Fried Krupp, Villa Hügel

Allgemeines

FirmennameFried Krupp, Villa Hügel
OrtssitzEssen (Ruhr)
OrtsteilBredeney
Postleitzahl45133
Art des UnternehmensFabrikantenvilla
AnmerkungenWohn- und Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp. Mit 269 Räumen, 8.100 qm Wohn- und Nutzfläche, liegt in einem 28 Hektar großen Park. Seit 1874 mit eigenem Wasserwerk, seit 1883 mit eigener Gasanstalt und seit 1889 mit eigener Stromerzeugungsanlage.
Quellenangaben[Kuhn-Dampfmaschinenliste (1889)] [Stat. Mitt. Gaswerke (1885) 83] http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1465799




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
Herbst 1863 Alfred Krupp besichtigt das Gut Klosterbuschhhof, das Gelände der späteren Villa Hügel.
Jan. 1864 Alfred Krupp beschließt im Januar, so viel Gelände wie möglich vom Gut Klosterbuschhhof für seine Villa Hügel zu erwerben. - Um den Umzug zu beschleunigen, wird der vorhandene Klosterbuschhof um einen Turm erweitert und zu einer Villa umgebaut. Erste Skizzen des Baues werden von Krupp selbst angefertigt und vom unternehmensinternen Baubüro, zunächst unter der Leitung von Ferdinand Barchewitz, weiter bearbeitet.
27.06.1865 Vertrag zwischen der preußischen Regierung und Alfred Krupp für die Entnahme von 10 Kubikfuß Wasser pro Minute (= 4,7 l/s). - Die erlaubte Wassermenge wird später zur Versorgung der Krupp'schen Arbeitersiedlung auf 0,08 cbm/s erhöht.
14.04.1869 Krupp sucht per Anzeige in der Deutschen Bauzeitung einen Architekten, der sich jedoch nicht findet.
30.09.1869 Weitere Anzeigen zur Suche Architekten. - Sie sind erfolglos. Krupp drängt auf eine Ausschreibung der Materialien für den Bau der Villa und die Anlage eines Hafens für deren Antransport, obwohl noch keine konkreten Planungen für die Gebäude vorliegen. Die Pläne von Ferdinand Barchewitz werden als nicht ausführbar erachtet.
04.10.1869 Gustav Kraemer schlägt vor, sich mangels Architekten an den Kölner Dombaumeister Karl Eduard Richard Voigtel zu wenden, um zumindest die Materialfrage klären zu können. Das Haus soll vollständig aus nicht-brennbaren Materialien errichtet werden, also aus Stein, Stahl und Glas, da Krupp Angst vor Feuer hat.
23./24.01.1870 Die Architekten Karl Eduard Richard Voigtel, Paul Emanuel Spieker, Julius Emmerich, Gustav Hans Karl Diechmann und Gustav Kraemer treffen sich zu einer Konferenz über den Bau der Villa. Ferdinand Barchewitz ist seitdem nur noch für die Neben- und Wirtschaftsgebäude zuständig. Spieker erklärt sich bereit, die Pläne Barchewitz' zu überarbeiten. Zusammen mit Johann Eduard Jacobsthal legt er Krupp eine überarbeitete Planung vor. Die Änderungen wie Loggien oder Balkone wurden von Krupp abgelehnt und müssen aus den Plänen gestrichen werden.
01.04.1870 Einstellung von Eduard Schwarz als Bauleiter
15.07.1870 Nach der Fertigstellung der Kellerdecke wird bei der Baupolizei der Antrag für den Bau eines Wohnhauses gestellt.
01.09.1870 Antrag auf Einrichtung einer Gasfabrik
30.11.1870 Fertigstellung des Rohbaues trotz Verzögerungen infolge des Deutsch-Französischen Krieges
17.12.1870 Genehmigung zum Bau einer Gasfabrik durch die Bezirksregierung Düsseldorf
23.12.1870 Infolge heftiger Regenfälle im Herbst sind die Fundamente unterspült, und der Boden unter der südwestlichen Ecke sackt rund 20 cm ab, so daß der Erker vom Gebäude abgerissen wird. Krupp macht den Bauleiter Eduard Schwarz dafür verantwortlich, und die Bauleitung wird an die Baufirma "Funcke & Schürenberg" übertragen.
1871 Errichtung eines Beamtenwohnhauses südlich des Ökonomiehofes
1871 Das Treibhaus wird errichtet.
04.01.1871 Architekt Gustav Kraemer beschwert sich schriftlich über die Absetzung von Eduard Schwarz als Bauleiter. Ihm schließen sich dem etliche leitende Angestellte des kruppschen Baubüros an. Auch der Fertigstellungstermin, den Krupp eigenmächtig auf Oktober 1871 festgelegt hat, wird nicht akzeptiert. Krupp richtet daraufhin ein separates Baubüro für die Baustelle ein und beauftragt Julius Rasch mit der Leitung des Büros. Kraemer ist ab diesem Tag nur noch für die Bautätigkeiten auf dem Werksgelände zuständig, und Schwarz wird Rasch unterstellt.
01.03.1871 Eduard Schwarz, bis Ende 1870 Bauleiter, wird auf seinen Wunsch hin von Krupp entlasssen.
10.1871 Eröffnung einer Privat-Gasanstalt für die Villa Hügel
10.1871 Inbetriebnahme der Gasanstalt für 360.000 cbm/a
1872 Errichtung eines zweiten Beamtenwohnhauses an der Hauptzufahrt
1872 Bau von Blumen-, ein Ananas- und drei Weintreibhäusern sowie einer Orangerie
Mai 1872 Das Verhältnis zwischen Friedrich Krupp und dem Bauleiter Julius Rasch verschlechtert sich, und Krupp setzt sich mit Paul Emanuel Spieker in Verbindung, damit dieser, zusammen mit Johann Eduard Jacobsthal, Rasch fachlich in seine Schranken weisen soll. Auch Rasch wird wie sein Vorgänger E. Schwarz vom Bauherrn mit Rügen und Mahnungen überhäuft.
15.12.1872 Die Uhr der Villa im Zimmer des Portiers wird zur maßgebenden Uhr für den gesamten Konzern. Jeden Morgen um 9.00 Uhr soll der Verantwortliche für die Turmuhr am Wasserturm des Werks telegrapisch benachrichtigt werden, damit diese gestellt werden kann.
1873 Errichtung eines dritten Beamtenwohnhauses nördlich des Ökonomiehofs an der Hauptallee
10.01.1873 Einzug der Familie Krupp in die unter Leitung von Julius Rasch fertiggestellte Villa Hügel.
Sommer 1873 Entlassung von Julius Rasch, der für das Versagen der Niederdruckwarmwasserheizung verantwortlich gemacht wird.
10.12.1874 Inbetriebnahme des Wasserwerks mit drei Pumpen
1880 Das Wasserwerk wird um eine vierte Pumpe erweitert
27.03.1882 Krisensitzung zum Umbau der bisherigen Warmwasserheizung des Hauptgebäudes in eine Warmluftheizung
1886 Die Villa mit einem Telefonanschluß ausgestattet. Kosten einschl. Genehmigung: 500 Goldmark
10.07.1889 Aufstellung einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg, für eine von "Siemens & Halske" installierte Beleuchtungsanlage
1890 In der Gärtnerei entsteht ein Haus für die Lehrlinge
1894 Bau des "Spatzenhauses". Es wird an einem Hang zwischen Schlucht und der Terrassenmauer angelegt und umfaßt unter anderem ein Spielzimmer und eine im bäuerlichen Stil eingerichtete Küche, wo die Krupp-Töchter spielerisch das Hausfrauendasein erlernen sollen.
1895 Im nördlichen Bereich der Anlage wird speziell für die Arbeiter auf dem Gelände die Siedlung Brandenbusch errichtet.
1895 In der Gärtnerei entsteht ein Lorbeerhaus
1897 Die Arbeitersiedlung Brandenbusch wird mit 34 Gebäuden im Stile eines Dorfs mit Wohngebäuden (Doppelhäusern), einem Arbeiterlogierhaus für 24 Personen, einer Dampfwäscherei, einem Spritzenhaus und einer Räucherkammer fertiggestellt.
1897 In der Gärtnerei entsteht ein Küchen- und Wohngebäude
17.12.1897 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg.
1899 Die Kapazität des Akkumulatorhauses mit 1150 Ampere ist erschöpft.
1901 Bau eines neuen Wasserwerks im Wolfsbachtal einer Jahreskapazität von 12.000.000 qbm/a.
1902 Bertha Krupp, die Enkelin des Bauherrn, erbt zusammen mit dem Unternehmen die Villa
1903 Die Orangerie wird durch einen größeren Bau ersetzt.
29.04.1905 Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch Kuhn/Maschinenfabrik Esslingen.
1907 Bei einem Gasverbrauch von 2.000 cbm/d ist die Kapazität der Gasanstalt erschöpft, und man bezieht zusätzlich Gas aus der Fabrik
1911 Die Gasanstalt an der Ruhr wird aufgegeben
1912 Aufstellung einer durch die amerikanische Orgelbaufirma Aeolian Organ Company erbaute Orgel. Der Bau dieses Instruments wurde von Bertha und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach in Auftrag gegeben.
1914 Die Warmluftheizung wird durch eine moderne Dampf-Fernheizung ersetzt.
1914 Einrichtung eines größeren Gewächshauses für Orchideen
1914 Errichtung des zweigesossigen Gästehauses an der südöstlichen Ecke des Werkstatthofes. Es ersetzt das alte Gästehaus (Wohnsitz von Margarethe Krupp). - Später beherbergt das neue Haus die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
04.03.1914 Zu einem Ball werden 588 Personen eingeladen, von denen jedoch nur 386, also rund 2/3, zusagen. - Insbesondere der rheinische Hochadel, Künstler sowie Vertreter von Montankonzernen und Banken machen von den Einladungen keinen Gebrauch, wohlaber Beamte und Militärs.
1926 Die Gasproduktion geht in die Hände der Stadt Essen über
1928 Die von der "Aeolian Organ Company" erbaute Orgel wird durch die Orgelbaumanufaktur "M. Welte & Söhne", Freiburg (Brsg), restauriert und erweitert.
ab 1931 Teile der Stromversorgung werden vom RWE übernommen. Nun werden zwei Netze von jeweils 100 Volt Gleichstrom und 380 Volt Drehstrom betrieben.
1935 Die letzte Beleuchtung wird von Gas auf Elektrizität umgestellt
April 1945 Das Anwesen wird von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und zum Sitz der Alliierten Kohlenkontrollkommission erklärt.
1952 Die Familie Krupp erhält das Anwesen zurück.
1952 Das Wasserwerk im Wolfsbachtal erhält neue Pumpen
1953 Die Familie Krupp stellt ihren Wohnsitz für eine bedeutende Kunstausstellung zur Verfügung.
1983 Die 1983 ins Leben gerufene Kulturstiftung Ruhr veranstaltet seitdem regelmäßig Ausstellungen in der Villa Hügel .




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Industriellen-Wohnsitz 1873 Bezug am 10.01. 1953 seither kulturelle Zwecke  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1889 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 17.12.1897 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn
Dampfmaschine 1905 Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von G. Kuhn




Allgemeines

ZEIT1885
THEMAbetriebseigenes Gaswerk
TEXTDie Villa Hügel des Herrn A. Krupp bei Bredeney besitzt zur Erleuchtung der Privatbesitzung eine Privat-Gasanstalt, welche im Oktober 1871 eröffnet worden ist. Die Jahresproduktion beträgt ca. 360.000 m³. Betrieb mit westfälischen Kohlen von der Zeche Hannover.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 83]


ZEIT1885
THEMAAnlagen des eigenen Gaswerks
TEXT2 Öfen à 8, 2 à 4, l à 2, zusammen 22 Retorten; Kondensator, 6 Rohre mit 550 mm äußeren und 360 mm innerem Durchmesser, 3,1 m hoch; 2 Scrubber, 1,25 m Durchmesser, 3,19 m hoch; l Pelouze-Apparat mit 157 mm Durchgangsöffnung; 4 Reiniger, je 3,14 x 0.94 m und l Nachreiniger, 1,8 x 2,8 m; 2 Gasbehälter mit je 550 m³ Inhalt.
QUELLE[Stat. Mitt. Gasanstalten (1885) 83]