Wilhelm Boller

Allgemeines

FirmennameWilhelm Boller
OrtssitzBraunschweig
Art des UnternehmensTapetenfabrik
Quellenangaben[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 187]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1866 Gründung durch durch Wilhe1m Boller mit drei von ihm angelernten Arbeitern




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Tapeten 1866 Beginn (Gründung) 1898 [Bettgenhäuser]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1871 unbekannt
Dampfmaschine vor 1898 unbekannt




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1866 4       Gründung: Begründer + 3 Arbeiter
um 1898 50       durchschnittlich 50 Beamte und Arbeiter, exkl. der Musterzeichner und Reisenden




Allgemeines

ZEIT1898
THEMAEntwicklung
TEXTDie Entwicklung des Werkes wurde vornehmlich begünstigt durch das stets wachsende Bedürfnis nach Tapeten, für das die
Zahl der damals in Deutschland bestehenden Fabriken noch keineswegs genügte, sowie durch die verhältnissmäßig geringe Entfernung Braunschweigs von den großen Verbrauchsmittelpunkten Hamburg und Berlin. Fördernd wirkten ferner auf die Industrie der Rückgang der französischen Tapetenfabrikation nach den Kriegsjahren 1870/71 und auf technischem Gebiete die Ablösung des Handdrucksystems durch den Maschinendruck, in Folge dessen sich die Leistungsfähigkeit des Werkes verzehnfachte. Im Herzogtum Braunschweig wurden damals im Detailverkauf für ca. 250.000 bis 300.000 Mk. Tapeten umgesetzt. Davon deckte die hiesige Fabrik nur einen Bruchteil, in der Hauptsache
setzte sie ihre Erzeugnisse nach dem übrigen Deutschland etc. ab. In den achtziger Jahren hatte die deutsche Industrie, die damals bereits 45 Fabriken zählte, vornehmlich mit zwei Schwierigkeiten zu kämpfen; mit einer Überproduktion geringwertiger Ware infolge großer Nachfrage nach billigen Artikeln, und einer Zunahme ausländischer, insbesondere französischer Einfuhr in Folge der damals herrschenden Vorliebe für die französischen Blumen- und Rokokomuster. Die ausländische Konkurrenz lie? In den neunziger Jahren nach; gegen das durch die Massenerzeugung
billiger Waare hervorgerufene Sinken der Preise suchten sich die deutschen Tapetenfabriken seit etwa 1889 durch
Bildung einer Vereinigung zum Zwecke der Festsetzung des Verkaufspreises mit Erfolg zu schützen. Die Braunschweigische Tapetenfabrik stellt heute alle Sorten Tapeten in jeder Preislage her, im ganzen etwa 1 Million Rollen jährlich. Für die Arbeiter besteht seit 25 Jahren eine besondere Fabrikkrankenkasse. Die zur Herstellung der Musterkarten (für die jährlich 30.000 bis 36.000 Mk. aufgewendet werden) erforderlichen Tapetendruckwalzen
und Handdruckformen werden teils in Braunschweig, teils in auswärtigen Stechereien hergestellt. Mit der Ausdehnung des Betriebes ist auch die maschinelle Einrichtung vergrößert worden. Die Herstellung der Borden und Goldtapeten
erfolgt durch 9 Handdruckpressen. Die Gesamtlage der Industrie kann heute, da die Preise durch Konvention der bestehenden 55 Tapetenfabriken hochgehalten werden, als eine günstige bezeichnet werden. Der Absatz ins Ausland, der bisher von der Braunschweigischen Fabrik nach Holland, Belgien, der Schweiz, Südamerika und Sibirien erfolgt und
etwa 10 Prozent des gesamten Absatzes ausmacht, kann noch bedeutend gesteigert werden. Die Ausfuhr ins Ausland hat sich wegen zu hoher Eingangszölle vornehmlich in Österreich, Italien, Rußland und Nordamerika nicht heben können. Wie ausdehnungsfähig noch der Export deutscher Tapeten ist, beweist die Tatsache zur Genüge, daß mehrere europäische Länder, Österreich, Italien, Belgien, Schweden und Dänemark, welche keine eigene bemerkenswerte Tapetenindustrie besitzen, die ausrangierten, d.h. veralteten Muster und Walzen zu billigen Preisen von den deutschen Fabriken ankaufen und mit diesen Tapeten herstellen.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 187]