J. F. Adolff, Wollspinnerei

Allgemeines

FirmennameJ. F. Adolff, Wollspinnerei
OrtssitzBacknang (Württ)
StraßeEugen-Adolff-Str. 120-134
Postleitzahl71522
Art des UnternehmensStreichgarnspinnerei
Anmerkungen[Reichs-Adreßbuch (1900)]: "J. F. Adolf" (mit 1 "f"). Werk I: Eugen-Adolff-Str. 120-134; Werk II: Spinnerei 48. Eugen Adolff schaffte als erster in Süddeutschland Selfaktoren an. Hatte zur Blütezeit mehr als 2.000 Beschäftigte. Einer der Söhne von Johann Friedrich Adolff, Emil Adolff, gründete 1879 in Reutlingen eine Fabrik für Hülsen und Spulen. Seit 1884 unter der Leitung von Eugen Adolff. Um 2006: Von 55.000 qm Nutzfläche sind 35.000 qm an andere Gewerbebetriebe (z.B. Kärcher, Bleyle) vermietet
Quellenangaben[125 Jahre J. F. Adolff (1957)] [Reichs-Adreßbuch (1900) 3706] [Stuttgarter Zeitung, 25.11.2005, S. 30 + 24.07.2008, S. 23] [Handbuch Akt.-Ges. (1943) 764]
Hinweise[Boelcke: Wirtschaftsgeschichte B-W (1987) 241] Bestand Y 003 im Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg.




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1832 Gründung durch den Tuchscherer Immanuel Adolff und seine Partner Heinrich Grunsky und Friedrich Koch als mechanische Spinnerei und Appreturanstalt. [Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg]
15.02.1832 Die Brüder Gottlieb Körner (Weber) und Johann Körner (Zimmermann) aus Backnang verkaufen ihr im Jahre 1831 neu erbautes Gebäude mit Ölmühle und Hanfreibe an der Weissach mitsamt Äckern und Wiesen an Friedrich Koch aus Oehringen und Heinrich Grunsky aus Stuttgart für 3.3300 Gulden und 22 Gulden Trinkgeld. - Wenig später wird die neue Firma "Grunsky, Koch & Co." registriert.
16.02.1832 Buchhalter Johann Friedrich Adolff trägt in das Kontobuch die erste Kaufsumme ein.
Sept. 1832 Inbetriebnahme der Spinnerei
Juni 1833 Umbenennung aus "Grunsky, Koch & Co." in "Mechanische Wollspinnerei von Grunsky, Klemm & Adolph". Immanuel Adolff ist Teilhaber, und sein 22 Jahre alter Sohn Johann Friedrich Adolff führt die Bücher und hat vmtl. die finanzielle Verantwortung des Betriebs.
1834 Der Sohn von Immanuel Adolff, Johann Friedrich, der vorher als Tuchscherer für den Vater tätig war, tritt als Angestellter in die Spinnerei ein. [Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg]
1838 Tod des Teilhabers Friedrich Koch und Ausscheiden des Teilhabers Heinrich Grunsky. Johann Friedrich Adolff führt das Geschäft allein weiter.
bis 1839 Johann Friedrich Adolff übernimmt die Einlagen der Partner und firmiert unter "Spinnerei J. F. Adolff"
01.06.1842 Geburt von Eugen Adolff als Sohn von Johann Friedrich Adolff. - Er ergreift den Kaufmannsberuf.
1856 Johann Friedrich Adolff übernimmt die Anregung, an Stelle von Wolle versuchsweise Baumwolle zu verspinnen. Die Umstellung ist nicht leicht, aber sie glückt.
1860 Ãœbergang von der bisherigen Lohn- auf die Verkaufsspinnerei
1860 Eintritt von Eugen Adolff, Sohn von Joh. Friedr. Adolff. - Beide ergänzen sich in den nächsten zweieinhalb Jahrzehnten in vorbildlicher Weise.
1863 Eugen Adolff kauft eine Lokomobile bei Bosson in Eupen und ist auf diese Weise nicht von der Wasserführung der Weissach abhängig.
1863 Einrichtung einer eigenen Färberei
28.01.1871 Geburt von Eugen Adolff jun. als zweiten Sohn von Eugen Adolff sen. Er tritt (wie seine beiden jüngeren Brüder) schon zu Lebzeiten seines Vaters in die Fabrik ein.
1872 Die Umsätze erreichen 100.000 Mark
1875 Lieferung einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
18.07.1876 Geburt von Wilhelm Adolff als dritten Sohn von Eugen Adolff sen. Er tritt (wie sein älterer und sein jüngerer Brüder) schon zu Lebzeiten seines Vaters in die Fabrik ein.
09.05.1879 Geburt von Emil Adolff als vierten Sohn von Eugen Adolff sen. Er tritt (wie seine älteren Brüder) schon zu Lebzeiten seines Vaters in die Fabrik ein und macht sich selbständig.
1880 Seitdem wird regelmäßig australische Lammwolle verwarbeitet, die man über "P. Chaud & Co." in Bordeaux bezieht
1884 Der Gesamtumsatz beträgt 140.000 Mark
1884 Johann Friedrich Adolff scheidet im alter von 73 Jahren aus dem Unternehmen aus und übergibt es seinem Sohn Eugen.
1884 Errichtung eines dreistöckigen Hochbaues zur Behebung des Raummangels. - Bald kommen die ersten Shedbauten hinzu.
1885 Der Gesamtumsatz steigert sich auf 236.000 Mark
07.12.1893 Tod von Johann Friedrich Adolff nach dreijährigem Krankenlager
1902 Bau des Spinnereigebäudes und des Maschinenhauses im Werk I der Fa. Adolff in Backnang durch Ph. J. Manz.
1900 Errichtung eines Mädchenheims, das zu Ehren an Frau Maria Adolff "Marienheim" genannt wird.
1906 Bau des Baumwollmagazins im Werk II der Fa. Adolff in Backnang durch Ph. J. Manz.
1907 Bau des Kessel- und Maschinenhauses im Werk II der Fa. Adolff in Backnang durch Ph. J. Manz.
1907 Bau des Magazins (Gartenstr. 10) im Werk II der Fa. Adolff in Backnang durch Ph. J. Manz.
1907 Bau einer neuen Spinnerei in der Gemarkung Steinbach, da in Backnang kein Grundstück mehr zu haben ist.
1910 Fertigstellung der Spinnerei (Bau 48) im Werk II der Fa. Adolff in Backnang durch Ph. J. Manz (Baubeginn: 1907)
16./17.07.1925 Eugen Adolff entschläft im 84 Lebensjahr sanft in der Nacht in Arco. - Nach seinem letzten Wille wird er dort unter den Zypressen zur ewigen Ruhe gebettet.
1926 Ernst Häcker wechselt von der Osnabrücker Firma Hammersen nach Backnang über. Er führt die neue Technik der Dreizylinderspinnerei ein. - In seiner Ära werden auch verschiedene andere Unternehmen eingegliedert.
1927 Der Stuttgarter Rechtsanwalt Dr. Gregor Sekler ist an der Gründung der Aktiengesellschaft maßgeblich beteiligt.
02.02.1927 Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 1.152.000 RM. Das Kapital bleibt in den Händen der Kinder von Eugen und Wilhelm Adolff. Der erste Aufsichtsrat der Gesellschaft besteht aus den Herren Paul Dinkelacker als Vorsitzendem, Dr. G. Sekler als stellvertretender Vorsitzender, Walter Hartmann (Heidenheim) und Anton Baur (Schwäbisch Hall). Leitung des Unternehmens durch Immanuel Eckert und Ernst Häcker.
07.02.1927 Eintragung der Aktiengesellchaft
Sept. 1928 Der Diplomkaufmann Louis Breunniger, Schwiegersohn von Eugen Adolff jr., geboren 1900, kommt zur Firma Adolff, um sich hier in die Textilindustrie einzuarbeiten.
16.07.1929 Durch Hauptversammlungsbeschluß vom 16. Juli 1928 wird das Aktienkapital von RM 1.152.000,00 um RM 2.848.000,00, also auf RM 4.000.000,00 erhöht. Die Kapitalerhöhung ist vollzogen durch Ausgabe von 320 Vorzugsaktien und 2528 Stammaktien über je RM 1.000,00; die neuen Aktien werden zum Nennbetrage ausgegeben und sind ab 1. Juli 1928 dividendenberechtigt.
21.06.1932 Der Betriebsleiter Immanuel Eckert scheidet für immer. Ernst Häcker führt die Vorstandsgeschäfte allein.
22.12.1942 Lt. Beschluß des Aufsichtsrats vom 22. Dezember 1942 Kapitalberichtigung geuäß DAV vom 12. Juni 1941 um 100 % von RM 4.000.000,00 auf RM 8.000.000,00 mit Wirkung zum 30. Juni 1942. Die zur Durchführung der Berichtigung erforderlichen Beträge werden gewonnen aus der Zuschreibung zu Anlagewerten mit RM 749.600,00, aus der Zuschreibung zu Beteiligungen mit RM 3.380.000,00.
Febr. 1943 Der Berater und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, Rechtsanwalt Dr. Gregor Sekler, stirbt.
um 1970 Die Adolff-Gruppe ist europaweit einer der führenden Hersteller von Baumwoll-, Teppich- und Streichgarnen.
1989 Die Werke in Backnang und Dietenheim (Alb-Donau-Kreis) werden geschlossen.
02.1991 Eröffnung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens
1999 Der Immobilienbesitz wird von der Dibag auf die Beteiligungs-GmbH Doba übertragen. - Umbau des alten Spinnerei-Areals in einen Gewerbepark mit modernen Büro-, Lager- und Produktionsflächen.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Baumwollgarne 1856 Beginn versuchsweise      
Wollgarne 1832 Beginn Sept. 1832 1900 [Reichs-Adreßbuch (1900)]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1875 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 1900-1911 Gebr. Sulzer AG
Dampfmaschine 1900-1911 Gebr. Sulzer AG
Lokomobile um 1863 J. J. Bosson & Cie.




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1905 Spindeln 24680   unbekannt          




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1832 11       anfangs 10 - 12 Arbeitskräfte, 300 bis 500 Gulden Spinnlohn
1965 3800       in den 1960er Jahren knapp 3.800
  500       davon 75 in Backnang




Allgemeines

ZEIT1943
THEMAOrgane und Kapital der Gesellschaft
TEXTVorstand: Louis Breuninger, Backnang; Martin Adolff, Backnang; Hans Adolff, Kaiserslautern. Aufsichtsrat: Paul Dinkelacker, Vorsitzer; Gen.-Dir. Walter Hartmann, Heidenheim; Reg.-Rat Dr. Theodor Köberlin, Zoppot bei Danzig. Stimmrecht: Je nom. RM 1.000,00 Stammaktie 1 Stimme, je nom. RM 1.000,00 Vorzugsaktie 3 Stimmen. Geschäftsjahr: 1. Juli bis 30. Juni. Grundkapital: nom. RM 8.000.000,00, davon nom. Reichsmark 7.104.000,00 Namens-Stammaktien in 7104 Stücken zu je RM 1.000,00 und nom. RM 896.000,00 Namens-Vorzugsaktien in 896 Stücken zu je RM 1.000,00. Großaktionäre: Familie Adolff (100 %). Dividenden 1931/32 - 1941/42: St.-Akt.: 4, 4, 6, 6, 6, 6, 8, 8, 8, 8, 4,5 (bericht. Kapital) %. Vorz.-Akt.: 5, 5, 5, 6, 6, 6, 8, 8, 8, 8, 4.5 (bericht. Kapit.) %.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 764]


ZEIT1943
THEMAZweck und Gegenstand des Unternehmens
TEXTZweck: Betrieb einer Spinnerei und Zwirnerei für Streichgarn-, Baumwoll-, Mako-, Zellwoll- und Flockenbast-Erzeugnisse, eines Flockenbast-Entholzungs- und -Aufschließungswerkes, einer Spulerei und Haspelei, Bleicherei. Färberei und Reißerei.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 764]


ZEIT1943
THEMABesitzverhältnisse
TEXTAnlagen: Werke in Backnang und Backnang-Steinbach mit Zweigbetrieben in Dietenheim, Illertissen und Ehingen a. d. Donau. Beteiligungen: 1. Kammgarnspinnerei Kaiserslautern in Kaiserslautern, Grundkapital: Reichsmark 6.000.000,00, Beteiligung: Mehrheit; 2. Mechanische Trikotweberei Mattes & Lutz A.-G., Besigheim a. N.; Grundkapital: Reichsmark 1.500.000,00, Beteiligung: Mehrheit; 3. Schwäbische Textilwerke A.-G., Ebersbach a., d. F., Grundkapital: RM 1.690.000,00, Beteiligung: Mehrheit, Anlagen: Werke in Backnang mit Zweigbetrieben in Dietenheim/Württ., Illertissen/Schwaben, Ehingen/Donau.
QUELLE[Handbuch Akt.-Ges. (1943) 764]