Gaswerk Wien-Simmering


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Gaswerk Wien-Simmering: Gebläseanlage Gaswerk Wien-Simmering: Reinigeranlage von 16 Kästen 12 x 12 m im Lichten


Allgemeines

FirmennameGaswerk Wien-Simmering
OrtssitzWien
OrtsteilSimmering
StraßeGuglgasse
Art des UnternehmensGaswerk
AnmerkungenBis 1899 die privaten Gesellschaften "Imperial-Continental-Gas-Association" (s.d.) mit Sitz in Londen und die "Österreichische Gasbeleuchtungs-Aktiengesellschaft" mit Sitz in Wien. Die vier Gasometer mit gemauerten Einfassungen (westlich des ehemaligen Gaswerks) wurden zu Wohn- und Kulturzwecken umgebaut.
Quellenangaben[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 242] Internet




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1891 Der Magistrat wird beauftragt, alles zur Übernahme der Gasbeleuchtung von der "Imperial-Continental-Gas-Association" im Jahre 1899 Erforderliche vorzusehen, und der Bürgermeister wird ermächtigt, die im Vertrage vorgesehene, für beide Teile verbindliche gerichtliche Schätzung vornehmen zu lassen.
1892 Es wird ein Wettbewerb für die Verfassung eines neuen, städtischen Gaswerksprojektes ausgeschrieben.
1892 Das mit dem ersten Preise ausgezeichnete Gaswerks-Projekt des Ingenieurs Schimming wird einer Detailausarbeitung durch die städtischen Organe unterzogen, was zur Aufstellung eines ganz neuen Projektes für ein Zentralgaswerk in Simmering führt. Dieses fußt auf der Annahme, daß nicht nur die alten, sondern auch die neuen Stadtbezirke von
dem städtischen Werke mit Gas zu versorgen sein werden.
1894 Die vertraglich vorgesehene Schätzung der Gasanlage wird im Einvernehmen mit der "Imperial-Continental-Gas-Association" vorgenommen und ergibt eine Summe von 32.318,400 Kronen.
Okt. 1896 Eine vom Gemeinderat gewählte, mit besonderen Vollmachten ausgestattete Kommission nimmt die Arbeiten zwecks Ausführung des Baues eines neuen Gaswerkes energisch in Angriff. Vom Stadtbauamt wird eine Bauleitung mit Baurat Kapaun an der Spitze eingesetzt.
30.10.1896 Als im Frühjahr 1896 die neugewählte Gemeindevertretung die Geschäfte übernimmt, tritt in der Gasfrage eine entschiedenere Stellungnahme ein; von dem Recht der Übernahme der Gaswerke zum Schätzungswert wird bis zu dem Erklärungstermin (31. Oktober 1896) von der Gemeinde kein Gebrauch gemacht, doch wird noch immer mit der Imperial Continental Gas Association verhandelt, welche schließlich ihre Werke der Gemeinde, bei sofortiger Übergabe der Werke, um 70 Millionen Kronen anbietet. Dieses Angebot wird nicht angenommen.
31.10.1899 Inbetriebnahme des Gaswerks
1978 Außerbetriebnahme des Gaswerks




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Stadtgas 1899 Beginn am 31. Okt. 1978 Ende  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschinen 1899 Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Aktiengesellschaft
Dampfmaschinen 1899 unbekannt
Dampfmaschine 1899 unbekannt




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1899 Umbenennung zuvor Imperial-Continental-Gas-Association, Gaswerk Wien seitdem auch städtisches Werk




Allgemeines

ZEIT1899
THEMAAnlagen des städtischen Gaswerks
TEXTDas städtische Zentralgaswerk liegt am rechten Donankanalufer, nächst der Brücke der Österreichisch-ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft. Die nördliche Hälfte des 289.000 qm messenden Grundstückes nimmt der Koksplatz ein, um welchen sich die Apparatehäuser gruppieren. Eine ausgedehnte Schleppbahnanlage verbindet das Werk mit der Betriebsausweiche Erdberger Lände der Staatseisenbahn-Gesellschaft. Die Kohle wird in drei hinter dem Ofenhaus befindlichen, aus Holz gebauten Schuppen sowie frei auf dem Werksplatze abgeladen. Die Zufuhr derselben von den Lagern zum Ofenhause geschieht mittels einer Feldbahn von 60 cm Spurweite. Auf einer solchen wird auch der Koks vom Ofenhause auf den Koksplatz geschafft. Das 617 m breite und 2833 m lange, bis zum Dachauflager 15 m hohe Ofenhaus ist ein dreischiffiges Gebäude; das 20 m breite Mittelschiff wird durch 20 eiserne Gitterständer getragen. An der Fassade sind drei Türme angebracht; der mittlere, große enthält ein Hochreservoir der Nutzwasserleitung des Gaswerkes, die beiden anderen vermitteln den Zugang zum Ofenhausdache, welches mit Oberlichten und Ventilationen versehen ist. Im Gebäude befinden sich 180 Coze-Öfen mit je neun Stück um 32° geneigten normalen Retorten mit 250 kg Ladefähigkeit. Das Ofenhaus ist das einzige Objekt, welches nur für eine Tagesleistung von 432.000 cbm Gas hergestellt wurde, alle anderen Apparatehäuser wurden für 500.000 m 3 gebaut und eingerichtet. Die Heizung der Öfen erfolgt mit Generatorgas, die Heizung der Generatoren mit Koks aus den drei mittleren Ofenretorten, der direkt in die Generatoren gefüllt werden kann. In den Gängen zwischen den Generatoren liegt eine 60 cm Schmalspurbahn auf dem Betonboden des Ofenhauses, die zur Koksabfuhr dient. Bei vorläufig 60 Öfen sind zur Abfuhr des Koks aus dem Ofenhause sechs elektrisch angetriebene Koksförderrinnen eingebaut, die den Koks in drei Behälter abwerfen. Diese maschinelle Förderung wird noch weiter ausgebaut werden. 5,4 m über dem Fußboden liegen die Ladeböden in jedem dritten Quergange. Über diesen Ladeböden ist für je fünf Öfen ein 63.700 kg fassender Kohlenkasten angeordnet, der sechs durch Schieber schließbare Kohlenausläufe besitzt, aus welchen die Kohle in Füllgefäße abgelassen wird, die, auf einer Hängebahn laufend, bis zu den Retortenmundstücken verschoben werden, in welche die Kohle leicht abgelassen werden kann. Letztere gelangt von den Kohlenschuppen mittels Feldbahn bis zu den versenkt angebrachten 18 Kohlenbrechern, von welchen jeder für eine Ofengruppe arbeitet. Becherwerke heben die gebrochene Kohle 1845 m hoch und leeren sie auf Transportbänder ab, welche sie bis in die vorerwähnten Kästen schaffen. Je ein Kohlenbrecher, Elevator und Transportband zerkleinern, heben und transportieren stündlich 10.000 kg Kohle. Die Vergasungsprodukte der Kohle werden in den schmiedeeisernen, mit Didier-Verschlüssen, Drory-Abgängen und Räumungsvorrichtungen versehenen Vorlagen gesammelt. Aus diesen Vorlagen gelangt das Gas in 400 mm-Sammelrohre, die sich entsprechend den vier Systemen des Werkes zu vier Rohrsträngen vereinigen, deren Durchmesser von 400 bis 1000 mm wächst. Unter diesen mit Dilatationsvorrichtungen versehenen Gasleitungen sind zwei Teersammelrohre verlegt, welche sich an dem östlichen Ende des Ofenhauses zu einer 400 mm weiten Leitung vereinigen, die auf einer Eisenkonstruktion über den Werksplatz bis in die Teer- und Ammoniakzisterne geführt wurde. Die vier Hauptgasrohre sind beim Ofenhause durch Schieber
sperrbar und führen unterirdisch zunächst in das Kondensatorenhaus. Das Kondensatorenhaus ist zirka 83 m lang und 20 m breit. Das mit Tramböden auf gußeisernen Säulen und Trägern überdeckte Souterrain enthält die gesamten Rohrleitungen. Vier Schieber gestatten jede beliebige Umschaltung zwischen den Hauptgasleitungen und
Systemen. Das 95 m hohe, gegen das Dach offene Erdgeschoß enthält die in vier Gruppen angeordneten Kondensatoren. Jede Gruppe besteht aus zwei einander gegenüberliegenden Batterien mit je sieben Hohlzylindern. In dem Räume zwischen dem äußeren und inneren Zylinder sind 20 Mannesmann-Rohre angeordnet, durch welche Kühlwasser gedrückt wird. Das durch die Hohlzylinder gesaugte Rohgas wird an der äußeren Zylinderfläche durch die Luft und im
Hohlzylinder durch das Kühlwasser abgekühlt. Jede Batterie hat 460 m 2 Wasser- und 570 qm Luftkühlfläche bei einer Maximaltagesleistung von 63.000 cbm.
Das Gassaugerhaus ist 34 m lang, 23 m breit und unterkellert; es enthält für jedes der vier Systeme zwei Stück dreiflügelige Exhaustoren (System Berlin-Anhalter Maschinenfabrik) zum Absaugen des Gases aus dem Ofen- und Kondensatorhaus und zum Weiterdrücken desselben durch die übrigen Apparatenhäuser. Zum Antrieb dienen einzylindrige, liegende Dampfmaschinen von 20 PS. und 6 Atmosphären Betriebsspannung. Jeder Gassauger leistet bei 80 Umdrehungen in der Minute 3000 cbm bei einem Betriebsüberdruck von 400 mm Wassersäule. Außer diesen acht Gassaugern und vier Dampfmaschinen, welche in den vier Ecken der Halle stehen, befindet sich in der Hallenmitte eine aus zwei Dampfmaschinen und vier Gassaugern bestehende Reserveanlage, welche sofort für die rechte oder linke Anlage eintreten kann. Die vom Kondensatorenhause kommenden vier 900 mm-Rohrleitungen treten an der Südseite in das Souterrain des Gebäudes ein und sind beim Ein- und Austritt mit einem Querrohre verbunden und mit Schiebern versehen. Vier Umgänge, welche durch die Umlaufregler bewirkt werden, ferner zwei besondere weitere Umgangsleitungen, alle entsprechend mit Schiebern versehen, gestatten die Ein- und Abschaltung nicht nur jedes Systems und jeder Reserve, sondern auch jedes einzelnen Gassaugers. Die Maschinen stehen in dem reich ausgestatteten Parterre, dessen Wände verkachelt und dessen Fußboden mit Mettlacher Platten gepflastert ist.
Das Gaswäscherhaus ist bezüglich Abmessung, Architektur und Konstruktion genau dem Kondensatorengebäude gleich. Die Teerabscheidung wird durch zehn Pelouze-Teerscheider, wovon zwei als Reserve dienen, bewirkt. Jeder Apparat leistet maximal in 24 Stunden 65.000 cbm. Zur Entfernung des Ammoniaks dienen pro System zwei Standardwäscher und als Reserve zwei Fleischhauersche Jalousienwäscher, die wie die Teerscheider selbsttätig einschaltbar sind. Das vom Teer und einem Teil des Ammoniaks befreite Rohgas tritt beim Verlassen der Teerscheider in die Standardwäscher, welche
das Ammoniak bis auf 1 g pro 100 cbm Gas entfernen. Jeder Wäscher leistet 65.000 cbm pro Stunde. Die Rohrleitungen treten an der Südseite des Gebäudes ein und sind so angeordnet, daß jeder einzelne Apparat ein- und ausgeschaltet werden kann. Die aus der Anlage abfließenden Teer- und Ammoniakwässer sammeln sich in zwei kleinen Zisternen, aus welchen das Wasser entweder in die Hauptzisterne oder, wenn es noch zu wenig ammoniakhaltig ist, in Hochreservoirs gepumpt werden kann, aus welchen es in den Standardwäscher fließt und sich dort noch mehr sättigt. Das Haus enthält auch eine zur Bewegung der Aufzüge und zum Heben der Reinigerkastendeckel dienende Akkumulatoranlage mit zwei Duplexpumpen, welche Preßwasser mit 60 Atmosphären Spannung liefern. Die Reinigeranlage befindet sich in zwei je zirka 143 m langen und 195 m im Lichten breiten Gebäuden, welche in der Mitte durch Mauern unterteilt sind, so daß eigentlich jedes der vier Systeme in einem eigenen Hause untergebracht ist. In den Souterrains liegen die
900 mm-Rohrleitungen, die Reinigerkastenständer und die Einrichtungen zur Abfuhr der gebrauchten Reinigermasse. Die Reinigerkästen und die Einrichtungen zur Bewegung der Schieber, Ventile und Reinigerdeckel sind in dem ersten Stockwerke untergebracht. Das zweite Stockwerk und der Dachraum dienen zum Ablagern der Reinigermasse. Alle Decken sind als Tramdecken mit Pfostenbelag konstruiert und werden von eisernen Gitterständern und Blechträgern getragen.
Das Gasmessergebäude enthält im Erdgeschoß je zwei Stationsgasmesser pro System, zusammen acht. Jeder kann pro Stunde 3000 m ;i Gas messen. Die vom Reinigerhause kommenden vier Gaseingangsrohre haben 900 mm Durchmesser und sind zunächst durch ein 1200 mm Querrohr verbunden; dazwischen sind Schieber angeordnet. Die gleiche Einrichtung besteht
bei den vier Ausgangsrohren, jedoch mit dem Unterschiede, daß sich die Ausgangsrohre auf 1200 mm lichte Weite vergrößern. Alle diese Rohrleitungen liegen im Untergeschoß.
Das im Stationsgasmesserhause gemessene Gas gelangt durch vier je 1200 mm im lichten Durchmessermessende Rohre in die vier Gasbehälter (siehe Textbeilage A), welche zu zweit stehen. Die Ein- und Austrittsstellen des Gases mit den Schiebern und Pumpen für je zwei Behälter sind in je einem gesonderten Gebäude angeordnet. Die Behälter sind zweifache Teleskope aus Martinflußeisen, die Glocken haben 58,174 m, die zwei Teleskope 59,1 und 60,0 m Durchmesser. Bei einem Drucke von 211 mm Wassersäule sind die Behälter im ausgezogenen Zustande 33,6 m hoch. Die Gebäude, in denen sie untergebracht sind, haben einen lichten Durchmesser von 62,8 m; die 12 m hohen Wasserbassins, in welche die Glocken eintauchen, ragen 8 m über das gewachsene Terrain und fassen je 30.000 cbm Wasser; sie sind aus Portlandzementmauerwerk, die Fundamente wie die Sohle und der Unterbau für die Schächte der Ein- und Ausgangsrohre aus Portlandzementbeton hergestellt. Im Anschlüsse an die Bassinwände ist die Sohle auf 3 m horizontal und trägt die
54 Stück Glockenaufstandsquadern aus Beton und Eisen. Die sonstige Behältersohle bildet eine Kuppel, deren Unterseite horizontal abgetreppt ist, um jeden Seitenschub auf die Bassinwände zu vermeiden. Über den Bassins erheben sich die gewaltigen Behältergebäude, aus gewöhnlichen Ziegeln in Romanzementmörtel hergestellt. Sie sind bis zum Dachauflager 46,29 m hoch, die Dachspitzen der Laternen ragen 6738 m über das regulierte Terrain. 18 Pfeiler an der Rohbaufassade markieren die Stellen, wo das Dach aufliegt und wo die Behälterführungskonstruktion angebracht
ist. Die Behälterdächer sind nach System Schwedler kreissegmentförmig in Eisen konstruiert. Unter jedem Dache ist eine fahrbare Stiege angeordnet, welche eine Revision der Gebäude und Glockendächer gestattet. Jede der Behälterglocken faßt 90.000 m 3 Gas, die vier Glocken zusammen 360.000 cbm, das sind 72% einer Tagesleistung von 500.000 cbm. Die Gasbehälterglocken geben voll aufgeblasen 213 mm Druck, bei einem niedrigen Stande entsprechend weniger; da aber im Rohrnetze gleichmäßiger Druck herrschen soll, ist eine Druckregelung vorgesehen worden. Von den Behältern aus führen sechs Rohrstränge nach der Stadt, vier mit 1200, einer mit 1000 und einer mit 700 mm Durchmesser. Diese laufen durch das nördlich der Behälter befindliche Dru ckreglerhaus, wo für jedes Rohr ein
Vorregler und ein eigentlicher Druckregulator System Gareis vorgesehen ist.
Das Maschinen- und Kesselhaus steht hinter dem Exhaustorenhaus und enthält drei Wasserrohrkessel (12 Atmosphären) mit 125 m 2 Heizfläche, 34 m 2 Überhitzer und zehn Cornwall-Kessel (6 Atmosphären) mit 70 qm Heizfläche in dem 34 m langen und 325 m breiten Kesselhause und vier Dampfdynamos zu 120 Kilowatt zur Erzeugung von 230 Volt Gleichstrom in dem kleineren Maschinenhause für den Betrieb der Kohlenbrecher und Elevatoren und zu Beleuchtungszwecken.

Das erforderliche Nutzwasser wird aus zwei Senkbrunnen von 4m Durchmesser und 9 m Tiefe mittels zweier Dampf- und einer elektrisch angetriebenen Pumpe geschöpft und in den Hochbehälter, der im Ofenhaushauptturme 206 m hoch untergebracht ist und 250 cbm faßt, gepreßt. Die Entwässerung erfolgt durch Betonkanäle mit eiförmigem Profile und Steinzeugrohrleitungen und kann gegen den Donaukanal zu abgesperrt werden, um das Eindringen von Hochwasser zu verhindern.
Verwertung der Nebenprodukte. Die aus dem Ofenhause und verschiedenen Vorzisternen kommenden Kondensatleitungen münden in einen gemauerten Schacht der Scheidekammer, welcher die Mitte der Ammoniak- und Teerzisternen einnimmt. In der Scheidekammer sinkt der schwerere Teer zu Boden, während das leichtere Ammoniakwasser oben bleibt. Ein 4 m über der Sohle angeordneter Überfall führt das Ammoniakwasser in die Arbeitskammern. Der Teer gelangt von unten durch einen gemauerten Schacht zu einem Überfalle in die eigentliche Teerkammer, eine Anordnung, welche verhindert, daß Ammoniakwasser in die Teerzisterne gelangt. Das Einfüllen des Teeres in Waggons und Fässer erfolgt in dem nördlich
gelegenen Teermanipulationsgebäude. Die Ammoniakfabrik, welche das Gaswasser verarbeitet, wurde von der Firma Wagenmann, Seybel & Comp, errichtet und der Gemeinde kostenlos ins Eigentum übergeben, wofür ihr diese auf eine Reihe von Jahren das Benützungsrecht und den Bezug des Ammoniakwassers zum jeweiligen Börsenkurse für schwefelsaures Ammoniak zugesichert hat.
Rohrprüfungsanstalt. Da nur ein Teil der Rohre, welche für das neue städtische Netz benötigt wurden, in der Rohrprobierstation der städtischen Wasserleitung erprobt werden konnte, mußte für etwa 141.000 Rohre im Gesamtgewicht von 40,330.000 kg eine eigene Rohrprüfungsanstalt errichtet werden. In dieser sind vier hydraulische Pressen von 50 bis 1200 mm Durchmesser für die Untersuchung der Rohre und eine Presse für die Prüfung der Gasschieber mittels Luft und Wasser vorhanden.
Werkstätte. Für die Ausführung von Reparaturen, wie sie der Werksbetrieb mit sich bringt, enthält das Gaswerk ein ebenerdiges Werkstättengebäude, in welchem auch Büros, Handdepots und die für die Arbeiter nötigen Nebenräume vorhanden sind. Die Betriebskraft liefert eine 35 PS-Dampfmaschine.
Arbeiteraufenthaltsräume, Bäder, Verwaltungs- und Wohngebäude. Das Maschinen- und Kesselhaus und die Werkstätte haben eigene Aufenthaltsräume. Das Ofenhaus wurde an den beiden Stirnseiten mit provisorischen Anbauten versehen, in welchen die Garderoben sowie Wasch- und Baderäume untergebracht sind. Die Aufenthaltsräume für die Ofenhausarbeiter sind in weiteren neun Anbauten an der Simmering zugekehrten Front untergebracht. Die Ankleideräume für die Arbeiter des Reinigerhauses befinden sich in einem abgesonderten Räume des Teermanipulationsgebäudes. Für die im Freien beschäftigten Arbeiter ist vor dem Gasmesserhause ein Riegelwandbau von 40,9 m Länge und 17,45 m Breite hergestellt worden, welcher zwei große Aufenthaltsräume und zwei Garderoben enthält. Zwischen diesen Garderoben befindet sich ein Badesaal mit Fußbädern, 20 Brausen für warmes und sechs Brausen für kaltes Wasser. Hier wie in den anderen Bädern sind eigene Organe zur Bedienung der Bäder angestellt, so daß die Badenden mit den Apparaten nichts zu schaffen haben.
Im Werke befinden sich noch ein Restaurationsgebäude, das in einem ebenerdigen Anbau eine Arbeiterspeisehalle, in den Stockwerken Wohnungen für den Wirt und Werksbedienstete enthält, und das Verwaltungsgebäude, welches im Erdgeschosse Büros, Laboratorien und ein für die Untersuchung der Kranken und die Hilfeleistung bei Unfällen eingerichtetes Zimmer, in den Etagen Wohnungen enthält.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 242]


ZEIT1899
THEMAImperial Continental Gas Association
TEXTDie Versorgung der Stadt mit Gas für öffentliche und private Zwecke erfolgt nicht allein durch die Wiener städtischen Gaswerke, es nehmen daran auch zwei Privatgesellschaften, die Imperial Continental Gas Association und die Österreichische Gasbeleuchtungs-Aktiengesellschaft, teil, deren Verträge für das Gemeindegebiet von Wien bis Ende 1911 laufen.
Die Imperial Continental Gas Association hat ihren Sitz in London und betreibt in Wien die Gasanstalten: Döbling, XIX., Billrothstraße 5, Fünfhaus, XV., Gasgasse 2, und Hütteldorf,. XIII., Deutschordenstraße 12. - Diese drei Gasanstalten versorgen in Wien die Bezirke XVII, XVIII und XIX ganz und die Bezirke XIII und XVI zum Teil; außerdem werden durch dieselben noch die außerhalb der Gemeinde Wien gelegenen Ortschaften Weidling und Weidlingau-Hadersdorf mit Gas versorgt. Die Gasanstalt Döbling besteht seit dem Jahre 1857, die Gasanstalt Fünfhaus seit 1840 und die Gasanstalt Hütteldorf seit dem Jahre 1879.
In der Gasanstalt Döbling befinden sich: 30 Retortenöfen mit zusammen 260 Retorten, 2 stehende Luftkondensatoren, 4 Exhaustoren mit den dazugehörigen 2 Dampfmaschinen, 1 Teerwäscher, 1 Teerpräzipitator, 2 Turmskrubber, 12 Reinigerkästen, 4 Nachreiniger, 2 Stationsgasmesser, 4 Gasbehälter, 2 Stadtdruckregler, 4 Dampfkessel mit Wasserreinigungsanlage u.s.w.
In der Gasanstalt Fünfhaus: 23 Retortenöfen mit zusammen 169 Retorten, 2 stehende Luftkondensatoren, 3 Exhaustoren mit den dazugehörigen 2 Dampfmaschinen, 1 kombinierter Teerwäscher mit Präzipitator, 2 Turmskrubber, 8 Reinigerkästen, 2 Nachreiniger, 2 Stationsgasmesser, 3 Gasbehälter, 1 Stadtdruckregler, 2 Dampfkessel u.s. w.
In der Gasanstalt Hütteldorf: 13 Retortenöfen mit zusammen 101 Retorten, 1 stehender Luftkondensator, 2 Exhaustoren mit den dazugehörigen 2 Dampfmaschinen, 1 Teerwäscher mit Präzipitator, 2 Turmskrubber, 4 Reinigerkästen, 1 Nachreiniger, 2 Stationsgasmesser, 2 Gasbehälter, 2 Dampfkessel mit Wasserreinigungsanlage.
Die von diesen Anstalten besorgte öffentliche Beleuchtung umfaßt in den angeführten Bezirken rund 7700 Flammen und in den beiden Ortschaften außerhalb Wiens rund 300 Flammen. Die in den drei Gasanstalten erzeugten Nebenprodukte, als: Koks, Teer, Graphit, werden direkt verkauft; das Ammoniakwasser wird auf schwefelsaures Ammoniak verarbeitet.
Am Schluß des Jahres 1903 beschäftigten diese drei Gasanstalten 637 Arbeiter.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 249]


ZEIT1899
THEMAÖsterreichische Gasbeleuchtungs-Aktiengesellschaft
TEXTDie Österreichische Gasbeleuchtungs - Aktiengesellschaft hat ihren Sitz in Wien und besitzt die Gaswerke: Gaudenzdorf, XII., Gaudenzdorfer Gürtel 28, und Wienerberg, X., Wienerbergstraße. Diese beiden Gasanstalten versorgen den XII., XIV. und XV. Bezirk ganz und den X., XIII. und XVI. Bezirk zum Teil. Ferner versorgt die Gasanstalt Wienerberg noch die Orte: Atzgersdorf, Liesing, Altmannsdorf, Hetzendorf, Mauer, Perchtoldsdorf, Rodaun,
Kalksburg, Siebenhirten und Vösendorf mit Gas. Die Gasanstalt Gaudenzdorf besteht seit dem Jahre 1854. Die Gasanstalt Wienerberg wurde in den Jahren 1882 - 1884 erbaut.
An Apparaten befinden sich in der Gasanstalt Gaudenzdorf: 13 Öfen mit je 9 Retorten (System Liegel), 2 liegende und 1 stehender Luftkondensator, 3 Exhaustoren mit Umlaufregler und den dazugehörigen 2 Dampfmaschinen, 1 Droryscher Teerscheider, 12 gewöhnliche Hordenskrubber und 2 Jalousienskrubber, 9 Reinigerkästen, 2 Nachreiniger, 2 Stationsgasmesser, 4 Gasbehälter, 2 Stadtdruckregler, 2 Dampfkessel mit Wasserreinigungsanlage.
In der Gasanstalt Wienerberg: 14 Öfen mit je 9 Retorten (und zwar 4 System Liegel und 10 System München-Stettin), 6 Luft- und 6 Wasserkondensatoren, 2 Exhaustoren mit Umlaufregier und 2 Dampfmaschinen, 2 Tcerscheider, 3 gewöhnliche Skrubber, 1 Ledigwäscher, 6 Reinigerkästen, 2 Stationsgasmesser, 3 Gasbehälter, 4 Stadtdruckregler, 2 Dampfkessel.
Die von diesen Anstalten besorgte öffentliche Beleuchtung umfaßt in den angeführten Bezirken rund 2900 Flammen und in den Ortschaften rund 900 Flammen. Daten über die Privatbeleuchtung liegen nicht vor. Die in beiden Anstalten erzeugten Nebenprodukte, als: Koks, Teer, Graphit, werden direkt verkauft; das Ammoniakwasser wird zum Teil konzentriert und zum Teil auf kohlensaures Ammoniak verarbeitet. Am Schluß des Jahres 1903 beschäftigte die Gasanstalt Gaudenzdorf 185 und die Gasanstalt Wienerberg 143 Arbeiter.
QUELLE[Kortz: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts I (1905) 249]