Gaswerk Mainz


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Gaswerk Mainz: Laufkatze zur Kokslöschvorrichtung


Allgemeines

FirmennameGaswerk Mainz
OrtssitzMainz
Art des UnternehmensGaswerk
AnmerkungenEigentümerin : die Stadt. Dirigent seit 1. Oktober 1880: Herr P. Hessemer, welcher auch bei Übergang des Gaswerks an die Stadt, am 1. Februar 1885, von der Stadtverordneten-Versammlung zum Direktor erwählt wurde. Als zweiter Vorstand und technischer Verwalter fungiert Herr Ingenieur Carl Reutter. Bei Übergang des Gaswerks übernahm die Stadt, auf Grund einer Taxation des Herrn Winter in Wiesbaden die Inventarbestände (Gasmesser, Röhren, Werkzeuge, Rohmaterialien etc.) der seitherigen Pächter. Für die Abschätzung der in den letzten 27 Jahren vorgenommenen "Erweiterungen des Werkes" wurde seitens der Stadt Herr Winter in Wiesbaden, seitens der Pächter Herr Schiele in Frankfurt a/M. ernannt.
Quellenangaben[Schillings statistische Mitteilungen Gasanstalten (1885) 461]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
01.02.1855 Eröffnung des Werks durch Spreng und Sonntag, in Firma "Badische Gesellschaft für Gasbeleuchtung" als Pächter. Nach dem Pachtvertrag soll der Pachtschilling im ersten Jahre 9000 fl, im zweiten 11.000 fl. und von da bis Ende 1884: 13.000 fl. betragen. Ferner soll der Reingewinn, nach Abzug aller Kosten, des Pachtschillings, der Amortisationsquote, der von den Pächtern zum Bau beigetragenen 70.000 fl., über 12.000 fl. pro anno, zur Hälfte zwischen der Stadt und den Pächtern pro Rata der Erbauungskosten, Stadt 2.000.000 fl., Pächter 70.000 fl. geteilt werden.
28.06.1857 Die Bestimmungen des früheren Pachtvertrags werden durch Nachtragsvertrag vom 28. Juni 1857 aufgehoben, und die Pächter haben dagegen in den letzten 27 Pachtjahren jährlich 14.000 fl. Pacht und 5500 fl. Extravergütung zu zahlen.
04.1869 F. Sonntag übergibt die Pacht an die Gebrüder Puricelli auf Rheinböller Hütte, welche das Geschäft unter Beibehaltung der Firma Badische Gesellschaft für Gasbeleuchtung fortsetzen.
1870/1877 Die innere Einrichtung der Anstalt wird in den Jahren 1870-1877 umgeändert, und von den ursprünglichen Apparaten ist nur noch ein einfacher Röhrenkühler vorhanden.
1879 Infolge der Stadt- und Festungserweiterung werden die ersten Gasröhren in der Neustadt gelegt.
01.07.1880 Seither zahlen die Pächter 34.000 Mk. Pacht und 12.000 Mk. Extravergütung jährlich. Alle Erweiterungen des Werkes, Röhrenlegungen etc., haben die Pächter auf ihre Kosten vorzunehmen.
01.10.1880 P. Hessemer wird Betriebsleiter
1882 Die von der Fabrik zur Stadt führenden Hauptrohrstränge 10" und 12" werden durch einen Hauptstrang von 24", und in den Straßen der Stadt wird ein bedeutender Teil der älteren Röhren durch weitere von 12", 10", 8" und 6" ersetzt.
01.02.1885 Ãœbergang des Gaswerks an die Stadt
01.02.1885 Der Bisherige Betriebsleiter P. Hessemer wird von der Stadtverordnetenversammlung zum Direktor gewählt.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Stadtgas 1855 Beginn 1885 [Stat. Mitt. Gaswerke (1885)]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1885 unbekannt




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAVerträge, Tarife
TEXTVertragsmäßige Leuchtkraft des Gases 11 Wachskerzen, 6 auf l Pfd. von 11" hess. Länge bei 127,41 (4,5 k' engl.) Konsum pro Stunde, bei offener Flamme. Es werden 13 - 15 Kerzen geliefert. Die Kontrolle besorgt ein von der Stadt besoldeter Beamter. Gaspreis für alle Abonnenten ohne Ausnahme pro l m³ 22,7 Pf., für Koch- und Heizgas pro l m³ 15,1 Pf. Für die Straßenbeleuchtung bezahlt die Stadt dem Gaswerke seit dem 1. Februar 1885 pro l m³ 9 Pf. bei 1295 Flammen und einer jährlichen Brennzeit von 2400 Stunden. Die Jahresproduktion betrug 2.930.000 m³. Maximalproduktion in 24 Stunden 14.500 m³, Minimalproduktion 3.600 m³. Betrieb mit Saar-Stückkohlen (Heinitz-Dechen). Im Jahre 1882 wurden die von der Fabrik zur Stadt führenden Hauptrohrstränge 10" und 12" durch einen Hauptstrang von 24" und in den Straßen der Stadt ein bedeutender Teil der älteren Röhren durch weitere von 12", 10", 8" und 6" ersetzt. Durch die bedeutende Zunahme des Gaskonsums in den letzten Jahren und die in Aussicht stehende weitere Zunahme des Konsums durch die Neubauten und die Vermehrung der Straßenbeleuchtung in der Neustadt, ist eine bedeutende Erweiterung des Werks, bzw. die Erbauung einer Filial- oder eines ganz neuen Gaswerkes notwendig geworden. Über die bereits ausgearbeiteten, verschiedenen Projekte wird demnächst die Stadtverordneten-Versammlung entscheiden; es soll dann mit den Arbeiten baldigst begonnen und solche im Jahre 1886 vollendet werden. Seit Umänderung der Apparate ist die Anordnung getroffen, daß durch Ein- und Ausgangsröhren zu gleicher Zeit in jeden Behälter gearbeitet werden kann. Ebenso werden auch zur Abgabe bei starkem Konsum beide Röhren benutzt. Ammoniakwasser wird auf Salmiakgeist verarbeitet. Näheres Journ. f. Gasbel. 1859, 201. 1862, 200, 217. 1865, 153, 156, 355, 362. 1868, 8, 17, 360. 1883, 97, 387, 824. 1884, 336, 680.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 461]


ZEIT1885
THEMAAnlagen
TEXTDas Werk hat jetzt 10 Öfen in 2 Reihen, mit je 7 Retorten pro Ofen (6 Retorten nach Nr. V und die mittlere nach Nr. III der Vereinsform). Retortenlänge 2,8 m. Bei stärkster Produktion sind 10 Öfen in Betrieb. Destillationszeit je nach Produktion 3 bis 4 Stunden. 2 konzentrische Kühler, äußeres Rohr 1,06 m, inneres 0,76 m Durchmesser, Höhe der Apparate 5,4 m. 1 Kühlapparat, bestehend in einem Gußgehäuse 1,6 m lang, 1,5 m breit, 5,4 m hoch. Durch das Gehäuse sind nach der Längenrichtung 130 Röhren von 0,15 m Durchmesser, 0,006 m Wandstärke gesteckt, die an den beiden Enden in den Platten des Gehäuses muffenartig verdichtet sind. Das Gas strömt am Boden des Apparates ein, umströmt die Röhren nach oben, während letztere von da mit Wasser berieselt werden. Kühlfläche sämtlicher Kühlapparate 250 qm. 2 Beale'sche Exhaustoren mit Bypassregulator von S. Elster, l Dampfstrahl-Exhaustor von Gebr. Körting in Hannover, l Scrubber mit 2,50 m Durchmesser und 11,0 m Höhe, innere Einrichtung mit Blechtafeln, Berieselung mit Ammoniakwasser, l Scrubber mit 1,5 m Durchmesser und 5 m Höhe, innere Einrichtung ebenfalls mit Blechtafeln, Berieselung mit Brunnenwasser. 4 Reiniger von 4,1 m lichter Länge, 1,95 m lichter Breite, 1,25 m Höhe. Reinigungsmasse Eisenoxyd auf 2 Hordenlagen. 2 Dampfkessel, 1 Dampfmaschine von 6 Pferdestärken, l Stationsgasmesser von 550 m³ und l desgl. von 200 m³ Durchlaß pro Stunde. 4 Gasbehälter von je 1400 km Inhalt, Eingangsröhren von 0,2 m, Ausgangsröhren von 0,25 m Durchmesser. Das Fabrikationsrohr von der Vorlage bis zu den Stationsmessern hat einen lichten Durchmesser von 0,25 m. l Regulator mit Ein- und Ausgangsröhren von 500 mm Lichtweite für den Abenddruck, l Regulator mit Ein- und Ausgangsröhren von 300 mm Lichtweite für den Tagesdruck. Kohlenschuppen für 25.000 Ztr. mußte beschränkter Raum Verhältnisse wegen 7 m hoch gebaut werden. Gleich hoch werden auch die Kohlen gelagert. Dieselben werden mittels eines mechanischen Aufzuges in kleinen Wagen in die Höhe geschafft und auf einem Schienengeleise über das Dach des Schuppens nach den verschiedenen Abteilungen desselben gefahren. Betrieb mit einer Gasmaschine von 2 Pferdestärken von Otto & Langen in Deutz. In 5/4 Stunden werden 200 Ztr. Kohlen gefördert. Teer wird sämtlich verkauft. Von dem Werke gehen nach der Stadt 740 m 24", 1.250 m 12", 3.020 m 10", 1.210 m 8", 370 m 7", 5.000 m 6", 7.000 m 4", 2.700 m 3", 15.300 m 2", 7.200 m 1,5", 500 m 1", zusammen 44.290 m. Gasmesser sind gegenwärtig 3330 im Gebrauch, davon 2013 für Leuchtgas, 817 für Koch- und Heizgas, dabei 45 für Gasmotoren, und sind bis auf 22 Stück sämtlich nasse, bezogen von Sholefield, Bonnet, Elster, Tebay & Kullmann, Löw, Pintsch, Siry Lizars.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 461]