Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung 1889

Allgemeines

FirmennameDeutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung 1889
OrtssitzBerlin
Art des UnternehmensAusstellung
AnmerkungenGliederte sich in 22 Gruppen mit etwa 1100 Ausstellern. Mehr als eine Million Besucher, darunter 300.000 Arbeiter, besuchten die Ausstellung.
Quellenangaben[Glasers Annalen 26 (1890) 80] [Dinglers Polytechn. Journal 273 (1889) 15]
HinweisePlakat (Entwurf: Emil Döppler) im Deutschen Historischen Museum




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
30.04.1889 Eröffnung durch den Kaiser
1889 Auf der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin wird Herrn Heinrich Lanz als einzigem Landmaschinenhersteller, die "Königlich Preußische Staatsmedaille" für gewerbliche Leistungen auf dem Gebiet der Unfallverhütung überreicht.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Ausstellung zur Unfallverhütung 1889   1889    




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine   Berliner Aktiengesellschaft für Eisengießerei und Maschinenfabrikation (vorm. J. C. Freund & Co.)
Dampfmaschine um 1889 K. & Th. Möller GmbH, Maschinenfabrik, Kesselschmiede, Eisengießerei
Dampfmaschine um 1889 K. & Th. Möller GmbH, Maschinenfabrik, Kesselschmiede, Eisengießerei
Dampfmaschinen um 1889 Kieler Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. C. Daevel
Dampfmaschine um 1889 Maschinenfabrik Oerlikon
Dampfmaschine um 1889 Brodnitz & Seydel, Maschinenfabrik
Dampfmaschine um 1889 August Borsig




Allgemeines

ZEIT1889
THEMAGruppen der Abteilung A
TEXTGruppe 1. Verhütung von Unfällen an bewegten Maschinenteilen im Allgemeinen: Schutzvorrichtungen an Transmissionswellen, Zahnrädern, Riemenzügen u.s.w. 1) Schutzvorrichtungen an Wellen. Stehende und liegende Wellen ? oder "Modelle, Zeichnungen und Photographien" von Wellen und Wellenleitungen ? mit zweckmäßigen Umwehrungen zum Schütze der Arbeiter, Umhüllung, Versenkung, Vermeidung vorstehender Keile und Schrauben bei Welleneinrichtungen (Kuppelungen) und bei der Befestigung von Maschinentheilen (Riemenscheiben, Zahnrädern, |19| Stellringen u.s.w.) auf Wellen. Gegenüberstellung gefährlicher Kuppelungen mit vorstehenden Theilen und von Kuppelungen mit Umhüllungen oder mit neueren konstruktiven Verbesserungen vom Standpunkte der Unfallverhütung. 2) Schutzvorrichtungen an Zahnrädern. Zahnradgetriebe an Transmissionen und Arbeitsmaschinen mit zweckmäsigen Umhüllungen (Kapseln, Gitter, Schutzschirme aller Art), insbesondere unter Berücksichtigung der Wahrung einer leichten Zugänglichkeit bei Rädern, welche öfters ausgewechselt oder geschmiert werden müssen, und der Wiedergewinnung umhergeschleuderten Schmiermaterials. Anordnungen, bei welchen durch Verlegung der Räder eine Gefahr für die Arbeiter durch Construction von Hause aus vermieden wird. 3) Schutzvorrichtungen beim Riemenbetriebe. Riemenscheiben, welche aus den Gesichtspunkten der Unfallverhütung Interesse bieten: Vermeidung von Lücken im Rande des Kranzes bei Scheiben, welche aus zwei oder mehreren Theilen zusammengesetzt sind; Vollscheiben; schmiedeeiserne und Wellblechscheiben u.a.m.; Riemenverbindungen (Riemenschlösser) ohne vorstehende Theile. Zugehörige Werkzeuge. Gegenüberstellung gefährlicher und ungefährlicher Riemenverbindungen. Vorkehrung zur Verhütung des Abgleitens der Riemen von der Scheibe. Riemenscheiben mit Rand oder mit Wulst in der Mitte; eiserne Dollen neben den Scheiben; Verwendung von Spannrollen; Anwendung von Riemen, welche sich nicht dehnen in feuchten Räumen, u.a.m. Vorrichtungen an Riemenzügen zur Verhütung gefährlicher Berührung, sowie zum Schütze gegen schlagende, abfallende oder zerreissende Riemen (Umwehrungen, Schutzrinnen, Fangbäume u.a.m.). Vorrichtungen zur Aufnahme abgeworfener Riemen und zum Auf- und Abwerfen von Riemen: Riemenhaken, -gabeln, -träger; gefingerte Stangen; Riemenstangen und Riementräger zusammen wirkend und mechanische Riemenaufleger jeder Art. 4) Die gleichen Gesichtspunkte (1 bis 3) in ihrer Anwendung auf Achsen und Maschinenspindeln ? auf Zahnstangengetriebe ? auf Seil-, Ketten- und Schnurtriebe auf Schwungräder und umlaufende, pendelnde, stosende Maschinenteile überhaupt. (48 Aussteller.)

Gruppe 2. Ausrück-, Brems- und Schmiervorrichtungen u.a.m. 1) Ausrück- und Bremsvorrichtungen. Losscheiben (Leerscheiben, tote Scheiben) und Ausrückgabeln an Transmissionen und Arbeitsmaschinen, Reibungsantriebe für Arbeitsmaschinen und lösbare Kupplungen (insbesondere neuere Systeme von Reibungs- und Zentrifugal-Kuppelungen. Vorkehrungen zur Verhütung selbsthätigen Einrückens: Losscheiben mit kleinerem Durchmesser als die Riemenscheibe; Absonderung der Losscheibe (Anbringung auf besonderen festen Hülsen u.a.m.); Feststellung der Riemengabeln und bezieh. der Ausrückhebel an Kuppelungen durch Schrauben oder mittels Einkerbungen, Stiften, Haken, Federn. Verbindung der Ausrückvorrichtungen mit Bremsvorrichtungen. Vorkehrungen, welche dem Arbeiter bei Gefahr (z.B. beim Erfassen der Hände durch |20| Walzenpaare) das Ausrücken "ohne Gebrauch der Hände" gestatten (Trittbretter, gespannte Schnüre u.a.m.). Einrichtungen, welche das Abstellen gröserer Arbeitsmaschinen oder von Transmissionen von verschiedenen Stellen bezieh. von entfernten Punkten aus ermöglichen. 2) Schmiervorrichtungen. Verbesserte Oelkannen, welche zufolge ihrer Einrichtung ein Vergießen von Schmiermaterial (und damit Schlüpfrigwerden des Bodens) verhüten oder sonst eine Verminderung der Gefahr für den Arbeiter herbeiführen; Anbringung auf Stangen zur gefahrlosen Erreichung hochliegender Lager u.s.w. Selbsthätige Schmiervorrichtungen aller Art für flüssiges und consistentes Schmiermaterial zum Gebrauche bei festen und schwingenden Lagern, bei Losscheiben u.s.w. Selbstschmierende Lagerfutterungen. 3) Stangenbürsten und ähnliche Geräte zur Verminderung der Gefahr beim Einfetten von Zahnrädern, beim Auftragen von Riemenschmiere, beim Putzen (Abschmirgeln) von Wellen, Kupplungen, Riemenscheiben, Walzen und anderen bewegten Maschinentheilen mehr. 4) Leitern mit besonderen Vorrichtungen (z.B. oben mit Haken oder unten mit Spitzen und bezieh. Gummiüberzügen), Laufbretter, Gallerien, Handgriffe und sonstige Geräthe und Vorkehrungen, welche durch Schaffung eines festen Standortes die Gefahr für den Arbeiter beim Schmieren, Putzen, Ausbessern und bei sonstigen Verrichtungen an Transmissionen und bewegten Maschinentheilen vermindern. 5) Dienstvorschriften (Anweisungen) für Transmissionswärter und für die Arbeit an Maschinen im Allgemeinen. 6) Vorführung ganzer Transmissionsanlagen mit musterhafter Ausrüstung vom Standpunkte der Unfallverhütung. (57 Aussteller.)

Gruppe 3. Schutzmaßnahmen beim Betriebe von Fahrstühlen, Aufzügen, Erahnen und Hebezeugen. Umwehrung der Fahrstuhl- und Aufzugöffnungen. Selbstätige Abschlüsse. Korbdächer zum Schütze gegen herabfallende Gegenstände. Vorrichtung zur Feststellung der Aufzugsschale beim Beladen und Abladen. Antrieb-, Abstell- und Bremsvorrichtungen. Fangvorrichtungen. Signalsysteme zur Anzeige der Bewegung des Fahrstuhles. Signaltafeln, Warnungstafeln. Betriebsanweisungen. Hydraulische und pneumatische Aufzüge. Elevatoren. Krane aller Art. Sicherheitskurbeln und -winden. Sicherheitsketten, Seile, Gurte u.a.m. Vorführung ganzer Fahrstuhleinrichtungen. (55 Aussteller.)

Gruppe 4. Schutzmaßnahmen an Motoren. 1) Dampfmaschinen. Umwehrung des Schwungrades, der Kurbel, der durchgehenden Kolbenstangen bei liegenden Zylindern, der conischen Rädergetriebe an den Regulatoren, der Regulatoren selbst (bei tiefer Lage der Schwungkugeln), des Hauptriemens oder Hauptzahnradgetriebes, der Wellenverbindung bei doppelten oder zusammenwirkenden Maschinen, der vorstehenden Wellenköpfe und der sonstigen bewegten Teile. Vorrichtungen zur gefahrlosen Erreichung hochliegender Teile der Maschine (Laufbretter, Galerien |21| u.s.w.). Selbstätige Schmiervorrichtungen an den Kurbelzapfen und Kreuzkopf lagern, den Excentern u.s.w. Vorkehrungen zum gefahrlosen Andrehen des Schwungrades (Hebelvorkehrungen, Klinkwerke, Reibungsantriebe), sowie zum Bremsen und zum sicheren Feststellen bei Ausführung von Ausbesserungen. Mittheilungen über das Zerspringen von Schwungrädern. Bezügliche konstruktive Schutzvorrichtungen und Betriebsanweisungen. Absperrventile, welche ein zuverlässiges und schnelles Stillsetzen der Maschine ermöglichen. Signalsysteme zum Zwecke der Verständigung zwischen Dampfmaschine und Arbeitsraum und umgekehrt beim Anlassen der Maschine und bei Unfällen an Arbeitsmaschinen. Vorkehrungen zum jederzeitigen direkten Abstellen der Dampfmaschine von den Arbeitsräumen aus (einfache Drahtzüge, Anwendung elektrischer und pneumatischer Einrichtungen). Dienstanweisungen für Dampfmaschinenwärter. Schulen zur Ausbildung von Maschinisten. Vorführung ganzer Dampfmotorenanlagen, welche nach Konstruktion der Maschine, baulicher Einrichtung des Maschinenraumes und Ausrüstung im Einzelnen allen Anforderungen der Unfallverhütung Genüge leisten. Sinngemäße Anwendung der vorstehenden und von sonstigen einschlägigen Gesichtspunkten (z.B. Fürsorge für Dichthaltung der Schützzeuge bei Wassermotoren, der Rohrleitungen bei Gasmotoren u.a.m.) auf: 2) Turbinen und Wasserräder; 3) Gaskraft- (Petroleum-, Benzin-) und Heißluftmotoren; 4) Elektrische u. 5) Tierische Motoren (Ros-, Göpelwerke). (78 Aussteller.)

Gruppe 5. Schutzmaßnahmen beim Betriebe von Dampfkesseln und sonstigen Apparaten unter Druck. 1) Dampfkessel (Dampfentwickler). Ausrüstungsgegenstände für die Sicherheit: Wasserstandsanzeiger, Schutzhülsen für Wasserstandsgläser, Vorkehrungen zum selbstätigen Abschlusse von Dampf und Wasser beim Bruche der Gläser, Manometer, Sicherheitsventile, selbsthätige Speisevorrichtungen, selbsthätige Apparate zur Löschung des Kesselfeuers bei Gefahr, Sicherheitsapparate mit Signal- und Alarmvorrichtungen zur Anzeige zu niedrigen Wasserstandes, zu hoher Dampfspannung u. dgl. m. Vorkehrungen zur Reinigung des Speisewassers. Verpackung der Dampfleitungen. Masnahmen zu sicherer Absperrung benachbarter Kessel von einander und sonstige Vorsichtsmasregeln bei Reinigung der Kessel. Kesselsteinbildungen. Teile explodierter Kessel. Kesselbaumaterial. Prüfung desselben. Kesselsysteme. Bauliche Einrichtung von Kesselhäusern. Kesselrevisionswesen. Dienstvorschriften für Kesselwärter. Heizerschulen. Vorführung ganzer Kesselanlagen von musterhafter Ausrüstung. 2) Dampf-, Koch- und Trockenapparate und sonstige Apparate unter Druck (von Dämpfen, Gasen, Luft und Flüssigkeiten) von mehr als 1at. Ausrüstungsgegenstände für die Sicherheit: Druckverminderungs-Entluftungsventile u.a.m. Revisionswesen. Vorführung ganzer Kochapparate u.s.w., so weit sie zu allgemeinerem Gebrauche in verschiedenen Gewerbszweigen bestimmt sind. (74 Aussteller.)
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Gruppe 6. Vorbeugungsmittel gegen und Rettungsmittel bei Feuersgefahr in versicherten Betrieben. 1) Feuersichere Baukonstruktion im Allgemeinen (Anlage und Material von Zwischenmauern und -decken, Dachdeckung, Feuertüren u.a.m.). Sichere Lagerung von Vorräthen und Abfällen. Maßnahmen gegen Selbstentzündung von Materialien. Unverbrennbare Vorhänge zur Verhütung der Weiterverbreitung des Feuers in Arbeitsräumen. Feuersichere Imprägnirung von Holztheilen, Stoffen und Arbeitsräumen. Asbest und seine Verwendung für die Feuersicherheit. Vorsichtsmaßregeln bei der Heizung: Apparate zum gefahrlosen Kochen von Lack, Pech und anderen feuergefährlichen Stoffen u.a.m. Funkenfänger. Blitzableiteranlagen. 2) Apparate, welche zu hohe Temperaturen in Trockenräumen und den Ausbruch von Feuer anzeigen. Selbsthätige Löscheinrichtungen. Hydranten, Systeme von Rohrleitungen, Verwendung des Kesseldampfes zum Löschen. Benutzung der vorhandenen Triebwerke zum Betriebe von Löschvorkehrungen. Wasserbehälter, Löscheimer, Hand-, Dampf-, Gasspritzen, Extinkteure, Löschbomben. 3) Feste und bewegliche Rettungsleitern. Sprungnetze und -tücher, Rettungssäcke, -seile u.a.m. Organisation von Betriebsfeuerwehren; Ausrüstung der Lösch- und Rettungsmannschaft; Darstellung der Räume und Einrichtungen zur Bereithaltung der Lösch- und Rettungsgeräthe; Verhaltungsvorschriften. (95 Aussteller.)

Gruppe 7. Fürsorge für gute Beleuchtung und Verhütung von Unfällen durch die Beleuchtungseinrichtungen. Apparate und Gegenstände aller Art, welche zur Beleuchtung geschlossener Arbeitsräume und von Arbeitsstätten im Freien dienen, Lampen, Laternen u.s.w. Einrichtungen zur Erleuchtung feuer- oder explosionsgefährlicher Räume von außen. Sicherheitslampen und -laternen. Sicherheitsfeuerzeuge. Elektrische Gasanzünder. Anwendung von Leuchtfarben. Sicherheitsbehälter für Betriebsanlagen zur Aufnahme gröserer Vorräthe an Erdöl und Brennöl. Apparate zu gefahrloser und reinlicher Entnahme kleinerer Oelmengen aus den Behältern (Kleinausgabe für den Tagesbedarf). Einrichtungen zu gefahrloser Selbsterzeugung von Leuchtgas (aus Kohlen, Oel und Abfällen). Elektrische Beleuchtungsanlagen für Betriebe, insbesondere aus dem Gesichtspunkte der Verwerthung vorhandener Betriebskräfte. Organisation des Beleuchtungswesens in Betriebsanlagen: Vorschriften über das Füllen, Anzünden und Auslöschen von Öllampen, ? über die Behandlung von Gasleitungen, über das Verhalten bei drohender Gasexplosion, ? über die Wartung elektrischer Lichtmaschinen und Leitungen u.a.m. (35 Aussteller.)

Gruppe 8. Verhütung von Unfällen durch giftige und ätzende Stoffe, durch schädliche Gase und Verschiedenes. (196 Aussteller).

Gruppe 9. Persönliche Ausrüstung der Arbeiter. Arbeitskleider, geeignet zum Gebrauche für Transmissionswärter, sowie für Arbeiter und Arbeiterinnen an Maschinen überhaupt. Schutzbrillen und Gesichtsmasken aller Art zum Schütze gegen absplitternde Stücke von Arbeitsmaterialien. Respiratoren aller Art zum Schütze gegen Staub und Gase bei der Arbeit. Eingehende Mitteilungen über die Erfahrungen, welche insbesondere mit den verschiedenen Systemen von Schutzbrillen und Respiratoren in den versicherten Betrieben gemacht worden sind, zur Erzielung eines Ausscheidens des wirklich Brauchbaren aus dem Wertlosen. (61 Aussteller.)

Gruppe 10. Fürsorge für Verletzte. Anleitungen zur ersten Hilfeleistung bei Unfällen, zum Gebrauche für das Personal in versicherten Betrieben. Geeignetes Verbandmaterial, Verbandkästen. Tragbaren, Tragkörbe, Transportwagen u. dgl. m. Einrichtung von Verbandzimmern (Krankenstuben) in Betriebsanlagen. Einrichtungen von Arbeiter-Kranken- und Invalidenhäusern. Künstliche Gliedmasen für Verstümmelte, sowie mechanische Vorrichtungen zur Unterstützung Verstümmelter bei leichteren Arbeiten (z.B. Uhrwerke, welche einen künstlichen Arm selbsthätig gewisse Arbeitsbewegungen ausführen lassen. Mitteilung von Beschäftigung von Invaliden bei der Arbeit). (73 Aussteller.)
QUELLE[Dinglers Polytechn. Journal 273 (1889) 15]