Königliche Porzellanmanufaktur Berlin

Allgemeines

FirmennameKönigliche Porzellanmanufaktur Berlin
OrtssitzBerlin
OrtsteilCharlottenburg
StraßeLeipziger Str.
Postleitzahl1xxxx
Art des UnternehmensPorzellanfabrik
AnmerkungenAuch eine "Gesundheitsgeschirrmanufaktur" am Spreeufer in Charlottenburg. Vmtl. identisch mit "Staatliche Porzellanmanufaktur". 2003: Ältester noch existierender Gewerbebetrieb in Berlin, im Eigentum der Investitionsbank (IBB) Berlin. 2004: Verkauf an den Preußen-Prinz
Quellenangaben[Bublitz: Kgl. Porzellan-Manufaktur (1913)] [Kennen Sie Schomburg? (1996) 33] [Matschoß: Entw Dampfmaschine I (1908) 163] [FAZ, 13.08.2003. S. 18]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1751 Der Berliner Kaufmann Wilhelm Kaspar Wegely, der das Geheimnis der Masse von einem Arbeiter der Höchster Fabrik gekauft hat, bewirbt sich um die Erlaubnis zur Einrichtung einer Porzellanfabrik in Berlin.
1757 Wilhelm Kaspar Wegely läßt die Porzellanfabrik wieder eingehen. Dazu trägt vmtl. auch das geringe Interesse bei, das Friedrich der Große den Erzeugnissen Wegelys entgegengebracht zu haben scheint.
19.09.1763 Gründung (oder schon 1751?). Der Kaufmann und Bankier Johann Ernst Gotzkowski gründet nach dem Eingang der seit 1750 in Berlin bestandenen Porcellanfabrik von Wegely eine neue Fabrik, welche wenige Jahre später von dem Könige Friedrich dem Großen käuflich erworben wurde. - Die junge Anstalt gelangt bald zu hoher Blüte, welche auch nach dem Tode des Königs bis zum Schluß des Jahrhunderts fortdauert.
1788 Es wird ein Entwurf für die Dampfmaschine in der Kgl. Porzellanmanunfaktur Berlin ausgearbeitet. Man wendet sich an Watt und englische Ingenieure
1791 Watt schreibt wegen der Dampfmaschine in der Kgl. Porzellanmanunfaktur Berlin, daß er die Maschine mit einer Einrichtung zur Zerstörung des Rauchs einrichten werde.
1800 Aufstellung einer in Gleiwitz durch J. Baildon gebauten Dampfmaschine in der Kgl. Porzellanmanufaktur Berlin - der ersten Betriebsmaschine Deutschlands
1814 Johann Gottlieb Schomburg kommt mit Frau und vier Kindern nach Berlin und tritt bei der Gesundheitsgeschirrmanufaktur der KPM als Porzellanmaler ein. Die Manufaktur hat reichlich zu tun, wie der spätere KPM-Direktor Frick in seinen Erinnerungen berichtet: "Als vom Jahre 1802 die Fabrikation der schlechten bemahlten Tabackspfeifenköpfe aus Gesundheitsgeschirrmasse in der Königl. Porzellanmanufaktur unglaublich überhand nahm, wurden [...] ausländische Porzellanmahler aus kleinen sächsischen und thüringischen Porzellanmahlereien, die schlecht aber wohlfeil mahlten, nach Berlin gezogen, und in der Königl. Porzellanmanufaktur zum Bemahlen der Gesundheitsgeschirrtabackspfeifenköpfe verwendet. Viele dieser fremden Gesundheitsgeschirrmahler gefielen sich nicht in der Königl. Porzellanmanufaktur, gingen daher von derselben ab und errichteten kleine Porzellanmahlereien auf eigner Rechnung, und so entstanden in Berlin die ersten Privatporzellanmahlereien."
1818 Betrieb einer "Gesundheitsgeschirrmanufaktur" am Charlottenburger Spreeufer
10.1819 Johann Gottlieb Schomburg arbeitet bis Oktober 1819 als Maler bei der Gesundheitsgeschirrmanufaktur der KPM Berlin.
1824 Die Dampfmaschine der Kgl. Porzellanmanunfaktur Berlin wird nach Breslau zum Wasserheben verkauft.
1832 Carl Schomburg ist für kurze Zeit Maler bei der KPM Berlin.
1865 Schießung der "Gesundheitsgeschirrmanufaktur" in Charlottenburg. Das Stammhaus zieht wegen des Baues von Parlamentsneubauten von der Leipziger Straße an das Charlottenburger Spreeufer
1871 Die Fabrik wird aus Berlin nach der Wegelystraße am Tiergarten verlegt.
1875 Großer Dreherstreik bei der Berliner Porzellan-Manufaktur (BPM, ehemals Schumann)
1876 Mit der Fabrik wird eine chemisch-technische Versuchsanstalt für das gesamte Gebiet der Keramik verbunden.
1878 Erster Rundofen mit überschlagender Flamme in Deutschland bei der Berliner Porzellanmanufaktur
Ende 1870er Die Manufactur nimmt einen neuen Aufschwung. Neue Modelle, farbige Glasuren und neue Dekorationsweisen mit Emaillen für Hartporzellan lassen die gemachten Fortschritte erkennen. Ein neues, dem japanischen ähnliches Porzellan, nach seinem Erfinder Professor Seeger genannt, bietet eine reichere Palette von farbigen Glasuren und Unterglasurfarben, unter denen besonders die durch Kupfer erzeugten Farben sich durch besondere Schönheit auszeichnen.
1943 P. Müller, Selb, wird von der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin gemietet
1957 P. Müller, Selb, wird bis 1959 von der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin gemietet
05.2000 Das Unternehmen steht vor der Zahlungsunfähigkeit. Eine Immobiliengesellschaft kauft das Firmengelände im Bezirk Tiergarten; die Investitionsbank Berlin übernimmt die KPM-Gesellschafteranteile vom Land. Das Sanierungskonzept bringt nicht den erhofften Erfolg.
2002 Die Belegschaftszahl wird seit Mai 2000 von 230 auf 180 reduziert
2002 Der Umsatz bricht um 17 Prozent auf 10,4 Millionen Euro ein
2003 Als Umsatz für 2003 werden 9,5 Millionen erwartet. Man rechnet mit Fehlbeträgen von 1,5 Millionen Euro
09.12.2004 Der Kaufvertrag an Franz Wilhelm Prinz von Preußen, den Urenkel des letzten deutschen Kaisers, wird paraphiert und soll in der kommenden Woche im Senat beraten werden. Dann müssen noch die Investitionsbank Berlin (IBB) (sie ist Eigentümerin der Manufaktur im Auftrag des Senats) den Weg ebnen.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Porzellan 1800 1. Dampfmaschine in Betrieb 1824 1. Dampfmaschine außer Betrieb  
Porzellan 1800 1. Dampfmaschine in Betrieb 1824 1. Dampfmaschine außer Betrieb  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1800 Königliches Hüttenamt Gleiwitz
Dampfmaschine vor 1893 unbekannt




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1893 501 480 21   17 höhere Beamte und 4 Chemiker




Allgemeines

ZEIT1893
THEMABeschreibung
TEXTIn neuerer Zeit hat die Manufaktur die Pâte-sur-Pâte-Malerei mit gutem Erfolge gepflegt (um die Ausarbeitung dieser Technik hat sich der Chemiker, Herr Dr. Pukall, Verdienste erworben) und ein neues dem Marmor ähnliches Biscuitporzellan angefertigt, welches den Untersuchungen des Directors Herrn Dr. Heinecke und des ersten Assistenten Dr. Hecht seine Entstehung verdankt. Neben ihren künstlerischen Bestrebungen pflegt die Fabrik mit besonderer Sorgfalt auch die Herstellung von Artikeln zu chemischem und technischem Gebrauch und kann wohl beanspruchen, in
der technischen Durchführung der ihr auf diesem Gebiete gestellten, oft sehr schwierigen Aufgaben unerreicht zu sein. Namentlich hat sich auch das Material, aus dem diese Gegenstände gefertigt werden, wegen seiner Härte, seiner Feuer- und Säurebeständigkeit einen Weltruf erworben. Auch in der Herstellung außerordentlich großer Stücke leistet
die Manufaktur Hervorragendes: es kommt ihr für diese Zwecke das von dem Direktor, Herrn Dr. Heinecke, ausgearbeitete Verfahren der Herstellung solcher Stücke unter Zuhilfenahme von Druckluft zustatten. Auch der Modell-Meister Schley hat sich um das Formen lebensgroßer Figuren aus einem Stück Verdienste erworben. Es muß ferner hier erwähnt werden, daß die Manufaktur dem Director, Herrn Dr. Heinecke, die Ausarbeitung neuer Emaillen auf Hartporzellan und dem künstlerischen Direktor, Herrn Professor Kips, die Einführung wetterbeständiger Malereien auf Platten aus Weichporzellan verdankt. Endlich ist noch hervorzuheben, daß die Manufaktur zuerst die aus Porzellan gefertigten Lithophanien in den Handel gebracht hat. Die Manufactur steht z.Z. unter der Leitung des ersten Direktors Dr. Albert Heinecke (Chemiker) und des artistischen Direktors Professor Alexander Kips (Maler). Sie liegt an den Wasserstraßen der Spree und des Landwehrkanals, hat dagegen keinen Bahnanschluß. Mit Betriebsmitteln ist sie auf das reichste ausgestattet. Sie besitzt zahlreiche Öfen von zum Teil besonderer Größe, von denen ein Gasofen mit 22 Kammern für kontinuierlichen Brennbetrieb und ein Ofen mit überschlagender Flamme und Feuerungen mit kontinuierlicher Schüttung besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Ihr Verbrauch an Brennmaterial ist naturgemäß ein sehr großer. Er setzt sich zusammen aus 2000 cbm Holz, 3000 t deutschen und 3200 hl englischen Steinkohlen, 426 t Braunkohlen und 1600 hl Koks im Jahr. Das von der Manufaktur verarbeitete Rohmaterial ist der aus den bekannten ärarischen Gruben von Halle stammende Kaolin, ferner Feldspat, Quarz und Kapselton. Aus denselben werden durch geeignete Behandlung die Erzeugnisse der Fabrik: alle Arten Zier- und Gebrauchsgegenstände aus Hart- und Weichporzellan, Geräte aus Hartporzellan zu technischen und chemischen Zwecken, gewisse Arten von Steingut und Chamottewaren im jährlichen Gesammtwert von einer Million Mark hergestellt. Ein großer Teil dieser Produktion
geht ins Ausland, speziell auch nach den Vereinigten Staaten. Die Königlich Preußische Porzellanmanufaktur verfolgt neben ihrer eigenen Entwickelung auch den Zweck, eine Musteranstalt für die in Preußen so reich vertretene Porzellanindustrie zu sein. Aus diesem Grunde verschmäht sie es, irgend eine der aus ihr hervorgehenden Neuerungen unter Patentschutz zu stellen. Für das Wohl ihrer Arbeiter sorgt die Manufactur in ausgiebigster Weise. Sie besitzt 52 Arbeiterwohnungen, eine Arbeiter-Speiseanstalt, eine Arbeiter-Badeanstalt, Bibliothek, eine Arbeiter-Versorgungs- und eine Sterbekasse. Ihre Angestellten erhalten auf Staatskosten Zeichenunterricht in der Anstalt oder den Zulaß zu der Unterrichtsanstalt des Königl. Kunstgewerbemuseums oder der Königl. Kunstschule. Die Königl. Preußische Porzellanmanufaktur ist auf allen Ausstellungen, welche sie beschickte, durch die Erteilung von Preisen ausgezeichnet worden.
QUELLE[Führer durch die Ausstellung der chemischen Industrie Deutschlands (1893) 109]