Bahnhof Feldkirch

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FirmennameBahnhof Feldkirch
OrtssitzFeldkirch (Vorarlberg)
Art des UnternehmensBahnhof
AnmerkungenAb 1885 mit elektrischer Beleuchtung
Quellenangaben[Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 4 (1886) 136]




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Eisenbahnverkehr          




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine um 1885 Erste Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft




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ZEIT1886
THEMABeschreibung der elektrischen Anlage
TEXTInfolge des Baues der Arlbergbahn mußten auch die baulichen Anlagen der wichtigeren Bahnhöfe auf der alten, 69 km langen Vorarlberger Bahn Bludenz - Bregenz mit ihren Anschlüssen an die Schweizer Bahnen, Feldkirch - Buchs und Lautrach - St. Margrethen, umgestaltet und vergrößert werden. Wie bekannt, wurden die Stationen Bregenz und Feldkirch, letztere als Abzweigestation für den österreichisch-schweizer und französischen Verkehr, fast ganz umgebaut. Daß man unter den veränderten Verhältnissen von der früheren Beleuchtungsart mit Petroleum von vornherein Umgang nahm, war wohl selbstverständlich, zumal die Städte Bregenz und Feldkirch bereits Gasanstalten besaßen. Man beabsichtigte auch, in der Station Feldkirch ebenso wie in der Station Bregenz die Gasbeleuchtung einzuführen, die
angebotenen Gaspreise waren jedoch solche, daß man schließlich auch die Frage der elektrischen Beleuchtung ins Kalkül zog. Eine entsprechende Gasbeleuchtung des Vorplatzes, der Stations- und Manipulations-Lokalitäten und der Werkstätte in Feldkirch hätte gekostet: a) Installationen 18.000 fl. b) dabei an jährlichen Betriebskosten für 53.500 cbm Gas à fl. 0,15 8.020. Für die elektrische Beleuchtung, mit 10 Bogenlampen von je 1400 Normalkerzen Lichtstärke für den Vorplatz und die äußeren Manipulations-Räume im Bahnhofe und mit 250 Glühlampen von je 16 Normalkerzen Lichtstärke für die inneren Räumlichkeiten, wurden zwei diesbezügliche Voranschläge ausgearbeitet. Der eine zielte dahin, die Wasserkraft der Ill zu benützen. Die Herstellungskosten des Zuleitungskanales samt Turbinen-Anlage hätten jedoch 129.000 fl. erfordert. Die gesamte Anlage war veranschlagt mit: a) Wasserkraft, Turbinen- Anlage und Installation 152.000 fl. b) dabei die jährlichen Betriebskosten mit 4.000 fl. Als Alternative wurde eine Dampfmaschine als Motor angenommen, und zwar eine Rider'sche Dampfmaschine von 35 effect. HP. und eine Garnitur von 3 Dupuis-Dampfkesseln. Diese Anlage hätte sammt und sonders gekostet: d) Dampfmaschinen- Anlage und Installation 53.000 fl. e) dabei die jährlichen Betriebskosten 5-^20 fl. Sieht man nun auch von der durch die elektrische Beleuchtung tatsächlich gewonnenen, größeren Lichtstärke ab, die übrigens bei einer Gegenüberstellung des Gaslichtes keinen alleinigen Maßstab bilden kann, da man z.B. beim Gaslicht mit ungleich weniger Lichtstärken, bei entsprechender Vertheilung der Gasflammen, den annähernd gleichen Effekt erreichen kann, wie mittels der auf hohe Maste gestellten Bogenlichter, so wären trotzdem, ie jährlichen Betriebskosten allein ins Kalkül gezogen,
jene bei der elektrischen Beleuchtung weit geringer gewesen, wie bei der Gasbeleuchtung. Zieht man übrigens auch eine Verzinsung des Anlagecapitals mit 5 % und dessen Amortisation mit 1 % in Rechnung, so hätten die diesbezüglichen Jahreskosten für die Amortisationsdauer von 36 ? 37 Jahren betragen bei: I. Gasbeleuchtung von 18.000 fl 1.080 fl. Betriebskosten 8,020. zusammen 9.100 fl. 2. Elektrische Beleuchtung a) mit Wasserkraft von 152.000 fl 9.120 fl. Betriebskosten 4.000 fl. zusammen 13.120 fl. b) mit Dampfbetrieb von 53.000 fl 3.180 fl, Betriebskosten 5-22p zusammen . . . 8.400 fl. Es wären somit selbst bei dieser Voraussetzung die Kosten der elektrischen Beleuchtung mittels eines Dampfmotors noch billiger gewesen, als bei der Gasbeleuchtung. Nimmt man eine ungleich kürzere Amortisationszeit, als 36 - 37 Jahre (d.i. mit 1 % vom Anlagecapital) in Rechnung, was wohl bei einem Unternehmen, wie eine Eisenbahn, nicht zu motivieren wäre, so könnten dann die Kosten der Gasbeleuchtung in dieser Zeit der Amortisierung allerdings billigere sein, wie bei einer elektrischen Beleuchtung, nach Ablauf der Amortisationsdauer hätte man aber im vorliegenden Falle für die Folge eine um so billigere Beleuchtung gewonnen. Auf Grund dieser Studien wurde am Bahnhofe Feldkirch die elektrische Beleuchtung mittels eines Dampfmotors installiert. Die elektrische Installation ist von der Firma Siemens & Halske in Wien, die mechanische Einrichtung von der Ersten Brünner Maschinen-Fabrik beigestellt und montiert worden. Die Bogenlampen sind auf 8 m hohe Masten gestellt, die, ein Novum, zum Umlegen derart eingerichtet sind, daß der mit der Bedienung betraute Arbeiter die Reinigung der Lampen und das Einsetzen der Kohlenstäbe am Boden stehend besorgen kann. Die gesamten Anlagekosten, inklusive der ziemlich umfangreichen Hochbauten, verteilen sich für eine Bogenlampe mit 15 10 fl , für ein Glühlicht mit 153 fl.
Die Bogenlampen haben gleichgerichteten Strom und 9 1/2 Ampere Stromstärke. Die Glühlampen haben 95 Volt Spannung und 0,6 Ampere Stromstärke. Die einzelnen Lampen können nach Bedarf ausgeschaltet, ebenso ganze Lampengruppen durch sehr einfache Ausschaltungs-Einrichtungen entzündet und verlöscht werden. Jede Lampe brennt daher nur so lange, als erforderlich, und gestattet diese Manipulation die größtmöglichste Sparsamkeit. Die maschinelle Einrichtung wird von Fachleuten sehr gelobt, und ist es namentlich die Steuerung, der empfindlichste Punkt bei der elektrischen Beleuchtung, die hier so exakt arbeitet, daß man nicht die geringsten Zuckungen in den Lichtsternen wahrnimmt. Die Brünner Maschinenfirma verdankt dieser Anlage mehrfache Aufträge in Vorarlberg, und wäre zu wünschen, wenn diese bisher ausschließliche Domäne der Schweizer Maschinenfabrikation unseren heimischen Industriellen gewonnen werden könnte. Aus der allerdings nur sehr kurzen Betriebsperiode sollen nun in Kürze die bisher erhobenen Betriebskosten gegeben werden. Die Betriebskosten für eine Flammenstunde betrugen: bei einem Bogenlichte 900 kr. ö. W. bei einem Glühlichte 0,73 kf. ö.W. Die analogen Kosten einer Flammenstunde der am Elisabeth-Bahnhofe brennenden Bogenlampen, die mit Wechselströmen bedient werden und daher auch nur circa 30% der Lichtstärke der in Feldkirch angewendeten Bogenlampen geben, betrugen mehr als das Doppelte. Der Grund liegt darin, daß am Elisabeth-Bahnhofe die elektro-dynamischen Apparate mit einer Lokomobile und nicht mit einer stationären Dampfmaschine betrieben werden. Neben den ungleich höheren Betriebskosten solcher Motoren ist bei ihnen noch der Nachteil zu verzeichnen, daß die von ihnen bedienten Lampen nie so gleichmäßig fortbrennen, wie bei einer so exakt arbeitenden stationären Maschine wie sie jetzt in. Feldkirch im Betriebe steht. Die Anlage in Feldkirch, die in jeder Beziehung eine mustergültige zu nennen ist, hat gerechterweise in den weitesten Kreisen das lebhafteste Interesse erregt, und es wäre zu wünschen, daß sie auch die verdiente Nachahmung fände, denn hier wurde der Beweis geliefert, dass es auch ökonomisch ist, dort, wo täglich eine ziemlich gleichmäßige Anzahl von Flammen in Aktion kommt, die elektrische Beleuchtung anzuwenden. Für eine nur kurze und sehr ungleiche Beleuchtungsdauer ließe sie sich allerdings nicht empfehlen.
QUELLE[Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 4 (1886) 136]