Vereinigte Deckenfabriken Calw Zoeppritz, Wagner & Co. KG

Allgemeines

FirmennameVereinigte Deckenfabriken Calw Zoeppritz, Wagner & Co. KG
OrtssitzCalw (Württ)
Postleitzahl75365
Art des UnternehmensWolldeckenfabrik
AnmerkungenBis 1895: "Schill & Wagner" und "Gustav Friedrich Wagner" (siehe diese), dann obige Firma. Ab 1905: "Vereinigte Deckenfabriken Calw AG" und ab 1959: "Calwer Decken- und Tuchfabriken AG". Siehe auch: "Zoeppritz AG, Mergelstetten" und desgl. in Neubolheim! Auch Werke in Iselshausen (s.d.) und Nagold. Firmierung um 1943: "Vereinigte Deckenfabriken Calw, Akt.-Ges."
Quellenangaben[Voith-Referenzliste (1896)] [Chronik Calwer Decken- u. Tuchfabr. (1988) 87/107] [Kuhn-Dampfmaschinenliste (1905)] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 1853]
HinweiseBestand: Y 216 (Umfang 2 m, Laufzeit 1814 - 1997) im Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg.




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1650 Gründung der Calwer Zeughandelscompagnie als Ursprung der Deckenfabriken
01.01.1895 Zusammenschluß von "Schill & Wagner" und "Gustav Friedrich Wagner" zu "Vereinigte Deckenfabriken Calw Zoeppritz, Wagner & Co. KG"
1896 Lieferung einer Francis-Turbine durch J. M. Voith, Heidenheim
01.09.1899 Erwin Sannwald ist seit 1.9. in der KG tätig
19.07.1901 Erwin Sannwald wird Direktor der Vereinigten Deckenfabriken
01.08.1901 Carl Zilling wird Prokurist der KG
04.07.1905 Auf der außerordentlichen Generalversammlung wird beschlossen, die bisherige Kommanditgesellschaft rückwirkend zum 1. Januar in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln unter der Firma "Vereinigte Deckenfabriken Calw AG" mit einem Kapital von 1,2 Mio Mark
24.07.1905 Eingetragen
1905 Der Geschäftsabschluß des Jahres 1905 fängt gut an mit einem Gewinn von 140.000 Mark. 13% Dividende
1906 Die gesamte Wolferei wird in die frühere Färberei verlegt
1906 Die Jacquardweberei in Nagold wird vergrößert
1907 In Calw wird in der Spinnerei, Weberei und Asurüstung weiter investiert
1907 Für Nagold wird ein Spinnerei-Neubau geplant, in dem drei Sortimente und sechs Selfaktoren aufgestellt werden sollen
1907 In Nagold soll eine 100-PS-Dampfmaschine für die neue Spinnerei aufgestellt werden
1910 Heinrich Wagner tritt as dem Vorstand aus
1910-1911 1910/11 wird die Herstellung feiner Wollstoffe aufgenommen
1910 Um 1910 werden Verhandlungen mit der benachbarten Wolldeckenfabrik Beyerle & Fink in Weil der Stadt aufgenommen. Sie führen 1910 zur Gründung der Wolldeckenfabrik "Weilderstadt AG", die 10 Jahre später in deine AG verwanndelt wird.
15.03.1910 In Anbetracht der Ausweitung des Betriebs beschließt der Aufsichtsrat, das Kapital auf 1,5 Mio Mark zu erhöhen
1912-1914 Die Gewinne in den Jahren bis 1914 liegen zwischen 12 und 22 %
31.03.1914 Der Prokurist Ernst Zoeppritz und verzieht nach Kirchheim
1918 Die Färberei Schönlen wird nach einem Brand liquidiert. Von ihr kann man günstig einen Farbapparat, zwei Zentrifugen und einen Baumwollöffner erwerben.
09.1918 Als im September die Kohlenzufuhr ganz zusammenbricht, kommt der größte Teil der Calwer Fabrik zum Stillstand
Herbst 1918 Der Kohlemangel hält auch in der Übergangszeit noch an, so daß man sich entschließt, die Dampfmaschine in Calw stillzulegen und den Kraftbedarf von Elektrizitätswerk Teinach zu beziehen
1919 Als die Reißerei Aug. Reichert & Cie., Nagold, eine ehemalige Ölmühle, feilgeboten wird, zögert Erwin Sannwald nicht, sie mit anderen zusammen zu übernehmen und dort die gut eingerichtete Loh-Reißerei zu betreiben
17.12.1919 Sechs Deckenfabriken gründen eine Interessengemeinschaft
1920 Kapitalerhöhung von 1,5 Mio Mark auf 3,0 Mio Mark
1920 Die Inflation 1920 bringt eine starke Nachfrage
1920 Die beiden Wassertriebwerke der Insel werden durch eine neue Anlage mit zwei Francisturbinen ersetzt
1921 Kapitalerhöhung von 3,0 Mio Mark auf 6,5 Mio Mark (Kapitalerhöhung um M 3.500.000,00, davon M 500.000,00 Vorzugsaktien.)
1921 Otto Georgii wird Prokura erteilt
1921 Der Calwer Betrieb wird von Gleich- auf Wechselstrom umgestellt
18.11.1922 Lt. Hauptversammlung vom 18. November 1922 wird das Kapital erhöht um Mark 6.000.000,00 in 6000 Aktien zu M 1.000,00.
1924 Der Gewinn beträgt 11 %. Es werden 7 % Dividende verteilt
28.07.1924 Der Vorsitzende des Ausichtsrats, Dr. Adolf Römer, Stuttgart, verstirbt
29.11.1924 Lt. Hauptversammlung vom 29. November 1924 Umstellung des Kapitals von M 12.500.000,00 nach Einziehung von M 2.000.000,00, also von verbleibenden M 10.500.000,00 auf RM 3.005.000,00 Stammaktien 10:3, Vorzugsaktien 100 : 1)
1927 Es werden zwei Farbapparate gekauft
1927 In Nagold kommen 10 neue Jacquardwebstühle in Betrieb
1928 Der Geheime Kommerzienrat Paul Zilling scheidet aus
01.01.1928 Rolf Sannwald, Sohn von Erich Sannwald, tritt am 1.1. ein
1929 Kurt Sannwald, Sohn von Erich Sannwald, tritt am 1.1. ein
1929 Mildes Wetter im Herbst und Winter beeinträchtigt das Geschäft, dazu fallende Wollpreise. Der Gewinn von 4% und gleiche Dividende sind immer noch befriedigend
08.06.1929 Lt. Hauptversammlung vom 8. Juni 1929 Erhöhung des Kapitals um RM 600.000,00 auf RM 3.605.000,00 durch Ausgabe von 2000 Stammaktien zu RM 300,00, RM 300.000,00 im Verhältnis 10:1 zu 110% zum Bezuge angeboten.
1929 Zum Jahresende wird die IG mit Bruckmühl aufgelöst
1931 Das Kapital wird auf 3.245 Mio Mark heraufgesetzt
1931 Im Werk Ölmühle (Reißerei) wird eine neue Wasserturbine um 36.000 Mark eingebaut
18.06.1932 Lt. Hauptversammlung vom 18. Juni 1932 Herabsetzung des Grundkapitals in erleichterter Form um RM 360.000,00 durch Einziehung eigener Stammaktien
01.12.1932 Hermann Georgii wechselt zur Schweizerischen Deckenfabrik Pfungen
06.05.1933 Lt. Hauptversammlung vom 6. Mai 1933 nochmals Herabsetzung des Aktienkapitals in erleichterter Form um Reichsmark 90.000,00 auf RM 3.155.000,00 durch Einziehung eigener Stammaktien.
1935 Umstellung des Werks Calw von 220 auf 380 V
1935 In Nagold wird ein Stromvertrag mit dem Elektrizitätswerk abgeschlossen und der Betrieb auf elektrischen Antrieb umgerüstet
1937 Die AG eteiligt sich an der Neugründung der Thüringischen Zellwolle AG in Schwarza mit 30.000 Mark
14.07.1938 Das Aufsichtsratsmiglied, Fabrikant Ernst Zoeppritz, verstibt in Kirchheim
08.1940 Der langjährige Prokurist Carl Zilling verstirbt im August
11.1943 Die Firma Daimler-Benz zieht mit einem Teil ihrer Fertigung in einen Teil des Werks Nagold der Vereinigten Deckenfabriken ein.
1944 Das Anwesen Ölmühle muß der Flugzeugfabrik Klemm zur Verfügung gestellt werden
1945 Für das Geschäftsjahr 1945 gibt es keine Dividende
12.04.1945 Einige kleine Splitterbomben fallen auf die Dächer der Magazingebäude
13.04.1945 Vor der Kantine explodieren zwei mittelschwere Bomben, wodurch die benachbarten Gebäude beschädigt werden
28.05.1945 Das Werk Calw kann die Arbeit mit etwa 30 Webstühlen wieder aufnehmen
18.06.1945 Sämtliche Bestände an Rohstoffen, Garnen, Roh- und Fertigwaren werden beschlagnahmt
20.06.1945 Der Abtransport der Bestände an Rohstoffen, Garnen, Roh- und Fertigwaren in eine Tübinger Lagerhalle beginnt
Anfang Okt. 1945 Anfang Oktober kommen Offiziere einer französischen Dieststelle in Tübingen. Sie geben den Auftrag zur Anfertigung von Decken in Lohn für die I. Französische Armee. Für diesen Auftrag werden die von der Deckenfabrik weggenommenen Materialien zur Verfügung gestellt.
12.1945 Im Dezember gelten die Bestände wieder als von der Militärregierung beschlagnahmt
Frühjahr 1946 Eine französische Militärkommission beschlagnahmt im Frühjahr den Maschinenpark von einem Drittel der Calwer Spinnereikapazität. Die neuesten Krempelsätze mit den zugehörigen Selfaktoren werden abgeführt. 14 Eisenbahnwaggons rollen nach Frankreich. Gesamtschaden: rd. 2 Mio Mark.
1946 Nach langen Bemühungen bekommt die Spinnerei Calw von der Tuchfabrik Marx in Lambrecht ein älteres Zweikrempelsortiment. Marx wehrt sich anfänglich mit Händen und Füßen.
02.06.1946 Rolf Sannwald kann erstmals an einer Aufsichtsratssitzung teilnehmen, nachdem er aus Krieg und Kriegsefangenschaft zurückgekehrt ist.
10.1946 Im Oktober sind in Calw und Nagold wieder 185 Leute beschäftigt
17.10.1946 bis 02.06.1946 Richard Sannwald kann erstmals an einer Aufsichtsratssitzung teilnehmen, nachdem er aus Krieg und Kriegsefangenschaft zurückgekehrt ist.
1946 Karl Beisser geht in Ruhestand. Er hatte die Lohnabrechnung und die Krankenkasse inne
1952 Bau eines neuen Kraftwerks. 1,5 Mio Mark Kosten, 18 Monate Bauzeit. Ein 42-atü-Hochdruckkessel der Firma Babcock in Oberhausen mit einer Leistung von 12,5 t/h, Überhitzer auf 450ø Dampftemperatur. Eine Dampfturbine mit 10.000 U/min, gekuppelt mit SSW-Generator 1400 kVA, 1500 U/min. Zwischendampfentnahme 4 atü
22.05.1954 Kurt Sannwald wird der Deckenfabrik Calw auf der Höhe seines Wirkens gänzlich unerwartet während einer Geschäftsreise durch einen Herzschlag entrissen
01.07.1954 Fritz Döttinger wird Direktionsassistent der Deckenfabrik Calw
30.09.1954 Hermann Georgii bleibt noch für eine Übergangszeit bis 30.9. im Vorstand der Calwer Deckenfabrik
1957 Lieferung einer Kaplanturbine durch J. M. Voith, Heidenheim
1959 Der Firmenname wird aus "Vereinigte Deckenfabriken Calw AG" in "Calwer Decken- und Tuchfabriken AG" geändert.
20.03.1959 Fritz Döttinger wird Direktor und stellvertr. Vorstandsmitglied der Deckenfabrik Calw
1963 Die ehemalige Reißerei Aug. Reichert & Cie., Nagold, Werk "Ölmühle" wird an Fahrzeugbau Gebr. Wackenhut verkauft
16.05.1976 Fritz Döttinger wird Direktor und Vorstandsmitglied der Deckenfabrik Calw
ca. Juli 1997 Die "Gaenslen + Völter KG" übernimmt den Textilveredlungsbetrieb der seit Jahresbeginn in Konkurs befindlichen "Calwer Decken- und Tuchfabriken AG i.K.".
30.01.1998 Das Amtsgericht Calw eröffnet das Anschlußkonkursverfahren über die Calwer Decken- und Tuchfabriken AG. Konkursverwalter Dr. Jobst Wellensiek aus Heidelberg betont. - Der Vergleichsantrag wurde Mitte November 1997 gestellt.
2000 Auf dem südlich gelegenen Gelände der "Calwer Decken- und Tuchfabriken AG" errichtet ein Handelskonzern ein großes Einkaufszentrum.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Wolldecken 1895 Beginn (Zusammenschuß)      




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1917 Ascherslebener Maschinenbau Act.-Ges., vorm W. Schmidt & Co.
Dampfmaschine vor 1917 Ascherslebener Maschinenbau Act.-Ges., vorm W. Schmidt & Co.




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
  185       in Calw und Nagold




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1895 Zusammenschluß, neuer Name zuvor Schill & Wagner Schill & Wagner + G.F.Wagner = Verein Deckenfabr.
1895 Zusammenschluß, neuer Name zuvor Gustav Friedrich Wagner Schill & Wagner + G.F.Wagner = Verein Deckenfabr.
1 Nebenwerk danach Gebrüder Zoeppritz, Spinnerei Neubolheim  
1 Nebenwerk danach Gebr. Zoeppritz  




Allgemeines

ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTVorstand: Erwin Sannwald, Calw; Stellv.: Kurt Sannwald, Calw; Rolf Sannwald, Calw; Dipl.-Ing. Hermann Georgii, Calw. Aufsichtsrat: Fabrikant Richard Sannwald, Bregenz, Vorsitzer; Direktor Konsul Paul A. Zilling, Stuttgart, stellv. Vorsitzer; Eberhard Haug, Karlsruhe (Baden); Adolf Hopf, Amsterdam; Willy Staelin, Stuttgart; Dr. Hanns Waldhör, Wien; Prof, Dr. med. Bernhard Zoeppritz, Düsseldorf. Abschlußprüfer für 1943: Dr. Max Bansbach, Stuttgart. Stimmrecht: Je nom. RM 300,00 Stammaktie 1 Stimme, je nom. RM 100,00 Vorzugsaktie 1 Stimme. Gewinn-Verwendung: 5 % zum R.-F. (bis 10 % des Aktienkapitals), 6 % Dividende an Vorzugsaktien, 4 % an die Stammaktien, 10 % Tantieme an Aufsichtsrat (neben einem Fixum von Reichsmark 1.500,00 je Mitglied, Vorsitzer das Doppelte), Rest nach Hauptversammlung-Beschluß. Geschäftsjahr: 1. Januar bis 31. Dezember. Gründkapital: nom. RM 3.155.000,00, davon: nom. Reichsmark 3.150.000,00 Stammaktien in 10500 Stücken zu je RM 300,00 (Nr. zw. 1-12.000) und nom. RM 5.000,00 Vorzugsaktien in 50 Stücken zu je RM 100,00.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 1853]


ZEIT1943
THEMAZweck und Gegenstand des Unternehmens
TEXTGegenstand des Unternehmens: Fabrikation von Wollwaren aller Art, insbesondere von Wolldecken, Fortführung der Firma "Vereinigte Deckenfabriken Calw, Zoeppritz, Wagner u. Cie. in Calw sowie Beteiligungen an Unternehmungen ähnlicher Art. Erzeugnisse: Wolldecken, Kamelhaardecken (Schlafdecken), Reisedecken, Woilache. Säureloden, Schuhstoffe.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 1853]


ZEIT1943
THEMABesitzverhältnisse
TEXTGrundbesitz: Insgesamt etwa 286.000 qm. 17 Wohnhäuser für Angestellte und Arbeiter mit insgesamt 39 Wohnungen. Anlagen: Kunstwollreißerei, Wollwäscherei, Färberei, Spinnerei, Weberei, Walke und Appretur. Zweigniederlassung in Nagold.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 1853]