Hermesvilla

Allgemeines

FirmennameHermesvilla
OrtssitzWien
OrtsteilHietzing
StraßeLainzer Tiergarten
Art des UnternehmensSchloß
AnmerkungenUrsprünglich unter dem Namen "Villa Waldruh", ab 1885 "Villa Hermes" (wegen einer Hermes-Statue von Ernst Herter). [Zeitschr E-Technik]: "Jagdschloß im k.k. Tiergarten zu Lainz". Geschenk von Kaiser Franz Joseph I. an Kaiserin Elisabeth als "Schloß der Träume"; das Kaiserpaar nutzte es zeitweilig von 1887 bis zu Sissis Tod 1898. Bau der Schloßanlage durch Baron Karl Freiherr von Hasenauer. Mit elektrischer Beleuchtung mit circa 250 Glühlampen à 16 N.K. für Schloß, Küchen-, Stall- und Dienstgebäude sowie Hofbeleuchtung, ferner von 120 Lampen à 25 N.-K. für die Straße. Der Tiergarten ist 2.450 ha groß. Ab 1978 "Museum Hermesvilla" als Teil des "Wien Museums".
Quellenangaben[Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 4 (1886) 29]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
Sommer 1881 Kaiser Franz Joseph entschließt sich zum Bau der "Villa Waldruh" ? dem ursprünglichen Projektnamen - für seine Frau, die Kaiserin Elisabeth.
1882 Baubeginn nach den Plänen des Architekten Karl Freiherr von Hasenauer
1886 Fertigstellung
ab 1887 Das Kaiserpaar hält sich regelmäßig im späten Frühjahr zumindest einige Tage, meistens aber einige Wochen (bis zum Tode der Kaiserin 1898) in der Hermesvilla auf.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
kaiserliche Residenz 1887 Beginn 1898 Sissis Tod  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine um 1885 Simmeringer Maschinen- und Waggonbau-Aktiengesellschaft




Allgemeines

ZEIT1886
THEMABeschreibung der elektrischen Anlage
TEXTVon den 4 Dynamos sind 2 für die Gebäudebeleuchtung und 2 für die Strassenbeleuchtung bestimmt. Die für die Schloßbeleuchtung gehörigen Maschinen bedienen circa 250 Glühlampen à 16 N.K. Jede dieser Maschinen ist für eine Maximalleistung von 170 Glühlampen konstruiert. Dieselben sind Nebenschluß-Dynamos von je 110 Volt Klemmenspannung, für gleichgerichtete Ströme und sind mit einander gekuppelt. Der innere Widerstand einer Maschine beträgt 0,1 Ohm; der Armaturdraht ist mit 3 Ampere per qmm beansprucht. Die Regulierung der Spannung erfolgt durch im Nebenschluß eingeschaltete Widerstände. Die Maschinen machen 750 Touren per Minute. Es werden g-6 Lampen mit 1 Pferdekraft betrieben. Durch die verhältnismäßig geringe Inanspruchnahme der Maschinen und deren Leistungsfähigkeit für 340 Glühlampen erscheint hier eine entsprechende Reserve vorhanden. Die Glühlichtanlage in den Schloßräumen hat Parallelschaltung; es mußte mit Rücksicht auf die ziemlich bedeutende Verzweigung ein besonderes Augenmerk auf eine äußerst solide Ausführung der Leitungen gerichtet werden. Diese sind selbstverständlich unterirdisch geführt und bestehen teilweise aus Bleikabeln in imprägnierten Holzröhren, teilweise aus Kabeln, die in mit bestem Asphalt ausgegossenen soliden Holzkästen versorgt sind. Alle eingemauerten Leitungen liegen in gedeckten Holznuten und sind, wo erforderlich, aus doppelt übersponnenem und getheertem Kautschuk-Kupfer-Kabel hergestellt. Für die Montierung der Luster sind eigens isolierte Drähte verwendet. Für die erforderlichen Schutzvorrichtungen ist hinreichend vorgesehen. War die gelungene Herstellung der Schloßbeleuchtung mehr die Frage einer soliden Ausführung, so bot die Ausführung der Straßenbeleuchtung doch immer gewisse Schwierigkeiten, umsomehr, als die diesfalls bekannten
Systeme nicht gerade als unbedingt nachahmenswert angesehen werden konnten. Die zu beleuchtende Straße führt vom kaiserlichen Jagdschloß bis zum Orte Speising in einer Länge von circa 3600 m, und das Maschinenhaus liegt an deren äußersten Ende, während ein Arm zum Jagdschloß abzweigt. Die Leitungen sollten nun schon aus ästhetischen Gründen, da die Lampenkandelaber zugleich als Leitungsträger dienen, möglichst einfach und schwach sein und andererseits sollte eine größere Leuchtkraft der Lampen erreicht werden; somit erschien das System hintereinander geschalteter
Lampen als vorteilhaft. Die erforderliche Spannung mußte aber aus naheliegenden Gründen möglichst niedrig zu halten gesucht werden. Um die hintereinander geschalteten Lampen gegen eine Unterbrechung durch Versagen einer Lampe zu sichern, erschien die Anwendung von automatischen Umschaltern notwendig, welche bei einer solchen Unterbrechung
einen Kurzschluß zu vermitteln berufen sind. Die nun bekannten derartigen bei einigen Straßenbeleuchtungen verwendeten Konstruktionen zeigten sich teilweise äußerst kompliziert und daher nicht vollständig sicher; es wurde daher ein eigener Automat hergestellt, welcher nach vielfachen Versuchen bei möglichster Einfachheit der Konstruktion als äußerst präzise und sicher funktionierend bezeichnet werden darf. Als Lampen wurden Bernstein- (Boston-) Glühlampen verwendet, welche bei 3,5 Ampere und 18 Volt Klemmenspannung eine Lichtstärke von 25 Normalkerzen besitzen; dieselben haben ungefähr 6 Ohm Widerstand. Die Lampen befinden sich in mattgeschliffenen Glaskugeln, diese sind an Kandelabern befestigt, welche, 30 m von einander entfernt, wechselständig die Straße einsäumen. Die Anordnung ist so getroffen, daß immer die Lampen auf einer Seite der Straße, im separaten Stromkreise, von einer der für die Straßenbeleuchtung bestimmten Dynamo bedient werden. Sollte daher eine der Dynamos durch einen Zufall außer Tätigkeit kommen, so ist immer noch die eine Hälfte der Straße in genügender Weise
beleuchtet. Die Leitung ist aus blankem 3 mm starken Kupferdraht auf Porzellan-Isolatoren frei gezogen und, wie oben erwähnt, dienen die Lampenkandelaber zugleich als Leitungsstangen. Die Zuleitungsdrähte sind aus bestisoliertem
Material; sie gehen durch Einführungspfeifen aus Porzellan in die ausgebohrten Kandelaber und von da zum Lampenständer. Der Widerstand der ganzen Leitung einer Seite sammt den Automaten beträgt 20 Ohm. Es möge hiebei erwähnt werden, daß eine von Schönbrunn bis in das Jagdschloß führende Telephonleitung längs der beleuchteten Strasse auf denselben Säulen geführt ist, ohne dass die Korrespondenz bei gleichzeitigem Betrieb der Beleuchtung eine Störung erleidet.

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Die zur Strassenbeleuchtung gehörigen 2 dynamoelektrischen Maschinen
haben circa 60 Ohm inneren Widerstand ; die Tourenzahl derselben beträgt
750 per Minute.

Als Messinstrumente sind Voltmeter und Amperemeter etc. (System
Drexler) in Verwendung, u. zw. für die Gebäudebeleuchtung i Voltmeter
und für die Strassenbeleuchtung für jeden Stromkreis l Amperemeter. Die-
selben sind mit Controlklingelwerken und automatischem Contact versehen,
so dass dem Wärter die zulässige Minimal- oder Maximal-Stromstärke oder
Spannung sofort avisirt wird.

Die Kosten der ganzen Anlage betrugen 48.000 fl. ö. W.

Da die Firma B. Egger & Co. auch die B o s t on - Glühlampe in
ihrem Etablissement erzeugt, so darf man die gesammte elektrische Einrichtung,
inclusive der Messinstrumente, Automaten etc., als in deren Fabrik construirt
betrachten.

Die Anlage ist mit grösster Genauigkeit und Solidität durchgeführt;
auch der Betrieb wird mit peinlichster Sorgfalt überwacht, obwohl dies bei
der eben dargestellten Construction und Anordnung aller Theüe der Instal-
lation nicht nothig wäre und nur aus Rücksicht für die erlauchten Be-
wohner des Schlosses geschieht. Wir wünschen im Interesse der Elektro-
technik, dass die in allen Details geschilderte und durch die beiliegende
Tafel illustrirte Anlage die Allerhöchsten Besteller vollkommen zufrieden-
stellen möge.
QUELLE[Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 4 (1886) 29]