Heinrich Otto & Söhne, Baumwollspinnerei und -weberei

Allgemeines

FirmennameHeinrich Otto & Söhne, Baumwollspinnerei und -weberei
OrtssitzWendlingen (Neckar)
OrtsteilUnterboihingen
Postleitzahl73240
Art des UnternehmensBaumwollfabrik
AnmerkungenUrsprünglich in Nürtingen (dort seit 1873 "A. Melchior & Co.", s.d.). Spinnerei in Unterboihingen (ab 1859) und Werk in Wendlingen (ab 1885). Auch Werke in Reichenbach (seit 1877), Neckartenzlingen (seit 1881), Plochingen (1893; s.d.), Neckarhausen (seit 1900) und Köngen (seit 1910). Um 1990: "Otto Textilwerke GmbH & Co" (s.d.). Die Baumwollspinnerei hat um 1885 eine Gasanstalt. Die Weberei umfaßte zunächst fünf, später zehn Shedreihen (Außenmaße 70 x 87 Meter,
rund 5000 qm Grundfläche) und bot Platz für 600 Webstühle.
Quellenangaben[Renz: Philipp Jakob Manz (2003) 35] [Gebr. Sulzer: Verz. ... Dampfmaschinen (um 1900)] [Stat. Mitt. Gaswerke (1885) 760]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
22.01.1791 Geburt von Immanuel Friedrich Otto in Stuttgart
1806 Immanuel Friedrich Otto tritt als Lehrling in die Türkischrotfärberei "Palm & Varnbühler" in Berg bei Stuttgart ein
29.12.1814 Immanuel Friedrich Otto erwirbt von "Firma Authenrieth, Frank & Cie." in Nürtingen die Wasserkraft und die unvollendete Baumwollspinnerei.
18.06.1815 Der aus einer Stuttgarter Textilkaufmannsfamilie stammende Immanuel Friedrich Otto erwirbt eine ehemalige Ölmühle in Nürtingen mit Wasserkraft am Neckar. Er nutzt die Anlage anfänglich zum Mahlen von Krapp und anderen Textilfarben. Seine Haupttätigkeit wendet er der von ihm begründeten Garnhandlung zu und erwirbt sich rasch in weitem Kreise einen geachteten Namen. Die Kenntnisse in der Türkischrot-Fäberei, die er sich während seiner Lehre bei "Kylius & Co." in Stuttgart-Berg angeeignet hat, und die Nähe des Neckars veranlassen ihn bald, eine Türkischrot-Garnfärberei einzurichten.
1816 Die Baumwollspinnerei von Immanuel Friedrich Otto in Nürtingen geht in Betrieb
1815/17 Gründung der Textilfabrik Otto in Nürtingen
1820 Geburt von Heinrich Otto sen.
1844 Heinrich Otto tritt in das väterliche Unternehmen ein
1849 Geburt von Robert Otto
Aug. 1859 Baubeginn der viergeschossigen Spinnerei in Unterboihingen in Bauweise der Firma Rieter, die von den Architekten Friedrich Silber und Otto Tafel künstlerisch abgewandelt wird, nach englischem Vorbild in Ziegelbauweise auf einer Pfahlrostgründung. Die Grundfläche beträgt 106 x 23 m, mit engem Stützraster (3,58 x ca. 4,40 Meter). Die Haupttransmission (Wasserkraft-Antrieb) verläuft im Souterrain.
1860/61 Otto baut eine große Wasserkraftanlage am Neckar zwischen Ober- und Unterboihingen zum Bau einer modernen Spinnerei
1861 Inbetriebnahme der Spinnerei in Unterboihingen als viergeschossiger Ziegelbau nach Plänen von Jakob Rieter, Winterthur
1865 Endausbau der Spinnerei in Unterboihingen. Sie hat eine Kapazität von ca 23.000 Spindeln und ist mit britischen (Parr Curtis, Platt Brothers/Oldham) und Schweizer Textilmaschinen (Rieter/Winterthur) ausgestattet.
01.01.1872 Der Chemiker Albert von Melchior (*17.05.1844 +13.03.1913) tritt in die Firma "Heinrich Otto & Söhne" in Nürtingen ein. - Später übernimmt er die Leitung der Firma
1873 Aufteilung des Unternehmens: Den Betrieb in Nürtingen erhält der Schwiegersohn Heinrich Ottos, Albert Melchior, das Werk in Unterboihingen sein ältester Sohn Robert.
02.05.1875 Tod von Immanuel Friedrich Otto in Nürtingen
1877 Heinrich Otto gründet für seinen jüngeren Sohn Heinrich eine Firma in Reichenbach.
1886 Errichtung des Wasserturbinenhauses
1886 Errichtung des Weberei-Shedbaues in Wendlingen mit fünf Shedreihen, Transmissionsantrieb im Untergeschoss und zweigeschossigem Kontorhausvorbau
1886/87 Errichtung der Wendlinger Kraftzentrale mit Kessel- und Maschinenhaus
1887 Neubau des Werks in Wendlingen nach Plänen der schweizerischen Firma Honegger, das von Otto Tafel künstlerisch abgewandelt wird. Ph. J. Manz ist seit März 1887 als Bauleiter für Tafel tätig.
1888/89 Errichtung des dreigeschossigen Spinnereibaues in Wendlingen
1888 Errichtung des viergeschossigen Baumwollmagazins nördlich des Batteurs in Wendlingen
1889 Errichtung des zweigeschossigen Batteurgebäudes nördlich der Spinnerei in Wendlingen
1891 Lieferung einer Francis-Turbine durch J. M. Voith, Heidenheim
1891 Tod von Robert Otto
1892 Erweiterung der Weberei in Wendlingen nach Süden um weitere fünf auf nun-mehr zehn Shedreihen
1893 Lieferung einer Spiralturbine durch J. M. Voith, Heidenheim
1893 Bau eines Speisesaals in Wendlingen
1902 Lieferung einer Francis-Turbine durch J. M. Voith, Heidenheim
1902 Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts der Spinnerei (deren Grundfläche jetzt 71,5 x 33,5 m). Der Bau kann nun 17.500 Selfactor- und 6000 Ringspindeln aufnehmen. Die maschinelle Ausstattung stammt von den britischen Herstellern "Platt Brothers" in Oldham und "Samuel Brooks" in Manchester.
1904 Lieferung einer Francis-Turbine durch J. M. Voith, Heidenheim
1906 Tod von Heinrich Otto
1907 Heinrich Otto jun. (in Reichenbach) sowie Fritz Otto und Fritz Engels (Unterboihingen) bauen im 300 km westlich der Hauptstadt Daressalam gelegenen Kilossa in Deutsch-Ostafrika eine große Baumwollpflanzung auf.
1910 Lieferung einer Wasserturbine durch J. M. Voith, Heidenheim
1910 Bau des Maschinenhauses für die Bergmann-Dampfturbine
1924 Bau des neuen Speisesaals
1925 Bau der Ausrüstung als Shedhalle südwestlich der Weberei
1927 Bau der Kraftzentrale mit Turbinen- und Kesselhaus in Wendlingen
1927/28 Bau der Garn-Färberei am Betriebskanal
1928 Bau des Verwaltungsgebäudes und des neuen Portierhauses in Wendlingen




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Baumwollgarne 1861 Beginn in Unterboihingen 1910 Lieferung Voith-Turbine  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine vor 1900? Gebr. Sulzer AG




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1877 Nebenwerk danach Heinrich Otto, Baumwollspinnerei und -weberei  
1894 Nebenwerk danach Heinrich Otto & Söhne, Werk Plochingen  




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAbetriebseigenes Gaswerk
TEXTUrsprünglich eine Steinkohlen-Gasanstalt, welche aber mehrere Jahre vor 1885 in eine Öl-Gasanstalt umgebaut worden ist. Dieselbe hat 2 Retorten, Scrubber, Reiniger und Gasbehälter für ca. 150 m³ Gas. Die Anzahl der Flammen beträgt ca. 400. Näheres Journ. f. Gasbel. 1872, 25.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 760]