A. J. Rothschild Söhne, Mechanische Weberei

Allgemeines

FirmennameA. J. Rothschild Söhne, Mechanische Weberei
OrtssitzStadtoldendorf
Postleitzahl37627
Art des UnternehmensWeberei
Quellenangaben[MAN-Dampfmaschinenliste (1893)] [Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 59]




Unternehmensgeschichte

Zeit Ereignis
1832 Gründung. Zu dieser Zeit noch verlagsmäßig betrieben, beschäftigt es etwa 300 Garnspinner und Handweber in den benachbarten Ortschaften, kauft dazu von den Bauern der Umgegend die über den eigenen Bedarf hinaus erzeugte
Leinwand und verkauft das fertige Produkt von Stadtoldendorf und von einer Filiale in Köln aus.
1872 Als allmählich die Ansprüche, die die Käufer an Qualität und Ansehen der Ware stellen, größer werden und da man die
Weberei bereits an vielen Stellen mechanisch betrieb, beginnt man zuerst die Garne mechanisch zu spinnen; später sieht sich dann die Firma, deren Geschäft inzwischen auf die Söhne des früheren Besitzers übergegangen war, schon um der Konkurrenz willen gezwungen, zur Errichtung einer mechanischen Weberei überzugehen. Diese Umwandlung, die 1872 vorgenommen wird, vollzieht sich nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten, die hauptsächlich darin liegen, daß die in der Behandlung des mechanischen Stuhles gänzlich ungeübten Leute erst für die notwendigen Verrichtungen zum
Weben, Spulen, Zetteln usw. angelernt werden müssen. Diese mühselige Arbeit ist um so zeitraubender, als die Arbeiter selbst sich anfangs mit der neuen Einrichtung keineswegs befreunden können.
1878 Werkserweiterung
1884 Zweite Werkserweiterung
1892 Dritte Werkserweiterung
1897 Vierte Werkserweiterung




Produkte

Produkt ab Bem. bis Bem. Kommentar
Jutegewebe 1899 [Bettgenhäuser] 1899 [Bettgenhäuser]  
Leinengewebe 1872 Beginn des Fabrikbetriebs 1893 [MAN-Dampfmaschinenliste]  




Betriebene Dampfmaschinen

Bezeichnung Bauzeit Hersteller
Dampfmaschine 1893 Maschinenfabrik Augsburg AG
Dampfmaschine um 1872 unbekannt




Maschinelle Ausstattung

Zeit Objekt Anz. Betriebsteil Hersteller Kennwert Wert [...] Beschreibung Verwendung
1899 Dampfmaschinen 8   unbekannt Gesamtleistung 750 PS    
1899 Elektromotoren 4   unbekannt         keine Daten bekannt




Personal

Zeit gesamt Arbeiter Angest. Lehrl. Kommentar
1872 89 86 3   80 - 90 männlichen und weiblichen Arbeitern, 1 Obermeister, 2 Untermeister, 1 Maschinist




Produktionszahlen

von bis Produkt im Jahr am Tag Einheit
1872 1873 Leinen 400000   m




Allgemeines

ZEIT1899
THEMAEntwicklung
TEXTDas Geschäft besteht seit etwa 1832; damals noch verlagsmäßig betrieben, beschäftigte es etwa 300 Garnspinner und Handweber in den benachbarten Ortschaften, kaufte dazu von den Bauern der Umgegend die über den eigenen Bedarf hinaus erzeugte Leinwand und verkaufte das fertige Produkt von Stadtoldendorf und von einer Filiale in Köln aus.
Als dann allmählich die Ansprüche, die die Käufer an Qualität und Ansehen der Waare stellten, größer wurden, und man die Weberei bereits an vielen Stellen mechanisch betrieb, begann sie zuerst die Garne mechanisch zu spinnen; später sah sich dann die Firma A. J. Rothschild, deren Geschäft inzwischen auf die Söhne des früheren Besitzers übergegangen war, schon um der Konkurrenz willen gezwungen, zur Errichtung einer mechanischen Weberei überzugehen.
Diese Umwandlung, die 1872 vorgenommen wurde, vollzog sich nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten, die hauptsächlich darin lagen, dass die in der Behandlung des mechanischen Stuhles gänzlich ungeübten Leute erst für die notwendigen Verrichtungen, als Weben, Spulen, Zetteln u. s. w. angelernt werden mußten. Diese mühselige Arbeit war um so zeitraubender, als die Arbeiter selbst sich Anfangs mit der neuen Einrichtung keineswegs befreunden konnten. Da die damals sehr blühende Steinbruchs-Industrie gerade in dieser Zeit ausserordentlich hohe Löhne zahlte, wurden viele
bereits angelernte Leute veranlasst, die Beschäftigung in der Weberei wieder aufzugeben. Aber allmählich wurden diese
Schwierigkeiten überwunden, die geschickter gewordenen Leute verdienten ausreichend, und die Produktion wurde rentabler.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 59]


ZEIT1899
THEMAProduktion
TEXTIn der ersten Zeit wurden weiße Leinen, Halbleinen, Farbleinen, Gebildsachen, Drelle, Strohsackleinen und verwandte Artikel in mittelschweren Qualitäten erzeugt. Dabei lehnte sich anfangs die mechanische Weberei an die frühere Handweberei insofern an, als sie, um den früheren Kundenkreis zu behalten, möglichst die alten Qualitäten herzustellen suchte. Man begann den Betrieb mit 60 mechanischen Stühlen nebst den erforderlichen Hilfsmaschinen
für Spulen, Zetteln, Schlichten etc. und mit einem Arbeitspersonal von 80 bis 90 männlichen und weiblichen Arbeitern,
1 Obermeister, 2 Untermeistern und 1 Maschinisten. In den ersten Jahren wurden 400.000 bis 500.000 m Leinen
hergestellt, für die im Inlande Absatz gefunden wurde. Nachdem die ersten Gründungsschwierigkeiten überwunden
waren, entwickelte sich das Unternehmen stetig fort. Man führte neue Specialitäten ein und verarbeitete außer Leinen- auch Jute- und Baumwollgarne. Durch Anlage der Appretur-Anstalt, Färberei und Bleicherei sowie einer eigenen Schlosserei wurde die Fabrik leistungsfähiger gemacht. Wenn ihre Erzeugnisse Anfangs nur im Inlande Beachtung fanden, so schaffte sie sich bald auch im Auslande einen stets grösser werdenden Markt.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 59]


ZEIT1898
THEMAArbeiterverhältnisse
TEXTDie Arbeitszeit in der Fabrik ist 1899 eine zehnstündige (früher elfstündige). Die Arbeitslöhne sind seit 1872 bedeutend gestiegen. Je nach der Art der Beschäftigung: Tagelohn Männer: 1,75 Mark (1872) bzw. 2,40 Mark (1898); Tagelohn Frauen: 1,00 Mark (1872) bzw. 1,40 Mark (1898), Tagelohn Jugendliche: 0,60 Mark (1872) bzw. 0,90 Mark (1898). Es wird nach Tagelohn oder akkordweise gearbeitet: Weber, Spuler, Zetteler, Bäumer arbeiten im Akkord; dagegen Appreteure, Färber, Bleicher, MangIer, überhaupt die bei der Veredelung und bei der Aufmachung und Packung beschäftigten Arbeiter im Tagelohn. Für die Wohlfahrt ihrer Arbeitnehmer hat die Fabrikleitung außer durch Errichtung einer eigenen Fabrik-Krankenkasse, sowie durch eine Stiftung von 40.000 Mk., aus deren Zinsen hilfsbedürftige Arbeiter Unterstützung finden, durch Einrichtung von Arbeiterwohnungen und Speisesälen gesorgt. Auch wird den Arbeitern der Einkauf von Lebensmitteln zum Engrospreise ermöglicht
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 61]


ZEIT1898
THEMAAbsatz
TEXTDas Absatzgebiet für die Erzeugnisse der Fabrik hat sich immer mehr vergrößert und wie bereits erwähnt wurde, auch
auf das Ausland ausgedehnt. Etwa 30 Prozent aller Fabrikate werden exportiert. An größeren Plätzen im Inlande und
Auslande sind Vertreter angestellt; es wird nur mit Grossisten, Exporteuren und Fabrikanten gearbeitet. Der Export wäre noch einer bedeutenden Erweiterung fähig, wenn für solche Fabrikate, welche aus ausländischem Material hergestellt werden, sobald sie zum Export gelangen, der verauslagte Zoll zurückerstattet würde. So förderlich die in 1879 eingetretene Zollerhöhung für Gewebe der Flachs- und Jute-Industrie, trotz der durch sie bewirkten, über
den Bedarf hinausgehenden Neugründungen und Vergrößerungen bereits bestehender Etablissements und der hierdurch hervorgerufenen Überproduktion, im Ganzen war, so sehr hat die Erhöhung des Zolles auf Halbfabrikate - Garne - das Exportgeschäft erschwert. Die Webereien anderer Länder, welche die erforderlichen Gespinnste selbst erzeugen, Oesterreich, Belgien und England, arbeiten in dieser Beziehung unter wesentlich günstigeren Verhältnissen als die deutschen Fabriken.
QUELLE[Bettgenhäuser: Industrieen des Hzgt. Braunschweig I (1899) 61]