Hof- und Staatsdruckerei

Allgemeines

FirmennameHof- und Staatsdruckerei
OrtssitzWien
Art des UnternehmensDruckerei
AnmerkungenEigentlich: "k.k. Hof- und Staatsdruckerei". Stellte 1873 auf der Weltausstellung aus: Orientalische Schriften, graphische Kunstzweige, Physiotypia plant, austr. I. und II, Serie
1856 und 1873, 15 okzidentalische und 16 orientalische Werke, meist wissenschaftlichen Inhalts, lithographische Werke 4, in Kupferdruck 2 und Photo-Galvanographien. 1873 jährlicher Bedarf an Papier: 100.000 Ries. Um 1892 neu gebaut. Direktor: Anton Ritter v. Beck.
Quellenangaben[Amtl. Cat. der Ausst. der im Reichsrathe vertretenen Kgr. und Länder Österreichs (1873) 342] [Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 10 (1892) 219]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1851 Erster Preis in London
1855 Erster Preis in Paris




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Druckerezugnisse 1892 Neubau um 1892      




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine um 1891 unbekannt
Dampfmaschine um 1891 unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt
Dampfmaschine   unbekannt




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1873   850      




Allgemeines

ZEIT1892
THEMABeschreibung
TEXTDer Nordtrakt ist prinzipiell der Verwaltung, der Ost-, Süd-, Nordquer- und Südquertrakt den nichtkreditlichen, der
Westtract den kreditlichen Arbeiten gewidmet. Vier Stiegen und vier hydraulische Aufzüge dienen zur Communication von welchen letzteren zwei für Förderung der Personen, zwei für Förderung von Lasten bestimmt sind. Die Betriebskraft der Anstalt besteht aus einer 100pferdigen und einer 200pferdigen Compound-Dampfmaschine mit Seilschwungrad mit Seilantrieb in die einzelnen Stockwerke. Die Leistungsfähigkeit dieser Maschinen läßt sich auf das Doppelte forcieren. Die 100pferdige Maschine dient für den allgemeinen Betrieb, die 200pferdige speziell für die elektrische Beleuchtung. Der zur Aktivirung dieser Motorenmaschinen nötige Dampf wird von 6 Dampfkesseln nach dem Röhrensystem Babcock & Wilcox geliefert und das hierzu erforderliche Speisewasser drei Hausbrunnen entnommen. Die Heizanlage des Gebäudes ist Dampfheizung durch Rippenheizkörper und so berechnet, dass der Heizeffekt auf einer Temperatur-Differenz von 40° C. basiert, d.h. in allen Lokalen muß eine Innentemperatur von 20° C. erreicht werden, wenn die Außentemperatur - 20°C. ist. Sie besteht aus 300 Heizkörpern und 12 - 13 km Rohrleitung. Die Art der Beleuchtung ist eine dreifache, nämlich in den Wohnungen, Korridoren etc. Gas allein, in den Lokalen mit maschinellem Betrieb elektrisches Licht allein und in den sonstigen Localen kombinierte Beleuchtung. Die elektrische Beleuchtungsanlage wird von der 200pferdigen Dampfmaschine activiert und besteht aus vier Dynamo-Gleichstrommaschinen von denen drei im Betriebe, eine in Reserve steht; jede hat 300 Ampere und HO Volt Stromwirkung. Es werden damit gespeist: 600 Glühlampen à 10 Kerzen, 1100 Lampen à 16 Kerzen, 50 Lampen à 100 Kerzen,
18 Bogenlampen à 500 Kerzen. Für den Verkehr im Hause besteht eine Telephonzentrale mit 22 Stationen in den einzelnen Abteilungen; für den Außenverkehr dient das allgemeine Telefon. Ferner bestehen diverse elektrische Glockensignale zum Rufen von Beamten und Dienern, speziell auch von den Militärwachposten zur Wachstube im Südtrakt. Die Anstalt besitzt zwei galvanoplastische Ateliers, das eine für die Rotationsmaschinen, das zweite für die Kreditabtheilungen. Das erstere hat zum Betriebe eine Dynamo von Krötlinger mit 80 Ampere und 2 1/2 Volt Stromwirkung; das letztere eine Schuckert-Flachringmaschine und eine Krötlinger für Kupferniederschlag und eine Schuckert-Flachringmaschine mit 130 Ampere und 4 Volt Stromwirkung zum Verstählen und Vernickeln. Endlich befindet sich im Tiefkeller das mit elektrischem Licht installierte photographische Atelier. Das Original wird mit vier Franzen-Bogenlampen à 1500 Kerzen zur Aufnahme beleuchtet. Die Installation ist analog jener im k.u.k. militär-
geographischen Institut. An diversen Druckmaschinen sind in Thätigkeit: 70 Flachdruckmaschinen, 4 Rotationsmaschinen, wovon 2 für zweifarbigen Druck, 35 Kupferdruck-Schnellpressen, 6 lithographische Schnellpressen, 24 Buchdruck-Hand-, 16 lithographische Hand- und 3 Kupferdruck-Handpressen; ferner 10 einfache und 2 Komplett-Lettern-Gießmaschinen mit diversen Hilfsmaschinen, wie: Schneid-, Heft-, Couvertfalz-, Perforier-, Guillochier-, Bronziermaschinen etc. In den Lettern-Magazinen sind endlich 16.OOO Bogen stehender Satz, circa l.000.000 Stereotypen und Galvanos und 5000 Mtrctr. Schrift. Diese Anstalt ist eine Musteranstalt ersten Ranges in der Welt und besitzt alle technischen Neuerungen, sowie gutes Licht und gesunde Luft in reichlichem Maße, so daß
jeder Öesterreicher auf die neue Hof- und Staatsdruckerei stolz sein kann.
QUELLE[Zeitschr. für Elektrotechnik (Wien) 10 (1892) 219]