Gaswerk Gera


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Gaswerk Gera: Gaswerk Gera


Allgemeines

FirmennameGaswerk Gera
OrtssitzGera (Thür)
Art des UnternehmensGaswerk
AnmerkungenEigentümerin: Seit 1877 die Stadt. Dirigent: Herr R. Franke. Neubau nach dem Ersten Weltkrieg.
Quellenangaben[Schillings statistische Mitteilungen Gasanstalten (1885) 252] [Zeitschr. V. Dt. Ing. (1925) S. 57?61] [Dinglers polytechn. Journal 340 (1925) 212]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1852 Erbaut von der Gasbeleuchtungs-Actiengesellschaft durch den Kommissionsrat Dr. Jahn
24.12.1852 Eröffnung
01.07.1877 Die Anstalt geht mit allen Apparaten, Gebäulichkeiten, Röhrensystem etc. für den Kaufpreis von 540.000 Mk. in den Besitz der Stadtgemeinde über.
Anfang Nov. 1921 Erster Spatenstich für die Gebäude des neuen Gaswerks in der Nähe der Bahnlinien Gera - Jena und Gera - Leipzig
Herbst 1922 Die Gebäude des neuen Gaswerks sind im Rohbau fertig.
07.07.1923 Die Ofenanlage des neuen Gaswerks wird nach Schwierigkeiten durch den Ruhrkampf in Betrieb gesetzt.
12.09.1923 Der Betrieb des neuen Gaswerks wird bedingungsgemäß an die städtische Direktion übergeben.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Stadtgas 1852 Beginn 1885 [Stat. Mitt. Gaswerke (1885)]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschinen um 1922/23 unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1923 Dampfkessel 1   unbekannt Heizfläche 75 qm Mit Ãœberhitzer. Für Koksgrusfeuerung eingerichtet, mit Unterwindgebläse der Deutschen Evaporator-Gesellschaft und Hartmann'sche Wurfbeschickung Als Betriebskraft für Sauger, Pumpen und Ammoniakfabrik
1923 Dampfkessel 1   unbekannt Heizfläche 100 qm Mit Ãœberhitzer. Für Koksgrusfeuerung eingerichtet, mit Unterwindgebläse der Deutschen Evaporator-Gesellschaft und Hartmann'sche Wurfbeschickung Als Betriebskraft für Sauger, Pumpen und Ammoniakfabrik




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAVerträge, Tarife
TEXTDer Gaspreis beträgt für Private pro l m³ 23 Pf. mit einem Rabatt bei einem jährlichen Verbrauch von 2.250 m³, 5 %, bei 4.500 m³ 10 %, bei 6.750 m³ 15 % und bei 9.000 m³ und darüber 20 %. Für die öffentliche Beleuchtung werden nur die Selbstkosten berechnet, ebenso für die städtischen Gebäude. Die Leuchtkraft des Gases hat bei einem stündlichen Verbrauch von 180 l 18 Normalkerzen-Helle. Die Jahresproduktion betrug im Jahre 1884: 1.299.360 m³, die Maximalproduktion in 24 Stunden 8.720 m³, die Minimal-Tagesproduktion 801 m³. Die Zahl der Straßenflammen beträgt 485 mit einem stündlichen Konsum von 180 l. Die ganznächtigen Straßenflammen haben 3100 und die halbnächtigen 1600 Brennstunden. Intensivbrenner für Straßenbeleuchtung sind nur wenige angewandt. Der Verbrauch der öffentlichen Beleuchtung ist 200.400 m³, der Privaten 1.033.900 m³, Selbstverbrauch 10.500 m³, Verlust ca. 54.600 m³. Als Rohmaterial dienten Zwickauer Steinkohlen mit einem Zusatz von böhmischen Braunkohlen. 12 Stück Gasmotoren von l - 3 Pferdekräften aus der Motorenfabrik in Deutz bei Köln. Anlagekapital-Buchwert: 754.750 Mk. Näheres Journ. f. Gasbel. 1859, 194. 1879, 142.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 252]


ZEIT1885
THEMAAnlagen
TEXTDie Anstalt hat 70 Stück Tonretorten Normalform Nr. I in 6 Öfen à 6, 2 à 8 und 2 à 9 Retorten, Luftkondensator mit Wasserberieselung und 575 qm Kühlfläche, l Standardwascher-Scrubber für 9.000 m³ Produktion in 24 Stunden, 3 Reiniger mit 144 qm Hordenfläche, l Beale'schen Exhaustor und l Körting'schen Dampfstrahl-Exhaustor. 4 Gasbehälter mit zusammen 6.050 m³ Inhalt. Reinigung mit Raseneisenerz. Die Hauptleitungsröhren haben von 400 - 40 mm Durchmesser. 630 Stück meist trockene Gasmesser aus der Fabrik von Siry, Lizars & Co.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 252]


ZEIT1925
THEMABeschreibung des neuen Werks
TEXTDas neue Gaswerk der Stadt Gera ist das erste nach dem Kriege von Grund auf neu errichtete Gaswerk, bei dem alle Fortschritte und Erfahrungen der letzten Jahre Anwendung finden konnten. Bei der von der Firma Aug. Klönne in Dortmund gebauten Anlage waren Uebersichtlichkeit und Ausdehnungsfähigkeit die Leitgedanken; so war die spätere
Erweiterungsmöglichkeit der sämtlichen Anlagen von 50.000 auf 100.000 cbm Tagesleistung vorgeschrieben, weil die Fernversorgung einer Reihe von Nachbarorten geplant ist. Dank der günstigen Lage des 350 m langen Bauplatzes unmittelbar an der Staatsbahn war die Schaffung einer weitläufigen und planmäßig gegliederten Anlage möglich, die G. Nonnenmacher in der "Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure" an Hand guter Abbildungen eingehend beschreibt. Die einzelnen Gebäude liegen zu beiden Seiten einer 10 m breiten und 315 m langen Werkstraße; parallel zu ihr
laufen an der Außenseite des Grundstücks die Anschlußgleise, in deren unmittelbarer Nähe das Kohlen- und Kokslager, das Ofen- und Kesselhaus sowie die Kokssieberei errichtet sind, während jenseits der Straße die Gebäude für die Gasreinigung und die Nebenproduktengewinnung, die Magazine, Werkstätten und Wohlfahrtgebäude liegen. Zur Gaserzeugung dienen 6 freistehende Vertikal-Kammeröfen, Bauart Klönne, denen jederzeit noch zwei weitere Kammeröfen angereiht werden können. Jeder Ofen besteht aus 6 Kammern von je 3 t Fassung, die aus feuerfestem Beton an Ort und Stelle gestampft und während des Trocken- und Hochfeuerns der Öfen von selbst gebrannt worden sind, auch die Decken und Wände der Heizkanäle sind auf diese Weise hergestellt. Dieses neue Verfahren arbeitet wesentlich rascher und billiger, es ist unabhängig von der Schamottefabrik, schließt die Bruchverluste bei der Beförderung der bisher benutzten Formsteine aus und liefert vor allem glatte, fugenlose Kammern, die ein schnelleres Entgasen der Kohle und leichteres Ausstoßen des Kokses gewährleisten. Die Kammern werden mit Hilfe eines an einer Hängebahn laufenden Füllwagens, der 3 t Kohle faßt, von oben gefüllt. Die Ausstehzeit beträgt 24 Stunden, der glühende Koks wird in einen von einer Benzollokomotive gezogenen Wagen gestürzt, unter einen Löschturm gefahren und dort abgelöscht. Die Beheizung der Öfen erfolgt nach dem Rekuperativsystem, jeder Ofen hat seinen eigenen Generator mit Treppenrost.
Das Löschen des Kokses dauert nur 2 Minuten, da der glühende Kokskuchen unter dem Löschturm nicht nur von oben gebraust, sondern auch von unten mittels einer besonderen Vorrichtung gelöscht wird. Darauf wird der Kokswagen unter die Hängebahn gefahren, wo der Kokskorb aus dem Wagen herausgehoben und zur Sieberei gefördert wird. Auf diese Weise wird der Koks ohne jegliche Umladung aus der Ofenkammer in die Sieberei oder auf den Lagerplatz geschafft; dank dieser schonenden Behandlung bleibt seine Stückigkeit erhalten. In der Sieberei wird der Koks in fünf verschiedene
Korngrößen getrennt, die gesondert gelagert werden, während der beim Brechen und Sieben anfallende Koksgrus direkt in den Bunker des benachbarten Kesselhauses gefördert wird. Zum Antrieb der sämtlichen Maschinen sowie zur Heizung der Gebäude und des 30.000 cbm fassenden Gasbehälters sind zwei Flammrohrkessel von 75 und 100 qm Heizfläche mit
Unterwindgebläse, Bauart Deutsche Evaporator-A.-G., aufgestellt. Der Koksgrus wird mittels der Hartmannschen Wurfvorrichtung auf den Rost gebracht. Zur Kühlung des Rohgases dient ein Raumkuhlen von 30 m Höhe und 3,5 m
Durchmesser, der dicht neben den Kammeröfen steht. Das heiße Rohgas wird durch eine besondere Abteilhorde auf den ganzen Querschnitt des Kühlers verteilt und steigt langsam in einem Strom aufwärts. Der mit fortschreitender Abkühlung sich ausscheidende Teer fällt regenartig dem aufsteigenden Gas entgegen und wäscht aus diesem hierbei das Naphthalin so vollständig aus, daß ein besonderer Naphthalinwäscher entbehrlich wird. Der Teer läuft unten dünnflüssig aus dem Kühler ab. Das vorgekühlte Gas strömt sodann durch 2 Wasserkühler und wird hierauf von 3 Flügelsaugern mit parallel geschalteten Umlaufreglern und direktem Dampfmaschinen-Antrieb durch einen Teerscheider, einen umlaufenden Ammoniakwascher und die 4 Reinigungskästen für die Schwefelreinigung gedrückt. An diese schließt sich ein Schleuderwäscher mit senkrechter Welle an, in dem mittels Öles das Benzol (20 g je cbm) ausgewaschen wird. Das Gaswasser wird in bekannter Weise auf schwefelsaures Ammonium verarbeitet. Das fertig gereinigte Gas strömt durch die Stationsgasmesser in den Behälter. Für die später geplante Fernversorgung wurden 2 umlaufende Gebläse für 1 m WS Gegendruck aufgestellt, von denen das eine durch einen Elektromotor, das andere als Reserve dienende Gebläse durch einen Gasmotor angetrieben wird. Für die spätere Aufstellung eines dritten Gebläses ist noch Platz vorhanden.
QUELLE[Zeitschr. V. Dt. Ing. (1925) S. 57?61.] [Dinglers polytechn. Journal 340 (1925) 212]