Siegle'sche Güterverwaltung, Syenitwerk Friedenfels

Allgemeines

FirmennameSiegle'sche Güterverwaltung, Syenitwerk Friedenfels
OrtssitzFriedenfels (ü. Marktredwitz)
Postleitzahl95688
Art des UnternehmensSyenitwerk
AnmerkungenSiehe auch allg. "Siegle'sche Güterverwaltung". Betreibt auch Brennerei, Sägewerk, Steinbruch
Quellenangaben[Reichs-Adreßbuch (1900) 271] [Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 38] [Voith-Referenzliste] [Rockstroh-Referenzliste]
Hinweise[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914)]: 38: Lagerplatz und Teilansicht; 39: Schleifmaschinenraum; 39: Pattenschleifmaschinen und Carborundumsägen




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1865 Gründung durch die Vorbesitzer
1888 Bau neuer Werkstätten und Anschaffung neuer Maschinen
1906 Lieferung einer Wasserturbine durch J. M. Voith, Heidenheim




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Syenit 1900 [Reichs-Adreßbuch (1900) 271] 1906 Lieferung Voith-Turbine (1900)  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1897 Maschinenfabrik und Eisengießerei, Eisenkonstruktionswerkst. und Kesselschmiede Heinrich Rockstroh




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1892 bis 1896 Lokomobile 1   unbekannt Leistung 25 PS    
1914 Kraftanalgen     unbekannt Leistung ges. 280 PS Dampf, Wasser und Elektrizität  
bis 1892 Lokomobile 1   unbekannt Leistung 8 PS    




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1 Nebenwerk zuvor Siegle'sche Gutsverwaltung  




Allgemeines

ZEIT1914
THEMABeschreibung
TEXTWährend früher in den Werken 15 bis 20 Mann mit der Verarbeitung einheimischer Granite und Syenite, meist aus den eigenen Brüchen beschäftigt werden konnten, kamen in der zweiten Hälfte der 80er Jahre die farbenprächtigeren nordischen Granite an den Markt, und es entstanden allenthalben in Deutschland, insbesondere auch in dem nahen Fichtelgebirge, neue Werke, die neben den einheimischen auch diese nordischen Gesteine schliffen und polierten. Die Friedenfelser Werke wurden alsbald vergrößert. Der Antrieb der Arbeitsmaschinen erfolgte um 1888 noch durch ein Wasserrad, das aus dem beim Werk gelegenen Stauweiher seine Kraft erhielt. Die Erweiterung folgte nun Schlag auf Schlag. Durch stetige Neuanschaffung von Arbeitsmaschinen erwies sich auch diese Betriebskraft mit der Zeit als zu klein, weshalb in den Jahren 1912 und 1913 ein durchgreifender Umbau mit Neubauten vorgenommen wurde. Acht große Sägen mit 1 bis zu 30 Sägeblättern, die teilweise Tag und Nacht im Betriebe sind, zerkleinern mächtige Granitblöcke in Werkstücke für Bau- und Monumentalarbeiten und in dünne Platten, die vorzugsweise zu Fassaden Verkleidungen Verwendung finden. Die zerteilten Granitblöcke wandern sodann in die Werkstätte, in der geübte Steinmetzen ihnen die erforderliche Form geben. Von da werden sie in die Schleifräume gebracht, wo 30 rotierende Schleifmaschinen das Schleifen und Polieren der glatten Flächen besorgen, während die an den Werkstücken angearbeiteten Gesimse, Verzierungen u. dcrgl. mühsam von Hand geschliffen und poliert werden müssen. Zwei große in der Horizontale sich drehende Eisenscheiben von 3,5 und 4,5 m Durchmesser dienen dazu, Quader ohne vorherige Bearbeitung durch den Steinmetzen abzuschleifen, während auf einer Drehbank an den zu runden Säulen bestimmten Blöcken durch Stahlscheibenmesser die vorstehenden Steinteile so lange abgesprengt werden, bis die kreisrunde Form gegeben ist. Zwei große Plattenschleifmaschinen ermöglichen den Schliff und die Politur von je ca. 5 qm Platten in einem einzigen Belag. Säulenschleifbänke dienen zur Fertigstellung von Säulen bis zu 6 m Länge. Am interessantesten sind die Spezialmaschinen für die Bearbeitung des harten Gesteins durch Carborundum, das auf keramischem Wege zu festen Scheiben gebunden ist. Hier fräst eine Maschine lange Gesimse aus dem rohen Stein heraus, während eine andere runde Gegenstände wie Urnen, Baluster u. dergl. herstellt und zwei weitere zum automatischen Sägen von Plattenkanten dienen. Mit einem Sandstrahlgebläse werden Verzierungen und Inschriften auf Grabdenkmäler hergestellt; den gleichen Zweck haben auch elektrisch betriebene Meißel. Außerdem sind für Nebenarbeiten noch kleinere Maschinen zum Bohren, Schleifen, Werkzeugschärfen und dergl. vorhanden. Ein Schienennetz, auf dem schwerere Steine durch eine Benzollokomotive befördert werden, durchzieht das ganze Werk und vermittelt den Verkehr zwischen den einzelnen Werkstätten und dem Rohsteinlagerplatz, auf dem ein mächtiger Drehkran das Heben der Granitblöcke besorgt. Das Absatzgebiet erstreckt sich neben ganz Deutschland - in Berlin wird eine eigene Verkaufsfiliale unterhalten - auch auf den übrigen Kontinent, aber auch Nord- und Südamerika, sowie unsere afrikanischen Kolonien weisen Erzeugnisse aus den Friedenfelser Werken auf, die zu den bedeutendsten ihrer Art in Deutschland zählen. Leider traf diese blühende Granitschleiferei-Industrie, die im nördlichen Bayern allein über 2000 Steinmetzen und -Schleifern lohnenden Verdienst bietet, ein harter Schlag, indem Stadt- und Friedhofverwaltungen - an der Spitze die Haupt- und Residenzstadt München - in ganz ungerechtfertigter Weise die Verwendung polierten Granits auf den Friedhöfen teilweise ganz, teilweise mit Einschränkungen verboten, so daß eine ganze Anzahl schwächer situierter Werke Gefahr läuft, aus Mangel an Beschäftigung zu Grunde zu gehen. Auch der Umsatz der Friedenfelser Werke, der seit 1885 auf den 30fachen Betrag gestiegen ist, dürfte dadurch erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden, zumal auch der Export durch Zollschranken, besonders nach Frankreich, sehr erschwert worden ist.
QUELLE[Industrie der Oberpfalz in Wort und Bild (1914) 38]