Wasserwerk der Flußwasserleitung

Allgemeines

FirmennameWasserwerk der Flußwasserleitung
OrtssitzFrankfurt (Main)
OrtsteilSachsenhausen
StraßeDeutschherrnkai
Art des UnternehmensWasserwerk
AnmerkungenAuch "Gießwasserleitung" genannt. Als Nutzwasserwerk im städtischen Schlacht- und Viehhof, aus der die tieferliegenden Stadtteile ihren Bedarf für die Straßenbesprengung und die Gartenbewässerung sowie für gewerbliche Zwecke deckten. Nach einer Umrüstung der Dampfpumpen im Jahre 1901 förderten diese bis zu 18.000 Tageskubikmeter, die sich zuerst über den "Wassertempel? und ab 1902 durch den "Gegenbehälter? am Hainerweg und den Nordbehälter an der Kleiststraße auf das Stadtgebiet einschließlich Bockenheim, Oberrad und Niederrad verteilten.
Quellenangaben[Architekten- u. Ing.-Verein: Frankfurt a.M. und seine Bauten (1886) 544] [Rödel: Ingenieurbaukunst in Frankfurt am Main 1806-1914 (1983)]
Hinweise[Architekten- u. Ing.-Verein: Frankfurt a.M. und seine Bauten (1886) 545]: Lageplan und Längenprofil




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1885 Inbetriebnahme
1901 Umrüstung der Dampfpumpen
1902 Bau des Gegenbehälters am Hainerweg und des Nordbehälters an der Kleiststraße




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Brauchwasser 1885 Beginn (erbaut) 1901 Umbau der Pumpen  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfpumpmaschinen vor 1886 unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1886 Dampfkessel 3   unbekannt Heizfläche je 28 qm Conrwallkessel, p= 7 bar, l= 5000 mm, D= 1600 mm jeweils 2 für die Dampfpumpen und zum Brühen im Schlachthof; einer in Reserve




Allgemeines

ZEIT1886
THEMABeschreibung
TEXTDie Gießwasserleitung die Aufgabe, während des Sommers unfiltriertes Mainwasser für solche öffentliche und gewerbliche Zwecke zu schaffen, denen durch Verbrauch des Mainwassers statt des Quellwassers genügt werden kann. Die Anlage ist im Anschluß an den neuen Schlacht- und Viehhof am linken Mainufer oberhalb der Stadt hergestellt. Die allgemeine Anordnung der Pumpstation erhellt aus den Zeichnungen. Das Wasser wird dem Main durch ein Saugrohr von 400 mm Durchmesser entnommen und durch Dampfmaschinen in das Rohrnetz bzw. in die Behälter gefördert. Auf
seinem Wege zu den Pumpen durchzieht das Wasser ein unter dem Vorkai hergestelltes Ablagerungsbassin. Durch das auf der Mittelmauer verlegte Saugrohr ist das direkte Schöpfen aus dem Main, durch die unmittelbare Verbindung zwischen Druck- und Saugrohr die kräftige Spülung des letzteren ermöglicht. Das Maschinengebäude ist in drei Teile getrennt: in das eigentliche Maschinenhaus, in das Kesselhaus und in den Kohlenraum mit darüber befindlicher Maschinistenwohnung. Das Maschinenhaus ist für drei Pumpmaschinen eingerichtet, von denen zur Zeit zwei beschafft sind. Die Anordnung der Saugröhren, Saugkessel, Saug- und Druckventile und Druckkessel sowie die Abzweigung
nach den Druckröhren und der vereinigte Austritt aus dem Maschinenhause ist aus dem Grundriss ersichtlich. Jede
Maschine ist im Stande, bei normalem Gang mit 30 Touren pro Minute, 3000 cbm täglich auf eine Nutzhöhe von 41 m zu liefern. Die ganze Anlage ist auf einen tunlichst geringen Kohlenverbrauch eingerichtet. Das Maschinenhaus enthält zugleich an der südlichen Seite die Ammoniak-Kompressoren und die sonstigen maschinellen Einrichtungen für die Kühlkeller unter dem Groß- und Kleinvieh-Schlachthaus. Der zum Betrieb erforderliche Dampf wird durch die allgemeine Kesselanlage geliefert. Ebenso ist hier die Dynamomaschine nebst der Betriebsmaschine von 6 Pferdekräften für die electrische Beleuchtung der genannten Kellerräume mit je 20 Glühlichtern à 16 Kerzen Lichtstärke untergebracht und so der gesammte maschinelle Betrieb vereinigt. Im Kesselhause befinden sich 3 Cornwallkessel mit 7 Atmosphären Überdruck, 5 m Länge, 1,60 m Durchmesser und mit zusammen 84 qm Heizfläche. Zwei Dampfkessel sind für den Betrieb der beiden Dampfmaschinen und für die Lieferung des zu Brühzwecken im Schlachthof erforderlichen Wassers berechnet, der dritte steht in Reserve. Ein Schornstein von 1 m Durchmesser und 25 m Höhe führt die Rauchgase ab. Die ganze Anlage ist gegen das Eindringen des Hochwassers gesichert. Die Hauptdruckleitung mit 400 mm Durchmesser führt
das Wasser dem Rohrnetz der alten Wasserleitung zu, welches entsprechend ergänzt und hergestellt ist. Dieses Rohrnetz soll jedoch nicht durch sämtliche Straßen der Stadt ausgedehnt werden, sondern nur in entsprechenden Abständen durch Wasserpfosten das Wasser zu Gießzwecken abgeben, in den Hauptstraßen und in der Promenade die direkte Begießung mit Strahlröhren ermöglichen und diejenigen Straßen durchziehen, in denen größere Wassermengen zu solchen gewerblichen Zwecken gefordert werden, für welche unfiltriertes Mainwasser brauchbar ist. Für die projektierte Erweiterung dieses Rohrnetzes sollen die Leitungen 600 - 800 m auseinander liegen, eine Entfernung, welche erfahrungsgemäß ein Gießwagen durchschnittlich zurücklegt, bevor eine neue Füllung erforderlich ist. Die Gießständer sind so verteilt, daß den Gießwagen jeder nutzlose Weg erspart wird, und daß dieselben zwischen den
Gießständern zweier Stränge hin und her fahren. Die Gießständer stehen über Flur und haben 80 mm Durchmesser; sie
sind zum Absperren und Entleeren im Winter eingerichtet. Zur Ansammlung des Wassers ist zunächst der Behälter des
Seehofpumpwerkes am Hainerweg, der sogen. "Hainer-Tempel" benutzt worden, dessen Wasserspiegel auf + 133,95 m N.N. liegt. Dieser Behälter ist achteckig und enthält bei 3.8 m Tiefe 750 cbm Wasser. An der Friedberger Landstraße ist ferner für das Rohrnetz der Gießwasserleitung auf dem rechten Mainufer ein neuer Hochbehälter mit 1600 cbm Fassungsraum hergestellt, dessen Wasserspiegel auf + 132 m N.N. liegt. Der Gesamtraum beider Behälter beträgt demnach 2350 cbm oder 47 % des mit 5000 cbm pro Tag angesetzten maximalen Sommerverbrauchs. Der neue Behälter ist
aus Beton mit Backsteinpfeilern hergestellt. Die gegenseitige Höhenlage beider Behälter wurde nach Maßgabe der im
regelmäßigen Betrieb durchschnittlich vorhandenen Druckverluste bestimmt. Die Wirkung ist derart, daß die Behälter
bei Nacht das zugeführte Wasser aufnehmen, während bei Tage das 237 mm weite Hauptrohr der alten Leitung, welches die Behälter verbindet, das Versorgungsgebiet in 4 Teile zerlegt, von denen 2 aus den Behältern, 2 von den Maschinen gespeist werden. Hierdurch ist es ermöglicht, das verhältnismäßig kleine alte Rohrnetz ohne Veränderung dieser
Hauptleitung benützen zu können. Die Gießwasserleitung ist nach den Entwürfen und unter Oberleitung des Stadtbauraths Lindley unter direkter Bauleitung des Bauinspektors Feineis mit einem Gesamtkostenaufwand von 300.000 Mark ausgeführt worden.
QUELLE[Architekten- u. Ing.-Verein: Frankfurt a.M. und seine Bauten (1886) 544]