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Ereignis |
1881 |
Nach seinem Besuch der Ausstellung in Paris wendet sich Rathenau an Edison, der jedoch wenig Interesse an einem Geschäftskontakt mit dem unbekannten Berliner Ingenieur zeigt. Statt dessen rät er diesem, sich mit der französischen Edison-Gesellschaft, der "Compagnie Continentale Edison", in Paris in Verbindung zu setzen. Dieses ist ein Tochterunternehmen der "Edison Electric Light Co." in London, die wiederum Ableger der "Edison Electric Light Co. of Europe Ltd." mit Sitz in New York ist. Als Muttergesellschaft aller dieser Unternehmen fungiert die "Edison Electric Light Co.", deren Gründung auf Betreiben einer amerikanischen Bankengruppe zustande kam. Sie hatte Edison die benötigten Geldmittel für sein Projekt zur Entwicklung einer elektrischen Glühlampe verschafft. Auch die französische Edison-Gesellschaft zeigt wenig Neigung, auf Rathenaus Vorschlag einzugehen. Schließlich gelingt es ihm, mit Hilfe eines deutschen Bankenkonsortiums und der französischen Edison-Gesellschaft zunächst eine sogenannte Studiengesellschaft zu gründen. Sie soll die Vorzüge des Edisonschen Beleuchtungssystems nachweisen, was ihr beispielsweise mit Beleuchtungsanlagen im Böhmischen Brauhaus, im Gebäude des Berliner Börsen-Couriers und des Union-Clubs auch recht eindrucksvoll glückt. - Die Existenz der Studiengesellschaft ist zeitlich begrenzt. Nach Ablauf eines Jahres soll geprüft werden, ob eine dauerhafte Unternehmung gebildet oder ob das Vorhaben aufgegeben werden soll. Im Prinzip sind sich alle Beteiligten einig, daß es sich lohnen würde, Edisons Glühlampe auf dem deutschen Markt einzuführen. |
1882 |
Der große Durchbruch von Edisons Glühlampe gelingt während der Elektrizitätsausstellung in München, die der Ingenieur Oskar von Miller organisiert. Sie findet zwar bei den Behörden breite Zustimmung, stößt aber bei der etablierten Industrie auf Skepsis. Vor allem die Telegraphenbauanstalt "Siemens & Halske", unbestrittener Branchenführer, lehnt eine Teilnahme ab und eröffnet damit jungen Firmen wie der Studiengesellschaft Rathenaus die Chance zur Profilierung. Die Präsentation des Edisonschen Beleuchtungssystems ist dementsprechend unbestrittener Mittelpunkt der Ausstellung. - Die Gründung eines zweiten Elektrounternehmens in direkter Konkurrenz zu "Siemens & Halske" wagte das Beleuchtungskonsortium allerdings nicht, da Siemens viel zu stark ist. |
1883 |
Emil von Rathenau, der spätere Gründer der Firma AEG, erwirbt für 350000 Goldmark von der Edison-Gesellschaft in USA das Recht, die Erfindung der Glühlampe in Deutschland zu nutzen. |
03.1883 |
Das Bankenkonsortium der Studiengesellschaft und die französischen Edison-Gesellschaften verständigen sich auf die Gründung der "Deutschen Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität" (DEG). Zwischen Thomas Alva Edison, den amerikanischen und französischen Edison-Gesellschaften, dem deutschen Bankenkonsortium und der Firma "Siemens & Halske" wird ein Lieferungsvertrag geschlossen. Danach erhielt die DEG das Recht zur Fabrikation von Glühlampen, muß aber Bogenlampen, Dynamomaschinen, Motoren, Kabel und Drähte bei "Siemens & Halske" kaufen. Siemens verzichtete auf den Bau kompletter Beleuchtungsanlagen. |
19.04.1883 |
Die DEG wird von 15 Banken und Privatpersonen gegründet. Die Banken des Konsortiums, das schon die DEG gegründet hatte, übernehmen das gesamte Grundkapital in Höhe von fünf Millionen Mark. Der zehnköpfige Aufsichtsrat wählt in seiner konstituierenden Sitzung den Bankier Rudolf Sulzbach zum Vorsitzenden. Emil Rathenau wird zum ersten Direktor und damit zum alleinigen Vorstand der DEG gewählt, zum Prokuristen wird der Kaufmann Felix Deutsch (*1858 in Breslau) bestellt. |
05.05.1883 |
Die DEG wird in das Berliner Handelsregister eingetragen. |
06.-12.1883 |
Mit einem Dutzend Beschäftigten geht die DEG in ihr erstes Geschäftsjahr. Sie stellt 138 Dynamomaschinen auf, schließt 12000 Glühbirnen an und erzielt einen Reingewinn von 173.984,17 Mark. |
1884 |
Inbetriebnahme der ersten Fabrik, des Glühlampenwerks in der Berliner Schlegelstraße. |
1884 |
Auf Betreiben Rathenaus gründet die DEG ihre erste Beteiligungsgesellschaft, die "Städtische Elektricitäts-Werke AG zu Berlin" (A.G. StEW.) |
1884 |
Bau der Fabrik Schlegelstraße (Glühlampen, Installationsmaterial), Berlin-Mitte |
1885 |
Die DEG errichtet in der Berliner Markgrafenstraße Deutschlands erstes öffentliches Kraftwerk, in dem zwei Generatoren insgesamt 500 Glühlampen mit Elektrizität versorgen. |
1885 |
Die "Deutsche Edison-Gesellschaft" beginnt als erstes Unternehmen der deutschen Industrie mit dem Aufbau von Vertriebsniederlassungen im In- und Ausland. Hierdurch kann sie am jeweiligen Ort als einheimisches Unternehmen auftreten und sich erhebliche Vorteile verschaffen. Die erste Vertriebsniederlassung entsteht in München. |
08.12.1885 |
Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg. |
1886 |
Die DEG bietet elektrische Hausgeräte, zunächst aus britischer Fertigung, an. |
1887 |
Die Städtische Elektricitäts-Werke AG gerät in finanzielle Schwierigkeiten und droht die DEG in den Konkurs zu reißen. Siemens hätte nun die Chance gehabt, sich seines ehrgeizigen Konkurrenten zu entledigen, und tatsächlich beabsichtigt er, das Unternehmen selbst zu übernehmen. Dies mißlingt jedoch, denn Rathenau sichert den Städtischen Elektricitäts-Werken das Überleben, indem er mit Unterstützung der Banken sämtliche Aktien kauft. |
1887 |
Es sind bereits 15 Elektrizitätswerke fertiggestellt worden. |
1887 |
Nach langwierigen Verhandlungen kommt es zur Neufassung der vertraglichen Grundlagen zwischen der DEG und "Siemens & Halske". |
1887 |
Das Bankenkonsortium der DEG unter Führung der Deutschen Bank erhöht das Kapital der AEG auf zwölf Millionen Mark. Die Deutsche Bank und das Bankhaus Delbrück übernehmen davon Aktien von je zwei Millionen Mark, andere Aktionäre - darunter Siemens - für je eine Million Mark. |
1887 |
Die Gesellschaft löst ihre Bindungen an die Pariser "Edison & Co." und benennt sich in "Allgemeine Elektricitäts Gesellschaft". |