Erdmann Kircheis Blechbearbeitungsmaschinen

Allgemeines

FirmennameErdmann Kircheis Blechbearbeitungsmaschinen
OrtssitzAue (Sachsen)
StraßeErdmann-Kircheis-Str.
Postleitzahl08208
Internet-Seitehttp://www.leonhardt-group.eu
Art des UnternehmensMaschinenfabrik
AnmerkungenFabrikmarke: die Klösterlein-Kirche (1173-1529 Kirche des Augustinerklosters in Zelle), links "E", rechts "K". Gesamtfläche (1900): 17.000 qm. Eisengießerei, Tischlerei, Schreinerei usw. sowie Werkstätten, Lager- und Verwaltungsräume umfaßten 1911 eine Fläche von 22.000 qm; 650 Hilfsmaschinen, 5 Dampfmaschinen, 2 Wasserräder und 2 Wasserturbinen mit zusammen 450 PS. Lage der 1873 gebauten Fabrik: südlich der Klösterlein-Kirche und nördlich des Bahnhofs zwischen Zwickauer Mulde und Bahnkörper, etwa in Höhe des Bahnbetriebswerks / der Überführung der Chemnitzer Strecke. Siehe auch als Person: Carl Erdmann Kircheis. DDR-Zeit: "Blema" mit Betriebsteilen in Lauter,
Sosa, Brethaus im Schwarzwassertal zwischen Aue und Lauter und in der ehemaligen Besteckfabrik "C. F. Hutschenreuter & Co.", Aue. Ab 1997: "Gebrüder Leonhardt GmbH & Co. KG Blema Kircheis Aue".
Quellenangaben[Das Echo (1922) 554] [Anzeiger für Maschinenwesen, 26.07.1938, S. 26] [50 Jahre Kircheiswerk (1911)] [175 Jahre Erdmann Kircheis (2005) = http://www.leonhardt-group.eu]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
15.03.1861 E. Kircheis macht sich als Kleinstunternehmer mit einem Arbeiter selbstständig und produziert mit diesem in einem gemieteten Raum in der Nähe des Marktes zunächst Sickenmaschinen. - Bald kommen weitere Arbeiter hinzu, auch sein jüngerer Bruder tritt in das Unternehmen ein.
21.12.1862 Ausstellung eines Schuldscheins an Erdmann Kircheis mit dem Wortlaut: "Der Handelsmann Heinrich Wilhelm Rögner in Schneeberg hat mir Endesunterzeichneten heute 120 Taler dargeliehen. Ich begebe mich jeder Ausflucht und bekenne den Empfang dieses Geldes, will dasselbe bis zu Jahresfrist wieder bezahlen und mit 5 pro cent jährlich verzinsen. Meine Ehefrau tritt als Selbstschuldnerin mit ein, wir haften Eines für Andern. Dieses alles bekennen wir durch unsere eigenhändigen Unterschriften."
Frühjahr 1863 Erdmann Kircheis kauft eine seit langem bestehende Mühle in der Bahnhofstraße in Aue, die vom Wasser des Mühlgrabens gespeist wird.
1867 Die bei der Industrie- und Gewerbeausstellung in Chemnitz ausgestellten Blechbearbeitungsmaschinen erhalten wegen "guter Konstruktion und Verwendungsfähigkeit" Preise.
1873 Bei der Wiener Weltausstellung erhalten Kircheis' Erzeugnisse mit der Fortschrittsmedaille die höchste Auszeichnung.
1873 Die Maschinenfabrik wird aus Aue auf das Gelände des verfallenen Zeller Hammers nahe der Klösterlein-Kirche verlegt. Die "alte Fabrik" in der Bahnhofstraße bleibt vorerst erhalten.
12./13.08.1875 Erdmann Kircheis macht im Vorfeld der Hauptversammung des "Vereins Deutscher Blecharbeiter" vom 14. August beim sächsischen Ministerium des Innern in eine Eingabe vom den Antrag für die Errichtung einer Fachschule für das Blecharbeitergewerbe in Aue. - In der Antwort aus Dresden heißt es: " ... wird Ihnen hierdurch eröffnet, daß das Ministerium des Innern die Errichtung einer solchen Schule in Aue im Interesse eines Theiles der industriellen
Bevölkerung des Erzgebirges ebenfalls für sehr zweckmäßig und erwünscht erachtet ... und daher zu unterstützen bereit ist." - Kircheis schlägt deshalb der Hauptversammlung Aue als Sitz der Schule vor. Dazu gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen. Die Diskussion über die Kosten der Unterhaltung einer derartigen Bildungseinrichtung
läßt sogar Überlegungen aufkommen, die Fachschule mit einer bestehenden Gewerbeschule zu verbinden.
1876 Kircheis beginnt mit eigenen Versuchen zur Herstellung von Ziehpressen. Es gelingt ihm, nahtlose Blechkörper aus einem Stück zu fertigen.
30.04./28.05.1876 Angesichts der Debatten um die Einrichtung einer Fachschule für das Blecharbeitergewerbe kommt es am 30. April in Leipzig zu einer Zusammenkunft von 56 Klempnermeistern und Fabrikanten. Sie sprechen sich für die Gründung einer selbständigen Fachschule und am 28. Mai für Aue als Standort aus.
28.07.1876 Erdmann Kircheis richtet wegen der Errichtung einer Fachschule für das Blecharbeitergewerbe einen Brief an den Gemeinderat in Aue. Darin heißt es: "Wie bei allen bedeutenden Unternehmungen, sie mögen das Beste anstreben, finden sich auch hier die Elemente des Neides und des Mißtrauens und die von ihnen Beseelten bieten alles Mögliche auf, durch Verleumdung meiner Mitwirkung und Geringschätzung des Städtchens Aue, die Gründung besagter Fachschule an diesem Ort zu vereiteln. So heiß auch der Kampf geworden ist; hoffe ich doch, daß die Parthei für Aue siegreich aus dem selben hervorgehen wird. Am meisten berechtigt mich zu dieser Hoffnung, die Geneigtheit der hohen Stadtregierung für Aue als Ort der Fachschule und das Vertrauen auf den hochlöblichen Stadtgemeinderat und die ganze Bevölkerung meiner lieben Vaterstadt, daß dieselbe dem Unternehmen in seiner richtigen Erkenntnis seiner hohen Bedeutung für den Ort, eine hilfreiche Hand und ein opferfreudiges Herz entgegen bringen wird, indem der hochlöbliche Stadtgemeinderat
einen schönen und gutgelegenen Platz für die Fachschule möglichst unentgeltlich abtritt."
Aug. 1876 Die Stadtverwaltung von Aue reagiert umgehend auf das Gesuch von E. Kircheis vom 29. Juli: Innerhalb eines Monats erteilt sie die Genehmigung zum Bau der Schule für das Blecharbeitergewerbe. Das von Kircheis angedachte Grundstück an der späteren Rudolf-Breitscheid-Straße wird zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. Die Amtshauptmannschaft in Schwarzenberg stimmt dem Unternehmen zu.
25.02.1877 Gründung des "Vereins zur Errichtung und Unterhaltung einer deutschen Fachschule für Blecharbeiter zu Aue in Sachsen", dessen Statuten bereits im Februar durch die sächsische Staatsregierung genehmigt worden waren. Gründer der Fachschule sind Erdmann Kircheis uns E. O. Wilhelmy.
26.05.1877 Grundsteinlegung für die "Deutsche Fachschule für Blecharbeiter zu Aue in Sachsen"
01.10.1877 Eröffnung der Deutschen Fachschule für Blecharbeiter in Aue durch Erdmann Kircheis
1878 Erteilung des Patents Nr. 1810 auf die Verbindung einer Kreisschere mit einem Ovalwerk
1878 Patenterteilung auf die neu entwickelte Ziehpresse
1878 Verleihung der königlich-preußischen Staatsmedaille in Silber
1879 Das Unternehmen erhält auf der Fachausstellung der deutschen Metallindustrie in Nürnberg für einen Großteil seiner 80 Erzeugnisse weitere Auszeichnungen.
1880 Erdmann Kircheis wird vom sächsischen König Albert mit dem Kgl. Sächsischen Albrechtsorden I. Klasse ausgezeichnet
07.07.1880 König Albert von Sachsen stattet der Deutschen Fachschule für Blecharbeiter in Aue einen Besuch ab
1881 Auszeichnung durch die Königlich-Preußische Goldene Staatsmedaille in Altona
1882 Entwicklung der Dosenschließmaschine, für die ein Patent erteilt wird.
1883 Es entsteht eine Abteilung zur Massenfabrikation von Maschinen für Blechumhüllungen.
1884 Einrichtung einer eigenen Gießerei
1886 Die Abteilung für Klempner-Handwerkszeuge wird ausgegliedert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden insgesamt etwa 10.000 Klempnerwerkzeuge und etwa 5.200 Maschinen ausgeliefert.
22.11.1887 Gesuch für die Aufstellung eines Hoffmeister'schen Dampfmotors in der alten Maschinenfabrik in der Bahnhofstraße. Sie soll aus Aushilfe bei kleiner Wasserkraft dienen.
1888 Schaffung einer Unterstützungskasse und einer Fabrik-Krankenkasse
1888 Auszeichnung durch den Königlich-Bayrischen Staatspreis in München
1889 Auszeichnung durch goldene und silberne Medaille in Prag
21.08.1894 Tod von Carl Erdmann Kircheis in Aue. - Er wird auf dem Friedhof in Aue-Zelle begraben. Seine Witwe Louise Pauline, geb. Fischer, (*1840) folgt ihm 1913.
1894 Erdmann Kircheis vererbt die Fabrik seiner Tochter Paula und ihrem Ehemann Wilhellm Röll.
1900 Auszeichnung mit dem Grand Prix auf der Weltausstellung in Paris
1903 Das Vorderhaus der alten Maschinenfabrik in der Bahnhofstraße (als Grünarenhandlung genutzt) wird abgebrochen.
1906 Auszeichnung durch den "Grand Premio" in Mailand
1910 Fertigstellung eines Montagebäudes für Pressen und Scheren mit hohem Mittelschiff und zweigeschossigen Seitenschiffen. Am Giebel zur Mulde hin sind flankierende Ecktürme.
1922 Wilhellm Röll (Schwiegersohn des Gründers) übergibt die Unternehmensleitung seinen Söhnen Wilhelm und Gerhard Röll.
01.01.1922 Das Rittergut Klösterlein wird nach Aue eingemeindet. Die Stadt beschließt, die durch den Gutsbezirk nach dem Kircheiswerk führende Straße Erdmann-Kircheis-Straße zu nennen. Offiziell erhalten nun auch die Fabrikanlagen und das Wohnhaus der Familie Kircheis die postalische Bezeichnung "Kircheiswerk".
1927 Tod von Wilhelm Röll. Sein Bruder Gerhard führt das Unternehmen allein weiter
09.05.1945 Das Kircheiswerk wird unter sowjetische Zwangskontrolle gestellt (Sequesterbetrieb)
1946 Übernahme der Trägerschaft über eine Singegruppe, die im Herbst 1945 namenlos entstanden war und als "Blema-Chor"
weit über die Stadt- und Landkreisgrenzen hinaus bekannt wird.
30.06.1946 Ende der Zeit als SMAD-Sequesterbetrieb. Das Kircheiswerk wird enteignet
01.07.1946 Das enteignete Werk firmiert als "VEB Kircheiswerk"
1947 Neugestaltung der Lehrwerkstatt für 65 Lehrlinge und 7 Lehrmeister. - Mehr als 2000 Lehrlinge werden dort zwischen
1947 und 1989 ausgebildet.
30.06.1948 Umfirmierung aus "VEB Kircheiswerk" in "VEB Nagema (Nahrungs- und Genußmittelverpackungsmaschinen) Aue"
01.01.1951 Umfirmierung aus "VEB Nagema (Nahrungs- und Genußmittelverpackungsmaschinen) Aue" in "VEB Blema Aue" und Zuordnung zur VVB WMW (Werkzeugmaschinen und Werkzeuge)
1953 Gründung einer Betriebsakademie
14.04.1967 Im Brethaus nimmt ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum des Werkes seine Arbeit auf. Die neu entwickelten und
zu kompletten Fertigungsstraßen verketteten Emballagenmaschinen können nur schneller industriell erprobt und auftretende Störstellen ermittelt und abgestellt werden.
1970 Einbindung des "VEB Blema Aue" in das Kombinat Umformtechnik "H. Warnke", Erfurt
01.01.1981 Bildung des "VEB BWA (Blema und Werkzeugbau Aue)"
1990 Umwandlung des Betriebes in eine GmbH unter Verwaltung der Treuhandanstalt Berlin, Lösung des Verbundes mit dem Auer Werkzeugbau, Produktion von Emballagenmaschinen.
1992 Erster Privatisierungsversuch und Gründung der Blema Kircheis GmbH. Entwicklung von Hochleistungsmaschinen, wobei
Erfahrungen aus der Blechemballage genutzt und neue Leistungsbereiche in der Siegeltechnologie erschlossen werden.
1992 Reduzierung der Arbeitskräfte von 1.350 (1990) auf 450
April 1995 Eröffnung der Gesamtvollstreckung
Mitte 1995 Zweiter Privatisierungsversuch: Zusammengehen mit der Firma "Karges-Hammer" in Braunschweig in dem Unternehmensverbund "Topos metalbodyforming GmbH" unter dem Dach der "Topos AG", Zella Mehlis. Die Zahl der Arbeitskräfte verringert sich auf etwa 150.
1996 Der Unternehmensverbund "Topos metalbodyforming GmbH" scheitet, und es erfolgt keine Ãœbernahme durch die "Topos AG", Zella Mehlis. Ein Konkursverwalter wird eingesetzt.
01.01.1997 Die Gebrüder Leonhardt übernehmen mit 34 Mitarbeitern die "Blema Kircheis".
01.05.1997 Offizielle Gründung der "Gebrüder Leonhardt GmbH & Co. KG, Blema Kircheis"
2003 Abbruch der Gießerei




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Blechabkantmaschinen 1938 [Anz f. Masch.-Wes., 26.07.1938] 1938 [Anz f. Masch.-Wes., 26.07.1938]  
Blechbearbeitungsmaschinen 1938 [Anz f. Masch.-Wes., 26.07.1938] 1938 [Anz f. Masch.-Wes., 26.07.1938]  
Blechemballagenmaschinen 1938 [Anz f. Masch.-Wes., 26.07.1938] 1938 [Anz f. Masch.-Wes., 26.07.1938]  
Blechrundbiegemaschinen 1938 [Anz f. Masch.-Wes., 26.07.1938] 1938 [Anz f. Masch.-Wes., 26.07.1938]  
Blechscheren 1922 [Das Echo (1922) 554] 1922 [Das Echo (1922) 554]  
Blechwerkzeuge 1922 [Das Echo (1922) 554] 1922 [Das Echo (1922) 554]  
Pressen 1922 [Das Echo (1922) 554] 1922 [Das Echo (1922) 554]  
vollständige Stanzeinrichtungen 1922 [Das Echo (1922) 554] 1922 [Das Echo (1922) 554]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1887 Ad. Altmann & Comp. Motoren- und Maschinenfabrik




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1861 2 1     Kircheis und 1 Arbeiter
1894 500       Beim Tod von Kircheis
1900 850       über 850
1990 1350        
1992 450       Im Zuge des ersten Privatisierungsversuchs
Mitte 1995 150       Im Zuge des zweiten Privatisierungsversuchs
01.01.1997 34       bei Ãœbernahme durch Gebr. Leonhardt
2005 150        




Allgemeines

ZEIT1911
THEMAWerksbeschreibung
TEXTDiese Maschinenfabrik betreibt, seit ihrer im Jahre 1861 unter ganz bescheidenen Verhältnissen stattgefundenen Gründung, ausschließlich die Fabrikation von Maschinen, Werkzeugen, Schnitten und Stanzen zur Metall-, besonders zur Blechbearbeitung, es ist also eine mehr als 46jährige, wertvolle Erfahrung vorhanden. Die Fabrik besitzt ein großes Konstruktionsbüro, welches auch alle technischen Fortschritte auf dem Gebiete der Industrie verfolgt, eine gut eingerichtete Eisengießerei, Tischlerei, Schleiferei usw.; die gesamten Werkstätten-, Lager und Verwaltungsräume etc. nehmen ca. 22 000 qm Flächenraum ein. Gegen 650 vollkommene Hilfsmaschinen werden von 5 Dampfmaschinen, 2 Wasserrädern und 2 Turbinen von zusammen über 450 Pferdestärken betrieben, auch ist die Fabrikanlage allenthalben elektrisch beleuchtet. Die Fabrikation selbst ist in verschiedene Abteilungen als: solche für Dreh- und Drückbänke, Scheeren, Pressen, Rundmaschinen, Falzmaschinen, Sickenmaschinen, Schnitte und Stanzen, Werkzeuge usw. gesondert und wird deshalb mit besonderen Vorteilen rationell betrieben; es sind fortwährend mehr als 1500 Maschinen im Bau begriffen. Es kann daher wohl behauptet werden, daß das Kircheiswerk die größte und leistungsfähigste Fabrik dieser Spezialbranche ist, deren erstklassige Erzeugnisse in allen zivilisierten Ländern der Welt verbreitet, bekannt und geschätzt sind. Seit dem Bestehen der Fabrik sind die Besitzer derselben bestrebt, nur beste, durchaus solide und tadellose Erzeugnisse zu liefern, dabei aber auch alle Abnehmer so preiswert zu bedienen, als dies bei einem leistungsfähigen und ehrenhaften Geschäfte nur irgend möglich ist. Ein tüchtiges Beamten- und Arbeiterperonal (900) (darunter 90 Jubilare und 26 Dekorierte) ist gewissenhaft darauf bedacht, die Fabrik und die Fabrikate in dem vorzüglichen Rufe zu erhalten, den sie in der ganzen Welt genießen. Die Firma ist auch bemüht, die Schaffensfreude ihrer Angestellten durch humanitäre Einrichtungen zu erhöhen.
QUELLE[Erdmann Kircheis 1861-1911 (1911)] = [175 Jahre Erdmann Kircheis, S. 41]