Gaswerk Danzig


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Gaswerk Danzig: Anordnung der Glockenventile im Ofenhaus Gaswerk Danzig: Querschnitt durch die Vertikal-Retortenofenanlage Gaswerk Danzig: Längsschnitt durch die Vertikal-Retortenofenanlage Gaswerk Danzig: Grundriß der Vertikal-Retortenofenanlage


Allgemeines

FirmennameGaswerk Danzig
OrtssitzDanzig (Westpr)
Art des UnternehmensGaswerk
AnmerkungenDas mit Gas versorgte Gebiet wird von rund 90.000 Einwohnern bewohnt. Die Gasanstalt gehört der Stadtgemeinde Danzig und wird verwaltet durch ein Kuratorium, bestehend aus einem Magistratsmitglied als Vorsitzenden und einer gemischten Kommission aus 4 Stadtverordneten und 2 Bürgermitgliedern. Konzessioniert am 9. Juli 1853. Schröder schaffte nach 1859 die Tarifberechnung für die Privatbeleuchtung ab und führte die Gasmesser ein bei einem Gaspreis von erst 23 und später 20 Pf. pro l m³. Der Gaspreis wurde nach 1870 unter Schröder auf 17 Pf. ermäßigt. Von 1880 ab ist die technische Leitung der Gasanstalt und der Wasserwerke vereinigt und dem derzeitigen Direktor Herrn Kunath übertragen worden.
Quellenangaben[Schillings statistische Mitteilungen Gasanstalten (1885) 147]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
09.07.1853 Projektiert vom Baumeister Herrn Kühnell, konzessioniert am 9. Juli 1853
04.12.1853 Die Gasanstalt wird in eigener Regie vom Stadtbaurat Herrn Zernecke erbaut und am 4. Dezember 1853 mit ca. 2000 Flammen eröffnet.
1859 Nach Herrn Zerneckes Tod 1859 übernimmt der Direktor Schröder die Leitung der Gasanstalt und vergrößert den ganzen Betriebsapparat.
1864 Bau des dritten Gasbehälters.
1870 Auf Direktor Schröder folgt Herr Henning, unter dessen Direktion die innere Gasanstalt, insbesondere die Kondensation und Reinigung, wesentlich erweitert bzw. umgebaut, das öffentliche Rohrnetz vollständig erneut bzw. umgelegt und ein neuer Kohlenschuppen für 9.000.000 kg Kohlen mit Hebevorrichtung, Transportgeleisen und Ventilationsschächten gebaut werden.
1880 Die technische Leitung der Gasanstalt und der Wasserwerke wird vereinigt und dem Direktor Herrn Kunath übertragen.
1882 Ein vierter Gasbehälter wird in Betrieb genommen.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Stadtgas 1853 Beginn 1885 [Stat. Mitt. Gaswerke (1885)]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1885 Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Aktiengesellschaft




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAVerträge, Tarife
TEXTNeu gebaut wurden seit 1880 8 Generatoröfen (6 Hasse-Didier, 2 Liegel) à 9 Retorten, die Bedachungen der Ofenhäuser in verzinktem Wellblech; ein vierter Gasbehälter (1882 in Betrieb genommen), eine Ammoniaksalzfabrik, ein Eisenbahngeleise mit Drehscheibe für den Bezug von schlesischen Kohlen und eine transportable Dampf-Kokszerkleinerungsanlage. Ferner wurden verändert und erweitert die Exhaustoranlage, die Kondensation und die Scrubbereinrichtung. Die Kohlenaufzüge sind für Dampfbetrieb eingerichtet und für die Abgabe des Teers in Eisenbahn-Bassinwagen ist ein Teer-Hochreservoir erbaut worden. Für die öffentliche Gasbeleuchtung erhält die Gasanstalt keinerlei Vergütung, sondern es trägt dieselbe auch noch alle Ausgaben der öffentlichen Petroleumbeleuchtung und eine Subvention des Stadttheaters von 7.000 Mk. Für Private, gleichviel zu welchem Zweck, wird das Leuchtgas ohne Rabatt etc. zum Preise von 17 Pf. pro Kubikmeter abgegeben. Die Überlassung der Gasmesser und die Herstellung der Anschlußleitungen erfolgt unentgeltlich bis zur Haus- resp. Grundstücksgrenze. Das Leuchtgas wird mit 16 Normalkerzen im Jahresdurchschnitt (Lampe Hefner-Alteneck) bei 150 l Konsum im Argandbrenner abgegeben und besteht für die Kontrolle der Qualität des Gases im städtischen Arbeitshause eine Controlstation. Im Betriebsjahr 1. April 1884/85 wurden 2.618.330 m³ produziert und betrug die Maximal- und Minimalproduktion bezüglich 14.160 m³ am 14. Dezember und 1.060 m³ am 20. Juni. Zur öffentlichen Beleuchtung sind 1082 Laternen, darunter l Siemensbrenner Nr. I aufgestellt. Der Stundenkonsum pro Laterne wird berechnet auf Grund an den Laternen gemachter Meßversuche zu 247,36 l und die Brenndauer zu 3650 und 1150 Stunden für ganz- und halbnächtige Beleuchtung (427 ganznächtige, 655 halbnächtige Laternen). Die öffentliche Beleuchtung konsumierte incl. Illuminationen und Versuchstation 590.880 m³, an Private wurden abgegeben 1.919.605 m³, der Verbrauch der Gasanstalt betrug 26.790 m³ und hienach der Verlust 81.685 m³. Zur Verarbeitung gelangten bis 1880 fast ausschließlich englische Kohlen. Durch die Frachtermäßigung für schlesische Kohlen ist die Konkurrenz mit den englischen Kohlen eröffnet und so gelangten im Betriebsjahr 1884/85 zur Vergasung: 7.110.000 kg englische Kohlen, 1.123.900 kg schlesische Kohlen und 109.500 kg Braunkohlen (Cannel). An Gasmotoren sind 13 Stück mit zusammen 53 Pferdestärken vorhanden und zwar System Gilles l, Otto & Langen l, Otto 10 und Körting 1. Verbrauch an Motorenges 41.464 m³. Die Verarbeitung des Ammoniakwassers erfolgt in der Gasanstalt auf schwefelsaures Ammoniak in eigener Regie. Über Anlagekapital, Amortisation und Verzinsung können Angaben nicht gemacht werden, weil die Gasanstalt zwar nach einem Specialetat verwaltet, aber die Einrichtung derselben eine Amortisation und Verzinsung des Anlagekapitals nicht enthält sondern einfach alle Ausgaben aus den Einnahmen bestritten werden und der Überschuß an die Hauptkasse abgeführt wird. Reichen in Fällen größerer Bauten die Einnahmen nicht aus, so wird das Fehlende aus der Kämmerei-Hauptkasse gedeckt. Näheres Journ. f. Gasbel. 1859, 190. 1874, 279. 1875, 598, 629. 1878, 342. 1879, 242. 1881, 440.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 147]


ZEIT1885
THEMAAnlagen
TEXTDer Betriebsapparat besteht aus 12 Rostöfen à 6 Retorten mit 2 Vorlagen, 8 Generatoröfen (6 Hasse-Didier, 2 Liegel) h 9 Retorten mit 4 Vorlagen nach Hasse jedoch mit geneigter Sohle. Das Hauptbetriebsrohr hat an den Öfen 360, in der Kondensation und weiter 450 mm lichte Weite. Zur Kondensation sind 2 Steigeröhren 12 m hoch, 625 mm weit und 4 quadratische Kästen von 1,25 m Quadratseite im Querschnitt und 11,2 m Höhe; ferner 2 Wasser-Röhren-Kondensatoren von 9,75 m Höhe und 1,4 m Durchmesser mit 12 Röhren von 125 mm lichter Weite für den Gasdurchgang (Kühlwasser zwischen Röhren und Mantel) aufgestellt. Zum Waschen des Gases und Concentrieren des Ammoniakwassers sind vorhanden 2 Scrubber (aus alten Luftkondensatoren) von 12 m Höhe und 1,25 und 0,80 m Durchmesser, ferner l Scrubber von 2,25 m Quadratseite im Querschnitt und 9,6 m Höhe. Diese 3 Scrubber haben dachförmige gezahnte Blecheinlagen und eigene Wassereinlaß- und Verteilungsventile. Ein vierter Scrubber von Klönne 10,59 m hoch und 2,9 m Durchmesser ist mit Kies beschickt und wird mit reinem Wasser berieselt. 3 Exhaustoren und zwar 2 mit direkt angreifender Dampfmaschine von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Anstalt geliefert haben 670 mm Durchmesser, ein dritter Beale'scher hat 628 mm Durchmesser und Riemenbetrieb. Zur Regulierung des Ganges der Exhaustoren ist ein Hahn'scher Regulator eingeschaltet. Ein Bypass-Regulator ist nicht vorhanden, sondern in die Umgangsröhren der Exhaustoren selbsttätige Klappen eingeschaltet. Zur Reinigung sind aufgestellt 2 Vorreiniger 3,75 x 3,75 x 1,92 m mit geschnittenem Stroh und Sägespänen beschickt, 4 Hauptreiniger 7,20 x 3,75 x 1,92 m mit Lux-Masse beschickt und 2 Nachreiniger in den gleichen Dimensionen wie die Vorreiniger und mit Lux-Masse und Kalkhydrat beschickt, letzteres nur in solchen Mengen als das ausgenutzte Kalkhydrat Verwendung finden kann, zur Neutralisierung schwefelsaurer Ölrückstände, welche als Abfallprodukte der hiesigen Ölmühle an die Gasanstalt zur Vergasung angeliefert werden. Zur Regeneration der Reinigungsmasse ist eine besondere Grube angelegt, in welche mittels Körting'schen Dampfstrahlgebläses Dampf und Luft eingeführt werden können. Zur Trennung des Ammoniakwassers aus dem Timer ist ein Teerscheider aufgestellt. 2 Stationsgasmesser messen die Produktion, welche den 4 Teleskop-Gasometern von zusammen 12.700 m³ Inhalt zugeführt wird. 2 Druckregulatoren mit selbsttätigem Druckregistrator regulieren den Druck in den Stadtleitungen, die zusammen, einschließlich der Zuleitungen, ca. 55.000 m von 40 bis 450 mm Durchmesser umfassen und 1200 Gasmesser, darunter 96 trockene, mit rund 18.000 Flammen speisen.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 147]