Zeit |
Ereignis |
1823 |
Der Franzose Florentin Robert gründet in Wien gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig das Großhandelsunternehmen "Robert & Co." und gestaltet die Krappmühle in Himberg (NÖ) zu einer Farbwarenfabrik um. - Er hatte zunächst Theologie in Grenoble studiert, übernahm 1816 die Verwaltung des Gutes eines Onkels in Bayern und trat 1819 in das seinen Onkeln gehörende Bankhaus Baboin in Wien ein. |
1823 |
Florentin Robert gründet zusammen mit seinem Bruder Ludwig die erste chemische Produktenfabrik der österreichischen Monarchie in Oberlam b. Hallein (Salzburg) und übernimmt 1831 deren Leitung. |
04.06.1826 |
Geburt von Julius Robert als Sohn von Florentin Robert in Himberg (NÖ). - Seine aus Augsburg stammende Mutter sirbt, als er fünf Jahre alt ist, und er verbringt seine Kinderjahre bei der Familie Reimond in Wien, ehe er in Grenoble auf die Schule geht. |
1836 |
Florentin Robert erhält die Erlaubnis, eine Zuckerfabrik auf dem Anwesen von Erzherzog Karl Ludwig zu bauen. |
1837 |
Der Industrielle Florent Robert (*19.04.1795 in Iseron, Frankreich) gründet die Fabrik. Sie arbeitetanfangs nach dem Levigationssystem. |
05.1837 |
Vertragsabschluß zum Bau einer Zuckerfabrik auf dem Anwesen von Erzherzog Karl Ludwig. Jährliche Miete von Grundstücken und Gebäuden, wo die Zuckerfabrik entswtehen soll (z.B. der Maierhof im Schloß, Gebäude, Stallungen und Park), wird auf 500 Gulden festgesetzt. Darüber hinaus verpflichtet sich die erzherzögliche Herrschaft auf 400 Morgen pro Jahr (d.h. 230 ha) Land Zuckerrüben anzubauen und zu einem festen Preis von 14 Groschen für einen Zewitraum von 25 Jahren zu verkaufen. |
15.01.1838 |
Auftrag zum Bau der Fabrik |
Herbst 1838 |
Nach nur acht Monaten Bauzeit beginnt die erste Kampagne. Baupreis der Fabrik: 200.000 Gulden |
14.09.1842 |
Ein Brand zerstört alle Gebäude und Maschinen. Der Schaden beträgt 200.000 Gulden |
1843 |
Die Zuckerfabrik ist ein Jahr nach dem Brand wieder aufgebaut, und das Pressensystem wird eingeführt. |
1844 |
Julius Robert studiert nach seiner Schulzeit in Grenoble (ab 1836) Chemie und Technikwissenschaften am Wiener Technikum |
1846 |
Florentin Robert kauft ein Kohlebergwerk bei Kladno |
1846 |
Die Zuckerfabrik wird abermals vergrößert. Um die Wirtschaftlichkeit der Fabrik zu erhöhen, wird eine Melassespiritus-Brennerei angegliedert, die jährlich bis zu 3000 Eimer (d.h. ungefähr 169.800 Liter) Branntwein bzw. Rum produziert. |
1847 |
Julius Robert studiert am "Conservatoire des Arts et Métiers" in Paris Chemie bei dem berühmten Chemiker Chevreul |
1847/1848 |
Mit der Kampagne 1847/48 wird neben dem überlieferten Preßverfahren die sogenannten "grüne Mazeration" und die neue Schützenbach'sch Mazeration trockener Schnitte eingeführt. Die Mazerisation wird 1848 auf auf warmem Wege durchgeführt. - Beide Verfahren bewähren sich nicht, und die grüne Mazeration wird zum Seelowitzer Verfahren umgestaltet. |
1848 |
Julius Robert tritt in die Zuckerfabrik seines Vaters ein. |
1851 |
Florentin Robert erfindet den nach ihm benannten Verdampfapparat: Der Heizkörper hat senkrechte Röhren. |
1854 |
Julius Robert heiratet seine Cousine Emma (Tochter seines Onkels, Louis Robert, Präsident der Wiener Handelskammer |
1855 |
Auszeichnung durch eine Medaille auf der Ausstellung Paris |
1856 |
Im Zug der Einführung des Seelowitzer Verfahrens zur Saftgewinnung wird die Scheidung mit Kalk und Kohlensäure eingeführt. Dabei wird ein neuer Kalköfen in Betrieb genommen und 1856 eine neue Affination (Reinigung der Zuckerkristalle in der Zentrifuge) in Betrieb genommen. |
1856 |
Einführung der Double- und Triple-Effect-Körper zur Verdampfung, nach dem Inhaber der Fabrik "Robert-Apparate" genannt. |
1856 |
Die Fabrikation wird auf die Raffination der von fremden Fabriken gekaufte Rohzucker ausgedehnt. |
1859 |
Tod der ersten Frau von Julius Robert, Emma |
1861 |
Julius Robert heiratet zum zweiten Mal. Aus der Ehe mit Franziska Schindler gehen eine Tochter (geb. 1862) und ein Sohn hervor |
1862 |
Auszeichnung durch eine Medaille auf der Ausstellung London |
1862/63 |
Die doppelte Karbonatation nach Perrier-Possocz wird eingeführt. |
1863/64 |
Einführung der Diffusionsmethode nach Beseitigung der warmen Maceration |
1864/1865 |
Julius Robert erfindet das Diffusionsverfahren zur Saftgewinnung aufgrund pflanzenphysiologischer Studien. Es wird in der Kampagne 1864/65 erstmals erprobt und ausgebaut. |
1865 |
Pachtung der 5.000 ha großen Herrschaft Seelowitz, woraus Julius Robert ein Mustergut macht. |
1865 |
Besuch des Unternehmers der Aska Sugar Works, Herr Minchin, aus Ostindien, um das Robert'sche Diffusionsverfahren für die Saftgewinnung bei Rohrzucker zu studieren. Es wird dort zum ersten Mal angewandt, wobei anstelle der horizontalen Schneidmaschinen, vertikale Maschinen verwendet werden. Mit der Diffusion kann eine um 20% höhere Ausbeute erzielt werden. |
1866 |
Die Firma Wannieck in Brünn beginnt mit den von Julius Robert erfundenen Diffusionsbatterien. |
1867 |
Das Robert'sche Diffusionsverfahren ist bereits in 27 Zuckerfabriken in Betrieb. - Julius Robert stellt den Erlös aus den gering bemessenen Lizenzgebühren für sein Verfahren dem Österreichischen Rübenzuckerverein zur Förderung der technischen Wissenschaften und für menschenfreundliche Zwecke zur Verfügung. |
1867 |
Verleihung einer Goldmedaille für die Saftgewinnung bei Rohrzucker nach dem Robert'schen Diffusionsverfahren auf der Weltausstellung in Paris |
1869 |
Das Diffusionsverfahren in einem Gefäß wird mittels eines kontinuierlichen Diffusionverfahrens eingeführt. |
1870 |
Beschluß zur Herstellung von Branntwein aus den durch das Diffusionsverfahren gewonnenen Rübensäften |
07.07.1870 |
Tod von Florentin Robert in Großseelowitz |
1870 |
Julius Robert führt die Spiritusbrennerei aus Melasse und Rüben ein. |
1871 |
Julius Robert führt erstmals in Österreich den Dampfpflug ein. |
1872 |
Die Raffinierie wird aufgelassen. Es verbleibt nur noch die Rohzuckerfabrik, und das Unternehmen bekommt mehr landwirtschaftlichen Charakter. - Zumindestin der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wird auch Rohzucker der in der Nähe gelegenen Fabriken zu Weißzucker umgearbeitet. |
1877 |
Das Robert'sche Diffusionsverfahren wird in Frankreich erstmals in Villeneuve (Oise) eingeführt. |
1883 |
Großer Umbau der Fabrik, vmtl. durch den Architekten August Prokop, der seit 1878 in Brünn arbeitet. |
1887 |
Julius Robert wird geisteskrank |
09.02.1888 |
Der Tod erlöst Julius Robert von seiner Geisteskrankheit. Er stirbt in Großseelowitz (auch 12.02. genannt). - Sein Sohn Justin übernimmt die Nachfolge. |
1901 |
Umbau der Fabrik und Erhöhung der Kapazität auf 8.000 q Rüben pro Tag. Einführung der Weißzuckerherstellung. Es wird eine Feldbahn mit 760 mm Spurweite mit einer Länge von 20,4 km eingerichtet; die Lokomotive (Baujahr 1901) stammt von Krauss in München. - Später kommen noch Loks von Jung, Krauss (1924) und Henschel (1929) hinzu. |
20.05.1912 |
Die Elektrifizierung des Dorfs Seelowitz beginnt. |
1915 |
Zusammenschluß mit der Zuckerraffinierie Hrusovany |
ab Nov. 1915 |
Nach dem Brand in der Raffinerie Hrusovany übernimmt die Zuckerfabrik Seelowitz aushilfsweise die Produktion. |
23./24.11.1915 |
Das elektrische Netz im Dorf Seelowitz geht in Betrieb. Zur Stromerzeugung dient eine Turbine in einer Mühle, die Robert gehört. |
1918 |
Durch den Frieden von St. Germain werden die Besitztümer von Erzherzog Friedrich (darunter auch die Zuckerfabrik) beschlagnahmt, und der Mietvertrag soll 1935 beendet werden. |
1919 |
Die Kampagne wird wegen des Kohlenmangels unterbrochen, und es wird nur Dicksaft hergestellt. |
01.07.1923 |
Übernahme durch die Aktiengesellschaft für Zuckerindustrie in Hodonin, einschließlich der Zuckerfabrik der Landwirtschaft und der 20,4 km langen Feldbahn (mit vier Lokomotiven und 63 Waggons). |
1925 |
In der Kampagne werden 500.000 dz Rüben verarbeitet. Es sind 60 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt, ferner 400 Saisonkräfte. Für Löhne wird eine Million Kronen bezahlt. Produziert werden etwa 87.500 dz Zucker und 51.559 Liter Melasse. Die Melasse wird in ihrer eigenen Wirtschaft verbraucht und teilweise nach Österreich exportiert. |
1918 |
Durch die Landreform übernimmt das Ministerium für Landwirtschaft 1059 ha von der Gesamtfläche von 1508 ha, d.h. 23,76 % des Landes für das staatliche Landesamt für Landreform. |
15.10.1931 |
Kampagnebeginn. Sie dauert bis zum 22. November. Werk verarbeitet nur 377.800 q Rüben und produziert insgesamt 68.244 dz Rohzucker. Der Rübenzuckergehalt beträgt 18,36 %. Da die Kampagne dauert nur 39 Tage, es ist die kürzeste Kampagne seit 1923. |
13.10.1932 |
Beginn der Kampagne; sie dauert bis zum 9. November. Es werden 264.610 dz Rüben verarbeitet und daraus 44.318 dz Rohzucker produziert. |
14.10.1934 |
Beginn der Kampagne; sie dauert bis zum 16. November. Es werden 343.015 dz Rüben mit einem Zuckergehalt von 17,45 % verarbeitet. Die Melasse geht teilweise an die Landwirte für die Fütterung zurück, und der größere Teil wird industriell in Ethylalkohol in Brennereien verarbeitet. Ein kleinerer Teil wird in Industrieanlagen zu Milchsäure und Zitronensäure verarbeitet. |
04.10.1937 |
Beginn der Kampagne; sie dauert bis zum 28. November. Es werden 430.880 dz Rüben verarbeitet. |
27.09.1940 |
Beginn der Kampagne; sie dauert bis zum 28. November. Der Rohzucker wird in Lundenburg verarbeitet. |
20.10.1948 |
Verstaatlichung |
01.01.1951 |
Zusammenschluß mit der Zuckerfabrik in Breclav (Lundenburg) |
1953 |
Umfassende Renovierung der Fabrik |
08.01.1953 |
Abtrennung von der Südmährischen Zuckerfabrik in Breclav (Lundenburg) |
14.10.1953 |
Beginn der Kampagne, die am 3. Dezember endet |
1959 |
Einstellung des Feldbahnnetzes |
1967 |
Einführung des DdS-Extraktionsverfahrens |
1990 |
Letzte Kampagne. Die Rüben werden in Hodonin verarbeitet |