Gaswerk Köln


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Gaswerk Köln: Röhrenwasserkühlanlage Gaswerk Köln: Gassaugeranlage Gaswerk Köln: Gaswerk Köln: Teerabscheider Gaswerk Köln: Gaswerk Köln: Ammoniakwascher
Gaswerk Köln: Reinigeranlage mit trockener Dichtung Gaswerk Köln: Gaswerk Köln: Wiederbelebungsraum


Allgemeines

FirmennameGaswerk Köln
OrtssitzKöln
OrtsteilEhrenfeld
StraßeWiddersdorfer Str.
Art des UnternehmensGaswerk
AnmerkungenEigentümerin: die Stadt Köln. Direktor: Herr August Hegener. Die Fabriken gehörten früher der Imperial-Continental-Gas-Association (Prozesse bis 1877). Direkt an der Ehrenfelder Eisenbahnlinie auf 27 ha großem Grundstück errichtet, auf der die Kohle per Bahn aus Aachen herantransportiert wurde. Um 1900 wurden dort bereits etwa 1000 Menschen beschäftigt, die täglich bis 150.000 cbm Gas produzierten; beim ersten Ausbau (1875/76): 120.000 cbm, Zubauten ermöglichten eine Steigerung auf 160.000 cbm (Höchstabgabe 1900: 162.000 cbm. Das Verwaltungsgebäude und zahlreiche andere Bauten des ehem. Gaswerkes blieben erhalten.
Quellenangaben[Schillings statist. Mitt. Gasanst. (1885) 375] http://www.lfs-koeln.de [50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911) 51] [Mit Energie für Köln (1997) 65]
Hinweise[50 Jahre Kölner Bezirksverein des VDI (1911) 51] Abbildung




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1840 Bau der ersten Gasanstalt in der Rosenstraße durch Ingenieur Olifant
1841 Inbetriebnahme der ersten Gasanstalt in der Buschgasse 11 durch die "Imperial Continental Gas Association"
1861 Es wird mit dem Bau der zweiten Fabrik in Ehrenfeld, Subbelrather Straße 175, begonnen.
1865 Der Vertrag mit der "Imperial-Continental-Gas-Association" ist abgelaufen, es kommt in der Folge zu Rechtsstreitigkeiten und die Übernahme durch die Stadt verzögert sich.
bis 1873 Die Stadt Köln muß bis zum Jahre 1873 mit der "Imperial-Continental-Gas-Association" prozessieren, ehe sie für einen Preis von 1 Million Taler in den Besitz der Werke gelangt. Sie findet zwei Werke (im Severinsviertel und am Spieserhof) vor, die auf dem Maximum der Produktionsfähigkeit angelangt und zum großen Teil so verkommen sind
1874 Wegen des schlechten Zustands der Werke wird ein vollständiger Neubau beschlossen
1875 Der Neubau wird in Angriff genommen
1876 Das neue Gaswerk wird fertiggestellt.
01.12.1876 Nur noch die durch den Direktor August Hegener erbaute Gasfabrik ist in Betrieb.
07.10.1933 Die Gasproduktion wird eingestellt, weil die Ferngasbezugsverträge zwischen der Stadt Köln und den Lieferanten "Ruhrgas AG" und den "Thyssenschen Gas- und Wasserwerken" vom 10. August 1929 mittlerweile eine wirtschaftlichere Versorgung ermöglichen.
1945 Ãœbernahme durch Thyssengas




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Stadtgas 1840 Beginn (in Ehrenfeld seit 1876) 1933 Ende der Eigenproduktion  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1922 Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Aktiengesellschaft
Dampfmaschine vor 1922 Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Aktiengesellschaft




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1888 Dampfmaschinen 5   unbekannt         u.a. Exhaustoren




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1841 Nebenwerk zuvor Imperial Continental Gas-Association bis 1873




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAVerträge, Tarife
TEXTDie öffentliche Beleuchtung sowie die der städtischen Gebäude wird nicht berechnet. Vom 1. Juli 1881 ab bis auf Weiteres beträgt der Gaspreis für Private bei einem Konsum von 1 - 3.000 m³ 15 Pf., bis 25.000 m³ 13 Pf., von mehr als 25.000 m³ 12 Pf. pro l m³, der Gaspreis zum Heizen, Kochen und zum Betriebe von Motoren 12 Pf. pro l m³. Die Lichtstärke betrug pro 1884/85 im Jahresdurchschnitt 19,3 Kerzen. Dieselbe wurde unter Zugrundelegung der englischen Parlamentskerze, mit 120 Grains stündlichem Verbrauch bezw. 45 mm Flammenhöhe, als Einheit, sowie einem Gasverbrauch von 170 l pro Stunde im Dumas'schen Argandbrenner, festgestellt. Die Lichtkontrolle wird durch eigene Beamte ausgeführt. Geschäftsjahr 1884/85: Jahresproduktion 15.218.480 m³, Maximal-Tagesproduktion 72.950 m³, Minimal-Tagesproduktion 19.060 m³. Zahl der Straßenflammen 2826 Stück. Gasabgabe an öffentliche Beleuchtung 2.296.002 m³, Private 11.529.559 m³, Selbstverbrauch 290.306 m³, Verlust 1.101.513 m³. Stündlicher Konsum einer Straßenflamme ca. 216 l. Brennstunden einer Straßenflamme im Jahr 3735. Verbrauch: 52.000.000 kg Steinkohlen aus dem Ruhrgebiet. Am 1. April 1885 waren aufgestellt: 102 Stück Gasmotoren mit zusammen 310 Pferdestärken; System Langen & Otto und Gilles. Zur Übernahme der alten Gasfabrik von der Imperial-Continental-Gas-Association im Jahre 1873 wurde eine Anleihe von 4.500.000 Mk. beim Invaliden-Fonds gemacht. Zum Neubau der Gasfabrik im Jahre 1875 wurde eine Anleihe von 5.125.000 Mk. gemacht. Von diesen Anleihen sind getilgt: in ordentlicher Amortisation 1.893.960 Mk. 25 Pf., in außerordentlicher Amortisation 2.164.639 Mk. 75 Pf., durch Vorschuß an die Wasserwerke 1.180.000 Mk., so daß als Anleihe am 1. April 1885 4.386.400 Mk. verbleibt. Näheres Journ. f. Gasbel. 1859, 199. 1862, 217. 1865, 20, 83. 1869, 138, 377. 1871, 406, 701. 1873, 140, 262, 522, 523. 1874, 25, 46, 315. 1875, 70, 71, 196, 469, 601, 870. 1876, 244, 591, 772. 1877, 88, 255, 283, 383, 570. 1878, 345. 1879, 608. 1880, 773. 1881, 446. 1885, 417, 720. 1883, 309, 546, 744.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 375]


ZEIT1885
THEMAAnlagen
TEXTDie Anstalt hat 535 ovale Retorten, 14 maulförmige Retorten, 80 Öfen mit 7 Retorten, 60 Generatoröfen, 20 gewöhnliche Rostöfen, 24 Kondensatoren mit Wasserkühlung, jeder 8 m hoch, 1,21 m Durchmesser mit je 19 inneren Kühlrohren, 16 Scrubber, 8,01 m hoch, 2,50 m Durchmesser, 3 Exhaustoren nach Beale, 1,20 m Durchmesser, 24 Reiniger, 6,50 x 4,00 x l,80 m. Kalk- und Eisenreinigung. 2 Stationsgasmesser, 4,60 m Durchmesser der Trommel. 3 Gasbehälter à 23.500 m³ mit zusammen 70.500 m³ Inhalt, l Ammoniakfabrik, l Fabrik zur Darstellung von Salmiakgeist, Salmiak und salpetersaurem Ammoniak. Länge und Dimension der Gasrohrleitung: 3.592 m 1.200 mm, 1.639 m 800 mm, 4.528 m 600 mm, 1.574 m 500 mm, 524 m 400 mm, 10 m 392 mm, 4.382 m 315 mm, 7.208 m 300 mm, 1.238 m 250 mm, 7.553 m 235 mm, 3.711 m 200 mm, 23.749 m 150 mm, 47.348 m 100 mm, 9.638 m 75 mm, 6.988 m 50 mm, Gesamtlänge des Gasrohrnetzes: 123.682 m. Zahl der aufgestellten Gasmesser: 6281 nasse und 1552 trockene, zusammen 7833.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 375]


ZEIT1888
THEMAEntwicklung der Gasbeleuchtung und Betriebsergebnisse
TEXTBei dem Mangel an Unternehmungsgeist und an Selbstvertrauen, welcher in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in Deutschland jeden wirtschaftlichen Aufschwung hemmte, war es der bereits in vielen anderen Städten des Continents gut eingeführten Imperial-Continental-Gas-Association, gemeiniglich die "Englische Gesellschaft" genannt, ein Leichtes, auch in Köln festen Fuß zu fassen. Sie erhielt eine, mit dem Jahre 1840 beginnende Erlaubnis zur alleinigen Benutzung der städtischen Straßen für Gasrohrlegungen auf die Dauer von 25 Jahren. Mit Ablauf dieser Zeit sollte die Stadt Köln berechtigt sein, die Gaswerke zum Schätzungswerte zu übernehmen. Als das Jahr 1865 herankam, fand sich die Gesellschaft zu sehr weitgehenden Zugeständnissen an die Stadt bereit. Auf Grundlage derselben wurde ein neuer Vertragsentwurf vorbereitet, in mehreren Sitzungen der Stadtverordneten-Versammlung durchberaten und schließlich mit Mehrheit — zwanzig gegen neun Stimmen — angenommen. Gegen diesen Beschluß wendete sich die Minderheit der Stadtverordneten-Versammlung an die Königliche Regierung; nach langen Zwischenhandlungen, nachdem die Gesellschaft sich geweigert, die ihr auferlegten Abänderungen und Ergänzungen des Vertragsentwurfs anzunehmen, gelangte die Stadt Köln nach 8 Jahren, am 1. Mai 1873, auf Grund richterlicher Entscheidung in den Besitz des Gaswerkes. Da nun die Stadt fast gleichzeitig — am 17. Februar 1873 — auch den Betrieb des Wasserwerkes übernommen hatte, so wurden beide Werke einer einheitlichen Verwaltung und Direktion unterstellt. Die Bürgerschaft stand den neu eingerichteten städtischen Betrieben mit wenig Vertrauen gegenüber. Man sagte sich fast allgemein, eine städtische Verwaltung sei für die Leitung eines so großen geschäftlichen Unternehmens nicht geeignet. In der Tat, die Verhältnisse waren der Stadt Köln auch ungünstig genug. Das erste und größte Hindernis eines guten Betriebes lag in den beiden übernommenen Gasfabriken und dem städtischen Rohrnetze. Die beiden Fabriken, auch die im Spieserhof vor nicht gar langer Zeit neu erbaute, waren in Gesamtanordnung und Einzelanlage mangelhaft; sie waren dazu nach achtjährigem Betriebe während der Dauer des Rechtsstreites zwischen Stadt und Gesellschaft in einen schlechten Zustand der Unterhaltung geraten. Auch das vorhandene Rohrnetz der Stadt war für einen ordnungsmäßigen Betrieb ungeeignet. Wegen seiner vielfachen Undichtigkeiten war es nicht allein eine Quelle großer Verluste, sondern infolge seiner zu geringen Abmessungen auch ein Hindernis in der Ausbreitung und Vermehrung des Gasverbrauchs. Andere Schwierigkeiten bestanden in den wenig geordneten Arbeiterverhältnissen. Unter diesen Umständen kann es nicht auffallen, daß die Stadt Köln den bestehenden Gaspreis aufrechtzuerhalten nicht im Stande war. Ein ausführlicher Bericht der Direction über den Betrieb der ersten Monate und die weiteren Aussichten für das ganze Jahr veranlaßte die Verwaltung, am 2. Oktoher 1873, den Antrag auf Erhöhnng des Gaspreises zu stellen. Es sollte fortan den Kuhikmeter mit 22 (alten) Pfennigen bezahlt werden. Die Annahme des Antrages seitens der Stadtverordneten verursachte nicht geringe Aufregung in der Bürgerschaft; den außergewöhnlich hohen Preisen der Kohlen usw. trug man wenig Rechnung, wohl aber mehrten sich von allen Seiten die Stimmen gegen den Selbstbetrieb, Ein Gesuch an die Regierung wurde verbreitet, dem Beschluß des Stadtrats die Genehmigung zu versagen, hatte jedoch keinen Erfolg.
Das erste Betriebsjahr vom 1. Mai 1873 bis 1. Juli 1874 schloß, nach den Abzügen für Zinsen und Anlagekosten-Tilgung, mit einem Überschuß von etwa 195.000 Mark. Fast die ganze Summe wurde zu Abschreibungen verwendet. Das folgende Jahr wies schon einen Betriebsüberschuß von ungefähr 450.000 Mark auf. Demzufolge wurde der Gaspreis auf 20 alte und bald darauf weiter auf 16 neue Pfennige herabgesetzt. Die Einrichtung der beiden bestehenden Fabriken und des Rohrnetzes blieb jedoch völlig unzureichend. Eine Besserung der Verhältnisse war nur durch durchgreifende Neuerungen zu erwarten. Dazu steigerte sich der Gasverbrauch fortwährend. Dies führte denn im Februar des Jahres 1875 zu dem Beschluß, eine neue große Gasfabrik außerhalb der Stadt auf einem an der Eisenbahn nach Aachen gelegenen städtischen Grundstücke bei Ehrenfeld zu erbauen. Der Bau nach den Plänen und unter Leitung des Directors Hegener wurde in der Zeit vom Juli 1875 bis October 1876 betriebsfähig hergestellt, zu gleicher Zeit das ganze Rohrnetz der Stadt, mit Ausnahme eines Teiles der ebenfalls neu zu legenden Zuleitungsröhren, erneuert. Die Gesamtkosten für diese Arbeiten betrugen 6.000.000 Mark. Nach Eröffnung der neu erbauten Gasanstalt wurden die beiden alten Gasfabriken am Spieserhof und in der Rosenstraße außer Tätigkeit gesetzt, die Gebäulichkeiten abgebrochen und die Grundstücke größtenteils zu Baustellen verkauft. Ein Teil des Grundstückes in der Rosenstraße diente zur Errichtung des Verwaltungsgebäudes, der Direktorwohnung und der Werkstättengebäude für die Gas- und Wasserwerke. Das neue Werk ist so groß angelegt und durch regelmäßige und außergewöhnliche Abschreibungen der Art sichergestellt, daß außer den durch die Stadterweiterung bedingten Mehrausgaben für das Rohrnetz, größere Geldaufwendungen für längere Zeit nicht nötig sein werden. Allerdings müssen, den Fortschritten auf dem Gebiete der Gasbereitung entsprechend, insbesondere in der Ofenanordnung, fortwährend Neuerungen und Verbesserungen eingeführt werden. Dieselben sind aber im Verhältnis zur Größe der gesamten Anlage nicht bedeutend und machen sich unmittelbar durch bessere Betriebsergebnisse bezahlt.
Über den Betrieb des Werkes seien aus den Ergebnissen des Geschäftsjahres 1886/87 die folgenden Angaben mitgeteilt und zugleich die entsprechenden Werte des Betriebsjahres 1873/74 in Klammern beigefügt. Die Gesamterzeugung an Gas betrug rund 17 Millionen Kubikmeter gegen 16 Millionen im Vorjahre (11 Millionen im Jahre 1873/74), Der größte Verbrauch während eines Tages fand statt am 31. December mit 82.000 cbm, der geringste am 20. Juni mit 23.000 cbm (am 31. December 55.000 cbm, am 7. Juli 15 300 cbm). Auf die öffentliche Beleuchtung, welche durch 3300 (1270) Laternen bewirkt wird, entfielen von der Gesamtgasmenge nahezu 3 (0,9) Millionen Cubikmeter, also etwa 17,5 % (8,2 %) der Gesamterzeugung. Für den Betrieb von Gasmotoren, deren am 1. April 1887 140 Stück vorhanden waren, wurden über 600.000 cbm verbraucht. An Privatpersonen wurden 12 Millionen (8 Millionen) Cubikmeter abgegeben. Die Zahl der Abnehmer stieg im letzten Jahre von 7237 auf 7476. Das Cubikmeter Gas wird mit 15 Pfennig bezahlt; bei einem Verbrauch von über 3000 cbm im Jahre beträgt der Gaspreis 13 Pfennig, bei einem Verbrauch von mehr als 25.000 cbm 12 Pfennig; für Heiz- und Motorengas bis zu 5000 cbm jährlicher Abnahme sind 12 Pfennig, bei einer größeren 10 Pfennig zu entrichten. Keine Anwendung lindet diese Preisermäßigung auf diejenigen Motoren, welche nur in den Abendstunden arbeiten. Für die öffentliche Beleuchtung und für die Beleuchtiing der städtischen Gebäude wird das Gas unentgeltlich geliefert. Der Durchschnittserlös für die Gesamtabgabe betrug 10,47 Pfennig für das Kubikmeter. Die Leuchtkraft des Gases wird unter Anwendung der englischen Parlamentskerze mit 120 Grains stündlichem Verbrauch, beziehungsweise 45mm Flammenhöhe, sowie bei einem stündlichen Gasverbrauch von 1701 im Dumas’schen Argandbrenner gemessen und betrug im Jahresdurchschnitt 19,4 Lichtstärken gegen 19,0 Lichtstärken im Vorjahre.
Ãœber die chemische Beschaffenheit des Gases ergaben die Untersuchungen Folgendes :
Schwefel (im Durchschnitt): 30,57 gr. in 100 cbm, d. h. 0,0107 Vol.-Proz. Schwefelkohlenstoffdampf.
Kohlensäure (im Durchschnitt): höchster Gehalt = 1,60 Vol.-Proz.; niedrigster Gehalt = 1,23 Vol.-Proz.;
schwere Kohlenwasserstoffe (am 19. Juni 1886): = 2,92 Vol.-Proz. und zwar: 1,60 Vol.-Proz. Benzindampf und 1,32 Vol.-Proz. Aethylen. Davon entspricht 1 Vol.-Proz. Benzindampf = 10,95 Lichtstärken, 1 Vol.-Proz. Aethylen = 1,82 Lichtstärken.
Zur Herstellung des Gases wurden lediglich westfälische Kohlen verschiedener Zechen ohne jede Beimengung anderer Kohlensorten verwendet und zwar ergaben 1000 kg Kohle durchschnittlich: 295,88 cbm Gas überhaupt; 272,19 cbm nutzbares Gas; 620,00 kg verkäuflichen Koks; 45,04 kg Teer; 10,00 kg schwefelsaures Ammoniak.
QUELLE[Köln und seine Bauten (1888) 270]


ZEIT1888
THEMAGaswerk Ehrenfeld
TEXTDie nähere Beschreibung der einzelnen Einrichtungen soll in derjenigen Reihenfolge stattlinden, welche durch den Gang des Gasbereitungsverfahrens vorgezeichnet ist. Zur Erzeugung des Gases sind 3 Retortenhäuser von je 69 m Länge und 40m Breite vorhanden, welche Raum bieten für je 40 Oefen (Fig. 165). Mitten durch sämmtliche Retortenhäuser hindurch führt 4,5 m über Flurhöhe ein auf gemauerten Pfeilern mit eisernem Überbau ruhendes Schienengeleise, welches von der Bahnstrecke Köln-Aachen abzweigt und zum Herbeischaffen der Kohlen dient. Von dem Geleise aus werden die Kohlen in den Mittelraum des Retortenhauses abgestürzt und können hier, von beiden Seiten aus, zur Beschickung der einzelnen Oefen unmittelbar entnommen werden. Jeder Ofen enthält 7 Stück 2,8 m lange Retorten von ovalem Querschnitte, Normalprofil Nr. 1. Bei Einrichtung der Gasfabrik wurden zunächst 2 Retortenhäuser mit Oefen ausgebaut. Das im Lageplan mit I bezeichnete Retortenhaus erhielt, da zu der damaligen Zeit genügend sichere Erfahrungen über die Zweckmäßigkeit der Generatorfeuerung noch nicht Vorlagen, 40 Oefen mit Rostfeuerung. Der Unterbau der Oefen wurde jedoch so eingerichtet, daß ein etwaiger späterer Umbau zu Generatoröfen unscliAver beAvirkt Averden könnte. Das Retortenhaus II dagegen wurde von vornherein mit 40 Generatoröfen ausgebaut. Die überaus günstigen Ergebnisse der Generatorfeuerung haben dazu geführt, 20 Oefen des Retortenhauses I nachträglich zu Generatoröfen umzubauen. Bei den übrigen 20 Oefen ist die Rostfeuerung einstweilen noch beibehalten, diese sind jedoch zugleich für eine Feuerung durch Teer oder Leuchtgas eingerichtet worden. Hierdurch ist die Möglichkeit gegeben, den jeweiligen Stand der Koks- und Teerpreise auf die günstigste Weise für die Betriebsergebnisse auszunutzen. Neuerdings sind auch im Retortenhause III 10 neuerbaute Generatoröfen (System Hegener) dem Betriebe übergeben worden, 10 weitere sind im Bau begriffen. Zu beiden Seiten der Retortenhäuser sind ausgedehnte Kokslagerplätze vorhanden, welche von Schienensträngen derart durchzogen sind, daß neben der bequemen Verladung in Landfuhrwerk auch eine solche in Eisenbahnfahrzeuge geschehen kann. Auf jedem Lagerplatz befindet sich eine fahrbare Kokszerkleinerungsvorrichtung. Dieselbe besteht aus einem, nach Art der Eisenbahnfahrzeuge erbauten überdeckten Wagen, welcher in einer Abteilung eine Gaskraftmaschine von 2 Pferdestärken, in einer zweiten Abteilung die Kokszerkleinerungsmaschine enthält. Die wesentlichen Bestandteile der letzteren sind eine mit Messern besetzte Walze und eine Hartgußplatte. Die scharfen Messer der Walze bewegen sich an der Platte vorbei und zerschneiden dabei die in den Zwischenraum mittels eines Trichters von oben hineingeworfenen Koksstücke. Ein Schüttelsieb reinigt den gebrochenen Koks vom Staube. Die Maschine kann in jeder Stunde bequem 5000 kg zerkleinerten Koks liefern, beide Maschinen zusammen mithin während einer täglichen zehnstündigen Arbeitszeit 10 Doppelwaggons. Der Koksstaub findet zur Kesselfeuerung im eigenen Betriebe Verwendung. Die Teervorlagen zur Aufnahme des aus den Retorten austretenden Gases sind auf den Oefen angebracht und zeigen im allgemeinen die hierfür gebräuchlichen Einrichtungen. Nur für einen Ofen des Retortenhauses III ist neuerdings eine Teervorlage versuchsweise eingebaut worden, bei welcher durch Anwendung starkgeneigter Seitenwände eine Verdickung des Teers in der Vorlage vermieden werden soll. Durch eine eigentümliche Anordnung der Putzöffnungen an den Stirnseiten sowie im Boden der Vorlage wird auch während des Betriebes eine durcligreifende Reinigung ermöglicht. Die Versuche mit dieser neuen Vorlage sind indessen noch nicht abgeschlossen. Der aus den Vorlagen ausfließende Teer und das Amnioniakwasser gelangen in einen unterirdischen gewölbten Teerbehälter von 2000 cbm Gesamtinhalt. Der Behälter besteht aus 3 gesonderten Abteilungen. In die erste Abteilung tritt das Gemisch von Teer- und Ammoniakwasser ein und setzt sich hier entsprechend den verschiedenen specifischen Gewichten beider Hauptbestandteile ab. Durch Abflußöffnungen in verschiedener Höhe gelangt der Teer in die zweite, das Ammoniakwasser in die dritte Behälterabteilung. Die Condensation des gewonnenen Gases geschieht in 24 Condensatoren von 8 m Höhe und 1,20 m Durchmesser. Jeder Condensator enthält 19 Stück 100 mm weite Rohre, welche von dem Kühlwasser in einer dem durchziehenden Gasstorm im Condensator entgegengesetzten Richtung durchflossen werden. Das Gas verläßt die Condensatoren mit einem Wärmegrad von durchschnittlich 14 °C. Die Condensationsprodukte fließen in den erwähnten Teer- und Ammoniakbehälter ab. Das Waschen des Gases erfolgt in 16 Stück 8 m hohen und 2,5m weiten Scrubbern, welche im Innern mit durchlöcherten Blechen für das abrieselnde Wasser versehen sind. Das Wasser wird in den Scrnbbern bis auf 4° Beaume angereichert und gelangt darauf ebenfalls in den Teer- und Ammoniakbehälter. Die Einrichtung der Condensatoren und Scrubber ist eine derartige, daß das Gas jederzeit, bei den höchsten und niedrigsten Außentemperaturen, auf den richtigen Wärmegrad abgekühlt und von Ammoniak fast vollkommen befreit werden kann. Die Exhaustoren, welche das Gas aus den Retorten durch die sämmtlichen vorhin beschriebenen Apparate hindurch ansaugen und demnächst in die Reinigung drücken, zeigen die von Beale gewählte Anordnung. Jeder der 3 Exhaustoren hat einen Durchmesser von 1,2 m, eine ebenso große Länge, macht bis zu 60 Umdrehungen in der Minute und wird durch eine besondere Dampfmaschine bewegt. In demselben Raume, in welchem die Exhaustoren mit den dazu gehörigen Dampfmaschinen aufgestellt sind, befinden sich noch 2 weitere Dampfmaschinen. Dieselben bewegen für gewöhnlich Reinwasserpumpen für einen Hochbehälter von 100 cbm Inhalt, sowie die Ammoniakwasserpumpen für die Scrubber. Eine an der Längswand des Maschinenhauses gelagerte Welle ermöglicht den Betrieb eines jeden Exhaustors durch jede beliebige der 5 vorhandenen Dampfmaschinen, so daß für den Exhaustorenbetrieb eine möglichst große Sicherheit geschaffen ist. Sollten dennoch Unterbrechungen eintreten, so kann das Gas infolge des eigenen Druckes, mit Umgehung der Exhaustoren, durch den sogenannten Bypass zu den Reinigern gelangen. Den Dampf für die Maschinen liefern 3 Cornwall-Kessel von je 2 m Durchmesser und 8 m Länge mit je 2 Fiammenrohren von 700 mm Weite. Neben dem Kesselhaus ist ein Turm von 3 Stockwerken errichtet. Im ersten Stockwerk befindet sich ein Teerbehälter, in welchem der Teer aus dem unterirdischen gemauerten Behälter hineingepumpt wird, um dann auf die bequemste Weise in besonders dazu eingerichtete Eisenbahnwagen oder sonstige Gelasse abgelassen werden zu können. Im zweiten Stockwerk ist ein Ammoniakwasserbehälter aufgestellt. Dieser wird in gleicher Weise aus dem unterirdischen Ammoniak Wasserbehälter gespeist und läßt seinen Inhalt nach Bedarf durch natürliches Gefälle der Ammoniakfabrik zufließen. Die Betriebskraft sowohl für die Teer- als auch für die Ammoniakwasserpumpe wird durch eine im Erdgeschoß des Turmes aufgestellte Gaskraftmaschine von 2 Pferdestärken geliefert. Das dritte und oberste Stockwerk endlich dient zur Aufnahme des erwähnten Reinwasserbehälters von 100 cbm Inhalt, welcher die ganze Fabrik mit dem nötigen Gebrauchswasser versorgt.
Die chemische Reinigung des Gases geschieht in 24 Reinigern von je 6,5 m Länge, 4 m Breite und 1,8 m Höhe mit je 4 Hordenlagen. Die Reiniger sind zu 6 gesonderten Gruppen von je 4 Stück vereinigt und in 2 getrennten, gleich großen Gebäuden aufgestellt. Das Gas durchströmt stets nur je 3 Reinigungskasten einer Gruppe, der vierte steht zum Umwechseln bereit. In jedem Gebäude dient eine der 3 Gruppen vorläufig ausschließlich zur Nachreinigung. Bei noch weiterer Vergrößerung der Gaserzeugung sollen besondere Nachreiniger aufgestellt werden. Als Reinigungsmasse wird ausschließlich Raseneisenerz verwendet. Zwischen beiden Reinigungshäusern liegt das Regenerationshaus, in welchem die Reinigungsmasse durch Berührung mit der Luft zu erneutem Gebrauch wieder tauglich gemacht wird. Nach erfolgter vollständiger Reinigung gelangt das Gas durch 2 Stationsmesser in die Gasbehälter. Die Stationsmesser haben einen Trommeldurchmesser von 4,7 m, eine Länge von 5 m, und sind in einem besonderen Gebäude aufgestellt. Die 3 vorhandenen Gasbehälter haben einen Gesamtinhalt von 70500 cbm. Die Glocken haben 52 m Durchmesser und 11 m Seitenhöhe. Die entsprechenden Maße der gemauerten Behältergruben sind 53 m und 11,3 m. Um den Druck des der Stadt zuströmenden Gases auf die gewünschte Höhe zu bringen und zu erhalten, sind 2 Regulatoren vorhanden, deren größerer bei Nacht, deren kleinerer bei Tage in Tätigkeit ist. Auch diese Vorrichtungen sind in einem besonderen Gebäude untergebracht, welches zugleich ein chemisches Laboratorium und ein Photometerzimmer enthält. In dem chemischen Laboratorium werden in der eingehendsten Weise regelmäßige wissenschaftliche Untersuchungen über die chemische Beschaffenheit und die Leuchtkraft des Gases vorgenommen.
Außerdem sind in den Fabrikgebäuden: in den Retortenhäusern, bei den Kondensatoren, bei den Scrubbern und in den Reinigungshäusern einfache, durch Arbeiter zu bedienende Apparate aufgestellt, welche die jedesmalige, dem Stande der Gasreinigung entsprechende Beschaffenheit des Gases sicher und leicht im wesentlichen erkennen lassen und auf diese Weise die fortdauernde sachgemäße Durchführung des Gasbereitungsverfahrens in allen einzelnen Teilen ermöglichen. Da in dem Laboratorium zugleich die Bechaffenheit des Brunnen- und Leitungswassers der städtischen Wasserwerke untersucht wird, so ist dasselbe mit allen neuesten Einrichtungen zur Vornahme bacteorologischer Untersuchungen ausgestattet worden. Sämmtliche beschriebene Fabrikeinrichtungen nehmen einen Flächenraum von nahezu 15ha ein und genügen für eine größte Leistung von 120 000 cbm in 24 Stunden. Das ganze, der Stadt gehörige zusammenhängende Grundstück umfaßt etwa 30 ha und bietet noch genügend Raum für die Anlage zweier weiterer Fabriken von derselben Leistungsfähigkeit und Anordnung, wie die bestehende. Auf dem Fabrikgrundstück sind außer den erwähnten Baulichkeiten noch vorhanden: ein Verwaltungsgebäude mit Diensträumlichkeiten, Arbeiter-Speisesaal, Pförtnerzimmer und Dienstwohnung; ferner eine Werkstätte nebst Vorratsraum und Lokomotivschuppen für die eigene Locomotive des Werkes; sodann eine Ammoniakfabiik; endlich eine Chamottemühle.
QUELLE[Köln und seine Bauten (1888) 275]


ZEIT1888
THEMARohrnetz
TEXTBezüglich der allgemeinen Bau- und Betriebsverhältnisse für die Rohrnetze der Stadt Köln sei auf die bezüglichen Bemerknugen über das Wasserrohrnetz verwiesen. Erwähnt sei noch, daß in aufgeschüttetem Boden auch für die unmittelbar neben den Wasserrohren verlegten Gasrohre vornehmlich eingerammte mit Kreosot-getränkte, kieferne Pfähle bis zu 7 m Länge mit übergelegten Holmen als Unterbauten verwendet werden. Die Muffen werden in der üblichen Weise durch Teerstricke und Blei abgedichtet. In Rücksicht auf die, durch die Ausführung der Kanalanschlüsse in den engen Straßen für das Rohrnetz herbeigeführten Gefahren werden die
Hauszuleitungen neuerdings aus schmiedeeisernen Rohren hergestellt. Auch die schon bestehenden, vor 12 Jahren neu angelegten gußeisernen Hauszuleitungen der Altstadt müssen aus dem selben Grunde vielfach entfernt und durch schmiedeeiserne Rohre ersetzt werden. Der Schutz vor Oxydation geschieht in verschiedener Weise. Es kommen Rohre zur Anwendung, welche heiß asphaltiert sind, solche, welche galvanisiert sind, ferner auch inoxydierte oder endlich
auch mit gutem Farbenaustrich versehene Rohre. Auch werden die Rohre mit Asphalt umgossen. Erst eine langjährige Beobachtung wird zeigen, welche Art des Rostschutzes für Leuchtgasröhren die
beste ist. Die Gesamtlänge des Rohrnetzes beträgt gegenwärtig 138 km, wovon auf das Hauptrohr von der Fabrik bis zur Stadt 3590 m entfallen. Das Hauptrohr hat eine Weite von 1200 mmm; die kleinsten zur Verwendung kommenden Rohre eine solche von 100 mm. Einige von früher her noch vorhandene 50-mm-Rohre sollen mit der Zeit sämtlich durch solche von 100 mm Durchmesser
ersetzt werden. Die Gasmesser, deren im ganzen gegenwärtig etwa 8300 Stück für je 5 bis 200 Flammen aufgestellt sind, gehören sämtlich den Werken und werden je nach der Größe gegen eine jährliche Entschädigung von 4 bis 51 Mark an die Abnehmer vennietet. Von den Messern sind etwa, 6530 nasse und 1770 trockene. Die trockenen Messer haben sich in allen Fällen sehr gut bewährt und kommen, soweit die vorhandenen Vorräte an nassen Messern es ratsam erscheinen lassen, mehr und mehr zur Anwendung.
QUELLE[Köln und seine Bauten (1888) 281]