Fridr. Jobst, Chemische Fabrik

Allgemeines

FirmennameFridr. Jobst, Chemische Fabrik
OrtssitzStuttgart
OrtsteilFeuerbach
Postleitzahl70469
Art des UnternehmensChemische Fabrik
AnmerkungenSeit 1887 durch Verschmelzung mit "C. Zimmer" in Frankfurt unter der Firma "Vereinigte Fabrik Chemisch-Pharmazeutischer Produkte Feuerbach-Stuttgart und Frankfurt a.M. Zimmer & Co.", ab 1892 als "Vereinigte Chininfabriken Zimmer & Co." (s.d.)
Quellenangaben[C. F. Boehringer & Söhne (1934) 33ff] [Kessel-Referenzliste Kuhn]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1806 Gestützt auf das Vermögen seiner Braut, gründet der zwanzigjährige Kaufmann Fridrich Jobst, Sohn eines württembergischen Tanzmeisters, eine Drogengroßhandlung unter der Firma "Fridr. Jobst". Das Geschäft befindet sich in der Marktstr. 8
1808 Eintragung der Firma
1813 Das Geschäft kann in das eigene Anwesen Gartenstr. 29 verlegt werden. Der jugendliche Inhaber bersteht es durch seine Energie, Klugheit und Liebenswürdigkeit, sich das Vertrauen seiner Kundschaft, insbesondere der Apotheker, zu erwerben. Sien glühendes Interesse für die Drogen führt zu einer Korrespondenz mit allen Weltteilen.
1828 Die Entdeckung des Chinins erregt die Aufmerksamkeit von Jobst und veranlaßt ihn dazu, die Fabrikation des neuen Alkaloids aufzunehmen, die sich sofort sehr günstig entwickelt.
1828 Verleihung einer Medaille auf einer Ausstellung
1830 Verleihung einer silbernen Medaille auf einer Ausstellung
1838 Fridr. Jobst, Stuttgart, eröffnet eine Filiale in Koblenz, die er der Leitung von Fr. Bohn und Carl Krieger unterstellt.
1843 Die Söhne von Fridr. Jobst, Fridrich und Carl, treten als Gesellschafter ein, nachdem sie schon vorher längere Zeit in der Firma gearbeitet hatten. Carl Jobst ist ein Schüler von Justus Liebig und setzt die Tradition des Giessener Laboratoriums auch in der väterlichen Fabrik fort. Von ihm rührt die Erkenntnis der Identität des in den Kaffeebohnen zuerst aufgefundenen Coffeins mit dem aus den Teeblättern isolierten Thein.
1844 Verleihung einer Medaille auf der Ausstellung vaterländischer Gewerbeerzeugnisse zu Berlin
1851 Verleihung einer Medaille auf der Weltausstellung zu London
1852 Carl Jobst finanziert mit laufenden Darlehen die Gründung der Maschinenfabrik von Gotthilf Kuhn in Stuttgart-Berg
1854 Lieferung einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
1854 Verleihung einer Medaille auf der Ausstellung deutscher Industrie- und Gewerbeerzeugnisse zu München
1855 Verleihung einer silbernen Medaille auf der Weltausstellung zu Paris
25.09.1855 Für Kapazitätsausweitungen in der Maschinenfabrik von G. Kuhn in Stuttgart-Berg stellt Jobst die erforderlichen Mittel zur Verfügung. Ein Gesellschaftsvertrag zwischen Kuhn und Friedrich Jobst (dem Bruder des Geldgebers drei Jahre zuvor) wird im Sinne des württembergischen Königs abgeschlossen. Jobst ist stiller Gesellschafter mit einer Einlage von 100.000 Gulden, erhält aber weitreichende Kontroll- und Mitspracherechte.
1858 Fridr. Jobst jr., der Kaufmann und Teilhaber von "Fridr. Jobst", Stuttgart, stirbt auf einer Geschäftsreise in Mailand
1859 Fridr. Jobst sen., der Firmengründer, stirbt.
1859 Nach dem Tod des Vaters leitet Carl Jobst das Geschäft, in welches er seinen Neffen Dr. Julius Jobst als Teilhaber aufnimmt.
1860 Es ist ein glücklicher Griff von Carl Jobst, daß er den Chemiker Dr. Oswald Hesse zum Mitarbeiter beruft
12.08.1863 Baubeginn (?) von zwei Dampfmaschinen durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
1864 Das Werk in Feuerbach wird neu errichtet und der Leitung von Dr. Oswald Hesse unterstellt. Die Produktion wird durch die Darstellung von Morphin, Santonin u.a. erweitert.
1867 Verleihung einer goldenen Medaille auf der Weltausstellung zu Paris
1868 Gründung der Filiale "di Fridr. Jobst" in Mailand
1869 Carl Krieger erwirbt die Filiale der Drogenhandlung von Fridr. Jobst (Stuttgart) in Koblenz
1869 Streit zwischen Gotthilf Kuhn und den v. Jobst'schen Erben als Kreditgeber. Konfliktpunkt ist die Zeit der Inventarisierung des Inventars der Kuhn'schen Maschinenfabrik und Eisengießerei sowie Kuhns Wunsch von stärkerem Einfluß auf dem kaufmännischen Gebiet (alleinige Geschäftsleitung und Unterschriftsberechtigung) und höhere Privatentnahme. Wegen des Vertragsentwurfs kommt es zu einem Streit unter Einschaltung der Rechtsanwälte. Der von Kuhn fordert die Stärkung der Position des Firmeninhabers; die Jost'sche Erbengemeinschaft verweist auf deren Mitbegründerschaft, auf deren positiven Einfluß bei der sparsamen Wirtschaftsführung und die ideelle Unterstützung (die Familie Jobst habe mit Geld, dem Kredit des Namens, durch Wort, Schrift, Rat und Tat viel für das Unternehmen geleistet, ohne die Würde Kuhns jemals zu verletzen). - Kuhn zieht erneut juristischen Rat ein und entschließt sich, den Jobst'schen Vorstellungen entgegen zu kommen.
01.02.1871 Gotthilf Kuhn schließt widerwillig einen neuen, auf 10 Jahre befristeten Gesellschaftsvertrag mit den Jobst'schen Erben ab. Dieser schränkt ihm im kaufmännischen Bereich ein, läßt ihm aber erweiterte Bewegungsfreiheit. Zustimmung und Vorwissen seiner stillen Gesellschafter sind bei Personaleinstellungen über 600 fl., bei Materialeinkäufen über 5.000 fl., bei Maschinenausstattung über 1.000 fl. sowie bei Grunderwerbungen, Neubauten, baulichen Veränderungen, Einrichtungen und Anordnungen über 1.000 fl. erforderlich. Anfangs wird ihm eine jährliche Privatentnahme von 6.000 fl. zugebilligt, wird jedoch auf 10.500 fl. (wie anfangs gefordert) revidiert. Die Jobst'sche Familie verwehrt Kuhn fortan die Inanspruchnahme ihres Kontokurrents. Um das Unternehmen weiterhin liquide zu halten, erklären sich die v. Jobsts bereit, über ihre Firma jederzeit Kuhn'sche Wechsel bei einem Zins von 5 % und 1/3 % Provision zu diskontieren. Dieses teurere Verfahren wird von Kuhn rege in Anspruch genommen: auf rd. 72.000 fl. beläuft sich Ende 1871 seine Wechselschuld bei den Jobst'schen Erben.
06.06.1871 Baubeginn (?) einer Dampfpumpe durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
1872 Carl Jobst zieht sich aus dem Geschäftsleben zurück und überläßt seine Stelle seinem Sohn Alfred.
1873 Verleihung des Diploms als Mitglied der "Jury" für Gruppe III, sowie eines Anteils am Ehrendiplom für Gruppe II auf der Weltausstellung zu Wien
1873 Verleihung der Mitarbeiter-Medaille an Dr. O. Hesse, Feuerbach, auf der Weltausstellung zu Wien
1876 Verleihung der Großen Medaille auf der Weltausstellung zu Philadelphia
1877 Verleihung der "Jury"-Medaille auf der internationalen Tentoonstelling van Tuinbouw zu Amsterdam
1877 Verleihung des Ehrendoktorats der Naturwissenschaften an Julius Jobst durch die Universität Tübingen.
1879 Gründung der Chinarindenplantage "Daradjat" von "Fridr. Jobst"
1881 Verleihung eines Ehrendiploms auf der württembergischen Landesausstellung in Stuttgart
1881 Verleihung der Goldenen Medaille für Wissenschaft und Kunst an Dr. O. Hesse, Feuerbach.
1887 Da die Söhne von Alfred Jobst zu ihrer Zeit anderen Berufen zuneigen, der Seniorchef Geh. Hofrat Dr. Julius von Jobst aber keine männlichen Nachkommen besitzt und durch eine unfangreiche Tätigkeit im öffentlichen Leben seines Landes stark in Anspruch genommen ist, tritt immer mehr der Wunsch zutage, das Unternehmen aufzufrischen. So kommt es zu einer Verschmelzung mit "C. Zimmer" in Frankfurt (Main) zu "Vereinigte Fabrik Chemisch-Pharmazeutischer Produkte Feuerbach-Stuttgart und Frankfurt a.M. Zimmer & Co."




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Chemikalien   Kuhn-Kessel-Referenzliste   Kuhn-Kessel-Referenzliste]  
Chinin 1828 Beginn 1887 Verschmelzung mit Zimmer  
Großhandel mit Chemikalien 1806 Beginn (Gründung) 1828 Fabrikation von Chinin  
Morphin 1864 Beginn mit Fabrik in Feuerbach 1887 vmtl. bis Verschmelzung mit Zimmer  
Santonin 1864 Beginn mit Fabrik in Feuerbach 1887 vmtl. bis Verschmelzung mit Zimmer  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1854 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 12.08.1863 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 12.08.1863 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfpumpe 06.06.1871 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn




Firmen-Änderungen, Zusammenschüsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1887 Zusammenschluß, neuer Name danach Vereinigte Chininfabriken Zimmer & Co.