Gaswerk Dresden

Allgemeines

FirmennameGaswerk Dresden
OrtssitzDresden
OrtsteilAltstadt
StraßeZwingerwall
Art des UnternehmensGaswerk
AnmerkungenHier das erste von Blochmann gebaute Gaswerk in den alten Festungsanlagen, in der Nähe des Zwingers (1828 - 1839). Eigentümerin ab 1833: die Stadtgemeinde Dresden. Dirigent: Herr Betriebsdirektor Hasse. Erbauer der alten Dresdener Gasanstalt: Herr Kommissionsrat Blochmann sen. Mit drei Werken (nach 1839): Altstadt, Neustadt und Reick (siehe alle).
Quellenangaben[Schillings statistische Mitteilungen Gasanstalten (1885) 167] [Bauten von Dresden (1878) 566] [Zur techn.-ind. Entwicklung Dresdens (1956) 135]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1819 Kommissionsrat Blochmann sen. baut in seinem Atelier in Dresden eine kleine Gasanstalt, mittels welcher er dieses Atelier und seine Wohnung mit Gas beleuchtet.
1825 General Congrève kommt, nachdem er einen Vertrag in Berlin abgeschlossen hatte, auch nach Dresden und bringt infolge der Bemühungen einiger einflußreicher Personen in Dresden gleichfalls einen Vertrag zu Stande. Mittels königl. Rescriptes erhält Blochmann den Auftrag, die Einrichtung zu treffen, um das k. Schloß und die Plätze mittels Gas zu beleuchten.
23.04.1828 Bei der stattfindenden Illumination zu Ehren der Geburt des späteren Königs, brennt in Dresden das Gas zum ersten Mal. Die Anstalt ist im Auftrage des Königs durch den Kommissionsrat Blockmann in den alten Festungswerken errichtet worden.
1833 Nachdem die neue Beleuchtung schon auf die Hauptstraßen der Altstadt, die Brücke und in die Neustadt ausgedehnt war, geht die Anstalt als Eigentum an die Stadt über, welche durch die inzwischen ins Leben getretene Städteordnung die Verpflichtung der öffentlichen Beleuchtung übernommen hat.
1839 Die Gasanstalt in der Altstadt (Stiftsstraße) wird gebaut.
1843 Stillegung nach 15 Betriebsjahren, in denen 3 Millionen cbm Gas erzeugt wurden
1864/1865 Um dem gesteigerten Gasverbrauch genügen zu können, wird noch eine zweite Anstalt in der Neustadt (Lößnitzstraße) errichtet.
01.07.1865 Die Gasansalt in der Neustadt wird eröffnet.
03.03.1881 Eröffnung der dritten Gasanstalt am linken Elbufer in Reick
1896 Zusammenschluß der Gas-, Wasser- und Elektrizitätsverwaltungen




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Stadtgas 1828 Beginn 1839 Ende ca. 1839 In [Stat. Mitt. Gaswerke (1885)] noch erwähnt




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1885 unbekannt




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1878 399 30     in allen 3 Werken, einschl. 119 Laternenanzünder




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1839 Nebenwerk danach Gaswerk Dresden, Werk Altstadt  
1865 Nebenwerk danach Gaswerk Dresden, Werk Neustadt  
1881 Nebenwerk danach Gaswerk Dresden, Werk Reick  




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAVerträge, Tarife
TEXTDer Gaspreis für Private beträgt zu Leuchtzwecken 18 Pf. pro l m³, und wird hierauf an Rabatt gewährt: 3 % auf 1.000 - 1.999 Mk., 5 % auf 2.000 - 2.999 Mk., 7,5 % auf 3.000 - 5.999 Mk, 10 % auf 6.000 - 11.990 Mk., 12,5 % auf 12.000 - 23.999 Mk., 15 % auf 24.000 - 59.999 Mk., 20 % auf 60.000 Mk. und mehr bezahlten Verbrauches. Der Preis des Gases zum Motorenbetrieb, sowie zu Koch-, Heiz- und sonstigen technischen Zwecken beträgt 14 Pf. pro l m³, hierauf wird jedoch kein Rabatt gewährt. Das zur öffentlichen Beleuchtung abgegebene Gas wird zu dem Herstellungspreise berechnet. Die Leuchtkraft des Gases soll, im Schnittbrenner gemessen und bei einem stündlichen Gasverbrauche von 137 l (6 k' sächs.), mindestens gleich der Leuchtkraft von 13 engl. Normal-Wallrathkerzen, deren stündlicher Verbrauch 120 Grains beträgt, sein. Die offiziellen Prüfungen erfolgen an Stellen, welche ca. 1.000 m von den Gasanstalten entfernt liegen, und zwar unentgeltlich durch zwei chemische Sachverständige. Die von letzteren vorgenommenen Prüfungen haben niemals weniger als 15,5 Lichtstärken, im Jahresdurchschnitt stets über 16 ergeben; im Jahre 1884 stellte sich das Durchschnittsergebnis auf 16,28. Die gleichzeitig officiell auf die Reinheit des Gases sich erstreckenden Untersuchungen beschränken sich auf die Bestimmung von. Schwefelwasserstoff unter Benutzung von Papier mit Bleizuckerauflösung angefeuchtet, auf Ammoniak unter Benutzung von Lackmuspapier und auf Kohlensäure mit Kalkwasser. Außerdem werden jedoch im Laboratorium der Altstädter Gasanstalt durch den Chemiker der städtischen Gasanstalten häufige genaue chemisch-analytische Untersuchungen auf Schwefel-, Kohlensäure- und Ammoniakgehalt angestellt. Die Gasproduktion im Jahre 1884 betrug 13.935.130 m³; hiervon produzierte die Altstädter Gasanstalt 3.773.730 m³, die Neustädter Gasanstalt 7.878.950 m³, die Reicker Gasanstalt 2.282.450 m³. Die Gesamt-Gasabgabe betrug 13.936.330 m³, und zwar verteilte sich diese mit 10.582.241,800 m³ auf den Privatkonsum, 2.947.043,131 m³ auf die öffentliche Beleuchtung, 2.683 m³ auf Illuminationszwecke, 73.676,300 m³ auf den Selbstbedarf, 330.685,769 m³ auf den Verlust. Die Maximal-Gasabgabe betrug in 24 Stunden 76.100 m³, die Minimal-Gasabgabe 15.070 m³, die höchste stündliche Abgabe 9.390 m³. Straßenflammen waren am 1. Januar 1885 vorhanden 5746, hiervon 5617 gewöhnliche Straßenflammen mit einem stündlichen Gasverbrauche von 180 l und außerdem 129 Intensivflammen. Diese Intensivflammen bestehen aus 15 großen Siemens-Regenerativbrennern Nr. l und 00 zu 1770 l und 2000 l pro Stunde, aus 2 Lacarriere-Brennern mit 5 und 6 Schnittbrennern, aus l Suggbrenner mit 14.401 stündlichem Verbrauch und im übrigen aus Braybrennern mit einem stündlichen Verbrauch von 360 l und 500 1. Weiter dienen zur Straßenbeleuchtung noch 300 Petroleumlaternen. Der weitaus größte Teil der öffentlichen Flammen brennt die ganze Nacht, der kleinere Teil bis Nachts 23.00 Uhr. Die durchschnittliche Brennzeit einer ganznächtig brennenden Straßenflamme betrug im Jahre 1884 3705 Stunden, der bis 11 Uhr Abends brennenden 1648 Stunden. An Privatflammen waren nach Abzug von 477 Flammen in den 3 Gasanstalten am 1. Januar 1885 vorhanden rund 147.583. Die Gasabgabe an Privatkonsumenten betrug 10.582.241,8 m³, hiervon gelangten jedoch rund 276.000 m³ zum Gasmotorenbetrieb zur Verwendung. Zur Vergasung wurden im Jahre 1884 verwendet 47.843.500 kg Kohlen, hiervon: 14.832.500 kg Steinkohlen aus dem Plauen'schen Grunde bei Dresden, 22.024.700 kg Steinkohlen aus dem Zwickauer Revier, 6.296.300 kg Steinkohlen aus Oberschlesien (von Donnersmark-Hütte und Königin-Louisen-Grube, Zabrze), 4.690.000 kg Fettkohlen aus Zieditz in Böhmen (Fischer's Glanzkohlenzeche). Gaszähler waren am 1. Januar 1885 vorhanden 11.916 und zwar ohne Ausnahme sogenannte nasse, fast ausschließlich mit Glycerin gefüllt. Die Gaszähler rühren hauptsächlich von Blochmann, Sachse und J. Pintsch her, die in den letzten Jahren beschafften von J. Pintsch und S. Elster. Gasmotoren waren am 1. Januar 1885 vorhanden 74 mit zusammen 222,5 Pferdekräften; der größte der Motoren besitzt 16 Pferdekräfte. Der Gasverbrauch dieser Motoren betrug im Jahre 1884 rund 276.000 m³. Näheres Journ. f. Gasbel. 1859, 191. 1861, 182, 249. 1862, 217. 1864, 274, 391. 1866, 235. 1807, 50. 1869, 379, 382. 1870, 787. 1871, 845. 1873, 47, 65. 1876, 228, 280, 308. 1876, 58, 194, 195, 218, 632. 1877, 149, 186. 1878, 56, 183, 239, 260. 1879, 60, 416. 1880, 451. 1881, 75, 405.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 167]


ZEIT1885
THEMAAnlagen
TEXTDie 3 Gasanstalten besaßen am 1. Januar 1885 zusammen 81 Öfen mit 637 Retorten, hiervon die Altstädter Gasanstalt 31 Öfen mit 216 Retorten, die Neustädter Gasanstalt 32 Öfen mit 259 Retorten, die Reicker Gasanstalt 18 Öfen mit 162 Retorten. Die Öfen der Altstädter Gasanstalt sind mit 6 bis 9 Retorten versehen und bestehen aus 12 Generatoröfen (System Hasse) mit 96 Retorten, 3 Halbgeneratoröfen (System Hasse-Vacherot) mit 20 Retorten, 16 Rostöfen mit 100 Retorten. Die Öfen der Neustädter Gasanstalt sind mit 7 bis 9 Retorten versehen und bestehen aus 30 Generatoröfen (System Hasse) mit 245 Retorten und 2 Rostöfen mit 14 Retorten. Die Öfen der Reicker Gasanstalt sind ausnahmslos mit je 9 Retorten und ebenso sämtlich mit Gasheizung (System Hasse) versehen. Die Apparate der Altstädter Gasanstalt sind folgende: 8 Zylinder-Kondensatoren von l m Durchmesser und 6 m Höhe mit je 9 in denselben konzentrisch angebrachten 110 mm weiten Kühlröhren für Wasserdurchlauf versehen; außerdem ist eine Anzahl von einfachen Kühlröhren vorhanden; die gesamte Kondensationsfläche umfaßt ca. 370 qm, 8 Scrubber, hiervon 4 in Zylinderform, von 1,45 m Durchmesser und 4 m Höhe, und 4 in viereckiger Form von 2,85 m im Quadrat und 5 m Höhe; die Scrubber sind mit Hordeneinlagen und Wassereinführung versehen, 2 Körting'sche Dampfstrahl-Exhaustoren (seit Januar 1874 in Betrieb, früher 2 Beale'sche Exhaustoren), 8 Eisenreiniger mit zusammen 92 qm Gefäßfläche, 4 Gasbehälter von 1300, 1900, 2200 und 11.300 m³, zusammen 16.700 m³ Inhalt (die beiden Gasbehälter von 1300 und 11.300 m³ Inhalt bestehen aus Teleskopglocken, nicht umbaut ist nur der Gasbehälter von 2.200 m³ Inhalt), 2 Dampfmaschinen für je 8 Pferdekräfte, 2 Dampfkessel (Cornwall), 3 Stationsgasmesser für je 500 m³ stündlichen Durchgang bei 80 Umdrehungen in der Stunde, der älteste von Blochmann in Dresden, die beiden neueren von J. Pintsch in Berlin geliefert; 4 Nachkondensatoren, hinter dem Dampfstrahl-Exhaustor angebracht, aus viereckigen schmiedeeisernen Gefäßen bestehend, mit einer Gesamt-Kühlfläche von ca. 110 qm. Die Betriebsventile sind sämtlich mit einfachem Glocken- und hydraulischem Abschluß versehen. Das Betriebsrohr hat eine lichte Weite von 425 mm. Die Leistungsfähigkeit dieser Gasanstalt beträgt 20.000 m³ Gas in 24 Stunden. Die auf dem rechten Elbufer gelegene Neustädter Gasanstalt besitzt folgende Apparate: 16 Zylinder-Kondensatoren mit Wasserkühlröhren, 8 hiervon in den gleichen Dimensionen der Altstädter Gasanstalt, 8 dagegen nur 4 m hoch; die Gesamt-Kühlfläche beträgt 530 qm; 8 Scrubber, hiervon 4 viereckige, 1,7 m im Quadrat und 4 m Höhe, 4 in achteckiger Form von 3,6 m Durchmesser und 6 m Höhe; der gesamte Inhalt beträgt 300 m³; die Scrubber sind sämtlich mit hölzernen Hordeneinlagen und Ammoniakwasserberieselung im Innern versehen; 2 Vorreiniger für Sägespänefüllung mit zusammen 18 qm Gefäßbodenfläche; 8 Eisenreiniger, hiervon 4 mit je 4,5 m im Quadrat und 4 mit je 5,28 m x 4,53 m, zusammen ca. 175 qm Gefäßbodenfläche; 2 Körting'sche Dampfstrahl-Exhaustoren (seit Januar 1875 in Betrieb, früher 3 Zylinder-Exhaustoren); 2 Dampfmaschinen à 8 Pferdekräfte; 2 Cornwall-Dampfkessel; 3 Gasbehälter mit einfachen, nicht umbauten Glocken von 4500, 5300 und 7.200 m³ Inhalt; 3 Stationsgasmesser von J. Pintsch in Berlin für 500, 700 und 2.300 m³ Stundenpassage bei 80 bzw. 70 Umdrehungen in der Stunde. Die Abschlüsse bestehen sämtlich aus Glockenventilen mit hydraulischem und Bleiabschluß. Das Betriebsrohr hat eine lichte Weite von 565 mm. Hinter den Dampfstrahlexhaustoren befindet sich zur Zeit noch keine Kondensationsvorrichtung, doch ist eine solche in Aussicht genommen worden. Die augenblickliche Leistungsfähigkeit der Gasanstalt beträgt 40.000 m³ Gasproduktion in 24 Stunden und soll sie nach und nach bis auf 72.000 m³ erhöht werden. Auf dem Areale dieser Gasanstalt befindet sich eine Ammoniakfabrik, in welcher sämtliches in den 3 Gasanstalten gewonnenes Ammoniakwasser, dessen Stärke durchschnittlich 3 % Beaumé beträgt, verarbeitet wird und zwar auf schwefelsaures Ammoniak. Das Ammoniakwasser wird nach hier von den beiden anderen Gasanstalten aus mit der Bahn mittels besonderer je 250 Ztr. enthaltenden Kasten-Eisenbahnwagen befördert. Die Anlage einer zweiten Ammoniakfabrik soll auf dem Areal der neuesten Gasanstalt erfolgen, sobald der Betrieb dieser eine gewisse Höhe erreicht haben wird. Die Betriebsapparate der "Reicker":-Gasanstalt sind folgende: 10 Kondensationszylinder von je 1,25 m lichtem Durchmesser und 10,21 m Höhe, mit je 12 durchgehenden, konzentrisch angelegten Wasserkühlröhren, die Gesamtkühlfläche beträgt rund 920 qm; l Pelouze-Apparat für 35.000 m³ Tagesproduktion; 3 Scrubbern in Zylinderform von 3,6 m Durchmesser und 13,3 m Höhe, innen mit hölzernen Horden und Vorrichtungen für Ammoniakwasserverteilung versehen, der Gesamtinhalt beträgt rund 400 m³; l Vorreiniger 6,8 m x 5,4 m und 36 qm Bodenfläche, für Sägespänefüllung; 2 Körting'sche Dampfstrahlexhaustoren, für je 60.000 m³ Gasproduktion in 24 Stunden bestimmt; 2 Dampfmaschinen von je 24 Pferdekräften; 2 Dampfkessel (Cornwall) von je 40 qm Heizfläche; 4 Eisen-Reiniger à 6,8 m x 5,4 m = zusammen rund 144 qm Gefäßbodenfläche, mit je 4 Hordenlagen versehen; ein Stationsgasmesser von J. Pintsch in Berlin, Trommelinhalt 41 m³, somit bei 70 Umdrehungen in der Stunde für eine Produktion von 2.870 m³ stündlich; ein Teleskopgasbehälter, umbaut, mit 29.500 m³ nutzbarem Inhalt. Sämmtliche Verschlüsse bestehen aus Glockenventilen mit Bleiverschluß und hydraulischem Verschluß. Das Betriebsrohr hat eine lichte Weite von 700 mm. Das für die Gasanstalt erforderliche Wasser beschaffen 2 Wasserpumpen von je 40 m³ Leistung in der Stunde; befördert wird durch letztere das Wasser in ein 25 m hoch stehendes in einem hierzu erbauten Turm angebrachtes Bassin von 100 m³ Inhalt, unter dem sich noch ein zweites, 12 m³ haltendes Bassin befindet. Das Rohrsystem der Stadt besaß am 1. Januar 1885 eine Gesamtlänge von 283.441 m aus Röhren in den lichten Weiten von 35 bis 900 mm bestehend.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 167]


ZEIT1878
THEMAAllgemeines
TEXTDie Gasanstalt war im Aufträge des Königs durch den verstorbenen Kommissionsrat Blochmann in den alten Festungswerken errichtet worden und ging im Jahre 1833 in das Eigentum der Stadt über, welcher durch die inzwischen ins Leben getretene Städteordnung die öffentliche Beleuchtung zukam. Obgleich nun der Gasverbrauch in den ersten Jahren verhältnismäßig wenig zunahm, mußte doch bald eine neue Anstalt angelegt werden, welche im Jahre 1839 in der Stiftsstraße in Betrieb kam, worauf die erste in der Nähe des Zwingers gelegene Anlage beseitigt wurde. Im Jabre 1864 machte sich die Anlage einer zweiten Gasfabrik erforderlich. Im Jahre 1865 gelangte die in Neustadt in der Lössnitzstrasse errichtete zweite Gasfabrik in Tätigkeit, und diese ist heute im Stande, 50 Prozent mehr Gas als die Altstädter zu fabrizieren. Da nun aber der Gasverbrauch in der Neustadt etwa nur ein Fünftel, der der Altstadt dahingegen vier Fünftel des Gasverbraucbs beträgt, muß jetzt bereits die Neustädter Gasfabrik einen großen Teil des in der Altstadt benöthigten Gases schaffen. Insofern sich die Zunahme des Gasverbrauchs seit 1854 ziemlich regelmäßig von 7 zu 7 Jahren verdoppelt, ist die Anlage einer dritten Gasfabrik projektiert worden. Während nur die Maximalleistungsfährigkeit der Altstädter Gasfabrik in 24 Stunden 30.000 cbm beträgt und die der Neustädter bis auf 70.000 cbm gelangen wird, soll die dritte Gasfabrik allmählich bis auf eine Production von 160.000 cbm in 24 Stunden gebracht werden, um somit noch dem im Jahre 1892 mutmaßlichen Gasverbrauch zu genügen.
QUELLE[Bauten von Dresden (1878) 566]


ZEIT1878
THEMAAnlagen
TEXTVon dem gewonnenen Koks gelangten 272.305 hl m den Gasfabriken zur Unterfeuerung in den Retortenöfen, Dampfkesseln etc. zur Verwendung, während der übrige Teil zum Verkauf gebracht wurde. Zum Versand nach Auswärts kamen annähernd 100.000 hl. An Gasretortenöfen sind in der Altstädter Fabrik 37 mit 239 Retorten, in Neustadt 45 mit 317 Retorten vorhanden. Der größere Teil dieser Öfen wird seit 1876 mit Kohlenoxydgas geheizt. Die Reinigung des Gases von Schwefelwasserstoffen und den Cyanverbindungen wird nach erfolgter Waschung mit Ammoniakwasser mit Eisenerz bewirkt. Die Beförderung des Gases von den Öfen durch die Apparate bis in die Gasbehälter erfolgt bereits seit vier Jahren nicht mehr durch Pumpen oder rotierende Exhaustoren, sondern durch Körting’sche Dampfstrahlexhaustoren, infolge dessen ein gleichmäßiger, von der Dampfmaschine und dem Personal unabhängiger Betrieb erreicht worden ist. Von den vorhandenen sieben Gasbehältern sind drei mit besonderem Gebäude umgeben und bestehen zwei von diesen aus ineinanderschiebbaren Glocken, Teleskopgasbehälter genannt, Der Gesamtrauminhalt dieser Gasbehälter beträgt 33.400 cbm, und der größte, der in Altstadt, enthält 11.300 cbm. Für die Neustädter Gasfabrik ist ein Teleskopgasbehälter mit einem Inhalt von 22.600 cbm projektiert, während ein jeder der drei für die dritte Gasfabrik projektierten Teleskopgasbehälter sogar 29.300 cbm Inhalt erhalten soll. Die öffentliche Beleuchtung Dresdens wurde am 1. Januar 1878 durch 4648 Gasflammen und 384 Petroleumflammen bewirkt, während 109.359 Privatflammen mit Gas zu versorgen waren. Gaskraftmaschinen waren 21 in Benutzung. Zur Messung des von Privaten verbrauchten Gases dienten 8988 Gaszähler. Für die stetig fortschreitende Einführung der Gasbeleuchtung in Dresden spricht deutlich, daß während noch im Jahre 1868 auf je 4,9 Einwohner nur eine Privatflamme kam, im Jahre 1877 sich dagegen bereits für je 1,87 Einwohner eine Flamme ergibt. Das Gas wird durch einen Chemiker aus der Mitte der Bürgerschaft zu beliebigen und unbestimmten Zeiten auf Leuchtkraft und Reinheit untersucht. Vorgeschrieben ist, daß die Leuchtkraft bei einem stündlichen Gasverbrauch von 137 l (6 c' sächs.) in Schnittbrennern mindestens gleich 13 Wallrath-Kerzen, deren stündlicher Verbrauch 120 englische Grains beträgt, sein soll. Diese Untersuchungen haben 1877 eine durchschnittliche Leuchtkraft von 16,165 ergehen, während die Reinheit des Gases stets der Vorschrift entsprach. Die gußeisernen Gasrohrleitungen der Stadt, in den lichten Weiten von 35 mm bis 565 mm, besaßen am 1. Januar 1878 eine Gesamtlänge von 231.566 km. Die Arbeiterzahl betrug durchschnittlich 250, wozu 119 Mann Laternenanzünder und 30 Beamte kommen.
QUELLE[Bauten von Dresden (1878) 567]