Städtisches Elektrizitätswerk Pforzheim

Allgemeines

FirmennameStädtisches Elektrizitätswerk Pforzheim
OrtssitzPforzheim
StraßeEnzstr.
Art des UnternehmensElektrizitätswerk
AnmerkungenAb 1894 Gleichstomwerk beim Gaswerk (Lokomobile und Gasmotor) mit Zweileiter (225 - 300 V; 1,6 km) zur Unterstation in den Kellern des Rathauses mit Akkumlulatorenstation, dann Dreileitersystem (Kabel und Freileitungen) zu den Verbrauchern. Das Werk dient vorwiegend dem Betrieb von Motoren (um 1895: rd. 450 Stück mit 100 kW). Leistung um 1895: 185 kW, 3700 Glühlampen à 16 Normalkerzen. Ab 1897 neues Werk (Wasser- und Dampfkraft) im Rennfeld (Enz-, Wörth- und Rennfeldstraße).
Quellenangaben[Pfrommer: 100 Jahre Strom für Pforzheim (1994)] [Voith-Referenzliste] [E.A.G. vorm Schuckert: Zentralanlagen (ca. 1895)]
Hinweise[BBC: Verbreitung der Dampfturbine, System Brown, Boveri-Parsons (1905)]: Abb. der Turbinenanlage




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
06.08.1880 Der Stadtverordnete Dr. Adolf Richter versichert, daß das elektrische Licht keine Gefahr für das städtische Gaswerk darstelle, "da für die hiesige Industrie das elektrische Licht nicht anwendbar sei".
1887 Es wird der Bau eines Elektrizitätswerks erwogen, auch zur Lieferung von Kraftstrom für die Bijouterieindustrie. Der entwurf stammt vom dem Karlsruher Ingenieur Max Pfeifer. Es ist geplant die 55 PS Wasserkraft der Kompagniesägemühle auf dem Rennfeld (seit 1887 in städtischem Besitz) zur Stromerzeugung zu nutzen, ergänzt durch einen 50-PS-Gasmotor. Die Kosten werden auf 117.000 Mark geschätzt. Der Plan wird nicht verwirklicht.
09.10.1889 Die Baukommission zeigt sich an einem Angebot der AEG für ein Elektrizitätswerk mit Wasserkraft und Dampfkraft als Hilfsenergie interessiert
28.10.1889 Es liegt ein detaillierter Vertragsentwurf der AEG für ein Elektrizitätswerk. Für etwaige Verluste des Gaswerks wird dieses mit 10 Prozent der Bruttoeinnahmen des Elektrizitätswerks entschädigt.
Dez. 1889 Max Pfeifer erläutert als Ratgeber des Stadtrates die Vor- und Nachteile des Betriebes durch eine Privatgesellschaft.
Mitte Apr. 1890 Max Pfeifer demonstriert als Beauftragter der Firma "Schuckert & Co." in der Turnhalle die Funktionsweise eines Elektrizitätswerks.
14.05.1890 Der Stadtrat beschließt, ein künftiges Elektrizitätswerk selbst zu betreiben. Die Firma Schuckert bekommt den Auftrag, ein Projekt für 100 PS auszuarbeiten.
11.06.1890 Nach einem Aufruf am 11. Juni melden innerhalb weniger Tage 50 Betriebe ihren Kraftbedarf zwischen 1 und 50 PS an. Der Energiebedarf wird allerdings meist überschätzt.
23.08.1890 Es liegt der Plan der Firma Schuckert (Nürnberg) zum Bau eines Elektrizitätswerks auf dem Gelände der Kompagnie-Sägemühle vor. Es soll ohne Wasserkraft und mit zwei stehenden Dampfmaschinen von 110 bis 140 PS betrieben werden. Veranschlagt sind 195.000 Mark Baukosten und ein jährlicher Reingewinn von 21.000 Mark (8,5 Prozent des Anlagekapitals). Mit Lichtstrom soll nur die Kunstgewerbeschule versorgt werden. Der Rest ist Motorenstrom (80 PS) für Gewerbebetriebe.
Nov. 1890 Die Firma Helios (Köln) legt die Pläne zum Bau eines Elektrizitätswerks mit drei stehenden Dampfmaschinen (Je 70 PS) vor. Lt. unvollständigem Kostenvoranschlag 128.000 Mark für Kraftwerk mit den Maschinen sowie 14 km Kabel und 10 km Freileitung.
März 1891 Der Bügerausschuß setzt eine "Commission für elektrische Kraftübertragung" unter dem Vorsitz von Obergürgermeister Ferdinand Habermehl, den Stadträten Willhelm Hepp und Dr. Adolf Richter und weiteren, ferner Stadtbaumeister Eduard Dettling ein. Sie läßt sich vom Karlsruher Professor Meidinger und dem Telegraphen-Kontrolleur Stolz (Karlsruhe) über Fragen der Elektrizität informieren. Beide Experten raten die Einführung von Gleichstrom.
17.11.1891 Die Kommission für das städtische Gaswerk beschließt, auf die Aufstellung eines vierten Gasbehälters zu verzichten und statt dessen ein Elektrizitätswerk mit Gasmotoren zur Versorgung der Industrie zu bauen.
07.12.1891 Der Stadtrat schließt sich dem Votum der Gaskommission an und bestellt bei der Firma Schuckert in Nürnberg ein Projekt für ein Elektrizitätswerk mit Gasmotoren. - Helios in Köln hatte es abgelehnt, ein solches Projekt zu erarbeiten, da es für zu teuer beurteilt wird.
Juli 1892 "Schuckert & Co." stellt das Projekt für ein Elektrizitätswerk mit Gasmotoren fertig.
18.12.1892 Bei einer Sitzung der Elektrizitätskommission rät der Frankfurter Ingenieur Dr. Oscar May von der Verwendung kleiner Wasserkräfte ab, und das Projekt auf Gas- oder Dampfkraft wird vornagetrieben. Dr. May empfiehlt auch die Abgabe von Lichtstrom mit einzuplanen.
21.02.1893 Der Gutachter Dr. May weist nach, daß reiner Dampfbetrieb zwar entschieden günstiger ist als reiner Gasbetrieb, daß aber eine Gasmotoren-Reserve auf dem Gelände des Gaswerks günstig ist. Er stellt neue Ausschreibungsunterlagen zusammen: Ein Werk mit zwei Dampfgeneratoren mit je 100 PS und einem Gasmotor mit 80 PS, dazu eine Akkumulatorenanlage.
20.04.1893 Siemens & Halske liefert ein Angebot für ein Werk mit drei stehenden Verbunddampfmaschinen
03.05.1893 Abgabe eines Angebots durch "Schuckert & Co." auf der Basis des technischen Gutachtens von Dr. O. May (Kombiniertes Dampf- und Gasmaschinenwerk)
21.10.1893 Der Stadtrat gibt "Mitteilungen über die Grundzüge des Projekts eines städtischen Centrale für die Übertragung von elektrischer Kraft" heraus und fordert die künftigen Abnehmer von elektrischer Energie auf, ihren vorläufigen Kraft- und Lichtbedarf anzumelden
28.12.1893 Der Bürgerausschuß stimmt dem Bau einer elektrischen Zentrale mit nur 1 Gegenstimme zu. Es liegen Anmeldungen für 100.000 Pferdekraftstunden vor. Damit ist die Mindestanfrage bereits um ein Viertel überschritten. Die Bauausführung wird zu einem Gesamtpreis von rd. 290.000 Mark an die "E.A.G. vorm Schuckert & Co.", vertreten durch Max Pfeifer, übertragen. Den Bau des Maschinenhauses und der Gas- und Wasserleitungen übernimmt die Stadt. Das Werk soll auf städtischem Gelände östlich des Gaswerks für 200 PS im Normalbetrieb und mit 100 PS Reserve errichtet werden. Der Gleichstrom als Fünfleiter-Anlage von 550 bis 600 V soll zu zwei Unterstationen im Rathaus und in der Kunstgewerbeschule transportiert und von dort durch ein unterirdisches Kabelnetz verteilt werden. - Ausgeführt wird eine Dreileiter-Anlage 2 x 110 V.
01.02.1894 Baubeginn
Juni 1894 Formeller Vertragsabschluß mit der "E.A.G. vorm Schuckert" zum Bau des Elektrizitätswerks
08.06.1894 Das Großherzogliche Ministerium des Innern erteilt die Genehmigung zur Entnahme von Speisewasser aus der Enz und gestattet die Einleitung des Kondensationswasser in den Fluß.
18.06.1894 Der Bürgerausschuß stellt einen Kredit von 49.000 Mark für den Bau des Leitungsnetzes zur Verfügung. Die Gesamtkosten betragen somit 410.000 Mark.
10.09.1894 Der Bürgerausschuß stellt die Stromlieferungsbedingungen ohne Mindestabnahmeverpflichtung und einem Motorenstromtarif von 25 Pf/kWh fest. Der Lichtstromtarif beträgt 4 Pf je 16kerziger Glühlampenstunde, Bogenlampen kosten 8 Pf/Ah, ferner 50 Pf Grundgebühr je installierter Bogenlampe.
11.10.1894 Das Werk geht ans Netz. Die Maschinenanlage besteht aus einer Lokomobile und einem Gasmotor mit je 120 PS und zwei Dynamomaschinen mit 53 und 40 kW. - In den folgenden Tagen finden Garantieversuche mit den Kraftmaschinen statt. Die Hausinstallationen sind noch nicht abgeschlossen.
15.10.1894 Betriebseröffnung
20.10.1894 Abnahmeversuche am Gasmotor der Gastmotorenfabrik Deutz. Der Gasverbrauch beträgt maximal 660 l/PSh bei einem Heizwert des Gases von 5.500 kcal/Nm
22.-23.10.1894 Abnahmeversuche an der Wolf'schen Lokomobile. Die Leistung wird zu 125,6 PS bei einem Kohleverbrauch von unter 1 kg/PSh ermittelt
29.05.1895 Einweihung des Pforzheimer Rathauses mit einer Einweihungsfeier des Elektrizitätswerks im Beisein von Großherzog Friedrich I.
Ende 1895 Es sind 141 Abnehmer von Motorenstrom (176 PS) und 165 Lichtkunden angeschlossen. Es wurden 141.000 kWh erzeugt, davon 105.000 kWh für Motoren und Lampen und 21.000 kWh vom Werk selbst.
1895 Im ersten Haushaltsjahr erwirtschaftet das Werk Einnahmen von 67.500 Mark und Ausgaben von 49.000 Mark. Nach Abzug der planmäßigen Kapitaltilgung verbleibt ein Reingewinn von 8.700 Mark.
10.01.1896 Der 38 jährige Max Werner aus Grenzersdorf (Grafschaft Glatz) wird als Inspektor des Elektrizitätswerks eingestellt
Ende 1896 Im zweiten vollen Betriebsjahr hat das Werk 176 Abnehmer mit 576 Motoren von zusammen 360 PS, ferner 191 Kunden für Lichtstrom für 3.000 Glühlampen und 44 Bogenlampen
12.04.1897 Bürgerausschuß-Vorlage, in der Mittel zur Errichtung einer "Elektrizitätswerks-Filiale" angefordert werden. Der Bau ist nötig, da im Westen der Stadt der Strombedarf viel größer ist als vorher angenommen. Das Werk soll im Bereich der Compagnie-Mühle mit vergrößerter Wasserkraft (neue Führung des Unterwasserkanals und Erhöhung des Gefälles des Metzelgrabens von 2 auf 3 m. Mit einer Wassermenge von 6 cbm/s ist eine Wasserkraft von im Mittel 140 PS (80 - 190 PS) möglich.
12.04.1897 Der Bürgerausschuß stimmt dem Kauf der Nonnenmühle (Sägewerk, Grundstücksfläche: 2.128 qm) mit 40 PS Wasserkraft zu.
31.05.1897 In der Bürgerausschußsitzung wird die Lage des neuen Elektrizitätswerk im Bereich der Compagniemühle festgelegt. Man einigt sich auf das Rennfeld als Standort. Am selben Tag werden 166.000 Mark für den ersten Bauabschnitt genehmigt. Das Dampfmaschinenhaus entsteht im Garten des früheren Inhabers der Nonnenmühle.
Nov. 1897 Die Stromproduktion mit einer Dampfmaschine wird im neuen Werk im Rennfeld aufgenommen.
1898 Lieferung von 2 Wasserturbinen durch J. M. Voith, Heidenheim
28.03.1898 Der Bürgerausschuß entscheidet sich für den Ausbau der Wasserkraft. Die alte Dampfanlage soll als Reserve dienen, und die alte Batterie kann umgetauscht werden. Die Gesamtkosten betragen daher nur 385.000 Mark
01.04.1898 Otto Weiss tritt seine Stelle als Maschinenmeister an. Er war früher bei der Kaiserlichen Marine und kennt sich daher gut mit stehenden Dampfmaschinen aus.
Frühsommer 1898 Im Laufe des Frühsommers werden die Bauarbeiten an der Wasserkraftanlage beendet.
Herbst 1898 Die gesamte Stromerzeugung wird von der Dampfanlage im Rennfeld übernommen. Der Betrieb beim Gaswerk wird stillgelegt und die Einrichtung abmontiert.
1898 Die Steigerung des Stromverbrauchs um 34 Prozent übersteigt alle Erwartungen. Der Anschlußwert steigt seit 1896 von 338 auf 774 kW. Die Anzahl der Lampen (einschl. Bogenlampen) vergrößert sich in diesem Zeitraum von 3.000 auf 5.350 Lampen, die der Motoren von 464 auf 870.
01.07.1899 Die beiden Turbinen laufen an.
1901 Der Anschlußwert beträgt 1.492 kW. Da zur Zeit des höchsten Strombedarfs 30% der Leistung gefordert werden, ist die vorhandene Maschinenanlage (533 kW) überfordert, zumal eine Dampfmaschine als Reserve vorgehalten werden muß.
1902 Lieferung einer Wasserturbine durch J. M. Voith, Heidenheim
1902 Eine Vergrößerung des Werks ist nicht mehr zu umgehen. Die Enz muß in die Wasserkraftanlage mit einbezogen werden.
07.04.1902 Der Bürgerausschuß stimmt der Beschaffung einer dritten Turbine für 22.500 Mark zu. - Eine Woche später wird die Korrektion der Enz zwischen Auer Brücke und Arndtstraße genehmigt. Die Enz wird mit einem Aufwand von 380.000 Mark hochwassersicher ausgebaut, die Uferböschungen werden durch Steinmauern ersetzt, das alte Roßwehr fällt weg. (Die anliegenden privaten Wasserkräfte werden bereits von der Stadt übernommen worden.)
Ende 1902 Die dritte Wasserturbine läuft an, und das Rennfeld-Werk ist nur voll ausgebaut.
bis Sept. 1903 Seit April 1902 werden 264 kW neu angeschlossen.
26.10.1903 Der Bürgerausschuß beschließt eine Vergrößerung der Dampfanlage. Man entscheidet sich für die Beschaffung von zwei Parsons-Dampfturbinen (je 300 kW Leistung) der BBC in Baden (Schweiz). Die Baukosten sind mit 355.000 Mark kalkuliert. Die Erweiterungsbauten werden im repräsentativen Stil errichtet.
07.05.1906 Der Bürgerausschuß stimmt der Beschaffung von zwei Dampfturbinen von je 500 kW und vier Wasserrohrkessel mit Kettenrost zu. - Durch den Erwerb des Anwesens Wörthstr. 2, das wie ein Keil in das Werksgelände hereinragt, können die Platzverhältnisse verbessert werden.
Dez. 1906 Der Bürgerausschuß genehmigt die Pläne für das neue Kesselhaus, das an die bestehende Maschinenhalle angebaut wird. Die Arbeiten sollen bis spätestens Ende Mai 1907 abgeschlossen sein.
Sept. 1907 Der Leiter des Hochbauamts, Alfred Roepert, legt den Plan für ein Verwaltungs- und Betriebsgebäude im Rennfeld vor.
Jan. 1908 Beginn der Bauarbeiten für das neue Verwaltungs- und Betriebsgebäude
27.06.1908 Prof. Pfarr erstellt ein Gutachten für den Bau eines Nagoldwerks (Wasserkraftwerk) zur Stromversorgung der Stadt Pforzheim.
1909 Lieferung von 3 Wasserturbinen durch J. M. Voith, Heidenheim
1909 Durch die Fortsetzung der Enz-Korrektion kann die nutzbare Wassermenge für das Rennfeld-Kraftwerk von 10 auf 15 cbm/s erhöht werden. Es werden im Spätjahr drei neue Wasserturbinen (je 250 PS) in Betrieb genommen.
17.03.1910 Der Bürgerausschuß reduziert den Grundpreis für Licht von 55 auf 45 Pf/kWh und den Krafttarif von 25 auf 23 Pf/kWh mit Mengenrabatt bis 18 Pf/kWh
Okt. 1911 Die Stromversorgungsanlagen für die Straßenbahn (deren Inbetriebnahme am 1. Dezember) sind fertiggestellt. Sie bestehen aus einem Gleichstromumformer und zwei Pufferbatterien und sind für Leistungsspitzen bis 400 PS ausgelegt.
1912 Der Minimaltarif für Kraftstrom wird ganz aufgehoben und der Lichttarif auf 40 Pf/kWh und der Krafttarif auf 20 Pf/kWh ermäßigt
1912 Die Abnehmerzahlen steigen um 16,6 Prozent, der Anschlußwert erhöht sich um 13,3 Prozent. Auch wegen der Stromlieferung an die Straßenbahn erhöht sich die Belastung des Werks um 44,3 Prozent. Damit liegt die zu erwartende Höchstbelastung bei 1.900 kW knapp unter der Maximalleistung des Rennfeldwerks (2.400 kW, abzüglich einer Sicherheit von 500 kW bei Ausfall der größten Dampfturbine).
29.04.1912 Der Bürgerausschuß stimmt dem Bau eines Wasserkraftwerks im Nagoldteil grundsätzlich zu und erteilt gegen die Stimme von Agutst Kayser die Einwilligung zur lange diskutierten Vereinigung der Gemeinde Dillweikßenstein mit der Stdt Pforzheim zum ersten Januar des folgenden Jahres.
29.07.1912 Beschluß zum Bau eines neuen Kraftwerks (Nagoldwerk) am Kupferhammer.
29.07.1912 Der Bürgerausschuß genehmigt einen beschränkten Wettbewerb zur Erlangung von Spezialplänen und Preisangeboten zum Bau des Nagoldwerkes
29.08.1912 Beschluß für die Beschaffung der Maschinenanlagen für das neue Nagoldwerk. Kosten: 785.000 Mark. Die Standortfrage wird nicht behandelt. Entscheidend für den neuen Standort ist weniger die Kohlenzufuhr als die Versorgung mit Wasser. Wegen der Entfernungen bei der Versorgung von Brötzingen und der Nordstadt kommt nur Drehstrom in Frage. Direktor Werner setzt sich für eine Kombination von Wasser- und Dampfkraftwerk ein.
20.02.1913 In einer öffentlichen Versammlung wendet sich der Architekt und Mitglied des Stadtverordnetenvorstandes Heinrich Deichsel gegen "die Verschandelung des Kupferhammers. - Auch der Verein für den Heimatschutz wendet sich gegen den Bau des neuen Kraftwerks.
28.02./01.03.1913 Das Preisgericht für den beschränkten Wettbewerb zur Erlangung von Spezialplänen und Preisangeboten zum Bau des Nagoldwerkes tagt. Es kann sich nicht zur Vergabe eines Ersten Preises (1.500 Mark) entschließen, jedoch werden die Entwürfe von "Grün & Bilfinger", "Maurer & Colli" und "Dyckerhoff & Widmann" mit einer besonderen Vergütung von 500 Mark ausgezeichnet.
06.03.1913 Der Bürgerausschuß lehnt den Standort Kupferhammer für das neue Dampfkraftwerk ab. Die Entscheidung fällt einstimmig für eine Dampfturbinenwerk im oberen Enztal im Gewann "oberer Weiher" mit ausreichender Wasserversorgung und den Möglilchkeiten für einen Gleisanschluß.
19.11.1913 Baubeschluß für das Dampfturbinenwerk im oberen Enztal im Gewann "oberer Weiher". Der Bürgerausschuß genehmigt 296.000 Mark für die Gebäude für die bereits bestellte Dampfturbine. Im ersten Bauabschnitt sollen zwei Dampfkessel und eine Dampfturbine mit 1500 kVA = 1200 kW aufgestellt werden. Der gesamte Bauplatz muß zum Hochwasserschutz um 2,70 m aufgeschüttet werden.
01.12.1913 Es erscheinen neue Stromlieferungsbedingungen
Dez. 1913 Baubeginn für das Dampfturbinenwerk im oberen Enztal. - Der Kriegsbeginn behindert zunächst die Fertigstellung, da bei den Lieferfirmen ein Teil des Personals eingezogen wird.
21.01.1914 Brötzingen wird neun Jahre nach der Eingemeindung an die Stromversorgung angeschlossen.
Okt. 1915 Erste Probeläufe mit der Turbine im Dampfturbinenwerk im oberen Enztal
15.05.1916 Das Dampfturbinenwerk im oberen Enztal geht in den Dauerbetrieb
13.01.1917 Im Keller des Rennfeld-Werkes explodieren um 18.30 Uhr zwei unichte Benzinfässer. Vier Menschen kommen ums Lebe, hoher Sachschaden.
15.04.1918 Der Bürgerausschuß stimmt der Beschaffung einer bei BBC Baden (Schweiz) vorhandenen Dampfturbine (1400 kW), Kosten: 340.000 Mark, zu. Dafür müssen 380 kg Kupfer, 87 kg Zinn und 6,9 kg Antimon als Kompensationsmaterial zur Verfügung gestellt werden. - Wegen der Kriegswichtigkeit der Pforzheimer Industrie stellt das Kriegsministerium am 22. Mai den Metellfreigabeschein aus.
10.03.1919 Bei der Bürgerausschußsitzung kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen, als Bürgermeister Habermehl das sehr hohe Defizit des Werkes für 1918 erläutert: Anstelle eines erwarteten Überschusses beträgt das Defizit 125.000 Mark. Ursachen waren der erhöhte Kohlenverbrauch und die unterlassene Trriferhöhung zum Kauf der teuren Dampfturbine.
23.05.1919 In der letzten Sitzung des Bürgerausschusses treffen die Stadtverordneten die Entscheidung zum Anschluß der Stromversorgung an das Überlandnetz des staatlichen Murgwerks und stimmen dem Abschluß eines Stromlieferungsvertrags mit der Stromhandelsstelle in Karlsruhe zu.
Spätsommer 1919 Die bei BBC Baden (Schweiz) bestellte Dampfturbine (1400 kW) wird montiert.
17.10.1919 Wegen Kohlenmangel wird der Straßenbahnbetrieb ganz eingestellt.
20./21.10.1919 Die Lieferung von Kraftstrom wird eingestellt, das die Kohleversorgung unterbrochen ist.
04./05.11.1919 Wegen der Probleme mit der Kohleversorgung wird Lichtstrom nur von 16.30 und 20.00 Uhr zur Verfügung gestellt.
28.11.1919 Der wegen Kohlenmangel eingestellte Straßenbahnbetrieb wird wieder aufgenommen.
30.01.1920 Der Straßenbahnverkehr wird wegen Kohlenmangel eingestellt
11.02.1920 Der Straßenbahnverkehr wird wieder aufgenommen
13.05.1920 Tod des 62jährigen Direktors Max Werner
28.06.1920 Das Elektrizitätswerk wird an das überregionale Elektrizitätsnetz angeschlossen. Die Anschlußkosten betragen 1.469.000 Mark
11.04.1921 Es müssen für den Anschluß an das überregionale Elektrizitätsnetz 650.000 Mark nachgeschossen werden.
02.01.1945 Zerstörung der Wasserkraftanlage am Rennfeld
23.02.1945 Am Abend legen 369 Maschinen der Royal Air Force die Stadt in knapp 22 Minuten in Schutt und Asche. Der gesamte Gebäudekomplex am Rennfeld wird zerstört; das Bedienpersonal der Wasserkraftanlage kommt ums Leben. Das benachbarte Nonnenwehr wird erheblich beschädigt
24.03.1945 Das Badenwerk stellt seine Stromlieferung nach Pforzheim ein.
02.06.1945 Das Badenwerk liefert über seine beiden 20-kV-Leitungen wieder Strom nach Pforzheim
Anfang Sept. 1945 Das Badenwerk nimmt die 110-kV-Fernleitung von Scheibenhardt nach Pforzheim wieder in Betrieb
Frühj. 1949 Die Dampfkraftanlage im Brötzinger Tal wird endgültig stillgelegt, da ihre Leistung zur Deckung des Spitzenbedarfs nicht ausreicht und die Anlage im Vergleich zum Strombezug vom Badenwerk unwirtschaftlich arbeitet
01.01.1950 Der dritte Stromlieferungsvertrag mit dem Badenwerk tritt rückwirkend in Kraft
1951 Lieferung von 2 Francis-Schachtturbinen durch J. M. Voith, Heidenheim




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Elektrizität 1894 Beginn 1898 Lieferung Voith-Turbinen(n) Erzeugung mittels Dampf-, Gas- und Wasserkraft. [Schuckert]: ab 15.10. i.B.




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Lokomobile 1894/95 R. Wolf Aktiengesellschaft
Dampfmaschine 1897 Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft
Dampfmaschine 1899 Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1895 Akkumulatorenbatterie 1 im Rathaus unbekannt Kapazität normal 700 Ah 60 Zellen für 700 Ah; Kapazität 640 - 870 Ah bei 3- bis 10stündiger Entladung. Dazu eine Lademaschine (1 Motor und 2 Generatoren) Stromspeicherung
1895 Dynamomaschinen 2 E-Werk beim Gaswerk Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung je 53 kW Nr. 8650 und 8653, Spannung 225 - 300 V. Antrieb durch Lokomobile Stromerzeugung
1895 Gasmotor 1 E-Werk beim Gaswerk Gasmotoren-Fabrik Deutz AG Leistung normal 120 PS Zweizylindermotor, Leistung: 120 PS - 140 PS (maximal), d= 420 mm, h= 760 mm, 2 Schwungräder D= 3000 m, b= 300 mm Generatorantrieb
1895 Dynamomaschinen 2 E-Werk beim Gaswerk Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung je 40 kW Nr. 8749 und 8750, Spannung 225 - 300 V. Antrieb durch Gasmotor Stromerzeugung
ab 1897 Dampfkessel 2 Rennfeld-Werk Wagner & Eisenmann, Kesselfabrik Heizfläche je 140 qm Batteriekessel mit Tenbrink-Feuerung. p= 8,5 atm  
ab 1897 Gleichstromgenerator 1 Rennfeld-Werk Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung 132 kW n= 145 U/min, Spannung: 240 V. Direkt mit einer stehenden Dampfmaschine gekuppelt  
ab 1898 Akkumulatorenbatterie 1 Rennfeld-Werk Accumulatoren-Fabrik Akt.-Ges. Kapazität 2160 Ah Entladestromstärke: 720 A bei dreistündiger Entladung. Ladung durch zwei Zusatzmaschinen oder die beiden von der Lokomobile angetriebenen Dynamos  
ab 1899 Gleichstromgenerator 1 Rennfeld-Werk Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung 210 kW n= 145 U/min, Spannung: 240 V. Direkt mit einer stehenden Dampfmaschine gekuppelt  
ab 1899 Gleichstromgeneratoren 2 Rennfeld-Werk Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung je 84 kW Spannung 240 V, n= 500 U/min, Riemenantrieb von jeweils einer Francis-Turbine Stromerzeugung
ab 1902 Gleichstromgenerator 1 Rennfeld-Werk Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, vormals Schuckert & Co. Leistung 84 kW Spannung 240 V, n= 500 U/min, Riemenantrieb von einer Francis-Turbine Stromerzeugung




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1895 4       Elektrotechniker und Maschinenmeister Maximilian Kolb, Maschinist Josef Hasselberger und die Heizer Fridolin Echle und Christof Friedrich Bott