Breitenburger Portland-Zementfabrik

Allgemeines

FirmennameBreitenburger Portland-Zementfabrik
OrtssitzLĂ€gerdorf (Holst)
Postleitzahl25566
Art des UnternehmensZementfabrik
AnmerkungenÜbernahm bald nach 1905 die "Holsteinische Portland-Cement-Fabrik G.m.b.H." (s.d.). Ab 1972 zusammengschlossen mit den "Alsen'sche Portland-Cement-Fabriken" zu "Alsen-Breitenburg".
Quellenangaben[MAN-Dampfmaschinenliste (1889)] [Holcim: Geschichte mit Zukunft (2012)]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1884 Zehn norddeutsche Kaufleute grĂŒnden die Fabrik mit Sitz in Hamburg. - Einer der zehn, Ludwig Heinrich Kahl, hat bereits im Vorjahr einen Pachtvertrag fĂŒr 50 Jahre mit Graf Kuno zu Rantzau ĂŒber LĂ€nde reien im Schinkeler Holz abgeschlossen, auf denen er Brennöfen, ein SchlĂ€mmereigebĂ€ude, ein Wohnhaus und Fundamente fĂŒr das Maschinen- und Kesselhaus errichtet. Diesen Besitz bringt er bei der GrĂŒndung der Breitenburger ein. Der Pachtvertrag regelt die Konditionen der Kreideentnahme und die Nutzung des Schifffahrtkanals.
12.1884 Einrichtung einer eigenen Betriebskrankenkasse
1892 Carl Seumenicht wird technischer Vorstand. Er modernisiert und erweitert die Werke.
1892 Kauf der "Ehlers'schen Ziegelei" mit Tonland am Schinkel und TongelĂ€nde in Edendorf. Kurz darauf wird der Hof Muldsberg bei Mehlbek mit 70 Hektar GrĂ¶ĂŸe gekauft. Damit ist auch bei der Breitenburger der Rohstoff Ton auf viele Jahre gesichert.
1898/99 Breitenburger baut neue Schachtöfen fĂŒr ein kontinuierliches Brennverfahren nach dem "System Dietzsch".
1898/99 Durch Erweiterungsbauten wird die jĂ€hrliche KapazitĂ€t auf 68.000 Tonnen erhöht. Außerdem werden die Schachtöfen nach
dem "System Dietzsch" fĂŒr kontinuierliches Brennverfahren gebaut.
um 1900 FĂŒr die zugezogenen ArbeitskrĂ€fte werden bis zur Jahrhundertwende neue UnterkĂŒnfte ? 19 WohnhĂ€user fĂŒr Arbeiterfamilien und "Arbeiterkasernen" fĂŒr rund 100 unverheiratete Arbeiter ? gebaut. Der Export gewinnt an Bedeutung. Besonders hĂ€ufig wird in dieser Zeit die deutsche Kolonie Kamerun in Zentralafrika angesteuert.
1909/10 Der Kreideabbau wird von Hand- auf Dampfbaggerbetrieb umgestellt, und Seilbahnen transportieren Kreide, Ton und Kohle. Die ersten Drehöfen (Ofen 1 und 2) mit je 50 Metern LÀnge und 200 Tonnen Tagesleistung werden gebaut. In LÀgerdorf nennt man die neuen baugleichen Schornsteine "Max" und "Moritz".
April 1909 Der siebenwöchige Generalstreik der LÀgerdorfer Zementarbeiter beginnt. In dessen Mittelpunkt stehen neben Lohnforderungen auch mehr Mitspracherechte. Bestreikt werden die Werke der Breitenburger und der Holsteinischen.
1910 Die beiden ersten Drehrohröfen aus deutscher Produktion werden in Betrieb genommen, die bis 1929 nach und nach die alten Schachtöfen ablösen.
1920 In Hamburg bezieht die Verwaltung der "Breitenburger Portland-Zementfabrik" am Rathausmarkt neue BĂŒrorĂ€ume.
1922 Wochenlanger Streik
1923 Das Unternehmen macht einen Reingewinn von 35.275.936.103.876.476,00 Mark = 35 Billiarden Mark.
Mai 1923 Auf der Generalversammlung sind nach erfolgreichen Streiks im Jahr 1922 erstmals zwei Mitglieder des Betriebsrates im Aufsichtsrat vertreten.
Ende 1924 Mit rund 110.000 Tonnen werden 50 Prozent des Absatzes vor dem Weltkrieg erreicht.
1928 Das Unternehmen steigt schrittweise von HolzfÀssern und JutesÀcken auf PapiersÀcke um.
1932 Es werden nur 44.402 Tonnen Zement verkauft ? der Tiefpunkt nach dem "Schwarzen Freitag".
1937/38 Ein neuer Zementofen (Drehrohrofen Nr. 3, 80 Meter LĂ€nge und 320 Tonnen Tagesleistung) wird gebaut.
1937 Umstellung der Zementlogistik zunehmend auf Lastkraftwagen
1937 Das Werk, das sich zuvor ĂŒber Eigenerzeugung selbst mit elektrischer Energie versorgt hatte, wird an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.
1938 Umstellung der Verpackung von HolzfĂ€ssern auf PapiersĂ€cke auf fĂŒr den Export
1939 Die jÀhrliche Produktionsmenge betrÀgt 223.000 Tonnen Zement
Mai 1942 Das Unternehmen muß laut Anordnung des Landeswirtschaftamtes in Kiel sein Werk stilllegen. Es soll sich aber jederzeit zur Wiederaufnahme der Produktion bereithalten. Das Werk muss folglich mit Hilfe von einigen Arbeitern instand gehalten werden. Dieses verursacht Kosten, denen aber keine Einnahmen gegenĂŒberstehen. Die Kosten werden grĂ¶ĂŸtenteils durch außerordentliche ErtrĂ€ge gedeckt.
1943 Der Betrieb wird zur Reservefabrik erklÀrt. Ihm werden mit dem Argument der Staatsdienlichkeit Maschinen und weitere Werkzeuge entzogen.
1943 Erteilung der Erlaubnis zur Produktion
1944 Die Breitenburger Hauptverwaltung in Hamburg wird vollkommen zerstört. Hierbei gehen zwar einige Akten verloren, durch die rege Korrespondenz mit dem Werk in LĂ€gerdorf stehen hier weiterhin sehr viele Informationen zur VerfĂŒgung. - Das Werk in LĂ€gerdorf bleibt von KriegsschĂ€den gĂ€nzlich verschont. Die vorhandenen Anlagen sind bei Kriegsende funktionsfĂ€hig, wenn auch veraltet.
MĂ€rz 1944 Die Produktion wird wieder aufgenommen. Sie soll vorrangig Zement fĂŒr den Wohnungsbau in Hamburg liefern. Hierzu werden der Breitenburger alle notwendigen Mittel wie Kohle, Treibstoff, Transportmittel und auch ArbeitskrĂ€fte zur VerfĂŒgung gestellt.
09.1944 - 02.1945 Von September 1944 bis Februar 1945 sind mindestens 45 italienische Zwangsarbeiter beschÀftigt, die im Gemeinschaftslager Sandweg (Baracken auf Holstein) untergebracht sind.
Okt. 1945 Wiederaufnahme der Produktion 100 Arbeitern und drei Öfen
ca. Okt. 1945 Friedrich Wilhelm Sicks wird Vorstandsvorsitzender.
1946 Der Absatz hÀngt nach den Kriegsjahren allein von der Kohlekontingentierung ab, betrÀgt 1946 aber immerhin 95.000 Tonnen
1949/52 Es werden drei Öfen fertiggestellt.
1955 FĂŒr alle Öfen werden schrittweise Elektrofilteranlagen gebaut.
1957 Als letzte Großanlage wird im Altwerk LĂ€gerdorf der Ofen 8 mit 700 Tonnen Tagesleistung errichtet.
1957 Der Absatz betrÀgt 622.000 t
1961 Errichtung eines neuen LaborgebÀudes, der spÀteren Verwaltung.
1961 Es wird eine moderne große Zement-Siloanlage fĂŒr zwölf Sorten und mit einer LagerkapazitĂ€t von 18.000 Tonnen in Betrieb genommen. Sie gehört zu den grĂ¶ĂŸten Anlagen in Deutschland.
April 1952 Dr. h. c. Max Schmidheiny besucht erstmalig das Werk
Herbst 1952 Es beginnt eine enge Zusammenarbeit von Breitenburger mit anderen Zementbeteiligungen von Max Schmidheiny im Bereich Forschung und Technik, wobei auch die entsprechende Eingliederung in die Schweizer Gruppe festgelegt wird.
1963 Zusammen mit der Firma Polysius wird das Halbtrockenverfahren fĂŒr die Branntkalkherstellung entwickelt, das zu
einer Energieeinsparung von ĂŒber 50 Prozent fĂŒhrt.
1963 In der Zementverfahrenstechnik wird das Halbnassverfahren fĂŒr die Rohstoffe Kreide und Ton entwickelt. Der Zementrohschlamm wird in mechanischen Filterpressen auf 21 Prozent Restfeuchte entwĂ€ssert und als sogenannter Filterkuchen dem Lepolofensystem (RostvorwĂ€rmerofens) aufgegeben. Hier liegt die Einsparung thermischer Energie bei 40 Prozent.
1963 Die schweizerische Schmidheiny-Gruppe erwirbt einen maßgeblichen Anteil an der Breitenburger.
1965 Unter der FĂŒhrung von Friedrich Wilhelm Sicks werden in der Rethwischer Marsch neue GrundstĂŒcke erschlossen. Hier werden der Ofen 9 mit 90 Metern LĂ€nge und einer Tagesleistung von 1.200 Tonnen Zementklinker und die Nebenanlagen
(SchlÀmmerei, Filtration) gebaut.
1965 Auf dem WerksgelĂ€nde wird von der Firma "Fertigmischbeton" ein Frischbetonwerk errichtet. An dem Unternehmen hĂ€lt die "Holsteinische Portland-Cement-Fabrik" einen Minderheitsanteil. Der Zement wird von der Breitenburger/Holsteinischen per Rohrleitung direkt in die Silos der Mischanlage geblasen. - Diese Anlage ist bis 1974 in Betrieb und liefert auch den Beton fĂŒr die Baustelle Ofen 9.
1966 Inberiebnahme des Ofens 9 in der Rethwischer Marsch
1966 Die 1916 vollgelaufene Grube Saturn wird erneut als Abbaugebiet erschlossen. HierfĂŒr wird der ehemalige Badesee abgepumpt. Die Grube wird ĂŒber eine 2,5 Kilometer lange Förderbandtrasse an das Werk LĂ€gerdorf angebunden.
1966 Wettbewerber Alsen ist seither mit 25 Prozent an der Breitenburger beteiligt.
1968 In der Grube Saturn geht ein riesiger Eimerkettenbagger mit 36 Metern Schnitttiefe in Betrieb.
1968 Breitenburger kauft einen Anteil von 25 Prozent an der "Nordcement AG" in Hannover
1970 Die BrĂŒder Max und Ernst jr. Schmidheiny fassen ihre weltweiten Zementbeteiligungen kĂŒnftig in der Holding "Holderbank" zusammen. Die zuvor von Max Schmidheiny gehaltenen norddeutschen Beteiligungen (Breitenburger, Nordcement, Hemmoor) an die "Holderbank FinanciĂšre Glarus AG" ĂŒbertragen.
FrĂŒhj. 1970 Im Zusammenhang mit den Schmidheiny-Beteiligungen gibt die Breitenburger im ihre Beteiligungen an "Nordcement" wieder ab.
1972 Bei Alsen und der Breitenburger, den jahrzehnte langen Konkurrenten, laufen seit 1971 die Vorbereitungen fĂŒr den Zusammenschluss beider Unternehmen. FĂŒr die Mitarbeiter ist diese Kooperation in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung. FĂŒr beide Unternehmen ist dieser Schritt wichtig. Die Installation der neuen, sehr leistungsstarken Drehöfen ist risikoreich und sehr teuer. Sie ist aber auch notwendig, um im Markt konkurrenzfĂ€hig zu bleiben. So zeigen die beiden ehemaligen Konkurrenten Weitsicht und vereinbaren den Zusammenschluss beider Firmen.




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Zement 1889 [MAN-Dampfmaschinenliste] 1889 [MAN-Dampfmaschinenliste]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1889 Maschinenfabrik Augsburg AG




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1939 300       rd. 300
1957 720        




Firmen-Änderungen, ZusammenschĂŒsse, Teilungen, Beteiligungen


Zeit = 1: Zeitpunkt unbekannt

Zeit Bezug Abfolge andere Firma Kommentar
1905 Anschluß (Namensverlust) zuvor Holsteinische Portland-Cement-Fabrik G.m.b.H. um 1905/06
1972 Zusammenschluß, neuer Name zuvor Alsen'sche Portland-Cement-Fabriken zur "Alsen-Breitenburg"