz (Th)
OrtsteilNeuhaus
Postleitzahl96524
Art des UnternehmensEisenhütte und Maschinenfabrik
AnmerkungenIm Deutschen Museum: Firmierung "Erste Deutsche Eisenbahnschienen-Compagnie AG"; in der Eigenanzeige in der [Lpz. Ill. Ztg.] nur wie oben. Kapital (1845): 2 Mio Thaler = 3.500.000 rh. Gulden. Direktion (zumindest anfangs) in Hildburghausen. Steinkohlen aus Neuhaus ("Neuhäuser Steinkohlen-Verein") und Stockheim; Spateisenstein und Braunerze aus den Regionen Könitz bzw. Gräfenthal, Saalfeld usw. Inhaber: Joseph Meyer (auch Inh. des Bibliographischen Instituts). 1845 werden Gebläse- und Walzenzugmaschinen und gichtgas-beheizte Dampfkessel erwähnt. Betriebe: "Schmelze Neuhaus auf dem Meyer'schen Kohlenfelde" (dort auch Puddlings- und Schienenwalzwerk) und "Schmelze bei den Könitzer Eisengruben". Bezug zur von Swain'schen Rentei (Berg- und Hüttenwerk um 1900; s.d.) unbekannt
Quellenangaben[Leipziger Illustrierte Zeitung Nr. 92 vom 05.04.1845] Objekt im Dt. Museum München [Eisenbahn-Zeitung 5 (1847) 398] [Allgemeine Zeitung 99 (1845) 789]
HinweiseDazu das Steinkohlenwerk August im Revier Neuhaus (160.000 Quadratlachter, Flözmächtigkeit: 30 Fuß 5 Zoll, geschätzter Kohleninhalt: 160 Millionen Ztr.) mit Hauptförder- und Maschinenschacht, 150 Lachter Teufe.




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1837 Meyer erhält die Konzession für den Abbau von Mineralien im Herzogtum Sachsen-Meiningen.
15.03.1843 Die Aktien datieren vom 15. März
15.06.1843 Gründung des "Neuhäuser Steinkohlen-Vereins" nach statutarischer Bekanntmachung vom 15. Juni mit J. Meyer als Direktor und Miteigentümer der Vereinswerke. Gegründet für den gemeinschaftlichen Abbau des großen und reichen Steinkohlen-Distrikts "Minna" im Bergrevier Neuhaus mit einem geschätzten Kohlevorrat von 80 Millionen Zentnern.
15.07.1843 Ausgabe von 1200 Aktien à 200 Thaler Preuß. Courant des "Neuhäuser Steinkohlen-Vereins" mit 5 % Verzinsung und einer zu 6 % veranschlagten Jahresdividende. Die Aktien lauten auf den Inhaber. Die Aktienausgabe endet am 1. September
15.09.1843 Vorgesehener Termin für die Einberufung der Generalversammlung der Aktionäre
Sommer 1846 Die Hochöfen sollen angeblasen werden, und die Roheisenherstellung soll beginnen.
01.07.1846 bis 31.08.1846 Im Sommer sollen die Hochöfen angeblasen werden




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Dampfkessel 1847 im Bau 1847 im Bau  
Dampfmaschinen 1847 Dt. Museum 1847 Dt. Museum 1947: 2 Maschinen je 60 PS im Bau [Eisenbahn-Zeitung (1847) 398]
Eisen 1846 Beginn vorges. (Inbetriebnahme Hochöfen)      
Eisenbahnschienen 1846 Beginn vorges. (Inbetriebnahme Hochöfen)      




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfhammer um 1847 James Nasmyth & Co.
Dampfmaschine um 1847 unbekannt
Dampfgebläsemaschine um 1847 Deutsche Eisenbahnschienen-Compagnie auf Actien
Dampfgebläsemaschine nach 1847 Deutsche Eisenbahnschienen-Compagnie auf Actien




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1845 Dampfmaschinen 2 Steinkohlenfeld August unbekannt Gesamtleistung 60 ps Für Wasserhaltung und Wetterführung, bei 1500 Ztr/d Kohleförderung  




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1845 Nebenwerk danach Neuhäuser Steinkohlen-Verein um 1845 gegr.




Allgemeines

ZEIT1847
THEMABeschreibung des Eisenwerks
TEXTDie Unternehmungen des Herrn Meyer in Hildburghausen haben an vielen Orten so zahlreiche Teilnehmer gefunden, daß einige nähere Mitteilungen über den Zustand dieser Werke, von einem unparteiischen Beobachter gegeben, nicht ungern gesehen werden dürften. Dr. Heeren nun, durch zweimaligen Besuch dieser Anlagen mit ihnen näher bekannt, fühlt sich, teils um den mehrfach deshalb an ihn ergangenen Anfragen zu entsprechen, teils aus dem Wunsche, ein so großartiges, zeit gemäßes und technisch interessantes Unternehmen zur allgemeineren Kenntniß zu bringen, gedrungen, die folgenden Nachrichten zu veröffentlichen, welche freilich bei einer so vielseitigen Sache nicht in wenigen Zeilen abgetan werden konnten, dennoch aber, um das Maß eines Journal-Artikels nicht allzusehr zu überschreiten, eine Menge der Mitteilung sonst würdiger Umstände übergehen mußten, Nachrichten, welche sich indessen lediglich auf die technischen Verhältnisse beschränken werden und besonders den Zweck haben, zu zeigen, wie weit diese wirklich großartigen Schöpfungen bis jetzt gediehen sind. Wird auch Jedermann es ganz natürlich finden, daß bei Gründung eines solchen Unternehmens durch einen Privatmann pekuniäre Interessen wesentlich mit in Betracht kamen, so ist doch auch der Wunsch, daß die deutschen Eisenbahnen mit deutschem und nicht mit fremdem Eisen gebaut werden möchten, und daß die enorme Masse deutschen Geldes, welche jährlich für Eisen ins Ausland strömt, im Lande bleiben möge, und der deutschen Arbeit zugute komme, nicht genug zu beherzigen, und es verdient daher das Neuhäuser Kohlen- und Eisenwerk auch in staatsökonomischer Hinsicht die größte Teilnahme. Nachdem Berichterstatter schon voriges Jahr Veranlassung gehabt hatte, die Anlagen zusehen, welche H. Meyer auf mehreren Punkten des Thüringer Waldes für Bergbau und Eisenfabrikation ins Leben ruft, und die in den großen Werken bei Neuhaus, unweit Sonnenberg, ihren Mittelpunkt fin den, ergriff derselbe eine sich kürzlich darbietende Gelegenheit, in Gesellschaft einiger bei dem Unternehmen beteiligter Herren eine zweite Ausflucht nach Thüringen zum Besuch dieser Etablissements und zur Prüfung ihrer Fortschritte zu machen. Unser Reisezweck führte uns zuerst nach Neuhaus. Hatten sich hier im vorigen Jahr die Werke im ersten Werden und Keimen gezeigt, so erkannte man in ihnen gegenwärtig ein der Vollendung nahes, wohlorganisiertes, mit allen Hülfsmitteln zur selbstständigen Entwicklung vollständig ausgerüstetes Ganze, das unter geschickter Leitung seiner Beendigung entgegengeht. Von den bewaldeten Höhen um Neuhaus ragen malerisch die Gebäude der neuen Kohlenwerke mit ihren Essentürmen hervor, während sich auf einer Planierung im Tale die kolossalen Hüttenwerke der Eisenbahnschienen Kompagnie, umgeben von ausgedehnten Teichen, welche den Wasserbedarf für die Dampfmaschinen und sonstigen Zwecke liefern, ausbreiten. Auf einem den Werken angehörenden Raum von 60 bis 70 Morgen liegen, symmetrisch geordnet, die in gefälligem einfachen Stil solid aufgeführten verschiedenen Gebäude mit ihren langen Fassaden und den hohen Schornsteinen, deren mehrere bereits durch die aus ihnen hervorwirbelnden Rauchwolken das innere Leben der Werke beurkunden. Den Mittelpunkt der ganzen Gruppe bilden die vier Hochöfen mit ihren Schmelzhallen, an deren einer Seite sich die langen Gebäude der Maschinenfabrik hinziehen, während vor ihnen die für die Stabeisengewinnung und Schienenfabrikation, also zur Aufnahme der Puddel- und Schweißöfen, sowie der Hammer- und Walzwerke bestimmte Halle einen sehr großen viereckigen, mit einem siebenteiligen, auf eisernen Säulen ruhenden Dache bedeckten, an den Seiten ganz freien Raum um faßt. Koksöfen, nebst Vorräten an Kohlen, Cokes und Erzen, Kalk- und Ziegelbrennereien nebst sonstigem Zubehör liegen auf einem weiten Raume hinter den Gebäuden. Breite chaussierte Straßen, sämtlich von Herrn Meyer ganz neu angelegt, bringen die einzelnen Werke mit den Kohlengruben in bequeme Verbindung, den Transport der Rohstoffe erleichternd und wohlfeiler machend. Unser erster Besuch galt den Gruben des Neuhäuser Steinkohlen-Vereins. Auf der Minna war das Abteufen des 421 Fuß tiefen Schachtes vollendet und die Mannschaft mit dem Treiben eines Querschlages gegen das Kohlenflöz beschäftigt, das man mit 12 Lachter weiterem Auffahren auszurichten erwartet, eine auf etwa noch sechs Wochen veranschlagte Arbeit. Auf dieser Grube stehen zwei Dampfmaschinen, eine von 32 Pferden, welche die Wasser hebt, und eine von 12 Pferden zur Förderung. Es ist auf dieser Grube die zweckmäßige Einrichtung getroffen, daß der Wetterschacht in den Feuerkanal der Dampfesse einmündet, wodurch ein hinlänglich starker Wetterzug entsteht, der einen besonderen Wetterofen entbehrlich macht. Es muß bei dieser Gelegenheit erwähnt werden, daß auf den Neuhäuser Steinkohlengruben schlagende Wetter nicht vorzukommen scheinen, und daher die zur Beseitigung dieser großen Plage und Gefahr auf anderen, namentlich den englischen und belgischen Kohlenwerken erforderlichen unbequemen und kostspieligen Sicherungsvorrichtungen ganz wegfallen. Der Verbrauch beider Dampfmaschinen war, nach den uns darüber gemachten Mitteilungen, -- Bei der kurzen Dauer unseres Besuchs der Meyer'schen Werke lag eine genaue Kontrollierung der, die verschiedenen Verhältnisse betreffenden Zahlen werte natürlich in der Unmöglichkeit; wie hätten wir auch die Tiefe der Schächte, den kubischen Inhalt der Kohlen- und Erzhaufen nachmessen, wie die Anzahl der Arbeiter überzählen oder die Genauigkeit etwaiger Preisangaben ermitteln können? Berichterstatter hat daher teils auf die Mitteilungen des Hrn. Meyer selbst, teils auf die Angaben der den verschiedenen Branchen des Etablissements vorstehenden Männer rekurieren müssen, darf aber bevorworten, daß er an der Richtigkeit der im Folgenden hier und da vorkommenden Zahlenangaben zu zweifeln keine Veranlassung hat. -- täglich 50 bis 55 Ztr. Kohlen der geringsten Sorte. Der Gang der Maschinen war tadellos. Von der Minna aus besuchten wir die übrigen, zum ersten Verein gehö renden Gruben: St. Michael, alter und junger Wolfgang, Abergunst und Waldschacht, auf welchen, bei ihrer mäßigen Tiefe, die Förderung ganz einfach und zweckmäßig mittelst Göpel stattfindet. Auf dem St. Michael legten wir die Knappenkleider an und fuhren ein. Auf den von uns besuch ten Abbaustrecken fanden wir das Kohlenflöz von einer Mächtigkeit von etwa 6 Fuß anstehend, welche Mächtigkeit gegen den jungen Wolfgang hin, mit welchem St. Michael in Verbindung steht, sich bis zu 20 Fuß vergrößert. Bei dem auf den Neuhäuser Steinkohlengruben üblichen Pfeilerbau, welcher nicht erlaubt, ein 20fußiges Flötz in seiner ganzen Höhe gleichzeitig abzubauen, war daher auch wenig Gelegenheit gegeben, das Flöz in seiner ganzen Mächtigkeit zu überblicken, doch haben wir es bis zur Hälfte dieser Höhe von 10 Fuß an mehreren Stellen und beim Auffahren auf dem jungen Wolfgang an dessen Füllorte in seinem ganzen, 20 Fuß mächtigen Abbruch gesehen. Alle jetzigen Abbaue liegen über der Sohle des Wasserstollens; die tieferen Partien des Feldes sind unverritzt und werden dem nächst von der Minna aus vom Wasser vollständig gelöst werden. Die Kohlengewinnung auf diesen Gruben geschieht im Gedinge, in welchem die Nebenkosten, Geleucht, Gezäh etc. mit inbegriffen sind. Es wird in Tonnen gefördert, die circa 3 Ztr. Kohlen enthalten, und für jede Tonne Kohlen, bis auf die Halde, der Knappschaft 18 kr. (6 Mariengroschen) oder für den Zentner 2 Mgr. bezahlt. Der Verkaufspreis ist an der Grube für gute Kohlen 24 bis 36 kr. der Ztr. (8 bis 12 Mgr.) Die beste Schmiedekohle wird in Fässern von 3 Ztr. verkauft und das Faß mit 1 Thlr. 10 Mgr. an der Grube bezahlt. Auf dem, dem dritten Vereine angehörenden Vereinigten-Nachbar-Felde tritt das Kohlenflöz teilweise noch mächtiger auf. Es war hier mit dem neuen Maschinenschachte kürzlich ausgerichtet worden, in welchem zur Zeit unseres Besuches gerade Zimmerung eingerichtet wurde. Wir begaben uns von da nach dem August, einem neuen, dem Herrn Meyer allein gehörigen, den Revieren der drei Steinkohlen-Vereine also nicht mit angehörenden Kohlenwerke. Das Augustfeld ist eines der reichsten des Reviers. Erbohrt wurde in demselben das Flötz über 32 Fuß mächtig. Man war eben be schäftigt, auf dem Schachte eine Wasserhaltungs-Dampfmaschine von 32 Pferden aufzustellen, womit man auszureichen gedenkt. Unterhalb des August, in viertelstündiger Entfernung, liegt die Juliana, das Hauptwerk des dritten Vereins. Ihr massives Gebäude war noch nicht ganz beendigt. Die Anlage selbst ist noch größer, als die des August, und der Schacht im Ouerschnitt 200 Quadratfuß groß. Nach der Aussage des Beamten soll es hier auf eine mögliche Förderung von 3000 Ztr. Kohlen täglich abgesehen seyn. Man machte auch hier Zurüstungen zum Einbau einer großen Dampfmaschine, für welche die Kessel und mehrere Teile be reits dalagen. Das Schachtabteufen war in gutem Betrieb und die Wasser belästigten noch wenig. Am Fuße des Berges, nicht viel über dem Niveau der Hüttensohle, zeigte man uns das Mundloch eines gewölbten Förderstolens, welcher mit dem Julianenschachte durchschlägig ist. Man wird die Kohlen nicht zum Schachte heraus, sondern blos bis auf die Stollensohle heben und auf einer Eisenbahn sodann auf den Hüttenplatz fahren. Auf der Höhe gegenüber ist die große Schachtanlage des dem zweiten Vereine gehörenden Joseph-Feldes, in welchem nach amtlicher Bestätigung die Mächtigkeit des Kohlenflözes über 26 Fuß beträgt. Die Dimensionen des Schachtes sind die größten des Reviers und auf eine mögliche Förderungs Fähigkeit von 3500 Ztr. täglich berechnet. Auch hier sollen die Kohlen nur bis auf einen Förderstollen gehoben werden, welcher auf dem Kohlenlagerplatz der Hüttenwerke selbst ausmündet. Man ersieht aus dieser kurzen Uebersicht der Kohlengruben, daß bis jetzt die Kohlenförderung noch ausschließlich aus vorhandenen kleineren Schächten stattfindet, daß aber das Abteufen der großen Maschinenschächte bereits in vollem Gange (das der Minna bis auf den noch herzustellenden Querschlag vollendet) ist. Die Ausführung so kolossaler Schachtbauten bis auf bedeutende Tiefe erfordert aber der Natur der Sache nach nicht wenig Zeit, und es wird daher auch sicher noch über ein Jahr dazu gehören, bevor diese Schächte (mit Ausnahme jenes der Minna) in Betrieb gesetzt werden können. Nach dieser Exkursion in die verschiedenen Kohlenfelder in der anspruchslosen Beamtenwohnung angelangt, hatten wir das Vergnügen, die beiden Oberbeamten der Werke, Direktor Fromm und Ober-Ingenieur Faßben der, zwei sehr intelligente und tüchtige, echt praktische Männer, deren ersterer die eigentlichen Hüttenwerke, der andere die Maschinenfabrik leitet, zu treffen. Die Besichtigung der Hüttenanlagen und der mit ihnen verbundenen Werkstätten füllten den Nachmittag aus. Sieben, von 20 Fuß hohen eisernen Säulen getragene Hallen, jede 208 Fuß lang und 55 Fuß breit, dicht aneinander stehend, bedecken einen Raum von mehr als 100,000 Quadratfuß, und in ihnen fanden wir das Arbeiterpersonal mit der Aufstellung der Walzwerkmaschinen beschäftigt. Die Fundamente dieser Maschinen ruhen sämtlich in Fels und sind vom gesundesten Eichenholz, das, bei seiner Seltenheit in dortiger Gegend, über 20 Stunden weit herbeigeschafft werden mußte. So wie in diesen, so auch in allen übrigen Konstruktionen gibt sich ein ernstes Streben nach Solidität und Dauerhaftigkeit, der Wille des Unternehmers, Alles in möglichster Vollständigkeit und Güte, jedoch mit Vermeidung jedes Lurus, herzustellen, aufs Entschiedenste zu erkennen und von unzweckmäßiger Anordnung, oder leichtfertiger, hinfälliger Ausführung der Werke ist nirgends eine Andeutung zu entdecken. Besonderes Interesse gewährte unter den Walzwerkmaschinen ein großer Dampfhammer, von dem Erfinder und Patentinhaber Nasmyth selbst verfertigt und bezogen. Er war bereits fertig aufgestellt und wiegt 6000 Pfund. Die zu seinem Betriebe nötige Dampfkraft ist zu 24 Pferden veranschlagt. Sehr zweckmäßig wer den auch hier die Dampfkessel für die Betriebsmaschinen des Walzwerks durch die Flamme der Puddelöfen geheizt werden – eine große Ersparniß an Kohlen und Geld. Der Aufbau der Puddel- und Schweißöfen war bereits begonnen, und es war, nach Versicherung des Ober-Ingenieurs, alle Aussicht vorhanden, daß das Luppenwalzwerk, also die Herstellung von Stabeisen, noch im November, und auch das Schienenwalzwerk noch vor Jahresschluß in Umtrieb werden kommen können, wobei indessen nicht zu übersehen ist, daß die jetzt in Aufstellung begriffenen Walzwerkmaschinen erst einen Teil der großen Halle einnehmen, in welcher demnächst noch mehrere dergleichen vorgerichtet werden sollen. Von der Halle verfügten wir uns zur Maschinenfabrik, welche mit den ihr dienenden Ateliers ein massives Gebäude einnimmt, welches bei 70 Fuß Tiefe 450 Fuß Länge hat. Sie besteht aus der eigentlichen Maschinen Bauwerkstätte, einer Schmiede mit 8 Feuern, der Gießerei mit 3 Kupolöfen, der Modelltischlerei und dem Modellmagazin, nebst einer Anzahl Arbeiterwohnungen. Die Werkstätte für Maschinenbau ist ein Saal von 150 Fuß Länge bei 70 Fuß Tiefe. Sie ist mit den besten und neuesten Werkzeugmaschinen reichlich versehen, welche meistens aus England bezogen wurden. Transmissionen, welche von einer Dampfmaschine von 16 Pferden ausgehen, setzen mittels Leitbändern von Leder oder Guttapercha die sämtlichen Maschinen in Bewegung. Die hier beschäftigten Arbeiter sind meistens Rheinländer oder Belgier, aus dortigen Fabriken herbeigezogen. Wir fanden im Atelier zwei Dampfmaschinen von je 60 Pferdekräften im Bau, Walzen für die Walzwerke auf den Drehbänken usw. Diese Maschinenbauwerkstatt nebst ganzem Zubehör ist in vollem Gang. Fertig daliegende Dampfkessel, deren zwei gerade probiert wurden, zeigten, daß auch diese in der Anstalt geliefert werden können. Unmittelbar an die Maschinenbauwerkstatt stößt die Gießerei, eine 120 lange Halle, in welcher wohl an 50 Former und Gießer beschäftigt waren. In unserem Beiseyn wurde ein Stück, circa 9000 Pfund schwer, gegossen; es war eine Blechwalze; doch sind hier schon Stücke von 14.000 Pfund ge gossen worden, wobei dann in allen 3 Kupolöfen geschmolzen wird. Zu je nen Maschinenteilen, auf deren Dauer besonders viel ankommt, nimmt man englisches, auch schwedisches Roheisen von dunkelgrauem Bruch. Geringere Gegenstände, z.B. die Armierungen für die Puddelöfen, gießt man direkt aus dem Hochofen. Die Gießerei hat das Glück, ein Lager von sehr gutem Formsande in der Nähe zu besitzen. Die Hochofenanlage beschäftigte zunächst unsere Aufmerksamkeit. Sie besteht aus vier Öfen nach schottischer Konstruktion, von 45 Fuß Höhe, 16 Fuß größter Weite im Kohlensack und 9 Fuß Gichtöffnung. Die Versuchskampagne mit dem ersten Ofen war vor kurzem angegangen, und die Reihe der Beobachtungen über Gattierungs- und Beschickungsverhältnisse, Windführung und Temperatur noch nicht geschlossen. Man blies bei unserer Anwesenheit mit zwei Formen, heißem Wind von 2 1/2, Pfund Pressung auf den Quadratzoll, und die Beschickung bestand aus 70 Prozent Könitzer Spateisenstein, 30 Proz. Eisenberger Braunerz und etwas Kalfzuschlag. Das Ausbringen war 38 Proz. und hatte bei anderen Beschickungen zwischen 36 und 40 Proz, variiert. Das Ausschmelzen, wie die fast farblose Schlacke zeigte, war rein und der Ofengang vorzüglich gut. Die Koks hätten wohl noch besser seyn können, was daran lag, daß die Grube die Schiefertonstücke nicht rein genug ausgeschieden hatte. Wir waren bei einem neunstündigen Abstich zugegen, welcher 50 bis 55 Zentner anscheinend sehr gutes, weißes oder vielmehr halbirtes, zum Verpuddeln geeignetes Eisen lieferte. Zwar läßt sich für jetzt, da die Stabeisen-Gewinnung noch nicht angefangen hat, über die Qualität des demnächst zu gewinnenden Stabeisens noch kein entscheidendes Urteil fällen, doch sind die Könitzer Erze, bevor die Gruben von Hrn. Meyer angekauft wurden, schon lange zu vortrefflichem Stabeisen auf mehreren Thüringer Eisenwerken benutzt, so wie auch die Erze mehrerer, Hrn. Meyer nicht gehöriger Gruben des demselben Lager angehörenden Camsdorfer Reviers noch fortwährend zur Darstellung eines guten Stabeisens angewendet und in weite Entfernungen verfahren werden. Mit den Eisenberger Erzen hat Hr. Meyer auf einer anderen Hütte Schmelzversuche im Blauofen anstellen lassen, wobei, bei Holzkohlenfeuernng, ein vor zügliches Stabeisen gewonnen worden ist. Mit drei Düsen und vollem Winde wurde die Produktion dieser Öfen auf 1500 Ztr. wöchentlich veranschlagt; und dieses Quantum als Norm angenommen, lassen die 4 Öfen eine Jahresproduktion von 300.000 Zentner erwarten. Das sehr einfach konstruierte Zylindergebläse, durch eine Dampfmaschine von 60 Pferden in Umtrieb gesetzt, ist die erste Maschine, welche aus der Maschinenfabrik zu Neuhaus hervorging. Es soll nun eine Maschine von 250 Pferden zur Bedienung aller vier Hochöfen hergestellt werden, worauf dann die jetzige nur als Reservemaschine dienen wird. Sehr interessant ist die Benutzung der Hochofengase zur Kesselheizung. Nahe unter der Gicht des Hochofens ist ein Gasfang angebracht, der die Gase durch eine 14 Zoll weite Röhre hinab unter die Kessel führt, wo sie unter Zutritt von atmosphärischer Luft verbrennen. Diese sinnreiche Einrichtung entspricht ihrem Zwecke vollkommen. Die Gasflamme umkreiste die Kessel in vielfachen Windungen und schlug noch in die Esse hinein, so daß ihre Länge an 140 Fuß betragen mußte. Eine schönere, reinlichere Kessel feuerung ist nicht denkbar und das beste ist, daß sie nichts kostet. Nach dem Aufgeben jeder Gicht wird die Gichtöffnung durch einen genau aufliegenden Deckel hermetisch geschlossen. Die 3 anderen Hochöfen waren zur Zeit unseres Besuches noch nicht zugestellt. Die hierzu dienenden Chamottesteine werden auf dem Etablissement selbst aus einer Mischung von feuerfestem Ton, aus der Coburger Gegend, und Mehl von gepochten Kapselscherben, welche die vielen Porzellanfabriken des Thüringer Waldes liefern, angefertigt. Für die gewöhnliche Ziegelei hat Hr. Meyer mit großem ökonomischen Vorteil die belgische Methode des Feldbrandes eingeführt. Das Kalkbrennen geschieht in sogenannten ewigen Öfen, wie sie am Niederrhein gebräuchlich sind. Man gibt oben Kalk und Steinkohlen zusammen auf und zieht unten den gebrannten Kalk aus. Mit 25 Pfd. Steinkohlen geringer Sorte produziert man so 100 Pfd.
QUELLE[Eisenbahn-Zeitung 5 (1847) 398+415]


ZEIT1847
THEMABeschreibung des Erzbergwerke
TEXTDen folgenden Tag hatten wir für die Besichtigung der Wallendorfer, Könitzer und Camsdorfer Eisenbergwerke bestimmt. Wallendorf liegt 6 Stunden von Neuhaus; das dortige, in Grauwackerschiefer aufsetzende Eisensteinlager von bedeutender Mächtigkeit und über 700 Lachter Längenerstreckung läßt eine sehr leichte Erzgewinnung durch Tagebau zu. Das Erz (Brauneisenstein) eignet sich aber seines Phosphorgehaltes wegen nicht zur Fertigung guten Stabeisens, wohl aber zu feinen Gußarbeiten. Von Wallendorf fuhren wir durch eine der schönsten Partien des Gebirges nach Könitz. Von diesem Revier besitzt Hr. Meyer alles, bis auf ein paar unbedeutende Enklaven, und beutet einen unermeßlichen Vorrat guter Spateisenerze und Brauneisenstein aus, die hier im Dolomit flötzweise und bis zur Mächtigkeit von 4 bis 5 Lachtern auftreten. Eine häufig vorkommende Einsprengung von Schwerspat ist allerdings nachteilig und macht eine sorgfältige Ausscheidung desselben nötig. Er wird auf diesem Revier aus 19 Schächten gefördert und 9 waren im Abteufen begriffen. Das ganze Revier ist durch einen Hauptstollen von 500 Lachter Länge vom Wasser gelöst, was die Gewinnung ungemein erleichtert. Auf der Grube Gottschild, woselbst der Spateisenstein über 5 Lachter mächtig an stehen soll, waren gegen 8000 Tonnen (64,000 Ztr.) Erz aufgeschichtet. Die gesammten, bereits geförderten Erzvorröte auf allen Meyer'schen Gruben in Könitz mochten sich auf etwa 600,000 Ztr. belaufen, von welchen ein Ausbringen von 240,000 Ztr. Eisen zu gewärtigen ist. Wegen einbrechender Nacht mußten wir auf die Besichtigung des Camsdorfer Reviers verzichten. Wir übernachteten in dem fürstlichen Schlosse zu Könitz, gegenwärtig der Sitz des Bergamtes, wohin uns der Vorstand desselben gastfrei eingeladen hatte. Der dritte Tag galt dem Besuche des Eisenberges im Rudolstädter Grenzrevier. Als wir voriges Jahr diesen, in montanistischer Beziehung vielleicht merkwürdigsten Punkt des Thüringer Waldes besuchten, war kaum hinaufzukommen, da nur fast unfahrbare Holzwege zu Gebote standen. Jetzt hat Hr. Meyer eine treffliche, 1/2 Stunden lange Chaussée hinaufgebaut, die von der Saalfelder Hauptstraße abgeht und unmittelbar auf dem Erzladeplatze des Eisenberges ausmündet. Das hier vorhandene Lager eines trefflichen Brauneisensteins, oft mit Roteisenstein innig durchsetzt, bildet durch seine enorme Größe, seinen wahrhaft unerschöpflichen Reichtum einen der größten Schätze der Meyer'schen Besitzungen. Wir fanden eine bedeutende Anzahl von Arbeitern beschäftigt, den 1 bis 2 Fuß hohen Gebirgsschutt, welcher die Erzlagerstätte bedeckt, ab zuräumen, während andere an den bereits entblößten Stellen mit Schießen und Sprengen, mit Keilen und Brechstangen das in grotesken Felsmassen ganz frei zu Tage liegende Erz abbauten. Das obere Drittel des wohl gegen 800 Fuß aus dem Tale steil aufsteigenden bedeutenden Chloritschieferberges scheint eine kompakte Erzmasse zu seyn. Bloß der bereits aufgeschlossene Teil desselben hat nach ungefährer Schätzung eine Erzmenge von über drei Millionen Tonnen nachgewiesen, aus denen, da die Erze gegen 40 Prozent Gehalt haben, über 10 Millionen Zentner Eisen geschmolzen werden können, und der nicht aufgeschlossene Teil ist vielleicht noch größer. Lassen wir aber auch diese Zahlenwerte als unsicher ganz beiseite, so darf doch dieses Lager mit Recht als unerschöpflich bezeichnet werden, welchem in Deutschland gewiß kein anderes, außer jenem in Steyermark, gleichkommt. Selbst das Plateau, auf welchem die geschiedenen Erze in Würfelhaufen von je 1000 Tonnen aufgeschichtet sind, ist aus Erzen zusammengebaut und könnte einmal verschmolzen werden. Am Fuße des Eisenberges werden zwei Hochöfen erbaut, wozu die Planierungen schon fertig sind, deren Erzeugnis in Neuhaus verwalzt werden soll. Die mit Erz oder Roheisen vom Eisenberge nach Neuhaus beladenen Wagen erhalten Koks als Retourfracht; die Transportkosten werden sich dadurch vermindern und beide Werke sich gegenseitig unterstützen. Allerdings ist nicht zu verkennen, daß der etwas weite Transport sowohl der Könitzer und Eisenberger Erze nach Neuhaus, als auch des Eisenberger Roheisens dorthin per Achse die Produktionskosten nicht unbeträchtlich erhöhen muß; doch kompensieren sich diese Kosten zum Teil schon durch die leichte, fast kostenlose Gewinnung der Erze, andernteils ist die größte Aussicht vorhanden, daß dieser Transport späterhin durch Eisenbahn-Verbindungen stattfinden kann, da, dem Vernehmen nach, die herzoglich sächsischen Staatsregierungen in ihrem kürzlich vollzogenen Vertrage über den Bau der Süd- und Norddeutschland verbindenden Werra-Eisenbahn die Führung einer Zweigbahn nach Sonneberg und Neuhaus beschlossen haben. Berichterstatter trägt nach alledem kein Bedenken, seine Meinung dahin auszusprechen, daß, soweit sich nach den rein technischen Verhältnissen urteilen läßt, über welche allein er in dieser Sache ein Urteil sich beilegen will, die Unternehmungen des Hrn. Meyer auf einer sehr soliden Grundlage beruhen und sich in so kräftiger Entwicklung befinden, wie sich bei der kur zen Zeit ihres Bestehens nur irgend erwarten läßt.
QUELLE[Eisenbahn-Zeitung 5 (1847) 398+415]


ZEIT1845
TEXTMit höchsten landesherrlichen Privilegien.
DEUTSCHE EISENBAHN-SCHIENEN-COMPAGNIE.
Kapital: 2 Millionen Thaler Pr. Ct, oder 3,500,000 Gulden rhein.
Ertrag:
Jährliche feste Verzinsung: Fünf Procent.
Veranschlagte Dividende: Sieben und ein halb Procent.
QUELLE[Allgemeine Zeitung 99 (1845) 787]


ZEIT1845
THEMAProspectus
TEXTBaut Eisenbahnen! Ist der Zuruf der Zeit. Alle gesitteten Nationen wetteifern ihm zu folgen. Auch Deutschland bleibt nicht zurück. 120,000 Arbeiter stricken gegenwärtig am deutschen Eisenbahnnetze, und ehe zehn Jahre vergehen, wird das ebe eine Thatsache seyn – eine Thatsache, so nützlich wie glorreich, denn sie wird mehr als alles andere, mehr als Kölner Dombau, Hermannsäule und Walhalla, darauf hinwirken die deutschen Stämme zu einem Volke zu vereinen, zu dem großen Volke, das unter den Nationen der Erde die erste Stelle einzunehmen Beruf hat. Die zum Bau wirklich bestimmten und teilweise in Angriff genommenen neuen Bahnstrecken der sämtlichen deutschen Zollvereinsstaaten haben eine Gesamtlänge von etwa 110 geographischen Meilen. Es werden dies sämtlich Bahnen erster Klasse, und die meisten derselben, welche vorzugsweise als Hauptrouten für den Welthandel dienen werden, müssen zwei Paar Geleise erhalten Der Bedarf an Schienen für diese Bahnen berechnet sich auf 6,6 Millionen Centner, welche zum Durchschnittspreise von nur 8 fl. rhein. pro Centner angeschlagen, zweiundfünfzig Millionenn Gulden rhein. oder etwa 30 Millionen Thaler Pr. Ct. kosten. Da aber jene Bahnen binnen etwa sieben Jahren fertig gebaut werden sollen, so ergibt sich hieraus ein jährlicher Schienenbedarf von fast 1 Million Centner, ungerechnet desjenigen, welcher durch die inzwischen ans Licht tretenden Entwürfe zu neuen Bahnlinien herbeigeführt werden wird, deren Notwendigkeit schon jetzt zu erkennen ist. Dieer (obschon nicht fest zu berechnende) Zuwachs an Schienenbedarf wird jedes Quantum um vieles erhöhen, Endlich ist der beständige Schienenverbrauch der deutschen Zollvereinsstaaten zu berechnen, der durch die Abnutzung entsteht. Erfahrungsmässig gibt man den Schienen auf Hauptlinien eine Durchschnittsdauer von zwölf Jahren. und die Gesamtlänge des Eisenbahnnetzes für den Zollverein, wenn vollendet, nur auf 1000 Meilen annehmen. Dieses macht, da 15,000 Centner Schienen durchschnittlich zur Belegung einer Bahnmeile erforderlich sind, einen immerwährenden Schienenbedarf von etwa 1 Million Centner im Jahre durch Abnutzung. Diesem ungeheuren Schienenverbrauch des zollvereinten Deutschlands gegenüber betrachten wir nun seine Schienenproduktion! Sie ist gegenwärtig nicht ganz 110,000 Ctr., folglich deckt sie kaum den neunten Teil dessen was wir für currenten Bahnbau bedürfen. Für den voraussichtlich weiterm Bedarf hat sie gar nichts zu bieten, und für den immerwährenden, der sich später aus der Abnutzung herleitet, gibt sie ebenso wenig Befriedigung; denn dieser letztere wird mehr als das Neunfache des ganzen gegenwärtigen Erzeugnisses sein. Was ist aber die Ursache dieses schreienden Missverhältnisses zwischen Erzeugung und Verbrauch einer unentbehrlichen Ware? Haben wir in Deutschland nicht Eisenerze und Kohlen, Intelligenz und Arbeitskräfte genug, die Schienen für unsere Eisenbahnen selbst zu machen? Allerdings; aber die Schienenfabrikation ist ein gar großartiges Gewerbe, und für den in Deutschland herkömmlichen Hüttenbetrieb eignet sie sich nicht. Sie erfordert große Kapitale und umfassende Anlagen, und dass der Mut für solche nicht aufkäme, dafür sorgten die Engländer und unsere Zollgesetzgebung. Indem diese die deutsche Schienenfabrication bis vor kurzem ohne hinlänglichen Schutz ließ, verhinderte sie das Capital sich ihr anzuvertrauen, und gleichzeitig hielt die kolossale Fabrication in Belgien und England durch ihre Uebermacht die deutsche zu Boden. Beides lähmte jeden Aufschwung, und so ist es gekonmen dass bis zur Stunde die meisten deutschen Eisenbahnen mit ausländischen Rails gebaut werden und dafür Millionen deutschen Geldes Jahr aus Jahr ein nach Belgien und nach England gehen. Im letzten Jahre (1844) haben die Zollvereinsstaaten mehr als 2 Millionen Centner Eisen, grösstenteils Schienen, von Auslande bezogen, und Deutschland hat 6 Millionen Thr. dafür bezahlt! Man denke, wie mehr es künftig würde bezahlen müssen bei der grossartigen Entwickelung seines Eisenbahnbaues und bei der Preiserhöhung, die in Folge der in allen Ländern so reissend vermehrten noch unabsehlich fortsteigenden Eisenconsumtion eingetreten ist – eine Preiserhöhung, die, obschon sie in England bereits 60 Prozent beträgt, jede Woche weitere Fortschritte macht. Es darf nicht Wunder nehmen denn Thatsache ist es das, so kolossal die Werke der Engländer und Belgier auch sind, ihre Production doch nicht mehr hinreicht alle die Bestellungen zu effectuieren, welche der Eisenbahnbau in so vielen Ländern ihnen zuführt. Braucht doch Grossbritannien allein für seine 218 neuen Eisenbahnen, deren Entwürfe jetzt dem Parlamente zur Genehmigung vorliegen, 18 Millionen Ctr.-Schienen – ein Bedarf, der die ganze jetzige britische Schienenproduction, so riesenhaft sie ist, allein 4 volle Jahre beschäftigen würde! Müssen, frage ich, unter solchen Conjuncturen die Schienenpreise nicht fortsteigen, und kann es befremden, wenn eine Zeit eintritt, wo die Unmöglichkeit, sich mit Schienen zu erträglichen Preisen aus dem Auslande zu versorgen, auf den Eisenbahnbau in allen Ländern, welche die eigene Schienenerzeugung vernachlässigen, störend ein wirken wird? - Im Angesicht jener Verhältnisse und dieser Möglichkeiten haben die deutschen Zollvereinsstaaten die Einfuhr fremden Eisens mit einer Steuer von 3,5 Thlr. Preuss C. für 1100 Pfund Roheisen, 15. Thlr. für 1000 Pfund Stabeisen und Schienen belegt, resp. erhöht, welcher Schutzzoll seit dem 1. September 1844 erhoben wird. Nur das belgische Erzeugnis genießt auf jene Zölle bei der einen Rabatt von 5 und resp. 7,5 Silbergroschen per Ctr. in Folge des jüngsten Vertrags zwischen Belgien und dem Zollverein. Der Zweck dieser Eisenbesteuerung ist klar. Sie soll den Verbrauch von fremdem Eisen allmählich beschränken; man will das Eindrängen eines fremden Arbeitserzeugnisses, das wir selbst machen können, erschweren; der neue Schutzzoll soll der erste Stein zum Damm gegen einen beunruhigenden, ungeheuern Abfluß, deutschneun Geldes werden; er soll Deutschland aufstacheln, sich im Betreff eines der grössten und wichtigsten Zweige des Gewerbfleißes und eines unentbehrlichen Bedürfnisses vom Ausland unnabhängig zu machen. Es ist freilich Schade dass die Zoll-Legislatur den Impuls dazu nicht kühner, kräftiger und zehn Jahre früher gegeben hat. Wäre dies geschehen, so brauchten wir jetzt nicht auf deutsehen Bahnen von englischem Eisen zu fahren, und der hätte etwa 3 Millionen Thaler, die er zu seinem Eisenbahnbau etc. seit 1833 für Schienen, Roheisen usw. ganz unnötigerweise an die britischen und belgischen Industriellen hingab, in der Tasche behalten. Diese 3 Millionen wollen viel sagen: denn sie wären der deutschen Arbeit zugute gekommen in einer Periode, in welcher der Nahrungsmangel Hunderttausende von Deutschen übers Meer trieb, wo man über Arbeitsklemme und Nahrungslosigkeit in den für Eisen geschickten Gegenden Deutschlands allgemeine und gegründete Klage führte und die Not der Arbeiterklassen und die Mittel zu deren Abhilfe Fragen des Tags geworden sind, die alle Geister beschäftigen. - - Genug davon. Durch die Erhöhung der Eisenzölle ist die Absicht ausgesprochen, endlich sich einem wirksameren Schutze für die deutsche Eisenerzeuuguung zu bequemen, und unter denn Schirme dieser Absicht und der großartigsten Verbrauchs-Verhältnisse, die sich jemals entwickelt haben, tritt das deutsche Hüttenwesen in eine neue, bessere. Die Zollerhöhung hat uns verkündigt, dass wir für die Herstellung von mehreren Millionen Centner Eisens, welche das zollvereinte Deutschland bisher für sein schönes Geld jährlich vom Auslande, kaufte, künftig selbst sorgen sollen. Daß es so kommen, dass ein Schutzsystem Fuß fassen würde, war vorauszusehen. Zwar konnte das Maß des Schutzes vom letzten Zollkongress verkümmert werden; aber die Anerkennung des Princips, der Notwendigkeit eines Zollschutzes überhaupt, war unvermeidlich; denn auch den Blödsinnigsten und Kurzsichtigsten endlich die Augen aufgehen, dem Leichtfertigten mußte endlich, bei der allgemeinen Klage das Gewissen, schlagen, der Einfältigste musste zur Einsicht gelangen dass es geratener sei die deutschen Eisengewerke zu schirmen, als sie durch die fremde Industrie zu Grunde richten zu lassen; kurz man mußte anerkennen, dass es nützlicher sei, die Millionen, welche unser Eisenbaedarf kostet, im Lande zu erwerben und behalten, als sie ins Ausland zu schicken, und dass es der deutschen Nation mehr Ehre bringe, sie in Bezug des Eisens, eines Bedürfnisses, das ihr so unentbehrlich ist als das Brot, unabhängig zu machen, als sie in schimpflicher Tributpflichtigkeit fremde Nationen zu erhalten. Darauf hin habe ich seit 8 Jahren gerüstet. Seit 1837 bin, ich unablässig bemüht gewesen mich in den Besitz reicher Lagerstätten von Steinkohlen und von Eisenerzen in Zentraldeutschland zu bringen. Ich habe über viermalhunderttausend Gulden darauf verwendet. Der Erfolg war vollständig. Mein Montanbesitz ist jetzt unstreitig der größte in Zentraldeutschland. Er deckt einen Flächenraum von mehr als 5 Quadratmeilen, und die Erz- und Kohlen-Niederlagen in demselben sind so ausgedehnt und mächtig, daß ich im Stande bin, die Rohstoffe zur Erzeugung von einer halben Million Centner gutes Eisen jährlich zu liefern.
QUELLE[Allgemeine Zeitung 99 (1845) 787]


ZEIT1845
THEMAAmtliche Zeugnisse
TEXTAuf Ersuchen des des Bibliographischen Instituts und Bergwerksbesitzers Hrn. J. Meyer in Hildburghausen wird demselben hierdurch pflichtmäßig bescheinigt, daß derselbe mit den bedeutendsten Eisenerz-Lagerstätten des hiesigen Landes erb- und eigentümlich beliehen ist. Namentlich besitzt derselbe den besten und größten Teil der Altensteiner und Steinbacher Bergreviere, in welchen sowohl flöz- als auch gangweise sehr mächtige Ablagerungen der gutartigsten und reichsten Eisenerze von 45 bis 65 Prozent Metallgehalt vorkommen, die einen auf Jahrhunderte nachhaltenden Abbau zulassen und ganz geeignet sind zur Erzeugung der besten Eisensorten großartige Hüttenanlagen zu begründen und dauernd zu ernähren. Im Bergamtsrevier Gräfenthal beseitzt er überdies eine der mächtigsten Eisenlagerstätten Deutschlands, nämlich den bei weitem größten Teil des Schmiedefleder Lagers, dessen Erstreckung auf 1000 Lachter Länge bei einer Mächtigkeit von 20 bsis 80 Lachter nachgewiesen und von Hrn. Meyer mit einem Stollen bis an die 30 Lachter unter Tage aufgeschlossen worden ist. Wenn eine Million Centner Erz alljährlich gewonnen würden, so könnte dennoch in vielen Jahrhunderten eine so ungeheure Erzmasse nicht abgebaut werden. Saalfeld, den 7. November 1842.
Saalfeld, Auf Ansuchen des Berg- und Hüttenwerksbesitzers, auch Inhabers des Bibliographischen Instituts, Hrn. J. Meyer in Hildburghausen, beglaubigen wir demselben unter Bergamts Hand und Siegel, daß er teils die hochfürstliche Spezialbeleihungen, teils, durch auf den erblichen Besitz des bei weitem größten ja besten Teils der in hochfürstlich Schwarzburg-Rudolstädtischen Landen liegenden Montan-Reviere erworben hat. Diese grossen Mittel zu einem grossen Zweck zu benutzen, dazu ist der Zeitpunkt erschienen. Daher fordere ich Capital und Unternehmungsgeist auf, sich mit mir zu einer für das Vaterland ebenso fruchtbringenden, als für die Teilnehmer gewinnreichen Unternehmung zu verbinden, nämlich in Form eines Aktienunternehmens.
QUELLE[Allgemeine Zeitung 99 (1845) 787]


ZEIT1845
THEMAAufforderung zur Gründung
TEXTDie großen Mittel zu einem großen Zweck zu benutzen, dazu ist der Zeitpunkt erschienen. Daher fordere ich Capital und Unternehmungsgeist auf, sich mit mir zu einer für das Vaterland ebenso fruchtbringenden, als für die Teilnehmer gewinnreichen Unternehmung zu verbinden, nämlich in Form eines Aktienunternehmens, für halbe Rechnung mit mir, große Schmelz-, Puddlings- und Walzwerke für das Bedürfnis des deutschen Eisenbahnbauses zu errichten. Eine so kolossale Eisenproduktion, wie ich sie beabsichtige, und wie erwünschte Unabhängigkeit vom Auslande wirklich sie für Deutschland nottut, damit es wegen seines Eisenbedarfs die erringe, wird, indem sie die Arbeitsprocesse mehr verteilt und verwohlfeilert, die Transporteinrichtungen zuläßt, die Verwaltung vereinfacht, Regie- und Generalkosten verringert, die Gestehungskosten des Eisens um vieles kleinern und im gleichen Verhältnis den Ertrag des Geschäfts erhöhen. Die Basis desselben ist die Tatsache, daß nirgends in Deutschland so günstige Verhältnisse für wohlfeile und großartige Eisenproduction vereinigt sind, als ich sie in Thüringen gesammelt habe. Dazu tritt große Wohlfeilheit der Handarbeit und die für den Absatz und die höchste Verwertung des Fabrikats vorteilhafte Lage in dem Herzen von Deutschland, fast im Mittelpunkte des deutschen Eisenbahnnetzes. Nahe sind auch die Wasserwege Ludwigskanal und Main. Diese und die Eisenbahnen lassen dem Fabrikate die wohlfeilste Verfrachtung nach allen Richtungen und in weite Entfernungen zu. Ein guter Erfolg ist unter so günstigen Lokalverhältnissen dem Unternehmen unfehlbar, und nach näherer Einsicht meines Plans muß es auch den Vorsichtigsten einleuchten dass, wenn dieser Plan, wie es geschehen soll, mit Besonnenheit, Kraft und Ausdauer durchgeführt wird, das in demselben verwendete Capital bei Erlangung vollkommener Sicherheit für dasselbe eine größere Rente geben werde, als irgend eine andere bekannte Anlage in der Großindustrie, oder wie sie die Beteiligung bei Eisenbahnbauten etc. jemals gewähren kann. Die legalen Erfordernisse zur Ausführung des Plans ruhen in meinen Händen. Zwei Thüringische Staaten, Sachsen-Menningen und Sehwarzburg-Rudolstadt, haben mir nicht nur zur Errichtung der Werke unter Zulassung eines Actienvereins Concession, sondern auch wertvolle Privilegien (fast vollständige Befreiung von Weggeldern für alle Berg- und Hüttenproducte, Steuerermäßigung, das Recht im Rudolstädtischen eigene Gemeinden zu bilden, die niedere Polizei auf allen Werken auszuüben etc. etc.) verliehen und urkundlich zugesichert. So gerüstet, lege ich Hand ans Werk und stelle ein Beispiel auf der Nachahmung wert und der Nachfolge sicher, weil es gedeihen muß. Wie wir in Deutschland schon viel größere Unternehmungen ausgeführt haben, wie wir unsere Eisenbahnen bauten und noch viele bauen werden, auf dieselbe Weise, durch vereinnte Capitale und Kräfte wollen wir auch die Herstellung unseres Man tue anderwärts, wie Schienenbedarfs bewirken, damit wir künftig auf deutschen Bahnen vom deutschem Eisen fahren. Man tue anderwärts, wie ich hier getan habe, suche die Elemente Erze und Kohlen, da auf wo sie zu finden sind, und lasse dann Actiengesellschaften für deutsche Schienenerzeugung ins Leben treten! Das Werk, das ich jetzt gründe, reicht für den Zweck allein nicht aus. Mehrere solcher Werke können in Deutschland bestehen mit großem Gewinn, und erst wenn mehrere solcher wirksam sind, ist der Zweck des höhern Zollschutzes vollständig zu erfüllen. Erst dann kann Deutschland sein Eisenbahnnetz ruhig fortstricken sehen, erst dann kann das große Werk unserer Nationalwohlfahrt unabhängig vom Auslande, unabhängig von politischen Konjunkturen und Wechselfällen, seiner Vollendung entgegen schreiten, und die jetzt so begründete Furcht, daß Deutschland durch den Eisenbahnbau noch einen sehr bedeutenden Teil seines Nationalkapitals für Schienen ans Ausland verlieren werde, verschwindet auf immer. Wird mein Unternehmen, das einen so wichtigen, so nützlichen, so notwendig und so volkstümlichen Zweck einen Zweck ins Auge faßt, der bei rechter Benutzung der vorhandenen günstigen Localverhältnisse mit unfehlbarem und sehr großem Gewinne für alle Theilnehmer auszuführen ist wird es Anklang und die erforderliche Theilnahme finden? Ich glaube es: denn auch der Vorsichtigste, betrachtet er die Grundlagen des Unternehmens, muss ihm vertrauen, das Tüchtige und Zeigemäße desselben läßt sich mit Händen greifen.
QUELLE[Allgemeine Zeitung 99 (1845) 787]


ZEIT1845
THEMAAktienplan
TEXTAktienplan für die deutsche Eisenbahnschienen-Compagnie zur Erzeugung von jährlich 300,000 Ctr. Schienen zum deutschen Eisenbahnbau.
§ 1.
Unter der Firma Deutsche Eisenbahnschienen-Compagnie gründe ich unter Zulassung eines Actienvereins ein Etablissement, das den Zweck hat, jährlich 300.000 Centner Eisenbahnschienen für gemeinschaftliche Rechnung mit dem Unterzeichneten zum deutschen Eisenbahnnbau zu fabrizieren. Die dazu erforderlichen Schmelz-, Puddlings- und Walzwerke sollen unmittelbar bei den dem Unterzeichneten eigentümlich und erblich gehörenden und hauptsächlich für den Dienst der Compagnie zu bebauenden Eisen- und Steinkohlenbergwerken bei Neuhaus im Herzogtum Meiningen und bei Könitz im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt errichtet werden. Das Domizil der Firma ist in Hildburghaunsen, wo das Hauptcomptoir der Compagnie, unter Leitung ihres Chefs und Inhabers, ihre Angelegenheiten verwaltet. Es kann solches, nach dem Willen des Chefs, später mach Neuhaus verlegt werden.
§ 2.
Das Aktienkapital der Gesellschaft ist 2 Millionen Thaler. Hiervon sind neunmalhunderttausend Thaler zur vollständigen Herstellung der erforderlichen Werke und Anlagen selbst, viermalhunderttausend Thaler für das bergbauliche Interesse, siebenmal hunderttausend Thaler aber zum eigentlichen Betriebsfonds bestimmt. – Jenes Actiencapital wird vom Unterzeichneten durch Ausgabe von zehntausend Actien, jede im Betrage von 200 Thlr. preuss. C. oder 550 Gulden in 24l. Fuss, auf den Inhaber (au porteur) lautend, auf gebracht. Dabei behält sich der Unternehmer vor, wenn durch die Werra-Eisenbahn seine Altensteiner Eisenbergwerke mit den Kohlenwerken bei Neuhaus so verknüpft werden, daß wohlfeiler Transport eine vortelhafte Verhüttung, der sehr reichen Erze jener Gruben gestattet, und wenn der gute Geschäftsgang auffordert, die Compagniewerke, ihre Production und den Betriebsfonds zu vermehren, ein drittes Schmelzwerk an geeigneten Ort zu errichten und in diesem Fall das Stammkapital durch Emission von 5000 Aktien zu verstärken.
§. 3.
Die Actien tragen vom Tage der Einzahlung an fünf Prozent jährlichen, unveränderlichen Zins und außerdem eine aus der Hälfte des Nettogewinns erwachsende jährliche Dividende. Zur Erhebung beider dienen die den Actien angedruckten Coupons und Dividendenscheine.
§ 4.
Die Einzahlung der Actienbeträge ist, nach der Wahl und Bequemlichkeit der Aktionäre entweder auf ihre Gefahr, bei soliden Bankhäusern deutscher Wechselplätze, oder direkt bei dem Unterzeichneten.
(usw.)
QUELLE[Allgemeine Zeitung 99 (1845) 789]